Zitat von
baz
Gern.
Das war eigentlich ganz einfach gemeint. Um beim Sinnbild des Schusters zu bleiben: nur der zahlende Kunde hat ein Anrecht auf für ihn massgeschneiderte Schuhe.
Für mich als Comickünstler bedeutet es: solange ich keine Auftragsarbeit nach gegenwärtigem Wirtschaftsverständnis leiste, also für das, was ich tue, von Kunden/Publikum/Verleger *angemessen* bezahlt werde, habe ich keinerlei Verpflichtung, "Märkte" zu bedienen, sondern kann mich vollständiger künstlerischer Freiheit hingeben. Ehrlich gesagt tendiere ich dazu, zu glauben, dass das dem Resultat meiner Arbeit guttun wird. Ich bin froh, mich vor geraumer Zeit erstmal von allem Erwartungsdruck befreit zu haben ... erst seitdem "flutscht" es (ich könnte mir vorstellen, dass das auch anderen Comicschaffenden so geht, weiss es aber nicht).
Ich glaube auch nicht, dass so eine "marktferne" Motivation und Arbeitsweise automatisch Ergebnisse liefern muss, die dann am Markt vorbeigehen. Im Gegenteil, sie erlaubt Experimente, Erzähltechniken und Handlungsbögen, vor denen jeder "Marktrealist" zurückschrecken würde, die dann vom Publikum aber regelrecht aufgesaugt werden, als hätte es schon seit Jahren drauf gewartet, dass sich endlich mal jemand traut.
Auch hierfür gibt es prominente Beispiele: PJ's drei Herr-der-Ringe-Filme waren, jeder für sich, ein monströser Verstoss gegen alle Markterfahrungen, allein durch ihre Überlänge (nach meinem Wissen gängiges Hollywood-Dogma: länger als eindreiviertel Stunden ist nicht mehr publikums-/familientauglich ...). Trotzdem hat es funktioniert, weil ein paar Verrückte gegen alle Wiwis Flagge gezeigt haben.
Lesezeichen