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    Noch so ein Flagellant!

    Habe ich nicht gestern an die Moskauer Schauprozesse erinnert? Seeßlens erster Satz ist bereits ein Schuldbekenntnis.

    "Ich bin ein Rassist, … weil ich in einer Gesellschaft lebe, in der immer noch struktureller Rassismus parallel zur sozialen Ungerechtigkeit verläuft, und in der jemand mit heller Hautfarbe, ob er oder sie es will oder nicht, Privilegien erfährt oder wenigstens Gefährdungen und Benachteiligungen vermeiden kann."

    Und weiter unten:
    "Nicht rassistisch zu sein, in einer Gesellschaft, die immer noch rassistisch geprägt ist, die immer noch nicht mit ihrem rassistischen Erbe umzugehen gelernt hat, ist unmöglich."

    Das ist doch mal ein ziemlich pauschaler Vorwurf.
    Also, wenn Herr Seeßlen der Meinung ist, er sei ein Rassist, gerne. Ich bin’s nicht.
    Ich halte den Glauben an Kollektivschuld für überholt. Für mich gibt’s nur individuelle Schuld.
    Mal überspitzt gesagt, trifft nach dieser Logik Sophie Scholl ebenso viel Schuld am Antisemitismus des Dritten Reiches wie jeden überzeugten Nazi.

    Herr Seeßlen propagiert in seinem Text die moderne Art der Sippenhaft, white shaming oder white guilt.
    Nach ihm sind wir schuld an Strukturen, in die wir hineingeboren, die wir aber nicht geschaffen haben. Völlig egal, ob wir selbst über gewisse Vorurteile hinausgekommen sind.

    Welche rassistischen Strukturen meint er überhaupt? Struktur heißt im System angelegt. Juristisch aber gilt in diesem Land der Gleichheitsgrundsatz.
    Glaubt er, dass wir Rassisten sind, weil wir als Angehörige einer Mehrheitsgesellschaft gewisse "Privilegien" haben? Dann sollte er mal ein bisschen in der Welt rumkommen. Jeder Angehörige einer Mehrheitsgesellschaft, ob die nun in Gabun oder Saudi-Arabien zuhause ist, hat in SEINER Mehrheitsgesellschaft "Privilegien".
    Das ist normal.
    Nicht, dass ich da hinwollte, aber als deutscher Atheist ist mir der Weg nach Mekka wohl eher versperrt.


    Seeßlens dritten Säuberungsansatz, denn um einen solchen handelt es sich, finde ich interessant, ich nenne ihn mal den der Bilderstürmer.
    Zur Beseitigung des Rassismus schlägt er vor: "Wir nehmen eine selektive Bearbeitung vor. Öffentliche Ehrungen fragwürdiger Personen durch Denkmäler … werden nicht mehr akzeptiert. Dem normalen kulturellen Erbe ist man nicht mehr in der Öffentlichkeit ausgesetzt."

    Also aktuell wird wohl kaum jemand einer rassistischen Figur ein Denkmal errichten können, so das überhaupt jemand wollte.
    Der Rest ist Denkmalstürmerei, wie im Rahmen der Black Lives Matter-Bewegung so populär.

    Wenn man dem "normalen kulturellen Erbe" in der Öffentlichkeit nicht mehr ausgesetzt sein soll (offensichtlich ist das für einige völlig unerträglich), dann heißt das mindestens Entfernung.

    Es gibt dazu eine schön beißende Satire im Spectator, in dem sich der Autor bei den Taliban dafür entschuldigt, dass der Westen ihnen vorwarf, dass sie die Buddha-Statuen von Bamiyan 2001 in die Luft gesprengt haben, weil diese Glaubenskrieger deren Anblick unerträglich fanden.
    In diesem Sinne habe ich einen Vorschlag an die anderen Glaubenskrieger.
    Wenn wir wirklich niemandem zumuten wollen, Denkmäler historisch nunmehr befleckter Personen ansehen zu müssen, sollte es Herr Seeßlen den Taliban nachmachen und die hier in die Luft jagen.
    Kommt schon, zumindest zwei. Jefferson und Washington waren Sklavenhalter.

    Vielleicht ist es aber auch barbarisch, seine eigene Vergangenheit zu pulverisieren.
    Geändert von felix da cat (06.08.2020 um 12:49 Uhr)

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