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Thema: Comic - Stammtisch: Lucky Luke - Die Daltons und der Psycho-Doc

  1. #26
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    "Druckfehler" war nachlässig formuliert. Hab' natürlich nicht den Drucker in Verdacht gehabt.

    die als die Besten seit dem Tod des früheren Autoren Rene Goscinny gelten
    Ist natürlich eine fragwürdige Aussage, insbesondere, wenn sie lexikalisch verwendet wird. Ich kann mich erinnern, dass mir "Daily Star" von Morris/Fauche+Léturgie von den späteren Alben besonders gut gefallen hat.

  2. #27
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    Bei Amazon.de findet sich eine ausführliche Kundenrezension zum hiesigen Album:

    http://www.amazon.de/Lucky-Luke-Bd-D...1946863&sr=1-1

    Kaum betritt er einen Raum, gestehen die Anwesenden ihre geheimsten Kindheitsträume und -missetaten und bestätigen Himbeergeists Hypothese. Allerdings leiert dieser Gag mit der Zeit etwas aus, mangels witziger Variantionen verläuft er stets nach demselben Muster.
    Das kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen. Der Säufer wird sukzessive zum Missionar, der Bankdirektor zum Hobo, der zornige Professor Applewater zum Kindskopf, wir erfahren Neues von den Verhältnissen bei den Familien Dalton und Rantanplan ...
    Geändert von Kaschi (14.01.2009 um 15:44 Uhr)

  3. #28
    Freiwillig ausgetreten Avatar von Brisanzbremse
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    Zitat Zitat von PhoneyBone Beitrag anzeigen
    Ausserdem übernahm Lo das Szenario von Bob de Groot nachdem er die Arbeit von Bob schrecklich fand (Einarmiger Bandit; 1981) und Morris überzeugen konnte, dass er es viel besser machen kann.
    Interessant, ich finde den "Einarmigen Banditen" nicht annähernd so grauenhaft wie "Jagd nach dem Phantom" von Van Banda.

  4. #29
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    In der Tat: Der einarmige Bandit, Fingers und Die Daltons auf Schatzsuche sind mir aus der Nach-Goscinny-Ära auch am besten in Erinnerung... - hat aber jetzt nicht wirklich was mittem Thema zu tun...
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  5. #30
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    Stellen deutschsprachige Psychologen bzw. Psychiater á la Prof. Himbeergeist eigentlich eine Stereotype der US-Unterhaltung dar? Ich meine, entsprechende Charaktere schon zwei-, dreimal in US-Serien gesehen zu haben.

  6. #31
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    die als die Besten seit dem Tod des früheren Autoren Rene Goscinny gelten
    Ist natürlich eine fragwürdige Aussage
    Vor allem sprachlich. Erstens heißt es "des Autors", zweitens war der Tod des früheren Autors auch nicht so toll.

  7. #32
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    Ich möchte ein wenig auf die Leistung der Übersetzerin zu sprechen kommen.
    Eine besonders gelungene Stelle, die mir erst jetzt beim neuerlichen Lesen aufgefallen ist: Himbeergeist bestellt im Saloon "Ein Kracherl, bitte schön!", worauf der Trunkenbold entgegnet "Was soll das heißen?". Im nächsten Bild sagt er dann: "Wenn wir hier Durst haben, trinken wir einen aus Tennessee."
    Dieses "Was soll das heißen" hat mich etwas verblüfft, bis ich dahinter gekommen bin, dass das zweierlei Bedeutung hat:
    1. Was erlaubt sich der, etwas anderes als Whisky zu bestellen.
    2. Was soll ein Kracherl sein?
    Hier hat also Frau Penndorf - ihre süddeutsche Herkunft verwendend - wunderbar mit der Zweideutigkeit diese Satzes gespielt.
    Große Klasse!

    Kracherl = Limo (neben dem Säufer haben das sicher viele Leser nicht gewusst und wohl ignoriert)

  8. #33
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    Zitat von Kaschi:
    Sobald Du das gemacht hast, kriegst Du auch den Fettrand vom Steak!
    Keine Ahnung, was Prof. von Himbeergeist dazu sagen würde, aber ich will weder Fettrand noch Steak: bin Vegetarier ... möglicherweise ein Kindheitstrauma ...

    So ... hab mal ein bisschen mehr getan als nur durchzublättern. Auch wenn ich das Teil bestimmt schon drei mal gelesen habe, ist man doch nicht mehr ganz so firm hinsichtlich der Details, zumindest, wenn das dritte Mal bereits geraume Zeit zurückliegt ...

    Da ich nur noch die Gesamtausgabe zur Hand (verkaufe das alte Zeugs immer ganz unnostalgisch, wenn ich 'ne schönere GA präsentiert bekomme) und das hierin zu findende Vorwort natürlich gleich mit gelesen habe, komme ich umgehend auf einen Punkt zu sprechen, den ich eigentlich erst gegen Ende der Diskussion einbringen wollte (so mir niemand die Arbeit abgenommen hätte). Aber was soll’s: erstens habe ich heute Zeit wie in den nächsten 10 Tagen nicht, zweitens eignet sich das Folgende hervorragend um an Ollihs Verlinkung anzuknüpfen (und das ist am besten geschehen solang diese noch aktuell ist).
    Im Vorwort zitiert Horst Berner René Goscinny: "Ich habe etwas über Freud gemacht, weil mir das einfach einen guten Ansatz für Komik bot, doch alle Psychologen und Psychiater Frankreichs begannen darauf sofort meinen Fall zu diskutieren. Es gab welche, die für meine Auslegung der Freud’schen Theorie waren und welche, die dagegen waren. Ich hatte einen ehrenwerten Zeitgenossen des Nouvel Observateur bei mir zu Gast, der mir so völlig abwegige Fragen stellte, dass ich ihm sagte: 'Hören Sie, lassen wir es gut sein! Sparen wir uns die Mühe!' Da sagte er mir: 'Heißt das, Sie sind gegen Freud?' Darauf antwortete ich ihm: 'Nein, ich bin nicht gegen Freud. Ich bin für ihn in dem Maße, wie er mir eine gute, witzige Idee liefert.'"
    Also, was läge nach diesem Statement näher als die Frage zu stellen: Was sagt uns das Album Die Daltons und der Psycho-Doc über die Therapierbarkeit von Straftätern?

    Hm ... ich höre schon den armen René im Grab rotieren.
    Immer wieder war er wie bei obiger Gelegenheit abgenervt, wollte man allzu viel in seine Comics lesen. Und um der Wahrheit alle Ehre zu geben, glaube ich, dass er sich mit dieser Haltung nicht bloß lästigen Fragen entziehen wollte, sondern dass er aufrichtig meinte was er sagte, 1 = 1. Allzu oft schießt so manch ein Goscinny-Exeget (weit) übers Ziel hinaus, liest bewusste oder unterbewusste Botschaften/Absichten in Texte hinein, weil er sie lesen will und nicht, weil sie tatsächlich da wären.

    Ein schönes Beispiel dafür gibt ein ansonsten absolut lesenswerter Artikel im Comic-Almanach 1992.
    In der LL-Story Familienkrieg in Painful Gulch bekämpfen sich die O’Haras und die O’Timmins bis aufs Blut. Optisch sind die Familien leicht an auf der einen Seite hypertrophen Riechkolben und auf der anderen gigantischen Ohren zu unterscheiden. Die Mitglieder der Familie O’Hara tragen durchgehend jüdische Vornamen, was den Autor besagten Artikels zu der m.E. gewagten Schlussfolgerung verleitete, es handele sich bei ihnen um Juden ... was ich bezweifele.
    Insbesondere im amerikanischen "bible belt" (Bibelgürtel) dürfte es nicht ungewöhnlich sein, dem gesamten Nachwuchs jüdische oder in diesem Fall ident biblische Namen zu geben. Dass das für LL obligatorische Ortsschild von Painful Gulch, dieses Kaff als "Stadt der Liebe und des Friedens" ausweist (ironisierend, denn das Schild ist von Kugeln durchsiebt), bietet einen weiteren Hinweis auf einen Landstrich in dem etwas intensiver geglaubt wird als im Rest Amerikas.

    Aber:
    Natürlich kann man die Geschichte auch in zahlreiche andere Richtungen biegen: am naheliegendsten (?) in folgende:
    O’Hara und O’Timmins sind irische Namen. Sie hassen sich bis aufs Blut.
    Die eine Familie (biblische Vornamen) steht für die Katholiken, die andere (Vornamen ohne religiösen Bezug) für die etwas "weltlicheren" Protestanten.
    Klar, kann nur der (Nord-)Irland-Konflikt sein.

    Oder ...
    bringen wir Shakespeare ins Spiel: Die O’Haras und die O’Timmins hassen sich nicht minder als die Capulets und Montagues in Romeo und Julia und, na ja ... nicht all ihre Sprösslinge eint die gleiche Abneigung. Schlussendlich kommt es gar zu einer Hochzeit. O.k. ... Romeo und Julia geht nicht ganz so gut aus wie das Lucky Luke-Abenteuer, aber das sich gegenseitige Vergiften ist eben auch keine Option für einen klassischen frankobelgischen Funny.

    Oder ... usw.

    Mit anderen Worten: Was man in eine Geschichte interpretiert, interpretiert man manchmal weniger als man es projiziert. Was wiederum mehr über den Interpreten als den Autor sagt ...
    Womit ich in meiner typisch direkten und jegliche Umwege vermeidenden Art beim Psycho-Doc wäre. Der interpretiert ja auch unentwegt ... keine Storys, dafür aber das Verhalten seiner Mitmenschen.

    Zunächst verblüfft von Himbeergeist sowohl seine Umwelt als auch den Leser mit seinem außergewöhnlichen Scharfsinn. Der Präsident vom, aber auch der schärfste Widersacher im New Yorker Scientific Institute werden in Sekundenschnelle durchschaut und bieten auf unterschiedliche Art offene Flanke. Eine Bande von Zugräubern, ein Säufer, der Gefängnisdirektor, lang ist die Liste derer, denen er bereits auf den ersten fünf Seiten ihre traurige Existenz bewusst macht.
    Doch wenngleich er dabei sogar Gauner auf den Pfad der Tugend leitet, kann sich der Leser nicht so recht für diesen Mann erwärmen, denn von Himbeergeist geht mit wenig Empathie vor, leidenschaftslos (selbst Applewaters Wutausbruch verleitet ihn zu keiner nennenswerten Regung). Er ist nicht beseelt vom Geist zu Helfen, sondern motiviert, seine Theorien zu beweisen, seine Patienten sind Probanden.

    Und natürlich ist auch dies mit Kalkül getan.
    Gern hat Goscinny Gelehrte auf die Schippe genommen, in Die Schwarzen Berge derer gleich vier.
    Meist sind sie verschroben, weltfremd, böse ausgedrückt: Fachidioten. Doch eigentlich ist diese Bezeichnung zu hart, denn bei aller Weltabgewandtheit sind sie in überwiegender Mehrzahl sympathisch, gute Kerle mit einem mehr oder minder ausgeprägten Spleen und/oder einem überdurchschnittlichen Grad von Verwirrtheit.
    Von Himbeergeist ist ein anderes Kaliber, weil Goscinny ihm im Laufe der Geschichte eine ungewöhnliche Rolle ausfüllen lässt. Da er sich zum Schurken wandelt (von Himbeergeist würde wohl sagen, dass er "den Schurken in sich entdeckt" hat), verbietet sich eine allzu sympathische Charakterdarstellung mit Rücksicht auf die Glaubwürdigkeit der Geschichte. Um sich in einem Moment (oder auf wenigen Seiten) vom Saulus zum Paulus zu wandeln bedarf es schon einer Engelserscheinung (in diesem Fall wäre es natürlich vom Paulus zum Saulus).

    Dass von Himbeergeist in Bezug auf die Daltons mit seinem Medizinerlatein am Ende sein würde, konnten wir uns natürlich von Beginn an denken. Womit sollten sich die wichtigsten Gegenspieler Lucky Lukes fürderhin beschäftigen, würde sie der Prof tatsächlich "heilen".
    Also kehrt Goscinny den Spieß um: die Unheilbaren "kurieren" den Mediziner von seinen moralischen Skrupeln. Simpel, aber effektiv.

    Ein Wunderheiler war von Himbeergeist daher nicht. Dennoch erkannten die meisten seiner "Patienten" in atemraubender Geschwindigkeit an welchem Punkt in ihrem Leben die Weichen falsch gestellt worden sind.
    Doch was wurde dadurch gewonnen? In manchen Fällen viel: die Zugräuber schwören ihrem schändlichen Tun ab, der Säufer lässt seine Finger vom Alkohol, die Bankdirektoren fokussieren ihre Blicke nicht mehr ausschließlich auf das liebe Geld und sogar bei Rantanplan leuchtet für kurze Zeit die Glühbirne (damals war das noch erlaubt).
    ... auch Professor Applewater hätte besser auf von Himbeergeist gehört. Am Ende der Geschichte lutscht er als derjenige, der sich am vehementesten gegen die Ideen des verbrecherischen Akademikers stemmte, an seinem Daumen und belegt damit, dass es für ihn höchste Zeit ist, sich mal ernsthaft mit von Himbeergeists Theorien auseinander zu setzen.

    Alles in allem eine positive Bilanz, was die Psychoanalyse angeht. Verstärkt im Übrigen dadurch, dass der schärfste Widersacher dieser modernen Gedanken, der ew. Herr Professor Applewater, ziemlich unsympathisch dargestellt wird. Wenn ich also auf die ursprüngliche Frage zurück kommen darf: 'Was sagt uns das Album Die Daltons und der Psycho-Doc über die Therapierbarkeit von Straftätern?' heißt die Antwort:
    Ja, prinzipiell ist sie möglich, aber es gibt auch Untherapierbare wie die Daltons.

    Aber um all das, was ich hier geschrieben habe, ins rechte Licht zu rücken: Ich glaube nicht, dass uns Goscinny das mit seinem Album sagen wollte. Frankly, I think he gave a shit!


    ...

    Und wenn dies alles falsch sein sollte, begebe ich mich vertrauensvoll in die Hände von Professor von Himbeergeist (oder einem seiner Nachfahren). Hoffentlich geht das auf Krankenschein.
    Geändert von felix da cat (14.01.2009 um 21:46 Uhr)

  9. #34
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    Wenn ich also auf die ursprüngliche Frage zurück kommen darf: 'Was sagt uns das Album Die Daltons und der Psycho-Doc über die Therapierbarkeit von Straftätern?' heißt die Antwort:
    Ja, prinzipiell ist sie möglich, aber es gibt auch Untherapierbare wie die Daltons.
    Du hast ja schon mal auf Ähnlichkeiten zum Band Die Daltons bewähren sich verwiesen (Ehapa-Band 30, Erstveröffentlichung in "Spirou" 1963/64, mehr als 10 Jahre vor dem "Psycho-Doc"). Ich hab' den lange nicht mehr gelesen, meine aber mich zu erinnern, dass die Frage der Bewährung auf eine ähnliche Quintessenz hinauslief: gute Idee, aber nicht bei den Daltons ...

  10. #35
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Im Vorwort zitiert Horst Berner René Goscinny: " ... Ich hatte einen ehrenwerten Zeitgenossen des Nouvel Observateur bei mir zu Gast, der mir so völlig abwegige Fragen stellte, dass ich ihm sagte: 'Hören Sie, lassen wir es gut sein! Sparen wir uns die Mühe!' Da sagte er mir: 'Heißt das, Sie sind gegen Freud?' Darauf antwortete ich ihm: 'Nein, ich bin nicht gegen Freud. Ich bin für ihn in dem Maße, wie er mir eine gute, witzige Idee liefert.'"
    Hm. Aber irgendwas an der Psychoanalyse (oder an der Person S. Freud) muss bei Goscinny einen Impuls ausgelöst haben, sich darüber zu amüsieren. Ganz von alleine fallen die guten, witzigen Ideen auch nicht vom Himmel (solange der einem nicht auf den Kopf fällt ...). Ich könnte mir denken, dass Goscinny - bewusst oder unbewusst - sich über die Überhöhung der Psychoanalyse durch mancher ihrer eifrigsten Vetreter, alles und jedes erklären zu können, mokiert. Denn genauso geht doch von Himbeergeist vor, was zu gewollt absurden Konsequenzen führt (Missionar, Hobo, Gangsterboss, ...).
    Geändert von Kaschi (14.01.2009 um 22:06 Uhr)

  11. #36
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Ich gebe auch zu bedenken, dass das Ende von inhaltlich wichtigem Stellenwert ist. Dort sehen wir einen Professsoren-Häftling, der genüsslich Pfeife raucht, während 'sein' Wärter für ihn die Steine kloppt und dabei seine Kindheit erzählt. Finale Aussage ist daher: Des Professors Therapie ist richtig und gültig mit eben nur zwei Aussnahmen: Den Daltons (zumindest 3/4 von ihnen) und(!) Lucky Luke himself. Auch er trotzt den Therapie-Ansätzen von Himbeergeist ('Ich bin völlig normal!'). Hier wird also einmal mehr deutlich, dass unser lonesome Cowboy ein 'perfekter' Held ist: Tugendhaft und ohne jeden Makel (selbst dem Laster des Rauchens hat er ja abgeschworen, was ja ein nicht unerhebliches Mass an Willensstärke erfordert).

    Zur Anekdote, ob Goscinny für oder gegen Freud ist: Typischer Fall von Schubladen-Denken. Wer nicht für uns ist ist gegen uns. Die meisten Leute übersehen dabei, dass es neben einem 'dazwischen' und einem 'sowohl-als-auch' noch einen Standpunkt gibt, der eigentlich die beste Perspektive für einen Autor ist, zumal wenn der Autor der Komik zuzurechnen ist: Nämlich 'außerhalb'. Egal, wie Goscinny persönlich zu Freud gestanden haben mag: Als komischer Autor muss er diese persönliche Ebene verlassen, und das Thema von außen betrachten - so wie man auch 'neben sich stehen' können muss, wenn man über sich selbst lachen können will: Nur wenn man sich auf die Sicht von Außen begeben kann, ist man nicht mehr wirklich 'betroffen' (in beiderlei Wortsinn) und nur dann funktioniert Komik. (Wobei nicht zu vergessen ist, dass Komödie Tragödie plus Zeit ist, dementsprechend auch die zeitliche Distanz - neben der räumlich/persönlichen - den nötigen Abstand ausmachen kann.)

    Anyway: Bei all seinem 'drüber-lustig-machen', egal um welche menschliche Eigenart, Verschrobenheit, Dummheit... es grade geht, spürt man doch bei Goscinny immer auch die Liebe zum Menschen mit all seinen Fehlern. Am deutlichsten, unmittelbarsten und persönlichsten wird diese grundlegende Menschenliebe mMn in der Schlusssequenz bei Streit um Asterix deutlich, in der Miraculix konstatiert: "Oh, sind das Großmäuler, Windbeutel und Neunmalkluge, aber man muss sie einfach gern haben …sie sind so menschlich!" ("Die spinnen, die Menschlichen."). Und grade durch diese durchschimmernde Grundhaltung Goscinnys ist sein Witz auch niemals zynisch, bitter oder verletzend. Und daher eben auch 'massenkompatibler' als zB ein Reiser.
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  12. #37
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    @Kaschi: Ich traue Goscinny zu, eine Meinung zu Psychoanalyse, Freud u.Ä. gehabt zu haben. Aber ich glaube nicht, dass es zwingend notwendig ist, eine Meinung dazu zu haben: Wer derartig viel schreibt, wie Goscinny es tat, ist vermutlich ständig auf der Suche nach Themen. Und dann reicht es, wenn man über ein Thema stolpert und sich ein wenig damit befasst, um daraus ne Stoty zu stricken. Zumal Goscinny ja auch bei jedem Thema die Wahl hatte, wie er es am besten umsetzen könnte: Bei Lucky Luke, bei Asterix, bei Isnogud...

    Auffallend ist übrigens bei beiden Serien (LL und Asterix), dass -zumindest gefühlt- sich die Bände jeweils abwechseln: Bei Asterix ist jedes zweite Abenteuer eine Reise, jedes dazwischen ein 'Dorf-Album', dass eine spezielle, menschliche Eigenschaft (Leichtgläubigkeit, Streitsucht,...) auf's Korn nimmt. Bei Lucky Luke wechselt immer ein Dalton-Abenteuer mit einem 'historischen' Abenteuer ab (historische Persönlichkeiten oder Ereignisse...). Und als letzte Randbemerkung: Rantanplan taucht hier nicht von ungefähr auf: Erst unter Achdé mutiert er zum 'ständigen Begleiter' Lucky Lukes: Vorher ist er nur und ausschliesslich im Zusammenhang mit den Daltons aufgetreten, ist der 'Gefängnishund', der zusammen mit den Daltons auch immer wieder in das Gefängnis zurückkehrt (dies übrigens auch ein 'Bruch', den ich Achdé/Gerra übelnehme).
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  13. #38
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    Zitat von zaktuell:
    Des Professors Therapie ist richtig und gültig mit eben nur zwei Aussnahmen: Den Daltons (zumindest 3/4 von ihnen) und(!) Lucky Luke himself. Auch er trotzt den Therapie-Ansätzen von Himbeergeist ('Ich bin völlig normal!'). Hier wird also einmal mehr deutlich, dass unser lonesome Cowboy ein 'perfekter' Held ist: Tugendhaft und ohne jeden Makel (selbst dem Laster des Rauchens hat er ja abgeschworen, was ja ein nicht unerhebliches Mass an Willensstärke erfordert).
    Wobei ich in den "Therapieversuchen" an Lucky Luke auch die von kaschi angesprochene Kritik an der "Überhöhung" der Psychoanalyse sehe.
    Von Himbeergeist meint, jede Handlung, so auch Lucky Lukes kleinen Wutausbruch oder "Groll" wie er das bezeichnet, auf irgendwelche Defekte (der Kindheit) zurückführen zu können. Der Leser weiß, LL ist als Held über jeden ungerechten Zorn erhaben. Wenn er sauer wird, dann hat das einen guten Grund, in diesem Fall die permanent negativen Erfahrungen mit den Daltons. Von Himbeergeist ist von seinen Theorien jedoch so eingenommen, dass er sofort nach der Anormalität bohrt ...

    Zitat von Kaschi:
    Hm. Aber irgendwas an der Psychoanalyse (oder an der Person S. Freud) muss bei Goscinny einen Impuls ausgelöst haben, sich darüber zu amüsieren. Ganz von alleine fallen die guten, witzigen Ideen auch nicht vom Himmel (solange der einem nicht auf den Kopf fällt ...). Ich könnte mir denken, dass Goscinny - bewusst oder unbewusst - sich über die Überhöhung der Psychoanalyse durch mancher ihrer eifrigsten Vetreter, alles und jedes erklären zu können, mokiert. Denn genauso geht doch von Himbeergeist vor, was zu gewollt absurden Konsequenzen führt (Missionar, Hobo, Gangsterboss, ...).
    Ähnliche bis gleiche Ansicht wie zaktuell:
    Goscinny wird mögliche Themen für seine Geschichten zuerst sorgfältig nach deren Verwertbarkeit abgeklopft haben. Motto: Reicht das auch für 44 Seiten?
    Persönlichkeiten (z.B. waren Roy Bean oder "Kaiser" Smith schon in der Realität skurille Charaktere, somit eine Steilvorlage für ihn), geschichtliche Ereignisse (Eisenbahnbau, Goldrausch usw.), aber auch interessante Berufe wie Kopfgeldjäger oder Psychiater boten sich unter diesem Aspekt von selbst an. O.k., es gibt 'ne Menge Autoren, die auch mit diesen guten Themen nichts auf die Reihe kriegen, aber wir unterhalten uns hier über den Meister ...

    Wenn man nun einen Psychiater zum Helden eines LL-Albums machen will, muss man sich als Autor in erster Linie fragen, was die Leserschaft von dieser Berufsgruppe denkt, mit welchen Urteilen und Vorurteilen in der Story gespielt werden kann. Denn die Leserschaft muss diese kennen, wenn nicht teilen, sonst wird sie die Pointen nicht begreifen.
    Oberster Grundsatz: Ich muss dieser Berufsgruppe nicht (schon gar nicht dezidiert) positiv oder negativ gegenüber stehen, ich muss mich nur 44 Seiten lang über sie (und alles, was mehr oder minder mit ihr zu tun hat) lustig machen können.

    Sicher wird Goscinny eine eigene Meinung über Psychiater gehabt haben (wer hat die nicht?).
    Keine Frage, dass die von Dir angesprochene Überhöhung auch ihm auf den Geist gegangen sein kann (wem - außer Psychiatern - geht sie nicht auf den Geist? ).
    Kaum glaublich, dass er unbewusst damit gespielt haben sollte ...

    Nein, in Goscinnys Aussage und meiner Behauptung, dass man beim Interpretieren seiner Storys allzu oft übers Ziel hinausschießt, geht es eher um die unterstellte message, die einige immer wieder in seine Geschichten hineinlesen wollen. Also etwas wesentlich Gewichtigeres als den ein oder anderen Wesenszug einer Person, diese oder jene Charakteristika einer Berufsgruppe, den bzw. die man nicht leiden mag.
    In gewisser Weise spielt er noch mehr mit einem anderen, ja, ist es denn ein Vorurteil: dass Psychiater häufig selbst einen nötig haben ...

    Dass Goscinny auch persönliche Sym- und Antipathien in seine Comics eingebracht hat, versteht sich von selbst. Würde er allem gegenüber neutral positioniert sein, hätte Kopfgeldjäger Elliot Belt auch netter dargestellt werden können.
    Aber niemand mag Kopfgeldjäger.

    Zitat von zaktuell:
    Anyway: Bei all seinem 'drüber-lustig-machen', egal um welche menschliche Eigenart, Verschrobenheit, Dummheit... es grade geht, spürt man doch bei Goscinny immer auch die Liebe zum Menschen mit all seinen Fehlern.
    You took the words right out of my mouth:
    Ein Humanist.
    Natürlich gibt's bei ihm korrupte, dumme, lausige Politiker, aber es gibt auch gute, nette, anständige.
    Dito für Sheriffs usw. usw. bis hin zu Banditen. Nun, vielleicht nicht richtig anständige Banditen, aber wer hätte schon Angst vor Averell Dalton?
    Hm ... da fällt mir ein: gibt's in seinen Comics eigentlich auch gute, nette, anständige Kopfgeldjäger?

  14. #39
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    Gibt es überhaupt außer Colt Seavers richtig nette Kopfgeldjäger?

  15. #40
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    Sie müssen gar nicht 'gut, nett und anständig' sein. In Goscinnys Comics mag man sie trotzdem irgendwie... - zB die Sequenz, in der Elliot Belt als Kind Rattenschwänze verhökert und sich damit ne goldene Nase verdient - dank seiner Rattenzucht. Diese lausbübische Cleverness macht ihn dem Leser doch schon mindestens soviel sympathisch, dass er einem leidtut, wenn ihm die Suppen-Prämie vor die Füsse gekippt wird, weil niemand vorschreibt, dass die Prämie in nem Teller ausgezahlt werden muss... Grade da zeigt sich doch der Humanist: Gute, nette, anständige Menschen zu lieben, ist keine Kunst. Aber Menschen mit all ihren Schwächen, Abgründen und Eitelkeiten so darzustellen, dass man sie trotzdem nicht abgrundtief verabscheut, das ist die Kunst des Hu-man/mor-isten Goscinny.
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  16. #41
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    Zitat Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
    Gibt es überhaupt außer Colt Seavers richtig nette Kopfgeldjäger?
    Auch wenn es nicht für die gesamte Crew der Bebop zutreffen mag, zumindest Jet und Ed passen mMn schon in diese Kategorie Und irgendwo in den Tiefen meines Hinterkopfes schwirren weitere "nette" Kopfgeldjäger herum, die kriege ich aber gerade nicht zu fassen

    Bis dann,

    Henning
    If you have enough book space, I don't want to talk to you - Terry Pratchett

    Populistische Vereinfachungen und autokratische Durchgriffsideologien verheißen, den Zumutungen der modernen Welt schadlos entkommen zu können.
    Deswegen machen sie den sachlichen Diskurs ebenso verächtlich wie die methodische Wahrheitssuche und die Begründungsbedürftigkeit von Geltungsansprüchen.

    - Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft


  17. #42
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    Zitat Zitat von zaktuell Beitrag anzeigen
    Rantanplan taucht hier nicht von ungefähr auf: Erst unter Achdé mutiert er zum 'ständigen Begleiter' Lucky Lukes: Vorher ist er nur und ausschliesslich im Zusammenhang mit den Daltons aufgetreten, ist der 'Gefängnishund', der zusammen mit den Daltons auch immer wieder in das Gefängnis zurückkehrt (dies übrigens auch ein 'Bruch', den ich Achdé/Gerra übelnehme).
    Ich bin da etwas "nachsichtiger" mit den Morris-Nachfolgern. Man hätte LL wesentlich heftiger umstülpen können. Negative Beispiele dafür bei anderen Serien gibbet etliche. Eine sanfte Weiterentwicklung hatte Morris selbst ja auch betrieben. Und Rantanplan hatte sich bereits zuvor von den Daltons gelöst - in seiner eigenen Serie.

    Eigentlich ist es doch verwunderlich, dass die Töle ausgerechnet in den Daltons-Abenteuern mitmischt. Die Ganovenbrüder stellen doch bereits einen starken Kontrast zum einsamen Cowboy dar. Wäre Rantanplan (eine Anspielung auf den vierbeinigen Kino- und TV-Helden "Rintintin") nicht in den anderen Geschichten besser platziert gewesen?

  18. #43
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    Allerdings isses wg. Logik einfacher, die Töle den Daltons/dem Knast zuzuordnen als ihn in weitgehend voneinander unabhängigen Stories einzubauen.

  19. #44
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Eben. Und auch wenn er sich in seiner eigenen Serie von den Daltons gelöst hat, blieb er doch in 'seinem Revier': Er war auch da der 'Gefängnishund'. D.h.: Er ist nicht nur für die Daltons zuständig, sondern ist eben der Hund in dem Knast in dem unter anderem die Daltons einsitzen.
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  20. #45
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    So - nun nochmal etwas genauer in das artverwandte Album Die Daltons bewähren sich hineingeguckt:

    Senator Jonas O'Joice hat eine Gesetzesvorlage erarbeitet, "nach welcher Strafgefangene für eine begrenzte Zeit zur Bewährung freigelassen werden sollen. Sollte nach Ablauf dieser Frist festgestellt werden, daß sie sich gut bewährt haben, wird ihnen die Reststrafe erlassen, damit sie ohne Verzögerung als nützliche Mitglieder in die Gesellschaft zurückkehren können. Sollten sie sich jedoch im Lauf der Bewährungszeit auch nur das Geringste zuschulden kommen lassen, werden sie ohne Pardon wieder festgesetzt."

    Die Daltons sollen die Testpersonen sein. Diese lassen sich zum Schein darauf ein, um später als ehrbare Bürger auf freien Fuß gesetzt zu werden. Anschließend wollen sie mit Lucky Luke abrechnen. Doch der sorgt dafür, daß die Daltons wieder da landen, wo sie hingehören: im Knast!

    Dem resignierten Senator antwortet Luke: "Ihre Idee an sich war großartig, Senator, und ich glaube auch prinzipiell daran. Ihr Fehler bestand lediglich darin, daß Sie sich ausgerechnet so abgebrühte Kriminelle wie die Daltons ausgesucht haben. Die hätte man vorher seelisch und moralisch auf ein Leben in Freiheit sorgfältig vorbereiten müssen ..." Darauf der Senator: "Sie haben recht, Lucky Luke. Ich werde ein Strafvollzugssystem erarbeiten, in dessen Rahmen die Voraussetzungen für eine mögliche Resozialisierung miteinbezogen sind."

    In der Tat eine Menge Parallelen zum "Psycho-Doc"-Album.

  21. #46
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    Hast Du nur mal reingeguckt oder noch mal gelesen?
    Weil: mich würde nämlich schon interessieren, welche der beiden Geschichten Du besser findest ...



    Mir fällt immer wieder auf, dass die Daltons von ihren Mitmenschen durchaus unterschiedlich bewertet werden. Hier folgt Goscinny dem "Diktat" der jeweiligen Story.
    In ihrem dem Psycho-Doc vorangehenden Auftritt in Ma Dalton (ähem ... bitte jetzt keine Inzest-Witze! Danke! ) wird ihre Flucht von der Gefängnisleitung als Petitesse angesehen. Joe Dalton wird zuvor an Rantanplan gekettet, um ihn an selbiger zu hindern. Als diese Joe und seine Brüdern dennoch geling bemerkt der Gefängnisdirektor trocken, dass man LL verständigen soll, um diesen zu fragen, ob er bereit ist, Rantanplan zu suchen ... kein Wort vom Angeketteten und dessen Sippschaft.
    Im Psycho-Doc (ähem ... bitte jetzt keine Schwulen-Witze! Danke! ) wird sogar eine Kanone aufgeboten, um den wilden Joe in Schach zu halten.

    O.k., Goscinny ist damit kein "Fehler" unterlaufen: hier handelt es sich um unterschiedliche Gefängnisdirektoren, womöglich unterschiedliche Gefängnisse. Aber einen Fehler wollte ich auch nicht unterstellen, nur: die einen Westmänner scheinen die Brüder eher für gemeingefährlich, die anderen in erster Linie für Witzfiguren zu halten ...
    Lucky Lukes Meinung zu den Daltons ist eindeutig: Joe, Jack und William sind gemeingefährliche Witzfiguren, Averell ist nur letzteres.


    Warum die unterschiedliche Darstellung in den beiden genannten Alben?
    Nun, eine Notwendigkeit, die Daltons als besonders gefährlich darzustellen, besteht in der Story Ma Dalton nicht. Goscinny hatte zudem eine zündende Idee wie er sich über den Ausbruch der Daltons lustig machen konnte und hatte diese natürlich genutzt. Es konnte ihm egal sein, dass der Gag am Image der "gefährlichen" Brüder kratzte.

    Für den Psycho-Doc hingegen bestand eine klare Notwendigkeit, die Daltons als besonders gefährlich zu charakterisieren. Denn das machte
    a) sie für von Himbeergeist zu besonders interessanten "Versuchskanninchen",
    b) es für den Leser spannender: wären die Daltons keine gefährlichen Verbrecher, wäre es in den Augen der Leser zu leicht, sie zu kurieren, ein Spannungsmoment ginge verloren
    c) es möglich, dass von Himbeergeist über die Daltons dazu gebracht wurde, vom Pfad der Tugend abzuweichen.

  22. #47
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    Ich hab's nochmal gelesen.

    Auch in Die Daltons bewähren sich werden die Vier in erster Linie als gemeingefährliche Verbrecher gezeigt. Aus demselben Grund wie beim Psycho-Doc: harmlose, alberne Lausejungs gäben keine glaubwürdigen Testpersonen für das Bewährungsexperiment des Senators ab.

    Witzig in dieser Story ist in meinen Augen vor allem, wie die Daltons, vor allem natürlich Joe, unter dem "ehrbaren Leben" leiden: anständiges Benehmen beim Wohltätigkeitstee von Mrs. Brown, Teilnahme am örtlichen Gesangsverein ... Zu allem Überfluss wird ihnen noch ein Sheriffstern auf die Sträflingskleidung geheftet: "So tief sind wir noch nie gesunken!"

    Dazu kommt die Wandelbarkeit von "Volkes Stimme" - überhaupt ein oft wiederkehrendes Thema bei Goscinny. Zunächst erstarren die Bürger von Tortilla Gulch aus Angst vor den Daltons und liefern ihnen gleich ihre Wertsachen aus, obwohl die Ganoven ja anständig sein wollen. Dann, nachdem klar ist, dass nichts zu befürchten ist, behandeln sie sie wie den letzten Dreck. Dann, als das Blatt sich wendet und die Daltons wieder als Gangster auftreten, regiert wieder die Angst. Es geht noch weiter: die Daltons stellen zu ihrem Schrecken fest, dass Averell sich im Kalender geirrt hat, der Bewährungsmonat also noch nicht abgelaufen ist. Sie erklären den Bürgern, die jüngsten Raubtaten wären lediglich verfrühte Aprilscherze gewesen, woraufhin Volkes Meinung erneut umschlägt in schenkelklopfendes Amusement, doch auch das ist noch nicht das Ende ... Herrlich!

    "Also, solche Scherze gehen mir etwas zu weit!" stößt ein vor blauen Bohnen aus dem Saloon flüchtender Bürger hervor. Vielleicht ein augenzwinkernder Verweis Goscinnys auf den einen oder anderen Kritiker?

    Nicht ganz so toll kommt bei mir in diesem Album Rantanplan weg: er sucht während der gesamten Geschichte immer nur nach dem Namen des einsamen Cowboys. Das ist irgendwann ausgelutscht.

    Edit: Schwer zu sagen, welches Album mir besser gefällt. Einerseits das Vorführen eines übertriebenen Glaubens an die Psychoanalyse als Heilkraft allen Übels, andererseits das Vorführen bürgerlicher Doppelmoral.

    Lassen wir Rantanplan entscheiden: knapper, hauchdünner Punktsieg für die Psychoanalyse!
    Geändert von Kaschi (17.01.2009 um 15:45 Uhr)

  23. #48
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    Dein Fazit liest sich so als hättest Du Deinen Liebling auserkoren, indem Du Dir die Frage gestellt hast, wer es mehr verdient hat, durch den Kakao gezogen zu werden.

    Zitat von Kaschi:
    Dazu kommt die Wandelbarkeit von "Volkes Stimme" - überhaupt ein oft wiederkehrendes Thema bei Goscinny. Zunächst erstarren die Bürger von Tortilla Gulch aus Angst vor den Daltons und liefern ihnen gleich ihre Wertsachen aus, obwohl die Ganoven ja anständig sein wollen. Dann, nachdem klar ist, dass nichts zu befürchten ist, behandeln sie sie wie den letzten Dreck. Dann, als das Blatt sich wendet und die Daltons wieder als Gangster auftreten, regiert wieder die Angst. Es geht noch weiter: die Daltons stellen zu ihrem Schrecken fest, dass Averell sich im Kalender geirrt hat, der Bewährungsmonat also noch nicht abgelaufen ist. Sie erklären den Bürgern, die jüngsten Raubtaten wären lediglich verfrühte Aprilscherze gewesen, woraufhin Volkes Meinung erneut umschlägt in schenkelklopfendes Amusement, doch auch das ist noch nicht das Ende ... Herrlich!
    Jepp, habe jetzt keine Zeit das nochmal zu lesen, aber daran erinnere ich mich noch gut! Einfach klasse!

    Wie Du schon geschrieben hast: ein wiederkehrendes Motiv.
    All das, was wir über die Menschenliebe Goscinnys geschrieben haben, gilt womöglich nur im Singular, nicht im Plural.
    In LL ist die Masse in der Regel entweder ein Mob, der zum Lynchen neigt, oder eine Bande von Hasenfüßen, die Verantwortung gerne delegiert (vornehmlich an LL), wenn's brenzlig wird.
    Nur hin und wieder, z.B. wenn LL gefeiert wird, zeigt die Masse sympathische Züge (in diesem Fall Anerkennung für LLs Mut oder was-auch-immer).
    Jedenfalls ist das mein Eindruck. Müsste man mal empirisch rangehen ... Keine Aufgabe für nur einen Tag.

    Hm ... in Isnogud kommen Massenaufläufe eigentlich auch nie besonders gut weg. Lediglich in Asterix harmoniert die Masse "gallisches Dorf" (exklusive Troubadix) am Schluß recht anständig ... nachdem sie sich vorher gekloppt haben oder mit erschreckender Leichtigkeit gegeneinander aufbringen ließen (Streit um Asterix).

  24. #49
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) Mir fällt immer wieder auf, dass die Daltons von ihren Mitmenschen durchaus unterschiedlich bewertet werden. Hier folgt Goscinny dem "Diktat" der jeweiligen Story.
    In ihrem dem Psycho-Doc vorangehenden Auftritt in Ma Dalton (ähem ... bitte jetzt keine Inzest-Witze! Danke! ) wird ihre Flucht von der Gefängnisleitung als Petitesse angesehen. Joe Dalton wird zuvor an Rantanplan gekettet, um ihn an selbiger zu hindern. Als diese Joe und seine Brüdern dennoch geling bemerkt der Gefängnisdirektor trocken, dass man LL verständigen soll, um diesen zu fragen, ob er bereit ist, Rantanplan zu suchen ... kein Wort vom Angeketteten und dessen Sippschaft.
    Im Psycho-Doc (ähem ... bitte jetzt keine Schwulen-Witze! Danke! ) wird sogar eine Kanone aufgeboten, um den wilden Joe in Schach zu halten.

    O.k., Goscinny ist damit kein "Fehler" unterlaufen: hier handelt es sich um unterschiedliche Gefängnisdirektoren, womöglich unterschiedliche Gefängnisse. Aber einen Fehler wollte ich auch nicht unterstellen, nur: die einen Westmänner scheinen die Brüder eher für gemeingefährlich, die anderen in erster Linie für Witzfiguren zu halten ... (...)
    Das seh ich so nicht: Dass Joes 'Überwachung' unterschiedlich sicher ausfällt, entspringt der Situation, nicht einer unterschiedlichen Einschätzung seitens der Bewacher (beim Brand ist schlicht keine Zeit, die Daltons vor ner Kanone zu positionieren und jede Löschhilfe gefordert, so dass man die Daltons nicht so bewachen kann, wie man eigentlich müsste). Dass LL gebeten wird, Rantanplan zu suchen (ohne Erwähnung der dranhängenden Banditen) ist auch nicht darin begründet, dass die Wärter diese Schurken 'bagattellisieren' würden, sondern eher darin, dass es ihnen peinlich ist, sie schon wieder haben ausbüchsen lassen.

    Insofern ist das Bild der Daltons schon bei Goscinny ziemlich konstant: Alle(!) halten sie für gefährlich. Ausser Lucky Luke: Der hält sie für dumm und (grade deshalb für) gefährlich.
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  25. #50
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    All das, was wir über die Menschenliebe Goscinnys geschrieben haben, gilt womöglich nur im Singular, nicht im Plural.
    In LL ist die Masse in der Regel entweder ein Mob, der zum Lynchen neigt, oder eine Bande von Hasenfüßen, die Verantwortung gerne delegiert (vornehmlich an LL), wenn's brenzlig wird.
    Nur hin und wieder, z.B. wenn LL gefeiert wird, zeigt die Masse sympathische Züge (in diesem Fall Anerkennung für LLs Mut oder was-auch-immer).
    Wobei Lucky Luke die Masse meidet, wenn sie ihn feiern will. Er verschwindet stets rechtzeitig gen Sonnenuntergang.

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