Ich erlaube mir mal, vorweg eine Aussage Charliers aus dem 5. Band der Blueberry Collector's Edition zu zitieren, die aus Les croissants sont meilleurs le dimanche vom Mai 1988 stammt, einer von Jean-Michel Charlier moderierten Sendung von Radio Télévision Suisse Romande. Die Abschrift fertigte Gilles Ratier für sein Buch Jean-Michel Charlier vous raconte … und beantwortet einige der hier aufgetauchten Fragen bzw. widerspricht euren Mutmaßungen:

»Im Rahmen meiner Arbeit als Literarischer Leiter [bei Dargaud] machte ich mir einen Spaß daraus, auch gewaltige Zeitungsenten zusammenzustellen. Es ging darum, mein Wissen über Blueberrys Vergangenheit, die ich mit den Schilderungen der Jugendabenteuer begonnen hatte, etwas zu erweitern. Das schuf eine Art von Wiedergutmachung bei anerkannten Universitätsprofessoren und anderen angesehenen Historikern, die felsenfest daran glaubten und mich mit Anfragen um weitere Informationen überschütteten, ja sogar baten, ihnen meine Quellen preiszugeben. Die Idee dazu kam mir in den National Archives in Washington, D.C., als ich nach alten Fotos für eine Fernsehsendung suchte. Eines davon, das ich in einem Stapel von Dokumenten aus dem Sezessionskrieg fand, fiel mir ins Auge. Es zeigte einen unbekannten, jungen Offizier, der in der Kavallerie der Union diente und eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem jungen Blueberry hatte, wie er von Jean Giraud gezeichnet wurde. Das war zu schön! Ich konnte nicht widerstehen!
Ich erwarb eine Menge von anderen Fotos aus dieser Zeit, die die Plantagen im Süden, schwarze Sklaven in den Baumwollfeldern, Szenen aus dem Bürgerkrieg, Züge, Forts, Mississippi-Schaufelboote zeigten … Mit ihnen als Vorlage schrieb ich eine detaillierte Biographie von Mike Steve Donovan alias Blueberry […] Diese Biografie, die geradewegs meiner Fantasie entsprang, vermischte ich mit zahlreichen wahren Fakten und Personen, die wirklich existiert hatten. Beglaubigt war das Ganze dadurch, dass ich die Fotos aus Washington mitgebracht hatte. Was nun wirklich der Wahrheit entsprach. Zur Verfeinerung dieser Fälschung, die mich höchst amüsiert hat, bestellte ich bei meinem Freund, dem Grafiker Peter Glay (Pseudonym von Pierre Tabary, Bruder von Jean, dem Zeichner von Iznogoud [dt. Isnogud]), das herrliche historische Gemälde, das Sie ebenfalls im Album bewundern können. Kleines Detail am Rande: Die beiden neben Blueberry abgebildeten Offiziere sind in Wirklichkeit die Zeichner Jean Tabary und Jean-Marc Reiser, die damals noch relativ unbekannt waren, jedoch seit jener Zeit, als sie als Blauröcke posiert haben, einen beachtlichen Weg hingelegt haben! Der Scherz funktionierte entgegen allen Erwartungen. Tausende von Lesern glaubten nach der Veröffentlichung dieser falschen, mit authentischem Material illustrierten Biografie an die wahre Existenz von Blueberry. Wer darauf hereingefallen ist, möge mir verzeihen: Se non è vero è bene trovato, oder: Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden !«