Manara-Hommage

[Fumetto]

Zur Entspannung habe ich mir diese kleine Hommage an Milo Manara gegönnt, meinen stillen Mentor seit vielen Jahren. Vorlage war Manaras wunderschönes Bildnis Monica Beluccis. Wie man sieht, habe ich mir gegenüber dem Original ein paar kleinere Abweichungen erlaubt. In den leeren Raum rechts von ihr kommt noch eine Staffelei mit einer Leinwand darauf, und auf dieser Leinwand ... aber halt, das wird noch nicht verraten.

Gezeichnet ist's mit Kugelschreiber in mein Moleskine Watercolour Notebook A4. Leider habe ich keinen schweineteuren Montblanc-Kugelschreiber wie Manara selbst, deshalb gibt es trotz penibler Reinigungsriten hier und da ein paar Verschmierungen. Aber diese Pilot-Kugelschreiber sind wirklich so herrlich weich und gefügig, ich kenne keine besseren.

[Ambroggio]

oh je... wer hätte gedacht, dass Manara die Belluci vergeigen würde. Den Mund hat er ja ganz ordentlich hingekriegt, aber diese unglaublich verführerischen Augen hat er doch ziemlich zersägt Ich wollte eigentlich die Hand bei deiner Zeichnung kritisieren, dann ist mir aufgefallen, dass Manara da tatsächlich viel übler zugehauen hat.

Verzeih, wenn ich so hart mit deinem Idol ins Gericht ziehe... ich bin selbst ein wenig überrascht. Ich kenn Manara da eigentlich doch deutlich sicherer.

Bei deiner Dame find ich den Kopf (insgesamt und Hinterkopf) etwas zu klein, ich mein bei deinen Figuren auch ne Schwäche ausgemacht zu haben, was die Platzierung und Form der Augen anbetrifft. Pinsel könnte weniger parallel zur Hand verlaufen und von der sind zumindest Ring- und Kleiner Finger bisserl wurstig. Ansonsten wie üblich sehr schöne Linienführung und -gewichtung. Komposition scheint auch zu funktionieren (so lange du dann nicht diesen Antiperspektivischen Hintergrund von Manara übernimmst ).

[Fumetto]

Da hast du nicht Unrecht, Manara hat die Belucci mit seiner typischen Frauen-Physiognomie gekreuzt, und das Resultat ist dann eben so ein Zwitter. Die Hand bei ihm ist auch zu groß und zu männlich, aber das muss man bei ihm schon fast als Stilmittel ansehen, so oft, wie er seine Figuren gerade in den Comics mit riesigen Händen ausstattet. Hier zum Beispiel die Riesenhand von Leonardo da Vinci im vorletzten Panel (oder die winzigen Unterarme von Cesare Borgia im zweiten). Solche Beobachtungen trüben aber meine Bewunderung für ihn nicht, im Gegenteil, sie zeigen mir, dass Fehler zum Geschäft dazugehören. Das darf einen natürlich nicht dazu verführen, immer Fünfe gerade sein zu lassen; aber eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit den eigenen Schwächen kann es doch befördern.

Á propos: Das Augenproblem ist mir schmerzlich bewusst. Es betrifft bei mir m. E. eigentlich immer nur das vom Betrachter aus linke Auge. Da versagt mein Gehirn offenbar seinen Dienst. Ich habe auch schon ziemlich viel versucht, um das in den Griff zu bekommen, etwa mit dem linken Auge anfangen oder Hilfslinien ziehen usw.; aber nichts hat bisher wirklich geholfen. Ich glaube, ich muss hier mein Hirn noch viel mehr trainieren und knechten, bis ich ein Augenpaar in jeder denkbaren Position aus dem Schlaf zeichnen kann.

Danke für deine Kritik! Ich freue mich immer, wenn du etwas schreibst, das ist hart, ohne doch zu verletzen, und trifft immer ins Schwarze. Ist also genau das, was man als in sich selbst verkapselter Künstler so braucht

[Coffeehouse]

Ach, ich weiß nicht, sind Hände nicht manchmal so groß? Dem Manara seine Frauen ihre Augen stehen ja immer relativ weit auseinander, das ist ja das was ein typisches Manara Girl ausmacht (neben seinen typischen Lockenfrisuren und den immergleichen - sehr schönen - Proportionen). Wie Belucci sieht sie tatsächlich nicht aus, falls sie das sein soll. Was ich hier rausziehe ist, das Ambro offenbar ein Ding für Milfs hat ("unglaublich verführerische Augen").
Ansonsten ist das für mich wieder ein sehr schönes Fumetto Bild, wie quasi alles andere auch, was er so macht.

[Fumetto]

So, ich lade die Zeichnung hier nochmal hoch, in der Hoffnung, das Imageshack sie nicht wieder löscht (wegen was auch immer).

[Jenny]

Wow, das Gesicht hat noch tierisch gewonnen! Ich liebe nach wie vor ihren Ärmel...

[Fumetto]

Ja, das Gesicht mag ich jetzt auch viel mehr. Ich liebe ja diesen Renaissance-Schlafzimmerblick. Demgegenüber sah sie in der alten Version richtig ordinär aus. Manchmal ist es doch besser, die eigenen Sachen ein paar Wochen lang liegen zu lassen ...

Das Kleid ist soweit fertig koloriert:

[Jenny]

Wow! Das ist jetzt aber analog, oder? Wahnsinnsfarbe, die Struktur kommt eindeutig als Samt rüber. Das Gold ist toll.

Ich finde, die sich abzeichnenden Fingerknochen auf ihrem Handrücken und die Falten in den Fingergelenken sind etwas zu markant. Achte vielleicht in der Colo drauf, dass du sie nicht noch stärker rausbringt, auch wenn's verlockend ist, all die Details, von denen man weiß, dass sie da sind, auch mit reinzubringen. Solche Hände kriegen momentan meine karthagischen Feldherren; diese schöne Dame sollte mit ihnen nicht gestraft werden.

[Fumetto]

Nee, ist alles nach wie vor digital (mit viel Texturtrickserei natürlich). So weit ich es schon beurteilen kann, ist die Hand in der Colo nicht zu sehnig geworden. Das Kleid habe ich farblich noch einmal verändert. So scheint es sich mir stimmiger zu den anderen Farben zu fügen.
Nur noch ein paar Schattierungen auf dem Unterkleid, und das Ganze dürfte fertig sein. Ich nehme das Bild wahrscheinlich als Cover für mein Portfolio-Fotobuch, das ich mit nach Essen nehme. Deswegen habe ich den Rahmen, der vorher noch da war, gelöscht, und den Bildbereich rechts oben frei gelassen.

[Jenny]

Wow. Dann hast du bisher etwas geschafft, was so noch keiner geschafft hat - dass ich digital 100% für analog gehalten habe! Mist. Da war ich stolz drauf.

Stimmt, die Hand ist in Ordnung so - auch im Vergleich zu den Details anderswo. Gefällt mir irre gut.

Das mit dem Textur-Überlagern habe ich damals, als du's erklärtest, mal versucht, aber irgendwie ging es bei mir nicht. Ist vielleicht auch besser so. Sonst käm ich auf meine alten Tage nochmal in Versuchung.

Edith: O.O Und in dieser Minute hat imageshack das Bild gelöscht. Ihr Schweine!

[Fumetto]

Dann lade ich's eben hier im CF noch mal hoch. Die gelten ja als besonders liberal .

[Fumetto]

So, fertig soweit. Jetzt fahre ich die Kinder bei Oma und Opa abholen

[felida]

Wun-der-schön!!! Diese Texturen sind einfach traumhaft schön. Bitte verrate doch mal, wie du das hinbekommen hast? vor allem bei dem Kleid hätte ich schwören könen, dass das analog gemacht wurde. Nur darf ich bei einer kleinigkeit meckern? Ich finde, die Haare könnten noch ein wenig mehr Kontrast vertragen. Aber der Rest ist wirklich perfekt!
Ich wünsche viel Erfolg in Essen mit deinem Portfolio

[Fumetto]

@ felida: Vielen Dank! Ich habe auch, wie du gleich sehen wirst, deine Kritik beherzigt und in die Haare noch etwas mehr Kontrast gebracht. Zunächst aber will ich dir (und allen anderen, die's interessiert) einmal Schritt für Schritt erklären, wie das Bild gemacht wurde.
Das hier ist die pure digitale Coloration, die das Ausgangsmaterial darstellt für alles Weitere:



Entstanden ist sie aus einem Teamwork von Photoshop Elements und Corel Painter X. Wobei ich in Corel Painter ausschließlich mit dem Tool "Digital Watercolour/New Simple Water" male (bei einer Deckkraft von 50 %).

So, jetzt beginnt der eigentliche Vorgang der "Analogisierung". Über die so entstandene Colo lege ich im nächsten Schritt eine Ebene bemaltes und eingescanntes Aquarellpapier ohne nennenswerte Aquarelleffekte. Wichtig ist, dass man diese Ebene in den Modus "Graustufen" setzt und so dunkel wie möglich macht. Und man darf auch nicht vergessen, die Linart - und nur die Lineart - darüber zu legen (im Ebenenmodus "Multiplizieren"). Wenn man das nicht tut und die Aquarelleffekte auch auf die Linart anwendet, verliert sie an Klarheit und Schärfe.
Das Zwischenergebnis sieht dann so aus:



Jetzt setzt man diese Aquarellebene in den Ebenenmodus "Ineinanderkopieren", und dann schaut's so aus:



Man erkennt jetzt schon die dezente Papierstruktur unterhalb der Farben, aber sie ist eben noch sehr dezent. Zumal für die Stoffe wünsche ich mir eine deutlichere Aquarelltextur. Also füge ich nun zu den gleichen Bedingungen wie bei der ersten Aquarellebene eine zweite Ebene hinzu, die aus einem eingescannten Bild mit ein paar sehr schönen Blumenkohl-Effekte besteht:



Auch hier setze ich die Ebene nach dem Einfügen sofort in den Modus "Ineinanderkopieren". Weil die Aquarelleffekte aber sehr stark sind und einige Unruhe in das Bild bringen, verringere ich die Ebenendeckkraft auf 30 %. Dann sieht das Ganze so aus:



Man sieht, dass wir uns langsam dem Ziel nähern. Ein Schritt fehlt aber noch. Unterhalb der beiden Aquarellebenen füge ich eine dritte Ebene ein, die ich mit dem Füllwerkzeug komplett schwarz färbe. Dann wähle ich für diese Ebene im Menü "Filter" den Unterpunkt "Rauschfilter", und in diesem Menü wiederum die Option "Rauschen hinzufügen". In dem Fenster, das sich daraufhin öffnet, gebe ich für die Stärke des Effekts 400 % ein und setze zwei Häkchen bei "Gleichmäßig" und "Monochrom". Das sieht dann so aus:



Jetzt wähle ich für die so entstandene Ebene erneut den Modus "Ineinanderkopieren" und setze die Ebenendeckraft auf 18 % (über diesen Wert muss man je nach Größe und Farbkomposition des Bildes immer wieder neu entscheiden, denn der Körnungseffekt wirkt nicht mit allen Farben gleich gut; also einfach mal ausprobieren).

Und das war's dann schon, das Bild ist fertig. Jetzt kann man nach Herzenslust an den Helligkeits- und Farbreglern schieben:

[Elif]

Megagut das Bild, und vielen Dank für die Erklärung! Ich hätte auch gefragt, wenn felida mir nicht zuvorgekommen wäre Ich finde aber, dass schon dein erster Schritt von den Farben und der Art zu schattieren faszinierenderweise fast gar nicht digital aussieht

[felida]

Cool... vielen lieben Dank für das Tutorial, Fumetto

[Jenny]

Aaaah, deswegen hat die schlichte Variante bei mir nicht gereicht... Vielleicht teste ich das auch mal. Auch wenn mich grade Shadow Violet wieder voll glücklich macht.