Comicverlage und der Umgang mit dem 3. Reich

[Bernd Glasstetter]

Ansonsten scheint sich die Debatte im Kreis zu drehen.

Leider nichts Neues, wenn Du auf den Plan trittst. Auch wenn ich Kermeurs Art und Weise nicht gut heiße. Aber es wäre manchmal ganz gut, wenn Du Themen fern bleiben würdest. Sie könnten sich dann auch wirklich zu interessanten Themen entwickeln.

[Kermeur]

Meine Art und Weise???? Ich wollte den Pannor aus diesem Thread raushaben, damit vielleicht auch andere, die das Thema für sich nicht schon vor 10 Jahren geklärt haben, sich beteiligen.


Vielen Dank auch für die Verwarnung! Andere bezeichnen sich hier als Nazis im Forum oder diffamieren sich in andere Weise aber von mir aus mach mal Herr Glasstätter.

[Bernd Glasstetter]

Vielen Dank auch für die Verwarnung! Andere bezeichnen sich hier als Nazis im Forum oder diffamieren sich in andere Weise aber von mir aus mach mal Herr Glasstätter.

Also erst einmal bitte GlasstEtter. Und dann: Wir erteilen auch bei solchen Bezeichnungen Verwarnungen. Es ist natürlich immer einfacher auf jemanden anderen zu zeigen und zu plärren "Aber der ist fieser als ich". Komisch nur, dass sich mein siebenjähriger Sohn in so einer Situation erwachsener verhält, als so mancher hier im Forum. Das ist wirklich ein Phänomen, das mich auch noch 15 Jahren Forentätigkeit immernoch ungläubig staunen lässt.

[Kermeur]

Herr Glasstetter, wenn alle im Forum auch nur zu dem was schreiben würden von dem sie Ahnung hätten, und nicht um des Schreibens willen, würde es hier auch gepflegter zugehen.

Und wie bereits im ersten Posting von mir genannt, möchte ich etwas zum momentanen Umgang mit Comics und dem Bezug zum 3. Reich besonders im Abenteuer etc. Bereich diskutieren. Für mich besteht da Gesprächs- und Erklärungsbedarf.

[Manx cat]

Hier wurde schon mal ausführlich über Hakenkreuze diskutiert. Einfach mal eine halbe Stunde Zeit nehmen:
http://www.comicforum.de/showthread.php?t=101894

[Und hört doch mal auf, die ganze Zeit aufeinander rumzuhacken. Ich will gar nicht hören, wer angefangen hat. Früher oder später zielt jeder unter die Gürtellinie.]

[ZAQ]

Er hatte aber zuvor sehr genau erklärt warum er die beiden Alben nicht bringen mag - bitte lass das hier nicht völlig unter den Tisch fallen!

Ihm ging es nicht darum Hakenkreuze abbilden zu müssen oder zu lassen (ich glaube da sieht er nicht die Probleme) - nein, vielmehr hat er beide Alben gelesen und sie wegen dem extrem "iditioschen und nazistischen Inhalts" (so ungefähr waren seine Worte ) abgelehnt.
Also, so wie ich das damals verstanden habe, wollte er diese Comics wegen dem Inhalt nicht bringen und nicht weil er sich davor scheut Hakenkreuze abzubilden. (...)

Das hab ich aber anders in Erinnerung*: Er hat das als 'Nazi-Kitsch' bezeichnet. An weitere, gar 'genaue' Erklärungen kann ich mich nicht erinnern. Und dass Wayne Shelton grundsätzlich mal 'flache Unterhaltung' ist und kein inhaltlich anspruchsvolles Highlight, gilt auch für den Rest der Serie. Insofern kann das eigentlich logischerweise nicht der Grund sein, die Bände nicht zu bringen. Sondern eben sehr wohl der 'Nazi-Bezug'.

Unabhängig davon find ich allerdings auch das Wort 'Zensur' im ersten Beitrag unpassend. Und das Problem an dem Beispiel der ausgelassenen Bände ist eben, dass sie ausgelassen wurden und damit zur Rezeption nicht zur Verfügung stehen. Ob und warum deren Nicht-Erscheinen also berechtigt, begründet, nachvollziehbar,... ist, kann daher nur beurteilen, wer die Originale kennt. Und solche dürften im Forum rar gesäht sein.

*Aber Erinnerungen können trügen. Vielleicht sollte man's noch mal nachlesen.

[ZAQ]

(...) *Aber Erinnerungen können trügen. Vielleicht sollte man's noch mal nachlesen.

Done. Die 'genaue Erklärung' findet man hier. Und meine Meinung dazu dann im Folgenden...

[langhaar!]

Als große Aussnahme sehe ich momentan nur Carlsen. Denn die haben keine Probleme mit Hakenkreuzen etc. Siehe Spirou Sonderband "Operation Fledermaus".

Ok, genau den sehe ich mir an.

http://www.amazon.fr/Spirou-5-groom-...0754993&sr=8-2

Ganz so entspannt sieht Carlsen es auch nicht.

[Manx cat]

Beim Spirou kann man aber schon davon sprechen, dass das Hakenkreuz auch Werbung für das Produkt ist. Mich haben die letzten 30 Spirous auch nicht besonders angesprochen, die neuen Retro-Spirous allerdings sofort.
Und ganz ehrlich: Mit Hakenkreuz auf dem Cover hätte mancher vielleicht noch schneller zugegriffen, da man immer davon ausgehen muss, dass spätestens die Zweitauflage ein anderes Cover hätte. Solche Anreize sind doch zumindest fragwürdig.

[L.N. Muhr]

Und ganz ehrlich: Mit Hakenkreuz auf dem Cover hätte mancher vielleicht noch schneller zugegriffen, da man immer davon ausgehen muss,

Muss man? Oder ist das wieder eine deiner steilen Thesen ohne Kenntnis der Sachlage wie beim "Stern von Afrika"?

Wie viele Comics kennst du denn, wo das der Fall war?

[ZAQ]

(...) ohne Kenntnis der Sachlage wie beim "Stern von Afrika" (...)

...sagt der Richtige...

[Manx cat]

Muss man? Oder ist das wieder eine deiner steilen Thesen ohne Kenntnis der Sachlage wie beim "Stern von Afrika"?

Wie viele Comics kennst du denn, wo das der Fall war?

Steile These natürlich, aber was ich meine, dürfte ja wohl klar sein:
Hakenkreuze sind Blickfang und daher geeignet, auf ein Produkt aufmerksam zu machen.
Und wer möchte schon gerne mit Hakenkreuzen werben?

[L.N. Muhr]

Und das hat nun was mit meiner Frage zu tun? Wie viele Comics kennst du, bei denen eine erste Auflage mit, eine zweite ohne Hakenkreuz auf dem Cover erschien?

[ZAQ]

Heilmann? - Langlangistsher... - Bei den Minimenschen gab es bei mindestens drei dt. Ausgaben auch beide Cover-Versionen, hab aber nicht mehr im Kopf, welche welche hatte und in welcher Reihenfolge die erschienen sind... (Und dass das da irgendnen werbemässigen Unterschied gemacht hätte, glaub ich jetzt einfach mal nicht... )

Mehr wüsste ich jetzt auch nicht, aber kann sein, dass es bei Ami- oder Japan-Zeuch weitere Beispiele gibt. Da kenn ich mich halt nich so aus.

[Manx cat]

@L.N.
Keines. ICh weiß aber, dass die Symbole auf Covers als heikel gesehen werden.
Als Sammler tendiere ich immer dazu, bei Medien, die von der Zensur in irgend einer Form bedroht sein könnten, schneller zuzugreifen. Hat mir bisher zwar noch nie was gebracht, aber der Sammeltrieb ist nun mal da.
Also handelt es sich um pure Spekulation: Wenn Carlsen ein Spirou-Cover mit riesengroßem Hakenkreuz auf dem Cover herausbrächte, würde ich es eher kaufen, da ich mir vorstellen kann, dass man langfristig von dieser freizügigen Entscheidung wieder Abstand nimmt. Aus dem gleichen Grund habe ich z.B. die Urversion von "Tim im Kongo", die es ja nur vorrübergehend gab.

Und zur Verwendung des Wortes "muss": Wenn ich mit etwas rechne, heißt das für mich, man muss damit rechnen. Muss man nicht?

[L.N. Muhr]

@L.N.
Keines.

Womit deine Aussage ja erledigt wäre.

Und nein: wenn du für dich mit etwas rechnest, musst du nicht damit rechnen. Du tust es nur. Wo das "müssen" herkommt, ist (und bleibt) schleierhaft. Handle stets so, dass die Prämisse deiner Sammlerpanik zur Prämisse des Handelns aller werden könnte, ist NICHT das, was Kant gesagt hat.

[Manx cat]

Kants Philosophie ist ja eine Philosophie der Vernunft.
Comicsammeln ist aber nicht unbedingt vernünftig.
(Müssen wir aber nicht unbedingt noch weiter vertiefen)

[DER LETZTE APACHE]

Comicsammeln ist aber nicht unbedingt vernünftig.
)

Was???

[Torsten Alisch]

Hier - mehr oder weniger passend - was mehr oder weniger lustiges dazu. Aus Frankreich. Von Casterman:

http://groberunfug-comics.blogspot.c...-entdeckt.html

Franck / Vautrin / Veber: Les Aventures de Boro - Reporter Photographe

[Susumu]

Wobei, ob das bei Amazon ein "nicht trauen" oder schlicht ein "nicht bezahlt bekommen haben" ist, ist finde ich fraglich. Was hindert die, das Cover mit Sticker abzubilden. So wie es auch bei diesem Cover meines Wissens nach nirgendwo im Netz ein Bild ohne gibt.

EDIT: Stimmt natürlich nicht. Nur die großen Online-Shops halten sich wohl einheitlich an diese Darstellung mit dem (auf der Schutzfolie angebrachten) Aufkleber. Bei Google-Bildersuche wird man aber schon auf der ersten Seite fündig.

[Torsten Alisch]

Schutzfolie? Nix da! Der Aufkleber ist auf's Cover gebappt...
Casterman meint das ernst!

[Susumu]

Man muss dazu vielleicht noch sagen, dass bei der von mir verlinkten Serie alle Bände mit Schutzfolie und "Parental Advisory"-Aufkleber versehen worden sind. Nur werden die Aufkleber auf den offiziellen Seiten bei jenen Teilen, wo sie nicht an "strategischen Stellen" angebracht sind nicht bei den Online-Coverabbildungen gezeigt.

[Manx cat]

Franquin hat das Thema in Gaston auf seine Art und Weise kommnetiert (Seite 827):

Gaston-Zitat 1, während er ein Modellflugzeug beklebt:
"Und jetzt noch die Hakenkreuze. Die mögen sie ja besonders gern. Diese Blödiane."

Gaston-Zitat 2, nach dem ersten Testflug, mit dem er die Redaktion völlig fertig gemacht hat:
"Was denn?! In euren Comics findet ihr es immer ganz toll, Krieg zu spielen! Aber wenn's mal ernst wird...?
Als nächstes bastle ich einen Panzer mit Flammenwerfer!"

Worauf da wohl angespielt wurde?

[Max Sinister]

Ja, und ich hab mich damals gefragt: "WTH Gaston?!" Ist das die Lösung? Wir befreien die Welt vom Übel der militaristischen Comics, indem wir ihre Macher bombardieren?

[Manx cat]

Ich kann jetzt weniger über Militär-Comics sprechen, über Comics mit Gewaltdarstellungen aber schon. Da fragt man sich schon, ob die Macher auch so unverblümt rumsplattern würden, wenn sie mal tatsächlich schlimme Erfahrungen gemacht hätten.

In einem Leserbrief der Marvel-Reihe "The NAM" hat sich mal ein Leser darüber beklagt, dass die Reihe zu jugendfrei sei und überhaupt keine Greuel zeige, keine Massaker, keinen Drogenmissbrauch etc. Daraufhin hat der Herausgeber (sinngemäß) erwidert, dass der Hauptfeind in Vietnam die LAngeweile war, und dass entgegen dem, was in Filmen gezeigt wird, Massaker die Ausnahme waren und die Serie mehr am Alltagsleben des gewöhnlichen G.I. interessiert war. Ich halte die Reihe für realistisch und authentisch, aber sie ist eben auch völlig anders als die meisten Militärcomics.

Man kann wohl davon ausgehen, dass viele Militärcomics eher an reißerischen Actionszenarien interessiert sind und dass die Trennlinie zur pubertären Gewaltfantasie dünn ist. Ich denke an die späteren Paarungen der Nam-Reihe mit dem Punisher oder an die zig-fachen Glorifizierungen von Vietnam-Veteranen, so als ob Militär und Krieg die Schule ist, die ein Held braucht.

Im Film Grand Canyon spielt Steve Martin den Regiesseur von abstrusen Gewaltfilmen, der durch einen brutalen Überfall zum Umdenken gebracht wird. Das ist auch nichts anderes als die Aussage des Gaston-Strips mit anderen Mitteln.