Ich muss zur Arbeit, deswegen auf die Schnelle (als provozierender Denkanstoß, kein Manifest meiner (nicht vorhandenen) gottgleichen Weisheit):
Spiegeln oder nicht? Gehen wir davon aus, dass der Zeichner sich der Wirkung der Leserichtung bewusst ist, und sie als erzählerisches Mittel einsetzt muss man Mangas spiegeln.
Erklärung: Der westliche Kulturraum "liest" Bilder von leicht über der Mitte beginnend, dann rechts und wandert dann nach links. Linien, die dieser Bewegung folgen, werden als angenehm empfunden. So startet das Flugzeug in einer Werbung fast immer von rechts unten nach links oben. Linien gegen diese Richtung werden zuerst als "Achtung!" empfunden. In der Tunnelsequenz bedeutet dies Folgendes:
Seite 137: Eigentlich idyllisch, der Zeichner deutet die kommende Krise durch die Bewegung der drei Wanderer nach rechts an. Im zweiten Panel wird der Leser durch die sich nach links drehenden Schienen in den Tunnel hinein. Der Seitenaufbau ist durch gerade Linien geprägt.
Seite 138: Das erste Panel hat ein Gewicht auf der rechten Seite, die linke Seite bleibt leer. Völlig unausgewogen was das Bild rechtslastig macht, obwohl der Blick des Mannes nach links gerichtet ist. Das Drama kommt schon alleine durch diese Komposition. Die letzte Zeile beginnt mit schrägen Panelkanten, die zusätzlich durch eine Sprechblase gebrochen wird. Die drei Personen rennen nach rechts. Die Dramatik wird unerträglich.
Seite 139: Die Auflösung. Die Menschen finden eine Nische und betreten diese von rechts nach links - in die Bildharmonie hinein. Die Frau erreicht diese Rettung nach der Flucht aus der rechten Richtung - gegen die harmonische Richtung - und wird diese in der Nische beenden. Danach die Entspannung: Die Panelkanten werden wieder gerade, die dominierende Bildrichtung ist wieder von rechts nach links, was die Entspannung unterstreicht.
Eine grandios komponierte Sequenz, die allerdings für europäische Leser nur in derr vorliegenden gespiegelten Form greift.
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