Gerade bei LL gibt es ja sehr viele wiederkehrende Handlungselemente: den Saloon mit seinen Tänzerinnen und Sängerinnen, die Sheriffs und Totengräber, den Knast inklusive Daltons, die Indianer, die Kavallerie, bestimmte Archetypen wie den Oldtimer im Rollstuhl, den Bankier, den Reporter usw., dazu natürlich die diversen kleinen Gangster, Viehdiebe und Bankräuber. Und wiederkehrende Figuren gibt es doch einige mehr als die genannten, vom Postkutscher über Billy the Kid bis Calamity Jane, auch wenn die nicht so oft auftreten wie die gallischen Dorfbewohner oder die Piraten (zum Glück).
Das umreißt ganz gut das von Goscinny nach und nach geschaffene Serienuniversum. Nicht zu vergessen Jolly Jumper als geniales Wunderpferd, das coole Kommentare abgibt. Und schon allein das permanent variierte Thema "Ausbruch der Daltons" deckt gut ein Viertel der Goscinny-Alben ab. Es gibt viele immer wiederkehrende und variierte Topoi, die die Serie geprägt und definiert haben. Vor allem aber wurde dieses Serienuniversum durch den schwer greifbaren "Goscinny-Faktor" geprägt, eine besonders clevere und hintergründige Form des Humors. Bei den späteren LL-Geschichten, die ich kenne, fand ich nichts davon wieder, deshalb habe ich mich auch aus der LL-Lektüre ausgeklinkt.
Ihr habt den Kneifkäfer vergessen.
Edit: Ach nee. Das is ja Pablo und Rosalia
Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
Mit Bastei-Gruß,
euer Frank
Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!
Von eurem starken Mann mit dem goldenen Herzen.
Dieser Beitrag wird sich in wenigen Sekunden selbst löschen.
Momentaufnahme im Asterix-Archiv:
"Die weiße Iris" belegt derzeit Platz elf der Asterix-Alben, die Top Ten stammen alle aus dem (deutschen) Nummernbereich 2 bis 15 (und sind im Original zwischen 1962 und 1970 entstanden).
Derzeit ist der Band mit 4,01 bewertet. Von den "neuen" Alben liegt "Der Papyrus des Cäsar" als nächstes mit 3,24 auf Platz 26.
Aufschlussreich wäre sicherlich ein Blick auf eine entsprechende französische Rangliste, falls es so etwas gibt.
Naja, wie man's sieht
Ich hoffe ich trete jetzt nicht wieder zu vielen auf die Füße:
Der Band ist ja jetzt auch nicht zu offensichtlich doof, peinlich oder schlecht. Im Serienvergleich mag jemand wie ich ihn völlig uninteressant finden, aber ich versuche mal ein Psychogramm: der gutbürgerliche, häusliche, gehobene Mittelstand, der im Bioladen einkauft, sich selbst niemals als woke bezeichnen würde, jedoch mit woken Themen umgeht, der zu jedem Zeitpunkt ein Buch aus der gut sortierten Wohlstandsbibliothek auf dem Kaffeetisch liegen und einen Roman auf dem Nachttisch hat, ein sortiertes Leben führt, aus dem auszubrechen altersmäßig durchaus schon mit ein, zwei Ängsten verbunden ist, sich aber selbst noch mit allen Möglichkeiten ausgestattet sieht, jedoch vernunftbegabt diese Möglichkeiten nicht permanent auf die Probe stellt, der in den nächsten 10 Jahren ganz sicher eine Hüttentour zum Nordkap macht, solche Leute, die nur etwas und ganz leicht indigniert, aber nicht uninteressiert am Greif vorbeigeschlendert sind, DIE könnten eventuell hier Gefallen gefunden haben und mit der Iris einen ersten Asterix seit 30 Jahren oder gar ihren allerersten gekauft haben. Und DIE könnten den auch womöglich ganz richtig supertoll finden. DA sehe ich auch ein Megapotential für die Gutemine-Episode, und so einen Erklärbär wie Viceversus einer ist, haben die Töchter der Gutemines wahrscheinlich vor 10 Jahren als ersten Freund mit nach Hause gebracht und seitdem findet sich tief hinten halb im Unterbewusstsein der Gutemines dieser Welt eine Fantasie, die sie noch nie konsequent genug durchgespielt haben und ja auch im Asterix 40 angenehm unterschwellig angedeutet bleibt. Und deren Männer schließlich, die am Ende immer ihre Gutemine heil nach Hause bringen wollen, finden sich ja womöglich auch ganz hervorragend im Majestix wieder, so wie er in der Iris beleuchtet wird.
Diese Klientel könnte natürlich als Erstleserschaft dem Band zu einem oberen Platz in den Verkaufscharts und dann gleich noch zu gutem Feedback verholfen haben. Denn genau diese Klientel wurde in den vorherigen Bänden so genau noch nie zuvor adressiert und schon gar nicht als Haupthandlungsträger oder gar heldenhaft. Man vergleiche hier den leberkranken Majestix im Arvenerschild oder die Gutemine, deren hervorstechendstes Merkmal in fast sämtlichen vorhergehenden Abenteuern immer nur der Neid auf fast alles und jedes war (was hier natürlich immer noch so ist, aber es wird hier eine Vision der Aufarbeitung für sie entworfen!).
Geändert von Exphilosoph (22.12.2023 um 07:22 Uhr)
Muss man jetzt daraus schlussfolgern, dass Du Dich eher in dem Majestix der guten alten Goscinny-Jahre wiederfindest?
Nein, in Majestix finde ich mich überhaupt gar nie wieder.
Aber das ist natürlich trotzdem eine tolle Anregung: ich glaube...
Ich finde mich am Ehesten in einem Troubadix wieder (aber nicht der aus der Iris!), der sich selbst für Asterix hält, der gerne ganz viel später Miraculix sein möchte.
Geändert von Exphilosoph (22.12.2023 um 06:56 Uhr)
Da, wo ich herkomme, gab's allenfalls mal Hüttenwerke, aber von Hüttentouren hat niemand jemals was gehört.
Außerdem sind alle Asterixhefte doof. Bis auf das mit dem Dings, ääh, komm ich jetzt nicht drauf. Das war aber nicht doof.
Ein Leben ohne Roboter ist möglich, aber sinnlos.
Wie das so ist mit dem Schuh... wem er passt... Aber ich kenn dich nicht, ich kann es dir nicht sagen. Aber ich muss auch sagen: es ging ja um Leute, die praktisch ohne Comics leben und ich habe versucht(!) zu skizzieren, was das für eine Gruppe sein könnte, die sich von dem neuen Asterix erstmalig angesprochen fühlen und den gut finden. Die also vorher vielleicht nur als Kinder in Kontakt zu Asterix kamen oder nicht mal das. Sich jetzt als Mitglied im CF, als Diskutant in DIESEM Thread zu überlegen, ob man sich in der Gruppe wiederfindet, macht eigentlich keinen Sinn. Aber wenn wir schon mal dabei sind: ich finde mich in der Beschreibung an ganz vielen Stellen wieder, aber die Beschreibung beschreibt trotzdem nicht mich. Ich vermute mal, das dürfte bei dir ganz genauso sein.
(Hüttentouren zum Nordkap: da fährt man mit dem eigenen Auto solange nach Norden, bis es nicht weitergeht. Und auf dem Weg sind Hütten. Wenn's Nacht wird, legt man sich in der Hütte schlafen und am Nordkap hast du ne Mordsaussicht. Könnte man durchaus mal gemacht haben.)
Zum Begriff woke: ich hab den hier nicht zuerst benutzt, aber er wird hier so selbstverständlich benutzt, dass ich mich jetzt wundere, dass jetzt erst jemand behauptet, er wüsste nicht was ich meine wenn ich woke sage. Vielleicht liegt das an mir? Ihr wisst eigentlich was gemeint ist, es sei denn ich sage es? Das wäre irgendwo im Mediumbereich von lustig. Ich persönlich mag den Begriff nicht, aber er ist ja gerade total hiip. Von daher... ich würde mich aber nicht wundern, wenn er zum Unwort des Jahres gekürt würde. Aber damit werden wir ihn natürlich noch nicht wieder los.
Geändert von Exphilosoph (22.12.2023 um 12:48 Uhr)
Kennen Sie noch den Mann aus der Kaffeewerbung?
Hab' ich ein Glück.
Ein Leben ohne Roboter ist möglich, aber sinnlos.
Pffff, Mann aus der Kaffeewerbung… total überbewertet.
Die Clementine ist viiiiel berühmter!
Ich bezweifle ja, dass unter den Käufern des neuen Asterix irgendwelche Erstleser sind.
Der Asterix - ach was, jeder Asterix landet automatisch auf einer Comicbestsellerliste, ganz ohne Neukunden.
Neid und Missgunst sind meine besten Freunde.
Ich weiß gesichert, dass unter den Käufern auch Erstleser sind.
Es ging ja hier nicht um eine BestSELLER-, sondern um eine BESTENliste, und da finde ich den neuen Asterix schon arg fehl am Platze (selbst wenn der mir besser gefallen hätte, ist ein neuer Asterix auf Platz 1 einer Kritikerliste ungefähr so, als würde der Rolling Stone das letzte Helene-Fischer-Album zum Album des Jahres wählen, oder die epd Film "Manta Manta Zwo" zum besten Film - frei nach dem Motto: "Haben die Meisten gekauft, muss ja am besten sein". (Kann mir aber denken, wie das Ergebnis zustande kam: Den hatten halt fast alle gelesen, und selbst wenn die im Durchschnitt nur 4 Punkte gegeben haben, sind das insgesamt mehr Punkte, als wenn z.B. nur ein Drittel der Abstimmenden das Buchmaultier gelesen, aber mit durchschnittlich 8 Punkten bewertet hat.)
Und Erstleser sind doch ca. Sechsjährige? Da werden wohl einige dabei gewesen sein, die den vielleicht nicht selbst gekauft, aber gelesen haben.
Ja, aber geht das dann nicht auch nach dem Bewertungsschnitt? Dann isses ja egal, ob da jetzt 5 oder 50.000 abgestimmt haben.
Ja, schätze auch, dass das eine Rolle gespielt hat. Außerdem ist er noch frisch in Erinnerung, das Buchmaultier ist ja schon vor einem Jahr erschienen. Bester Comic des Jahres war er für mich auch nicht, bei mir läuft Asterix eigentlich immer etwas außer der Reihe.
Ich sehe, wie schwer es ist, bei derart engen Vorgaben und Limits und mittlerweile gewandeltem Humorverständnis, bei dem man kaum noch Witze über andere machen kann, auch im 40. Band etwas Originelles zu fabrizieren - und da finde ich ihn gelungen (was uns aufgrund der Übersetzung an Sprachwitz verloren geht, kann man nur erahnen).
Erzählerisch sind etliche andere Comics aus diesem Jahr sicher besser und origineller.
Den Asterix fand ich am lustigsten, das Buchmaultier am originellsten und Zeit der Stille hat mich am meisten bewegt.
Wird gern behauptet. Als ob man früher Witze über alles hätte machen können... Als "Das Leben des Brian" rauskam, sind religiöse Fundamentalisten total ausgetickt - die hätten die Pythons am liebsten auf dem Scheiterhaufen geröstet. Als Hildebrandt 1982 über krumme Geschäfte im Zusammenhang mit dem Rhein-Main-Donau-Kanal witzelte, beschwerte sich die bayerische Staatsregierung über ein "bayernfeindliches Programm". Vier Jahre später hat sich der BR sogar aus einer "Scheibenwischer"-Sendung über Tschernobyl ausgeklinkt. 1980 war Hildebrandts Vorgängersendung "Notizen aus der Provinz" aus dem ZDF-Programm geflogen. Offiziell wurde eine "Denkpause" verordnet, aber es war klar, dass konservative Politiker auf den willfährigen Programmdirektor Stolte Einfluss genommen hatten.
In den 60er Jahren stand Komiker Lenny Bruce, der in den USA das Establishment herausgefordert hatte, fast so häufig vor Gericht wie auf der Bühne. Und man erinnere sich an die "Weltbühne"-Prozesse der 20er und 30er Jahre, an Tucholsky und an von Ossietzky, die mundtot gemacht werden sollten. Von Ossietzky landete erst im Knast und später im KZ, wo ihn die Nazis zu Tode gequält haben.
Auf der anderen Seite wurde der neue "Asterix"-Texter doch von niemandem daran gehindert, Hohn und Spott über positives Deken/Achtsamkeit/Esoterik auszugießen. Und niemand hindert Kabarretistinnen wie Fitz oder Gruber dran, kübelweise Unrat über die "linksgrün Versifften" auszukippen. Was ist mit den grenzwertigen "tabubrechenden" Witzen von Lisa Eckhardt über Juden? Was ist mit Dieter Nuhr, der sich über die ominöse "Cancel Culture" ereifert, während er gleichzeitig permanent im Fernsehen auftritt und ein Millionenpublukum erreicht? Wo sind hier Vorgaben und Limits?
Geändert von BobCramer (23.12.2023 um 14:43 Uhr)
Wow. Super Auflistung, @BobCramer! Finde ich gut, dass jemand solche Daten auch noch mit parat hält.
Und lasst uns bei der Gelegenheit doch noch mal eine Gedenkminute an den Volksverlag verwenden.
Er macht sich über falsche und manipulative Gurus und Schwafler lustig, nicht übers positive Denken und gesunde Ernährung.
Über andere Ethnien wie in alten Alben wird sich schon seit Jahren in Asterix nicht mehr lustig gemacht, obwohl es da ja eigentlich um die Vorurteile der Franzosen und nicht die Ethnien ging.
Aber das kapiert heute eh keiner mehr und über sich selbst können auch nur noch die wenigsten lachen ...
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