Zitat von
efwe
Ich will hier gar nicht auf Druckqualität oder sonstige gute/schlechte Bearbeitungen eingehen, sondern nur einmal eine "historische" Fußnote zum Besten geben:
Bis 1989 war die Comicwelt in Deutschland noch in Ordnung bzw. klar strukturiert. Da gab es den "kleinen", aber feinen Carlsen Verlag, der seine hochwertigen Alben über den Buchhandel vertrieb auf der einen Seite, und den "Verlagsriesen" Ehapa, der mit "Asterix" und Disney Geld scheffelte und ansonsten Klassiker wie "Blueberry", "Michel Vaillant" u.a. in hingerotzten Grosso-Alben über den Kiosk an den Leser brachte. Die Welt war in Ordnung, schwarz und weiß, und es war gut so und der Leser war zuzfrieden. Als Ehapa dann aber ankündigte, selbst Alben für den Buchhandel vertreiben zu wollen und zudem - quasi als ersten Streich - den Reiner-Feest-Verlag mit komplettem Programm und einem Teil der Mitarbeiter übernahm, kam diese Welt ins Wanken. Der böse Riese war ins Paradies eingebrochen und hatte Eva (den Lizenzgebern) den vergifteten Apfel mitgebracht. Plötzlich war es nicht mehr gottgegeben, dass die Crème neuer Comics bei Carlsen erschien und andere Verlage sich die Brosamen aufteilten. Da kam einer, der offensichtlich mit Geld wedelte und plötzlich versuchte, an erstklassige Lizenzen heranzukommen. Befeuert durch einen damals etwas eitlen Chefredakteur des "feinen" Verlags, der dann vom "Spiegel" auch noch als Comic-König von Deutschland gefeiert wurde, waren die Fronten schnell geklärt: auf der einen Seite der Verlag, der alles toll macht, und auf der anderen der Schmock, der nur kopiert, und dazu auch noch schlecht. Alles war toll, so lange "Carlsen Verlag" oder "Comic Art" auf dem Buch stand, selbst unterirdische Produktionen wie der echt unterirdischen "deutsche Monat" zum Comic Salon in Erlangen, wo man den Eindruck hatte, dass alles, was von einem deutschen Zeichner stammte und bei drei nicht auf dem Baum verschwunden war, zwischen zwei Buchdeckel gepresst wurde. Bücher wie etwa "Metallische Chroniken" oder "Die Tifous" - von Ehapa sorgsam produziert - waren dagegen schlecht, weil Moebius uind Franquin ihren gefühlten Stammplatz nun mal bei Carlsen hatten. Sowas ging ja gar nicht.
Lange Rede, kurzer Sinn: egal, was Ehapa seitdem produziert, irgendein Haar gibt es immer zu finden, da Ehapa - anscheinend - per se schlechte Qualität produziert. Leider hat sich in den letzten dreißig Jahren wenig daran geändert, was eine Zeitlang mir und schließlich mir folgenden Kollegen das Leben echt schwer macht.
Ich darf darauf hinweisen, dass ich - aus der Historie heraus - sicher der letzte bin, der Ehapa groß in Schutz nimmt, aber das musste dann doch einmal gesagt sein.
EfWe
Lesezeichen