WARNUNG : Dieser Beitrag verrät etwas über den Inhalt des Bandes.
Raffiniert leiten die Autoren den Leser in die Irre, indem im Erzählstrang mit den Kindern von einem Mord (S. 27), einem Verbrechen (S. 55) und einem noch nicht gefassten Mörder (S. 82) die Rede ist und der bis dahin ahnungslose Leser den falschen Schluss zieht, damit werde auf den Leichenfund am Anfang der Geschichte (S. 11) Bezug genommen.
Ebenfalls raffiniert ist der Einsatz des Schäferhundes namens Neptun, der durchgängig vorkommt, wobei der bis dahin ahnungslose Leser natürlich annimmt, dass es immer dasselbe Tier ist, bis er damit schockiert wird, dass Jacques den Hund erschießt (S. 115). Etwas später taucht das Tier dann aber quicklebendig wieder auf (S. 123), bevor schließlich erklärt wird, dass Stéphanie in ihrem Leben sechs Schäferhunde hatte, die sie alle Neptun nannte (S. 136). Damit erklären sich dann im Nachhinein beispielsweise die geschickt montierten Szenen im Straßencafé, wo zunächst die alte Stéphanie mit dem Hund und dann die beiden Ermittler ebenfalls mit dem Hund zu sehen sind (S. 18).
Weitere gelungene Beispiele für die scheinbare Gleichzeitigkeit finden sich auf S. 95, wenn zwischen ein Gespräch der jungen Stéphanie mit Patricia Bilder der Kinder eingefügt werden, die ihrerseits ihre Lehrerin erwähnen, sodass der bis dahin ahnungslose Leser annimmt, damit sei Stéphanie gemeint; und auf S. 106, wenn die alte Stéphanie im Museum von Vernon sitzt und im nächsten Bild Sylvio mit dem Konservator offenbar den denselben Gang durchschreitet.
Auf die Spitze treiben es die Autoren auf den Seiten 115 und 116. Man sieht die junge Stéphanie, wie sie um 16:23 Uhr vor ihren Schülern auf die Uhr schaut, weil sie auf das Ende der Schulstunde wartet, um sich mit Laurenc zu treffen. Im Bild darunter ist die Schulklasse mit Paul und Fanette zu sehen, die aber eben nicht Stéphanies Schulklasse ist. Um 16:30 Uhr macht sich Stéphanie auf den Weg, ebenso wie Paul, der zur selben Zeit losläuft – aber eben nicht im selben Jahr, was die Bilder zwar suggerieren, aber nicht behaupten.
Das ist alles legitim, weil es keine logischen Brüche gibt und die Verbindungen zwischen den jeweiligen Bildern nicht unredlich hergestellt werden.
Grenzwertig wird diese scheinbare Gleichzeitigkeit jedoch an anderen Stellen. Dazu mehr im nächsten Beitrag.
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