Vampire sollen nach mythischer Sicht ja ihre Seele verlieren, was ihre inhärente Bösartigkeit erklärt. Ich kann mir vorstellen, dass die heutige Sicht, dass die menschliche "Seele" als solche oder zumindest als festes, unwandelbares Konstrukt nicht existiert dazu führt, dass wir "seelenlose" Fabelwesen jetzt auch mit Empathie ansehen, bzw. uns vorstellen, wie sie sich hinsichtlich ihrere Transformation fühlen. Mary Shelleys Frankenstein hat 1818 da, denke ich, wichtige Impulse gegeben.
...Und natürlich macht den Reiz zusätzlich das aus, was schon immer gegolten hat: Ein Wesen, was micht umbringen kann? Sexy!
Fangs war ganz anders aufgebaut, als ich erwartet hatte, also weit weniger "edgy". Mit dem Cover und Backcover hatte ich auch erwartet, dass Mode und Accessoires eine wichtige Rolle spielen, aber das ist eher bei den Illustrationen der Fall. Das Charakterdesign und die Klamotten sehen durchaus schick aus, aber es ist jetzt kein Young Bride's Story durch den Band hinweg. Stattdessen hat die Geschichte eine überraschend gelassene ("casual") Atmosphäre. Wir bekommen kurz einen flüchtigen Blick auf die Charaktere auf der großen Party, was einen eher verwirrt zurücklässt, genau wie den Hauptcharakter. Aber dann werden sie erneut eingeführt und diesmal ganz ruhig nach und nach und jeder detailliert. Die Story streut auch schon mehrere Plotfäden in Form von erwähnten Nebencharakteren, die für die Vergangenheit aller Personen wichtig sind - so merkt man, dass es eindeutig eine Reihe ist, die als solche geplant war und nicht ein fortgeführter Einzelband. (Hoffe, ich liege da richtig) Klar, der Cliffhanger am Ende soll offensichtlich die Spannung erhalten, aber es sind eher die kleinen Hinweise (der Sohn, der verstorbene Ehemann, ...der andere verstorbene Ehemann, die Urvampire [an der Stelle hab' ich natürlich gleich an Seraph of the End gedacht]) auf die ich gespannt bin.
Die Vampire sind natürlich im Vergleich zu anderen Vampirgeschichten ziemlich menschlich - ihre Emotionslosigkeit basiert eher auf emotionaler Abnutzung bzw. chronischer Langeweile statt einer inhärenten Kondition. Und auch ihre Körper können sich verändern - es fließt Blut, die Haare wachsen verlangsamt und Muckis können sie auch aufbauen, sehr zum Vergnügen des Publikums~. Man darf da natürlich nicht zu weit gehen, sonst geht der ganze Fabelwesencharme verloren und sie sind praktisch nur noch Gruftis, deswegen bin ich sehr froh und sogar ziemlich überrascht, dass diese Vampire die Fähigkeit zur psychischen Manipulation haben. Das verschiebt die Balance wieder ein Stück ins Gruselige, nur gerade weit genug für das verlockende Gefühl, sich mit "was Falschem" angelegt zu haben.
Dieses Pärchensystem hat mich auch gleich ans Omegaverse oder ans neuere Dom/Sub-Verse erinnert. Also Pärchen werden, damit man und andere sicherer ist als Zweckbeziehung. Hier ist's natürlich noch 'ne Spur pragmatischer.
Na dann, bin mal gespannt, wie die ganzen Sachen aufgelöst werden und auf die Bonusillus in den nächsten Bänden~
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