Die grundlegende Geschichte gefällt weiterhin, obwohl mit Spoilerkenntnis vom letzten Band es doch schon etwas brenzlig wird, was ein rundes Ende angeht. Die sokratischen Dialoge tuen das ebenfalls, obwohl das bei der Anfangsszene weniger der Fall war, die mich persnlich fast schon etwas aufgeregt hat.
Das heutige Thema im Martkplatz der Ideen: "Ist es okay, Leute zu schlagen, wenn wir damit unsere Gefühle ausdrücken können?"
Nein. Die Antwort auf die Frage ist "Nein".
"Aber du sagst doch, dass du männliche Direktheit mehr magst als die Ränkespiele der Mädchen?"
Ja, beides ist halt schlecht.
Falsche Dichotomie. Wie es z.B. The Golden Sheep zeigt, gibt es auch gesunde Mglichkeiten, seinen Frust abzuarbeiten, wie Boxen.
"Jetzt hast du ihn dazu gebracht, von seinem Trauma zu erzählen. Bist du jetzt zufrieden?
"
Ja?!? In normalen Situationen sollte man Leute nicht drängen, von ihren Traumata zu erzählen, das stimmt. Besonders wenn man sie kaum kennt. (*hust*Twitter*hust*) Aber das war nunmal eine eigentlich sträfliche Tat, die die Gruppe zu spalten droht und das auch teilweise getan hat. Da kann man den Mädels nun wirklich nicht verübeln, die Harmonie in der Weise wiederherstellen zu wollen. Dass er davon erzählt hat, hilft der Gruppe, ihn besser zu verstehen und hat das Potential, ihre Freundschaft zu vertiefen, wenn sie gemeinsam dieses Geheimnis teilen.
"Freundschaften sollten unterschiedliche Meinungen aushalten können"
Abgesehen davon, dass jemanden zu schlagen keine Meinungsäußerung ist: Ja, und
Diskussionen über diese Meinungsverschiedenheiten ebenfalls! Freundschaft heißt nicht, dass man jede Meinung des Freundes ohne Diskussion zur Kenntnis nehmen muss - das ist was für Bekanntschaften. Richtige Freunde können sich ruhig auch zu überzeugen versuchen.
Ich verstehe, dass die Mädchen sich auch etwas ungehalten verhalten, was auch wenn man ihre verständliche Emotionalität in so einer Situation bedenkt kritisiert werden kann, aber im Grunde geben sie nur rationelle Gründe gegen die Einstellung von Kyosuke und der kann darauf nichts wirklich erwidern.
"Hassgefühle kann man nicht abschalten, genauso wie Liebe"
Das stimmt, aber die Mädels haben da schon frauf geantwortet, bevor du das gesagt hast: Dass Hassgefühle meistens weniger werden, wenn man sich mit dem Gegenstand des Hasses genauer befasst - und das sollte dann halt mal versucht werden, bevor man sich in seiner Gefühlslage festbeißt.
"Was sagt ihr dazu, wenn jemand es liebt, Leute zu quälen..."
Wenn man Liebe (ein vager Begriff, ist halt so) so definiert, dass dabei das Einverständnis des jeweils anderen nicht verletzt wird, dann ist das kein Problem. Außerdem: BDSM zeigt, dass auch dieses Gefühl seinen Platz hat.
"...und jemand anderes solche Leute aus tiefem Herzen hasst"
Leute zu hassen, die man nicht kennt, ist wenig produktiv und sollte vermieden werden, also auch ein schlechter Einwurf. Außerdem wird das als Argument für die Todesstrafe verwendet, von der ich auch kein Fan bin.
"Gefühle kann man nicht in Gut und Schlecht einteilen."
Generalisierungen sollte man vermeiden, das stimmt. Aber Gefühle, die zu Gewalt führen, sind schlecht und man sollte sich darum kümmern, mit ihnen umzugehen, punkt.
"Frauen, die von Männern belästigt werden, kriegen doch auch manchmal eine Männerphobie"
Es gibt einen Unterschied zwischen
Erklärung und
Rechtfertigung. Nur weil die Beweggründe eines Menschen seine Taten erklären, heißt nicht, dass sie nicht als schlecht empfunden werden können.
Es ist für mich klar, dass Shingo so reagiert hat, weil er unbedingt die Mädels verscheuchen wollte. Trotzdem ist mir nicht klar, warum das Gespräch, was die Männer danach unter sich geführt haben, nicht auch in Gegenwart der Mädchen hätte geführt werden können. Dass Kyousuke wegen Thoma eine "Ausnahme" machen wollte und an sich selbst arbeiten möchte, hat er doch selbst zugegeben. Das war doch exakt das, was die Mädchen auch wollten...
Und als Shingo dann kommt mit seinem "Ooooh, was für ein Mensch bin ich für dich? Ich könnte dir die Wahrheit erzählen oder nicht und ganz sicher könntest du dir nie sein.
" Hashtag I'm 12 and this is deep - wenn man eine Vorlesung Philosophie 101 besucht hat und jetzt denkt, man hätte die Mysterien der Welt verstanden. ...Was mich nur umso mehr aufregt, weil ich genau weiß, dass ich mich genauso aufgeführt hätte, wenn ich mit 15-17 im Internet unterwegs gewesen wäre - ein Glück habe ich social media erst wirklich genutzt, als ich erwachsen war!
So, genug Aufregung über die Meinung von fiktionellen Charaktern~. Der Streit zwischen Mami und Futaba hat mir im Gegensatz wieder seht gut gefallen! Balanciert, nuanciert und weitere löbliche Gemeinplätze von mir - man merkt, dass es den beiden hilft, sich gegenseitig besser zu verstehen und sie näherzubringen - so muss das sein!
Und auch der Rest der Geschichte hat mir sehr gut gefallen mit dem Monolog von Thomas Bruder und so weiter. Sehr schön!
Lesezeichen