Ich musste ja ein bisschen schmunzeln, als ich las, dass du "schon" 23 bist. Das ist ziemlich jung
Also, vielleicht hilft es dir erstmal, zu hören, dass solche Artblock-Phasen eigentlich fast jeder Künstler mal hat, egal ob Amateur oder Profi - ja, auch Berufszeichner stecken manchmal in einem Loch, in dem monate- oder sogar jahrelang gar nichts geht. Das hängt tatsächlich häufig damit zusammen, dass man das Zeichnen nur noch mit einem Leistungsdruck verbindet, der einem nach einer gewissen Zeit einfach die Leidenschaft und vor allem die Unbeschwertheit bei der Sache nimmt. Du stellst in deinem Text direkt diverse Anforderungen an deine künstlerische Betätigung: Therapie, technische Entwicklung und Lernerfolge, beruflicher Erfolg, gutes Feedback, Motivation, Inspiration, klare Messages, am besten alles sofort. Und da ist doch eigentlich klar, dass du dich selbst mit diesen Erwartungen lähmst, weil du dir viel zu viel auf einmal vornimmst.
Was häufig hilft, um aus dieser Problemphase herauszukommen, ist, erst einmal alles Äußere auszublenden. Nimm dir täglich einmal das Skizzenbuch zur Hand und zeichne einfach drauflos. Bei der Übung ist es völlig egal, was dabei herauskommt, ob es gut oder schlecht ist, und was andere davon denken - das Ziel ist nur, täglich zu zeichnen, alles andere ist irrelevant. Mach dich frei von allen Erwartungen, außer, dass du zeichnen willst, und wenn es nur Striche und Kreise sind.
Ergänzend dazu hat es mir viel geholfen, mich mit meinen früheren Bildern auseinanderzusetzen, und mich daran zu erinnern, woher anfangs meine Motivation und Inspiration kam, und wieder ein wenig dahin zurück zu kehren - weg von dem, was Kunden oder das Publikum im Internet wollten, zurück zu meinen ersten eigenen Ideen, Stimmungen und Visionen. Das hat mir, als es mir ähnlich ging, sehr geholfen, den Antrieb und den "Funken" wiederzufinden, der mir auch irgendwo auf dem Weg verloren gegangen war.
Ansonsten finde ich immer, dass Studien von Fotos, anderen Zeichnern oder der Realität sich super eignen, um gleichzeitig einfach produktiv zu sein und zu lernen, wenn man nicht so genau weiß, was man machen soll. Das ist ein bisschen auch Geschmackssache, aber mir hilft das auch immer, wenn ich einfach unzufrieden bin, danach dann einfach ein gutes Gefühl zu haben, weil ich etwas sinnvolles getan hab. Auch hier ist das Ergebnis gar nicht so entscheidend wie das Wissen, gezeichnet und vielleicht dabei sogar etwas gelernt zu haben.
Ob du Studieren, eine Ausbildung machen oder weiter autodidaktisch arbeiten solltest, musst du allerdings selbst entscheiden. Wichtig dafür ist die Frage, was du denn überhaupt machen willst. Möchtest du einfach deine eigene Kunst weitermachen? Oder als Illustrator oder Grafiker für andere arbeiten? Davon hängt ja stark ab, wie du am besten den Weg zum Ziel gestaltest. Das Ziel, das du dir suchst, muss ja übrigens auch keine permanente Fessel sein, sondern kann sich durchaus auch nach einem, zwei, drei oder vier Jahren wieder ändern, das ist auch ein üblicher Prozess vieler Künstler. Deswegen mach dir die Entscheidung nicht zu schwer, ein mittelfristiges Ziel ist kein Eheversprechen und kann umgeworfen werden, wenn du auf halbem Weg merkst, dass es dich doch irgendwo anders hinzieht
Ich hoffe, da war schon der eine oder andere hilfreiche Anstoß dabei ^^
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