Inhalt:
Maniac Shorts Shot enthält insgesamt vier nicht zusammenhängende Geschichten.
Die Titelstory dreht sich um zwei Freunde, die eine Schachtel voller verrückter Sextoys Unterhosen finden. Aus Spaß fängt der eine andere, die Teile anzuprobieren, worauf der andere zunächst den Fotoapparat und schließlich inmitten des fröhlichen Herumalberns etwas anderes zückt ...
Die zweite Story heißt "Lo-Fi You Hi-Fi him" und handelt von zwei ehemaligen Klassenkameraden, die sich nach vielen Jahren wieder begegnen. Einer von ihnen hat sein Leben der Pflege von alten Menschen geweiht, der andere arbeitet als Callboy in einem Hostclub. Können zwei Menschen aus so verschiedenen Welten zueinanderfinden?
Die dritte Story trägt den Titel "Custom Heart Beat." In ihr fühlt der Student Sano sich verpflichtet, nach dem Tod seines Vaters dessen Motorradwerkstatt fortzuführen. Dabei hat er weder die technischen Kenntnisse dafür noch Freude an Motorrädern. Ganz im Gegensatz zu Maeda, der Stammkunde der Werkstatt ist. Doch kommt Maeda wirklich nur regelmäßig vorbei, um seine Maschine warten zu lassen?
Die letzte Geschichte mit dem Namen "Hair" geht um den Leiter eines Kriminallabors. Im Zuge einer Mordermittlung stellt er eigene Ermittlungen an und lernt dabei einen der Hauptverdächtigen näher kennen. Dieser ist Haarstylist und geradezu besessen von menschlichem (Scham)Haar.
Bewertung des Inhalts:
Maniac Shorts Shots ist eine überaus abwechslungsreiche Storysammlung. Jede Geschichte ist sowohl was den Inhalt als auch die Erzählstruktur angeht völlig anders als die anderen.
Die Erste ist sehr frech und wirklich dirty. Die Handlung beschränkt sich völlig darauf, wie die beiden Freunde jede Menge Spaß und extrem heißen Sex miteinander haben. Romantik oder Liebe kommen darin nicht vor, es geht relativ schnell, heftig und überaus explizit zur Sache.
Die zweite wiederum ist ausgesprochen gefühlvoll. Der Leser bekommt Einblicke in das sehr unterschiedliche Leben der Liebenden und begleitet sie auf ihrem Weg zueinander. Die Protagonisten sind beide überaus liebenswert und ihre Beziehung bewegend und sehr romantisch. In dieser Story gibt es nur wenig Yaoi. Eine kleine Szene am Schluss, die zwar durchaus explizit ist, aber von der Stimmung her dennoch stärker auf die emotionale Komponente abstellt.
Die dritte Story zeigt uns einen aggressiven jüngeren Seme, der den zögernden Uke mit seiner Leidenschaft "mitreißt", sprich eine klassische BL-Variante, in der non-con romantisiert und zudem dadurch gerechtfertigt wird, dass der Uke
schon vorher Gefühle für den Seme hegt und, sich sogar heimlich selbst befriedigt, während er an ihn denkt.
In dieser Geschichte gibt es zwei ausführliche Yaoi Szenen, wovon die zweite länger und um einiges expliziter als die erste ist. Dies dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass
die zweite im Gegensatz zur Ersten in jeder Hinsicht einvernehmlich erfolgt.
Die Letzte Story hat von allen die meiste Handlung - und diese ist alles andere als darauf ausgelegt beim Leser Feel Good Gefühle aufkommen zu lassen. Schon das ungewöhnliche Setting rund um einen Kriminallabortechniker und eine Ermittlung in einer Mordserie an jungen Männern schürt die Erwartung, dass diese Geschichte nicht sonderlich viel mit den üblichen BL-Klischees gemein haben wird. Diese erfüllt sich dann im Verlauf der Handlung, die in der Tat ziemlich ungewöhnlich, ja teilweise bizarr ist. Wenn
der Haarstylist seinem Liebhaber mit einem seltsamen Lächeln um den Lippen das Schamhaar mit einer Rasierklinge abschabt,
läuft einem unwillkürlich ein Schauer über den Rücken und man fühlt sich von dunkler Vorahnung erfüllt, dass diese Beziehung geradezu auf ein düsteres Ende zusteuert.
Wie düster es dann letztlich ist, will ich an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel, ich habe bislang noch nie zuvor einen Schluss in einer BL-Story gelesen, der für mich derart unerwartet kam und zudem so bösartig war, dass ich davon regelrecht geschockt wurde. Rein erzähltechnisch betrachtet ist das Ende absolut genial, und ich kann mir vorstellen, dass es viele Leser geben wird, die es toll finden werden. Aber ich persönlich verabscheue es zutiefst.
Bewertung des Artworks:
Die Zeichnungen von Miya Ousaka finde ich sehr gelungen, wobei besonders hervorzuheben ist, dass sie ihren Protagonisten ein sehr individuelles Aussehen verleiht. Kein Mann in diesem Manga sieht aus wie einer der anderen und bei jedem passt das Äußere perfekt zum jeweiligen Charakterdesign.
Daneben hat Miya Ousaka definitiv ein Talent für SD-Chibis, auch wenn sie diese mäßig und nur ganz gezielt dort einsetzt, wo es passt. Man findet sie lediglich in der zweiten Story, wo sie sich hervorragend in die locker-leichte Erzählstruktur dieser Geschichte einfügen.
In Sachen Yaoi versteht Miya Ousaka ebenfalls ihr Handwerk in jeder Hinsicht. Genau wie bei den SD-Chibis fügt sie dabei auch die Yaoi Parts stets passend in die Geschichten ein, und zwar sowohl in Bezug auf die Explizität als auch den Grundton. Ihre Yaoi Szenen (die übrigens erfreulicherweise völlig unzensiert sind) unterscheiden sich optisch sehr, je nachdem ob es eine romantische Liebe, "just Fun", eine aggressivere Leidenschaft oder eine obsessive ist.
Viele Mangaka zeichnen die Yaoi Parts ähnlich und variieren nur Kleinigkeiten, indem sie non-con zB dadurch ausdrücken, dass die Gesichtszüge verzerrter sind und einer den anderen festhält und niederdrückt. Darüber hinaus verwenden sie oftmals identische Posen, die typischen Blow-Jobs und Stellungen, die sich wiederholen.
Miya Ousaka geht hierbei weitaus umfassender (und kreativer) zu Werke.
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