Huch, konnte den Titel im ersten Posting kaum lesen ... so nebelig ...
Um den letzten Stammtisch schnell vergessen zu machen, gleich mal wieder ein langes statement:
Für mich gibt es insbesondere drei Dream-Teams des klassischen frankobelgischen Comic:
Uderzo und Goscinny,
Charlier und Giraud und natürlich
Hermann und Greg.
Nun widmet sich unser kleiner Stammtisch also das erste mal den Letzteren.
Ohne zuviel vom Fazit vorwegnehmen zu wollen: Schade, dass wir mit keiner der „großen“ stories dieser Comic-Granden eröffnen.
Fast genauso zuverlässig wie ein Asterix-Abenteuer mit dörflichen Festivitäten endet, beginnt ein von Hermann und Greg produzierter albenlanger Andy Morgan mit einem Blick auf die Cormoran (zwei Ausnahmen: Die Wüste brennt und Der Hafen der Verrückten). Das signalisiert Vertraut-, aber auch Gewohnheit. Und eine gewisse Starre im Konzept ist dem 11. Album der Reihe schon anzumerken.
Das, worum es meistens in der Serie geht, finden wir auch hier: Der lange Weg durch unbekanntes, sich als feindlich erweisendes Gebiet.
Über Land wohlgemerkt, was bei einem sich per Yacht fortbewegenden Comic-Helden keine Selbstverständlichkeit ist. Aber die Cormoran ist eben nur ein Vehikel mit dem man von Einsatzort zu Einsatzort schippert und nur selten Einsatzort selbst.
Bei diesen Exkursionen auf Festland stellt die Natur die größte Bedrohung dar. Die nicht ganz so lieben Mitmenschen werden entsprechend dem Lokalkolorit als Staffage in die Geschichte eingebaut: Seien es Mitgefangene, feindlich gesonnene Wüstensöhne oder wie im zu debatierenden Comic korrupte Polizisten und Räuberbanden.
Damit sich Greg nicht so oft wiederholt, wählt er möglichst unterschiedliche Schauplätze für Andys Abenteuer: von der Sand- über die Eiswüste bis hin zum dann doch mehrfach verwendeten Dschungel.
Dass Andy in Die Festung im Nebel im Gebirge landet ist auch nicht ganz neu (siehe: Im Tal der tödlichen Augen), aber in einem Berg war er noch nie und dieser Teil der Geschichte macht auch deren Reiz aus.
Wie Greg diesen Handlungsort für seine story nutzt, sollten wir einmal näher betrachten.
Hat er eine Idee für einen interessanten Schauplatz, klopft er zu diesem jede dort denkbare Gefahr systematisch ab und sortiert aus. Die Einfälle, die für den Leser das meiste Spannungspotenzial haben, werden verwendet.
Da wären zum Einen die gefährlichen Ortsansässigen, diesmal keine Menschen sondern Fledermäuse, die Kha-Ayawas, die als "fliegende Piranhas" * bezeichnet werden, zum Anderen die lebensfeindlichen örtlichen Bedingungen: giftige Gase und gefährliche Abgründe.
Dass Andy, Barney und ihr neuer Begleiter, Kubak alias Muk der Mandschu (der Name ist Hinweis auf die Örtlichkeiten dieses Abenteuers), zeitweise o.g. zwei korrupte Polizisten an der Backe haben, die ihnen ans Leder wollen, kann die Spannung nur noch erhöhen. Außerdem sind solcherart Komparsen immer gut dazu gewesen, in einer besonders brenzligen Situation zu sterben, um den Leser deutlich zu machen, dass der Held tatsächlich lebensbedrohliche Situationen zu überstehen hat und all dies kein Kinderspiel ist.
Dies Alles ist natürlich nicht "typisch Greg" sondern das Grundrepertoire eines jeden Abenteuerroman/film/comicautors.
Deren qualitative Unterschiede manifestieren sich in erster Linie im Grad ihrer Originalität, also z.B. darin, auf welche Gefahren sie die Helden stoßen und wie sie diese bestehen lassen: sind die Gefahren neu und interessant ? Vermitteln sie auch eine Aura der Gefährlichkeit ? Usw.
Unter diesem Aspekt gefällt mir in Festung im Nebel dann auch der Part der Geschichte am Besten, der die Höhlenlandschaft des Berges zum Schauplatz hat.
* = Titel eines längst vergessenen (?) Kay Czucha-Comic/Cartoon-Bändchens.
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