Erst einmal Danke an das ganze Team des Comicfestivals für die Energie und Mühe, die ihr in das diesjährige Festival investiert habt!

Mich interessiert wie die Meinungen zum diesjährigen Comicfestival sind. Was war in den Augen der Beucher positiv und was negativ?

negativ:
- Edition Alfons: Bertolucci und Zuccheri waren ein bisschen zu viel für die Verantwortlichen. Die Nummernverteilung (wenigstens bei Bertolucci) war ähnlich mysteriös wie damals bei Gimenez in Erlangen am Splitter-Stand. Wahrscheinlich haben auch fast die selben Leute eine Zeichnung erhalten. Dann waren auch noch zu wenig Bücher für Bertolucci da. Das Standpersonal war vollkommen überfordert. Da es anscheinend das erste Mal war, dass die Edition Alfons Künstler dabei hatte (Ulli Lust war auch noch da), will ich das jetzt nicht überbewerten. Allerdings solltet ihr euch merken: Gebt NIE WIEDER Signiernummern raus bevor die Türen aufgehen! Damit habt ihr nicht nur mich schwer verärgert. Und wenn Bertolucci und Zuccheri nicht freiwillig Überstunden gemacht hätten (siehe positiv), dann wäre die Situation wahrscheinlich - trotz eures Versuches die Sache noch irgendwie hinzukriegen - komplett eskaliert.

- Spezlwirtschaft: Wie immer gibt es einige Leute, die zwar ein Armband für Standpersonal, Künstler oder Presse haben, aber keine dieser Tätigkeiten ausüben. Aber wenn denjenigen einer abgeht, weil sie als erste in der Panini-Schlange würfeln dürfen... (Die Leute die wirklich an einem Stand mitarbeiten sind ausdrücklich ausgenommen)

- Händler bei Shelton: Bei Shelton war wirklich eine große Schlange. Wie manche dann so dreist sein können und über 20 Comics auf den Tisch zu klatschen und unterschreiben zu lassen ist mir ein Rätsel.

- Weite Wege bei schlechtem Wetter: Die Wege in München sind zwar recht weit, aber ich bin sicher, wenn das Wetter besser gewesen wäre, hätten mehr Leute auch die Veranstaltungen außerhalb des Künstlerhauses besucht.

- Robert Crumb: Keine Signierstunden und es kam mir so vor, als ob er sich nur bei den Abendveranstaltungen blicken ließ. Schade!

positiv:
+ Künstler: Nicht nur dass die Auswahl der Künstler ganz große Klasse war, sie waren auch noch nett und motiviert. Mezzomo zum Beispiel steigerte sich am Samstag mit jeder Zeichnung und so konnten am Ende manche mit kompletten Figuren in ihren Comics und Sketchbüchern nach Hause gehen. Federico Bertolucci und Laura Zuccheri erklärten sich freiwillig dazu bereit beim zeichnen Überstunden zu machen, weil durch das Chaos bei der Edition Alfons viele Fans noch auf ihre Zeichnungen warteten. Das war echt super von den Beiden! Ein Highlight für jede Comic-Veranstaltung ist Christopher. Der hat anscheinend jeden Tag 24 Stunden lang gute Laune. Auch Künstler wie Baru, Manara oder Fior standen bereitwillig zur Verfügung. Gilbert Shelton ließ sich auch von einer 20 Meter langen Signierschlange abschrecken und zeichnete unverdrossen für jeden seine Freak Brothers. Tolle Einstellung! Auch Yoann versuchte wirklich jedem Wunsch nach einer Zeichnung zu entsprechen. Er ist ein ganz netter Mensch der sich sogar ein bisschen auf Deutsch unterhalten konnte.

+ Salleck Publications: Ein tolles Zeichner-Aufgebot, nette Mitarbeiter und super Comics. Respekt an Eckart Schott und seine Crew. Es hat wieder viel Spaß gemacht mit euch!

+ Nette Gespräche: Ob in der Signierschlange, beim Warten vor der verschlossenen Tür oder einfach so auf dem Festival: es gab Dutzende von netten Leuten zum unterhalten.

+ Ausstellungen im Künstlerhaus: Wegen des schlechten Wetters habe ich mir nur die Ausstellungen im Künstlerhaus direkt angesehen. Die waren allesamt sehr schön gemacht. Besonders Spirou und Italien haben mir sehr gut gefallen.

+ Helmut Nickel: Der hat sich ein eigenes Plus verdient. Der sitzt da so mit seinen 90 Jahren in München und zeichnet Winnetou. Nachdem ihm das Aufstehen nach seiner Signierstunde etwas schwer fiel, meinte er lapidar: "Ich bin halt keine 75 mehr." Der Kerl ist echt der Hammer!

Fazit: Auch wenn sich die Punkte bei mir die Wage halten, habe ich doch deutlich mehr positive Eindrücke von München als negative. Für das Wetter kann keiner was und die Deppen, die durch Beziehungen schon immer vor dem Einlaß an den Ständen stehen, die werden wir wahrscheinlich eh nicht los. Die Künstler waren aber allesamt oft mehr als nur freundlich und wenn man dann zu Hause seine teilweise gigantischen Originalzeichnungen ansieht, dann leuchten die Augen und man würde sich am liebsten heute schon für das nächste Comicfestival Karten kaufen.