User Tag List

Seite 1 von 10 12345678910 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 25 von 230

Thema: Comic-Stammtisch Extra: Die neuen Spirou

  1. #1
    Verstorben Avatar von hipgnosis
    Registriert seit
    03.2001
    Beiträge
    12.932
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Post Comic-Stammtisch Extra: Die neuen Spirou

    Extra-Stammtisch





    Unser erster Extra-Stammtisch der heute beginnt, widmet sich ganz der Serie Spirou und Fantasio.
    Unter dem Motto - Die neuen Spirou – wollen wir anhand dreier exemplarischer Bände versuchen, nicht nur eine reine Albenbewertung zu initieren, sondern diesen Aufhänger vielmehr dazu verwenden, die komplette Serie und ihre Autoren/Zeichner zu beleuchten.
    Hierbei sollen die Geschichten der nachfolgenden Autoren/Zeichner-Gespanne uns dazu dienen, einen Vergleich mit dem herausragenden Künstler der Serie André Franquin zu ziehen.
    Dieser soll uns als Fixpunkt für etwaige Erörterungen, Thesen und Analysen im Laufe des Threads dienen.
    Im Gegensatz zur normalen Stammtisch-Debatte ist es diesmal ausserordentlich erwünscht, wirklich alle Aspekte rund um das Spirou-Universum anzusprechen.
    Da sich im Laufe der Zeit noch weitere Künstlerpaare der Serie widmeten, sahen wir uns genötigt eine kleine Limitierung der Titel vorwegzunehmen – was aber nicht heissen soll, daß nicht auch diese im Zuge der Besprechung hier Einklang finden sollen.
    Bei all den folgenden umfangreichen Exkursen sollten wir dennoch auch nicht die drei Alben gänzlich aus den Augen verlieren und zum Ende wie gewohnt in eine aussagekräftige Bewertung einfliessen lassen.

    Vorab möchte ich allen Teilnehmern einen kleinen Einblick in die Welt von Spirou gewähren und eine Liste ansprechender Sekundärliteratur empfehlen.

    Eine Liste der deutsprachigen Veröffentlichungen findet ihr wie immer im Comic Guide

    Zu den Originalveröffentlichung kommt ihr unter Eingabe Spirou z.b. bei der bedetheque

    Spirou erblickte nicht erst durch Franquin das Licht der Welt.
    Schon im Jahre 1938 erschien eine erste Episode von Rob-Vel, seinerzeit im Magazin Spirou.
    Es folgten weitere Auftritte, bei denen sich Rob-Vel und Jijé abwechselten [1], bevor im Jahre 1946 die erste Geschichte unter André Franquin entstand [2]
    Das erste Album welches den uns heute bekannten Serien-Titel Spirou et Fantasio trug, erschien im Januar 1950 unter dem Titel 4 aventures de Spirou et Fantasio.
    Im Laufe der Zeit sollte Franquin hin und wieder auch Künstlerkollegen zur Mitarbeit bewegen, bevor er sich ganz aus der Serie zurückzog und 1968/69an Jean-Claude Fournier übergab.
    Bis dahin entstanden unter seiner Regie insgesamt 19 Alben – das letzte - Panade à Champignac - wurde dann im Januar 1969 in Albenform erstveröffentlicht.
    Unter anderen arbeite´ten bis zu diesem Zeitpunkt folgende Künstler an der Serie mit:
    Greg, Jidehem, Peyo, Gos, Jean Roba, Maurice Rosy, Jean-Marc Salmon, Jean Darc, wobei auf Greg die Mehrzahl der Zusammenarbeit fiel.
    Mit dem 24. Album Tembo Tabou meldete sich Franquin 1974 nochmal kurz zurück, bevor er sich wieder ganz seiner zweiten grossen Serie Gaston zuwendete.
    Fournier begleitete Spirou et Fantasio bis 1979, bevor nun nacheinander verschiedene Autorenpaare die Serie übernehmen sollte.

    Originalband:

    Nr. 30 – 32 Autor: Raoul Cauvin / Zeichner: Nic

    Nr. 33 – 46 Autor: Tome / Zeichner: Janry

    Nr. 47 – 49 Autor: Jean David Morvan / Zeichner: José-Luis Munuera

    Unter dem Originaltitel Une aventure de Spirou et Fantasio erschienen ab 2006 bisher 2 Alben, die in Deutschland in der Serie Spirou Spezial ihren Platz finden.

    Tome 1 – Die steineren Riesen (Spezial – Band 2) Les géants pétrifiés
    Autor: Fabien Vehlmann / Zeichner: Yoann

    Tome 2 – Die Sümpfe der Zeit (Spezial – Band 4) Les marais du temps
    Autor/ Zeichner: Frank Le Gall

    In Deutschland wird die Serie in Albenform von Beginn an von Carlsen (Semic) veröffentlicht.
    Von Salleck Publications existiert eine Luxus-Ausgabe der Nummer 44 (1999 – Hardcover)
    Der Rainer Feest Verlag publizierte von 1985 – 1987 Die Abenteuer von Spirou im Paperback Querformat.
    Zuvor erschienen aber schon in den 1960er Jahren im Gevacur-Verlag einige Geschichten in den Kauka-Heften – Fix und Foxi Super TipTop + Fix und Foxi Spass [3]
    - Serientitel: Pit und Pikkolo
    Die deutsche Erstveröffentlichung erfolgte aber bereits in der Serie Der heitere Fridolin vom Alfons Semrau Verlag.
    Dort erschienen von 1958-1961 insgesamt 54 Hefte - und Spirou erhielt den Serientitel - Fridolin und Ferdinand
    Zuletzt fand auch eine Geschichte Einzug in das neue Zack–Magazin Heft 60.
    Dort veröffentlichte man in deutscher Erstveröffentlichung unter dem Titel Spirou und Fantasio & Bizu eine Kurzgeschichte aus der Feder Jean-Claude Fourniers, mit dem Namen Urlaub in Brocéliande.

    Desweiteren gibt es noch Ablegerserien, die teilweise auch schon eine lange Vergangenheit aufweisen.

    - Marsupilami
    - Der kleine Spirou

    Auch existieren eine unglaubliche Anzahl Sekundär-Literatur, sowohl zu der eigentlichen Serie, als auch zu den verschiedenen Künstlern.
    Ich möchte hier nur auf die bekanntesten und informativsten deutschen Publikationen verweisen, die sich mit Franquin, Spirou oder ihren Ablegern beschäftigen.
    (keine Vollständigkeit)

    • Numa Sadoul: Das grosse André Franquin Buch (Carlsen)
    • Die Kunst des André Franquin (Edition Kunst der Comics)
    • Comic Forum-Spezial 1/1986: Franquin
    • REDDITION Nr.37/Dezember 2001: Dossier André Franquin
    • REDDITION 23/24
    • ZACK Dossier 2: Spirou und seine Autoren
    • COMIXENE 73/Mai 2004: Exklusiver Spirou-Comic
    • Andreas Mietzsch: HUBA HUBA - Das Marsupilami-Buch 1985 ( Edition Comicplus+)


    Eine übersichtliche und vor allem umfangreiche Auflistung vieler französischen, niederländischen und deutschen Sekundärtitel findet der interessierte Leser in der REDDITION 37




    [1] In den Heftnummern 2 – 44/1940 arbeiten Rob-Vel und Jijé zusammen an der Story Le fils du milliardaire
    [2] Der Panzer – im Original Spirou et le tank
    [3] Fix und Foxi Super TipTop Nr. 9,26,33 + Fix und Foxi Spass Nr. 27 / Serientitel

  2. #2
    Verstorben Avatar von hipgnosis
    Registriert seit
    03.2001
    Beiträge
    12.932
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    SPIROU UND FANTASIO





    Orginaltitel: Spirou et Fantasio: Spirou et Fantasio à New York 09/1987 - Dupuis
    Verlag: Carlsen - Band 37
    Deutsche Veröffentlichung: 11/2004
    Autor/Zeichner : Tome, Janry


    Szenario/Zeichnungen: Tome

    Tome, alias Philippe Vandervelde, wurde 1957 in Brüssel geboren.
    Nach einer gemeinsamen Zeit mit Janry als Assistent bei Dupa ("Cubitus"), wo die beiden an Serien wie Jupp Heister von Francis,
    Albert Enzian von Greg und Robin Ausdemwald von Turk und de Groot mitwirkten, gestalteten Tome und Janry ab 1979 die Spieleseite in dem belgischen Traditionsmagazin "Spirou".
    Ein Jahr später übernahmen sie die Titelserie Spirou und Fantasio aus den Händen von Cauvin und Nic Broca und führten sie zu neuen Höhen.
    Beide teilten sich die Arbeit an Text und Bild, bis sich Tome 1987 entschloss, sich nur noch um die Texte zu kümmern.
    Aus seiner Feder stammen auch die Stories zu Der kleine Spirou, der in Zusammenarbeit mit Janry und Gazzotti entstand.
    Tome ist ein vielbeschäftigter Comicautor (Soda, Zufällige Nähe u. a.), der 1998 erstmals ein Skript für einen realistischen Comic veröffentlichte.
    [Quelle: Carlsen]


    Szenario/Zeichnungen: Janry

    Janry ist das Pseudonym des 1957 in Zaire geborenen Belgiers Jean-Richard Geurts.
    Während eines Grafikdesign-Studiums am Institut National des Arts Visuels in Sint Pieterswoluwe bei Brüssel lernte Janry 1978 den gleichaltrigen Tome kennen, mit dem er seither die meisten seiner Arbeiten gemeinsam gestaltete.
    Über das Institut kam Janry noch während seines Studiums in Kontakt mit etablierten Zeichnerstudios, wo er als Reinzeichner Anstellung fand. Er arbeitete unter anderem an Cubitus und Niky von Dupa mit, an Albert Enzian von Greg und an Leonardo und Robin Ausdemwald von Turk und De Groot.
    1981 erhielten Janry und Tome ihren ersten Auftrag von der "Spirou"-Redaktion: Sie sollten die Rätsel- und Puzzleseite gestalten. Diese Arbeit brachte es mit sich, dass die beiden Freunde immer öfter auch die Titelhelden des renommierten Magazins zeichnen mussten.
    Sie taten dies so überzeugend, dass die Chefredaktion von "Spirou" den beiden noch relativ Unbekannten schon 1983 die Verantwortung für die vor allem durch André Franquin berühmt gewordene Serie Spirou und Fantasio übertrug.
    Janry und Tome gelang das fast Unmögliche: Sie erwiesen sich als erzählerisch und künstlerisch dem Altmeister aus den 50er- und 60er-Jahren ebenbürtig und schufen mit Der kleine Spirou 1987 eine eigene Serie, deren Erfolg den von "Spirou & Fantasio" sogar noch übertraf.
    [Quelle: Carlsen]






    ABENTEUER
    IN NEW YORK


    New York - City der Auswanderer und Glücksritter im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Millionen suchten hier den amerikanischen Traum - vom Niemand zum Millionär.
    Einige von ihnen versuchen gar dem Glück auf ihre ganz eigene Art und Weise nachzuhelfen - ohne mit der Wimper zu zucken bereichern sie sich am Eigentum Anderer und bauen ihr kleines kriminelles Imperium auf.
    Dumm nur - wenn plötzlich zwei verfeindete Clans sich das gleiche Stück des Kuchens aneignen wollen!
    So auch in unserer Geschichte - wo die Cosa Nostra und die Triaden sich einen erbitterten Kampf um den Big Apple liefern.
    Das Glück scheint sich immer mehr auf die Seite der Chinesen zu stellen, die unter Führung des Geheimnisumwitterten Mandarin mehr und mehr das Gebiet von Don Cortizone´s Familie übernehmen.
    Dieser sieht sich regelrecht vom Pech verfolgt und sucht verzweifelt nach einem Ausweg aus dem Dilemma.
    Alfredo - der rechten Hand des Paten - kommt ein genialer Einfall. Man verstecke einen Banktresorschlüssel in einer Pizza aus Don Cortizones Produktion, lote für den glücklichen Finder einen Gewinn von einer Million Dollar aus - und versende sie mit Abertausenden in alle Welt.
    Derjenige der die berühmte Nadel im Heuhaufen findet, muss sicherlich vom Glück regelrecht verwöhnt sein!

    Im weit entfernten Frankreich nagen Spirou + Fantasio derweil am Hungertuch. Ihr einziger Auftrag kommt ausgerechnet von Theo Turbo - Chefredakteur des "Flitzer-Journals", der unbedingt einen Bericht zum Finale der Car-Ball-Meisterschaft in den Staaten braucht.
    Eigentlich wollen die beiden gar keine Aufträge von diesem schrägen Vogel annehmen - aber es kommt wie immer ganz anders - vor allem wie man denkt!

    Ausgerechnet in Fantasios Pizzastück findet sich der Gewinnerschlüssel wieder - eine einmalige Chance endlich alle finanzielle Sorgen hinter sich zu lassen und einem schönen Leben zu frönen.
    Doch wie kommt man nur nach New York um den Gewinn abzuholen?
    So nimmt man nur zu gerne den Auftrag von Theo Turbo an und reist auf kosten des Flitzer-Journals in die Stadt der Träume.
    Kaum dort angekommen erkennen sie, das der Schlüssel ausgerechnet zu dem Safe einer Mafiabank gehört. Trotz der verlockenden Million würden sie am liebsten sofort wieder die Rückreise antreten - doch schnell stellen sie fest das sie mitten in einen gnadenlosen Bandenkrieg geraten sind - und das erste Opfer ist ihr kleiner Kamerad Pips, der nach einem missglückten Anschlag auf sie, von den Häschern der Chinesen-Mafia entführt wird.
    Nun sehen sie sich doch noch genötigt auf Seiten Don Cortizones zurückzuschlagen.

    Gemeinsam kann man in das Reich des Mandarin eindringen, welcher nach kurzem aber heftigen Kampf seinerseits sein Heil in der Flucht sucht.
    Mit einem Heissluftballon gedenkt er zu fliehen, ohne jedoch zu vergessen, zuvor den Geldkoffer gegen einen Bombenkoffer zu tauschen. Er wähnt sich schon in Sicherheit als er bemerkt das Don Cortizone sich mit letzter Kraft am Rand des Ballons festklammert um ihn nicht zu verlieren.
    Damit ist aber beider Schicksal besiegelt - konnte Fantasio unbemerkt von allen Anwesenden - die beiden Koffer vorab noch heimlich auswechslen.

    So verlässt am Ende beide Gangsterbosse ihr sprichwörtliches Glück und ihr Schicksal geht in einem grossen Feuerball zu Ende ...




    Ende






    Orginaltitel: Spirou et Fantasio: Spirou et Fantasio à Tokyo 09/2006 - Dupuis
    Verlag: Carlsen - Band 47
    Deutsche Veröffentlichung: 12/2006
    Autor: Jean-David Morvan
    Zeichner : Jose Luis Munuera


    Szenario: Jean-David Morvan

    Jean David Morvan, geboren am 28. November 1969, studierte in Brüssel an der Hochschule für bildende Künste Comic zeichnen, bevor er sich entschied, als Szenarist tätig zu werden.
    Er liebt Boris Vian und Sciencefiction, Kino und Computerspiele.
    Mit Sillage gelang ihm der internationale Durchbruch, heute ist er einer der meistgefragten Szenaristen Frankreichs, der für alle bedeutenden Verlage Szenarien entworfen hat.
    Seit Band 45 ist er für das Szenario von Spirou und Fantasio verantwortlich.
    Mit Munuera arbeitet er an Spirou und Fantasio sowie an Merlin und Nävis, neben den Chroniken von Sillage der zweiten Spin-off-Serie zu Sillage.
    [Quelle: Carlsen]



    Zeichnungen: Jose Luis Munuera

    José Luis Munuera, geboren 1972 im Süden von Spanien, wo er noch heute lebt, studierte fünf Jahre angewandte Kunst, brach das Studium dann aber ab, weil es ihn nicht recht befriedigte, dass man dort allenfalls lernen konnte, Marcel Duchamp zu kopieren, er selbst aber zu seinen großen Vorbildern eher Giraud und Uderzo zählte.
    Schon lange träumte Munuera davon, einmal ein Album bei einem der erfolgreichen französischen Publikumsverlage zu veröffentlichen.
    Mit Die Potamoks (geschrieben von Joann Sfar) gelang ihm ein von der Kritik begeistert aufgenommenes Debüt.
    Heute ist Munuera einer der gefragtesten Zeichner in Frankreich und zeichnet für die Funny-Erfolgsserie Merlin sowie die neuen Bände des berühmten Klassikers Spirou und Fantasio verantwortlich.
    Er zeichnet ebenfalls die Spin-off-Serie zu Sillage (Buchet, Morvan), Nävis.
    [Quelle: Carlsen]






    SPIROU
    IN TOKIO


    Spirou + Fantasio verweilen im Land der aufgehenden Sonne - genauer gesagt im Edo-Ressort einem riesigen historischen Park in der Hauptstadt Tokio.
    Dieser Themenpark widmet sich ganz der Sitten und Bräuche des alten Edo - so wie von 1603-1864 Japans Hauptstadt hiess.
    Tausende Komparsen verwandeln durch ihre authentischen Rollen - vom Samurai bishin zum Sumotori - die Szenerie derart, daß die Besucher wirklich glauben einer Art Zeitreise beizuwohnen.
    All das ermöglicht Sempai Tsuge - auch Garo genannt - der als Marionette der Yakuza für diesen und noch enstehende Parks verantwortlich ist.
    Für einen zügigen Aufbau bedient er sich der telekinetischen Kraft der kleinen Geschwister Loon + Kow, die von ihm in hypnotischen Zustand versetzt, wahre Berge versetzen können.
    Ihm Gegenüber versucht der Magier Itoh Kata mit seinen Zaubererkollegen aus aller Welt die beiden Kinder aus den Klauen der Verbrecher zu entreissen, um sich ihrer Obhut anzunehmen.
    Von ihm wurden unsere beiden Helden angeworben, um unerkannt als Presseleute seinen Plan auszuführen. Doch bevor diese bei der Eröffnung des neuen Parks die Kinder überhaupt zu Gesicht bekommen, greift eine Truppe als Ninja verkleideter Obdachlose ins Geschehen ein - um ihrerseits der Geschwister habhaft zu werden.
    Ihr Vorhaben misslingt - sie müssen sich angesichts der Yakuza-Übermacht zurückziehen - doch im ganzen Durcheinander kann Spirou sich der kleinen Loon bemächtigen - ohne allerdings ihren Bruder Kow ebenfalls retten zu können.
    Zutiefst in seiner Ehre verletzt wegen dem Eingreifen der Gaijins, setzt der Oyabun des Yakuza-Clans - Mangakana - alles daran Loon zurückzuholen und Spirou + Fantasio für die schändliche Beleidung büssen zu lassen.
    Es beginnt eine wilde Verfolgungsjagd durch Tokio und zu allem Unglück entwindet sich das kleine Mädchen auch noch aus der Obhut der Beiden.
    Doch Spirou und sein Freund können sich in ihr Hotelzimmer retten, um erstaunt festzustellen, daß sich dort schon die Obdachlosen niedergelassen haben, die von Loon dorthin geführt wurden.
    Ihr Hass gegen die Yakuza liegt darin begründet, daß die Themenparks ausgerechnet auf ihren letzten Zufluchtsstätten errichtet werden sollen, was den Behörden gar gut in den Kram passt, sodaß die Gangster walten können wie es ihnen beliebt.
    Ihnen bleibt kein anderer Ausweg um sich einem alles entscheidenden Kampf zu stellen - und Loon ist der Trumpf auf ihrer Seite.
    Unter der Führung Spirou und Fantasios begeben sich die Handvoll Ausgestossener zur Festung Garo´s. Dort warten schon die Yakzua um Mangakana um sich ihnen in den Weg zu stellen. Fast scheint diesen auch ein vernichtender Sieg zu gelingen, doch mit der Unterstützung der vereinigten Magiergilde um Itoh Kata und der schier unglaublichen Kraft von Loon, schafft das erbärmliche Häuflein letzten Endes doch noch den unerwarteten Triumph.
    So findet alles noch sein glückliches Ende - die Geschwister sind wieder vereint - die Macht der Yakuza gebrochen - Ihr Oyabun landet im Gefängnis - nur Garo ist wie vom Erdboden verschluckt...




    Ende






    Orginaltitel: Spirou et Fantasio: Les géants pétrifiés 02/2006 - Dupuis
    Verlag: Carlsen - Spezial Band 2
    Deutsche Veröffentlichung: 05/2006
    Autor: Fabien Vehlmann
    Zeichner: Yoann


    Szenario: Fabien Vehlmann
    Geboren am 30.Januar 1972 in Mont de Marsan.
    Er verlebt eine glückliche Kindheit in den Savoyen, bevor er die höhere Handelsschule von Nantes besucht
    Er ist Mitglied einer Theatergruppe und interessiert sich in dieser Zeit hauptsächlich für Musik und Video.
    1996 schreibt er sich in einem Szenaristen-Wettbewerb des Magazins Spirou ein, wird aber aufgrund des verpassten Formats seiner Arbeit nicht ausgewählt.
    Dies fördert allerdings sein Beharren nach Anerkennung dermassen, dass er sich im darauffolgenden Jahr mit dem Schreiben eines Szenarios nachdem Anderen beschäftigt – solange bis er endlich seine Reputation bei Spirou durchsetzt.
    Seine erste Serie ist Green Manor in Zusammenarbeit mit Denis Bodart, gefolgt von Samedi et Dimanche mit Gwen. Eine weitere Arbeit ist Des lendemains sans nuage mit Bruno Gazotti.
    Im Jahre 2002 veröffentlicht er den Marquis d'Anaon mit Mathieu Bonhomme.
    Es folgen noch zahlreiche One-Shot´s


    Zeichnungen: Yoann
    Yoann Chivard wurde am 8. Oktober 1971 in Alençon/Orne geboren.
    Schon im Alter von 5 Jahren entdeckt er seine Berufung und beginnt mit dem Zeichnen. Nach dem Abitur in Fachrichtung plastische Künste studiert er für einige Jahre an der École régionale des Beaux-Arts d'Angers.
    In dieser Zeit erledigt er einige Auftragsarbeiten - vor allem Plakatentwürfe. Dort begegnet er auch seinem späteren Freund Eric Omond, der fortan sein bevorzugter Drehbuchautor werden sollte und mit dem er gemeinsam mehrere One-Shot´s, aber auch später die Serie Toto l'ornithorynque veröffentlicht.
    In dieser Zeit enstehen Werke wie Ninie Rezergoude oder Phil Kaos. Auch später sollten beide noch weiterhin gemeinsam Comicprojekte durchführen, so das Album Paris Strass oder die noch laufende Serie La Voleuse du père-fauteuil.
    Seine Comiclaufbahn beginnt allerdings nicht in Frankreich, sondern für das britische Magazin "Deadline".
    Nachdem er Angers in Richtung Nantes verlässt gründet er die "Association La Boîte qui fait Beuh", in der vielversprechende junge Künstler wie Olivier Supiot, Nathalie Bodin, Boris Beuzelin, Olivier Martin oder Lionel Marty zusammenarbeiten.
    Im Jahre 1997 – debutiert er mit der Serie Toto – das Schnabeltier , die sein erstes erfolgreiches Projekt im franko-belgischen Raum darstellen sollte.
    Er variiert zwischen Direktkolorierung, als auch den reinen Zeichnungen , experimentiert mit allen Genres und versucht sich stets an neuen Herausforderungen.
    Dadurch ist er für viele Autoren sehr interessant, was sich in einer Vielzahl von Zusammenarbeiten - von Eric Omond über Conrad & Yann, Fabien Vehlmann bishin zu Lewis Trondheim zeigt.
    Nach einem Band aus der Reihe Donjon Monsters übernahm er die Zeichnungen in der Abenteuer-Parodie Bob Marone.








    DIE STEINERNEN RIESEN


    Bei Tauchfahrten im Mittelmeer, mit dem Mini U-Boot des Grafen von Rummelsdorf entdeckt Spirou einen riesigen steinernen Sarkophag. An Bord des Bergungsschiffes verschlägt es seinem Freund Fantasio und dem Archäolgen Martin schlichtweg die Sprache.
    Unter den Wissenschaftler daheim entbrennt eine wilde Diskussion - doch Martin ist überzeugt Teile der versunkenen Stadt Atlantis geborgen zu haben.
    Doch der Sarkophag ist keineswegs mediteraner Herkunft, sondern stammt vielmehr aus Präkolumbianischem oder Ozeanischem Gebiet.
    Um sich Klarheit zu verschaffen plant man eine Expedition und zieht die Hilfe der Spezialistin Tian zu Rate.
    Eigentlich wollte man dem berühmten und Millionenschweren Hobby-Archäologen Bill Callaway diesen Auftrag zutragen, in der Hoffnung das die Mission damit finanziell abgesichert sei, aber Martin wollte diesem Vorhaben auf keinen Fall beistimmen, da er dessen rüden Methoden unter rein kommerziellen Zwecke ablehnt.
    So starten zwei Expedition gleichzeitig - auf der einen Seite Martin, Tian und Spirou die nach konventionellen Methoden nach der Herkunft der Artefakte forschen - auf der Gegenseite Bill Callaway mit modernster High-End Technik, ohne sich Gedanken über irgendwelche Verluste zu machen, nur seinem eigenen Profit folgend.
    Fantasio entscheidet sich an Bord der Callaway-Yacht mitzureisen um seinerseits eine Live-Reportage dieses Unternehmens zu bekommen.
    In Jakarta erfährt Tian dann von einer ersten heissen Spur, welche die Forscher nach Neuseeland führt. Dort soll nach alter Legende eine Stadt am Grunde eines leuchtenden Ozeans existieren, auf deren Königsweg die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits wandeln.
    Die Rede ist von der heiligen Stadt Rae Kauwheke, die von riesigen Monstern bewacht werden soll.
    Man entscheidet sich der Führung einiger Maori zu bedienen, die mit den alten Riten und der fremden Sprache vertraut sind und begibt sich auf die Suche.
    Tief im Dschungel entdeckt man tatsächlich einen alten Steinbruch, der noch unvollständige Statuen und Sarkophage beherbergt. Doch keine Spur von Rae Kauwheke - der einzige Weg aus dem Steinbruch führt direkt ins Meer!

    Mittlerweile ist auch Bill Callaway in Begleitung Fantasios am Ort des Geschehens eingetroffen. Eine erste Tauchfahrt in näherer Umgebung der Küste lässt den Verdacht einer versunkenen Stadt verstärken.

    Zwei Wochen später - das Tauchboot des Grafen ist eingetroffen, machen sich Spirou und seine Helfer daran dem Königsweg in die Tiefe des Ozeans zu folgen. In einer unglaublichen Tiefe von 2300 Meter entdeckt man plötzlich die Umrisse der versunkenen Stadt.
    Es stellt sich heraus das sie schon immer auf dem Grund des Meeres gelegen haben muss, keineswegs versunken ist und von einer hochentwickelten Kultur als Nekropole genutzt wurde.
    Ihre Tauchfahrt bleibt allerdings nicht unentdeckt - und bevor man weitere Schritte vorbereiten kann, fängt man in Callaways Lager mit der Bergung der Sarkophage an. Um Schlimeres zu verhinden planen die Maori unter Führung Aroha´s, die Bergung zu sabotieren.
    Unbemerkt schleicht man sich an von Bord Callaways Schiff, ohne Spirou und Martin einzuweihen.
    Allerdings wird man schon schnell von der Wachmannschaft entdeckt und begibt sich unbewusst in die Höhle des Löwen.
    Zur gleichen Zeit betritt Fantasio die Szenerie - es kommt zum Kampf und nur durch das beherzte Eingreifen des herbeistürmenden Spirou können sie die Männer überwältigen. Die Flucht mit dem Mini U-Boot scheitert jedoch, denn das Tauchboot wurde bei dem Gefecht durch Schüsse beschädigt, sodaß man nun hilflos in die Tiefen nach Rae Kauwheke versinkt.
    Die Schäden lassen sich gerade noch rechtzeitig beheben, um sich vor den dort angreifenden Urzeit-Monster wieder an Land zu retten.
    Bill Callaway hindess hat an Bord seines Schiffes schon die ersten Käufer für die Artefakte versammelt und versucht so seinen Reibach zu machen.
    Doch mit dem Auftauchen des U-Bootes kommen auch die Monster an die Oberfläche. Panik bricht aus - alles verliert sich im Chaos - und in ihrer rasenden Wut zerstören die Dinosaurier das Schiff, sodaß die heiligen Monumente wieder an ihren ursprünglichen Ort in die Tiefen hinabgleiten.




    Ende






    Link für Neueinsteiger zu anderen Stammtisch-Diskussionen, Terminen und unserem kleinen Regelwerk
    Geändert von hipgnosis (30.06.2007 um 11:37 Uhr)

  3. #3
    Mitglied Avatar von Matbs
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    1.942
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Puh, viel Einleitung, das wirkt fast ein bisschen einschüchternd (wenn auch nicht so einschüchternd wie die Vorstellung, das ganze Zeugs schreiben zu müssen - gut gemacht, hipgnosis.)

    Ich glaube, es ist heute schwerer denn je, Spirou zu machen. Einerseits hat man Jahrzehnte an Seriengeschichte, die beachtet und mit Respekt behandelt werden müssen, andererseits kann man eine Jugendserie heute nicht mehr so machen wie vor fünfzig Jahren, denn mit der Leserschaft haben sich natürlich auch grafische Elemente, Erzählmodi und Humor maßgeblich gewandelt. In der Tat hat man es mit Spirou dabei wohl noch ein ganzes Stück schwerer als mit vergleichbaren Funny/Semifunny-Longsellern wie Lucky Luke oder Asterix (wobei es gerade beim pfiffigen Gallier in letzter Zeit bekanntermassen auch Modernisierungsbestrebungen mit desaströsem Ausgang gegeben hat), denn Spirou spielt per Definition in der Gegenwart, und die ist eben im Gegensatz zu Gallien im Jahr 50 v.Chr. oder dem Wilden Westen nicht statisch, sondern verändert sich, was ggf. zu berücksichtigen ist (nicht wegen mir, ich wäre auch mit einem in den 50igern oder 60igern verharrten Retro-Spirou glücklich, aber das reicht wohl leider nicht...).

    Entsprechend dieser Überlegung glaube ich, dass Spirou heute für jeden Autoren und jeden Zeichner eine wahrscheinlich sehr diffizile Gratwanderung darstellt, bei der Tradition und Moderne aufs Genaueste ausgewogen sein müssen, damit das Ganze funktioniert (wobei ich persönlich im Zweifelsfall eher für die Tradition plädieren würde) - und selbst wenn das klappt, muss man sich immer noch an einem der größten frankobelgischen Zeichner aller Zeiten messen lassen, und damit verdammt große Schuhe ausfüllen.

    Was uns dann zu Tome und Janry bringt. Meiner Meinung nach, gibt es in der fast siebzigjährigen Historie des rotschopfigen Pagen zwei absolute Hochphasen. Die erste ist natürlich die Zeit unter der Ägide des großen André Franquin. Die zweite beginnt in der zweiten Hälfte der 80iger, mitten im Run von - ihr habt´s erraten - Tome und Janry, und zwar mit Abenteuer in New York (wer hätte gedacht, dass irgendwas gutes aus den 80igern kommen könnte?). Schon mit ihren vorherigen Alben hatten die beiden bewiesen, dass sie ein Händchen für Spirou hatten, auch wenn´s da noch einige schwächere Titel gab. Ab Abenteuer in New York hatten sie ihren schöpferischen Zenit sowohl grafisch als auch erzählerisch als auch humormässig erreicht, und sollten ihn bis Mafia, Mädchen und Moneten nicht mehr verlassen (wie bereits mehrfach erwähnt, bin ich der Meinung, dass Jagd auf Spirou zwar kein schlechtes Comicalbum, aber ein ganz lausiges Spirou-Album ist, entsprechend rechne ich das ganz bewusst nicht mehr mit rein).
    Ab hier stimmt einfach alles: Die Zeichnungen sind perfekt. Vielleicht etwas runder und cartooniger als die von Franquin, aber mit genau einer ähnlichen Dynamik und manischen Energie wie die des des Meisters. Ihre Plots sind extrem rasant, durchaus spanned, und von einem großen Verständnis und Respekt für die Figuren und ihre Historie geprägt. Und der Humor ist unglaublich, eine geniale Mischung aus Slapstick und einem aus einer großartigen Beobachtungsgabe entspringendem Bewusstsein für Klischees und deren komisches Potential, gewürzt mit einem gehörigen Schuss Ironie, die jedoch niemals so sehr auf Kosten der Protagonisten geht, dass es stören würde. Dabei gelingt es ihnen scheinbar mühelos, diesen Geschichten eine überraschende Tiefe und Vielschichtigkeit zu verleihen, sei es, weil sie auch ernstere Themen anpacken (z.B. Rassismus in Ein Dorf sieht schwarz) oder die Konventionen und Grundlagen der Serie dekonstruktivistisch offenzulegen und sanft zu modernisieren, ohne dabei ihre Gesamtstruktur in Mitleidenschaft zu ziehen (so wird z.B. in Die Angst im Nacken, Das Tal der Verbannten und Vito der Pechvogel das Verhältnis zwischen Spirou und Fantasio als Held/Sidekick genauer beleuchtet und hinterfragt, während Mafia, Mädchen und Moneten sich der bisherigen Asexualität des ewigen Jungesellen Spirou annimmt und sie glaubwürding abschwächt, ohne dabei wirklich Schaden am traditionellen Gefüge der Serie oder dem Charakter Spirou anzurichten).

    Deswegen meine Meinung zu Tomes und Janrys Spirou-Run (besonders der zweiten Hälfte): Ein echter Höhepunkt frankobelgischen Comicschaffens, der sich selbst vor der Ära des großen Franquin nicht zu verstecken braucht! Großartig!!!!



    Edit - zur Inhaltsangabe von Spirou in New York:




    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    So verlässt am Ende beide Gangsterbosse ihr sprichwörtliches Glück und ihr Schicksal geht in einem grossen Feuerball zu Ende ...


    Na das stimmt ja gottseidank nicht, Don Vito Cortizone ist ein viel zu brillianter Charakter, um ihn einfach so in einem Feuerball zu verheizen!
    Geändert von Matbs (27.04.2007 um 19:14 Uhr)

  4. #4
    Klugscheissender SysOp Avatar von Clint Barton
    Registriert seit
    12.2000
    Ort
    Gallifrey
    Beiträge
    18.822
    Mentioned
    16 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Der Run von Tom und Jerry war mitunter besser als Franquin, mehr Witz, mehr Charakterstärke und tolle Zeichnungen (wenn auch schlechter als Franquin in seiner Gaston-Hochphase), etwas Sexualität, realistischer (im Sinne von "Die Bösen sterben auch mal") und insgesamt etwas reifer, weniger Slapstick.
    Bei allen Bänden gab es nur zwei Ausfälle - IIRC ihr Erstling und "Marilyn ist nicht zu stoppen". Die fand ich grausam (wenn auch nicht so grausam wie alles, was Fournier an der Serie verbrochen hat). Selbst "Jagd auf Spirou" mochte ich (vorallem von zeichnerischer Seite), war leider aber etwas zu wirr (irgendwie hab ich's auch beim zweiten lesen nciht so ganz gerallt) und hätte doppelt so lang sein müssen.
    Anzumerken ist vielleicht noch, daß sich gerade "Abenteuer in New York" wie eine FSK12-Ausgabe von "Soda" liest.

    Der sehr kurze Run von Morvan und Munuera ging dann ja in eine etwas actionbetontere Richtung und "Flut über Paris" hatte leider noch weniger Handlung als "Jagd auf Spirou". Zeichnerisch sicher super, aber inhaltlich etwas mager. Das hat sich auch bei den weiteren Bänden nicht geändert. Bei "Spirou in Tokio" hat mich das aber nicht gestört. Genau wie T&J hat Morvan die Serie modernisiert. Vielleicht zu viel. Die Erzählweise ist passend zum Thema an den Manga angelegt und hier funktioniert das. Vorallem, weil Munuera geniale Bilder, angelehnt an "Akira", abliefert. Toller Band.
    Man hätte M&M mal machen lassen sollen, schliesslich haben auch ihre Vorgänger die Serie gewaltig umgekrempelt und selbst Fournier durfte ja kräftig werkeln und werkeln, bis man ihn dann gnädigerweise von der Serie entfernt hat.

    An Die steinernen Riesen kann ich mich schon garnicht mehr erinnern. Weiss nur noch, daß er mir gefallen hat.
    Geändert von Clint Barton (26.04.2007 um 19:49 Uhr)
    Meine SAMMLUNGEN: [ Comics || Bücher || Filme/Serien || Musik || Video Games ]
    || [ comicbookdb.com ] ||
    Meine ebay-Angebote || [ comicshop.de ] ||

  5. #5
    Mitglied Avatar von Matbs
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    1.942
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Clint Barton Beitrag anzeigen
    Der Run von Tom und Jerry war mitunter besser als Franquin, mehr Witz, mehr Charakterstärke und tolle Zeichnungen
    So würd´ ich´s dann auch wieder nicht ausdrücken.

    Zitat Zitat von Clint Barton Beitrag anzeigen
    (wenn auch nicht so grausam wie alles, was Fournier an der Serie verbrochen hat)
    Ich mag Fournier und seine Alben.

    Zitat Zitat von Clint Barton Beitrag anzeigen
    (weil Munuera geniale Bilder, angelehnt an "Akira", abliefert. Toller Band.
    Und auch hier bin ich ganz anderer Ansicht, besonders was die Adjektive "genial" und "toll" angeht, die da m.M.n. gar nix zu suchen haben (Geschmäcker sind offensichtlich verschieden ) - aber dazu später mehr .
    Geändert von Matbs (26.04.2007 um 20:32 Uhr)

  6. #6
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.034
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Vorweg: bin mit dem Lesen noch nicht nachgekommen. Dennoch drängt sich mir bereits jetzt eine Frage auf, die an Matbs' Beitrag anknüpft:
    Zitat Zitat von Matbs Beitrag anzeigen
    Ich glaube, es ist heute schwerer denn je, Spirou zu machen. Einerseits hat man Jahrzehnte an Seriengeschichte, die beachtet und mit Respekt behandelt werden müssen, andererseits kann man eine Jugendserie heute nicht mehr so machen wie vor fünfzig Jahren, denn mit der Leserschaft haben sich natürlich auch grafische Elemente, Erzählmodi und Humor maßgeblich gewandelt. In der Tat hat man es mit Spirou dabei wohl noch ein ganzes Stück schwerer als mit vergleichbaren Funny/Semifunny-Longsellern wie Lucky Luke oder Asterix (wobei es gerade beim pfiffigen Gallier in letzter Zeit bekanntermassen auch Modernisierungsbestrebungen mit desaströsem Ausgang gegeben hat), denn Spirou spielt per Definition in der Gegenwart, und die ist eben im Gegensatz zu Gallien im Jahr 50 v.Chr. oder dem Wilden Westen nicht statisch, sondern verändert sich, was ggf. zu berücksichtigen ist (nicht wegen mir, ich wäre auch mit einem in den 50igern oder 60igern verharrten Retro-Spirou glücklich, aber das reicht wohl leider nicht...).

    Entsprechend dieser Überlegung glaube ich, dass Spirou heute für jeden Autoren und jeden Zeichner eine wahrscheinlich sehr diffizile Gratwanderung darstellt, bei der Tradition und Moderne aufs Genaueste ausgewogen sein müssen, damit das ganze funktioniert (wobei ich persönlich im Zweifelsfall eher für die Tradition plädieren würde) - und selbst wenn das klappt, muss man sich immer noch an einem der größten frankobelgischen Zeichner aller Zeiten messen lassen, und damit verdammt große Schuhe ausfüllen.
    Das alles leuchtet mir vollkommen ein. Nur: ist es dann aus unserer, der Leser-Sicht, nicht besser, eine neue Serie zu kreieren, ohne den Ballast der Vergangenheit? (Franquin selber hat sich rückblickend mal in dieser Richtung geäußert.) Wäre eine Serie um zwei abenteuerlustige Burschen, die nicht Spirou oder Fantasio heißen, nicht freier in ihren Entfaltungsmöglichkeiten?

    Was dagegen spricht ist vermutlich die Marketing-Strategie, die einen verkaufsträchtigen Titel weiter verwerten will. Nur: dann sollte die Serie konsequenterweise möglichst nicht oder nur sehr sanft und vorsichtig umorientiert werden.

    Achdés Lucky Luke etwa bewegt sich - zumindest bislang - im selben Comic-Universum wie zu Morris' Zeiten, wobei ein paar Ideen hinzugekommen sind, die aber durchaus auch zu Morris hätten passen können (Liebelei von Jolly Jumper, neuer Schauplatz Quebec). Das gilt für Spirou und Fantasio unter Franquins Nachfolgern bestenfalls nur noch sehr eingeschränkt.

  7. #7
    Mitglied Avatar von Matbs
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    1.942
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Das alles leuchtet mir vollkommen ein. Nur: ist es dann aus unserer, der Leser-Sicht, nicht besser, eine neue Serie zu kreieren, ohne den Ballast der Vergangenheit? (Franquin selber hat sich rückblickend mal in dieser Richtung geäußert.) Wäre eine Serie um zwei abenteuerlustige Burschen, die nicht Spirou oder Fantasio heißen, nicht freier in ihren Entfaltungsmöglichkeiten?
    Ich würde sagen: Nein. Denn die Historie einer solchen Serie ist eben nicht nur Ballast, sondern bringt auch ganz viel Charakter und Einzigartigkeit mit, was natürlich auch sehr viele gute Seiten hat. Eine Serie, die heute neu angefangen wird, wäre fast zwangsläufig so viel anders, dass sie als Spirou-Ersatz kaum herhalten könnte. Zudem gibt es sicherlich genug neue Serien, auf die deine oder eine ähnliche Beschreibung passen würden, aber die jetzt keiner von uns mit Spirou in Verbindung bringen würde - es sind halt irgendwelche anderen Titel. Und falls stattdessen versucht werden würde, Spirou inhaltlich und/oder grafisch zu so weit zu emulieren, dass man ein bisschen von den Vorzügen seines Universums und seines Feelings zu profitieren könnte, wären man schon wieder am Ausgangspunkt, denn dann hätte man zwar andere Namen, müsste sich aber genauso am Original messen lassen (und würde dabei wahrscheinlich um so mehr verlieren).
    Und dazu kommen natürlich noch die ökonomischen Argumente: Spirou ist eine etablierte Marke und das verkauft Comics, irgend so eine beliebige neue Abenteuerserie könnte das so kaum leisten, besonders wenn zwanghaft sie auf Spirou getrimmt wäre. Warum werden denn Spider Man, Batman oder Superman nicht endlich mal dauerhaft umgebracht und durch was ganz Neues ersetzt (mir wär´s recht, ich kann diesen Jahrzehnte alten Continuity-Schorf schon lange nicht mehr ertragen)? Es gibt ja genug neue Serien, aber die sind eben nicht Spirou und können´s auch nie sein.



    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Was dagegen spricht ist vermutlich die Marketing-Strategie, die einen verkaufsträchtigen Titel weiter verwerten will. Nur: dann sollte die Serie konsequenterweise möglichst nicht oder nur sehr sanft und vorsichtig umorientiert werden.
    Als Ewiggestriger () wirst du das möglicherweise anders sehen, aber wie gesagt, ich glaube Tome und Janry haben da bis Bd. 43 das perfekte Maß getroffen - wobei Morvan und Munuera dabei rückblickend ein deutlich weniger glückliches Händchen hatten.



    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Achdés Lucky Luke etwa bewegt sich - zumindest bislang - im selben Comic-Universum wie zu Morris' Zeiten [...] Das gilt für Spirou und Fantasio unter Franquins Nachfolgern bestenfalls nur noch sehr eingeschränkt.
    Na ja, dieser Logik folgend müsstest du dann aber auch konstatieren, dass wir selbst uns nicht mehr im selben Universum wie im Jahr 1980 befinden, schließlich hat unser "Setting" (ganz zu schweigen von unser aller Lebensumstände und individueller Persönlichkeiten) sich seitdem mindestens so extrem geändert wie das von Spirou (hmm, wenn das so ist, wär´s da nicht besser, mit dem ollen Kaschi ganz aufzuhören und mit was ganz Neuem anzufangen? Da wär´ man dann doch irgendwie viel freier... ) - wie gesagt: Spirou spielt in "der Gegenwart" und muss daran Konzessionen machen, was a priori aber weder inhärent gut noch schlecht ist - es bedeutet zuerst mal einfach mehr Veränderung als bei anderen Serien mit statischem Hintergrund, aber da liegen eben nicht nur Risiken, sondern auch sehr viele
    Chancen.


    -
    Geändert von Matbs (27.04.2007 um 07:26 Uhr)

  8. #8
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.034
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Matbs Beitrag anzeigen
    Und dazu kommen natürlich noch die ökonomischen Argumente: Spirou ist eine etablierte Marke und das verkauft Comics, irgend so eine beliebige neue Abenteuerserie könnte das so kaum leisten, besonders wenn zwanghaft sie auf Spirou getrimmt wäre.
    Das sagte ich bereits. Deshalb habe ich ausdrücklich auf die Lesersicht abgehoben. Ökonomisch wird eine aktualisierte Fortführung populärer Serien u.U. durchaus funktionieren.

  9. #9
    Mitglied Avatar von PhoneyBone
    Registriert seit
    01.2001
    Ort
    Marburg
    Beiträge
    561
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    zu Abenteuer in New York:
    Nach der Tiefzeit von Cauvin und Nic haben es Tome und Janry geschafft, dass Spirou und Fantasio wieder eine erstklassige Serie wurde. Leider wurde ihnen 2 Sachen zum Verhängnis: Der Ableger "Der kleine Spirou" von ihnen war noch erfolgreicher in Frankreich und "Spirou" war nicht mehr ihre erste Wahl (so wurde es vom Verlag nach der "Umstrukturierung" und der Konzentration von Janry und Tome auf "Der kleine Spirou" an die Presse weitergeleitet). Der zweite Grund war die Modernisierung von Spirou und Fantasio in die Richtung von SODA. SODA war der neue grosse Stern am Himmel und begeisterte Leser und Presse. Es hat aber leider die Altleser verstört (zu realistisch!), für die dies nicht mehr ihr Spirou war ( im Nachhinein meiner Meinung nach aber die richtige Entscheidung um ein junges Publikum anzusprechen).

    zu Spirou in Tokio: Nach 6 Jahren Krisensitzung im Verlag erscheint der erste Band von Jean-David Morvan und Zeichner Jose Luis Munuera. Statt aus der Geschichte "Jagd auf Spirou" zu lernen, kommt es zu einer noch stärkeren Modernisierung von Spirou. Zu der Modernisierung (viel Aktion und schnelle Szenenwechsel) kommt aber das größte Problem auf: Der Plot. Der Plot der 3 Bände war katastrophal und einzelne Szenen wurden mit immer längerwerdenen Aktionszenen zusammengeklebt. Ich war sehr oft verloren in der Geschichte und wußte auch nicht immer welchen Zweck eine Szene gerade hatte. Außerdem waren die Witze und Anspielungen eher lahm und anstrengend, die Figuren flach und es passte einfach nicht viel zueinander. Sosehr ich Sillage und Merlin liebe, sosehr war ich immer wieder von ihren Spirou enttäuscht.
    PS: zu Spirou in Tokyo ist der Spezialband "Le guide de l’aventure à Tokyo" erschienen. Tolles Buch mit vielen Extras (zB. Mangaversion von Spirou gezeichnet von Hiroyuki Oshima)

    zu Die steineren Riesen:
    Das Konzept von Spin-offs ist sehr oft erfolgreich (zB Batman, Die sieben Falken, Die zehn Gebote usw) und auch bei Spirou ein grosser Erfolg. Der Erfolg hängt natürlich vom Zeichner und Autor ab und hier ist die Creme alla Creme der frankobelgischen Comiczeichner/texter vertreten. Im Moment stehen die Autoren Schlange und zB Papa Jean und Sohn Simon Léturgie (Spoon & White, Polstar) wurden schon abgelehnt, obwohl ihre ersten Seiten für ein Spirou-Spezial beeindruckend aussehen: http://regismoulinet.blogspot.com/
    Zu dem Band: Gefällt mir sehr gut von Geschichte und Zeichnungen und ich freue mich auf weitere Arbeiten von Ihnen.

    Gruss, PhoneyBone
    Infos aus Belgien: www.stripspeciaalzaak.be

  10. #10
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    6.490
    Mentioned
    16 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat von Matbs:
    In der Tat hat man es mit Spirou dabei wohl noch ein ganzes Stück schwerer als mit vergleichbaren Funny/Semifunny-Longsellern wie Lucky Luke oder Asterix (wobei es gerade beim pfiffigen Gallier in letzter Zeit bekanntermassen auch Modernisierungsbestrebungen mit desaströsem Ausgang gegeben hat), denn Spirou spielt per Definition in der Gegenwart, und die ist eben im Gegensatz zu Gallien im Jahr 50 v.Chr. oder dem Wilden Westen nicht statisch, sondern verändert sich, was ggf. zu berücksichtigen ist (nicht wegen mir, ich wäre auch mit einem in den 50igern oder 60igern verharrten Retro-Spirou glücklich, aber das reicht wohl leider nicht...).
    Ein Beispiel zeitlicher Beinahe-Stagnation ist Blake und Mortimer.
    Die erste Folge spielte in den 1940ern, mittlerweile leben die Helden ca. eineinhalb Jahrzehnte aktueller ... und dieses Schleich-Tempo bekommt der Serie eigentlich nicht schlecht.

    Mal abgesehen von der wirtschaftlichen Seite:
    Ob man eine (erfolgreiche) Serie wirklich modernisieren sollte?
    Und wenn ja: Behutsam oder radikal?
    Vielleicht lassen sich manche Serien gar nicht erneuern.
    Wenn - wie von Autoren immer wieder behauptet - Figuren Eigenleben entwickeln, sperren sich vielleicht auch Konzepte gegen die eigene Verbiegung.
    Oder ist alles nur eine Frage der Kreativität?

    Schwer zu sagen.

    Manche Serie wird kaputt erneuert, manche ist besser denn je.

    (Und wenn Ihr denkt: "Das ist aber wenig Konkretes zu den 3 Alben!"
    Richtig!
    Geht auch nicht, die habe ich nämlich noch nicht gelesen.)

  11. #11
    Verstorben Avatar von hipgnosis
    Registriert seit
    03.2001
    Beiträge
    12.932
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Erstmal danke für´s Lob Matbs - das hört man gerne - war zwar viel Arbeit, hat aber auch sehr viel Spass bereitet!

    Ihr seid ja schon richtig in die Diskussion bezgl. der Veränderung der Serie eingestiegen.
    Mir fällt der Einstieg gar nicht so einfach - es sind schon einige Aspekte genannt worden, auf die ich am liebsten gleich antworten möchte.

    Zu den einzelnen Alben halte ich mich jetzt mal noch zurück, nur schon mal als Vorabbemerkung.
    Schön das Die steinernen Riesen hier schon positiv angesprochen wurden - denn da habe ich persönlich eine ganz andere Meinung zu - das kann ja dann noch lustig diskutiert werden!

    Thema Modernisierung:

    Wirklich eine schwere Frage?
    Ich denke die Fortführung einer Serie wie Spirou + Fantasio ist generell rein kommerziellen Aspekten gewidmet.
    Ähnlich wie bei den anderen genannten Serien, Asterix, Lucky Luke - aber auch bei z.b. bei Tim + Struppi würde man diese Serie wohl wirklich nur einstellen, wenn entweder wie bei letzgenannten der Künstler es ablehnt das sie von anderer Hand weitergeführt werden solle, oder wenn ihr wirtschaftlicher Erfolg es einfach irgendwann nicht mehr als rentabel erscheinen liesse.

    Solange aber noch jeder Band um das Vielfache manch anderer Comicserein verkauft wird, ist es nur logisch sie weiterlaufen zu lassen.

    Im Gegenzug zu den letzten Asterix, wo man einfach nur noch das Gefühl hat Uderzo ist schon längst über seinen Zenit hinaus und versucht nun krampfhaft eine gewisse Modernisierung der Serie zu initieren, bekommt man bei Spirou eigentlich nie das Gefühl der Abgestumpftheit oder gar der Langeweile.

    Auch wenn gerade Alben wie das hier besprochene Spirou in Tokio oder Die steinernen Riesen doch sehr stark den ursprünglichen Stil umkrempeln und auch sich selbst gegenüber völlig verschiedenden Stilrichtungen angehören, sind sie dennoch von künstlerischer Seite sehr durchdacht und keineswegs ideenlos.
    Natürlich polarisieren sie viel mehr wie die alten Stories und es ist nur nachvollziehbar, daß sich die Fanlager desöfteren spalten.
    Generell empfinde ich das Vorgehen aber nicht als wirklich schädlich - denn alleine die Spannung des Überraschungseffektes jedes weiteren Albums ist doch enorm.

    Ich finde diese zweigleisige Veröffentlichungsweise, wie sie mit der normalen Serie und den (Spezial-) Ausgaben betrieben wird, das genau richtige Konzept.
    Eigentlich hätte Spirou in Tokio auch schon in den Spezialbereich integriert gehört.
    Das nächste Album ist Le Gall´s Version - auf die ich mich schon unglaublich freue. Auch hier wird sicherlich wieder ein völlig eigenstehender neuer Stil zum Vorschein kommen und das ist für diesen Teil der Serie (Specials) sehr erfrischend!

    Ich würde allerdings die Hauptserie etwas näher am Original belassen wollen. Hier wurde dann doch schon zuviel ge- und verändert, als das dies immer von Vorteil gewesen wäre.

    Das hat aber gar nicht mal soviel mit den einzelnen Künstern (Paare) zu tun - denn ich finde das Vorgehen die Serie immer wieder mal durchzuwechseln nicht die schlechteste Lösung. Und auch das immer 2 Autoren/Zeichner zusammenarbeiten ist sicherlich oft vorteilhaft.
    Denn gerade bei Uderzo sehen wir ja das Negativbeispiel, was passiert wenn ein Künstler sich in der Serie verrennt. Da ist manch´ Aufforderung nach Einstellung der Serie aus wirtschaftlichen Aspekten zwar naiv - aber aus rein Comicspezifischen Gesichtspunkten durchaus verständlich.

    Was mir gerade bei den letzten Spirou-Alben aufgefallen ist, wäre die Reduktion des humorigen Anteils der Abenteuer.
    Aber genau die Kombination zwischen beiden Aspekten - Humor auf der einen - und Abenteuer auf der anderen - machte viel vom Reiz des Franquin´schen Spirou aus.

    Von all den o.g. 3 Alben trifft das im weitesten Sinne aber nur auf das Abenteuer in Amerika - von Tome und Janry zu.
    Geändert von hipgnosis (27.04.2007 um 13:05 Uhr)

  12. #12
    Mitglied Avatar von PhoneBone
    Registriert seit
    10.2005
    Ort
    Bergstraße
    Beiträge
    5.563
    Mentioned
    84 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zunächst mal zu den drei Alben:

    1.) Abenteuer in New York

    Für mich eines der Highlights der Serie, aber bei Weitem nicht das beste Werk von Tome & Janri. Absoluter Höhepunkt dieser Ära ist für mich das Album "Abenteuer in Moskau".
    Trotzdem markiert "Abenteuer in New York" den Beginn des Höhenfluges der beiden Autoren. Waren die vorangegangenen Alben nicht wirklich innovativ in Zeichnungen und Storytelling, ändert sich das schlagartig in "New York". Man betrachte nur mal die drei Alben vorher: "Abenteuer in Australien", "Marylin ist nicht zu fassen" und "Die Ruck-Zuck-Zeitmaschine" (was für ein dämlicher deutscher Titel). Alle waren konventionell erzählt und grundsolide (mal abgesehen von "Marylin" das wohl den einzigen wahren Ausrutscher des Teams darstellt). "Virus", der Einstand von Tome & Janri, versprach zunächst mehr, war es wohl eines der ungewöhnlichsten Abenteuer in der Reihe. Schon allein der Ort des Geschehens: die Antarktis, ist für ein Funny-Comic-Abenteuer schon sehr gewagt, schließlich gibt es hier fast nur weiße Hintergründe. Aber auch etwas Anderes war mit diesem Band neu: seit langer Zeit tauchte hier mit "der Muräne" mal wieder eine interessante Nebenfigur des Altmeisters Franquin auf (mal abgesehen von den Rummelsdorfern und Zyklotrop, die ja fast schon zum Inventar gehören).
    "New York" war nun eine erneute Weiterentwicklung und eine interessante Gratwanderung: mehr Tempo, mehr Action, mehr Selbstironie aber trotzdem immernoch Spirou. Danach hatten Tome & Janri ihren Stil gefunden und stellten gar manches Album des Altmeisters in den Schatten. Spirou war neu geboren und blieb irgendwie doch der Alte, oder zumindest war die Wandlung so sanft, dass man sie zunächst gar nicht mitbekam.

    2.) Spirou in Tokyo
    Eines vorweg: so schlecht fand ich den Band gar nicht, aber leider auch nicht richtig gut. Zu viel Action, zu viel Ironie, zu wenig Spirou. Hier verlagerte sich das Gleichgewicht endgültig in Richtung Action. Auch der Einstand von Morvan & Munuera war nicht so gelungen wie einst der von Tome & Janri. Die Zeichnungen wirkten Kantig und unausgereift, die Nebenfiguren passten vom Look her nicht wirklich mit den Haupprotagonisten zusammen. Und Story war komplett Fehlanzeige. Flut über Spirou!
    Mit "Der Mann der nicht sterben wollte" hat sich das Team dann ein wenig berappelt und es schien, dass doch noch alles gut werden könnte. Bekannte Figuren, der Bezug zu einem Alten Franquin-Abenteuer, eine spannende Geschichte, aber wieder sehr actionlastig.
    Dann der "Stirb langsam" unter den Spirous: "Klopperei in Tokyo". Zugegeben: einige vertraute, lang nicht mehr gesehene Figuren waren auch da, blieben aber blass im Angesicht eines durch Tokyo hetzenden, selbstüberschätzenden Spirous in Begleitung des Klassenkaspers in Blau und einem beleidigten Nagetiers.
    Modernisierung ist gut, Modernisierung muss sein und hat im Spirou-Universum immer statt gefunden, auch wärend der Ära verschiedener Autoren. Doch eine gewisse Quintessenz muss bleiben, sonst ist Spirou nicht mehr Spirou.

    3.) Die steinernen Riesen
    Eine gute Idee die Sache mit den "One-Shots". Ich war zunächst skeptisch in Anbetracht der doch arg verfremdet wirkenden Zeichnungen. Doch die Story hats echt rausgerissen. Humor, Action, Spirou, alles war da und dazu noch im richtigen Mass. Das macht Laune auf weitere "One-Shots", auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich auf Dauer nicht wirklich mit solchen Zeichnungen anfreunden könnte, würde die Hauptserie so aussehen.

    Noch ein abschließendes Wort zum ach-so-oft gescholtenen Fournier: Zugegeben, die ersten Alben waren wirklich nicht toll, aber spätere Werke schafften es sehr wohl zu überzeugen. Schon allein die schrullige 70er Atmosphäre ist toll. "Fauler Zauber in Afrika", "Tora Torapa", die "Kodo" Bände und allen voran "Alles wie verhext" waren tolle Bände. Schlaghosen waren zu der Zeit nunmal in. Ein "moderner" Spirou also.

  13. #13
    Verstorben Avatar von hipgnosis
    Registriert seit
    03.2001
    Beiträge
    12.932
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    War nicht Fournier auch derjenige, der zumindest in den ersten Alben sich einfach sehr nach den Vorgaben Franquin´s Spirou ausrichtete?

    Es ist bestimmt schwer dieses hohe Niveau gleich zu erreichen - aber er beherzigte genau das, was heute oft von Spirou gefordert wird - nämlich diese o.a. Mischung aus Abenteuer und Funny gewisserweise in alter Tradition und Manier zu erzählen.

    Ich kann mich leider nicht mehr an einzelne Titel der Alben erinnern, meine aber im Grossen und Ganzen von Fournier auch gut unterhalten worden zu sein.

  14. #14
    Verstorben Avatar von hipgnosis
    Registriert seit
    03.2001
    Beiträge
    12.932
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Question

    @PhoneBone

    Ich will meinerseits noch nicht näher auf Die steineren Riesen eingehen - aber wo siehst du denn den humorigen Teil bei diesem Action-Adventure?

    Das die Story irgendetwas rausgerissen hätte lasse ich an dieser Stelle mal offen - nur soviel - sie wurde zum Ende wirklich sowas von absurd!

  15. #15
    Mitglied Avatar von Matbs
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    1.942
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Ein Beispiel zeitlicher Beinahe-Stagnation ist Blake und Mortimer.
    Die erste Folge spielte in den 1940ern, mittlerweile leben die Helden ca. eineinhalb Jahrzehnte aktueller ... und dieses Schleich-Tempo bekommt der Serie eigentlich nicht schlecht.
    Wobei ich Blake und Mortimer in diese Beziehung nicht unbedingt mit Spirou vergleichen würde, da sowohl Formalia und Inhalte als auch die primäre Leserzielgruppe m.M.n. deutlich anders sind.


    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Schön das Die steinernen Riesen hier schon positiv angesprochen wurden - denn da habe ich persönlich eine ganz andere Meinung zu - das kann ja dann noch lustig diskutiert werden!
    Da gibt´s aber nix zu diskutieren: Entweder man findet´s gut, oder man hat unrecht!


    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Ich würde allerdings die Hauptserie etwas näher am Original belassen wollen. Hier wurde dann doch schon zuviel ge- und verändert, als das dies immer von Vorteil gewesen wäre.
    Wobei sich natürlich die Frage stellen müsste: An welchem Original denn bitte?
    (Ja klar, du meinst natürlich Franquin, aber das ist eben nicht selbstverständlich. Und überhaupt: Den frühen, den mittleren oder den späten Franquin?)
    Wobei ich auch glaube, dass blosses Kopieren eines stilsetzenden Künstlers über kurz oder lang der Todesstoss für die Serie wäre.


    Zitat Zitat von PhoneBone Beitrag anzeigen
    Noch ein abschließendes Wort zum ach-so-oft gescholtenen Fournier: Zugegeben, die ersten Alben waren wirklich nicht toll, aber spätere Werke schafften es sehr wohl zu überzeugen. Schon allein die schrullige 70er Atmosphäre ist toll. "Fauler Zauber in Afrika", "Tora Torapa", die "Kodo" Bände und allen voran "Alles wie verhext" waren tolle Bände. Schlaghosen waren zu der Zeit nunmal in. Ein "moderner" Spirou also.
    Vollste Zustimmung. Fournier ist vielleicht kein Franquin, aber er hat sich sehr wacker geschlagen!



    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Ich will meinerseits noch nicht näher auf Die steineren Riesen eingehen - aber wo siehst du denn den humorigen Teil bei diesem Action-Adventure?
    Die LotR-Maoris z.B. Ich muss nur an die denken und schon fang´ ich wieder zu lachen an!

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Das die Story irgendetwas rausgerissen hätte lasse ich an dieser Stelle mal offen - nur soviel - sie wurde zum Ende wirklich sowas von absurd!
    Unsinn, ähnlich wie bie Hellboy fehlt´s dir einfach am nötigen Comicsachverstand, um wahre Größe zu würdigen!

  16. #16
    Verstorben Avatar von hipgnosis
    Registriert seit
    03.2001
    Beiträge
    12.932
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Ich merke Matbs hält es schon nicht mehr aus - es brennt ihm unter den Nägeln warum man nur der Meinung sein könnte, das Die steinernen Riesen kein besonders gelungenes Spirou-Album ist!

    Erste Vorschläge:

    - Extravaganter Zeichenstil - leider für Spirou völlig unbrauchbar.

    - Anfänglich noch solide Handlung mit interessantem Grundsetting - das im letzten Drittel derart absurd wird, daß mir die Worte fehlen (nicht wirklich - aber zumindest hier in Kürze! )

    - Fehlender Humor - die angesprochene Anspielung auf Herr der Ringe, der ja allgemein bekannt in Neuseeland gedreht wurde, empfinde ich auch als gelungen - doch ist es doch wirklich ein Armutszeugnis für ein Spirou-Album wie wenig lustige Momente in der gesamten Storyline vorhanden waren.

    - heftige knallige Kolorierung - OK das passt vielleicht gut zum Zeichenstil, aber da ich diesen auch im Zusammenhang mit der Serie völlig deplaziert empfinde, kann ich auch leider der Kolorierung nix abgewinnen!


    Ich will nicht behaupten mir hätte der ganze Band nicht gefallen - nein es gab gute Anlagen - aber das langgezogene beknackte Ende versaute für mich leider viel vom anfänglichen gelungenen Storyaufbau!

    Nix für ungut - für mich bei weitem das schlechteste der 3 hier besprochenen Alben!

  17. #17
    Mitglied Avatar von Matbs
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    1.942
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    - Extravaganter Zeichenstil - leider für Spirou völlig unbrauchbar.
    [...]
    - heftige knallige Kolorierung - OK das passt vielleicht gut zum Zeichenstil, aber da ich diesen auch im Zusammenhang mit der Serie völlig deplaziert empfinde, kann ich auch leider der Kolorierung nix abgewinnen!
    Yoann Chivard ist einer meiner absoluten Lieblingszeichner, seine Arbeiten sind flüssig, dynamisch, ausdrucksstark und wunderschön, entsprechend ist das hier supergelungen. Ebenfalls nix für ungut, aber von mir aus könnt ihr gerne eure Hermanns, Vances, Frantze und Girauds behalten - so müssen Comics aussehen, um mir zu gefallen.

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    - Anfänglich noch solide Handlung mit interessantem Grundsetting - das im letzten Drittel derart absurd wird, daß mir die Worte fehlen (nicht wirklich - aber zumindest hier in Kürze! )
    Äh. Wieso das denn?!? Das ist alles so scheisscool, das hätte sich fast Mike Mignola ausdenken können!
    Oh, ich seh´ wo das Problem liegen könnte...
    Nee, im Ernst, was ist denn daran bitte so absurd, dass es die fantastische Serie Spirou, die auf eine lange Historie voller Fabelwesen, Magie, Dinosaurier, unglaublicher Erfindungen, Zeitreisen und Ausserirdischer zurückblicken kann, nicht vertragen könnte - auch hier stimmt alles!

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    - Fehlender Humor - die angesprochene Anspielung auf Herr der Ringe, der ja allgemein bekannt in Neuseeland gedreht wurde, empfinde ich auch als gelungen - doch ist es doch wirklich ein Armutszeugnis für ein Spirou-Album wie wenig lustige Momente in der gesamten Storyline vorhanden waren.
    Ach komm, da sind noch einige gute Lacher mehr dabei. Hier finden sich auf 64 Seiten auf jeden Fall deutlich mehr und deutlich bessere Lacher als auf 136 Seiten Morvan und Munuera.

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Nix für ungut - für mich bei weitem das schlechteste der 3 hier besprochenen Alben!
    Oah, det globste doch wohl selbat nüsch! Das hier ist ein klarer 8er- bis 9er Kandidat, und damit mal locker doppelt so gut wie die das bräsig-devote Japan-Gedöns!

    So, da hast du deine Diskussion .

    Aber vielleicht können wir das jetzt trotzdem noch mal hintenanstellen, eigentlich bin ich nämlich noch im Tome & Janry-Lobhudelmodus, und würde erstmal gerne durchziehen...
    Geändert von Matbs (27.04.2007 um 19:51 Uhr)

  18. #18
    Verstorben Avatar von hipgnosis
    Registriert seit
    03.2001
    Beiträge
    12.932
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Matbs
    Aber vielleicht können wir das jetzt trotzdem noch mal hintenanstellen, eigentlich bin ich nämlich noch im Tome & Janry-Lobhudelmodus, und würde erstmal gerne durchziehen...
    Na du hast es doch regelrecht drauf angelegt - ich habe mich ja schon den ganzen Tag selbst abgebremst!

    Klar beginnen wir nochmal ganz von vorn - ist mir auch recht - zumal ich denke das Abenteuer in New York wirklich dem klassischen Spirou am gerechtesten werden.
    Hier stimmt wirklich die Mischung aus Humor und Abenteuer (in dem Fall Kriminalabenteuer).
    Gerade in der ersten Hälfte der Story hagelt es regelrecht Gags, Pointen und witzige Dialoge.
    Zudem haben die Autoren viele kleine Hommagen an berühmte Comickünstler eingebaut - sodaß die Geschichte auch gut als Suchrätsel bekannter Comic-Charaktere gelten könnte.
    Da wäre auf Albumseite 4 Mr. Peyo der Probleme mit seinen Schlumpf-Aktien hat.
    Oder auf S.24 den Held namens Rantanplan.
    Sicherlich gibt es noch eine Menge mehr - doch sind mir diese beiden gerade im Gedächtnis geblieben.
    Vielleicht wisst ihr ja noch weitere?

    Das ganze Album sprüht nur so vor köstlichen, kleinen Ideen.
    Das beginnt schon mit der Car-Ball-Meisterschaft - oder die kleine Voodoo-Puppe mit dem Abbild Don Cortizone´s, mit der die Regenwolke in Totenkopfgestalt aufgeklärt wird.
    Wenn´s regnen soll wird sie einfach in den kleinen Brunnen gestellt - herrlich!

    Im Keller Don Cortizone´s der Hubschrauber der im Modell der Stadt hängt - weil in der Realität auch immer dort ein Hubschrauber langfliegt.

    - oder der Verhex-Tisch

    - Albumseite 36 in der Küche der Chinesen, die lebenden Augen der Tier in den Einmachgläsern, wo auch Pips gefangen gehalten wird.

    - der Mund des Kochs der zum Lautsprecher wird um Alarm zu schlagen

    usw. ......


    Genau so muss ein klassischer Spirou sein!

  19. #19
    Mitglied Avatar von langhaar!
    Registriert seit
    08.2001
    Ort
    Köln
    Beiträge
    1.804
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Matbs Beitrag anzeigen
    Yoann Chivard ist einer meiner absoluten Lieblingszeichner, seine Arbeiten sind flüssig, dynamisch, ausdrucksstark und wunderschön, entsprechend ist das hier supergelungen. Ebenfalls nix für ungut, aber von mir aus könnt ihr gerne eure Hermanns, Vances, Frantze und Girauds behalten - so müssen Comics aussehen, um mir zu gefallen.
    Weil es grad so schön passt: Wie das sieht aussieht, wenn z.B. Vance einen Funny zeichnet, kann man hier sehen: http://www.asterix.com/80ans/indexalb.htm (an den Ecken blättern)

    Ich liege anscheinend voll im Trend:
    Die steinernern Riesen hat mir auch sehr gut gefallen. Bei den Zeichnungen hätte ich vielleicht den klassischen Stil bevorzugt (beim Bonumaterial sind ein paar Panel des Albums als Studie im klassischen Gewand aufgeführt)

    Die letzten Spirous dagegen haben mir wenig zugesagt.

  20. #20
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.034
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    So, die drei Alben habe ich jetzt durch.

    Ich fand sie alle gut gemacht und unterhaltsam, aber ist das noch Spirou?

    Als Kind hatte ich die Serie bei Kauka Ende der 60er kennengelernt, als Pit und Pikkolo. Ein paar Jahre später wollte ich von Comics nichts mehr wissen, Asterix und Peanuts ausgenommen. Es dauerte bis Mitte der 80er, als ich über Semic und Carlsen Spirou und Fantasio von Franquin wieder entdeckte - und begeistert war! Wie auch von Gaston, nebenbei. Die Franquin-Alben habe ich in kurzer Zeit alle verschlungen. Die Mischung aus sanfter Ironie, exotischen Schauplätzen, spannenden Abenteuern und liebevoll gezeichnetem 50er/60er-Jahre-Ambiente gefiel und gefällt mir sehr. Dazu kam/kommt der Nostalgiefaktor.

    Dann schob Carlsen die ersten Fournier-Alben nach. Die enttäuschten mich. Das war nicht mehr die typische Spirou-Welt: zumindestens die ironische Seite paßte nicht mehr (wenigstens habe ich es so in Erinnerung - es dürfte rund 20 Jahre her sein, daß ich das letzte Fournier-Album gelesen habe). Auch der Zeichenstil war für meinen Geschmack zu aufdringlich geworden. Ich habe mir zwar die weiteren Alben allesamt gekauft, auch der späteren Zeichner/Szenaristen, aber - nix mehr davon gelesen ... Typisch Kaschi!

    Jetzt, zu diesem Thread, ließ es sich aber nicht länger vermeiden.

    Abenteuer in New York beginnt ausgesprochen spritzig und witzig mit der Karikierung des amerikanischen Traums im Haifischbecken der New Yorker Unterwelt. Viel schwarzer Humor! Am besten hat mir der Gag auf Seite 5 gefallen: der zerstückelte Manolo wird in mehreren kleinen Särgen zu Grabe getragen ... Hätte zu Franquins Schwarzen Gedanken gepaßt - und ein größeres Kompliment gibt es kaum!

    Spirou in Tokio
    wimmelt nur so von Querverweisen auf japanische Kultur, Schauplätze und naheliegenderweise auf die Manga-Konkurrenz und den Wettbewerb zwischen den Comic-Kulturen. Erheblich geschickter eingeflochten als etwa im jüngsten Asterix-Album. Auch die "Dialoge" von Pips mit dem Erzähler haben Witz: "Beschränken Sie sich in Zukunft auf die Fakten, klar?!"

    Die steinernen Riesen führen uns in ein aufregendes Untersee-Abenteuer, in dem Spirou und Fantasio anfangs auf verschiedenen Seiten stehen. Die Maoris und der kleine, empfindliche Forscher Martin sorgen für den einen oder anderen Schmunzler, aber die spannenden und spektakulären Elemente dominieren klar über den Humor. Da stimme ich hip zu!

    Tja. Nur drüber steht: "Spirou".

    Zumindest die "Riesen" und "Tokio" sind für mich eher das, was anderswo Hommage genannt wird. Etwa wie eine aktuelle Uderzo-Hommage von Vicar zum 80. des Meisters, wo Asterix und Obelix auf Donald und Tick-Trick-Track treffen. Wobei die Hommage hier Albenlänge besitzt. Insbesondere graphisch sind beide Geschichten meilenweit von Franquins Spirou entfernt! Außer den Farben der Klamotten und den Frisuren paßt da nichts mehr. Bei "New York" erinnert die Graphik noch etwas mehr an Franquin, ist aber auch schon stark in eine andere Richtung gegangen. Wobei klar ist: auch Franquins Spirou ist ja bereits eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Figur von Rob-Vel (und dann von Jijé). Aber unter Franquin wurde Spirou zur Maßstäbe setzenden Serie. Deshalb beziehe ich mich auf diese Version.

    Die Szenarien dagegen, wären sie in klassischer École Marcinelle gezeichnet, könnten durchaus zum Spirou-Universum passen. Exotische Schauplätze, verbunden mit ebensolchen Ganoven und Gefahren, dazu spektakuläre technische Apparaturen waren oft attraktiver Bestandteil der Serie. Und sanfte Entwicklung sollte und muß erlaubt sein: eine Tian, die Spirou an den Hintern greift, manche Protagonisten überleben die Story nicht, Spirou und Fantasio mit Geldnöten, für verschiedene Parteien arbeitend ...

    Fazit für mich: Alle drei Alben lohnen sich zu lesen. Mindestens die "Riesen" und "Tokio" kann und mag ich aber nicht als "echten" Spirou sehen, sondern als Hommage - auch wenn sie vielleicht nicht so gemeint sind. Bei "New York" ist es ein Grenzfall.

    Wenn Serien mit großer Tradition graphisch und inhaltlich beliebig verändert werden, fällt ihr Titel der Beliebigkeit anheim und sagt damit nichts mehr aus. Sonst könnte ich auch Bart Simpson eine rote Jacke anziehen und ihn fortan Spirou nennen ...

    Solche Überlegungen sind für jemanden, der Comics zunächst mal verkaufen will, vermutlich zweitrangig. Da dürfte im Vordergrund stehen, daß die Anknüpfung an eine populäre Serie den Verkauf neuerer Alben fördert. Doch erlaube ich mir als Leser, zu einem anderen Ergebnis zu kommen.
    Geändert von Kaschi (28.04.2007 um 23:22 Uhr)

  21. #21
    Mitglied Avatar von Matbs
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    1.942
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Fazit für mich: Alle drei Alben lohnen sich zu lesen.
    Da schau an, du gehst mit den drei Alben deutlich weniger hart ins Gericht, als ich es von dir erwartet hätte.

    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Ich fand sie alle gut gemacht und unterhaltsam, aber ist das noch Spirou?
    [...]
    Wobei klar ist: auch Franquins Spirou ist ja bereits eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Figur von Rob-Vel (und dann von Jijé). Aber unter Franquin wurde Spirou zur Maßstäbe setzenden Serie. Deshalb beziehe ich mich auf diese Version.
    Tja, da stellt sich dann wieder die Frage "Was ist denn eigentlich Spirou. Wie du selbst feststellst, ist die Version von Franquin schließlich auch anders als die von Jijé. Und die wiederum ist anders als die von Rob-Vel. Von daher ist es objektiv eigentlich nicht möglich, den "richtigen" Spirou zu bestimmen, denn er hat sich schon verändert und angepasst, lange bevor irgendeiner von uns mit dem Lesen angefangen hat.
    Natürlich kannst du für dich festlegen, was für dein Empfinden der "Standard-Spirou ist, und entsprechend legitimerweise der Meinung sein, dass andere Versionen nicht mehr "dein" Spirou, also der deiner Kindheit und Jugend (offensichtlich der aus der Feder von Franquin) sind, aber die anderen Versionen als objektiv "nicht" Spirou zu brandmarken, geht dann doch etwas zu weit - Letzen Endes ist es natürlich dieselbe Figur und dieselbe Serie, auch wenn sie sich im Lauf der Jahre deutlich geändert hat (was eben ganz normal ist: Der Asterix von heute ist auch nicht mehr derselbe wie 1965, und der heutige Superman hat überraschend wenig mit der Version von Shuster und Siegel aus den Dreissigern zu tun).

    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Wenn Serien mit großer Tradition graphisch und inhaltlich beliebig verändert werden, fällt ihr Titel der Beliebigkeit anheim und sagt damit nichts mehr aus.
    Ganz ehrlich: Diese Aussage stösst mir ziemlich sauer auf, denn der Vorwurf der Beliebigkeit ist in diesem Zusammenhang schlicht und einfach falsch und ungerecht: Tome & Janry haben ihren Spirou offensichtlich mit großer Sorgfalt, großem Respekt, und einem exzellenten Hintergrundwissen über die Historie der Serie modernisiert - entsprechend sind die Änderungen, die sie vorgenommen haben, nicht Ergebnis eines willkürlichen Egotrips der Autoren, sondern der (m.M.n. sehr gelungene) Versuch, die Serie zu modernisieren und trotzdem ihrer Tradition treu zu bleiben.
    Ähnlich verhält es sich auch mit den Steinernen Riesen - auch hier wurden konsequent Themen und Inhalte einer bereits existierenden Spirou-Version aufgegriffen und werkgetreu umgesetzt und weitergesponnen, wobei die Bezugsgröße hier allerdings nicht mehr Franquin-Spirou ist, sondern der von Tome & Janry (übrigens sehr gelungen), was natürlich völlig legitim (und m.M.n. äusserst löblich) ist.
    Lediglich bei den Morvan/Munuera-Alben könnte ich deinen Vorwurf eventuell ein bisschen nachvollziehen, da der Autor es für mein Empfinden nie so ganz geschafft hat, die Charakteristika von Spirou zu erfassen und umzusetzen, aber das mag auch dran liegen, dass die mich alle drei nicht so richtig begeistert haben.
    Fazit: Anders beliebig, besonders nicht bei Spirou.


    Edit: Ist mir gerade noch einfallen, sowas Ähnliches wie seinerzeit bei deiner LLKritik: Wenn du der Meinung bis, dass die Änderungen, die Spirou in den letzten Jahrzehnten erfahren hat, beliebig und willkürlich sind, dann beschreib´ doch bitte mal, wie deiner Meinung nach eine werktreue und nicht beliebige Modernisierung hätte aussehen müssen.
    Geändert von Matbs (28.04.2007 um 13:03 Uhr)

  22. #22
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.034
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Matbs Beitrag anzeigen
    Tja, da stellt sich dann wieder die Frage "Was ist denn eigentlich Spirou. Wie du selbst feststellst, ist die Version von Franquin schließlich auch anders als die von Jijé. Und die wiederum ist anders als die von Rob-Vel. Von daher ist es objektiv eigentlich nicht möglich, den "richtigen" Spirou zu bestimmen, denn er hat sich schon verändert und angepasst, lange bevor irgendeiner von uns mit dem Lesen angefangen hat.
    Natürlich kannst du für dich festlegen, was für dein Empfinden der "Standard-Spirou ist, und entsprechend legitimerweise der Meinung sein, dass andere Versionen nicht mehr "dein" Spirou, also der deiner Kindheit und Jugend (offensichtlich der aus der Feder von Franquin) sind, aber die anderen Versionen als objektiv "nicht" Spirou zu brandmarken, geht dann doch etwas zu weit - Letzen Endes ist es natürlich dieselbe Figur und dieselbe Serie, auch wenn sie sich im Lauf der Jahre deutlich geändert hat (was eben ganz normal ist: Der Asterix von heute ist auch nicht mehr derselbe wie 1965, und der heutige Superman hat überraschend wenig mit der Version von Shuster und Siegel aus den Dreissigern zu tun).
    Von "Objektivität" habe ich auch nicht gesprochen, sondern von meiner Sicht als Leser - und die ist subjektiv!

    Die Frage nach dem Maßstab bei einer langjährigen Serie ist mir selber dabei in den Sinn gekommen. Ich denke, der Standard bzw. Maßstab einer erfolgreichen Serie ist derjenige, mit dem sie eben erfolgreich geworden ist, ggf. über Jahre/Jahrzehnte. Standard bei Asterix ist wahrlich nicht das Debut-Album, bei Lucky Luke noch viel weniger. Bei Spirou von der Rob-Vel-Figur auszugehen macht überhaupt keinen Sinn. Und bei Batman und Superman habe ich in der Tat das Gefühl, wenn ich a) frühe Geschichten (von vor den 50er Jahren) lese, oder b) solche aus "meiner" Zeit (60er/frühe 70er) oder c) heutige, es handele sich um völlig verschiedene Serien mit ein paar übereinstimmenden Details wie Namensgebungen oder Klamotten! Aussehen und Charaktere der Protagonisten und Schauplätze haben sich von "Age" zu "Age" massiv verändert.

    Zum Franquin-Spirou: ich meine auch hier natürlich nicht die ersten Arbeiten Franquins, die noch vor dem "Zauberer von Rummelsdorf" entstanden. Ich möchte jetzt aber nicht sämtliche Alben durchackern, um genau Anfang und Ende der Hochphase für mich festzulegen. Auf jeden Fall gehören Band 10 (Nest im Urwald) bis 16 (Bretzelburg) mit hinein. Aber man verstehe das bitte nicht als klare Grenzziehung.

    Ganz ehrlich: Diese Aussage stösst mir ziemlich sauer auf, denn der Vorwurf der Beliebigkeit ist in diesem Zusammenhang schlicht und einfach falsch und ungerecht: Tome & Janry haben ihren Spirou offensichtlich mit großer Sorgfalt, großem Respekt, und einem exzellenten Hintergrundwissen über die Historie der Serie modernisiert - entsprechend sind die Änderungen, die sie vorgenommen haben, nicht Ergebnis eines willkürlichen Egotrips der Autoren, sondern der (m.M.n. sehr gelungene) Versuch, die Serie zu modernisieren und trotzdem ihrer Tradition treu zu bleiben.
    Ähnlich verhält es sich auch mit den Steinernen Riesen - auch hier wurden konsequent Themen und Inhalte einer bereits existierenden Spirou-Version aufgegriffen und werkgetreu umgesetzt und weitergesponnen, wobei die Bezugsgröße hier allerdings nicht mehr Franquin-Spirou ist, sondern der von Tome & Janry (übrigens sehr gelungen), was natürlich völlig legitim (und m.M.n. äusserst löblich) ist.
    Lediglich bei den Morvan/Munuera-Alben könnte ich deinen Vorwurf eventuell ein bisschen nachvollziehen, da der Autor es für mein Empfinden nie so ganz geschafft hat, die Charakteristika von Spirou zu erfassen und umzusetzen, aber das mag auch dran liegen, dass die mich alle drei nicht so richtig begeistert haben.
    Fazit: Anders beliebig, besonders nicht bei Spirou.
    Laß uns locker bleiben - es geht um Comics.

    Ich habe doch differenziert: zum einen nach a) Zeichenstil und b) Story ("Spirou-kompatibel"). Und zum zweiten den Zeichenstil nach a1) Tome/Janry ("Grenzfall") und a2) Morvan/Munuera und Yoann/Vehlmann (paßt nicht mehr). Alles aus meiner Sicht, nach meinem Empfinden wohlgemerkt! Aber wenn ich mir die vorigen Postings nochmal durchlese, stehe ich so ganz allein gar nicht da mit dieser Sicht ...

    Von Egotrip oder fehlendem Hintergrundwissen habe ich auch nicht gesprochen. Ich denke, Tome und Janry haben versucht, den von Dir weiter oben beschriebenen schwierigen Spagat zwischen Tradition und Aktualisierung hinzubekommen. Mir als Leser, der ich ja nicht vom Verkaufserfolg abhänge, muß es doch möglich sein zu sagen, daß ich mir etwas (wie schon bei Fournier) bzw. deutlich weniger graphische Aktualisierung gewünscht hätte. Wenn Spirou zeichnerisch in Richtung "Tokio" oder "Riesen" geht, wird er diesbezüglich in der Tat beliebig.

    Ist mir gerade noch einfallen, sowas Ähnliches wie seinerzeit bei deiner LLKritik: Wenn du der Meinung bis, dass die Änderungen, die Spirou in den letzten Jahrzehnten erfahren hat, beliebig und willkürlich sind, dann beschreib´ doch bitte mal, wie deiner Meinung nach eine werktreue und nicht beliebige Modernisierung hätte aussehen müssen.
    Hab' ich doch eigentlich schon: ich denke, die Szenarien könnten im Großen und Ganzen durchaus passen, inclusive der genannten Erweiterungen. (Man nagele mich dabei bitte nicht auf jeden Einzelaspekt fest.) Was mich wirklich davon abhält, das für mich als Spirou-Serie zu akzeptieren, ist der Zeichenstil - in erster Linie von "Tokio" und den "Riesen". Aber auch bei "New York" tue ich mich bereits schwer - wie ich mich schon bei Fournier schwer getan habe. Wären die drei Alben in klassischer École Marcinelle gezeichnet, wäre ich wahrscheinlich voll dabei ...

    PS: Zur Tauglichkeit bzw. Untauglichkeit des Begriffs "École Marcinelle" als Zeichenstil gibt es bereits einen langen Thread:

    http://www.comicforum.de/showthread.php?t=70502

    Ich hoffe, Ihr wißt trotzdem, was ich meine: im Funny-Stil von Franquin, Peyo, Tillieux, Roba, Will ...

  23. #23
    Mitglied Avatar von Matbs
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    1.942
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Laß uns locker bleiben - es geht um Comics.
    Ups, sorry wenn das zu aufgeregt geklungen hat, so war´s nicht gemeint .

  24. #24
    Verstorben Avatar von hipgnosis
    Registriert seit
    03.2001
    Beiträge
    12.932
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Ich denke das kleine Missverständnis kommt einfach nur aus der Definierung des Begriffes - Beliebigkeit

    Wenn ich nicht völlig daneben liege meinte kaschi keineswegs damit, daß die betreffenden Autoren sich nicht Ihrerseits sehr viel Gedanken zum Gelingen einer richtig guten Geschichte gemacht haben - sondern das die Andersartigkeit des Zeichenstils - gerade bei den Riesen und in Tokio - derart ungewöhnlich ist und nichts mehr vom "klassischen Spirou" hat, das man nun die Serie auch an jeden x-beliebigen Künstler weiterreichen könnte.

    Und wenn man einfach mal die eine negative Intention aus dem Begriff völlig herauslässt und das ganze nüchtern analysiert - könnte man ihm darin auch recht geben.
    Im Prinzip könnte jeder gewillte Zeichner, wenn er nur dürfte , seinen ganz persönlichen Spirou kreiieren.

    Aber würde das der Serie noch gut bekommen?

    Ich hatte es oben irgendwo schon einmal erwähnt - mir gefällt das ausgesprochen gut, wenn man einem anderen Künstler die Möglichkeit erteilt seine Interpretation einer Serie oder eines bekannten Charakters abzuliefern.
    Nur sollte man es wie im Falle Der steineren Riesen und im kommenden Le Gall Album dann auch wirklich als Extra oder Special deklarieren und nicht unbedingt in die normale Chronologie mit einbinden.
    Spirou in Tokio hätte man auf jeden Fall auch gesondert editieren sollen - doch an der Qualität und vor allem dem Bemühen oder der Klasse der jeweiligen Künstler, sagt die Neu-Interpretation überhaupt nix aus.
    Man kann sie nur besser einordnen!

  25. #25
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.034
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    In einem Interview schilderte Franquin aus Zeichner-, nicht aus Verleger- oder Leserperspektive die Problematik der Übernahme einer Serie durch einen Nachfolger.

    Quelle: ZACK Dossier 2 "Spirou und seine Autoren", S.38/39 (Interview von Jean Léturgie mit Franquin, 1979):
    Franquin: ... Ich hatte Spirou nun bereits eine ziemlich lange Zeit lang gemacht. Auf die Dauer bemerkte ich, dass man mehr Spaß mit den Figuren hat, die man selber kreiert hat. Das Problem mit Spirou war, dass ich nicht wusste, was ich damit machen sollte. Er war noch vor dem Krieg kreiert worden und ist eine Figur, die immer passt. Die Figuren eines anderen zu übernehmen ist oftmals ein Schlag ins Gesicht.

    [Frage] Im vorliegenden Fall war Ihre Übernahme der Abenteuer von Spirou aber ein Erfolg...

    Franquin: Weil ich voll jugendlicher Ahnungslosigkeit war. Die Nachteile einer Wiederbelebung bemerkt man erst nach und nach. Wenn ich jungen Zeichnern einen Rat zu geben hätte, dann würde der lauten, sie sollten versuchen, ihre eigenen Figuren zu kreieren. In ihren Schubladen haben die Verleger stets Figuren, die sich für eine Wiederbelebung eignen. Und diese bieten sie dann den jungen Zeichnern an und es scheint so, als dass sie ihnen ein königliches Geschenk machen. Tatsächlich erwartet einen aber der grafische Zwang hinsichtlich des Zeichners, der einem vorausging. So hat mich zum Beispiel Spirous Pagenkostüm immer gestört...

    [Frage] Als Sie Spirou und Fantasio verlassen haben, hat die Mehrheit des Publikums das bedauert.

    Franquin: Ich glaube, dass ein großer Teil des Publikums sehr konservativ eingestellt ist. Die Leser haben Gewohnheiten, von denen sie sich nur schwer lösen können. Für einen Zeichner ist das System von Helden eine echte Bürde. ... Allerdings kann man meinen Fall nicht verallgemeinern. Es gibt Zeichner, die - freiwillig und zufrieden - Gefangene ihrer Helden sind. Der Held ist das sicherste Mittel, eines Tages Erfolg zu haben - und für den nötigen Unterhalt zu sorgen.

    ...

    [Frage] Wie ging die Wiederbelebung von Spirou durch Fournier vonstatten?

    Franquin: Ich habe versucht, Fournier nicht zu beeinflussen, aber ich war aufrichtig und ich sagte ihm, dass ich es bedauerte, wenn er sich zu diesem Abenteuer verlocken lassen sollte. Die Wiederbelebung von Spirou durch Fournier war eine Idee des Verlegers, der - immer noch diese Vorstellung einer entzückenden Figur im Kopf habend - einen niedlichen und poetischen Spirou haben wollte. Zu meinem großen Bedauern hat Fournier akzeptiert, denn ich erwartete von ihm etwas Wunderschönes: Er hatte eine Figur namens Bizu, die perfekt zu ihm passte. Ich hätte es viel lieber gesehen, wenn er diese an Stelle von Spirou weiter gezeichnet hätte. Fournier hätte eine ganz andere Karriere gemacht. Ich habe ihn benachteiligt, indem ich ihm das Marsupilami nicht überließ. Das bedauere ich, aber dadurch war es an ihm, andere Elemente in die Serie einzuführen. Eine Zeit lang hat er dann bei mir zu Hause gezeichnet. Ich habe versucht, ihm Ratschläge zu geben, aber ohne ihn zu beeinflussen. Ich habe ihm gesagt, er müsse seine Persönlichkeit so schnell wie möglich in Spirou einbringen.

Seite 1 von 10 12345678910 LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  

Das Splash-Netzwerk: Splashp@ges - Splashbooks - Splashcomics - Splashgames
Unsere Kooperationspartner: Sammlerecke - Chinabooks - Salleck Publications - Splitter - Cross Cult - Paninicomics - Die Neunte
Comicsalon Erlangen
Lustige Taschenbücher