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Thema: REZENSION: "Kinder- und Jugendzeitschriften" von Thomas Kramer

  1. #1
    Moderator DDR-Comics.de-Forum Avatar von weisshahn
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    REZENSION: "Kinder- und Jugendzeitschriften" von Thomas Kramer

    REZENSION: "Kinder- und Jugendzeitschriften" von Thomas Kramer
    in: Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur SBZ/DDR. Von 1945 bis 1990
    Rüdiger Steinlein/Heidi Strobel/Thomas Kramer (Hrsg.)

    Im Rahmen des 800seitigen wissenschaftlichen Werkes, das sich zu Aufgabe gestellt hat, "...einen Gesamtüberblick über das Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur in der SBZ/DDR [zu] ermöglichen und durch seine bibliographischen Teile zudem eine verläßliche bio-bibliographische Grundlage für die weitere Forschung bereit[zu]stellen..." befasst sich Dr. Thomas Kramer, bekannt durch seine drei Sekundärliteraturstandards über das Mosaik, mit den Kinder- und Jugendzeitschriften, die in der DDR erschienen.

    Keine Frage, ein Gebiet abzuhandeln, das aus grob geschätzen 6.000 Einzeltiteln besteht, ist eine Herausforderung, die vermutlich für einen einzelnen Autor wie auch auf 18 Seiten nicht zu bewerkstelligen ist. Gelungen ist die Erwähnung der wichtigsten Zeitschriften sowie ihre inhaltliche Differenzierung, da ist Kramers Schlussfolgerungen zuzustimmen. So war z.B. die TROMMEL zweifellos das Blatt mit der stärksten ideologischen Ausrichtung, sprach sie doch jene Altersgruppe an, die als nächstes in die FDJ rekrutiert werden sollte. Interessant sind die Quervebindungen zwischen damals aktuellen politischen Entwicklungen (hier: Annäherung an Indien) und entsprechenden Beiträgen in den Kinderzeitschriften.

    Das Mosaik, des Autors liebstes Steckenpferd, bekommt auf drei Seiten des knappen Platzes ein eigenes Unterkapitel eingeräumt (Spalte 949). Angesichts von Auflagenhöhe und Popularität sicher angemessen, führt er jedoch viel stärker (und viel positiver) inhaltlich über das Heft aus als bei den anderen Zeitschriften. Das darauf folgende Kapitel (Sp. 955) ordnet treffsicher die rassistisch-stereotypen Darstellungen von Farbigen in Mosaik, Atze und Frösi, die heute politisch völlig unkorrekt wären, in den Zeitgeist der 60er Jahre ein und findet an dieser Stelle noch etwas Wohlwollen.

    In den drei folgenden Kapiteln wird in einer Ausführlichkeit über die Sujets Antifaschismus (Sp. 959), Sieg der Sowjetunion über Hitler (Sp. 965) und antifaschistisch-demokratischer Aufbau (Sp. 967) anhand vor allem der ATZE-Titelgeschichten referiert, dass man als mit der Thematik nicht vertrauter Leser den Eindruck bekommen muss, jenseits davon habe es in den Kinderzeitschriften (ausgenommen Mosaik, aber auch dort versteckt) keine Themen gegeben.


    Alles im Dienste der Ideologie?

    Der Grundtenor des Beitrages ist also ganz klar ein politisch motivierter: Die Kinderzeitschriften wurden instrumentalisiert, um die ideologische Linie der Staatsführung bei den kindlichen Lesern zu indoktrinieren. Dazu wählt Kramer seinen Standpunkt gut illustrierende Beispiele aus, aber es gibt (wiederum abgesehen von Mosaik) nahezu keine Beispiele dafür, wie in all diesen Zeitschriften daneben teils sehr kreativ mit den gestalterischen Spielräumen zwischen Linientreue und unterhaltenden Verkaufsanreizen umgegangen wurde.

    Zunächst stellt Kramer dem Beitrag ein Zitat aus dem Buch "Die Kinderzeitschriften in der DDR von 1946 bis 1960" von Rudi Chowanetz voran, mit dem er belegen will, dass diese als "Werkzeuge ideologischer Beeinflussung" dienen sollten. Das will ich gar nicht in Abrede stellen, aber man sollte sich vor Augen halten, dass Chowanetz, ebenso linientreuer Chef des Kinderbuchverlages, in seiner 1982 in der Reihe "Studien zur Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur" erschienenen Monographie wohl kaum die Gelegenheit hatte, den unterhaltsamen Bestandteilen der von ihm betrachteten Zeitschriften höheres Gewicht zu geben als den politischen, selbst dann, wenn sie (zumindest zeitweise) in einzelnen Zeitschriften die klare Oberhand hatten.

    Eine weitere fragwürdige These ist der von Kramer aufgedeckte "Spezialbefund", dass nach dem Machtwechsel zu Honecker 1971 die Kinderzeitschriften (anders als die Kinderliteratur) "... Bastion der kalten Krieger aus den Schützengräben... " blieben. Das mag für ATZE mit seinen 50% des Heftes einnehmenden politischen Titelgeschichten gelten, aber sowohl die FRÖSI als auch die TROMMEL machten in den Jahren ab 1974 entscheidende (einander bedingende) inhaltliche, gestalterische und redaktionelle Veränderungen durch, die den Unterhaltungscharakter hoben (von den parallel aufkommenden Kinderseiten in NBI, FÜR DICH und FREIE WELT mit entsprechend regelmäßigen, teils völlig unpolitischen Comics ganz zu schweigen). Ich habe keine Ahnung, auf welche Daten er diese These stützt, aber ich hoffe an dieser Stelle, sie im Zuge der Indexerstellung für die FRÖSI entkräften zu können.

    Fast eine komplette Seite (ab Sp. 941) widmet Kramer einer einzigen Seite in FRÖSI 12/1970, auf der die damals gerade laufende ungarische Comicserie "Der Kapitän vom Tenkesberg" durch einen langen Brief an die FRÖSI-Leser unterbrochen und politische linientreu eingeordnet wird. Wer an dieser Stelle die nächste Comic-Folge erwartet hatte, wird bereits nach 10 Zeilen des klein gedruckten Textes weiter geblättert haben. Dort hingegen beginnt eine achtseitige Märchenwald-Geschichte von Ingeborg Feustel um den Weihnachtsmann, Fuch und Elster usw., illustriert von Ingeborg Meyer-Rey und jeweils am unteren Seitenrand versehen mit Bastelanweisungen, wie man die handelnden Figuren aus einem Blatt Papier basteln kann. Das war die FRÖSI eben auch, aber Kramer versucht hier offenbar keine ausgewogene Darstellung.


    Die Sache mit Dick Dickson

    Ab Spalte 943 referiert Kramer über "Dick Dicksons haarsträubende Abenteuer" von Hans Pfeiffer (Text) und Jürgen Günther (Zeichnungen), erschienen in FRÖSI 8/1968, als Beispiel für die "ideologisch korrekte Adaption" einer westlichen Vorlage, nämlich Nick Knatterton. Der Tatbestand: Zwischen die Bilder der völlig ideologiefreien Kriminalbildgeschichte waren Textblöcke montiert, die über den US-amerikanischen Imperialismus herzogen; hinter die Geschichte waren ganzseitige s/w-Bilder der Freiheitsstatue oder mit Waffen bedrohter Farbiger gestellt. Bereits Lettkemann und Scholz vermuten allein aus dem Lesen und Betrachten der vier Seiten, dass die Textblöcke und Hintergrundbilder lediglich Alibifunktion für die Veröffentlichung einer derartigen Geschichte haben sollten.

    Zunächst ist anzumerken, dass es sich bei Dick Dickson nicht um eine Figur handelt, die wie Nick Knatterton eigens im Medium Comic entstanden war, sondern um einen Hörspiel-Detektiv, mit dem der Kriminalautor Hans Pfeiffer bereits in den Jahren 1962-1968 insgesamt 13 Kinder-Hörspiele verfasst hatte, die 2006 vom mdr wiederaufgeführt wurden. Es ist nicht sonderlich schwer, unter den "klassischen" Detektiven erhebliche Ähnlichkeiten festzustellen - so dürften sich Auguste Dupin und Sherlock Holmes hinsichtlich ihres Scharfsinns wenig nehmen, der Erfolg einer Hörspielreihe wie Professor Van Dusen andererseits dürfte in erster Linie in der Ähnlichkeit der Hauptfigur zum Archetypen Holmes sowie einer ironischen Brechung liegen, die wiederum dem Charakter der Nick Knatterton-Fälle ähnelt. Worauf ich hinaus will - Ähnlichkeiten in diesem Genre sind vermutlich leicht herstell- und wahrnehmbar. Dass ein Comicdetektiv Assoziationen zu Nick Knatterton auslöst, finde ich daher nicht verwunderlich, eine genauere Analyse lässt jedoch wesentlich weniger formale und inhaltliche Ähnlichkeiten zu Dick Dickson finden als z.B. zur Urfassung der "Reise zu den Proximanen" von Erich Schmitt.

    Schlichtweg falsch ist Kramers Annahme, dass die Geschichte von Autor und Zeichner so intendiert war, wie sie letztlich in der FRÖSI-Ausgabe erschien. Was Lettkemann/Scholz nur vermuten, bestätigt sich angesichts der bei Jürgen Günther vorhandenen Originalzeichnungen, die Panel für Panel als Comic, die ganze Seite füllend und ohne ideologische Einleitung und Zwischentexte erstellt worden waren. Tatsächlich erfolgte die Ummontage, das Texteinfügen und das Einsetzen der Hintergrundbilder durch redaktionelle Einflussnahme, die Pfeiffer und Günther dazu veranlasste, die Arbeit an der auf vier Folgen angelegten Serie umgehend einzustellen (entgegen der Ankündigung am Ende der letzten Seite erschien kein zweiter Teil - dieses Indiz stützt die Vermutung von Lettkemann und Scholz, wird aber von Kramer unter den Tisch fallen gelassen, weil es seiner These widerspricht). Alle drei von Kramer zitierten ideologischen Textblöcke stammen nicht aus Pfeiffers Skript.

    Der personelle Hintergrund: Dieter Wilkendorf, unter dem die FRÖSI in den Jahren 1953 bis 1967 inhaltlich und gestalterisch auf einem hohen Niveau lief, war aus politischen Gründen abgesetzt worden, und statt der Promotion seines bisherigen Stellvertreters Walter Stohr (der das Blatt im gleichen Stil weiter geführt hätte) setzte man Heimtraud Eichhorn auf den Posten der Chefredakteurin. Während Wilkendorf in den Jahren zuvor den Herausgeber oft erst im Stadium der Drucklegung mit dem Heft konfrontierte, sorgte Eichhorn dafür, dass der ideologische Anteil deutlich wuchs und die Einflussnahme des Herausgebers (bzw. ihr eigenes Wirken als oberster Zensor) in jeder Phase der Heftentstehung durchschlug. Man findet daher ab Anfang 1968 die Ersetzung der einheimischen durch die ungarischen Bildgeschichten (billiger zu lizenzieren; Stoffe politisch motiviert ausgewählt), die Erhöhung des Anteils ideologischer und propagandistischer Texte, weniger gestalterische Experimente usw.

    Worauf ich hinaus will - ich finde es bedauerlich, dass am Beispiel dieser Geschichte ein Aspekt deutlich gemacht wird (nämlich die Ideologisierung selbst von Comics), der sowohl der vermuteten Vorlage (Knatterton) als auch den Autoren Unrecht tut, statt dessen aber einen guten Anlass für die Darstellung des Chefredakteurprinzips und der redaktionellen Zensur gegeben hätte. Letztlich waren es die Macher in den Redaktionen, die darüber entschieden, wie das Verhältnis zwischen (zentral gewollter) ideologischer Beeinflussung und (Leserbindung fördernder) Unterhaltung gestaltet wurde; und dass sie diese Spielräume unterschiedlich stark nutzten, ist Kramer als Mosaik-Experte sicher geläufig. Bedauerlich umso mehr, als dass die Vermutung von Lettkemann/Scholz nicht nur durch die Indizien gestützt wird, die der vierseitige Abdruck selbst liefert, sondern anhand von Originalmaterial und Zeitzeugen belegbar ist.


    Wissenschaftlicher Anspruch

    Mein bedauerndes Fazit ist, dass hier im Rahmen eines künftigen Standardwerkes die Chance vertan wurde, das Thema differenziert abzuhandeln. Stattdessen scheint die Kernaussage, die der Autor treffen wollte, nicht aus einer gezielten Suche entstanden zu sein, sondern von vornherein festgestanden zu haben. Dargestellt werden lediglich bestätigende Beispiele, darunter eines in Ausführlichkeit (Dick Dickson), das ich gerade für ungeeignet halte, weil bei ihm die propagandistische Intention deutlich übers Ziel hinausschoss. Es wären noch andere zu nennen, wie z.B.: "1974, dem 25. Jahrestag [sic] der Gründung der DDR, wurden zwischen Januar und Oktober auf jeder Titelseite von Frösi explizit darauf hingewiesen...". Stimmt. Richard Hambach hatte den Schriftzug 25 JAHRE DDR in seine 10 Zeichen zerlegt und jedes auf jeweils einem Titelbild mit weitgehend unpolitischen Wimmelbildern gefüllt, die auch heute noch eine Augenweide sind (Beispiel hier).

    Leider gibt es auch diverse sachliche Fehler im Beitrag. So erscheint neben Mosaik und Bummi auch die sorbische Kinderzeitschrift Plomjo/Plomje ununterbrochen bis heute weiter (Sp. 937). Die Beilagen zu Kinder- und Jugendzeitschriften hießen schon immer "Gimmicks" und nicht "Gifts" (Sp. 939), der Zeichner von "Tenkes" heißt nicht Horvad (vielleicht eine Neuschöpfung aus Autor Horvath und Zeichner Zorad?), und es fehlt gänzlich die gerade wegen des Bezugs zur Kinderliteratur wichtige, von Fred Rodrian herausgegebene Zeitschrift "Unser Robinson".

    Ich bedaure das um so mehr, weil hier wieder einmal auffällt, dass es zwischen der wissenschaftlich zu diesem Thema arbeitenden Zunft und den Sammlern und Fans keinerlei Austausch zu geben scheint, ja wir (und ich zähle mich eher zu Letzteren) regelrecht gemieden werden. Dabei stand die Dick-Dickson-Geschichte bereits im November 2005 in mosa.X #1, und über Unser Robinson, Plomjo, ungarische Comics etc. wird seit Jahren auf der Webseite berichtet.

    Nun ist in einem umfangreichen, teuren und sich im wissenschaftlichen und bibliographischen Bereich künftig wohl als Standard etablierenden Werk eine meiner Ansicht nach erheblich verzerrte Sicht auf die Kinder- und Jugendzeitschriften der DDR "in Stein gehauen".

    Ein Trost bleibt: Dass, wie Kramer am Ende des Beitrages schreibt, die "... Kinder- und Jugendzeitschriften der DDR ... mit Ausnahme von Mosaik und ... Fix und Fax ...aufgrund ihres ideologisch dominierten Inhaltes heute nur noch von der Forschung wahrgenommen ..." werden, kann so nicht stimmen. Die noch vor Erscheinen des Klassiker-Bandes vorhandene Nachfrage nach Mäxchen Pfiffigs frühen Abenteuern (mit seinem Negerfreund Bambo) und die Preise, die für FRÖSI, Atze etc. unter Sammlern zunehmend bezahlt werden, sprechen in meinen Augen dagegen. Nur nimmt die Forschung das eben nicht wahr.

    Dresden, 3. März 2007
    Guido Weißhahn
    Geändert von weisshahn (21.03.2011 um 06:17 Uhr) Grund: Orthographie und Zahlenkorrektur

  2. #2
    Mitglied Avatar von Predantus
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    Schöner Beitrag. Auch ich war, als ich die beiden Krameraqschnitte im Buch gelesen habe, davon enttäuscht. Bei beiden gewinnt man den Eindruck, als wäre das Geschriebene mit aller Macht an einer vorgefassten Meinung angepasst worden. Schön, dass du es als sehr guter Kenner der DDR-Jugendzeitschriften mit Beispielen beweisen kannst, dass die Sichtweise zu einseitig ist. Ich zum Beispiel war sehr darüber enttäuscht, dass die gesammte Abenteuerliteratur der DDR angeblich überwiegend auf Karl May zurückgeht. Jedenfalls entsteht dieser Eindruck beim Lesen.

  3. #3
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    Schöne Rezension.

    Leider lässt sich auch für andere im Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur SBZ/DDR abgehandelte Themengebiete ähnliches schreiben.

    Ich habe eine Menge von für mich neuen Informationen, einige Fehler oder Ungereimtheiten, aber noch viel mehr Lücken gefunden. Von einem zukünftigen Standardwerk hatte ich mir mehr erhofft.


    -SCHEUCH-

  4. #4
    Mitglied Avatar von gbg
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    Guido, wir hatten ja vergangenen Freitag noch lange darüber gesprochen...
    Vielleicht sind wir teilweise auch schon zu weit in dieses Thema eingedrungen.
    Ich habe alle die genannten Stellen noch mal intensiver, aus der Sicht eines z.B.Studenten der Literaturwissenschaft gelesen. Wer über die DDR-KJL fast nichts weiß, würde diese Dinge nicht bemerken!

    Und wirklich richtungsweisende, also ideologiefreie Literatur über die DDR-KJL gibt es kaum. Wenn selbst im HB eine Arbeit von Chowanetz als Grundlage genannt wird, dann ist dieses Buch eigentlich übernotwendig! Sicher werden bei einer ergänzenden Auflage irgendwann in 5 Jahren? auch Deine Anmerkungen mit einfließen.

    Einzig Dick Dicksons.. (nach Wissen der Hintergründe) lässt wirklich einen anderen Schluss zu. Nur wer sich an der Frösi orientiert und sie nach Lektüre des HBs anschaut, wird genau das entdecken, was dort steht. Die Bilder wurden nun mal mit diesem soz. Text versehen, dass Günther und Pfeiffer darauf hin ihre Story empört einstellten, wurde sicher nicht im Kinderfernsehen gesendet das ist wirkliches Insiderwissen und da dieses Thema nun mal im HB behandelt wurde, hätte er fragen/recherieren können?

    Zu den sorbischen Zeitschriften : wie schon der Name sagt Plomjo/Plomje:
    Ich könnte mir vorstellen, dass diese Zeitschrift kaum jemand kennt (wieder aus Sicht des Studierenden), ohne Deine Seite wüsste ich wahrscheinlich heute noch nichts davon, obwohl ich gar nicht weit vom Einzugsbereich der Zeitschrift wohnte.

    Nun und zu den "Gifts", er beschreibt es ja: In jedem Heft fanden sich -ähnlich den Gifts westlicher Comics...
    die Wessis kennen eben keine Gimmicks und
    ist sicher der "Verständigung" gewidmet. So wie auch niemand "eintakten" (obwohl ich bisher kein vergleichbares Wort gefunden habe) oder "Plaste" in wiss. Werken schreiben wird.

    Das HB in einem Ritt zu lesen ist ein Unding, immer mal Abschnitte und dann auch auf die entsprechende Literatur bezugnehmend, denke ich schon, das es ein Standardwerk ist.

    Vielleicht sollte man Teile oder Auszüge des HBs ins Netz stellen können, damit sich, speziell auf unserem Gebiet, jeder selber ein Bild machen kann.
    Einziger wirklicher Fehler des Buches ist der Preis, damit bleibt es einer größeren, interessierten Leserschaft praktisch vorenthalten.

    Es wäre die Symbiose Handbuch KJL + Deiner Datenbank: DDR-Comics ein Schritt in die richtige Richtung.

    Denn Bildung muss wieder die Massen erreichen, Marx, Lenin oder so?!
    Geändert von gbg (04.03.2007 um 00:07 Uhr)

  5. #5
    Moderator DDR-Comics.de-Forum Avatar von weisshahn
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    Ich habe alle die genannten Stellen noch mal intensiver, aus der Sicht eines z.B.Studenten der Literaturwissenschaft gelesen. Wer über die DDR-KJL fast nichts weiß, würde diese Dinge nicht bemerken!
    Was heißt das denn - weil meine potenziellen Leser weniger wissen als ich, brauche ich nicht wissenschaftlich sauber arbeiten?

    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    Einzig Dick Dicksons.. (nach Wissen der Hintergründe) lässt wirklich einen anderen Schluss zu. Nur wer sich an der Frösi orientiert und sie nach Lektüre des HBs anschaut, wird genau das entdecken, was dort steht. Die Bilder wurden nun mal mit diesem soz. Text versehen, dass Günther und Pfeiffer darauf hin ihre Story empört einstellten, wurde sicher nicht im Kinderfernsehen gesendet das ist wirkliches Insiderwissen und da dieses Thema nun mal im HB behandelt wurde, hätte er fragen/recherieren können?
    Ich habe mich hier wohl nicht klar genug ausgedrückt: Lettkemann und Scholz vermuteten, dass der Comic unpolitisch angelegt war. Kramer sagt: War er nicht. Er war es aber tatsächlich. Erst die massive redaktionelle Einflussnahme NACH der Anfertigung und Ablieferung hat ihn in einen ideologischen Kontext gestellt. Damit unterscheidet er sich von sämtlichen ursprünglich politisch intendierten Comics, wie z.B. den ATZE-Titelgeschichten (die Kramer ja kotrrekterweise zur Illustration seiner Hauptthese heranzieht) oder den großformatigen Thälmann-Comics von Polzin und Hain in FRÖSI. Deshalb halte ich das Beispiel für völlig ungeeignet. Im Gegenteil, durch den Abbruch der Serie wird es zu einem der seltenen Beispiele dafür, dass es den Künstlern zu weit ging.

    Die Einstellung brauchte nicht im Kinder-Fernsehen kommen, die merkte jeder FRÖSI-Leser, der auf den zweiten Teil gewartet hatte. Aber seit Lettkemann/Scholz ist das Thema offiziell bekannt, und Jürgen Günther hätte man tatsächlich auch fragen können. Aber "der Zeitzeuge ist der größte Feind des Historikers".

    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    Zu den sorbischen Zeitschriften : wie schon der Name sagt Plomjo/Plomje:
    Ich könnte mir vorstellen, dass diese Zeitschrift kaum jemand kennt (wieder aus Sicht des Studierenden), ohne Deine Seite wüsste ich wahrscheinlich heute noch nichts davon, obwohl ich gar nicht weit vom Einzugsbereich der Zeitschrift wohnte.
    Kramer listet die Zeitschriften nach Chowanetz auf, da ist Plomjo dabei. Da braucht man weder meine Webseite kennen noch im Einzugsbereich wohnen. Und dass das Ding noch erscheint, ergab eine simple Web-Recherche. Danach habe ich mir diese Info vom amtierenden Redakteur per Email bestätigen lassen. Wenig Aufwand, der eine Fehlinformation verhindert hätte.

    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    Nun und zu den "Gifts", er beschreibt es ja: In jedem Heft fanden sich -ähnlich den Gifts westlicher Comics...
    die Wessis kennen eben keine Gimmicks und
    ist sicher der "Verständigung" gewidmet...
    Ich bleibe bei Unwissen. YPS mit GIMMICK gibt es seit 1975. Im englischen Sprachraum ist auch noch Giveaway gebräuchlich, aber definitiv nicht "Gift".

  6. #6
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    Ein Handbuch kann immer nur so gut sein, wie seine Herausgeber. Das wäre auch eine passende Einleitung.
    Schön ist, dass der "googler" zum Thema, erst die Rezension ins Auge fällt.

    Außerdem bedarf es einer Überarbeitung des Hauptartikels
    http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Kramer_(Literaturwissenschaftler)

    Hier hingegen nicht:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Diskuss...enschaftler%29

  7. #7
    Mitglied Avatar von gbg
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    Guido, die Symbiose machts, das HB und die DDR-Comicforschung und die Ungereimtheiten, die Du erwähnst, ansonsten werden es die selben "Grabenkämpfe" wie bei Micky-Marx und Manitu. Und das bringt niemand weiter.

    Die Wissenschaftselite hat es schwer, die "Fans" zu fragen, weil dort auch viel Unsinn herkommt und andersherum kommt man als "Fan" schwer an die Wissenschaftselite ran! Jeder ersthafte Forscher in dem Bereich wird sich hüten, die unwissenschaftlichen Fans zu befragen, das würde gegen die "Ehre", vielmehr aber das "(Be)ächeln" der anderen Kollegen hervorrufen. Und das heißt immer, irgendwelche Gelder bekommen andere und nicht ich!
    (Zufälligkeiten mit Personen oder der Handlung, sind natürlich frei erfunden)

    Krieg' die mal alle an einem Tisch....
    versuchen kann man es trotzdem

  8. #8
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    Schlampiges Recherchieren und voreiliges Schlüsseziehen ist alles andere als wissenschaftlich. Leider ist das nicht das erste Mal bei Kramer. Mein Vertrauen in seine Ergebnisse und Behauptungen ist schon seit einiger Zeit erschüttert.

  9. #9
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    Ich kann mir kein Urteil erlauben, habe das HB nicht gelesen, aber
    DAS:
    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    Schlampiges Recherchieren und voreiliges Schlüsseziehen ist alles andere als wissenschaftlich. Leider ist das nicht das erste Mal bei Kramer. Mein Vertrauen in seine Ergebnisse und Behauptungen ist schon seit einiger Zeit erschüttert.
    schlägt dem Fass den Boden aus.

  10. #10
    Mitglied Avatar von gbg
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    vielleicht sollte man auch literaturwiss. Literatur von Fanzinen und Katalogen, von Comics und Mosapedia abgrenzen?
    Wir, also die Fans, haben einen anderen Anspruch, als eben ein Sudent oder wiss. Mitarbeiter, der diese Angaben verarbeiten möchte.

    Nun an diesen 4 Beispielen, ein ganzes Werk, dazu noch von Humboldt-Uni Dozenten, die eine Projektarbeit über 6 Jahre betreut haben, nur weil ein Prof. Dr. Kramer dabei ist, der mal ein paar Fanbücher mit bunten Bildchen geschrieben hat, das ganze Werk zu verdammen, ist schon eine gewisse Überheblichkeit (Dummheit?), die ich nicht mehr nachzuvollziehen kann !!

    Folgend werde ich alle Lehrbücher, denen ich je habhaft werde, vernichten, sie sind von Menschen geschrieben, die irren können, die auch schon mal nicht gut recherchiert haben...

    also Tilberg, mit dieser Äußerung biste doch ein "wenig" übers Ziel hinausgeschossen? Lies die 800 Kinderbücher, die Gegenstand des HB Diskussion sind + alle DDR-Kinderzeitschriften, nicht nur die bunten Bildchen daraus, siehe es im Kontex und dann melde Dich wieder zu Wort...

  11. #11
    Moderator DDR-Comics.de-Forum Avatar von weisshahn
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    Ich bitte Euch inständig, beim Thema zu bleiben, sonst hat es keinen Zweck, dass ich sowas schreibe, oder ich muss beim nächsten Mal das Thema nach meinem Posting schließen.

    Tilberg hat eine eigene Meinung kundgetan, das ist sein gutes Recht, zumal ich Argumente aufgeführt habe, die diese Meinung nähren könnten. Dass er diese Meinung haben darf, schlägt vielleicht thowis Fass den Boden aus, aber sicher nicht DEM Fass.

    @Reiner: Falls du dich mit "verdammen" auf pluspunkt beziehst... Ignoranz gegenüber solchen Postings halte ich für ein Gebot. Falls aber auf Tilberg, bist du ganz deutlich übers Ziel hinausgeschossen. Er hat nur wiederholt, was ich weiter oben (mit anderen und viel mehr Worten) geschrieben habe.

    Was denn nun: Abgrenzen (#10: "vielleicht sollte man auch literaturwiss. Literatur von Fanzinen und Katalogen, von Comics und Mosapedia abgrenzen? Wir, also die Fans, haben einen anderen Anspruch, als eben ein Sudent oder wiss. Mitarbeiter, der diese Angaben verarbeiten möchte.") oder integrieren (#7: "die Symbiose machts") ??

  12. #12
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    Bitte interpretiert in meine Aussage nicht mehr hinein, als dasteht. Ich habe nicht behauptet, daß Kramer immer schlampig arbeitet und daß seine Ergebnisse komplett vertrauensunwürdig seien.

    Ein bißchen weiter ausgeholt: Ich habe nur selten Gelegenheit, Kramers Aussagen selbst an den Quellen überprüfen zu können (ich betrachte mich ja auch nicht als Kramer-Überprüfer). Zweimal habe ich es in letzter Zeit getan, weil es sich gerade so ergab, und beide Male konnte ich nur den Kopf schütteln. Die Krönung war, daß er in einer Publikation von 1983 eine Vorlage für ein Mosaik von 1963 gesehen hat, obwohl ihm beide Daten bekannt waren.

    Daher ist mein Vertrauen in seine Arbeitsweise erschüttert. Ich kann nicht mehr einfach so glauben, was er schreibt, und mich darauf verlassen, daß er das alles schon belegen kann. Wenn mir irgendetwas von dem wichtig ist, was er erklärt, sehe ich mich genötigt, das haargenau noch mal zu überprüfen. Das finde ich schade, aber so ist es nun mal.

    Um den Bogen zu kriegen: Guidos Ausführungen zur fehlerhaften bzw. nicht vorhandenen Recherche Thomas Kramers für einzelne Aspekte des Handbuchs haben meine Meinung bestätigt. Und verd.... noch mal, an eine wissenschaftliche Arbeit darf und muß man den Anspruch stellen, daß sie wohlrecherchiert ist.

  13. #13
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    SORRY. Aber ich muss da mehr hinein interpretieren. Guido als Psychologe müsste das am Besten verstehen. Ich will auch gar keine weitere Wunden aufreißen, aber diese ganze begonnene und im Sinne des Threaderöffners nicht weiter zu führende Diskussion sollte EVENTUELL in einem neuen thread fortgeführt werden...

  14. #14
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    Zitat Zitat von ali@thowi Beitrag anzeigen
    SORRY. Aber ich muss da mehr hinein interpretieren. Guido als Psychologe müsste das am Besten verstehen.
    Genau, gerade deshalb. Ich hatte den Eindruck, dass hier mehr mitschwingt als inhaltliche Differenzen (z.B. mosapedia vs. Kataloge, oder anders ausgedrückt: gbg vs. tilberg; und kramer vs. anti-kramer), und das gehört an den Stammtisch, weil es sich Auge in Auge besser und wohlwollender reden lässt als hier. (Ich glaube auch nicht, dass du da mehr hineininterpretieren MUSST, sondern eher WILLST oder zumindes KÖNNTEST .)


    Zitat Zitat von ali@thowi Beitrag anzeigen
    im Sinne des Threaderöffners nicht weiter zu führende Diskussion sollte EVENTUELL in einem neuen thread fortgeführt werden...
    Danke! Ich belohne dich zur Buchmesse mit einer kompletten Aelita-Kopie...

  15. #15
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    Dann mach ich es mal.

    Unter folgendem Link
    http://www.tagesspiegel.de/sonderthe...07/3167852.asp
    findet sich eine Rezension des Mitherausgebers Thomas Kramer über sein Buch.

    Besonders interessant finde ich die Passage:
    "Trotz der immensen Faktenfülle erhebt das Handbuch natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Als erster Überblick soll es in den kommenden Jahren zu kritischer Auseinandersetzung und weitergehender Forschung mit dem faszinierenden Gegenstand der Kinder- und Jugendliteratur eines untergegangenen Landes anregen."

    Das ist doch ein schöner Ausblick. Ich wüsste gern, welche Möglichkeiten es für Leute gibt, die nicht auf diesem Gebiet akademisch arbeiten, aber dennoch durch intensive Beschäftigung mit dem Thema ein gewisses Know-How angesammelt haben und vielleicht einen Beitrag dazu leisten könnten, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Also ein Podium, auf dem auch die Anreger der Diskussion bereit sind, sich mit uns ins Gespräch zu begeben.

  16. #16
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    Es fällt schwer, nichts zu dieser "Rezension" zu sagen.

  17. #17
    Moderator DDR-Comics.de-Forum Avatar von weisshahn
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    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    Es fällt schwer, nichts zu dieser "Rezension" zu sagen.
    Leider macht es aber auch keinen Spaß, weil man davon ausgehen muss, dass das Gegenüber nicht darauf reagiert...

  18. #18
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    Ich halte mich mal aus dieser wahrlich UNSELIGEN Diskussion heraus, verweise aber auf den papiernen Onlineartikel:
    http://de.geocities.com/fanclubalex/...merartikel.jpg

  19. #19
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    Es fällt schwer, nichts zu dieser "Rezension" zu sagen.

    Rate mal, wer die Rezensionen zu den Vicki- Veröffentlichungen für AMAZON schreibt. Klappern gehört zum Handwerk!

  20. #20
    Mitglied Avatar von alwin
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    Ein Podium könnte z.B. Erlangen oder aber auch die Leipziger Buchmesse sein.
    [url]http://www.comic.museum-neubrandenburg.de
    Geändert von alwin (02.03.2008 um 00:09 Uhr) Grund: Internetseite neuer Name

  21. #21
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    @Thowi: So weit ich erkennen kann: Du.

    Ich sehe jedenfalls noch einen großen Unterschied zwischen einer Truppe von Spaßrockern und einem Literaturwissenschaftler.

  22. #22
    Moderator DDR-Comics.de-Forum Avatar von weisshahn
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    Tangentus hat freundlicherweise eine Rezension online gestellt, die mir ausgesprochen gut gefällt, weil sie trotz ihrer Kürze den größten Problempunkt, für den der Kramer-Beitrag exemplarisch steht, genau herausgearbeitet hat: Zensur hat auch Produktivität bewirkt.

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