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Thema: Rezensionen & Besprechungen

  1. #26
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    Michael Nolden im comicblog über Poison Ivy 1 & 2 von Philippe Berthet und Yann:

    Poison Ivy 1 Sumpfblüte

    [...]

    Poison Ivy entführt auf amüsante und phantastische Weise in eine Zeit, in der alles möglich war.
    Der Startort der Erzählung ist perfekt gewählt. Die Bayous in den USA sind wegen ihrer Abgelegenheit und Urwüchsigkeit ein sehr urtümlicher Flecken Erde, auf die Uhren noch langsamer ticken – so ist jedenfalls die legendäre Sicht auf die Bajous. Hier blüht abseits von New Orleans der Voodoo und die Menschen sehen merkwürdig aus. Einige der Menschen, die in Poison Ivy auftreten, entsprechen genau diesem Klischee. Kleine Anspielungen und Vorkommnisse sorgen für ein deftiges Schmunzeln in den Mundwinkeln. Darunter fallen die erwähnten Ochsenfroschrennen. Wer hier verliert, kann sich auf die Suppe vorbereiten. In die Kategorie der sehr kauzigen Bewohner des Bajous fällt der Gehilfe von Marie Laveau, der immer die Drecksarbeit für sie erledigen muss. Die Auswahl der Zutaten für einen Voodoo-Zaubertrank kann sehr ungewöhnlich sein. (Von den verlangten Mengen einmal abgesehen.) Inmitten eines schönen Abenteuers entsteht so noch die perfekte Comedy.

    Verschiedene unheimliche Ereignisse fesseln außerdem an die Geschichte. Swampys Wiedergeburt ist wirklich außergewöhnlich und auch im wahrsten Sinne des Wortes als solche zu erkennen. Hier kann der Einfallsreichtum des Teams Berthet und Yann nur gelobt werden, denn Optik und Erzählung agieren hier optimal Hand in Hand. Zuerst glaubt man sich noch in einer normalen Erzählung. Das Leben im Bajou ist zwar skurril, aber im Bereich des Möglichen. Die Zeichnungen sind glatt, geradlinig, schnörkellos und nichts wird dem Zufall überlassen. Sie transportieren das Gefühl, das beim Betrachten alter Fotografien und Filme aus dieser Zeit entsteht, sehr schön in das Comic-Genre. Das Flair wird durch die naturgetreue Wiedergabe von Fahrzeugen und Flugzeugen gestützt.

    [...]

    Sechs Engel für Roosevelt starten im Auftakt von Poison Ivy in ein unglaublich gutes Abenteuer, das mit einem hohen Charme-Faktor erzählt wird. Die Spannung und Unterhaltung entstehen hier aus dem großen Spaß, den die Macher bei der Erstellung dieses Comic-Kleinods gehabt haben müssen.
    Komplette Rezension Posion Ivy 1 Sumpfblüte


    Poison Ivy 2 Flying Tigress

    [...]

    In Poison Ivy 2 – Flying Tigress gehen die Abenteuer der Women On War nahtlos dort weiter, wo sie in der ersten Ausgabe endeten. Philippe Berthet und Yann erlauben sich neben einem ordentlichen Abenteuer-Feuerwerk einige Anspielungen auf bekannte Figuren aus Historie, Film und Comic.

    Der rothaarige Pilot, der den W.O.W. das Leben rettet, erinnert ein wenig an Sonny Tuckson aus den Rex Danny-Comics. (Manchmal auch Buck Danny genannt.) Witzigerweise heißt der Pilot, der Sonny so ähnlich sieht, auch noch Sonny. Die W.O.W. finden sich bald im Lager der Fliegenden Tiger wieder (auch einst ein Thema bei Rex Danny). In einer ganz kleinen Szene findet sich einer jener Helden, der sogar die Hauptfigur einer amerikanischen Fernsehserie werden durfte. Greg Boyington, auch als Pappy Boyington bekannt, war 1942 erwiesenermaßen Angehöriger der Flying Tigers. Berthet und Yann nutzen die Legende der Jagdflieger für einen kleinen Witz, der das Fliegerass in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.

    Gegenüber des ersten Bandes, der sich der Einführung der verschiedenen Figuren, insbesondere der W.O.W., gewidmet hat, ist der Abenteuer-Charakter noch stärker geworden. Wer sich für eine gelungene Mischung aus 3 Engel für Charlie, Indiana Jones, Agenten-, Kriegs- und Mystery-Abenteuer begeistern kann, liegt mit der Lektüre der Fortsetzung von Poison Ivy goldrichtig. Oben drauf gibt es noch eine gute Portion Humor und fertig ist der Lesespaß.

    [...]

    Zuerst macht die Geschichte einen verschachtelten Eindruck. Schließlich werden verschiedene Handlungsstränge verfolgt. Aus der ursprünglichen Mission wird sehr schnell eine Rettungsaktion, bis es wieder in den Endspurt geht, der in eine Materialschlacht mündet. Die Zeichnungen und die schlichte, aber sehr plastische Kolorierung geben den Bildern Trickfilmcharakter.

    Für die W.O.W. ist es dank ihres Mentors Roosevelt noch lange nicht das Ende. Auch für Tinkleberry und seinen Freund ist die Geschichte noch nicht aus – ihr Schicksal muss sich noch aufklären. Ein rasantes Abenteuer mit viel Spaß und spannenden Wendungen erzählt.

    Komplette Rezension Posion Ivy 2 Flying Tigress

  2. #27
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    Michael Hüster bei der comicradioshow zu Largo Winch 7 und 8: "Makiling" und "Tiger" von van Hamme und Francq:

    Rasanter Action-Thriller aus der Welt der Hochfinanz

    Zwei neue Bände aus der Erfolgsserie von van Hamme und Francq
    Bei Alles Gute! erschienen zwei weitere Bände aus der Erfolgsserie des Autorenteams van Hamme und Francq. Im Mittelpunkt der Serie steht der Abenteurer Largo Winczlav, genannt Largo Winch.
    Als Erbe eines weltweite operierenden gigantischen Firmenimperiums, der Gruppe W, gerät er in die Welt der Hochfinanz, einer Welt voller Lügen, Intrigen und gewalttätigen Auseinandersetzungen, die ihm und seinen Freunden so manches actionreiches Abenteuer, aber auch viele schöne Frauen beschert.


    [...]

    Jean van Hamme hat sich von den Ereignissen leiten lassen, die in Birma Mitte der neunziger Jahre vorgekommen sind. Das Szenario enthält viele Hinweisen auf die Militärdiktatur in Myanmar. Geschichtlicher Hintergrund: Myanmar ist gemäß Verfassung eigentlich eine Republik. Seit 1988 regiert jedoch de facto ein Militärregime, dem repressive Maßnahmen gegen politische Gegner, ethnische Säuberungen/Zwangsumsiedlungen und Zwangsarbeit zur Last gelegt wird.

    Er erwähnt außerdem die damit verbundenen Belastungen der politischen Beziehungen zwischen den USA und dem Regime von Mynamar. Seinerzeit wurde eine zweifelhafte Opposition durch die CIA unterstützt, ohne Rücksicht darauf, dass Mitglieder dieser Opposition eine führende Rolle im Opiumhandel des „Goldenen Dreiecks“ spielten“.
    Dieses führte schließlich zu einem handfesten Skandal, zu dem amerikanische Zeitungen eine Reihe von Artikeln veröffentlichten, in denen die CIA angeklagt wurde, mit dem Teufel zu paktieren.

    Jean van Hamme hat mit Makiling und Tiger erneut einen mitreißenden Zyklus geschrieben. Der Held tritt wieder mit den ihm eigenen, sehr persönliche, aber bewährten Methoden in Aktion. Philippe Francqs Zeichnungen beeindrucken durch dynamisch dargestellt Actionszenen und sehr schönen Zeichnungen von historischen Monumenten und tropischen Landschaften.

    Kurz gesagt, findet man in diesem Zyklus alle Zutaten wieder, die den Erfolg der vorhergehenden Alben ausmachten: Adrenalin, Erotik und ein Happy End! :-)
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  3. #28
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    Martin Höche bei der comicradishow über Blue von Kiriko Nananan:


    Liebe lieber ungewöhnlich

    Das japanische Schulsystem ist leistungsorientiert und unerbittlich, sprich: knüppelhart. Die hohe Selbstmordrate unter japanischen Jugendlichen kein Geheimnis. Die hohen Anforderungen des Leistungsdrucks streift Kiriko Nananans Manga Blue zwar nur am Rande und doch sind sie in der stark autobiographisch gefärbten Geschichte der Schülerin Kayako Kirishima immer präsent. Es ist eine melancholische Geschichte, die von Freundschaft, Liebe und Leid handelt – Es ist ein Blues, wie ihn John Lee Hooker nicht trauriger hätte singen können: Traurig, aber schön.


    [...]

    Abseits vom actionlastigen Mainstream-Manga entwickelt Kiriko Nananan eine zarte Liebesgeschichte frei von Kitsch und den üblichen Lesbenklischees. In sehr klaren, manchmal unterkühlten Bildern wird die Handlung vorangetrieben. Nicht das Gezeichnete, Offensichtliche ist entscheidend, sondern was zwischen den Bildern passiert. Es ist die Kunst der Übergänge, bei der die Wahrheit oft unausgesprochen bleibt und doch allgegenwärtig ist. Blue ist ein Kleinod unter den Mangas: Selten und gerade deshalb so wertvoll.
    Mehr in der kompletten Rezension

  4. #29
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    Ein online Dossier bei TheTitle u.a. zu Die Stadt und das Mädchen, Casnovakomplex und Blue:

    Die Welt ist ein Märchen ist die Welt
    Manga heissen in Japan die sich millionenfach verkaufenden Comics. Unter den verschiedenen Genres sind besonders jene faszinierend, welche sich mit Frauen beschäftigen und von Frauen kreiert werden, zumal es in der japanischen Literatur auch glänzende Autorinnen gibt, die sich in ihrem Werk auf Manga beziehen. Gedanken zu neueren und neuesten Werken.
    [...]
    Kompletter Artikel (Der Casanovakomplex, Dies Stadt und das Mädchen, Blue)

  5. #30
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    Martin Höche bei der Comic Radio Show über Hino Horror 1 Red Snake von Hideshi Hino:

    Das große Kribbeln Teil 1

    [...]

    Alle Mitglieder dieser Familie bringen illustre Spleens ins gemeinsame Familienleben ein. Abgesehen vom Erzähler, einem kleinen Jungen, der sich nichts sehnlicher wünscht, als das merkwürdige Haus zu verlassen. Ein absolut nachvollziehbarer Gedanke, denn in den Wänden scheint das Böse zu lauern. Aber eine Flucht ist leichter gesagt als getan. Alle Versuche enden in einem undurchdringlichen Wald, der mindestens genauso bedrohlich wie das Haus selbst ist.

    [...]

    Aus der Perspektive eines unschuldigen Kindes entwickelt Hideshi Hino seine Geschichte von der roten Schlange. Die gängige Kategorisierung von Gut und Böse ist vollständig aufgehoben. Hier gibt es keine Helden, die sich im ehrenhaften Kampf gegen die Schergen des Schreckens beweisen müssen. Die Täter sind gleichzeitig Opfer und umgekehrt. Jeder kämpf gegen jeden, alle Mittel sind recht. Nur der Junge hat sich seine Unschuld bewahrt, kann sich aber dem Wahnsinn nicht entziehen.

    [...]

    Red Snake ist zweifellos spannend und furchteinflößend, aber auch ausnehmend brutal und sicherlich nichts für schwache Nerven. Es ist ein bildgewaltiger, drastischer Reigen des Grauens. Im Mittelalter wäre man für solche Phantasien gewiss verbrannt worden. Hideshi Hino riskiert einen Blick in die Abgründe des Menschseins und lässt den Leser mit Ratlosigkeit und Gänsehaut zurück. Eine Melange aus Kafka und Poe, abgerundet mit einer Messerspitze Texas Chainsaw Massacre.
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  6. #31
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    Lars Wilhelm in AnimaniA 07/2007 über Die Stadt und das Mädchen von Jiro Taniguchi:

    Die Lichter der Großstadt
    Ende 2006 erschien hierzulande die spannende Kurzgeschichtensammlung Der Wanderer im Eis (s. AnimaniA 11/2006) des Manga-kas Jiro Taniguchi. Ebenfalls aus der Feder des Autors stammt der atmosphärische Krimi Sôsakusha aus dem Jahr 1999. Über Shodoku, das Manga-Label des Verlags Schreiber & Leser, wurde der Einzelband nun auch bei uns unter dem Titel Die Stadt und das Mädchen veröffentlicht.

    Der Einsiedler Shiga lebt zurückgezogen in einer Hütte im Gebirge Japans. Sein einziges Hobby ist das Bergsteigen, und er liebt sein abgeschiedenes Dasein jenseits des Trubels der modernen Welt. Eines Tages jedoch bekommt Shiga einen Anruf von Yoriku, der Frau seines zwölf Jahre zuvor tödlich verunglückten Freundes und Bergsteigerkollegen Sakamoto. Völlig aufgelöst erzählt sie ihm, dass ihre vierzehnjährige Tochter Megumi nach der Schule nicht nach Hause gekommen ist. Ohne Umschweife macht sich Shiga auf den Weg nach Tokio, hat er doch Sakamoto einst versprochen, auf dessen Frau und Kind aufzupassen, falls dem Freund jemals etwas zustoßen sollte.

    Auf der Suche nach Megumi wird der Einzelgänger mit einer ihm fremden Welt konfrontiert: dem modernen Großstadtleben. Von den urbanen Gebräuchen und Marotten irritiert, verfolgt Shiga aber dennoch hartnäckig jede noch so kleine Spur, die ihm Aufschluss über Megumis Verbleib geben könnte. Sein einziger Anhaltspunkt ist zunächst Maki Ohara, eine Mitschülerin Megumis, die vor ihrem Verschwinden mit ihr zusammen war. Nach und nach muss Shiga erkennen, in welch kriminelles Milieu Megumi hineingeraten ist …

    Mit seinem Manga Die Stadt und das Mädchen schuf Jiro Taniguchi einen ebenso spannenden wie psychologisch ausgefeilten Großstadt-Krimi. Mit viel Gefühl beschreibt er die Geschichte eines Mannes, der sich getrieben von Pfl icht- und Schuldgefühlen im modernen Häuser- und Straßendschungel Tokios auf die Suche nach der verschollenen Tochter seines toten Freundes begibt. Neben der detektivischen Arbeit muss er sich dabei auch den Dämonen seiner nicht aufgearbeiteten Vergangenheit stellen. Die einfühlsam konzipierten Charaktere agieren vor sehr akribisch illustrierten Handlungsorten. Besonders gut getroffen sind dabei die realistischen Darstellungen von Tokios Trendsetter-Viertel Shibuya. Aber auch die weiten Berge, die den Kontrast bilden zur klaustrophobischen Enge des städtischen Settings, sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Action-Szenen sind spärlich gesät und kommen nur an Stellen zum Zuge, an denen sie der Entwicklung der Geschichte dienen.

    Wer Wert legt auf gut durchdachte, spannende Plots mit ernstem Tenor sowie hochwertige Zeichnungen und ausgefeilte Figuren, der sollte hier zugreifen. Eingefl eischte Fans von Jiro Taniguchi dürfen sich auch weiterhin freuen. Im August 2007 erscheint bei Carlsen Vertraute Fremde, und im Februar 2008 plant der Verlag die Veröffentlichung von Die Sicht der Dinge.

    Auch Shodoku setzt künftig auf die Qualität des Manga-ka und kündigt ein weiteres Jiro-Taniguchi-Release an: Die deutsche Version des Mangas Kami no sanrei (S. 36), der 2005 auf dem Internationalen Comicfestival in Angoulême mit dem Preis für das beste Artwork ausgezeichnet wurde, soll noch 2007 hierzulande erscheinen. (lw)

  7. #32
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    Michael Nolden im Comicblog.de zu Largo Winch 7, 8 und 15:

    [...]
    Basierend auf der Romanfigur Largo Winch, erschaffen von Jean van Hamme, ist eine Comic-Reihe entstanden, die in bester Tradition das Thriller-Genre in der Comic-Welt fortführt.
    [...]

    Komplette Rezension Largo Winch 7 - Makiling
    [...]
    Unter dem vorangestellten Motto von Albert Camus Das Ziel rechtfertigt die Mittel, aber wer rechtfertigt die Ziele? lässt sich tatsächlich die Leitschnur beschreiben, die sich durch den gesamten Band zieht. Jeder Akteur verfolgt seine eigenen Ziele und nicht jedes ist edel, nicht einmal das eines Largo Winch.
    [...]
    Komplette Rezension Largo Winch 8 - Tiger
    [...]
    Der Reichtum hat Largo Winch kein Glück gebracht. Zu viele Menschen halten ihn für einen Emporkömmling und für noch mehr Menschen gilt es, mit Largo eine Rechnung zu begleichen.
    [...]
    Komplette Rezension Largo Winch 15 - Hüter des Tao

  8. #33
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    Pride of Korea zu Sonne und Mond von Kwan Gaya:

    Gleich vor weg. Was uns hier aus Korea präsentiert wird ist mehr als ein außergewöhnliches Werk, sowohl zeichnerisch als auch erzählerisch. Zeichnungen und Geschichte sind sehr derb. Der Humor wird nicht jedermanns Geschmack sein. Gerne wird mal mitten im Kampf den Gegner in den Mund gepinkelt, in groß Aufnahme ein Pferd beim kacken betrachtet und vieles mehr, also sehr gewöhnungsbedürftig (Darum will ich zimperliche Leser gleich vorab warnen). Die Zeichnung ist im absoluten Einklang mit der Erzählweise. Das ganze kommt sehr ungeschliffen rüber und teilweise stillos. Der Held selber ist wahrlich alles andere als ein Held. Er redet nicht viel. Schläft dauernd. Pinkelt gerne. Also ein ungehobelter Lausebengel.

    Trotz alle dem schafft das Comic eine ganz einzigartige Atmosphäre zu erzeugen, die den Leser in seinen Bann ziehen kann. Das in Worte zu fassen ist schwer. Die Figuren sind alle samt sehr überzogen dargestellt und werden in sehr starken Karikatur-Stil gezeichnet. Manchmal wirkt das ganze sehr plump inkl. Zeichnung und Geschichte, aber man sollte sich nicht täuschen lassen. Den dieses Comic ist zwar sehr grob hat aber durchaus eine gute Geschichte und zeichnerisch eine gewisse Dynamik die zu überzeugen weiß. Hier wird nichts glorifiziert.
    [...]
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  9. #34
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    Thomas Dräger bei parnass über Hino Horro 1 Red Snake von Hideshi Hino:

    Hat sich schon mal jemand gefragt, warum in amerikanischen Teeni-Splatter Filmen die Mädels immer wie Models aussehen? Natürlich, bevor sie sinnentleert aufgeschlitz werden. Jetzt gehört das Genre Horror nicht den Amerikanern alleine, auch in Deutschland gibt es Genre-Klassiker wie GZSZ aber wie man Horror so richtig bedrohlich macht wissen die Asiaten. Vielleicht liegt es in der Tradition. In Japan werden auch Bohnen und Reis klein gemahlen, da sind zerquetschte Menschen nicht weit weg.

    Hideshi Hino ist ein Meister des Grauens. Das beginnt schon mit seiner Internetseite. Die Startseite ist völlig unleserlich. Aber da fängt der Horror erst an.

    [...]

    Freunde des schmuseligen Liebesmangas sollten diesen Band nur mit Vorsicht zu Gemüte führen, Hino macht Comics die verstören wollen und können.
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  10. #35
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    Martin Höche bei der Comic Radio Show über Hino Horror 2 Bug Boy von Hideshi Hino:

    Das große Kribbeln Teil 2

    [...]

    Außenseiter haben ein bemitleidenswertes Schicksal, dessen Grundlage üblicherweise schon in der Schule gelegt wird. Sie tragen komische Klamotten, sind eher dümmlich oder das genaue Gegenteil, werden in der Schulmannschaft zuletzt gewählt und müssen dann auch noch im Tor stehen.

    [...]

    Bug Boy ist die Geschichte des japanischen Grundschülers Sanpei. Er ist ein bisschen schwächlich und hasst die Schule. Freunde hat er nicht. Er ist ein Freak, der klassische Außenseiter. Aber warum? Weil sein Hobby alles andere als gewöhnlich ist: Sanpei hat eine Vorliebe für Raupen, Würmer, Maden, Käfer, Schlangen und Ratten. Seine tierischen Gefährten nimmt er überall mit hin – weder Mitschüler oder Lehrer, noch seine Familie finden das besonders witzig. So wird er ausgegrenzt. Indem er sich mehr und mehr zurückzieht, grenzt er sich schließlich selber aus.

    [...]

    Natürlich ist Bug Boy die Geschichte von Sanpeis Verwandlung. Mehr noch ist es eine Parabel darüber, wie die Gesellschaft mit Außenseitern umgeht. In der Schule ausgemustert, bietet nicht einmal die Familie mehr Rückhalt. Selbst dort herrscht der blanke Egoismus: Vater denkt nur an seine Beförderung, der Bruder nur an die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium. Sanpei ist als Insekt nur im Wege. Wie soll man dem hochverehrten Chef auch erklären, dass der Sohn so gänzlich anders geraten ist? Statt offen und ehrlich damit umzugehen, wird das Problem totgeschwiegen, mit Betonung auf tot. Und die Moral? Beim nächsten Mal den Spinner als Mittelstürmer aufstellen.
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  11. #36
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    Michael Hüster bei der comicradioshow zu Die Reise nach Tulum von Milo Manara:

    Ein bemerkenswertes Autorenteam

    Das Album „Die Reise nach Tulum“ gehört sicher zu den ungewöhnlichsten, aber auch interessantesten Werken im Programm des Münchener Verlags Schreiber & Leser. Eigentlich ist der Band eher Comic-Kunst als Mainstream und so gar nicht typisch Manara. Zwei der großen Visionäre der europäischen Kultur fanden mit „Die Reise nach Tulum“ zu einer seltenen Zusammenarbeit: Milo Manara, der leidenschaftliche Anarchist und Erotiker, hat aus einem Szenario des italienischen Regisseurs Federico Fellini einen sinnenfrohen und hintergründigen Comic-Roman gemacht, in dem es um Mystik und um schöne Frauen geht – und um einen Film, der niemals gedreht wurde.

    Fellini zu den Umständen, die zu der Zusammenarbeit mit Manara führten: „Eines Tages kam Milo zu mir und fragte mich schüchtern, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er meine Geschichte, die Reise nach Tulum, die er im Corriere della Sera gelesen hatte, in einen Comic umsetzte. [...]

    Und Milo Manara zu der Zusammenarbeit mit Fellini: „Vom ersten Bild an hatte ich das Gefühl, mit angehaltenem Atem einem alchimistischen Experiment beizuwohnen. Fellini hauchte dem Ganzen sacht seinen Geist ein, er ging vom Dialog über die Bilder und auf die Handlung. [...]

    Nachdem sich die Handlung zunächst sehr langsam fortbewegt, nimmt sie am Ende immer mehr Fahrt auf. Allerdings ist die Handlung nicht immer leicht verständlich, was Fellini letztlich auch dazu bewegt hat, den geplanten Film nicht zu drehen und es bei seiner Zeitungsgeschichte und diesem Comic zu belassen.
    Insgesamt ist es Manara aber doch recht gut gelungen, das ungewöhnliche Szenario von Fellini in einen künstlerisch interessanten Comic-Band zu verwandeln, indem es schlussendlich um die Geheimnisse der alten Seher der Tolteken geht. Auch wenn die „Reise nach Tulum“ kein Erotikband ist, bleiben dem Leser die intimsten Geheimnisse der schönen Helen nicht verborgen.
    [...]
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  12. #37
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    Thomas Dräger bei Parnass über Der Selbstmordclub von Usamaru Furuya:

    [...]

    „Der Selbstmordclub“ hätte wunderbar ins EMA Programm gepasst. Mystery vom Feinsten mit etwas Horror garniert im grafischen Mangas-für-Ältere-Stil. Das bedeutet keine Blümchen, auch mal hässliche Menschen und ein wenig Splatter. Das sehr Angenehme an diesem Manga ist seine Zurückhaltung bei den harten Szenen. Klar könnte man den Wahnsinn von mehr als 50 toten Mädchen in der U-Bahn auch ganz ohne Blut darstellen, aber Usamaru Furuya geht nicht zu blutlüstern in die offenliegenden Innereien. Angenehm ist auch, dass hier mal eine völlig abgeschlossen wirkende Geschichte auf nur knapp 200 Seiten erzählt wird. Das wirkt von Beginn an überlegt und baut sich logisch auf, eine Eigenheit, die man bei vielen auf endlos konzipierten Serien schmerzlich vermisst.

    Ordentliche Zeichnungen für auch gerne erwachsene Leser mit einer sinnvollen und abgeschlossenen Story? Da muss doch ein Haken bei der Sache sein! Ist er auch – es ist der Preis. Mit € 12,95 lässt sich Schreiber & Leser das asiatische Gruseln stattlich bezahlen. Aber der Selbstmordclub ist es trotz des schrottigen und gleichnamigen Films wert.

    [...]

    Es endet tragisch und doch mit einem nicht so leicht zu bemerkendem Happy End. „Der Selbstmordclub“ ist ein schreiender Appell, sich seiner Freunde bewusster anzunehmen. Das macht der Comic in einer verdammt düster aber für japanische Verhältnisse zarten Art. Das mag ob der detaillierten Bilder des Todes fast zynisch klingen, nur wer sich ein wenig in asiatischem Horror auskennt, kann diese Bemerkung nachvollziehen.

    Der feste Kartoneinband in etwas größerem Manga-Format mit den eingeschlagenen Deckeln gibt dem Band auch im Äußeren eine etwas höhere Qualität.

    Nicht vom Film täuschen lassen, dieser Manga ist für Fans des düsteren Psycho-Horrors voll zu empfehlen.
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  13. #38
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    Klaus Schikowski und Constanze Döring in Comixene über "Der Wanderer im Eis" von Jiro Taniguchi:

    Nun endlich liegt auch die erste Veröffentlichung des Japaners Jiro Taniguchi in Deutschland vor. Im Ausland gilt er bereits jetzt als einer der berühmtesten Mangaka und in Angouleme hat er wiederholt Preise gewonnen. Auch wenn es wie eine Litanei wirken mag, kann die Wichtigkeit dieses Autors nicht oft genug betont werden. Denn Taniguchi ist einer der ganz Großen der Comic-Kunst. Er selbst gilt grafisch als Wanderer zwischen den (Comic-)Welten, da seine vom Manga geprägten Zeichnungen starke Einflüsse des frankobelgischen Comic enthalten. Zudem ist er ein grandioser Erzähler, was in der Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel "Der Wanderer im Eis" deutlich wird.

    Denn diese 6 Kurzgeschichten deuten schon seine erzählerische Klasse an. Vier der Geschichten sind klassische Abenteuergeschichten im Geiste Jack Londons (der auch als Figur eine Rolle in der ersten Geschichte bekommt), zwei Kurzgeschichten hingegen sind wie autobiographische Erzählungen. Zwar wirkt der Band beim ersten Lesen zunächst nicht allzu homogen, jedoch umfassen aber diese Geschichten auch die zwei großen Leidenschaften des Erzählers Taniguchi: Der Mensch, der sich der gewaltigen Natur hilflos ausgeliefert sieht, und zum anderen die ganz alltäglichen Geschichten, die zumeist aus den Erinnerungen des Autors bestehen. Allerdings findet sich in all diesen Episoden eine Spiritualität wieder, der Glaube an ein 'Hinter-den-Dingen-Liegendes', was sich sowohl in der Natur manifestiert, aber auch im Alltag.

    Die Figuren sind mit sehr klarem Strich gezeichnet, wohingegen die Naturabbildung mit vielen Details versehen ist. Taniguchi ist ein hervorragender grafischer Erzähler. Die kurzen Bildintervalle, wie sie oft im Manga für Beschleunigung gebraucht werden, nutzt er meisterlich, um den Figuren Tiefe oder den Geschichten Atmosphäre zu verleihen. Weitere Werke werden im nächsten Jahr bei Carlsen erscheinen. Aber schon dieser Band zeigt, was von diesem Zeichner noch zu erwarten ist. Taniguchi könnte der Missing Link zwischen dem europäischem Comic und dem Manga sein.

  14. #39
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    Brigitte Helbling in der Berliner Zeitung vom 21.07.2007 über Jiro Taniguchi:

    Man muss nicht immer brüllen
    Der japanische Manga-Zeichner Jiro Taniguchi erschafft Bilder der Langsamkeit und der Stille


    Wer seine wahren Gefühle ausdrücken will, sollte das besser beherrscht und überlegt tun, anstatt immer gleich alles herauszubrüllen." So hat der Manga-Zeichner Jiro Taniguchi einmal seine Haltung zur emotionalen Befindlichkeit von Strichmännchen erklärt. In Japan sehen das viele seiner Kollegen bekanntlich ganz anders: Gut lesbare Gesichtsakrobatik gehört im Manga zur Grundausstattung der handelnden Figuren. Aber die emotionale Diskretion ist nicht das einzige, was Taniguchis Bildwelten von denen vieler Landsleute unterscheidet. Statt 100 Seiten pro Monat schafft er vierzig, die Details der Geschichten entwickelt oder verändert er gerne noch während des Zeichnens. In einem auf Fastfood-Lektüren ausgerichteten Markt ist Taniguchi zuständig für die Verköstigung der Feinschmecker.

    [...]

    Nun gibt es Taniguchi endlich auch auf Deutsch. Den Anfang hat im vergangenen Jahr der Schreiber-und-Leser-Verlag gemacht, mit der Geschichtensammlung "Der Wanderer im Eis". Die Titelerzählung spielt mit einem unvollendeten Text von Jack London, die Abenteuer liegen in der Erfahrung von Wildnis. Die zweite Taniguchi-Veröffentlichung von Schreiber und Leser, "Die Stadt und das Mädchen", trägt die Wildnis in die Großstadt, wo Bergsteiger ein Hochhaus erklimmen, um ein Mädchen aus den Fängen eines Psychopathen zu befreien. Beide Bände sind nach japanischer Art von hinten nach vorne zu lesen. Geübte Manga-Leser - auf die diese Auswahl auch ausgerichtet scheint - werden damit keine Probleme haben.

    Der Carlsen Verlag dagegen hat sich mit seiner ersten Taniguchi-Übersetzung, die im August erscheint, für die westliche Leserichtung entschieden. Damit wird "Vertraute Fremde", ein über 400-seitiger Comic-Roman, auch den traditionell sozialisierten Comic-Leser ansprechen. Umso besser. Das Werk gehört zu den interessantesten Graphic Novels der letzten Jahrzehnte.

    [...]

    Jiro Taniguchi feiert am 12. August seinen 60. Geburtstag. Man sieht ihm das Alter nicht an. In seiner Arbeitskleidung, T-Shirt und Jeans, mit den braunen Koboldaugen hinter der randlosen Brille wirkt er selbst wie in einer faltenlosen Jugendlichkeit stehen geblieben, trotz des grau-weißen Schnauzbarts, trotz der buschigen Augenbrauen. Bedächtiges Comiczeichnen hält jung. In Japan erreicht Taniguchi eine vergleichsweise kleine Leserschaft. Im frankobelgischen Raum dagegen hat er als kultureller Botschafter einer Manga-Richtung, die ruhiges Alltagsgeschehen zur Poesie erklärt, die Entwicklung des einheimischen Comicschaffens seit einem Jahrzehnt wesentlich mitgeprägt. Das belegen Auszeichnungen wie beim Festival in Angoulême, das zeigen die Gemeinschaftswerke mit den westlichen Kollegen.

    [...]
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  15. #40
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    Martin Höche bei der Comic Radio Show über Die Stadt und Das Mädchen von Jiro Taniguchi:

    Die Stadt ruft

    Jiro Taniguchi hat ohne Frage einen Faible für Menschen in Extremsituationen, wie er den deutschen Lesern bereits in Der Wanderer im Eis unter Beweis gestellt hat. Die Stadt und das Mädchen ist ein paar Jahre älter und jetzt auch in deutscher Übersetzung erhältlich. [...]

    [...]

    Und wieder mal ist es die Großstadt, die den Handlungsrahmen für eine Story vorgibt. Es ist der Moloch der Moderne, ein Menschenverschlinger. Es ist das Thema überhaupt, unzählige Male variiert. Die Stadt und das Mädchen bildet da keine Ausnahme. Aber es ist eine gute, ja großartige Variation. Es ist gar nicht so sehr entscheidend, was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird. Beeinflusst durch den frankobelgischen Comic, gelingt Jiro Taniguchi eine Darstellung von Tokio, die ihresgleichen sucht. Die Linienführung ist einfach und klar, eben dadurch ist sie realistisch. Die Szenerie von Häuserschluchten und Hinterhöfen, der Gegensatz von Bergwelt und Stadtwelt, die Ratlosigkeit und Verzweiflung, aber auch die Kälte und Brutalität der Charaktere: Wirklich alles ist bis ins letzte Detail stimmig.

    Da stört es auch nicht weiter, dass das Ende ein wenig an den Karabinerhaken herbeigezogen zu sein scheint. Selbst dieser finale Showdown, so übertrieben er wirkt, kann gar nicht anders sein. Nur so stimmt das Gesamtbild und macht die Geschichte komplett. Spannend ist sie allemal. Mehr davon.
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  16. #41
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    Björn Backes bei Buchwurm über "Poison Ivy" von Berthet und Yann:

    [...]

    Persönlicher Eindruck

    [...]

    Darüber sollten sich Fans anspruchsvollerer Comics aber erst einmal keinen Kopf machen, sondern stattdessen diesen reizenden Auftaktband in vollen Zügen genießen. "Poison Ivy – Sumpfblüte" ist nämlich ein allzu außergewöhnliches Comic-Vergnügen, gespickt mit Versatzstücken ganz verschiedener Genres und dabei dramatisch, witzig und sehenswert zugleich. Dabei besticht vor allem der unkonventionelle Aufbau der Story, die sich nach dem behäbigen Auftakt blitzschnell in ein rasend fortschreitendes Spektakel verwandelt, dessen Charaktere nicht nur eigenartig und seltsam, sondern gleichsam auch völlig faszinierend sind.

    [...]

    Dass nebenbei dann auch noch ein geschickt geformter Spannungsbogen konstruiert wird, spricht für das Talent des Autors und die Klasse des Debüts. Yann und sein fabelhaft aufgelegter Kollege Berthet, der ganz deutlich von der französischen Schule beeinflusst wurde, haben hier etwas geschaffen, das selbst im Bereich der Action-Comics ziemlich originell und andersartig erscheint, dabei absolut nicht klischeebesetzt und zu guter Letzt auch noch mit einem gesunden Humor ausgestattet ist. Dazu kommen Figuren, die einem auf ganz merkwürdige, unbeschreibliche Art und Weise ans Herz wachsen und sich wohlig von den ausgetretenen Standards in diesem Genre distanzieren. Solche Innovationen sind natürlich immer willkommen und werden nicht nur mit einem Lob, sondern vor allem auch mit einer ganz saftigen Empfehlung bedacht. "Poison Ivy" verspricht bereits jetzt, eine echte Hammer-Serie zu werden, so dass man nur hoffen kann, dass DC sich zurückhalten und die Vergabe des Titels tolerieren. Gar nicht auszudenken, was der Leser sonst verpassen würde ...
    Komplette Rezension

  17. #42
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    Hino Horror 1 und 2 bei Comicgate:
    Hino Horror ist sicher nichts für Leser mit schwachen Nerven und empfindlichem Magen. Wer aber ungewöhnliche Horrorcomics sucht und auch bereit ist, sich mal zu ekeln, kommt hier voll auf seine Kosten. Diese Reihe dürfte mit zum Heftigsten gehören, was in diesem Bereich erschienen ist. Gut zwanzig Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung in Japan sind diese fiesen Perlen des Makabren nun auch auf deutsch verfügbar.
    Hier geht's zur Rezi

  18. #43
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    Björn Backes bei Buchwurm über "Poison Ivy 2: Flying Tigers" von Yann / Berthet:


    [...]

    Persönlicher Eindruck

    Dem äußerst sympathischen Auftakt der neuen Reihe beim Schreiber & Leser-Verlag folgt im zweiten Teil bereits eine ziemlich skurrile, teils auch recht durchgeknallte Fortsetzung, bei der die Handlung weitestgehend vom makaberen Humor des Autors geprägt wird und beinahe die gesamte Ausrichtung der Story auf den außergewöhnlichen Situationen, die infolge dessen entstehen, fußen lässt.

    [...]

    Daher darf man sich zu guter Letzt auch gerne zum Resümee hinreißen lassen, dass diejenigen, die "Sumpfblüte" jüngst in ihrem Favoritenkreis Einlass gewährt haben, "Flying Tigers" höchstwahrscheinlich gar nicht mehr entkommen lassen wollen. Ein ganz spezieller Humor mag zwar gewissermaßen als Voraussetzung für die innige Beziehung zum zweiten Teil von "Poison Ivy" gelten, doch da ein solcher unter Comic-Fanatikern definitiv zum Handgepäck gehört, ist dieser Hinweis fast schon wieder hinfällig. Nun denn, Freunde des intelligenten Humors, hier erwartet euch eine neue Herausforderung!
    Komplette Rezension bei Buchwurm
    Geändert von Philipp Schreiber (06.09.2007 um 14:02 Uhr)

  19. #44
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    Zuzanna Jakubowski im goon Magazin über den "Casanova Komplex" von Yoji Fukuyama:

    Next Stop Uroshima

    Yoji Fukuyama zeichnet in »Der Casanova Komplex« ein groteskes Sittenportrait

    Die Liebe älterer Herren zu jungen Mädchen in blau-weißer Schuluniform ist ein breit verbreitetes Japan-Klischee mit allzu realen Wurzeln in der Teenage-Prostitution und Pädophilie, die – mal mehr, mal weniger selbstreferentiell – in Mangas immer auch aufzufinden ist. Yoji Fukuyama, dessen Manga »Mademoiselle Mozart« erfolgreich als Musical aufgeführt und dessen von der konzisen Form des Haiku inspirierter Band »A Day in the Life of Mr. F« 2001 mit dem Japan Media Art Preis ausgezeichnet wurde, nimmt sich dieser Klischees kritisch an und überzieht sie in einem furiosen Spektakel. Ein namenloser älterer Herr steigt durch Zufall in der Provinzstadt Uroshima aus dem Zug. Der Name der Stadt spielt dabei auf ein in Japan allseits bekanntes Märchen vom armen Fischer Urashima Taro an, der nach der Rückkehr von einer fantastischen Reise feststellen muss, dass er ein Menschenalter lang von Zuhause fort war. Auch in Uroshima vergeht jede Nacht eine Jahreszeit, und die Realität verschwimmt immer wieder vor den Augen des Protagonisten. Obwohl beunruhigt, findet er sich doch schnell damit ab, denn in der kleinen Provinzstadt wird so viel und so beiläufig gevögelt, wie man sich anderswo die Hände schüttelt. Aber im Paradies der alten Herren sind auch die alten Frauen unersättlich, und so wird der Protagonist schnell selbst zum Opfer der Begierde anderer: Sexphantasien, Kastrationsängste und Splatter-Visionen vermischen sich zu einer höchst grotesken und ironischen Höllenfahrt eines alternden Casanova.
    Rezension bei goon Magazin
    Geändert von Philipp Schreiber (03.09.2007 um 21:59 Uhr)

  20. #45
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    Thomas Dräger bei parnass über "Verbotenes Glück" von Griffo / van Hamme:

    Beim ersten Durchblättern wirkt dieser Comic sehr alt. Der Eindruck bleibt auch nach dem Lesen erhalten, aber von einer anfänglich „naja, wirkt das alt“ wandelt sich das Gefühl um den sachlich richtigen Ausdruck „alt“ in eine „so gut waren alte Comics“ Einsicht.

    [...]

    „Das verbotene Glück“ ist und will eine gezeichnete Version der in Huxleys Buch präsentierten Dystopie sein. Aber van Hamme ist sehr viel näher an der Realität, was dem Leser nach nur wenigen Seiten fast schmerzlich bewusst wird. Der Comic liest sich wie eine leicht ironisch/satirisch übersteigerte Version der deutschen Version des realen Kommunismus, bleibt aber nicht im für Wessies ungefährlichem weil nicht gelebten Osten. Ferien gibt es auf Zuteilung, wer viel fragt wird ausgegrenzt, wer der Idee des Staates nutz, wird durch Privilegien belohnt. Andersdenker werden subtil aber erbarmungslos aus der Gesellschaft gedrängt. Da stößt einem das Wasserjoggen im massenkompatiblen Billigurlaub aus der Dauerfernsehwerbung doch bitter auf - ist „Das verbotene Glück“ wirklich nur eine erfundene Geschichte?

    [...]

    Alles Gute bringt in der Gesamtausgabe die schon bei Feest begonnene Albenreihe zum Ende. Als Einzelbände waren die beiden ersten Bände mit ihren losen Episoden etwas zu lehrmeisterlich und der dritte Band wäre deplatziert wie eine verspätete Entschuldigung. Als Gesamtausgabe wirkt alles geplant und rund - wieder ein angenehm alter Aspekt bei der heute auf Fortsetzungszwang designten Produktionen auch aus Frankreich. Van Hammes Schlusswort aus dem Jahr 2000 ist beruhigend kritisch. In angenehmen Ton deutet er auf die immer noch aktuelle Aussage seiner fast dreißig Jahre alten Geschichte hin.


    Für Freunde des gesellschaftskritischen Science-Fiction im Stil der Klassiker „1984“ und „Schöne neue Welt“ mit ausdrücklicher Leseempfehlung.
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    Geändert von Philipp Schreiber (03.09.2007 um 21:54 Uhr)

  21. #46
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    Bernd Glasstetter bei splashcomics über Die Stadt und das Mädchen von Jiro Taniguchi:

    Story:
    Als die 14-jährige Megumi Sakamato in Tokio verschwindet, wendet sich ihre Mutter an einen alten Freund der Familie, Takeshi Shiga.
    [...]

    Meinung:
    Jiro Taniguchi ist ohne Frage ein Star des japanischen Comics und begeistert immer wieder durch seine Graphic Novels. Ob „Vertraute Fremde“ oder das hier veröffentlichte „Die Stadt und das Mädchen“, Taniguchi erzählt Geschichten, die ans Herz gehen und die so ganz anders sind, als alles, was man im Mangabereich zu kennen meint. Die typischen Stilmittel fehlen und das macht es für westliche Leser, die Mangas noch nicht kennen, in diese Form der Comics einzusteigen. Taniguchis Comics sind hier vermutlich die am Besten geeigneten für einen Neueinstieg.

    [...]

    Die verbissene Suche von Takeshi Shiga ist natürlich die treibende Kraft hinter der Geschichte und es ist mal wieder so, dass man einen Taniguchi nur schwer aus der Hand legen kann. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen, es werden immer wieder neue und interessante Charaktere eingebunden und es wird einfach nie langweilig. Über 300 Seiten zu lesen mag zunächst eine große Herausforderung sein, aber man wird sich wundern, wie schnell man durch das Buch durch ist und wie sehr man gerne wissen würde, was an Geheimnissen nicht offenbart wurde. Taniguchi ist ein Meister der Andeutungen, hinterlässt beim Leser die Annahme, dass da noch etwas ist in dieser Geschichte, das er vielleicht übersehen hat, oder das die Geschichte in eine noch interessantere Richtung treibt.

    [...]

    Die Zeichnungen wiederum sind eine Klasse für sich. Klare Linien, klar erkennbare Charaktere (was bei Mangas auch nicht selbstverständlich ist) und ein unglaubliches Gefühl für Details zeichnen diese aus.

    Fazit:
    Taniguchis Geschichten sind unglaublich intensiv erzählt, sie reißen den Leser einfach mit und da ist „Die Stadt und das Mädchen“ keine Ausnahme. Hier darf man einfach nicht vorbei gehen, hier muss man zugreifen. Egal, ob man nun Mangaleser oder traditioneller Leser ist. Man wird einfach begeistert sein. Auch dieser Comic ist einfach ein Klassiker der herausragenden Comic-Erzählkunst.
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  22. #47
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    Stephan Schunck bei splashcomics über Der Janitor 1: Der Engel aus Valletta von Boucq / Sente:

    Story:
    [...]

    Und so wird Pater Vince der Janitor Trias - Trias, weil der dritte Janitor den Geheimdienst verlassen hat.
    Sein erster Auftrag soll Trias nach Davos auf den alljährlich stattfindenden Weltwirtschaftsgipfel führen. Der Gipfel, auf dem in entspannter Atmosphäre Politiker und Wirtschaftler die globalen Fragen der Weltgeschichte dikutieren. Wenn es um das große Geld geht, dann ist der Vatikan natürlich auch dabei
    [...]

    Meinung:
    [...]

    Spannung kommt vor allem durch die oben geschilderte Erwartungshaltung auf und die Hinweise auf die unterschiedlichen Gruppen und Personen, die in Davos aufeinander treffen werden. Noch unvorstellbar ist, wie diese Handlungsstränge im Folgeband zum Abschluss kommen sollen. Aber die Erwartungshaltung ist groß. Neben einer faszinierenden Thematik, sind Boucq´s Zeichnungen einmal mehr ein grafisches Highlight.

    Fazit:
    Geschichten um den Vatikan - egal ob historisch oder neuzeitlich - sind immer lesenswert, und sein es nur aus voyeuristischen Beweggründen.
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  23. #48
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    Björn Backes bei Buchwurm über Hino Horror 1 - Red Snake von Hideshi Hino:


    Hideshi Hino ist ein hierzulande noch recht unbekannter Manga-Autor, der sich in der asiatischen Heimat zuletzt mit seinen völlig verstörten Horror-Storys einen Namen gemacht hat. Geprägt von der schaurigen Welt Lovecrafts, der Edo-Zeit und nicht zuletzt auch Splatter-Streifen wie "The Texas Chainsaw Massacre", hat er in den vergangenen Jahren mehrere Einzelbände veröffentlicht, die nicht nur über den guten Geschmack hinausgingen, sondern ihm auch den Ruf einer der kontroversesten Personen in der Welt der Illustrationen einbrachte.

    [...]

    Persönlicher Eindruck

    [...]

    Die Frage, die sich in "Red Snake" gleich mehrfach stellt, ist die nach dem eigentlichen Horror-Szenario. Ist es nun tatsächlich das abschreckende Gemetzel im zweiten Teil oder doch eher das erschreckende Miteinander der Familie, das einem permanente Schauder über den Rücken jagt? Erschreckend ist nämlich, dass man sich nach einer Weile so sehr an die Familienumstände gewöhnt, dass man sie innerhalb der Geschichte als normal empfindet und dabei ausschließlich das abschließende Blutbad als Stein des Anstoßes betrachtet. Bei genauerer Betrachtung spiegelt sich der Horror jedoch in ganz unterschiedlichen Ebenen wider. Das arme Kind, das miterleben muss, wie seine Familie sich mit völlig sinnentleerten Alltagsaufgaben beschäftigt, dazu eben jene abstrusen Handlungen, die das Leben seiner merkwürdigen Angehörigen erfüllen, und natürlich die letzten Endes fast schon befreiende gegenseitige Hinrichtung, die den Jungen prinzipiell zum ersten Mal von seinem unbewussten Makel befreit und ihn zum ersten Mal in die Freiheit entlässt.

    [...]

    Klar ist indes auch, dass der "Hino Horror" sicherlich nichts für sanfte Gemüter ist; sowohl grafisch als auch inhaltlich zeigt sich der Autor von seiner extremsten Seite, lässt derweil aber auch keinen Zweifel an seiner Genialität auf diesem Gebiet. Die Zielgruppe ist folglich klar definiert, doch darf sie sich über einen wirklich lohnenswerten Beitrag zum derzeit neu aufblühenden Horror-Genre freuen. "Red Snake" ist nämlich allemal empfehlenswert für diejenigen, denen es nicht krank genug sein kann. Wer sich dadurch angesprochen fühlt, sollte ergo nicht lange zögern und einen Blick in dieses kleine Schmuckstück werfen.
    Komplette Rezension bei Buchwurm
    Geändert von Philipp Schreiber (17.09.2007 um 15:59 Uhr)

  24. #49
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    Jan Westenfelder im Strapazin über Die Stadt und das Mädchen von Jiro Taniguchi:

    Im Labyrinth der Grossstadt

    Endlich entdecken auch die deutschsprachigen Verlage Jiro Taniguchi. Obwohl er weltweit als einer der berühmtesten Manga-Autoren gilt, ist „Die Stadt und das Mächen“ nach der Geschichtensammlung „Der Wanderer im Eis“ erst sein zweites Werk, das auf Deutsch erhältlich ist.
    Der Protagonist Shiga ist passionierter Bergsteiger, lebt zurückgezogen in den Bergen und hat Tokio seit Jahren nicht mehr betreten. Als er eines Tages erfährt, dass Megumi, die Tochter eines tragisch verunglückten Freundes, verschwunden ist, begibt er sich auf die Suche nach ihr. Er reist nach Tokio und beginnt, die labyrinthartige Stadt zu durchforsten. Dabei trifft er auf die verschiedensten Personen, die ihm manchmal helfen, ihn manchmal aber auch in die Irre führen. Bald entwickelt sich ein Kriminalfall, der dunkle Geheimnisse zu Tage trägt und in einem furiosen Finale endet.

    Die Handlung vollzieht sich jedoch nicht nur auf dieser äusseren, sondern auch auf einer inneren Ebene. So tritt Shiga wieder in engeren Kontakt mit Megumis Mutter Yoriko, eine ehemals sehr vertraute Freundin, und es werden immer mehr Details der Beziehung zwischen Shiga, seinem Freund und Yoriko aufgedeckt. Die Charaktere sind sehr realistisch und tiefgründig angelegt und erhalten im Verlauf der Handlung stetig weitere Facetten. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Rückblenden, die in Form von Erinnerungen Shigas die Vergangenheit der Figuren erhellen. Fast wie nebenbei bringt Taniguchi zwei weitere Themen ein, die einen traurigen Bezug zur Realität herstellen: Prostitution von Teenagern und Pädophilie. Dadurch hebt er sich positiv von der Masse an Manga ab, in denen kleine Schulmädchen als Lustobjekte dargestellt werden.

    Taniguchis Zeichnungen werden vor allem durch klare Linien bestimmt, die viel Ruhe ausstrahlen, mit denen er seinen Figuren aber auch zu einer ausgeprägten und dennoch realistischen Mimik verhilft. Besonders eindrücklich stellt er die Wirkung der Stadt auf Shiga dar: Die weichen Linien und leeren Bilder der Bergwelt stehen in krassem Kontrast zur überfüllten Grossstadt mit ihren harten und eckigen Formen. Die Verbindung beider Welten findet Shiga letztendlich im Wind, der sowohl durch die Berge als auch durch die Wolkenkratzer heult und für ihn zu einem Symbol der Freiheit wird. Überhaupt verwendet Taniguchi eine ausgeprägte Bildsprache, die oft sogar ganz ohne Text auskommt. Dadurch entsteht eine Intensität, die einen von Anfang an in ihren Bann zieht. In Verbindung mit der ständig an Spannung gewinnenden Handlung und der melancholischen Grundstimmung bringt sie einen dazu, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Auch für Nicht-Manga-Fans dürfte „Die Stadt und das Mädchen“ ein faszinierendes Werk sein.
    Geändert von Philipp Schreiber (17.09.2007 um 16:00 Uhr)

  25. #50
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    A. Hartung in unclesally*s Heft 129 über Hino Horror Red Snake & Bug Boy von Hideshi Hino:

    In Hideshi Hinos Gedanken möchte man nicht spazieren gehen. Was der Mann auf unschuldiges Papier bannt, ist geradezu beängstigend grotesk und eine schöne Gelegenheit alles, was einem im ersten Gedanken zu Manga einfällt, fast direkt ins Klo zu spülen. Er inszeniert mit glubschäugigen, maskenartigen Zeichnungen kleine verstörende Kammerspiele, in denen viel Blut fließt, viel gestorben wird und sich Springbrunnen aus Eiter und Verwesung in die Höhe stemmen. Natürlich liegt es nahe, die David Lynch-Vergleichskeule zu ziehen. Aber wenn sich die Großmutter in 'Red Snake' für ein eierlegendes Huhn hält, das sich in ihrem Zimmer ein Nest gebaut hat und jeden verjagt, der sie beim Eierlegen stört oder die Mutter jeden Morgen dem Großvater mit den Füßen massierend das riesige Eitergeschwür am Kopfe ausdrückt, bis er wohlig stöhnt, fällt es schwer, damit nicht zuzuschlagen. Und der Schmerz ist ja auch ein angenehmer. Wenn man sich erstmal verloren hat in dieser Welt, beginnt man die kleinen hässlichen Protagonisten der düsteren Geschichten lieb zu gewinnen. Kleine großköpfige Wesen mit riesigen triefenden Augen, die einsam und bestenfalls ignoriert an ihrem Platz leben und wenigstens zur eigenen Familie gehören wollen. Da kann es auch schon mal passieren, dass der kleine Käferfreund sich eines Morgens in eine riesige Raupe verwandelt. Und auf Kafkas Leiche beginnt, blutige Rache zu nehmen. An der Familie, an Schulkameraden und an dir! Die Welt ist ein düsterer Ort, und sie ist verrückt geworden.
    Originalrezension
    Geändert von Philipp Schreiber (17.09.2007 um 16:00 Uhr)

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