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Thema: Comic-Stammtisch: V wie Vendetta

  1. #26
    Mitglied Avatar von lucien
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    Gordon

    da ihr "Den Fall Gordon" schon begonnen habt zu diskutieren, hier meine Einschätzung dazu (den Film habe ich nicht gesehen, meine Aussagen beziehen sich daher auf den Comic):

    Ich habe die Aufnahme von Evey so verstanden,dass er sie beim Essensreste suchen an seiner Mülltonne gefunden hat. Anscheinend hat sie Beschützerinstinkte bei ihm geweckt, so dass er ihr Unterkunft angeboten hat. In dem Dialog der beiden äussert und verhält er sich m.E. nach sehr respektvoll Evey gegenüber, bis auf die auch zweideutig zu verstehende Aussage bezüglich ihrer Attraktivität... (habe den Band hier nicht vorliegen und kann die Stelle exakt zitieren).

    Evey wiederum scheint Gordon zu mögen und zwar als Halt und Ersatzvaterfigur (er ist ja deutlich älter als sie, soweit ich die schwarz-weiß Zeichnungen richtig interpretiere), dass sie sich ihm auch sexuell hingibt kann tatsächlich aus Dankbarkeit geschehen und einer subtil erotischen Hingezogenheit zu einem Beschützer. Man kann dies aber auch gerne anders interpretieren.

    Da Gordon mit eher suspekten Gestalten verkehrt, kann man davon ausgehen dass er auch an illegalen Geschäften beteiligt scheint, daraus lässt sich möglicherweise auch sein Tod schlußfolgern.

    Dass V Gordon als Verutreilten und Sträfling bezeichnet ist m.E. nach methaporisch zu beurteilen. Alle die als Bürger in dem totalitärem System leben können in V's Augen nur Sträflinge sein, da ihnen ja alle Freiheiten genommen werden.

    Fazit: Ich finde es bei jedweder Literaturform nicht schlimm wenn manche Interpretationen und Gedankengänge dem Leser überlassen werden, gerade dann wenn sie zu einem Gedankenaustausch führen...

  2. #27
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    @lucien1: Meine Rede.
    Dass V Gordon als Verutreilten und Sträfling bezeichnet ist m.E. nach methaporisch zu beurteilen. Alle die als Bürger in dem totalitärem System leben können in V's Augen nur Sträflinge sein, da ihnen ja alle Freiheiten genommen werden.
    Den Vergleich zieht V ja auch bezüglich Evey zu der er sagt, dass sie in einem Gefängnis lebt, er ihr nur die Gitter zeigt ("I just showed you the bars"*).
    Ich finde es bei jedweder Literaturform nicht schlimm wenn manche Interpretationen und Gedankengänge dem Leser überlassen werden, gerade dann wenn sie zu einem Gedankenaustausch führen...
    Einer der vielen Minuspunkte des Films ist dessen mangelnde Subtilität. Alles wird dem Zuschauer dick (zu dick) aufs Brot geschmiert.

    *= Stelle habe ich grad nicht parat, da ich an der Arbeit bin.

  3. #28
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    @lucien1: Meine Rede.

    Den Vergleich zieht V ja auch bezüglich Evey zu der er sagt, dass sie in einem Gefängnis lebt, er ihr nur die Gitter zeigt ("I just showed you the bars"*).
    auch schön, wie mr. moore diese szene bereits mit der zaubernummer (das kaninchen im käfig) vorwegnimmt.

  4. #29
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von Studnix Beitrag anzeigen
    auch schön, wie mr. moore diese szene bereits mit der zaubernummer (das kaninchen im käfig) vorwegnimmt.
    Ich denke auch - bei aller Begeisterung für das wirklich klasse Comic (darauf wird mit Sicherheit noch ausführlich in den Fazit´s eingegangen) - so ganz unkonstruiert ist nun Moore´s Werk auch nicht.

    Natürlich in der Subtilität oder ihrem plagativen Einsatz mit dem Film nicht zu vergleichen - aber auch hier möchte ich ohne irgendetwas schönreden zu wollen, doch nochmal darauf hinweisen, daß nicht alles was in der Literatur noch prima funktioniert auch in einem Film automatisch super rüberkommen wird.

    Von daher darf man einfach auch nicht mit allerstrengsten Kriterien an so einen Vergleich herangehen - da die Verfilmung eigentlich fast immer nur
    " abstinkt ".

  5. #30
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    @Studnix:
    Jepp, sehr geistreich, einer der Gründe, warum ich Moore-Comics so liebe. Nichts ist ohne Bedeutung, wird sinnfrei in die Geschichte eingebaut (man denke nur an die Zuckerwürfel in Watchmen; Insider wissen, was ich meine).

    Ein paar Beispiele dafür, dass es sich lohnt, aufmerksam zu lesen.
    1. Niemand ist ein Niemand:
    In Dr. Surridges' Tagebuch heißt es : "Rita Boyd, the lesbian, died at tea-time." (Seite 80, Bild 9)
    In einer der von Valerie auf Toilettenpapier niedergeschriebenen Botschaften bemerkt sie: "The other gay woman here, Rita, died two weeks ago." (Seite 159, Bild 6).
    Zwei weit auseinander liegende Nennungen einer scheinbar unbedeutenden Nebenfigur, die aber
    a) dafür stehen, dass Niemand "vergessen" ist, kein Schicksal bedeutungslos sondern jede Person ein Teil des grossen Puzzles Leben
    b) zeigen, dass Moore sein erzählerisches "Universum" ziemlich gut unter Kontrolle hat (ich habe schon Bücher gelesen auf denen sich der Autor innerhalb von nur 10 Seiten widersprochen hat).

    2. Doppeldeutigkeiten
    Valerie hofft auf einer ihrer Botschaften: "I hope that the world turns and that things get better and that one day people have roses again." (Seite 160, Bild 4)
    Eine erfüllte Hoffnung oder Anleitung für V's künftiges Handeln ?
    V verabschiedet sich mit Blumen von seinen Opfern.

    3. Doppeldeutigkeiten, die II.
    Als es für Bischof Liliman Zeit wird, seine sterbliche Hülle zu verlassen und dieser mit V ungebetenen Besuch erhält, stellt sich letzterer mit den Worten vor: "Please allow me to introduce myself, I'm a man of wealth and taste." (Seite 54, Bilder 4 bis 6)
    Dies ist mehr als eine selbstbewusste Begrüssung.
    Die kleinen Hörnchen, die sich V für diese Szene aufgesetzt hat, kommen auch nicht von ungefähr.
    Bei den zitierten Zeilen handelt es sich um die ersten Verse des Rolling Stones-Klassikers "Sympathy for the devil".
    Für einen sündhaften Bischof ein angemessener Besucher.

  6. #31
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Die kleinen Hörnchen, die sich V für diese Szene aufgesetzt hat, kommen auch nicht von ungefähr.
    ....
    Für einen sündhaften Bischof ein angemessener Besucher.
    In diesem Zusammenhang fand ich es übrigens sowieso sehr gelungen, wie V seine Opfer tötete und sie gleichzeitig auch demaskierte. Damit wurde immer indirekt auf ihre verwerfliche Vergangenheit in Larkhill hingewiesen.

    Doppeldeutigkeiten, die III.

    Bishof Liliman mit einer vergifteten Hostie ( er stirbt an seiner eigenen Botschaft) - symbolisiert z.b. das er mit gespaltener Zunge seine damaligen "Schäfchen" ruhigstellte und dabei Gott verraten hat - Alleine da passt natürlich V´s Auftritt als Teufel.

    Lewis Prothero, der von V in den Wahnsinn getrieben wird.

    Und natürlich die Ärztin des Konzentrationslagers Dr. Delia Surridge mit einer Todesspritze.
    Geändert von hipgnosis (06.04.2006 um 18:48 Uhr)

  7. #32
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    Original geschrieben von hipgnosis:
    Von daher darf man einfach auch nicht mit allerstrengsten Kriterien an so einen Vergleich herangehen - da die Verfilmung eigentlich fast immer nur
    " abstinkt ".
    Wie Du richtig schreibst: Fast immer. D.h.: es geht auch anders.

    Wenn ich mal ein positives Beispiel nennen darf: Moby Dick.
    Das Buch hat über 800 Seiten (o.k., man kann mindestens ein Drittel des Romans kürzen, da dieser nur der Informationsvermittlung dient und die Handlung nicht vorantreibt), ist also extrem lang für einen 2 Stunden-Film.
    Hinzu kommt: Die drei letzten Kapitel sind sensationell gut geschrieben. Gehören zu dem Besten, was ich je gelesen habe.

    Großartige Literatur ... und dennoch großartig verfilmt.

    Warum ? Weil Regisseur Huston wusste, wo er zu kürzen hatte, dass er aber die Essenz des Romans erhalten musste:
    Vielleicht war er bescheiden genug war, sich nicht für besser als Autor Melville zu halten und das Buch in gewisser Weise zum Drehbuch machte ?

    Josias hat es im Grunde schon gesagt: Die im Film neu eingebrachten Szenen schmieren eigentlich ausnahmslos ab.

  8. #33
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Wenn ich mal ein positives Beispiel nennen darf: Moby Dick.
    Das Buch hat über 800 Seiten (o.k., man kann mindestens ein Drittel des Romans kürzen, da dieser nur der Informationsvermittlung dient und die Handlung nicht vorantreibt), ist also extrem lang für einen 2 Stunden-Film.
    Hinzu kommt: Die drei letzten Kapitel sind sensationell gut geschrieben. Gehören zu dem Besten, was ich je gelesen habe.

    Großartige Literatur ... und dennoch großartig verfilmt.
    In der Tat ein großartiges Werk.
    Nur überleg´ mal in welcher Zeit dieser Film gedreht wurde.
    Da wurden noch unter ganz anderen Masstäben, auch in Hollywood, Filme gedreht um an den Kinokassen erfolgreich bestehen zu können.

    Enstanden sind dann im wahrsten Sinne epochale Meisterwerke der Kinogeschichte wie z.b. (es gibt unzählige mehr !)

    - Moby Dick
    - Jenseits von Eden
    - Ben Hur


    Ist das in der heutigen kurzlebigen Konsumgesellschaft überhaupt noch machbar?

    Ja - im ganz großen Stil wie Herr der Ringe wirklich atemberaubend zeigte. Aber auch nur bei solchen Monsterproduktionen ist das überhaupt noch möglich.

    Aber welcher Regisseur/Drehbuchautor/Produzent bekommt für eine Comicverfilmung diese Mittel zur Verfügung gestellt.

    Und dennoch bestätige ich ja gerne, daß man auch mit den vorhandenen Mitteln dem Film etwas mehr Tiefe hätte geben können und Ihm eine engere Orientierung an der Comicgrundlage gewünscht.

    Witzigerweise schaffen es oft nur die kleinen Independentsfilme den hier geforderten Tiefsinn und die Handlungsschwere in ihre Produktionen zu bekommen.
    Und das alles mit kleinstem Budget - aber dafür war der V wie Vendetta Film, schon im Vorfeld in einem viel zu großen Masstab angelegt.

    Und das ist auch das Problem dieser Produktion. Es ist halt nur Popcorn-Kino!

    Zu groß um noch ehrlich zu sein - und zu klein um jeglichem Anspruch gerecht zu werden!

  9. #34
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    Vasallen und Verlierer

    In Posting 30 habe ich bereits erwähnt, dass in Moores Geschichten niemand ein Niemand ist. Dies wird besonders deutlich in seinen Nebenfiguren.

    Da Moore seine Charaktere zwar hin und wieder Belanglosigkeiten sagen lässt, diese Belanglosigkeiten aber immer ihre Bedeutung für die Charakterisierung der sprechenden Person hat, braucht es nur wenige Sätze und wir ahnen bereits mit wem wir es zu tun haben.

    Nehmen wir beispielhaft den relativ zurückhaltend eingesetzten Dascombe.
    Kaum, dass wir ihm auf Seite 16 erstmals begegnen, macht er sich schon mit seinen dümmlichen Wortspielen beim Leser unbeliebt (Bild 6).
    Wir stellen schnell fest, dass diese Art "humoristischer Glanzleistungen" offenbar seine bevorzugte Form der Kommunikation darstellt (auf Seite 17, letztes Bild* setzt er nach).

    Aber auch die Charaktere der bedeutenderen Nebenrollen wie der der unscheinbaren Rosemary Almond erschließen sich dem Leser schnell.
    Aus einer sich nach der Beerdigung Bischof Lilimans ergebenden Unterhaltung erfahren wir, dass der Haussegen bei den Almonds ziemlich schief hängt. Ihrem Mann Derek scheint mehr an der ehrgeizigen Helen, Frau des Kollegen Conrad Heyer, zu liegen (Seite 46).
    Schon dem ersten Gespräch mit ihrem Mann ist zu entnehmen, dass Rose der gefühlvolle, schüchterne Typ, das "Heimchen am Herd" ist und Derek sie hasst, insbesondere da er sie mit der attraktiven, gebildeten und lebhaften Helen vergleicht.

    Dieser Hass kommt im Rahmen der Geschichte erstmals auf den Seite 65/66 zum Ausbruch.
    Er explodiert auf Seite 71 in einer Szene, die mit dem Begriff "Scheinhinrichtung" nicht zu hart beschrieben ist: Derek hält einen Revolver an Rose Kopf, drückt ab, doch die Waffe ist nicht geladen.
    Er droht Rose unverhohlen, dass das beim nächsten mal nicht der Fall sein muss.
    Ironie des Schicksals (oder Moores): Dass er seine Frau "schonte" sollte ihm zum Verhängnis werden. In der auf die genannte Szene folgenden Auseinandersetzung mit V wird er von diesem getötet, da er sich V mit der ungeladenen Waffe nicht erwehren konnte.

    Als wir Rose auf Seite 101 das nächste mal begegnen, wechselt Moore die Erzählperspektive und gewährt uns Einblick in ihre Gedanken: Sie beginnt sich der Gefahr des aus dem Tod ihres Mannes resultierenden sozialen Abstiegs bewusst zu werden.
    Sie ist Witwe, allein, offenbar ohne ausreichende berufliche Qualifikation (ihre Tätigkeit als Bankangestellte – siehe Seite 205, Bild 2 – liegt offenbar zu weit zurück, als das sie in diese Branche nochmals einsteigen könnte) und möglicherweise warten schon die ersten Rechnungen darauf, bezahlt zu werden.
    Diese Situation begreifend, scheint der kondolierende Dascombe eine Chance bei ihr zu wittern.
    Den Gedanken Roses entnehmen wir, dass sie bereits in diesem Stadium ihre Alternativen abwägt und es ihr offenbar nicht völlig unmöglich scheint, den schmierigen Nachrichtenmann in ihre Zukunftsplanung einzubeziehen.

    Nachdem Rose auf den Seiten 103 und 104 scheinbar besseren Zeiten nachhängt, gibt sie den Avancen Dascombes nach (Seite 106), nicht aus Liebe sondern um ihren sozialen Abstieg aufzuhalten (Bild 1: "Our purpose is to survive").
    Als sie bereit ist, sich Dascombe zu verkaufen, als dieser seine Hand auf ihr Knie legt, entfährt ihr ein doppelter Stoßseufzer: "Oh God. Oh God."
    Damit beginnt für sie ein Leben, dass Evey durch V’s Intervention erspart blieb: Sie prostituiert sich.

    Da Dascombe nur ein kurzes Vergnügen bei Rose suchte, finden wir diese auf Seite 126, Bild 6 in einer Absteige namens Kitty-Kat Keller wieder, offenbar vor der Suche nach einer Anstellung das Terrain begutachtend.
    Auf Seite 139 erfahren wir anlässlich einer kurzen Begegnung mit Evey, dass sie den Job bekommen hat.

    Einen Job, den sie offenbar so sehr hasst, dass sie Drogen nehmen muss, diesen zu ertragen (wenngleich dies nicht eindeutig aus Seite 175 hervorgeht).
    Ihr Boss (?) heuchelt Verständnis für ihren niedergeschlagenen Zustand (Seite 176), doch nur, um sich an Rose heran zu machen (auf Bild 3 beginnt er schon, sein Hemd aufzuknöpfen).
    Moore weiß, dass es nicht nötig ist, zu zeigen, dass er dabei Erfolg haben wird. Rose hat nicht mehr die Kraft, "Nein" zu sagen.

    Rose ist auf der Fieberkurve des Lebens ganz unten angelangt. Sie hat ihren "tipping point**" erreicht.
    Ähnlich wie Evey nach der "Spezialbehandlung" durch V verändert sich langsam ihre Sichtweise der Dinge. Sie besorgt sich eine Waffe (Seiten 192 und 197) und reflektiert völlig neu über ihre Lage. Sie trauert nicht mehr um Derek (wie noch auf Seite 104), jetzt ist sie weiter, bald "frei" im V’schen Sinne. Auch frei von ihrer romantisch verklärten Sichtweise Dereks. Sie erkennt, dass dieser ein Taugenichts war: "Derek, you were useless, than you died. That’s all." (Seite 205, Bild 1)

    Sie erkennt, dass auch sie selbst in entscheidenden Momenten versagt hat (Seite 205, Bild 3), wie steil es mit ihrem Land bergab ging (Bild 4) und fragt nach dem Schuldigen (Bild 5). Und da diese Frage einer Antwort bedarf projiziert sie die geballte Ladung Schuld, die sowohl sie und Derek als auch alle anderen Mitläufer auf sich geladen haben auf den Initiator der ganzen Veranstaltung zu der ihr Land herunter gekommen ist, auf Susan.

    Ab Seite 227 läuft Rose auf Autopilot (ähnlich wie Finch als er in Larkhill erkannte, was "Freiheit" ist). Sie hat sich dafür entschieden, das ihr und den Menschen ihres Landes widerfahrene Leid mit dem Tode Susans zu beenden und wird diese Tat mit Tunnelblick zur Ausführung bringen.

    In der Welt V’s soll die "unbedeutende" Rose mehr als ihre 15 Minuten Ruhm bekommen.
    So wie sie ihren "tipping point" bereits erreicht hat, ist sie es selbst, die diesen ihrem Heimatland beschert. Nach dem Tod Susans stürzt das Land in Anomie. Das Attentat war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

    Dass nun V keine Blume am Tatort zurücklassen muss, sondern eine Rose (nämlich Rosemary) selbst den Tod des "ultimativen Bösewichts" herbei geführt hat, ist nur eine zusätzliche der vielen schönen Ironien mit denen Moore seine Geschichte durchsetzt, denn als wir bemerken, dass Rose mit dieser Szene die Bühne von V for Vendetta verlässt, werden wir schon der nächsten gewahr:
    Denn für Rose öffnete sich der Vorhang bereits mit einem Todesfall, nämlich dem des Bischofs Liliman.



    *= Hm, würde mich interessieren, wie das übersetzt wurde. Im Original heißt es: "You’re bitter, Almond."

    **= die Theorie des "Tipping point" wurde von Malcolm Gladwell u.a. am Fall des Bernard Goetz entwickelt.
    Goetz sollte in einer New Yorker U-Bahn von 4 Kriminellen um sein Geld erleichtert werden, verhinderte dies aber indem er ohne Vorwarnung auf diese schoss. Der Fall löste über die USA hinaus heftige Diskussionen aus. Nach Gladwell war dies ein exemplarischer "tipping point", der maßgeblich dazu beitrug, dass Bürgermeister Giuliani wenige Jahre später seine erfolgreiche "law and order"-Politik betrieb.
    Simpel ausgedrückt ist der "tipping point" der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt und eine Person, Gruppe, Gesellschaft oder wen auch immer veranlasst, einen "anderen" Weg zu beschreiten.
    Geändert von felix da cat (08.04.2006 um 16:41 Uhr)

  10. #35
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Hi @felix

    Hatte leider Stress und kam nicht schneller zum Übersetzen.

    S.17 - letztes Bild / Dascombe reagiert auf eine Derek Almond´s Bemerkung folgendermassen.

    - Almond: " Sie sind degeneriert, Dascombe!"
    - Dascombe: " Und sie verbittert. Haha! Almond, die Bittermandel!Hahahaha"

    Da kann schon Almond nicht drüber lachen - dem Leser wird es ähnlich ergehen!

  11. #36
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    Und wenn man kein Englisch kann, wird man dieses Wortspiel nie verstehen.

    Danke für die Info, hip.

  12. #37
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Question

    Mal eine ganz andere Frage, betreffend eines Vergleichs der deutschen Ausgabe.

    1. Carlsen - 6 überformatige Alben in Farbe

    2. Speed - Gesamtausgabe S/W in Albenformat

    3. Panini - Gesamtausgabe Paperback farbig

    4. Original ?? @felix sprach auch von einem Paperback - also Gesamtausgabe, ähnlich die von Panini?

    Ich habe zuhause die Carlsen und die Speed Ausgabe vorliegen.
    Lustigerweise stören mich die von vielen in anderen Threads schon bemängelte Farbwahl oder das Format der Carlsen Ausgabe gar nicht so sehr.
    Ich persönlich finde auch die S/W Edition nicht eindringlicher.

    Was bei Speed gut zu gefallen weiss ist das Intro und das Interview mit den Autoren. Ebenfall klasse ist der Anhang mit dem Titel "Hinter der Maske", indem viel von der Intention der Autoren und dem Arbeiten an der Serie nachzulesen ist.
    Von solchen Sekundär-Informationen werde ich mehr und mehr Fan - von mir aus könnte jedem Album solche Anhänge zugehören (Wunschtraum!)

    Diese Anhänge fehlten in den alten Carslen Alben leider komplett. Dafür gab es immer wieder einseitige One-Shots, die teilweise sehr viel Atmosphäre ausstrahlten.

    Die Übersetzung der beiden Versionen ist 1:1 identisch.

    Die Panini-Ausgabe kenne ich leider nicht, denke aber das kleinere Format muß nicht unbedingt von Nachteil sein - siehe auch die Carlsen-HC Ausgabe zu Watchmen - die einen sehr guten Eindruck hinterlässt.

    Allerdings hätte man sich m.E. auch eine Hardcoverausgabe gewünscht - sieht bei so einem Werk dann im kleinen Format sicherlich hochwertiger aus!
    ~~~~~
    Noch ein kleiner Nachtrag zum Posting.

    Da die Übersetzung auch bei Panini von Uwe Anton getätigt wurde, dürfte es sich ja um den absolut identischen Text handeln. Da sprechen dann auch die Überschriften dafür.

    Eine Frage stellt sich mir allerdings. Im Deutschen Comic Guide finde ich zur Panini Ausgabe folgenden Eintrag.

    Zeichner: David Lloyd + Tony Weare

    Habe ich da etwas verpasst - wer ist Tony Weare und welche Zeichnungen soll er bei V wie Vendetta gemacht haben.
    Oder sollte es sich hier lediglich um den Coverkünstler der Panini-Ausgabe handeln?

    Wenn ja, empfinde ich es als sehr überzogen ihn neben David Lloyd als gleichberechtigten Zeichner zu nennen!

    Ok - eine kleine Info habe ich bei Lambiek gefunden - zumindest zur Person:

    http://lambiek.net/artists/w/weare_tony.htm

    Doch da steht auch nichts über V wie Vendetta
    Geändert von hipgnosis (12.04.2006 um 16:30 Uhr) Grund: Automatisch eingefügter Doppelbeitrag

  13. #38
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Die Panini-Ausgabe kenne ich leider nicht, denke aber das kleinere Format muß nicht unbedingt von Nachteil sein - siehe auch die Speed-HC Ausgabe zu Watchmen - die einen sehr guten Eindruck hinterlässt.
    es gibt (imho leider) keine hc-/kleinformat-ausgabe von SPEED. afaik war die gesamt-edition von carlsen (im gegensatz zu den alben) im us-format, und vor nicht allzu langer zeit erschien bei panini eine sogenannte ultimate edition, ebenfalls im us-standard-format.
    Allerdings hätte man sich m.E. auch eine Hardcoverausgabe gewünscht - sieht bei so einem Werk dann im kleinen Format sicherlich hochwertiger aus!
    es gab von V eine HC-version von speed - limitiert, in schwarzem leinen(?) (leider) ohne schmuckfarbe.

    Eine Frage stellt sich mir allerdings. Im Deutschen Comic Guide finde ich zur Panini Ausgabe folgenden Eintrag.

    Zeichner: David Lloyd + Tony Weare

    Habe ich da etwas verpasst - wer ist Tony Weare und welche Zeichnungen soll er bei V wie Vendetta gemacht haben.
    Oder sollte es sich hier lediglich um den Coverkünstler der Panini-Ausgabe handeln?
    schau mal in deine speed-ausgabe. afaik steht dazu was im impressum

  14. #39
    Mitglied Avatar von abaddon
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    Habe Tony Weare gegoogelt und fand folgendes heraus:

    Tony Weare drew one chapter ("Vincent") and contributed additional art to two others ("Valerie", "The Vacation");

    Nachzulesen unter:

    http://www.answers.com/main/ntquery;...are&sbid=lc06b

    Ansonsten find ich persönlich die Speed Ausgabe am gelungensten (alleine schon wegen dem großen format), wenn bei der seitenzahl aber wohle HC deutlich besser gewesen wäre. Allerdings möchte ich dann den preis dafür nicht wissen.

    Was die farbgebung der vertigo/panini ausgaben betrifft so merkt man schon dass es ursprünglich als sw comic gedacht war. Oft wirken die farben zu krell oder einfach völlig fehl am platz, aber das ist nur meine meinung!
    Geändert von abaddon (12.04.2006 um 10:41 Uhr)

  15. #40
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    Noch ein Satz zum V-Film:

    Ob beabsichtigt oder nicht, ein klein bisschen ironisch wirkt es schon, Sutler von John Hurt spielen zu lassen.

    Als "Führer" stresst Hurt im Film permanent seine Untergebenen über eine sein wutverzerrtes Gesicht wieder gebende übergroße Video-Leinwand.

    Hurt muss wissen, wie das ist, denn in der Verfilmung des Orwell-Romans 1984 war er Opfer dieser Art Psychoterror (damals von Richard Burton ausgeübt)!

  16. #41
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Thumbs up

    Zitat Zitat von FilthyAssistant Beitrag anzeigen
    es gibt (imho leider) keine hc-/kleinformat-ausgabe von SPEED. afaik war die gesamt-edition von carlsen (im gegensatz zu den alben) im us-format, und vor nicht allzu langer zeit erschien bei panini eine sogenannte ultimate edition, ebenfalls im us-standard-format.
    es gab von V eine HC-version von speed - limitiert, in schwarzem leinen(?) (leider) ohne schmuckfarbe.

    Jo - ich meinte auch Carlsen - werde es in meiner Frage berichtigen!!


    Es steht tatsächlich kleingedruckt in der Speed-Vendetta Version ein kleiner Hinweis zu Tony Weare - Danke hatte ich nicht gesehen - und in den Carsen Bänden, die ich zur Vorbereitung des Themas las, stand nichts.

    @abaddon
    schrieb ja wo er mitwirkte - Danke
    Geändert von hipgnosis (14.04.2006 um 15:27 Uhr)

  17. #42
    Mitglied Avatar von lucien
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    Inhaltlich wurde V wie Vendetta ja schon sehr gut beleuchtet. Ich finde es interessant, dass wie bei fsst jeder Serie von Alan Moore, vor allem das Szenario diskutiert wird und weniger die Zeichnerische Qualität der Serien.

    Dabei arbeitet Herr Moore ja schon mit einigen Könnern zusammen: O'Neill, Campell und eben Lloyd.

    David Lloyds Stil erinnert mich stark an den klassischen Zeitungs-Abenteuer Strip, wie Modesty Blaise und eben Zeichner wie Holdaway.
    Die Schwarz-Weis Ausgabe gefällt mir besser als die farbige (habe ein farbiges Carlsen-Album im Vergleich der Speed Ausgabe), weil sie zum einen dem ernsten und düsteren Ton der Geschichte besser angepasst scheint und zum anderen die Gesichter der Protagonisten ihre Emotionen besser ausdrücken lässt. Hier ist auch die große Stärke von Lloyd, Schrecken, aufkeimende Hoffnung, Hass und die ganze Palette der extremen Gefühlsregungen im menschlichen Anlitz darzustellen.
    Erstaunlich wie er dieses mit seinem kräftigen Umrissen immer wieder in Szene setzen kann.

    Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Beteiligung von Lloyd am entsehen der Geschichte, im Nachwort der Speed Ausgabe wird dieser Umstand ja entsprechend dargestellt. Entgegen so mancher Statements scheint Moore ja doch nicht so autokratisch zu sein....

  18. #43
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    Obwohl sich V als Gegenpol zum Susanschen Regime sieht, gibt es einige interessante Parallelen von denen ich allerdings hier eine besonders hervorheben möchte:
    Sowohl V als auch die Faschisten haben in V for Vendetta eine Vorliebe für eine anthropomorphe Gliederung ihres ihnen zur Verfügung stehenden "Apparates".

    Das System Susan ist sinnlich organisiert:
    Die "Augen" überwachen,
    die "Ohren" hören ab,
    der "Mund" betreibt Propaganda,
    die "Nase" schnüffelt aus
    und der Tastsinn wird von den Fingermen repräsentiert, die konsequenterweise hin und wieder handgreiflich werden.

    V vergleicht seine Schattengalerie mit dem menschlichen Geist (im Original: "mind"), wobei jedweder Raum für Fähigkeiten und Funktionen steht (Seite 219, Bild 5), in den höheren Bereichen (= Stockwerken) befinden sich Verstand, Liebe und Kultur.
    Im Kellergeschoss hingegen entdecken wir die Sinne oder zumindest zwei davon: zum einen die "Augen", die offensichtlich die selben sind wie die des faschistischen Machtapparates (Bild 6).
    Zum anderen darf man davon ausgehen, dass sich im gleichen Raum auch die "Ohren" befinden, denn V lässt eine Bemerkung über die "schwachen Dialoge" der in Panik versetzten londoner Bürger fallen (Seite 220, Bild 3), er wird diese also hören können.

    Kleine Randbemerkung:
    Angesichts der vielen Alliterationen in V for Vendetta und der Nutzung menschlicher Anatomie zur Beschreibung von Systemen fühle ich mich an das von Fritz Lang verfilmte Buch seiner Ehefrau Thea van Harbou "Metropolis" erinnert:
    Sie entwarf eine Art naive "Ideologie der 3 H’s": Dieser zufolge ist das Herz Mittler zwischen Hand und Hirn.




    Original geschrieben von lucien1:
    Entgegen so mancher Statements scheint Moore ja doch nicht so autokratisch zu sein....
    Auch im Falle der Watchmen hat Moore immer eingeräumt, dass Zeichner Gibbons einige sehr gute Ideen beigesteuert hat.

    Aber ohne die Verdienste der mit ihm zusammen arbeitenden Zeichner schmälern zu wollen, glaube ich, dass aus Moores diesbezüglichen Aussagen auch ein gerüttelt Mass an Bescheidenheit spricht.
    Die Idee, die Geschichte eines modernen Guy Fawkes zu erzählen und diesen dabei zu einem politisierenden Robin Hood zu machen ist an sich wenig aufregend.

    Die wirklich grandiosen Ideen in V for Vendetta sind die handlungsspezifischen wie z.B.

    die Art in der der Tod Dr. Surridges inszeniert wird,

    die von Valerie geschriebenen Botschaften auf dem Toilettenpapier* (das großartige "I didn't write that letter" auf Seite 174, Bild 9),

    Eveys Spekulationen über V's Aussehen nach dessem Tod,

    alles "großes Theater",

    oder die "kleinen" Extras:

    Das "da da da daa", Beethovens Fünfte, das Morsezeichen für die 5, also die römische V, den Buchstaben V (Seite 59, Bilder 1 bis 3),

    das Zitat "Vi veri veniversum vivus vici" (Seite 43, Bild 3) aus Goethes Faust ist einfach nur genial: es passt nicht nur inhaltlich, es weist darüber hinaus auch die für die einzelnen Kapitelüberschriften von V for Vendetta gewählte Form der Alliteration auf und besteht zusätzlich aus fünf lateinischen Worten oder besser: V lateinischen Worten,

    V's Anstimmen des Stones-Klassiker "Sympathy for the devil" beim Bischof, der - passenderweise - mit einer Vorstellung der eigenen Person beginnt

    usw.

    Ansonsten gilt:
    Die gelungene Umsetzung der Ideen ist's, die die Geschichten Moores so gut funktionieren lassen.

    So sind die wahren Stars in Moores Geschichten die Worte.

    Die Art, in der Moore sie knüpft (sein Stil),

    die Atmosphäre, die er damit vermittelt (neben Watchmen ein Paradebeispiel: sein auf Krypton spielender Superman-Annual: düsterste Endzeitstimmung - wie es sich für einen sterbenden Planeten "gehört"),

    die sprachliche Diktion (Moore gehörte zu den ersten Comic-Autoren, dessen Figuren man nicht nur über Aussehen/Kleidung sondern "blind" an deren Wortwahl erkennen konnte),

    die Verwendung von Ironie und Mehrdeutigkeiten,

    der ungewöhnliche und brillant eingebrachte (nicht aufgesetzt wirkende) Zitatenschatz.

    Ebenfalls zu den wohl eindeutig Moore zuzurechnenden Leistungen gehören
    die Komplexität der Handlung (schon seine an Umfang völlig unvergleichlichen Vorgaben an die Zeichner beeindrucken; Moore gibt darin nahezu alles vor bis hin zu den Büchern, die in den Regalen seiner Charaktere zu stehen haben) sowie der Charaktere,

    die inhaltliche Kongruenz (gerade bei den komlexeren Werken Moores eine Leistung an sich),

    der erzählerische Perspektivwechsel

    usw.

    Alles Merkmale, in denen er reüssiert und die - da diese auch für "hohe" Literatur gelten - den Rang verdeutlichen, der diesem Ausnahmeautor zukommt.

    Um in diesem Zusammenhang nochmal auf hips Eingangsposting einzugehen:
    Sicher, mag sein, dass Moore in Miracleman die erste natürliche Geburt (zumindest innerhalb der mainstream comics) darstellen liess, doch ist dies in Bezug auf die Thematik der Serie eher unbedeutend.
    Für mich viel wichtiger und die Entwicklung des Mediums um einiges weiter vorantreibend war die Tatsache, dass in der Geschichte existentialistische Ideen in in einem Comic nie dagewesener Form in die Handlung verwoben und dabei ein Bogen von Goya bis Nietzsche geschlagen wurde.



    Und damit schreite ich zu der kaum überraschenden Punktewertung für V for Vendetta: 10/10 !

    Selbst beim Wiederlesen wurde ich von der Handlung regelrecht aufgesogen.
    Ein Klassiker !


    Mein Eingangsposting eröffnete ich u.a. mit einem Liedzitat der Sex Pistols.
    Da ist es nur recht, dass ich mit ein paar Zeilen aus einem anderen Song schließe, einem Lied, welches im Text auch Reaktion auf den Pseudo-Anarchismus der Punk-Bewegung ist:



    So tired of anarchists looking at me
    Don't need their credibility.
    Destroy they say
    Defy! Condemn!
    As long as you don't destroy them.
    With twenty years of drugs and drink
    I thought the time had come to think
    About standing up and saying that.
    aus "Ant Rap" von Adam and the Ants




    * = David Mack sollte seine Heldin Kabuki Jahre später in ähnlicher Situation ähnliches erleben lassen (siehe: Metamorphosis Trade Paperback).
    Geändert von felix da cat (14.04.2006 um 13:59 Uhr)

  19. #44
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Ui - der @felix ist schon beim Fazit ziehen - da nutze ich doch schnell die Gelegenheit und schliesse ich mich an.

    In der Tat - Alan Moore ist auch in meinen Augen einer der ganz großen Storyteller unserer Zeit.

    Verblüffend finde ich, daß bei aller Konstruktion der vorliegenden Geschichte, wirklich eine so geniale, atmosphärisch dichte Story herausgekommen ist.
    Man muss sich das einfach alles noch mal durch den Kopf gehen lassen.

    Nehmt mal alle Beispiele die @felix aufgezählt hat und zusätzlich alle Kapitelüberschriften die immer mit einem V begannen. Dazu noch das Spiel von @felix und mir auch unsere Statements zum großen Teil immer mit diesem Buchstaben zu beginnen. (Das lag natürlich auf der Hand bei so einer Steilvorlage, seitens des Autors!)

    Normalerweise würde man immer denken - oh Schreck, das kann unmöglich funktionieren, welches Konstrukt der Autor hier initiert.

    Man denke nur an die z.Z. sehr populären Bücher von Dan Brown - da wirken die Konstruktionen doch manchmal sehr gezwungen und allzu abenteuerlich und lassen die Story allzuoft verblassen, bishin zur Preisgabe der Lächerlichkeit.

    Aber nicht so bei Alan Moore. Er haut eine geniale Entwicklung nach der anderen heraus und schafft sogar noch spielend, irgendwann mal ganz nebenbei noch längst vergessene kurze Storyelemente so zu verknüpfen, das der Leser es bei normalen drüberlesen gar nicht mitbekommt.
    Auch hier wurden ja in unserem wirklich gelungenen Thread einige aufgezeigt.
    Die Stimmung des Geschehens ist von der ersten Seite an, weit mehr als nur düster, sondern eindringlich bis apokalyptisch - und das ohne den Tiefgang einer so brisanten Handlung auch nur im Geringsten abzuschwächen.
    Und dann die vielen Handlungsnebenstränge - die Verwendung literarischer und musikalischer Vorbilder und natürlich auch historisch belegter Personen - schlichtweg phänomenal.

    David Lloyds Anteil am Gelingen der Geschichte will ich nicht vernachlässigen.
    Ob in S/W oder in Farbe (nimmt sich in meinen Augen nichts!) - er versteht es immer punktgenau der Story die notwendige optische Brillianz zu verleihen.
    Es wirkt nichts übertrieben - es fehlt nicht an Details - alle Stimmungen werden exzellent transportiert - er stellt seine Zeichnungen nicht in den Vordergrund - sondern begleitet sie stets mit der benötigten Intensivität, um der Handlung immer genügend Präsenz und Gewichtung der Geschehnisse zu ermöglichen.

    In kurzen Worten - ein perfektes Zusammenspiel zwischen Zeichner und Autor.

    Obwohl ich anfangs dazu neigte, dem Comic ein halbes Pünktchen abzuziehen - um vielleicht noch ein perfekteres irgendwann mal zu bewerten, könnte ich nach diesem Thread überhaupt keinen einzigen nicht frei erfundenen Grund nennen, warum ich nicht die Höchstnote 10/10 geben sollte.

    An Alle die hier nur mitgelesen haben und das Comic nicht Ihr Eigen nennen + an alle die schon den Film ganz ansprechend fanden kann ich nur dringenst empfehlen - kauft Euch dieses Comic-Werk!

    Wir hatten doch mal die Rede von Meilenstein und Comic für die Insel.

    V wie Vendetta

  20. #45
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    Hat jemand ne Idee, welches Gemälde auf S.260 im Bild 5 im Hintergrund hängt? (Englische Ausgabe von Vertigo)

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