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Thema: Welche Comics habt ihr heute gelesen? - Der große Review-Thread

  1. #2326
    Mitglied Avatar von Manxman
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    Die Großen Science Fiction Comics 13: Jeremiah - Sekte der Gesichtslosen
    Hermann
    Ehapa
    6/10

    Jeremiah zu Lesen ist wie einen alten Kumpel wieder zu treffen ... um zu merken, dass es einen Grund hat, dass man sich kaum noch sieht. Nicht so spannend, und auch gar nicht so atemberaubend gezeichnet. Am schlimmsten ist aber die völlig uninspirierte Farbgebung.

  2. #2327
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    »He, David! Reiß dich zusammen … sieh einfach nicht hin!«

    Zitat Zitat von christian muschweck Beitrag anzeigen
    »Jeremiah« zu lesen ist, wie einen alten Kumpel wieder zu treffen … um zu merken, dass es einen Grund hat, dass man sich kaum noch sieht.
    Stimmt, ja. Habe gestern versucht, Die Nacht der Adler (Zack-Box 39) nach langen Jahren wieder zu lesen. War keine schöne Erfahrung.* Wobei die frühen Jeremiah-Alben grafisch noch sorgfältiger ausgeführt sind als die aktuellen. Esra va très bien von 2008 tut echt weh. Hermann setzt die menschliche Anatomie schleißiger um als je zuvor. Da passt gar nix mehr zusammen. Ist nicht gut alt geworden, der Monsieur Huppen …

    * Ebenso wenig, realisieren zu müssen, dass 30 – in Buchstaben: dreißig – Jahre seit meiner ersten Lektüre dieser Serie in Zack vergangen sind.

  3. #2328
    Mitglied Avatar von SvenT
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    Hehe, das ist genau was ich empfand als ich vor ein paar Jahren noch mal die einst heiss geliebten Jeremiah-Alben rausholte. Das ist einfach unfassbar schlecht gealtert. Und die neueren, also die der letzten 10 Jahre, halte ich auch noch für stinklangweilig geschrieben.

    Die ollen Bois-Maury-Alben gehen aber noch!
    lieber dohf als ein comicfilosohf

  4. #2329
    Mitglied Avatar von Manxman
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    American Jesus - Book One: Chosen
    Mark Millar / Peter Gross
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    10/10

    Von Mark Millar habe ich bisher nicht viel gehalten, aber American Jesus ist wirklich äußerst unterhaltsam. Sehr gut ausgearbeiteter Figurenkosmos, gut geschriebene Dialoge, unaufgeregte und trotzdem fesselnde Erzählweise, hier stimmt einfach alles. Ich hoffe nur, dass Millar das Niveau hält und das ganze nicht in einen durchschnittlichen Fantasy-Plot mündet. Momentan bin ich aber sehr zuversichtlich. Schön ist auch der Anhang, mit einem guten Millar-Interview und Anmerkungsteil. Wie weit ist die Serie in Amerika bisher eigentlich erschienen?

  5. #2330
    Mitglied Avatar von The Hypnotoad
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    Zitat Zitat von christian muschweck Beitrag anzeigen
    Wie weit ist die Serie in Amerika bisher eigentlich erschienen?
    Tja, mehr gibt es noch nicht. Aber dank ernsthafter Verfilmungspläne will Millar eine Comic-Trilogie daraus machen. Der zweite Band ist für Herbst 2009 geplant.

  6. #2331
    Klugscheissender SysOp Avatar von Clint Barton
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    Free Comic Book Day 2009 Avengers #1
    Bendis, Cheung
    Marvel
    5/10
    Die Dork Avengers treffen auf die Not Avengers und... reden, werden durch die Luft geworfen, während sie reden und so weiter und so fort. Sehr öde.
    Naja, immerhin von Jim Cheung gezeichnet, dessen MB mir doch sehr gut gefällt, auch wenn sie nur wenig zu tun hat (wie eigentlich praktisch alle Figuren ausser IP, W, S, T und A).
    BTW: Marvel muss wohl sparen - kleineres Format und noch beschisseneres Papier als sonst. Naja, man muss ja auch einen Vorwand liefern, um die Fans dann mit dem "Director's Cut" zur Kasse zu bitten.

    Free Comic Book Day 2009 (Wolverine: Origin of an X-Man) #1
    van Lente, GuriHiru
    Marvel
    6/10
    Nee Origin ist da (zum Glück) nicht drin zu finden, sondern eher ein Abenteuer aus Logans Anfangstagen bei Department H. Immerhin taucht mal wieder ein wirklicher altes Mitglied von Alpha Flight auf und das Heft spielt direkt vor Incredible Hulk #181.

    Green Arrow/Black Canary #19
    Kreisberg, Norton
    DC
    7/10
    Gut, aber wenig überraschend.

    Tales of the TMNT #57
    Berger, Lawson
    Mirage
    6/10

    Gold Digger #104
    Perry
    Antarctic Press
    8/10

    Gold Digger/Ninja High School: Maidens of Twilight #3
    Perry, Bevard, Anderson
    Antarctic Press
    6/10

    Teenage Mutant Ninja Turtles #1 FCBD Edition
    Estman, Laird
    Mirage
    9/10
    Schon oft gelesen und es ist immer noch absolut fazinierend, was die beiden damals in den 80ern hingelegt haben

    Comics Festival!
    diverse
    Legion of Evil Press
    8/10
    Viele schöne Beiträge.

    Free Comic book Day: Aliens/Predator
    Arcudi, Howard, Saltares
    Dark Horse
    5/10
    Beides relativ behäbige Standartkost. Vom Predator kaufe ich mir so oder so das Trade, bei Alien muss ich mal sehen. Absolut angefixt hat mich das nicht.

    Bongo Comics Free-for-all! 2009
    diverse
    Bongo
    5/10
    Meine SAMMLUNGEN: [ Comics || Bücher || Filme/Serien || Musik || Video Games ]
    || [ comicbookdb.com ] ||
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  7. #2332
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    « Messire mon époux, accordez que je m’éloigne, car la tête me fend… »

    Zitat Zitat von SvenT Beitrag anzeigen
    Die ollen Bois-Maury-Alben gehen aber noch!
    Hermann, Les Tours de Bois-Maury, tome 1 : Babette, Éditions Jacques Glénat, Grenoble 1984

    Angeregt durch SvenT, habe ich den ersten Band der Türme von Bos-Maury* hervorgekramt und wieder gelesen.

    In einem weder örtlich noch zeitlich genauer definierten mittelalterlichen Setting erzählt Hermann von der Unbill, die dem Maurer Germain** widerfährt. Dieser liebt Babette, die Tochter eines Bauersmanns, und sie ihn. Ganz daneben findet das ihr Vater, die restliche Sippschaft ebenso.
    Im Halali einer Wildhatz versucht der böse Ritter Geoffroy, Babette sexuelle Gewalt anzutun. Germain muss dies beobachten und durchbohrt den Wüstling mit dessen Lanze. Die lokale weltliche Obrigkeit kerkert den Maurer ein; man setzt ihn einem so genannten Gottesurteil aus: Seine linke Hand wird verbrüht. Die arme Babette fällt indes ihrer Familie zum Opfer: Mama, Papa und die lieben Brüder – ein Dunghaufen missgestalter Kretins – knüppeln sie tot.
    Zu Germains Glück – oder Unglück, je nachdem – erkennt der fahrende Ritter Aymar vom verlorenen Lehen Bois-Maury in Messire Geoffroys ungebärdigen Lenden die wahre »radix malorum« und ipso facto das moralische Unrecht, welches dem Maurer widerfahren ist. Konträr sieht das der hitzköpfige Sohn des lokalen Burgherrn Eudes: Er fordert Aymar zum Duell, um die Ehre seines Freundes Geoffroy wiederherzustellen. Aymar tötet den Eudes’schen Spross, und der Maurer geht frei.
    Germain versucht nun vergeblich, einem gesetzestreuen Broterwerb nachzukommen – als Maurer verhindert dies seine verbrühte Hand, als Wäscheträger die Libido seiner Chefin, als Schweinehirte der Spott seiner »fellow human beings« –, und wird also Dieb in der Bande des ausgebufften La Pie, der »Elster«.
    Der rechtschaffene Ritter Aymar und sein Knappe Olivier tölten von dannen, zum nächsten Turnier – und auch, wie Aymar hofft, seinen verlorenen Türmen des Waldes von Maury entgegen, den, so sekundiert der Knappe, »allerschönsten auf der ganzen weiten Welt«. Den maledeiten Maurer hingegen empfängt die schwarze, schwarze Nacht.

    Hermann vermittelt auch in dieser Geschichte seine wirklich ermüdend negative Sicht auf Menschen und Leben: Die Bauern sind gemeine, hässliche Bestien, die Ritter bis auf Messire Aymar zotige Hitzköpfe, der Geistliche ist ein weltfremder Frömmler, die Burgfrau kriegt Migräne, wenn die Ritterrunde derbe Witze reißt, die Spielleute sind heimtückische Diebe, die Wäschereibetreiberin ist eine geile, niederträchtige Alte und so weiter und so fort. Alle sind irgendwie böse. Und die, die am wenigsten böse sind – der Maurer Germain und die Bauerstochter Babette –, werden am härtesten vom Leben bestraft: Er verliert seinen Beruf und muss ein Dieb werden, sie wird getötet. Das ist der Preis, der in Hermanns Welt für Liebe zu bezahlen ist. Und der Ritter Aymar? Der greift auch nur ins Geschehen ein, wenn er gar nicht mehr anders kann.
    Das alles erinnert an die nihilistische und auch ein bisschen pubertäre Weltsicht von Spaghettiwestern aus den 1960er-Jahren. Von denen muss Hermann einige gesehen haben. Alle Menschen sind schlecht, und diejenigen, die am wenigsten schlecht sind, steigen als die Guten aus.
    Allerdings ist Babette gekonnt gezeichnet, mit der Feder, loser in der Strichführung als ältere Arbeiten von Hermann, die Kolorierung haut hin, grafisch würde ich das als gelungen bezeichnen. Erzählt wird die Story recht elliptisch, das heißt, Hermann beschränkt sich auf wesentliche Szenen, um die Geschichte voranzutreiben, hält sich nicht lange mit der Einführung seiner Charaktere auf. Die längste durchgehende Sequenz des Albums ist einem Duell gewidmet: fast sechs Seiten. Action, Baby!
    Das Mittelalter-Setting tut Hermann gut: seiner Grafik, seinen Storys, seiner Erzähltechnik … und seiner Weltsicht. Die Türme von Bos-Maury sind die lesbarste Serie des schnauzbärtigen Belgiers, der letztes Jahr 70 geworden ist.

    Anmerkungen:
    * Ich beziehe mich im Folgenden auf die erste französische Auflage des Albums, Ende 1984 erschienen.
    ** In der deutschen Übersetzung heißt die Figur »Gereon«. Warum? »Germain« bedeutet im Französischen als Adjektiv »germanisch«, als Substantiv »Germane«. Kann das der Grund sein? Zu »Gereon« weiß der entsprechende Wikipedia-Eintrag: »[…] männlicher Vorname. […] vor allem im Kölner Bereich zu finden. Der Name bezieht sich auf den heiligen Gereon von Köln. Herkunft und Bedeutung sind unklar, möglicherweise kommt der Name aus dem Griechischen und bedeutet ›der Älteste‹.« Um ehrlich zu sein, verstehe ich diese Namensänderung genauso wenig wie jene im Titel der Serie. Was soll denn »Bos-Maury« sein? Ich habe hier im Comicforum bereits in entsprechenden Themenstrecken gesucht, konnte aber keine Erklärung finden.
    Geändert von moebius1900 (20.04.2009 um 07:45 Uhr) Grund: vier Wörter ausgetauscht

  8. #2333
    Moderator Alligator Farm Avatar von tillfelix
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    Seaguy - Slaves Of Mickey Eye #1
    Morrisson, Stewart

    Da wollt ich eigentlich auf das TPB warten, und dann hab ich doch zugegriffen. Und nichts bereut. Morrisson wirft wieder unendlich viele gute Ideen in die Story, auf jeder Seite überrascht er mit neuen Entwicklungen. Außerdem werden die Charaktere aus der ersten Mini-Serie konsequent weiterentwickelt. Kaum zu glauben, dass mehrere Jahre zwischen dem letzten Heft der ersten und diesem ersten Heft der zweiten Miniserie liegen.
    Cameron Stewart ist gereifter, auch wenn ich seine Striche teilweise etwas zu stark finde. Dafür sind seine Figuren gewiefter gestaltet, und er schafft es wie in den ersten 3 Heften, den Wahnsinn von Morrissons Script zu erden, um diesen noch besser wirken zu lassen. Stark.

    10/10

    B.P.R.D. - The Black Goddess

    Mignola, Arcudi, Davis

    Hier geht mächtig die Post ab: Mignola und Arcudi haben einen gewaltigen Kampf mit mächtigen Monstern erdacht, der von Guy Davis auf wunderbare Weise inszeniert wird. Aber auch die Momente in der Stadt, mit Dr. Corrigan und Memnan Saa, oder dem Eindringen von Johann Kraus, sind eindringlich und lassen die Zeit bis zum Finale in einem Monat lang werden.

    10/10

    Einar #12

    Hagenow, Bommer

    Mal wieder ein Piccolo, und ein typischer Hagenow, in dem die Post mächtig abgeht. Einar und Kumpanen stürmen die gegnerische Festung und befreien Ragnor. Mehr Stoff braucht's für einen Comic dieser Größe nicht, und was Hagenow draus macht, spricht für seine Fähigkeiten. Schöner kleiner Spaßcomic für ne kurze Bahnfahrt.

    7/10

  9. #2334
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    “God’s not in heaven, and nothing’s right with the world.”

    “All you of Earth are idiots!”*

    Ivan Brunetti, Misery Loves Comedy, Fantagraphics Books: Seattle, 2007, und Ho! The Morally Questionable Cartoons of Ivan Brunetti, Fantagraphics Books: Seattle, 2009

    Die gesammelten Schändlichkeiten Ivans des Schrecklichen in zwei Bänden: Neben den bekannten Arbeiten Brunettis** bieten beide Veröffentlichungen einiges an Bonusmaterial***.
    MLC zeigt den Autor im Hader mit sich und allem: Beruf, Sexualität, Mitmenschen, Leben an sich, Gott, Kosmos et cetera. Man denke an irgendwas: Brunetti hat sicher ein Problem damit. Seine Reflexionen gleichen einem »journal intime«, und die Welt nach I. B. ist kein schöner Ort. Als Zaungast unterhält man sich allerdings prima: Grafisch versiert, stilistisch vielfältig, wortgewaltig und ausufernd, entwickeln die Brunetti’schen Tiraden und Suaden beträchtliche Sogwirkung.
    Nicht so gelungen wie seine (im weitesten Sinn) Comicarbeiten sind die Cartoons Brunettis in Ho! TMQCoIB: Einbildgags zu den Themen Masochismus, Sadismus, Pädophilie, Zoophilie/Sodomie, Suizid, Gerontophilie, Kastration, Amputation, Penisbongs, Bondage, Autonepiophilie, Flagellation, Koprophilie, Urophilie, Anthropophagie, Nekrophilie, Queefing und vielem anderem. Brunettis »Hundertzwanzig Tage von Ho!-Dom« werden auf Dauer (wie das Buch des französischen Markgrafen) recht mühsam, hauptsächlich weil die Pointen nur selten wirklich sitzen.
    Brunetti zählt ohne Zweifel zu den außergewöhnlichsten zeitgenössischen grafischen Autoren. Diesen Comic-Book-Cioran auf Deutsch zu veröffentlichen wäre ein löbliches Wagnis.

    Anmerkungen:
    * Aus Ed Woods Film Plan 9 from Outer Space, USA 1959.
    ** Misery Loves Comedy bringt Schizo, 1 (Oktober 1995), Schizo, 2 (Januar 1996), Schizo, 3 (März 1998); nicht enthalten ist das überformatige Schizo, 4 (Januar 2006). Ho! The Morally Questionable Cartoons of Ivan Brunetti greift Haw! Horrible, Horrible Cartoons (2001) und Hee! Yet More Horrible Cartoons (2005) wieder auf. Alle bei Fantagraphics erschienen.
    *** MLC präsentiert Arbeiten aus verschiedenen Jahren für diverse Zeitschriften und Zeitungen. In Ho! TMQCoIB sind einige Cartoons für die Anthologie Hotwire Comics wieder abgedruckt; daneben gibt es auch Gags, die der Welt bis jetzt erspart geblieben waren.

  10. #2335
    Mitglied Avatar von Manxman
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    Zitat Zitat von moebius1900 Beitrag anzeigen
    Das alles erinnert an die nihilistische und auch ein bisschen pubertäre Weltsicht von Spaghettiwestern aus den 1960er-Jahren. Von denen muss Hermann einige gesehen haben.
    Die Weltsicht teilt er wohl. Gleichwohl haben Italowestern, selbst die durchschnittlichen, einen schllitzohrigen Charme, den Hermann nie hinbekommt. Babette ist aber definitiv ein Klassiker, den ich selbst gerne mal wieder lesen möchte.

    Ich selbst habe mir billig ein paar Jeremiah erstanden und jetzt auch gelesen. Ich habe mich einigermaßen gut unterhalten, am Ende war ich aber dann doch genervt.


    David Walker - Die Nacht der Adler
    Zack Comic Box 1980
    7/10
    Den ersten Jeremiah find ich echt in Ordnung. Die Gesichter sind hier schon gewöhnungsbedürftig bis hässlich gezeichnet, aber generell ist es ein brauchbarer Westernplot. Comanche war zu seinen Glanzzeiten aber um einiges besser.

    Jeremiah 11 - Explosive Beute
    Carlsen
    5/10
    Die ersten 5 Seiten sind ein fulminant inszeniertes Gewaltverbrechen, danach dümpelt die dünne Geschichte vor sich hin. Hermann schafft es einfach nicht, aus Figuren mit Potenzial etwas zu machen, das war bei der Sekte der Gesichtslosen so, das ist hier, bei dem Überlebenden des Verbrechens nicht anders. Banal.

    Jeremiah 14 - Simons Rückkehr
    Carlsen
    5/10
    Die Geschichte um einen geistesgranken Mörder hat etwas mehr Brisanz und Dichte. Kurdy darf in einer Szene, die Hermann sichtlich wichtig ist, nicht nur den perversen Sadisten und Kinderschänder, sondern gleich noch dessen Psychologen ungestraft über den Haufen ballern. Und als ob das nicht genug wäre, killt er später noch einen Arzt, weil er ein Halsabschneider ist. Mir sind Hermanns politische statements entschieden zu morbide. Jeremiah, in früheren Bänden eher noch ein naiver Waisenknabe nimmt Kurdys Exzesse inzwischen stoisch hin. Ein Indiz, dass Hermann nicht (mehr?) daran gelegen ist, solche Handlungen zu hinterfragen. Eine neue Qualität der Verrohung in Hermanns Schaffen bricht sich Bahn.

    Jeremiah 16 - Gefährliches Terrain
    Carlsen
    7/10
    Diese Geschichte um einen Bandenkrieg ist eigentlich recht spannend. Kurdy darf sich verlieben, was man ihm gönnt. Auch das Ende, in dem die Helden ihre nassen Kekse zum Trocknen auslegen, hat Charme. Trotzdem haben die Zeichnungen, die Farben und überhaupt die ganze Serie einen ziemlichen Schmuddelcharakter.

    Jeremiah 17 - Falsche Hoffnungen
    Carlsen
    3/10
    Hermann ist auf seine ganz eigene Art und Weise poetisch. Der beinlose Winston möchte bei der langbeinigen Daisy landen. Am Ende verliert Daisy durch eine Granate ihre Beine und Winston ist endlich am Ziel. Sein Hochzeitsgeschenk sind ... Stiefel. Har Har. Da lacht der schnauzbärtige Belgier.
    Absoluter Flachpunkt ist aber der Dialog zwischen dem Rocker Montana und der Indianerin:
    - Ich mag Sie. Trinken wir einen.
    - Danke Dicker, bist ein Schatz! Aber versprich dir nicht zuviel, ich hab Hängetitten.
    Jeremiah 17, auch wieder mit dem Gerüst eines klassischen Westernplots, ist ein schäbiger Comic, fast schon etwas peinlich.
    Geändert von Manxman (21.04.2009 um 18:08 Uhr)

  11. #2336
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    »Na, gefalle ich dir, mein Süßer?«*

    Jeremiah unter dem Aspekt der dargestellten Sexualität zu betrachten wäre sicher amüsant (oder im Gegenteil). Wenn ich mich recht erinnere, entwickeln die beiden Hauptfiguren einige Alben lang gar keine (hetero-)sexuellen Aktivitäten. Irgendwann kommt dann Lena (so heißt sie, oder?), als ob Hermann siedend heiß eingeschossen wäre: »Merde, merde, am Ende glaubt noch irgendein Schlaumeier, Jeremiah und Kurdy sind schwul.« Dabei hat sich Kurdy bereits im ersten Album als äußerst schicker Crossdresser herausgestellt.
    Frauendbild, Sexualität, Gewalt bei Hermann – man sollte sich das mal genauer anschauen.** Allerdings müsste man dazu alle Alben wieder lesen. Na ja, vielleicht demnächst. Wäre einen eigenen Thread wert (falls das jemanden interessiert).

    * Kurdy zu Jeremiah in Die Nacht der Adler, Carlsen Verlag: Hamburg, 1998, S. 24.
    ** Immerhin sind ja nicht wenige in diesem Forum mit Hermann-Geschichten aufgewachsen, nehme ich an.

  12. #2337
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    Zitat Zitat von christian muschweck Beitrag anzeigen
    [Ad Jeremiah, 11:] »Die ersten fünf Seiten sind ein fulminant inszeniertes Gewaltverbrechen, danach dümpelt die dünne Geschichte vor sich hin.«
    Bis zur ersten Sprechblase ist alles okay.

    Zitat Zitat von christian muschweck Beitrag anzeigen
    [Ad Jeremiah, 14:] »Kurdy darf in einer Szene, die Hermann sichtlich wichtig ist, nicht nur den perversen Sadisten und Kinderschänder, sondern gleich noch dessen Psychologen ungestraft über den Haufen ballern.«
    Dazu findet man auf Hermanns Website Folgendes:

    »Kurdy tötet Simon ohne Mitleid (denn er hat Kurdys Mauleselin gelb angemalt!), bevor er den Psychiater liquidiert. Kurdy führt Hermanns Gedanken aus. Das brachte ihm zahlreiche scharfe Kommentare durch Anwälte und Journalisten ein, die nicht zögerten, ihm endgültig das Etikett des zu meidenden Autors anzuheften.«*

    Und ebendort weiter oben:

    »Anlässlich eines Interviews hatte Hermann erklärt: ›Vor ein paar Jahren hat ein Mann in Lüttich ein Kind vergewaltigt und getötet. Da er krank war und von den Psychiatern für unzurechnungsfähig erklärt wurde, sperrte man ihn in eine psychiatrische Klinik. Ein wenig später wurde er entlassen, und nur zehn Tage darauf fing er wieder an: ein weiteres Kind, eine neue Vergewaltigung, ein neuer Mord. Dieser Strolch hätte niemals entlassen werden dürfen.‹ Hermann empören solche Entscheidungen, und er ist der Ansicht, dass man derartige Ungeheuer hinrichten können müsste.«**

    * Hervorhebung von mir. Hermann Huppen – Site officiel: http://www.hermannhuppen.com/jeremiah-analyse.shtml. Im Original: « Kurdy abattra Simon sans pitié (car il a peint la mule de Kurdy en jaune !), avant de liquider le psychiatre. Kurdy exécute les pensées d’Hermann. Ce qui lui valut de nombreux commentaires acerbes de la part d’avocats et de journalistes qui n’hésitèrent pas à lui accoller défintivement l’étiquette d’auteur infréquentable. »
    ** Ebd. Im Original: « Lors d’une interview, Hermann avait déclaré : ‹ Il y a quelques années, à Liège, un homme a violé et tué un enfant. Parce qu’il était malade et déclaré irresponsable par les psychiatres, il a été enfermé dans une clinique psychiatrique. Un peu plus tard, il fut libéré, et juste dix jours après, il recommence : un autre enfant, un nouveau viol, un nouveau meurtre. Ce voyou n’aurait jamais dû être libéré. › Hermann est révolté par de telles décisions et il estime qu’on devrait pouvoir exécuter de pareils monstres. »


    Zitat Zitat von christian muschweck Beitrag anzeigen
    [Ad Jeremiah, 17:] »[…] ein schäbiger Comic, fast schon etwas peinlich.«
    Oder peinvoll:

    »[Kurdy:] Winston, mit den Frauen ist es wie mit den Chinesen: Versuch nicht, sie zu verstehen … Viel Glück! [Winston:] Ich habe nicht Ihre Erfahrung, Kurdy! Aber sicher haben Sie Recht!«*

    * Hermann, Jeremiah, 17: Falsche Hoffnungen, Carlsen Verlag: Hamburg, 1994, S. 46.

  13. #2338
    Mitglied Avatar von Manxman
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    Zu Jeremiah, 14 und allgemein:
    Kurdys Emotionalität und Unberechenbarkeit sind eigentlich das größte Qualitätsmerkmal der Serie. Trotz aller Schwächen der Serie muss man Hermann zugestehen, dass er hier eine interessante Figur entwickelt hat. Mein Problem mit Hermann ist, dass er von Menschen (und Natur) nur die abstoßendsten und ekelhaftesten Seiten zeigt, und das mit reichlich Sendungsbewusstsein. Gleichzeitig sind seine Plots schwach. Meiner Meinung nach scheitert er mit seinen Ansprüchen, aber er scheitert mit Würde und bemüht sich redlich. Irgendwie auch wieder sympathisch.

  14. #2339
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    “Look, folks, I’m just a cartoon character!”*

    Sam’s Strip. The Comic About Comics
    Von Mort Walker und Jerry Dumas
    Hg. v. Brian Walker
    Fantagraphics Books: Seattle, 2009

    Ein vergessenes Kleinod aus der Geschichte der amerikanischen Zeitungscomics gibt es dank Fantagraphics zu entdecken. Sam’s Strip von Mort Walker und Jerry Dumas war nie ein Publikumserfolg und lief auch nur kurze Zeit, vom 16. Oktober 1961 bis zum 1. Juni 1963. Dabei hat die Serie einiges zu bieten, handelt es sich doch um Metafiktion. In Sam’s Strip geht’s nämlich um Comics.
    Die titelgebende Hauptfigur ist für die Produktion eines täglichen Comicstrips verantwortlich und muss sich daher zum einen mit dem Zeichner Dumas herumschlagen und zum anderen mit zahlreichen Figuren, die mitwirken wollen. Obendrein drängelt sich Sams namenloser Assistent zu dessen Verdruss gerne und oft in den Vordergrund. Eine Parade prominenter Comiccharaktere absolviert Auftritte: neben vielen anderen Dick Tracy, Popeye, Charlie Brown, Blondie und Dagwood, Prince Valiant, Krazy Kat und Ignatz Mouse oder Happy Hooligan sowie, man staune, Donald Duck und Mickey Mouse (im Übrigen ganz ohne Klagen der jeweiligen Urheber, wie Dumas in seinen Anmerkungen betont).
    Ein Gutteil der Gags in Sam’s Strip resultiert aus der Auseinandersetzung mit den formalen Aspekten des eigenen Mediums. Wenn Sam schlafen will, bittet er seinen Assistenten, einen Holzblock mit Säge aus der Requisitenkammer zu holen. Zum Autofahren braucht er klarerweise eine Geschwindigkeitswolke, auf der »ZOOM« steht. Ganz unterschiedliche Rezeptionsmöglichkeiten lässt der Strip vom 9. Mai 1962 offen: Das erste Panel zeigt zwei im so genannten realistischen Abenteuercomicsstil gezeichnete Jagdflugzeuge am Himmel; von den Maschinen gehen zwei Sprechblasen mit einem Frage- beziehungsweise einem Rufzeichen aus. Im zweiten Bild ist ein im selben Stil dargestellter männlicher Kopf im Halbprofil zu sehen – mit einer gewissen Ähnlichkeit zu einem ältlichen Clark Gable –, in der Textbox darüber steht »Inzwischen …«, und die zugehörige Sprechblase enthält ein Fragezeichen. Im dritten und letzten Panel, nun im gewohnten Funnystil des Strips gezeichnet, sehen wir Sam, am Schreibtisch sitzend, und seinen den vorigen Bildern zugewandten Assistenten, der sich wundert: »He, was ist da los?« Sams Erklärung: »Ich habe die Hälfte von unserem Strip an einen Abenteuercomic untervermietet. Die brauchen den Platz – und ich das Geld.«
    Zum anderen stellen auch einige Witze wie in einer gewöhnlichen Zeitungsserie auf Tagespolitik oder das Zeitgeschehen ab. Die Metavariante ist allerdings die unterhaltsamere und verleiht Sam’s Strip seine Einzigartigkeit. Den damaligen Lesern hat’s glatt und verkehrt nicht gefallen, deshalb stellte Dumas die Serie nach weniger als zwei Jahren ein. 1977 griff er Sam und seinen Assistenten für den konventionelleren Comic Sam and Silo wieder auf. Mort Walker war sowieso hauptsächlich mit seinem erfolgreichen Beetle Bailey beschäftigt.
    Das schmucke Buch von Fantagraphics bringt alle Folgen von Sam’s Strip, Vorworte der beiden Autoren sowie Annotationen von Jerry Dumas und dem Herausgeber, Mort Walkers Sohn Brian.**

    * In diesem Text gibt’s keine Fußnoten.
    ** Wie angekündigt: keine Fußnoten.

  15. #2340
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Einige Gags wurden auch in deutschen Strips recyclet.

  16. #2341
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    ”It’s crazy the way everybody hops onto these new fads“

    Ja, das bietet sich an. Sam’s Strip wurde nie ins Deutsche übersetzt. Könntest du Näheres dazu ausführen?
    Geändert von moebius1900 (22.04.2009 um 07:50 Uhr) Grund: Wort gelöscht

  17. #2342
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zu lange her, als daß ich mich genau erinnere. Eddy Brons und Haggi haben jedenfalls einen Gag "geklaut". Wohl einen von denen, die in der COMIXENE abgedruckt waren.

  18. #2343
    Moderator Alligator Farm Avatar von tillfelix
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    The Spirit #27
    Uslan, DeSanto, Justiniano, Wong

    Eine ganz witzige Geschichte, die die Herren Uslan und DeSanto hier niedergeschrieben haben. Kommt wenig Langeweile auf. Der eigentliche Star dieser Ausgabe ist aber wieder Zeichner Justiniano, der mich zum wiederholten Mal umgehauen hat. Sein Strich ist so geil dynamisch, seine Figuren springen förmlich auf den Seiten hin und her, die Panellayouts unterstützen das Storytelling bestens. Dazu die nicht so inkonsistente Tusche wie in der letzten Ausgabe und die stimmungsvollen Farben, und fertig ist das Augenpulver.

    8/10

    Savage Dragon #144

    Larsen, Orzechowski, Koutsis, Toris

    Ein interessantes Experiment, dass der Herr Larsen hier probiert hat: jedes Panel zeigt eine Situtation aus dem Folgetag. Und dieses Experiment funktioniert bis auf wenige Ausnahmen ziemlich gut. Ab und zu fehlt mir wohl ein wenig Hintergrundwissen zu den Figuren und den Verwicklungen der letzten Ausgaben, dem großen Bogen war aber zu folgen. Und so kriegt man eindrucksvoll ein halbes Jahr aus dem Leben von Savage Dragon serviert, der mit dem Verlust seiner Frau zu kämpfen hat, sich liebevoll um seine Kids kümmert, vom Gericht verurteilt wird usw. Viel Stoff, interessant serviert.
    Vorrangig hatte ich mir das Heft allerdings wegen dem Lettering von Tom Orzechowski gekauft, der Chris Eliopoulos vor kurzem ablöste, und Savage Dragon handlettert. Sehr fein, kann man sich einiges abgucken. Und sehr überrascht und überzeugt hat mich die Kolorierung, die perfekt zu Larsens Zeichnungen passt. Insgesamt ein schönes Heft.

    9/10

  19. #2344
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    “Yessss… Come to me, baby… You know you want it…”

    Rocky, Vol. 1: The Big Payback
    Rocky, Vol. 2: Strictly Business

    Von Martin Kellerman
    Hg. u. übersetzt v. Kim Thompson
    Fantagraphics Books: Seattle, 2005 u. 2008

    Ein schwedischer Strip in amerikanischer Übersetzung: Martin Kellermans Rocky ist in seiner Heimat äußerst erfolgreich, erscheint in zahlreichen Zeitungen und wurde auch animiert. Erzählt werden Skurrilitäten aus dem Bohemienleben der titelgebenden Hauptfigur. Rocky, angeblich weitgehend auf dem 1973 geborenen Kellerman selbst beruhend, ist ein Stockholmer Comiczeichner, McJobber, Hip-Hop-Fan, hauptsächlich aber Schwerenöter. Seine Freunde und Kumpane machen ihm das Leben auch nicht leichter – und die »chicks« schon gar nicht. Man kann sich also vorstellen, woraus die Pointen resultieren.
    Grafisch an Robert Crumbs Comics mit anthropomorphen Tierfiguren wie etwa Fritz the Cat erinnernd – Rocky selbst ist ein Hund –, nimmt der Strip viele Elemente aus der mittlerweile umfassend in Film und Literatur dokumentierten US-Slacker-Kultur auf: Es geht um Sex, Drogen, Musik und miese Jobs. Und dass Kellerman mit Begeisterung Peter Bagges Hate gelesen hat, steht außer Zweifel. Also inhaltlich und grafisch nix Neues, aber extrem witzig. Ein Beispiel?
    Rocky liegt vor der Eingangstür seiner Wohnung am Fußboden, in Embryonalstellung, bedeckt mit einer Zeitung, unter seinem Kinn eine Pfütze. Dieses Bild bleibt über vier Panels gleich. Sprechblasentext eins: »Hinterlassen Sie Ihre Nachricht bitte nach dem Piepton. *Piep!* He, hier ist Tommy. Danke für das super Abendessen gestern. Hoffe, du hast es danach in der Rangus-Bar noch ordentlich krachen lassen. *Klick!*« Panel zwei: »*Piep!* Hey, Mesup hier! Shit, was ist denn mit dir gestern passiert? Zuerst machst du mit dieser Kunsttante auf heavy rum, dann bist du plötzlich weg. Die war so sauer! Total-extrem-mega-super-stink-sauer!« Panel drei: »*Piep!* Guten Tag, hier spricht Ah Tscho, Chinaimbiss ›Goldener Drache‹. Sie haben gestern Ihre Jacke bei uns als Pfand hinterlassen, als Sie zum Geldautomaten gegangen sind. Aber Sie sind nie zurückgekommen. Außerdem haben wir in Ihrer Jacke Unmengen unserer Essstäbchen gefunden!« Letztes Panel: »*Piep!* Hier spricht Søren, Ihr Nachbar einen Stock tiefer. Gestern Nacht hat jemand eine Scheibe in der Haustür eingeschlagen, und meine Frau sagt, Sie hätten sie als Crack-Hure beschimpft, als sie Ihnen um vier Uhr nachts den Türcode nicht geben wollte. Rufen Sie mich umgehend an! *Klick!*«

  20. #2345
    Mitglied Avatar von Manxman
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    Zitat Zitat von moebius1900 Beitrag anzeigen
    [B]
    Rocky liegt vor der Eingangstür seiner Wohnung am Fußboden, in Embryonalstellung, bedeckt mit einer Zeitung, unter seinem Kinn eine Pfütze. Dieses Bild bleibt über vier Panels gleich. Sprechblasentext eins: »Hinterlassen Sie Ihre Nachricht bitte nach dem Piepton. *Piep!* He, hier ist Tommy. Danke für das super Abendessen gestern. Hoffe, du hast es danach in der Rangus-Bar noch ordentlich krachen lassen. *Klick!*« Panel zwei: »*Piep!* Hey, Mesup hier! Shit, was ist denn mit dir gestern passiert? Zuerst machst du mit dieser Kunsttante auf heavy rum, dann bist du plötzlich weg. Die war so sauer! Total-extrem-mega-super-stink-sauer!« Panel drei: »*Piep!* Guten Tag, hier spricht Ah Tscho, Chinaimbiss ›Goldener Drache‹. Sie haben gestern Ihre Jacke bei uns als Pfand hinterlassen, als Sie zum Geldautomaten gegangen sind. Aber Sie sind nie zurückgekommen. Außerdem haben wir in Ihrer Jacke Unmengen unserer Essstäbchen gefunden!« Letztes Panel: »*Piep!* Hier spricht Søren, Ihr Nachbar einen Stock tiefer. Gestern Nacht hat jemand eine Scheibe in der Haustür eingeschlagen, und meine Frau sagt, Sie hätten sie als Crack-Hure beschimpft, als sie Ihnen um vier Uhr nachts den Türcode nicht geben wollte. Rufen Sie mich umgehend an! *Klick!*«
    Hat was von Peter Puck. Davon kann man mal generell nie genug haben.

  21. #2346
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    “Hi! I’m Rocky! From Sweden. Is your daughter home?”

    Ja, mag sein, aber Kellerman bedient sich kaum des Stilmittels der allzu drastischen satirischen oder parodistischen Zuspitzung, wodurch Rocky einen stärkeren Wirklichkeitsbezug als Rudi etabliert und die Figur selbst plausibler erscheint; auch ist er zur Gänze am Medium Comicstrip und dessen sequenzieller Erzählrhythmik orientiert, wohingegen Puck gerne auch statische Einzelbilder mit, wie man sagen könnte, asynchron ablaufenden Dialogen zeigt, was bei seinen Figuren stets zu einem gewissen mimischen und gestischen Notstand führt.
    In grafisch-zeichnerischer Hinsicht hat Rocky wenig mit Rudi gemein: Der schwedische Strip ist ungeschliffener, rauer, weniger fertig – dilettantisch in einem positiven Sinn – und dadurch expressiver als das doch sehr konventionelle Puck’sche Destillat aus Marcinelle-Mimikry und Disney-Design.
    Aber nichts gegen Peter Puck, ist in seinen guten Momenten auch sehr lustig.

  22. #2347
    Moderator Alligator Farm Avatar von tillfelix
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    Superman #423 u. Action Comics #583
    Moore, Swan, Perez, Schaffenberger

    Der Klassiker von Alan Moore: "Whatever happened to the Man of Tomorrow?", nochmal gelesen im Zuge der jüngsten Veröffentlichung von DC's Pendant rund um den dunklen Ritter (siehe weiter unten). Und wieder genossen. Ein echter Genuss, wie Alan Moore in diesem 2-Teiler nochmal alle für Superman relevanten Figuren und Objekte zusammenführt und zu einem großen Lobgesang auf den Stählernen verwebt. Wenn man drüber nachdenkt, wie viel Stoff tatsächlich in diesen 2 Ausgaben abgehandelt wird und wie unverkrampft das gleichzeitig präsentiert wird, fällt man schon mal auf die Knie.
    Die Zeichnungen von Curt Swan tun ihr übriges dazu, die natürlich klassisch rüberkommen. Für viele ist Curt Swan DER Superman-Zeichner schlechthin, was ich nicht beurteilen kann, weil ich nur diesen Zweiteiler von ihm kenne. Dass er aber ein Großer ist, daran lassen schon diese 2 Ausgaben keinen Zweifel. Dazu die tollen Inks von George Perez im ersten und Kurt Schaffenberger im 2ten Teil, wobei letztere nicht ganz so schön sind wie die von Perez. Insgesamt trotzdem einfach eine schöne Geschichte.

    9/10

    Batman #686 u. Detective Comics #853

    Gaiman, Kubert, Williams, Sinclair

    Was bei Superman klappt, müsste doch auch mit Batman zu machen sein, oder? Wenn man das Ganze dann noch "Whatever happened to the Caped Crusader?" nennt, muss man sich zwangsläufig dem Vergleich mit Moore's Glanzstück messen lassen. Und ich finde, dass die Batman-Geschichte dem gegenüber etwas abfällt.
    Gaiman und Kubert gehen natürlich einen ganz anderen Weg. Sie lassen die Hinterbliebenen jeweils ihre Version der Geschichte um Batmans Tod erzählen. Das ist amüsant, gerade die erste Ausgabe hält ein paar interessante Ideen von Neil Gaiman bereit. Die zweite Ausgabe aber gefällt mir nicht mehr ganz so gut.

    Neil Gaiman lässt Batman als Geist mit seiner Mutter sprechen, was an sich eine nette Idee ist. Ich kann mich nicht entsinnen, wann die Mutter von Bruce überhaupt mal eine größere Rolle gespielt hat, der Vater war irgendwie immer die Leitfigur. Prinzipiell hab ich aber wenig Bezug zum Thema 'Geister' als solche, deswegen fehlt mir da wahrscheinlich ein gewisses Grundverständnis für.


    Die Zeichnungen von Andy Kubert sind dafür ganz großartig und passen perfekt zu der Atmosphäre der Geschichte. Außerdem profitiert er sehr von den tollen Inks von Scott Williams, der nicht so glatt tuscht wie z.B. Jesse Delperdang.
    Insgesamt sicherlich ein 2-Teiler, der in der oberen Liga mitspielt. Ob's aber genauso ein Klassiker wird wie oben genanntes Superman-Pendant bezweifle ich. Allerdings wird und das wohl die Zeit zeigen.

    8/10

  23. #2348
    Klugscheissender SysOp Avatar von Clint Barton
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    D.I.Y Dentistry... and other alarming inventions
    Riley
    Hodder & Stoughton
    10/10
    Steht den "Bunny Suicides" in nichts nach. Sehr lustiges Teil mit Erfindungen wie der "All-Terrain Pogo Stick Assault Force" oder dem "Nagpod".

    Gaston Bd. 11
    Franquin
    9/10

    Cubitus Bd. 20: Ausflug ins Grüne
    Dupa
    Piredda
    6/10

    Zack #119
    diverse
    Mosaik
    -/10
    "Napoleopn Tran" ist nett, den Rest habe ich nicht gelesen oder bin dran gescheitert - "Isnogud" war ja schon bei Goscinny/Tabary kein besonders guter Comic, aber Dank Tabarys Kindern ist das jetzt komplett für die Tonne. Wenn Ehapa das Zeug in die Gesamtausgabe integriert, steige ich wohl aus.

    Spirou + Fantasio Bd. 48: Zu den Ursprüngen des Z.
    Morvan, Yann, Munuera
    Carlsen
    7/10 (6/10)
    Ich gehöre ja eigentlich zu den Verteidigern von M&M, die haben eigentlich recht ordentliche Arbeit abgeliefert. Besonders Munuera legt sich zeichnerisch sehr gut ins Zeug. Der vorliegende Band beginnt leider etwas hektisch, fängt sich dann aber für eine interessante Geschichte. Nur der Retcon da am Ende, der stösst schon sehr sauer auf. Das hat was von der "Klonsaga". Muss man echt verdauen.

    Die Legende vom Changeling Bd. 1: Die Missgeburt
    Dubois, Fourquemin
    Piredda
    7/10
    Gefällt. Vielleicht etwas zu vorhersehbar.

    Kick-Ass #6
    Millar, Romita Jr.
    Marvel/ICON
    8/10
    Einfach nur Fun.

    Street Fighter IV #2
    Siu-Chong, Ng
    Udon
    6/10

    Savage Dragon #148
    Larsen
    Image
    8/10
    Auch sehr spassiher Superhelden-Comic. Such ja immer noch einen guten Einstiegspunkt. Wäre schön, wenn Larsen so tolle Library-HC von der Serie machen würde, wie Mignola es bei "Hellboy" macht. Wäre sofort dabei, die Serie reizt mich schon lange.

    Owly and Friends!
    diverse
    8/10
    Neue Stories von "Owly, "Korgi" und "Boo". Schön.

    The John Stanley Library featuring Nancy & melvin Monster
    Stanley, Gormley
    D&Q
    6/10
    Sehr schöne, kurzweilige Unterhaltung in toller Aufmachung.

    DC Kids Mega Sampler
    diverse
    DC
    5/10

    Blackest Night #0
    Yawns, Reis
    DC
    5/10
    Sehr gemächlicher Epilog zu "Final Crisis". Deutschleser sollten es also meiden.
    Meine SAMMLUNGEN: [ Comics || Bücher || Filme/Serien || Musik || Video Games ]
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  24. #2349
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    The Museum: Stairway to Heaven
    Von Sasha Homer und John-Frederic Bandel
    L’Auteur Est Mort Press: Fontainebleau/FL, 2008

    Ein amerikanischer Superheldencomic, der sich mit französischem Poststrukturalismus auseinandersetzt? Ja, das hört sich fantastisch hoch vier an, gibt’s aber tatsächlich.

    Sasha Homer, der bereits durch seine gelungenen Pencils und Inks bei The Insect: Last Arthropod Crawling (ab 2001 beim DC-Imprint Giddy Prod.) oder die Horror-Science-Fiction-Schocker Four Eyes und Field Trip to Extinction (beide bei Ataxia) positiv aufgefallen ist, und sein Texter J. F. Bandel, eine bisher unbeschriebene Sprechblase im Comic-Book-Bereich, schicken ihre Helden The Bro und The Sis auf eine Psychoreise in eine finstere Schattenzone, genannt The Museum. Dort treffen die beiden auf Mutanten, Zombies, Serienkiller, Monstergetier und allerhand andere unerfreuliche Erscheinungen, etwa den üblen Watchman (hat nichts mit dem Comicbuch der Comicbücher von Moore und Gibbons zu tun).

    The Bro erinnert ein wenig an den unvergleichlichen Rusty the Boy Robot von Miller und Darrow aus ihrem Comic von 1996. The Sis hingegen gemahnt eher an Charaktere aus dem Sword-and-Sorcery-Bereich – die Rote Sonja, »der Weibsteufel mit einem Schwert«, ist mir gleich eingefallen. Obwohl Bro und Sis immer wieder in schier ausweglose Situationen geraten, schaffen sie es doch mithilfe ihrer überragenden Fähigkeiten, unbeschadet davonzukommen. Selbst in der brutalen Auseinandersetzung mit dem abgebrühten First Secretary bleiben sie siegreich (dessen kubanische – so viel sei verraten – Geheimidentität sie schlussendlich enthüllen können).

    All das würde The Museum ja noch nicht aus der Masse der US-Superhero-Comics herausheben. Den Unterschied machen die Dialoge von Bandel: Stan »The Man« Lee hatte in den 1960er-Jahren noch die Strategie verfolgt, seinen Helden inmitten des wildesten Kampfgetümmels philosophische Bonmots und Betrachtungen allgemein gültiger Natur in den Mund zu legen – man denke nur an den epochalen Fight zwischen dem Silver Surfer und seinem Widersacher The Overlord, im Zuge dessen der Surfer ein aphoristisches Feuerwerk abbrennt, das seinesgleichen wahrlich sucht: »That which I plan to do cannot fail!«, oder: »When all’s said and done -- who is the dreamer -- and which is the dream?« Bandel hingegen plündert nun die Kunstgeschichte, ja, die Menschheitsgeschichte allgemein, bringt Referenzen zu Pop, Literatur, Schimmelpilzen und Politik, alles im Geiste semiotischer und diskursanalytischer Dekonstruktion. So findet Bro, als er und Sis vom glühenden Schurken The Heat heimtückisch attackiert werden, mitten im Gemetzel Zeit für historische Belehrungen: »Of course, ›Veronica‹ is the code name Che Guevara used during the battle of Golgotha. Sis, you’re like totally clueless!« Dieser Referenztornado hebt bereits im Titel des Buchs an – mit seinem Verweis auf das klassische Lied »Die Treppe zum Himmel« der legendären Krautrockband Pleiblimp.

    The Museum entwickelte sich in den USA sofort nach Erscheinen zu einem ungeheuren Campus-Erfolg, und Hollywood hat sich die Filmrechte bereits gesichert (Zack Snyder ist im Gespräch). Homer und Bandel planen indes ein groß angelegtes Crossover zu den entfernt ähnlich gelagerten Serien The Wunderkammer und The Private Collection. Man darf gespannt sein …

    Eine deutsche Übersetzung ist beim renommierten Berliner Philosophie- und Zeitgeschichteverlag Reprodukt in Vorbereitung – ein Zeichen dafür, dass Comics mittlerweile auch von der so genannten Hochkultur in Deutschland ernst genommen werden und nicht mehr nur abgetan als Schund für Kleinkinder und solche, die diesem Alter intellektuell niemals entwachsen sind. Als Übersetzerin für The Museum ist übrigens eine besonders verdienstvolle Dame im Gespräch: Hiroshi Kawamata-Feichtlhuber, die für Suhrkamp vor einigen Jahren die glänzende deutsche Neuübertragung des schwierigen Arcades Project von W. Bendix Benjamin besorgte.

  25. #2350
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    es ist alles voller kaninchen ...

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