Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland – Band 2



Im Grunde geht es in diesem zweiten und letzten Brecher, bevor wir in die achtbändige Hauptreihe starten, genauso weiter wie zuvor. Starke Einzelgeschichten, welche die Schicksale verschiedenster Charaktere und ihren Umgang mit der Katastrophe beleuchten. Dabei wird der rote Faden im Hintergrund aber stets weitergesponnen, nämlich der verzweifelte Versuch den Rest des Landes davon zu überzeugen Gotham wieder aufzubauen, also die notwendigen Mittel dafür bereitzustellen. Zu diesem Zweck muss sogar Batman seinen Job vorübergehend an den Nagel hängen, denn wer wäre besser dazu geeignet vor dem Kongress für seine Stadt zu Kämpfen als der weltberühmte und geachtete Geschäftsmann Bruce Wayne.

Während der Abwesenheit der Fledermaus haben die übrigen Helden in der Stadt natürlich alle Hände voll zu tun, wenn Monster wie Man-Bat und Killer Croc durch die Straßen streifen, sich ein aufstrebender Rock-Superstar als absoluter Psycho erweist und der Joker eine ganze Truppe gefährlicher Subjekte um sich schart.

Größter Unterschied zu den bisherigen Niemandsland-Bänden ist allerdings die umfangreiche Screentime, die Azrael zugestanden wird und das ist wirklich gut so, denn der noch stark an sich selbst zweifelnde Jung-Held sollte sich mehr und mehr zu einem meiner Lieblingscharaktere im Niemandsland entwickeln. Ich konnte den Band kaum aus der Hand legen und bin noch immer schwer begeistert von der Konstruktion der Gesamtsituation und ihrer Umsetzung.

8,5-9/10




Batman: Niemandsland – Band 1



Die Sache ist durch, Gotham ist abgeschrieben. Der Rest der westlichen Welt hat sich dagegen entschieden die Metropole zu unterstützen, alle Zugänge wurden gesperrt, Hilfsgelder gestrichen, ja sogar die weitere Zugehörigkeit zu den vereinigten Staaten von Amerika wurde der Stadt verwehrt. Vollkommen auf sich allein gestellt müssen die restlichen verbliebenen Menschen innerhalb der Trümmer zusehen, wie sie jetzt klarkommen, während die Verbrecher und psychisch gestörten Individuen die Stadt unter sich aufteilen, sich Straßenschlachten mit den letzten Idealisten der Polizei und Batmans getreuen Helfern liefern. Hier haben wir sie also endlich, die Situation wie in John Carpenters Die Klapperschlange oder in Flucht aus L.A. oder auch in Neil Marshalls Doomsday – Tag der Rache in dem gleich ganz Schottland abgeschottet wurde. So sieht es jetzt also auch für Gotham aus, ein Niemandsland in den Klauen gesetzloser Psychopathen.

Düster, brutal und hoffnungslos geht es die Meiste zu im Niemandsland und bei der Masse an Fraktionen und Alleinherrschern, die sich einzelne Gebiete geschnappt haben ist es eine gute Sache, dass wir schon recht früh einen Stadtplan mit der groben Aufteilung der einzelnen Parzellen präsentiert bekommen. In diesem Band hat unter Anderen der Bauchredner wieder einen größeren Auftritt und Azrael, der versucht seine übermäßige Brutalität in den Griff zu bekommen, hat es mit den Teufelsfratzen von Nicolas Scratch zu tun. Scarecrow im Rampenlicht hat ebenfalls mal wieder viel zu bieten, der manipulative Mistkerl.

Insgesamt ein toller Start in die Hauptstrecke, der über weite Strecken von starken Zeichnern in Szene gesetzt wurde und nie wirklich schlecht aussieht. Allerdings sticht es mir storymäßig wie ein Dorn ins Auge, dass Commissioner Gordon sich derart schnell von Batman abwendet, sich von ihm verraten und verlassen fühlt. Nach all den Jahren müsste er sich denken können, dass es dafür gute Gründe gibt. Da wird mit Gewalt ein zusätzlicher, innerer Konflikt herbeigeschrieben, der im Grunde nicht zum Charakter passt. Ärgerlich.

8/10




Batman: Niemandsland – Band 2



Band zwei beginnt mit dem grandiosen Zweiteiler „Mosaik“ aus der Feder von Greg Rucka, der von Frank Teran, den ich bislang nicht kannte, maximal düster und charakterstark in Szene gesetzt wurde, ein 10/10-Einstieg. Dann stehen die Cops wieder mehr im Mittelpunkt, was mir immer sehr gut gefällt. Muss mich irgendwann mal über Gotham Central hermachen. Azrael bekommt es mit der Joker-Truppe zu tun und Alfred tut in kleinem Rahmen viel Gutes, was manchmal wichtiger ist als die großen Kämpfe zu inszenieren. Das neue, geheimnisvolle und wortkarge Batgirl gefällt mir super und zum Abschluss darf Azrael, mein aktueller Liebling des Runs, gleich nochmal ran.

Zuvor steht aber eines der wohl meistdiskutierten Hefte der ganzen Strecke auf dem Programm. In Batman #566 , „Der Besucher“ trifft der Mann aus Stahl in Gotham City ein und meint helfen zu müssen, um die Dinge schnellstmöglich wieder geradezurücken. Das ist quasi das Heft für all jene, die sich bei solchen Krisen immer fragen, weshalb Superman nicht einfach auftaucht und die Situation rettet, oder weshalb nicht gleich die ganze Justice League sich der Misere annimmt. Die Story soll zeigen, dass Gotham seine eigenen Gesetze hat und so nicht funktioniert, es erklärt am Beispiel von Supes Hilfseinsatz weshalb es sich um ein „internes“ Problem handelt, bei dem ein Eingriff von außen eher negative statt positive Folgen hat. Ob das jetzt so schlüssig funktioniert muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich schlucke das mal so, denn nur wenn man sich drauf einlässt kann es wirklich Sinn ergeben. Ich persönlich sehe Gotham immer gerne als eigenen Kosmos und wenn man die übrigen DC-Helden einfach außen vorgelassen und ignoriert hätte wäre das für mich prima gewesen, aber dann hätten vermutlich mindestens genauso viele Fans gemotzt wie über dieses Heft, da konnten DC und die Autoren eigentlich nur verlieren. Ich sehe es nicht als Beinbruch, akzeptiere das einfach als gegeben und verpasse dem hervorragenden Band keinen Abzug dafür.

8,5-9/10

VG, God_W.