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Thema: Wie gehen Comicverleger und -leser mit Wokeness-Themen um?

  1. #301
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    Zitat Zitat von ZAQ Beitrag anzeigen
    Ich habe überhaupt nichts gerechtfertigt. Ich habe lediglich festgestellt, dass der Vorwurf an die BILD zunächst mal gegen deren Kunden gerichtet sein müsste, denn ohne die gäbe es die BILD so gar nicht.
    Oder wie die FDP sagt: das regelt der Markt. (Oder wie Mackie Lindner sagen würde: Erst kommt der Markt, dann die Moral.)

    Und hier wird es lustig: Drogendealer schaffen sich quasi ihren Markt, indem sie ihre Kunden vom Produkt abhängig machen. Der Markt entsteht quasi zusammen mit dem Drogen-Start-up. Über die Belohnungsstruktur und Suchtäquivalenz von Aufregerthemen gibt es hinreichend Studien, da findest du selber was. Wenn man einen Kunden süchtig macht, um ihn als Kunden nicht zu verlieren, obwohl das mittelfristig dessen Untergang bedeutet, scheint mir das doch moralisch kritikwürdig. (Siehe auch: Tabakindustrie, Ölindustrie, social media.) Die Verhältnisse sind ambivalent, der Versuch, sie auf einfache Antworten runterzubrechen, führen ins Nichts. (Aber man fühlt sich natürlich gut, wenn man mit einer simplen Antwort die Welt begriffen hat.)

  2. #302
    Friend of Jodie Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von ZAQ Beitrag anzeigen
    (...) Wenn ich gewisse konkrete Freiheiten in Anspruch nehme, dann muss ich 'dem Anderen' nicht allein dieselben konkreten Freiheiten zubilligen, sondern das dem Konkreten zugrunde liegende 'allgemeine Prinzip'. Und aus dem folgt dann zuweilen eine 'konkrete Freiheit', deren Auswüchse ich dann persönlich nicht gut finden darf, aber trotzdem 'dem Anderen' zubilligen muss, weil sie auf demselben Grundprinzip beruhen, das 'meiner' Freiheit zugrunde liegt. (...)
    Im Grunde sind wir da bei Kant und seinem kathegorischen Imperativ, demzufolge die dem Handeln zugrunde liegende Maxime zum allgemeinen Gesetz erhoben werden kann/soll. Das ist die 'moralische' Richtschnur.
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  3. #303
    Friend of Jodie Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    Nur sofern du dich unklar ausdrückst. Andernfalls und sofern du dich klar ausdrückst, kann ich das ordentlich beurteilen.

    Du hast dich doch klar ausgedrückt, oder? (...)
    Je nun. MIR ist es klar, aber ob es genauso klar beim Gegenüber ankommt...!?
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  4. #304
    Mitglied Avatar von franque
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    Wenn das Brecht-Zitat hier greifen soll, dann müssten die BILD-Redakteure menschenverachtenden Müll in die Welt setzen, damit sie nicht verhungern oder nicht auf dem Straßenstrich landen. Und selbst dann wäre es eine fragwürdige Rechtfertigung, weil ein achselzuckendes "Nun ja, so sind die Verhältnisse nun mal, kann man nix machen, dann verseuchen wir mal fleißig weiter alles und jeden, mit dem wir in Berührung kommen", quasi als axiomatische Pseudo-Weisheit, die den Status Quo aufrecht erhält.

  5. #305
    Friend of Jodie Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    (...) Aus dem Kontext gerissen klingt er wie ein moralisches Diktum. (...)
    Hab ich nie so verstanden. Nach meinem Verständnis war es immer (sowohl von Brecht als auch von Mecki Messer) die simple Beschreibung einer Realität und keine moralische Bewertung derselben oder Rechtfertigung für irgendwas.
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  6. #306
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    Teile der Moral sind gesellschaftlich verhandelbar und damit wandlungsfähig. Andere Teile dagegen nicht. Ich wüsste beispielsweise keine Gesellschaft in der Geschichte der Menschheit, in der Mord legitim war. Teile der Moral sind in Gesellschaften unverhandelbar, weil ohne sie die Gesellschaft zusammenbrechen würde. Es ist also nicht ganz richtig und nicht ganz falsch, wenn man sagt, dass Moral abhängig von Zeit, Ort und gesellschaftlichen Bedingungen ist: denn es gilt für Teile der Moral, und für Teile nicht.
    Hier widerspreche ich doch klar. Denn es gibt keine allgemeingültige und -verbindliche MORAL, die nicht von der jeweilig führenden Gesellschaftsschicht propagiert worden wäre.
    Mord war demnach in den frühen Gesellschaften nur dann illegitim, wenn er an einem Mitglied eben dieser führenden Schicht begangen wurde. Wüsste nicht, das auch nur ein Patrizier in Rom wegen der Tötung eines seiner Sklaven vor Gericht gestellt wurde. Wegen der Tötung wäre er damals allenfalls angeklagt worden, wenn er den Sklaven eines anderen getötet hätte. Und die Strafe wäre nur die Entschädigung für den Verlust des Eigentums des Anderen gewesen.
    Ergo wird auch innerhalb der Moral schon immer mit zweierlei Maß gemessen. Ja nachdem, welcher Schicht Du gerade angehörst und wie "wertvoll" Du für diese zu sein scheinst.

    Es stimmt schon, das Brecht die Worte nicht direkt ausgesprochen hat, sondern seinem Charakter Mackie Messer in den Mund gelegt hat, um zum Ausdruck zu bringen, dass jemand, der in Not lebt, erst an seine grundlegenden Bedürfnisse denken wird, bevor er moralische Überlegungen anstellt. Und damit doch klar seine (Brechts) Meinung zu diesem Problem indirekt auszusprechen.
    Und damit ist in Brechts "Dreigroschenoper" das Sprichwort als Kritik an einer Gesellschaft zu verstehen, in der die moralischen Werte oft von den wirtschaftlichen und physischen Bedürfnissen der Menschen überlagert werden.
    Aber wahrscheinlich habe ich das dann wohl nicht richtig verstanden.

  7. #307
    Mitglied Avatar von franque
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    Das Geniale an der "Dreigroschenoper" ist, dass sie wie ein einziger großer Verfremdungseffekt funktioniert, wo all diese Sinnsprüche Gangstern und sonstigen Halbwelt-Figuren in den Mund gelegt werden, und dann auch noch unter Benutzung der populär-kulturellen Form des Singspiels.

    In den Comics wurde dieses Brecht/Weill-Konstrukt ja auch mal sehr geschickt eingesetzt, nämlich in einem Teil von Alan Moores THE LEAGUE OF EXTRAORDINARY GENTLEMEN.

  8. #308
    Friend of Jodie Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    (...) Und hier wird es lustig: Drogendealer schaffen (...)
    Vom Profi-Killer zum Drogendealer: Deine Beispiele werden immer abstruser...

    Ansonsten täte der Diskussion vermutlich gut, wenn nicht dauernd Erklärungen als Rechtfertigungen missinterpretiert würden...
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  9. #309
    Mitglied Avatar von Anthracite
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    Zitat Zitat von brilli Beitrag anzeigen
    Den Hinweis auf die Affen ist doch sehr subjektiv, ich habe das so nicht sehen können und war darüber einigermaßen erstaunt.
    Na ja, so abwegig ist die Kritik nicht.

    Zum einen sind da die schwülstigen roten Lippen, ein Klischee, was man bei Asterix und anderen Comics der Zeit häufig findet, was aber von den Schwarzen selbst nicht nur als unzutreffend sondern auch als sehr negativ empfunden wird, und das sie nicht mehr sehen wollen. Andere Comics, z. B. Lucky Luke auf den Baumwollfeldern, vermeiden dieses Klischee bewusst. Dany hebt es hervor.

    Die Gesichtsform, platte Nase und hervorstehender Kiefer, betont affenartige Gesichtszüge, die man beim Menschen nicht so findet. Man muss nicht zwingend einen Affen in der Figur sehen, aber da Schwarze auch heute gelegentlich noch als Affe beleidigt werden (es gab da so einige unangenehme Vorfälle, z. B. bei Fußballspielen), sollte ein Comiczeichner da besonders vorsichtig sein, und das war Dany nicht.


    Zitat Zitat von Pip Beitrag anzeigen
    Für mich klingt der einfach nur wie ein sturer, alter Mann, der nicht einsehen kann, dass sich die Zeiten geändert haben und man durchaus auch mal öffentlich kritisiert wird, wenn man rassistische Zeichnungen anfertigt.
    Das trifft es wohl. Dany ist in einem vergangenen Jahrzehnt hängen geblieben.

    Was mich seit jeher an Dany gestört hat, ist sein Frauenbild. Er sagt u. A. in dem zitierten Interview, er liebe Frauen und man möge dies erkennen, aber er stellt uns dar auf übertriebene körperliche Merkmale reduziert, als Sexobjekte, in klischeehaften Rollen, und dazu macht er Herrenwitze.

    Auch das passt nicht in die heutige Zeit. Oder zumindest verdient es kein Lob.

  10. #310
    Mitglied Avatar von franque
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    Diese Brecht/BILD-Geschichte erinnert mich an die Diskussion, auch in diesem Forum, über POOR THINGS voriges Jahr, wo auch argumentiert wurde "Ja, aber an der Handlungsoberfläche ist das doch so (sexistisch/sonstwie dubios)".
    Bei Moore agiert die Putzfrau der Hafenkneipe so als "Dreigroschenoper"-hafter Griechischer Chor, die das üble Geschehen resigniert lamentierend kommentiert.
    Die Puffmutter in POOR THINGS verteidigt den Status Quo des Sex-Business ebenfalls als einfach so hinzunehmenden "fact of life", während die von Emma Stone gespielte Protagonistin eine Entwicklung durchläuft. Erst partizipiert sie am System in völliger Naivität, dann analysiert sie es und schließlich überwindet sie es und beginnt mit seiner Sprengung. Mit allgemeinen Achselzuck-Weisheiten* lässt sie sich nicht mehr abspeisen, ein evolutionärer Schub bahnt sich an.


    *à la: nun, es gibt eben Angebot und Nachfrage, was soll man da machen, dann muss eben die Nachfrage verschwinden (was wohl erst am Sankt-Nimmerleinstag geschehen wird)

  11. #311
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von Anthracite Beitrag anzeigen
    Das trifft es wohl. Dany ist in einem vergangenen Jahrzehnt hängen geblieben.

    Was mich seit jeher an Dany gestört hat, ist sein Frauenbild. Er sagt u. A. in dem zitierten Interview, er liebe Frauen und man möge dies erkennen, aber er stellt uns dar auf übertriebene körperliche Merkmale reduziert, als Sexobjekte, in klischeehaften Rollen, und dazu macht er Herrenwitze.
    Das mag durchaus für etliche Comics von Dany zutreffend sein, aber in diesem speziellen Fall "Die blaue Gorgone" sehe ich das nicht so.
    Da haben doch alle Frauen durch die Bank eine tragende Rolle und sind starke Charaktere. Und wo waren in diesem Band die von Dir genannten "Herrenwitze".

    Siehst Du das bei Rubine und Natascha von François Walthéry genauso oder ähnlich? Die werden ja auch nicht gerade "unsexy" dargestellt bzw. gezeichnet.

  12. #312
    Mitglied Avatar von Anthracite
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    @albert-enzian

    Meine Kritik an Danys Frauenbild bezog sich nicht auf die blaue Gorgone, sondern auf andere Werke von ihm.

    Zu Rubine und Natasha kann ich nichts sagen, weil ich die Serien nicht kenne. Es gibt sicher noch andere Zeichner mit kritikwürdigem Frauenbild, aber bei Dany ist das schon recht ausgeprägt.

  13. #313
    Friend of Jodie Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von Anthracite Beitrag anzeigen
    Na ja, so abwegig ist die Kritik nicht.

    Zum einen sind da die schwülstigen roten Lippen, ein Klischee, was man bei Asterix (...)
    (Nicht nur) Du verwechselst Klischee und Karikatur von Klischees. Um mich nicht zu wiederholen verweise ich auf meinen Beitrag hier: https://www.comicforum.de/showthread...=1#post5920369
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  14. #314
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    Zitat Zitat von ZAQ Beitrag anzeigen
    Hab ich nie so verstanden. Nach meinem Verständnis war es immer (sowohl von Brecht als auch von Mecki Messer) die simple Beschreibung einer Realität und keine moralische Bewertung derselben oder Rechtfertigung für irgendwas.
    Sag ich ja: du hast es nicht verstanden. Der Satz ist sehr komplex, erst recht, wenn man ihn in seinen Kontext setzt. Dazu müsste man dann aber die Dreigroschenoper kennen.

  15. #315
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    Zitat Zitat von albert-enzian Beitrag anzeigen

    Es stimmt schon, das Brecht die Worte nicht direkt ausgesprochen hat, sondern seinem Charakter Mackie Messer in den Mund gelegt hat, um zum Ausdruck zu bringen, dass jemand, der in Not lebt, erst an seine grundlegenden Bedürfnisse denken wird, bevor er moralische Überlegungen anstellt. Und damit doch klar seine (Brechts) Meinung zu diesem Problem indirekt auszusprechen.
    Das greift zu kurz, wenn ein Verbrecher seine Verbrechen rechtfertigt. Du hast Quellen, dass das explizit Brechts Meinung entsprach, was er den MM da sagen lässt? Weil rein von der Textexegese, und im historischen Umfeld, liest sich das ganz anders. Es gab einen Grund, weshalb die Nazis dieses Werk hassten. Weil dort Verbrecher die Dinge sagten, die sie selber sagten. (Querverweise: siehe auch Fritz Lang, "M".)

    Die Dreigroschenoper ist moralisch ambivalent, und genau das macht esso schwer, kontextlos aus ihr zu zitieren.

    Sklavenmord galt in der Antike übrigens als Sachbeschädigung und war entsprechend strafbar, wenngleich gering (abhängig vom vorgeblichen Wert des Sklaven als Ding). Strafbar war also die Tötung der Sklaven von jemand anders.

  16. #316
    Friend of Jodie Avatar von ZAQ
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    Zu Dany und seiner 'blauen Gorgone': Das Problem bei der Beurteilung ist, dass Dany sich nicht eindeutig verhält - hier wird sich in letzter Zeit vor allem auf besagtes (neueres) Interview bezogen. In früheren Reaktionen auf die Kritik hat er sich entschuldigt und Fehler eingeräumt...

    Zu Recht und Moral:
    Das Recht des Stärkeren besagt, vereinfacht ausgedrückt, dass derjenige Recht hat, der die Kraft/Macht hat, sich durchzusetzen: Der Stärkere haut dem Schwachen auf die Nuss und nimmt sich von ihm, was er will. Wenn man die Moral hinzufügt, kommt man zur "Pflicht des Stärkeren": Der Noch-Stärkere hat die (moralische) Pflicht, den Schwächeren vor dem zu beschützen, der diesem Gegenüber das Recht des Stärkeren anwendet.

    In der Realität und im Großeren ist 'der Staat' der 'Noch-Stärkere'. Und es gibt leider immer noch zuviele Staaten, die nach dem Recht des Stärkeren funktionieren, statt nach der 'Pflicht des Stärkeren'. Daher solten -in einer 'besseren Welt'- Staatengemeinschaften die (moralische) Verantwortung übernehmen.

    Ums weniger abstrakt zu machen (und natürlich aus 'unserer' Sicht): Die Ukraine ist 'der Schwächere'. Putins Russland handelt ihr gegenüber nach dem Recht des Stärkeren. Die/Eine Staatengemeinschaft hat die Pflicht, die Ukraine gegenüber Putin/Russland zu unterstützen.
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  17. #317
    Friend of Jodie Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    Sag ich ja: du hast es nicht verstanden. (...)
    ...und Du hast jetzt die Deutungshoheit, zu beurteilen, welches Verständnis das richtige ist?! - Dann können wir die Diskussion an dieser Stelle beenden: Du hast Recht und ich bin doof. Auch gut.
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  18. #318
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    Zitat Zitat von ZAQ Beitrag anzeigen
    (Nicht nur) Du verwechselst Klischee und Karikatur von Klischees. Um mich nicht zu wiederholen verweise ich auf meinen Beitrag hier: https://www.comicforum.de/showthread...=1#post5920369
    Was Asterix betrifft, da hatte ich nicht an den Piraten sondern an die vier Sänftenträger des Präfekten aus "Der Avernerschild" gedacht. Da funktioniert die Argumentation aus dem Link nicht. Und was Danys Gorgone betrifft, funktioniert die Argumentation erst recht nicht.

    Wenn man ein Klischee, das beleidigt, karikiert, kann man es nicht einfach dadurch karikieren, indem man es übernimmt, denn dann übernimmt man auch die Beleidigung. Genau dieser Fehler ist Dany hier passiert. Natürlich darf man sich auch über beleidigende Klischees lustig machen, aber dann muss klar sein, dass man das Klischee und nicht die Wirklichkeit karikiert, und das ist bei der blauen Gorgone nicht erkennbar.

  19. #319
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    Sklavenmord galt in der Antike übrigens als Sachbeschädigung und war entsprechend strafbar, wenngleich gering (abhängig vom vorgeblichen Wert des Sklaven als Ding). Strafbar war also die Tötung der Sklaven von jemand anders.
    Das habe ich doch auch so geschrieben, oder etwa nicht?
    Zitat Zitat von albert-enzian Beitrag anzeigen
    Wegen der Tötung wäre er damals allenfalls angeklagt worden, wenn er den Sklaven eines anderen getötet hätte. Und die Strafe wäre nur die Entschädigung für den Verlust des Eigentums des Anderen gewesen.
    Ergo wird auch innerhalb der Moral schon immer mit zweierlei Maß gemessen. Ja nachdem, welcher Schicht Du gerade angehörst und wie "wertvoll" Du für diese zu sein scheinst.
    Und die Tötung eines eigenen Sklaven wäre wohl kaum strafbar gewesen, denn man konnte sich auch bei den alten Römern nach deren Gesetzgebung NICHT selber schädigen.
    Zumindest nicht so, dass es irgendwelche Sanktionen von Seiten der Judikative gegeben hätte.
    Was übrigens auch unserer heutigen Strafprozessordnung und Strafgesetzbuch entspricht.
    Einzig mir bekannte Ausnahme ist bei Suizidgefahr. Dann kann es Dir passieren, dass Du gegen Deinen Willen für eine bestimmte Zeit Deiner persönlichen Rechte staatlich angeordnet beraubt wirst.

    Du hast doch geschrieben, Du wüsstest beispielsweise keine Gesellschaft in der Geschichte der Menschheit, in der Mord legitim war.
    Des Mordes wirst Du bei uns angeklagt, wenn Du aus niedrigen Bewegründen (z.B. Habgier) und heimtückisch handelst.
    Wenn z.B. ein alter Römer seinen Sklaven tötet, ohne das dieser das kommen sehen kann oder sich nicht ansatzweise wehren könnte, dann wäre das nach heutiger Definition Mord, weil heimtückisch.
    Aber nach damaliger Definition war es nur dann "Mord", wenn es einen anerkannten "Gleichgestellten" betroffen hat.
    Das ist für mich die übliche Haarspalterei in der Rechtfertigung von "Moral" innerhalb des jeweiligen Zeitgeistes bzw. der dominierenden Gesellschaftsschicht.

  20. #320
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    Du hast Quellen, dass das explizit Brechts Meinung entsprach, was er den MM da sagen lässt? Weil rein von der Textexegese, und im historischen Umfeld, liest sich das ganz anders. Es gab einen Grund, weshalb die Nazis dieses Werk hassten. Weil dort Verbrecher die Dinge sagten, die sie selber sagten. (Querverweise: siehe auch Fritz Lang, "M".)
    Natürlich habe ich keine Quellen, dass das EXPLIZIT Brechts Meinung entsprach. Woher auch? Das müsste man ihn schon direkt fragen, und das geht halt nun nicht mehr.
    Aber aus meiner persönlichen Textexegese (sorry, musste erst nachschlagen was das heißt) ergibt sich das so.
    Ich bin halt der Meinung, dass, wenn ein Autor seine Hauptfiguren bestimmte Dinge sagen lässt, er uns damit auch etwas zu sagen hat bzw. es will.

    Und eines kannst Du mir wirklich, wirklich glauben. Wenn Du, wie ich, seit rund 43 Jahren in der Steuer- und Wirtschaftsberatung gearbeitet hättest, könntest Du ein ganz anderes Lied von der gesellschaftlichen "Moral" singen. Und meine Frau ist nicht ohne Grund nach fünf Jahren vom Bereich Strafrecht ins Erb- und Vertragsrecht gewechselt. Denn dort haben die "moralischen" Verstöße nicht ganz so gravierende Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben.

  21. #321
    Friend of Jodie Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von Anthracite Beitrag anzeigen
    (...) Natürlich darf man sich auch über beleidigende Klischees lustig machen, aber dann muss klar sein, dass man das Klischee und nicht die Wirklichkeit karikiert, und das ist bei der blauen Gorgone nicht erkennbar.
    Wenn ich ergänzen darf: "für Dich nicht erkennbar". Was verwundert, denn Du sagst hier quasi, dass Du die (fiktive) Geschichte, die Yann hier erzählt und von Dany (im semi-funny-Stil) zeichnerisch umgesetzt wurde, für 'die Wirklichkeit' hälst (oder zumindest für ein 'Abbild' der Wirklichkeit)... - was sie eigentlich ziemlich offensichtlich nicht ist.

    Ebensowenig wie die Sänftenträger in Asterix (oder das 'Hauspostsystem', ebenfalls im Avernerschild). Oderoderoder...

    Ach ja, Kunst ist schon schwer. Wenn sie in Form von Humor, Satire, Karikatur o.ä. daher kommt, erst recht.
    Geändert von ZAQ (15.07.2025 um 18:52 Uhr)
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  22. #322
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    Du hast Quellen, dass das explizit Brechts Meinung entsprach, was er den MM da sagen lässt? Weil rein von der Textexegese, und im historischen Umfeld, liest sich das ganz anders. Es gab einen Grund, weshalb die Nazis dieses Werk hassten. Weil dort Verbrecher die Dinge sagten, die sie selber sagten. (Querverweise: siehe auch Fritz Lang, "M".)
    Ein kleines bisschen habe ich gefunden.

    Brechts Anliegen mit der Dreigroschenoper war es, wie er in Eigenkommentaren verdeutlichte, gesellschaftskritisch auf die ungemeine Ähnlichkeit von Ideenwelt und Gefühlsleben zwischen Straßenbanditen und soliden Bürgern hinzuweisen.
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    Und in meinem Buch "Drei Groschen Roman" von Mai 1968 aus dem Verlag Rowohlt heißt es:
    Berthold Brecht entwickelte 1934 aus der "Dreigroschenoper" eine ins Epische transportierte Variation, den "Drei Groschen Roman".
    Wie alle Werke von Brecht ist auch der mit Songs der Oper gewürzte "Drei Groschen Roman" eine moralische Dichtung.
    Die Maßstäbe dieser Moral bezog Brecht aus seiner politischen Weltanschauung...

  23. #323
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    Zitat Zitat von albert-enzian Beitrag anzeigen
    Natürlich habe ich keine Quellen, dass das EXPLIZIT Brechts Meinung entsprach. Woher auch? Das müsste man ihn schon direkt fragen, und das geht halt nun nicht mehr.
    Brecht ist ja nun ein sehr gut erforschtes Gebiet der Literaturgeschichte, und er hat einiges an Zeugnissen hinterlassen. Insofern ist recht wahrscheinlich, dass da Quellen existieren. Und so selbstbewusst, wie du argumentierst, ist es naheliegend, dass du die hast.

    Dein Ansatz "wenn ein Autor seine Hauptfiguren bestimmte Dinge sagen lässt, er uns damit auch etwas zu sagen hat bzw. es will" ist halt grundfalsch, solange du damit meinst, er will uns genau das sagen, was die Figur sagt. Wenn der Götz aus dem Fenster ruft, man möge ihn doch bitte und so weiter, dann ist das keine Aufforderung Goethes an sein Publikum, man möge ihn doch bitte und so weiter. Es wäre auch schwer vorstellbar, da die meisten Texte Konflikte beinhalten, also widerstrebende Perspektiven, dass irgendwie beide die Meinung des Autors ganz ungebrochen widerspiegeln. Nein, man muss das schon mit Vorsicht geniessen, und gucken, wer da was in welchen Umständen sagt - genau wie im richtigen Leben.

    Ich habe nichts gegen Steuer- und Wirtschaftsberatung, aber zur Literaturanalyse liefert sie kaum passendes Handwerkszeug. (Gilt andersrum fraglos ebenso.) Im Übrigen verweise ich darauf, dass anekdotische Evidenz keine Evidenz ist, und Autoritätsargumente keine Argumente. Auch Polizisten neigen zu so einem eher zynischen Blick auf die Welt. Dabei ignorieren sie meist, dass sie nur einen Ausschnitt der Welt aus einer bestimmten Perspektive sehen. Man muss da aufpassen, dass sich der Zynismus nicht verselbständigt, oder gar zu einem generellen Weltbild verfestigt.

  24. #324
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    Zitat Zitat von albert-enzian Beitrag anzeigen

    Und in meinem Buch "Drei Groschen Roman" von Mai 1968 aus dem Verlag Rowohlt heißt es:
    Haben die wirklich den Namen des Autors falschgeschrieben? Und den Titel?

    Berthold Brecht ist bekanntlich verwandt mit Steven King, aber ich schweife ab.

  25. #325
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    Im Übrigen verweise ich darauf, dass anekdotische Evidenz keine Evidenz ist, und Autoritätsargumente keine Argumente. Auch Polizisten neigen zu so einem eher zynischen Blick auf die Welt. Dabei ignorieren sie meist, dass sie nur einen Ausschnitt der Welt aus einer bestimmten Perspektive sehen. Man muss da aufpassen, dass sich der Zynismus nicht verselbständigt, oder gar zu einem generellen Weltbild verfestigt.
    Das ist nun wirklich Äpfel mit Birnen vergleichen. Polizisten haben nun wirklich in der Regel (wenn es um massive "Moral"verstösse geht) eher mit ganz bestimmten Gesellschaftsschichten zu tun.
    Bei mir gehen in diesem Sinne 43 Jahre Lebens- und Berufserfahrung durch alle, wirklich alle Gesellschaftsschichten. Da triffst und vertrittst Du wirklich alles, was es nur geben kann. Vom Arbeiter bis zum Chefarzt, von der Prostituierten bis zur Millionärsgattin (ich weiß, das eine schließt das andere nicht aus), vom ungelernten Lageristen bis zum jedweden Akademiker, und so weiter und so fort.
    Aber wenn es um die Zahlungs- bzw. Abgabenmoral gegenüber dem Staat geht, sind sich alle sehr, sehr ähnlich und einig.
    Das hat nun gar nichts mit der von Dir genannten anekdotische Evidenz zu tun. Das ist so richtig schönes akademisches Blafasel! Grob gesagt: "Bullshit".
    Da kommt mir wieder der typisch akademische Dünkel in den Sinn, der weit weg von der Basis in seinem Elfenbeinturm, seinen, der jeweiligen Uni entsprechenden gültigen Lehrmeinungen, auf der er studiert hat, vorbehaltslos ergeben ist. Wenn man jegliche praktische Erfahrung mit vielen, vielen Menschen verneint, grenzt das für mich schon fast an Borniertheit.

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