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Thema: Swamp Thing - Der Thread aus dem Sumpf

  1. #1
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    Swamp Thing - Der Thread aus dem Sumpf

    Da ich in nächster Zeit mal wieder einige Bände zu meinem bevorzugten Sumpfgewächs lesen möchte habe ich mir gedacht, ich eröffne dem Avatar des Grün mal einen eigenen Thread.
    Über Besuch, Meinungen, Diskussionen etc... freue ich mich immer sehr!

  2. #2
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    Swamp Thing – Classic Collection



    Zu meinem Erstkontakt mit Swampie kam ich überraschend früh in meiner Zeit als Comicleser. Eingestiegen bin ich nämlich im Grunde mit drei Reihen – Spawn, Hellboy und Hellblazer. So dauerte es nicht lange bis ich darauf aufmerksam wurde, dass John Constantine seinen ersten Auftritt innerhalb der Neunten Kunst in Alan Moores legendärem Run an Swamp Thing hatte. Klar, dass ich mir das anschauen musste, aber da ich nur ungern halbe Sachen mache wollte ich dann nicht direkt bei Moore einsteigen, sondern auch die Ursprünge von Swamp Thing erkunden, mit Len Wein und vor allem Bernie Wrightson standen ja auch da schon legendäre Namen auf dem Cover. Gesagt getan, so kam ich zu den zwei alten Carlsen Paperbacks mit den frühen Sumpfgeschichten von Wein und Wrightson, anschließend besorgte ich mir die beiden Eaglemoss-Bände aus der DC Graphic Novel Collection mit dem ersten Drittel des Moore Runs und ging auf die Jagd nach den Softcover Ausgaben drei und vier von Panini, die das zweite Drittel der herausragenden Alan Moore Strecke an Swamp Thing enthielten.



    Hier der Inhalt des Bandes detailliert aufgelistet.


    Tja, mit allem Weiteren war dann allerdings erstmal Essig. Diesem Missstand wusste Panini jetzt, nach mehreren Jahrzehnten seit Entstehung der Geschichten, endlich Abhilfe zu schaffen. Der hier vorliegende, fette Omnibus enthält nahezu alles, was vor Moore vom Sumpfding so erschienen ist und der Moore-Run selbst folgt in drei Deluxe-Hardcover-Ausgaben, wahlweise im schicken Sammelschuber. Auch weitere, aktuellere Sumpfding-Bände sind mittlerweile im Soft- und Hardcover verfügbar, ja, es scheinen goldene Zeiten für Fans des Avatars des Grün angebrochen zu sein. Wie heißt es so schön? Gut Ding will Weile haben. In diesem Fall vielleicht aber besser: Hohe Bäume brauchen starke Wurzeln, und die wachsen nun mal mit der Zeit… Jetzt aber los zu meinem Teilweise-Re-Read, Teilweise-1st-Read.


    Als kleines Goodie startet der Wälzer mit Swampies erstem Auftritt in der Popkultur, mit dem One-Shot aus der 92sten Ausgabe von House of Secrets. Selbst damals schon sehr stilvoll erzählt wird schnell klar, weshalb man im Nachgang entschied Swamp Thing mit einer eigenen Serie zu ehren und die Origin nochmal leicht anzupassen. Dann geht es aber richtig los.

    Gleich die ersten Hefte waren für mich, als Freund der großen, klassischen Universal Monster wie Frankenstein, dem Wolfsmenschen und dergleichen, geradezu ein Fest. Immer auch die Horror-Klassiker der Hammer-Studios vor Augen fühle ich mich mit jeder Geschichte mehr und mehr in diese Welt versetzt. Angefangen mit der zwar nicht übermäßig kreativen, aber doch sehr mitreißenden Herkunftsgeschichte des Dings aus den Sümpfen, über den Frankensteinartigen Flickwerk-Mann (was für ein geiler Name!) bis zum Werwolf, dem Monster aus dem Moor. Wieder und wieder rückt das Motiv des nicht per se bösen, sondern tragischen, missverstandenen Monsters in den Fokus, wird auf spannende Weise interpretiert und das tragischste Geschöpf bleibt immer unser neues, grünes Lieblingsgewächs.


    Schon in der zweiten Story um den rachsüchtigen Wissenschaftler, der auf einer Dracula-ähnlichen Burg in den schneebedeckten Balkanbergen haust, bekommt Swampy die Chance wieder in den Wissenschaftler Alec Holland zurück verwandelt zu werden, endlich wieder ein Mensch zu sein. Doch wieviel menschlicher ist es dann, dass er zum Wohle von vielen darauf verzichtet, wie schmerzlich es für ihn auch sein mag. Mit Magie übernimmt der alte Greis den Köper von Swamp Thing und gibt diesem seine menschliche Gestalt zurück. Allerdings will der böse Alte seine neuen Kräfte dazu nutzen das nahe gelegene Dorf und seine Einwohner zu vernichten. Das kann Holland natürlich nicht zulassen und entschließt sich stattdessen die Bürde des Sumpfkörpers wieder zu übernehmen und damit erneut der Einsamkeit anheim zu fallen. Auch die Geschichte über die letzte Hexe der Ravenwinds, folgt mit dem Hexenthema klassischen Motiven, die wieder charmant variiert werden und zu keinem Augenblick langweilig wirken.

    Was mich extrem begeistert ist neben dem wunderbar atmosphärischen Artwork, welches nicht nur wegen dem stimmigen Lettering, sondern auch wegen der wirklich tollen Zeichnungen perfekt zu den klassischen Themen passt, und auch die Emotionen der Charaktere auf den Gesichtern perfekt transportiert, der rote Faden, der sich durch alle Geschichten zieht, so dass es sich wirklich wie ein großer Bogen aus einem Guss anfühlt. Es wird schon nach den ersten Heften wieder klar, weshalb so viele Leute feiern, was Autor Len Wein und Zeichner Berni Wrightson mit Swamp Thing geschaffen haben, unter anderen auch Alan Moore, der ja in Kürze mit seinem großen, hochgelobten Run in meine Leseecke Einzug halten wird. Für den alten Carlsen-Band lieferte er damals sogar ein 5-Seitiges Vorwort.


    Auch die weiteren von Wein und Wrightson erdachten Geschichten zum meist Missverstandenen Spottbild eines Menschen stehen dem ersten Schwung nichts nach. Die Variationen klassischer Horrorelemente wird sachte zurückgefahren, vermutlich um zu starke Wiederholungen zu vermeiden und mehr Abwechslung zu bieten, dafür werden viele Elemente großer Science-Fiction aufgegriffen, was ebenso gut zu Swamp Thing passt und sich genauso Atmosphärisch ins Gesamtbild einfügt.

    Uhrwerk Horror weiß mich direkt zu begeistern, schön auch, dass der Titel in der Neuübersetzung gleich um Längen cooler daherkommt, da er die Reminiszenz an Kubricks Klassiker „A Clockwork Orange“ deutlich besser transportiert, als der alte Carlsen-Titel, auch wenn die Geschichte selbst nicht wirklich was mit Kubricks Film gemein hat. Vielmehr handelt es sich um eine Sci-Fi-Story, die zu Teilen als schöne Hommage an den Klassiker Westworld gesehen werden kann. Wobei, wenn ich recht überlege müsste der Film mit Yul Brynner ja ungefähr zur gleichen Zeit erschienen sein?!? Egal, ist auf jeden Fall eine toller Abstecher, der die Geschichte nahtlos weiterführt.


    Das Finale von A Clockwork Horror ebnet dann den direkten Weg nach Gotham City, wo Swampie seinen alten Freund Matt Cable und Arcanes Tochter retten muss. Natürlich kann so ein großer grüner Sumpfklumpen nicht einfach in der Metropole auftauchen, ohne die Aufmerksamkeit des Mitternachtsdetektivs auf sich zu ziehen. Das die erste Begegnung zwischen den beiden Alpha Männchen mangels Sprachbegabung auf Seiten des Sumpfdinges nicht ganz reibungslos verläuft, war ja abzusehen. Auf jeden Fall eines der charmanteren Cross-Over, unter denen, die ich bislang gelesen habe und vor allem nicht so „krampfhaft“ herbeigeführt, sondern sehr schlüssig aufgebaut.

    Es lauert in Tunnel 13… – könnte direkt der Feder eines Arthur Conan Doyle entsprungen sein, lässt mein Klassiker-Herz wieder Sprünge machen und gipfelt in einem lovecraftschen Finale erster Güte. Einfach wunderbar! Bevor uns in Der Mann der nicht sterben wollte ein grausiges Wiedersehen mit einem totgeglaubten Widersacher erwartet, bei dem auch noch ganz nebenbei die Sklaverei in den Südstaaten mit abgehandelt wird, bekommen wir mit Er kam von jenseits des Himmels nochmal eine volle Ladung Sci-Fi erster Güte, wo wieder mal klar wird, dass die schlimmsten Bedrohungen oft nicht von außen kommen, sondern unsere eigenen Vorurteile unser größter Feind sein können.


    So weit der Run von Dream-Team Wein & Wrightson. Was freue ich mich auf die Frankenstein-Ausgabe mit den Zeichnungen von Letzterem, die in Kürze veröffentlicht wird! Davon abgesehen sei jedem der hier Blut geleckt hat der Creepy-Band mit seinen Arbeiten (Splitter) wärmstens empfohlen! Ein kleines Problem ist für mich natürlich, dass ich an der ganzen Geschichte bis hier von meiner Seite so gut wie nix zu kritteln habe, außer, dass die Geschichten ein paar mehr eigene Ideen vermissen lassen und die Origin-Story selbst auch recht typisch daherkommt. Das gibt noch minimal Luft nach oben, aber bis hierhin wäre ich schon bei einer 9/10, was es für alles Kommende nur schwierig machen kann.

    Um es kurz und direkt zu sagen: So gut wurde das klassische Bronze-Age Swamp Thing nie wieder. Wirklich vorwerfen würde ich das der Reihe nach diesem bärenstarken Einstieg allerdings nicht. So lassen sich die folgenden Ausgaben in mehrere größere Abschnitte einteilen, die ich nicht mehr so detailliert beleuchten werde wie W&Ws erste Hefte.


    Len Wein bleibt der Reihe als Autor vorerst noch ein paar Hefte lang enthalten, was man an den klassischen Horrorelementen mit emotionalem Einschlag glasklar erkennt. Den Zeichenstift übernimmt Nestor Redondo, dessen Stil zwar klar anders als der von Wrightson daherkommt, aber dennoch sehr gut aussieht. Redondo wollte sich nach Wrightsons meisterlichen Bildern sicher keine Blöße geben und hat detailreich und ausdrucksstark abgeliefert.

    Das tut er auch weiterhin, wenn nach Heft #1 3 David Micheline den Autorenjob übernimmt. Der kann an die Qualität von Weins Geschichten aber leider gar nicht anknüpfen. Die erste Story um die entstellten Kinder geht ja noch, dann wird es aber nach und nach wirklich deutlich schwächer, wirkt uninspiriert und wiederholend. Nach nur fünf Heften übernimmt Gerry Conway die Schreibarbeit für die Hefte #1 9+20 und dessen Indianerstory fand ich sogar ganz gut. Zurück bei Micheline wird es in Heft #21 dann schon deutlich abgespaced und abgedreht. Bei der „Salomo-Seuche“ im nächsten Heft lässt er dann wieder etwas Tragik und Kritik an der Menschheit einfließen, bevor Swampie von Conway in #23 endlich wieder seine menschliche Gestalt zurückbekommt! Ja, Alec Holland ist wieder da! Allerdings nur um nach Heft #24 (gezeichnet nicht mehr ganz so chic von Ernie Chua und Fred Carrillo) für eine ganze Weile in der Versenkung zu verschwinden.


    Wie es nach Alecs Rückverwandlung weiterging wurde offenbar nie richtig aufgelöst, denn damit brach die Reihe im September 1976 ab. Als es im Mai 1982 mit „Saga of the Swamp Thing“ #1 wieder los ging schuf Martin Pasco eine größere, leider allenfalls durchschnittliche Storyline über ein dämonisiertes Kind, um welches sich Swamp Thing kümmern möchte. Das Ganze erinnerte mich streckenweise in groben Zügen stark an Stephen Kings „Feuerkind“. Leider deutlich weniger spannend und als dann auch recht krampfhaft noch Nazis mit reingebracht wurden kam auch noch ein unfreiwillig komischer Trashfaktor dazu. Nein, diese ganze 13 Hefte umspannende Saga konnte mich leider nicht wirklich überzeugen, war streckenweise sogar richtiggehend langweilig und das Artwork von Tom Yeates gehört mit Abstand zum Schlechtesten, was man an Swampie bis dato zu sehen bekam. Schade drum.

    Ab Nr. 14 übernimmt dann kurzzeitig Dan Mishkin, der nicht nur den Phantom Stranger mit reinbringt, sondern eine ganz passable Allegorie zu Swampies eigenem Schicksal, aber auch zu Wells „Der Unsichtbare“ schafft, wo ein Wissenschaftler nach einer weitreichenden körperlichen Veränderung dem Macht-Wahn verfällt. Gezeichnet wird der Zweiteiler von Bo & Scott Hampton, leider nur marginal besser als Yeates zuvor.


    Dann passiert etwas Überraschendes und Großartiges. Ein Mann namens Martin Pasko übernimmt die Schreibfeder und versucht nicht nur die etwas wüste Vergangenheit des Sumpfdinges ein wenig zusammenzuraffen und wieder auf Spur zu bringen, nein, mit Abbey Arcane und Matt Cable bringt er auch zwei liebgewonnene alte Bekannte zurück in die Show, und das sogar auf schlüssige und äußerst spannende Art und Weise. Als größter Wow-Effekt entpuppt sich aber nicht die endlich wieder spannende Geschichte, sondern das überragende, hochdetaillierte und vor Horrorelemten nur so strotzende Artwork von zwei Zeichnern namens Stephen Bissette und John Totleben. Was für Bilder! Welch tolle Panel-Aufteilungen und was für abgefahrene Kreaturen da auf die Seiten gezaubert werden.

    Wie es in Bälde unter der Ägide von Alan Moore in Sachen Artwork mit den Jungs weitergeht weiß ich ja bereits aus den alten Carlsen-Bänden, da freue ich mich also schon immens drauf. Zuvor bietet der über 930 Seiten starke Classic-Swampie als Abschluss jedoch noch das Annual #1 , in welchem nach dem Drehbuch von Wes Craven dessen trashiger Swamp Thing Film als Comic adaptiert wurde. Nach Texten von Bruce Jones und mit Zeichnungen von Mark Texeira und Tony DeZuniga ist ein optisch nicht schlechter, aber storytechnisch recht platter und trashiger Monster-Flic entstanden, also vergleichbar mit dem Film, nur dass der wiederum auch optisch enorm billig daherkommt. Für Trashfans aber allemal einen Blick wert, ebenso wie die noch wirrere Fortsetzung mit der wunderschönen Heather Locklear, in die ich mich schon als Kind verliebte, als meine Eltern Wiederholungen von T. J. Hooker und Denver Clan schauten.



    Die beiden Swamp Thing Filme, Wes Cravens Variante auf Blauscheibe, die Fortsetzung auf DVD. Deutlich besser gelungen ist die zehnteilige Streaming-Serie von 2019, die leider nach nur einer Staffel eingestellt wurde.


    Insgesamt bin ich enorm froh, jetzt das gesamtheitliche Bronze Age Swamp Thing sichten zu können, auch wenn nicht alles Gold war was glänzte, so doch zumindest Bronze. Bockstarker Start mit großartigen Bildern und Geschichten, zwischendurch oft nur durchschnittlich und etwas schwächelnd konnte das Finale wieder überzeugen und macht Lust auf mehr, was mit dem Moore-Run in Kürze folgen wird. Als kurioses Goodie kann man die Filmadaption ansehen. Also doch ein sehr gelungenes Gesamtpaket, wenn auch nicht durchgehend famos.

    7,5/10

    VG, God_W.
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  3. #3
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    Swamp Thing von Alan Moore 1 (Deluxe Edition)



    Endlich habe ich die Zeit gefunden mich erneut auf den ersten Band des Runs von Comic-Koryphäe Alan Moore an Swamp Thing zu stürzen. Ich hatte den Inhalt dieser ersten Deluxe Edition bereits vor einigen Jahren in Form der Eaglemoss Hardcover aus der DC Graphic Novel Collection gelesen, wusste also welch geniales Stück Neunte Kunst auf mich zukommt. Damals brodelte die Gerüchteküche zu einer anstehenden Neuveröffentlichung, vielleicht im Zuge der damals noch angekündigten Streaming-Serie, schon gewaltig, jetzt ist es endlich so weit, und der Moore Run am Sumpfding liegt erstmals in Gänze auf Deutsch vor.

    Markantester Unterschied von den alten Ausgaben zur neuen Deluxe-Variante ist neben der deutlich angewachsenen Größe natürlich die neue Kolorierung, welche das Artwork erfahren hat. Um es gleich vorweg zu sagen: Ich fand das Artwork bei den alten Ausgaben schlicht genial und musste mich hier erstmal umgewöhnen. Im Nachhinein betrachtet ist es aber so, dass mir die neue Farbgebung insgesamt nochmal deutlich besser gefällt, als die Ursprüngliche. Das ist zwar nicht in jedem Panel und auch nicht auf jeder Seite so, aber gesamtheitlich gesehen bevorzuge ich persönlich die jetzige Optik. Zur Vergleichbarkeit für alle Interessierten habe ich meine alten Rezi-Fotos der Eaglemoss-Ausgabe nochmal herausgekramt und in der neuen Deluxe die gleichen Seiten abfotografiert. Deshalb findet Ihr nachfolgend während der Rezi also immer erst die ursprüngliche und anschließend die aktuelle Variante, um Euch selbst ein Bild machen zu können. Der Band beginnt mit Heft #2 0 , einer Zusammenführung loser Enden, die bei Eaglemoss nicht enthalten war und den aktuellen Status herleitet, bevor wir uns mit „Die Anatomie-Stunde“ in die „richtige“ Story stürzen.


    Gleich bei der ersten Seite gibt es den besonderen Umstand, dass die Seitenaufteilung bei den beiden Versionen unterschiedlich ist. Was bei Eaglemoss eine Doppelseite war ist in der Deluxe auf zwei unterschiedlichen Seiten.



    Swamp Thing liegt auf Eis, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Von paramilitärischen Truppen gestellt und von Kugeln durchsiebt wurde er tiefgekühlt und befindet sich jetzt in einem Labor in Washington. Der exzentrische Wissenschaftler Woodrue wurde vom mächtigen Magnaten Sunderland damit beauftragt alle Erkenntnisse über Swamp Thing und die bioregenerative Formel, die es zu dem machten was es ist, zu erlangen, die ihm von Nutzen sein können. Allerdings ist Woodrue kein gewöhnlicher Wissenschaftler, er ist der Floronic Man, ebenfalls ein Pflanzenwesen, dass sich tagsüber mit Hautspray überzieht und somit menschlich aussieht. Als Woodrue einige extrem überraschende Entdeckungen über Swampie zu Tage fördert, wird er von Sunderland gefeuert, da dieser die Erkenntnisse zu seinem eigenen Vorteil nutzen will. Allerdings hat er die Rechnung da ohne den Floronic Man gemacht, der kurzerhand die Kühlkammer abschaltet und so einen verletzten, verwirrten und über die Maßen zornigen Swampie von der Leine lässt…

    Ich will jetzt wirklich nicht zu viel verraten, denn die Erfahrung, dieses Sahnestück der neunten Kunst zu entdecken, sollte jeder Comicliebhaber selber machen.

    Wie der aufgebrachte Swampie ob der Erkenntnisse des Floronic Man psychisch total aus den Angeln gehoben wird, sich dann in sich zurückzieht und beschließt, in den Sümpfen Louisianas mit der Natur zu verschmelzen und seinen inneren Frieden zu suchen. Wie ihn seine Freunde Abby und Cable dort aufspüren und wegen seiner Verwandlung in tiefe Trauer versinken. Welchen beinahe schon epischen Kampf das Swamp Thing mit seinen inneren Dämonen auszufechten hat, während der Floronic Man in der freien Welt für Angst und Schrecken sorgt, ja gar eine globale Katastrophe heraufbeschwört, der selbst die Justice League hilflos gegenübersteht. Und natürlich wie es zum finalen Showdown zwischen den beiden Pflanzenwesen kommt und wie es unserem Sumpfding gelingt das Ruder nochmal rumzureißen.


    All das ist so perfekt inszeniert und vor allem mit solch erzählerischer Tiefe und Kraft versehen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Die Story funktioniert auf so vielen Ebenen, wird zwar verschachtelt erzählt, tritt dann aber so glasklar mit so vielen Botschaften bestückt an die Oberfläche, dass es eine wahre Freude ist. Und das sind gerade mal die ersten paar der enthaltenen Hefte.



    Die Story, die die nächsten drei Hefte umfasst startet mit „Der Schlaf der Vernunft“ und könnte ebenso gut direkt einem Hellblazer-Run entsprungen sein, was bei mir extrem positiv ist! Swamp Things Freundin Abby, mittlerweile die Frau von Cable, tritt einen neuen Job an, und zwar in einem Waisenhaus. Dort lernt sie den verstörten Jungen Paul kennen.

    Wie man im Verlauf der Geschichte erfährt haben dessen Eltern wohl beim Herumspielen mit einem Ouija-Brett versehentlich einen Dämon in unsere Welt gelassen, der sich von der Angst der Menschen ernährt und sie zum Zwecke der Nahrungsbeschaffung, denn sein Hunger ist unersättlich, mit ihren schrecklichsten Urängsten konfrontiert. Auf diesem Wege kam es wohl auch zum verfrühten Ableben der Eltern. Es dauert eine Weile bis Abby ahnt, dass etwas Furchtbares vor sich geht und sie schließlich Swamp Thing um Hilfe bittet. Doch nicht nur Swampie ist auf dem Weg zum Angstfresser, nein auch ein anderer, weitaus höher angesiedelter Höllenbewohner hat sich auf die Erde begeben um seinen Untertanen wieder dahin zurück zu holen, wo er hingehört. Da bleibt eine Begegnung mit Swampy natürlich nicht aus. Es versteht sich von selbst, dass dieses Aufeinandertreffen auch schnell mal in einer Katastrophe enden kann und auch Kollateralschäden nicht auszuschließen sind. So hat auch Swampies Freund Cable seinen Preis zu zahlen.


    Das Spiel mit den Urängsten gelingt hier meisterhaft und das ist wieder nur die Vordergründigste der vielen Schichten, die Alan Moores komplexe Erzählweise zu bieten hat. Es gibt so viel zu entdecken und die Beziehungen zwischen den Charakteren sind so hervorragend herausgearbeitet, dass es so gut wie nichts zu kritisieren gibt. Es gibt wahrlich Zwiebeln die ob der Vielschichtigkeit dieser beiden Stories vor Neid erblassen.


    Als Einziges, winzig kleines Wermutströpfchen könnte ich anmerken, dass die Kontinuität zu den Anfängen von Len Wein und Bernie Wrightson nicht zu 100% gewahrt bleibt. Denn schon in Swamp Thing #2 wurde Holland von Arcane ja kurzfristig wieder zurück in einen Menschen verwandelt. Das passt jetzt aber leider nicht so ganz zu Moores (ganz nebenbei gesagt ziemlich genialem) Kunstgriff, der die größte Storywendung bzw. Überraschung des Bandes bietet. Alle eingeweihten wissen schon was ich meine, allen anderen will ich den Spaß an dieser Stelle nicht verderben.

    Jetzt starten wir schon in die zweite Hälfte des über 450 Seiten starken Bandes, die weiterhin atemberaubend, kongenial und erinnerungswürdig ist. Die Hefte genießen einen absolut legendären Ruf, der ist zu 100% gerechtfertigt und kommt nicht von ungefähr. Ich persönlich finde die zweite Hälfte sogar nochmal minimal besser als den Start. Ich kann meine Begeisterung kaum zügeln und feiere dieses gute Stück hier einfach euphorisch.


    Die nächsten fünf Kapitel bilden eine große, zusammenhängende Story, die damit beginnt, wie Swampie endgültig mit seiner Vergangenheit abschließt

    indem er akzeptiert, dass er nicht Alec Holland ist, dessen sterbliche Überreste im Sumpf aufstöbert und zur letzten Ruhe bettet. Nachdem dieses Kapitel, auch zeichnerisch extrem vielschichtig gestaltet, zugeschlagen wurde, beginnt das Grauen, und zwar gewaltig. Schon der Einstieg ist wirklich verstörend, jedoch bekommen wir den wahren Horror, mit dem sich Swampies gute Freundin Abby konfrontiert sieht, nur häppchenweise vom Autor serviert. Dennoch ist es ein von Grusel und Grauen vollgepackter weg, bis an dem Punkt angelangt sind, an dem Abby gewahr wird, dass ihr einst liebevoller Ehemann Matt Cable schon lange nicht mehr der ist, der er zu sein scheint.

    Immer tiefer und tiefer werden wir in wahnwitzigen Bildern hineingesogen in den Abgrund, bis das ganze Konstrukt in einem brutalen und äußerst tragischen Finale Gipfelt, das für Swamp Thing den Verlust all seiner Freunde auf der Welt bedeutet. Doch Swampy wäre nicht der, der er ist, wenn er sich kampflos in dieses Schicksal ergeben und seine Freunde dem ewigen Leid überlassen würde. So macht er sich auf gefährlichen Pfaden auf den Weg in die Unterwelt um Abby den Dämonen zu entreißen. Dazu wählt er den Weg über das Grün, in das er sich im Teil eins schon einmal begeben hatte um sich von seiner weltlichen Existenz zu lösen. Welche Abenteuer er dort erlebt, und wie selbige illustriert wurden ist nahezu unübertrefflich.



    Nach dieser, fünfteiligen Story folgt mit Heft #32 – POG – ein, naja, Highlight ist eigentlich nicht das richtige Wort, denn es ist keine laute Story, aber eben eine, die Gefühle weckt, und zwar sehr starke. Spannend, lustig, traurig, putzig und vor allem richtig schön ist die Geschichte, die mich am Ende doch traurig und voller Mitgefühl zurücklässt. Crackajack Jackson hat das im alten Panini Forum mal perfekt beschrieben, deshalb will ich mich hier gar nicht weiter drüber auslassen, sondern bedanke mich ganz lieb bei ihm für die Empfehlung dieser Geschichte, die wirklich jeder mal gelesen haben sollte.


    Zuletzt erwartet uns eine Traum-Grusel-Story, die direkt einem klassischen, atmosphärischen Horror-Streifen entsprungen sein könnte. Viele bekannte Versatzstücke werden hier absolut perfekt mit Swamp Things erster Origin-Story aus der House of Secrets-Reihe verwoben und auch die Welt von Neil Gaimans Sandman streifen wir. Es ist beinahe unverschämt, wie perfekt es Moore hier gelingt, alle Mythen um Swamp Thing, die teilweise ja nach dem Neustart der Reihe etwas abseits als One-Shot standen, in seinen Run einzubinden, und das Gesamtwerk somit in eine unerwartete Harmonie zu bringen, also ein Gleichgewicht zu schaffen, dass für mich als Leser ungemein befriedigend wirkt. Und da Herr Moore das alles wohl noch immer nicht harmonisch genug war, kommt ganz am Ende auch die Romantik nicht zu kurz.

    Ich kann kaum in Worte fassen wie unglaublich begeistert ich vom gesamten Artwork bin. Das ist ganz großes Kino und passt so perfekt zu Swampie wie man es sich nur wünschen kann. In wirklich wunderschönen, teils auch verstörenden Bildern wird Alan Moores Fantasie eindrucksvoll zum Leben erweckt. Egal, ob vom Autor oder vom Zeichnerteam die Rede ist, hier kam einfach zusammen, was zusammengehört und es wurde wahrlich Großes erschaffen. Was Stephen Bissette und John Totleben hier für ein Feuerwerk abbrennen ist unglaublich. Auch Zwischenzeichner, wie beispielsweise Shawn McManus machen einen tollen Job und ihre Zeichnungen transportieren viel Gefühl, aber an die echt außerordentliche Leistung von Bissette und Totleben reichen sie nicht ganz heran.




    Jetzt kommt ein sehr interessanter Vergleich, denn es wurde diesmal sogar die Panelaufteilung komplett geändert. Die linke Seite des alten Fotos ist jetzt auf die rechte Seite gewandert, aber die rechte Seite ist richtig spannend, denn diese Panels wurden bei der Deluxe Ausgabe in Reihe geschaltet über die folgende Doppelseite verteilt, was zusammen mit den Panels darunter ein wunderschönes Gesamtbild ergibt:






    Überdies bietet diese Deluxe-Ausgabe noch weit über 30 Seiten fettes Bonusmaterial. Natürlich in Form von Zeichnungen und Skizzen, aber auch Skriptseiten von Moore, Fotos und vor allem ganz viel informativer Text von Stephen R. Bissette. Da wird die Mythologie auch ein Stück weit entmythologisiert, aber den Gesamteindruck dieses perfekten Gesamtpaketes, einfach eines überragenden Werkes, wertet das nur nochmal ein Stück weit auf.

    10/10

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (30.12.2022 um 14:12 Uhr)
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  4. #4
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    Swamp Thing von Alan Moore 2 (Deluxe Edition)



    Das zweite Deluxe Paket rund um den grünen Sumpfling ist mit knapp 470 Seiten wieder schön dick geraten. Die Handlung der einzelnen Geschichten werde ich diesmal echt nur ganz grob umreißen um nicht zu viel zu spoilern. Jeder Comic- oder gar Moore-Fan sollte sich die exzellente Sammlung schauriger Geschichten sowieso zulegen.

    Gleich zum Einstieg gelingt Moore mit der zweiteiligen Story um den wohl wahnsinnigen, schwer kranken, absolut süchtigen und ganz sicher sehr hässlichen Typen namens Atomfresse ein kleines Meisterwerk. Der sehr gefährliche und äußerst tödliche Zeitgenosse richtet all das Übel, dass von ihm ausgeht nur unfreiwillig an, er weiß es nicht besser und bringt dennoch nur Tod und Zerstörung. Eine wunderbar vielschichtige Schauermär zwischen Trash und Tragik, wie nur Alan Moore sie schreiben kann, ohne ins Lächerliche abzudriften. Höchst gefühlvoll und mit vielen Botschaften, von denen der Umweltgedanke nur die Vordergründigste ist, führt uns Moore zu Beginn dieses Bandes zurück in den Sumpf. Leider ist ausgerechnet „Atomfresse“ einer der wenigen Fälle, bei denen mir die Originalkolorierung besser gefallen hat, weil der Typ da einfach kranker (im Sinne von ungesünder) aussah. Das Beispielbild zeigt das hoffentlich. Im Gegenzug gefällt mir die linke Seite mit dem Lagerfeuer in der Deluxe Ausgabe deutlich besser, als die ursprüngliche Version, da kommt einfach viel mehr Stimmung auf. Diesmal vergleichen wir also Panini alt mit der neuen Deluxe von Panini, die ersten Bilder sind immer die ursprüngliche Fassung, darauf folgt dann die Deluxe-Variante.


    Es ist so weit! John Constantine is in da House! Erster Auftritt des Hallblazers und ja, er ist direkt von Beginn an ein riesen *********. Ich liebe es! Mal wieder (oder eigentlich ja zum ersten mal) erleben wir, wie ein Mensch der sich ihm verbunden fühlt das zeitliche segnet. Es ist scheinbar von Anfang an nie gesund gewesen, mit Constantine befreundet zu sein. Scheinbar droht der Welt aber noch viel größeres Unheil und deshalb nimmt der Hellblazer Kontakt zu Swamp Thing auf, schickt diesen auf eine aberwitzige Rundreise zu Orten die ein Touri niemals freiwillig besuchen würde und ganz nebenbei hilft er Swampy dadurch dabei, seine Fähigkeiten zu entdecken und weiter zu entwickeln.

    Die erste Zwischenstation auf Swampies Reise stellt eine versunkene Stadt dar, die gewissenhaften Swampie-Lesern bereits bekannt ist. Mich hat es sehr gefreut, diesen Hintergrund bei meiner zweiten Moore-Lektüre jetzt auch zu erkennen, denn der Autor bezieht sich hier auf eine Story aus dem Classic Omnibus. In dem zum Biotop verkommenen Städtchen haust eine Art Wasserleichen-Vampire, die sich nirgendwo auf der Welt so stark vermehren wie an diesem Ort, und daran ist unser Swamp Thing nicht ganz unschuldig. Teilweise richtig gruselig, ein bisschen eklig, gespickt mit kleinen Lovecraft-Anleihen und mit einem hervorragenden Opener, der die erinnerungswürdige Blutegel-Szene aus Stephen Kings „Die Leiche“ (Stand by me) variiert.


    Nach einer Werwolf-Story der ganz anderen Art, in die auch noch ein äußerst interessantes, historisches Ritual eingeflochten wurde, aus dem hier der Fluch der Lykanthropie erwächst, zeigt Constantine wieder, was für ein manipulativer Mistkerl er sein kann.

    Im großen Finale wird das Ur-Amerikanische Thema der Sklaverei erneut aufgegriffen, welches von den Schöpfern Len Wein und Berni Wrightson im Classic Omnibus schonmal behandelt wurde. Allerdings muss man Moore lassen, dass er das Thema viel umfassender behandelt. Da wird von Liebschaften zwischen Sklaven und Weißen, bitterbösem Rassismus und dessen brutalen Folgen über heutige Auswüchse des selbigen und auch dem Gegenteil, dem heutzutage ab und an vorkommenden, privilegierten Schwarzen, der noch immer auf die Sklaven- und Rassismus-Karte pocht, fast alles geboten. Dazu kommen untote, ruhelose Geister, Bannkreise aus Salz und ganz viel ätzende Kritik an der Filmindustrie. All das und vermutlich hab ich doch nur die Hälfte aller angeschnittenen Themen mitbekommen.


    Hier wird wirklich ganz große Kunst geboten, die auch noch eng mit einigen meiner Lieblingsthemen verknüpft serviert wird. Sicher ein Meilenstein der Comic-Kunst den ich noch öfter zur Hand nehmen werde, wobei ich aber anmerken muss, dass das Artwork des Vorgänger-Bandes einige brillante und herausragende Szenen mehr zu bieten hatte, als wir hier bislang serviert bekommen. Man merkt schon deutlich, wenn Bissette und Totleben, teils mit Veitch, nicht am Ruder sind.

    Die zweite Hälfte des Bandes kann von den Storys her groß in zwei Abschnitte unterteilt werden. Zuerst kommen die drei Swamp Thing Hefte #43-45, die jeweils recht eigenständige Stories erzählen, bevor mit „Offenbarungen“ ein großer, fünfteiliger Storybogen eingeleitet wird, der sich zu einem fulminanten Finale emporschraubt.


    Mit „Fallobst“ steht gleich wieder ein Knaller auf dem Programm in dem, ganz typisch Moore, gleich ein ganzer Schwung an tollen Themen bearbeitet wird. Es geht um einen Althippie mit Grundkenntnissen in der Wissenschaft, der im Sumpf eine Knolle findet, und zwar eine, wie sie an Swampy wachsen. Zu Hause angekommen ist er gerade dabei die Frucht zu analysieren, als er Besuch von einem Freund bekommt, der ihn um schmerzstillende Drogen bittet, um seiner schwerkranken Frau den Abschied von der Welt zu erleichtern. Nach einigem Hin und Her gibt er ihm ein „Stück Swampy“ mit. Es dauert aber nicht lange, bis es erneut an der Tür klopft und ein früherer Bekannter, jetzt ekelhafter Mistkerl, vor der Tür steht und Drogen verlangt. Schlussendlich stiehlt er mehr oder weniger einen Teil der Wurzel.

    Die unterschiedlichen Auswirkungen auf die beiden Konsumenten und das Zusammenspiel zwischen Droge und Psyche wird im Rest der Handlung Thematisiert, genauso wie die Frage, ob sich der Althippie auch selbst einen Trip gönnt, oder doch lieber nicht. Wundervoll, wie hier mit Drogenkonsum, seinen möglichen Auswirkungen, aber auch Möglichkeiten gespielt wird. Die Frage der Sterbehilfe wird ebenso aufgegriffen wie der Ansatz, ob gewisse Drogen auf uns anders wirken, weil wir eine andere Einstellung oder Gesinnung haben. Schlussendlich bleibt noch die Frage, inwieweit man sich seines eigenen, vermeintlich guten Charakters sicher sein kann. Schon allein mit dieser Story beweist Moore wieder, dass er auf ein paar wenigen Seiten vielschichtigere Aspekte aus einer Story herausschälen kann, als Andere in einer ganzen Anthologie. Das sollte als Beispiel für die herausragende Qualität aller Stories genügen, den Rest werde ich ein wenig kürzer abhandeln.


    Beim „Schwarzen Mann“ handelt es sich um eine creepy Serienkiller-Story in der uns Moore eine Reise in die Abgründe der Seele beschert. Nebenbei wird Swampys Gefühlsleben genauer beleuchtet und auch Batman kommt kurz zur Stippvisite vorbei, bevor wir uns bei „Geistertanz“ in ein abgelegenes Horrorhaus wagen, in dem es nicht nur echt gruselig und blutig zu geht, sondern auch der Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern aufs Tableau gepackt wird.

    Jetzt startet die letzte große Story und ich freu mich riesig, dass mein Lieblingsegomane John Constantine eine zentrale Rolle spielen darf. Schon zuvor hatte der Trickster das Swamp Thing auf eine Odyssee zu den verschiedensten, aufkeimenden Schrecken geschickt. Jetzt wird klar, dass das lediglich zur Vorbereitung diente, quasi eine Art Training darstellte, denn es gilt etwas weitaus größeres aufzuhalten, als nur einen Werwolf oder ein paar Vampire. Eine Multiversen umspannende Krise bahnt sich an, die „Crisis on Infinity Earths“, und ein Jahrhunderte alter Geheimbund, die Brujeria, wollen dieses Ereignis für sich nutzen um eine alles Vernichtende Entität zu erwecken. Manche glauben, es sei die Ewige Finsternis, andere wiederum erwarten die Rückkehr Satans, ich bevorzuge die Theorie vom alten Ben, der überzeugt ist die Erweckung Cthulhus stünde bevor.


    Wie dem auch sei, dieser Bedrohung können sich Swamp Thing und Constantine nicht alleine stellen und versammeln nach und nach eine illustre (und abgedrehte) Truppe um sich, um das Ende aller Welten zu verhindern. Der geneigte DC-Leser feiert hier ein großes Wiedersehen mit vielen bekannten und beliebten Charakteren. Allerdings nicht bevor Constantine noch ein altes Versprechen einlöst. Er hatte Swampy Antworten über seine Existenz, sein Dasein versprochen und die soll er jetzt bei seinen Artgenossen, dem Konzil der Bäume erhalten.

    Ein wahrer Rundumschlag, den Alan Moore in der Finalen Story dieses zweiten Deluxe-Bandes ausführt. Ein Sammelsurium vor Kreativität sprühender Ideen, der ein Ende findet, das man schön als Abschluss stehen lassen kann, auch wenn ich mich natürlich über den Rest des Moore-Runs extrem freue und demnach umgehend den finalen dritten Band aus dem schicken Schuber ziehen werde.


    Ich wurde bis hierher jedenfalls nicht enttäuscht und das famose Finale, welches ich erwartete, habe ich auch bekommen, selbst wenn ich kein ausgemachter Fan von diesem ganzen Krisen-Gedöns bin. Einziger Mini-Kritikpunkt ist vielleicht, dass das Artwork beim vorangegangenen Band etwas mehr wie aus einem Guss gewirkt, und mir persönlich dadurch minimal besser gefallen hat. Liegt sicher an den vielen beteiligten Zeichnern, aber wie gesagt, das ist Jammern auf ganz ganz hohem Niveau.

    Dafür gibt es wieder reichlich geniales Bonusmaterial, wie etwa beispielhaft ein komplettes Heft, hier „Der Fluch“, also die Werwolfstory, mit den original Bleistiftzeichnungen Seite für Seite Moores Originaltext, quasi seinem ausführlichen Drehbuch gegenübergestellt. Ist schon wahnsinn, wie detailliert Moore bei sowas vorgeht, bzw. damals vermutlich durch die Entfernung zu den Kollegen auch vorgehen musste. Zum Abschluss lässt es sich auch John Totleben nicht nehmen, noch ein paar Zeilen und Anekdoten zum Besten zu geben. Was für ein großartiges Gesamtpaket!

    9-9,5/10

    Stay tuned, vielleicht bekomme ich Band drei morgen noch fertig gelesen und ein paar Zeilen dazu zusammengetippt.

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (31.12.2022 um 12:17 Uhr)
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  5. #5
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    Swamp Thing von Alan Moore 3 (Deluxe Edition)



    Das Jahr neigt sich dem Ende, und auch wenn es gesellschaftlich, gesundheitlich und weltpolitisch außerordentlich katastrophale 365 Tage waren, so gab es doch zumindest an der Comicfront kaum etwas auszusetzen, außer vielleicht, dass der ein oder andere Band um ein paar Wochen oder Monate verschoben wurde. Für mich gab es eine riesige Menge äußerst abwechslungsreicher Geschichten in zum teil wunderschön gestalteten Bänden, die regelmäßig eine Flucht aus der realen Welt ermöglichten. Eines der absoluten Highlights haben wir hier, denn nach vielen Jahrzehnten des Wartens liegt endlich Alan Moores legendäre Swamp Thing Strecke zum allerersten mal komplett in deutscher Sprache vor. Dazu hat Panini dem geneigten Fan sogar noch die Möglichkeit freigestellt dieses Set wahrlich außergewöhnlicher Geschichten in einem schicken Sammelschuber unterzubringen. Nicht billig, aber doch eine angemessene Aufwertung für dieses Set wirklich außergewöhnlicher Comics. Hier jetzt also die letzte Runde durch den Sumpf – oder durch Gotham – oder durchs All…

    Krise Abgewendet, also kehren Deadman, der Phantom Stranger und Swampie endlich zurück nach Hause. Nur seine geliebte Abby findet er dort nicht vor, denn die wurde quasi wegen „Unzucht mit Grünzeug“ vor Gericht gestellt, kam auf Kaution frei und flüchtete nach Gotham City. Die Anonymität der Großstadt hat nur leider nicht geholfen, weshalb sie jetzt dort einsitzt. Das findet Swamp Thing selbstredend gar nicht witzig und entfesselt in den Häuserschluchten von Batmans Schutzgebiet die grüne Hölle…


    Am Ende dieser mehrere Hefte umspannenden Grünzeug-Apokalypse steht der

    vermeintliche Tod von Swamp Thing. Ein Schocker für nahezu alle Beteiligten, vor allem Batman und Abby selbst. Doch Swamp Thing, der aufgrund einer Frequenzwandlung seines inneren Grüns nicht mehr mit der Erde kompatibel ist rettete sich in die Weiten des Alls, wo er erstmal hilflos umhertreibt.



    Die folgenden Hefte umspannen eine abwechslungsreiche, aber auch abgedrehte und teils abstrakte Odyssee, deren Stil Moore später in seiner Karriere noch öfter aufgreifen wird. Wem wie mir die letzten Hefte von Deluxe Band Nummer zwei und die ersten Hefte dieses Bandes schon ein wenig zu typisch Superheldenmäßig waren, der bekommt jetzt Kontrastprogramm erster Güte geboten.

    Swamp Thing hat Glück, als körperlose Entität hätte es ihm genauso gut passieren können bis zur Unendlichkeit durch die Schwärze des Alls zu treiben, doch zum Glück trifft der Geist des Sumpfdings auf eine Welt mit kompatiblem Schwingungen, eine Rhapsodie in Blau, wo er sich in Einsamkeit und Selbstmitleid ergeht und schließlich einen „Blauen Himmel“ schafft. Als er sich dieser Illusion und des Selbstbetruges bewusst wird wagt er einen Sprung ins Ungewisse…

    …und landet auf dem Planeten Rann, wo die Pflanzenwelt in kräftigem Rot erwächst, die Bewohner unter einer Dürre zu leiden haben, die sie durch einen atomaren Konflikt selbst verursachten und überraschenderweise auch ein Mensch namens Adam Strange zugegen ist, der die örtliche Prinzessin ehelichen möchte. All das sorgt natürlich erstmal für Verwirrung und führt zu handfestem Zwist. Dass die Thanagarer auch noch mitmischen macht die Sache nicht unkomplizierter.


    Die Aussicht auf einem von intelligenten Pflanzen bewohnten Planeten Hilfe für sein Frequenzproblem zu bekommen schürt die Hoffnung in Swamp Things Geist und so macht er sich auf den Weg gen J586. Währenddessen durchlebt Abby auf der Erde unsägliche Trauer und versucht durch die Arbeit in einem Altersheim wieder einen Anker in ihrem Leben zu finden. Dort läuft allerdings auch nicht alles harmonisch ab und dem Tod ist man hier sowieso näher als an vielen anderen Orten.

    Im berühmten, optisch äußerst experimentellen Heft #60 wird Swampies Reise urplötzlich gestoppt, als er mit einem weiblichen Wesen einer Techno-Rasse kollidiert. Dieses mechanische Lebewesen fürchtete schon es sei das Letzte seiner Art und könnte seinen Lebens-Sinn, die Fortpflanzung, niemals vollziehen. Unbändiger Drang, wie der von laichenden Lachsen, lässt das Weibchen die teilweise Kompatibilität mit Swamp Things Entität erkennen und so finden Wandlungen, Übergänge und Verschmelzungen statt, an deren Ende der Grüne Sumpfling, vermutlich ziemlich unfreiwillig, ganz nebenbei zum Vater einer neuen, bislang nie dagewesenen Zwitter-Rasse wird, einem Volk von biomechanischen Techno-Göttern sozusagen. Dass diese Embryos in späteren Stories noch von keinem anderen DC-Autoren aufgegriffen wurden wundert mich allerdings.


    Ein sehr spezielles Heft mit einer außergewöhnlichen Entstehungsgeschichte, die im erneut reichhaltigen Bonusmaterial des Bandes von John Totleben ausführlich geschildert wird. Überhaupt sind die Anhänge äußerst empfehlenswert! Da kommen auch Rick Veitch und der neue Kolorist Steve Oliff zu Wort, was das Gesamtpaket wieder wunderbar abrundet.

    Zuvor sorgt Alec auf dem Pflanzenplaneten J586 unfreiwillig für eine waschechte Katastrophe, bevor er endlich den Weg nach Hause antreten kann. Abby hat sich derweil etwas gefangen und festgestellt, dass man sich am besten selbst aus einem seelischen Abgrund ziehen kann, wenn man jemanden findet, der noch weit tiefer in einem solchen versunken und dessen Seele noch nachhaltiger geschädigt, ja geradezu zersplittert ist. Ihrer alte Freundin Liz ist ein Schicksal widerfahren, wie man es niemandem wünscht. In dem grandiosen Heft gelingt Moore auf perfekte Weise die grausigen Auswirkungen von Manipulation, Phobien und Zwangsneurosen auf die Seiten zubringen.


    Am Ende wird dann zum Glück doch noch alles gut, beinahe schon zu märchenhaft, der freundliche Althippie mit Ökobotschaft bekommt ein paar herzerwärmende Auftritte, das Wiedersehen zwischen Abby und Swamp Thing darf Moore typisch sexuell ausschlachten, wie er es so gerne tut, und als Bonus gibt es noch die Story, in der Swampie Superman helfen darf, welche während des Bandes bereits Erwähnung fand.

    Große Bilder, doch zumeist nicht so grandios wie zu Beginn des Runs. Außergewöhnliches Storytelling, doch nicht so stimmig wie in der ersten Hälfte von Moores Swamp Thing Saga. Dafür sind mir einige Passagen zu nah am Mainstream und Teile des Weltraumausfluges einfach zu verschwurbelt, psychedelisch, freigeistig und abstrakt, also so wie Moore es später öfter tat, als er freie Hand hatte. Die ideale Gratwanderung dazwischen gelingt ihm hier nur noch selten was das Finale für mich von „herausragend“ leider nur zu „sehr gut“ herabstuft. Nichtsdestotrotz bleibt Alan Moores Swamp Thing ein außergewöhnliches Kleinod, nicht nur bei US-Superhelden oder Horrorcomics, sondern in der Neunten Kunst ganz allgemein. Vielen Dank Panini, dass wir diese 1.340 Seiten in einer so tollen Edition endlich in unseren Händen halten dürfen.


    7,5-8/10

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  6. #6
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    Swamp Thing – Geschichten aus dem Sumpf



    Nach dem klassischen Swampie-Omnibus und der endlich komplett auf Deutsch vorliegenden Moore-Strecke habe ich mich mal wieder an etwas modernere Geschichten zum heißgeliebten Sumpfding gewagt. Neun teils mehrteilige Stories aus der Zeit zwischen April 2018 und Oktober 2019 sind in diesem Band versammelt und im Großen und Ganzen komplett unabhängig voneinander lesbar.


    Durch wechselnde Autoren und ein kleines Heer von Zeichnern ist maximale Vielfalt geboten, sowohl optisch als auch erzählerisch. Mal ganz dicht an klassischem Horror und althergebrachten Schauergeschichten, mal frisch und modern, oder sogar an Noir Krimis erinnernd. Da wird echt viel geboten und mit dem häufig tragischen Einschlag und einer dezenten Einfühlsamkeit geht auch eine gewisse Tiefe einher. Allesamt tolle Erzählungen, einige sogar großartig.


    Gleiches kann ich zum Artwork sagen. Klar gibt es bei so einem Sammelsurium an Künstlern deutlich unterschiedliche Stile zu bewundern, was sicher nicht jedermanns Geschmack ist, doch es ist klar ersichtlich, dass die jeweiligen Zeichner Spaß an Swampie haben und hierfür ihr A-Game aus der Schublade holten. Starker Band, sowohl für Neuleser als auch für alte Freunde, die den Grünling mal wieder treffen möchten.


    8,5/10

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  7. #7
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Ich verstehe es nicht!



    Also dieses Ding aus dem Sumpf ist aus dem Sumpf. Richtig?

    Zuvor war es ein Mann. Richtig?

    Als menschliches Wesen hatte er Kleider an. Richtig?

    Jetzt als Sumpf-Dingsbums ist sein Körper total bio-verwachsen. Richtig?

    So kleine Dinger, wie Augen oder die Nase sind immer noch klar zu erkennen. Richtig?

    Warum in alles in der Welt ist nie - unter keinen Umständen - so etwas wie ein P. zu erkennen ???

  8. #8
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    Weil der nur rauswächst, wenn er gerade benötigt wird.
    Ich seh schon, Du hast die Moore-Bände noch nicht gelesen.
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  9. #9
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Stimmt tatsächlich: meine Moore-Bände harren meiner sanften Hände um endlich gelesen zu werden. Liegt hauptsächlich daran, dass das neue Bücherregal (extrastarke Ausführung) immer noch auf den Zusammenbau wartet.

  10. #10
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    Wenn Du mit denen durch bist reden wir nochmal.
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  11. #11
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    Swamp Thing – Neue Wurzeln



    Ich mag es ja, wenn sich Geschichten Zeit für einen Aufbau nehmen, und genau das machen die Autoren der Hauptstory in diesem Band. Der Großkonzern Sunderland Corporation wird immer mächtiger, wächst unaufhaltsam und gewinnt an Einfluss, alles ohne Rücksicht auf die Natur, was natürlich Swampie auf den Plan ruft und schließlich in einen waschechten Krieg ausartet. Hat mir insgesamt ganz gut gefallen, das Finale war stark, den Rest hätte man noch etwas optimieren können, ebenso das Artwork. Es gibt zwar einige sehr hübsche und gelungene Seiten, insgesamt wird aber nicht mehr als bei üblicher Standard-Superheldenkost geboten.




    Im Anschluss folgen zum Ende des Bandes mal wieder ein Schwung Kurzgeschichten, die durch ein mysteriöses Irrlicht miteinander verbunden werden. Erzählerisch haben mir diese Shorties richtig gut gefallen, optisch leider nochmal schwächer als die erste große Story in dem Band. Von daher hat es mir zwar insgesamt schon Spaß gemacht wieder mit dem Sumpfding loszuziehen, aber das ganz hohe Niveau, wie bei Swampie oft geboten, erreichen wir nicht.




    7/10

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  12. #12
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    Swamp Thing – Das Vermächtnis des Grüns (Deluxe Edition)



    WAAAAAS??!!?? Swamp Thing wird runderneuert? WIESO denn bloß? Nach der Lektüre dieses knapp 400 Seiten umfassenden Brockens ist die Antwort glasklar: Weil sie es können!

    Über eine Strecke von ganzen 16 Heften brennen Autor Ram V und Zeichner Mike Perkins ein erzählerisches und optisches Feuerwerk ab, das sich gewaschen hat. Sicher ist es kein Zufall, dass der junge Geschäftsmann Levi Kamei, der in Kürze unfreiwillig in Alec Hollands Fußstapfen als Swamp Thing treten wird, genau wie der Autor aus Indien stammt. Das Ganze wirkt aber zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt, im Gegenteil, das versprüht Frische und Authentizität.


    Dass der aufstrebende Karrieremann zu Beginn des Bandes noch für die, Freunden des Sumpfdinges wohlbekannte, Sunderland Corporation arbeitet (genauer Prescot Industries, die mit Sunderland fusioniert haben) ist ein geschickter Kniff, der solchermaßen auf der Hand liegt, dass man sich fast fragt, weshalb das nicht schon früher jemandem eingefallen ist. Selbstredend ist der Weg vom unwissenden, im Grunde aber gutherzigen Lakai zum neuen Avatar des Grüns kein Einfacher, und wie wir wissen hat das Sumpfmonster reichlich Feinde, seien es zuweilen auch nur verängstigte Menschen oder missverstandene Wesen.


    So beginnt für Levi ein Alptraum, in dessen Verlauf er die eigene Vergangenheit ergründen muss, den ehemaligen Avatar des Grüns trifft, mit außergewöhnlichen Wesen aneinandergerät, die furchtbare Kräfte besitzen und das alles, während er seine eigenen Fähigkeiten erst noch ergründen muss. Neben faszinierenden und spannenden, neuen Charakteren gibt es reichlich Widersehen mit alten Bekannten. Neben Poison Ivy, bei der ich mich frage, weshalb die nicht viel häufiger viel mehr mit Swampie zu tun hat, tritt auch die Suicide Squad unter der Führung von Peacemaker auf den Plan, der Floronic Man Jason Woodrue mischt genauso mit wie Green Lantern und neben vielen Weiteren darf natürlich einer nicht fehlen: John Constantine.


    SO erneuert man einen Charakter, genau so und nicht anders! Da wird eine spannende, erfrischend neu wirkende Variation eines alten Monsters, einer Horrorlegende erzählt, ohne frühere Geschichten oder Inkarnationen ad absurdum zu führen, zu löschen oder vergessen zu machen. Ein neues Kapitel Sumpfmonster, neue Abenteuer, neue Freunde und Feinde und vor allem neuer Horror mit viel Respekt vor allem zuvor Dagewesenen und dennoch reichlich Eigenständigkeit, um nicht als Kopie von Wein/Wrightson, Moore und Konsorten abgestempelt zu werden.


    Ein riesiges Plus sind dann noch die grandiosen Bilder von Mike Perkins. Hatte er mir schon bei der Adaption von King’s The Stand sehr gut gefallen, so packt der Mann hier noch eine ordentliche Schippe drauf, nutzt alle Möglichkeiten des Mediums und zaubert wahre, schrecklich schöne Kunstwerke auf die Seiten, spielt eine Klaviatur von Kreativität und Paneldesign herunter, dass ich staune und mich kaum sattsehen kann. Eine perfekte Symbiose zwischen Artwork und Erzählung. Ihr merkt, ich bin recht begeistert und hoffe, dass unser liebster Sumpfgeist nur noch auf diesem Niveau auftritt.

    9-9,5/10

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  13. #13
    Mitglied Avatar von Robedoor
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    Die Rezi ist sehr hilfreich, vielen Dank! Habe die drei (?) US TPBs, kam da aber noch nicht so richtig rein. Aber da ich Swamp Thing auch für das beste halte, was je den Sümpfen entstieg, und es bei DC in den 40-50 Jahren auch gar nicht soo viel gab, bin ich auch glücklicher Komplettist (Außer einem TPB, den ich seit Jahren suche)

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