Hmmmmm, na jaaaaaaa, alsoooooo...
Erstmal: Die Prämisse und das erste Kapitel sind phänomenal umgesetzt, damit muss ich erstmal anfangen. Natürlich kommt hier gleich der Vergleich mit sweet pool in den Sinn - es hat diese "Omegaverse, aber die Charaktere wissen nicht, was mit ihnen geschieht"-Vibes und - noch auffälliger - fangen beide mit dem gleichen Bibelvers an. Da hat für mich auch gleich
die entsprechende Musik im Kopf gespielt. Der Umschwenk in die wissenschaftliche Art mit dem Charakter der Protagonisten hat mir auch sehr gut gefallen, einmal am Anfang mit den Pheromonwolken, die auf die DNA einwirken als Metapher für epigenetische Einflüsse und besonders im letzten Kapitel, in der er die Sachen zusammenpuzzlet. Die schrittweise Änderung in der sexuellen Dynamik fand ich mit ein paar Abstrichen auch gut - im dritten Viertel des Bandes am besten; dabei sowohl die explizit besprochenen wie die Gliedformänderungen und die Hitze, aber auch die impliziten wie die beginnende Produktion vom, na ja, "slick". Ich bin manchmal (ich oute mich als noch schlimmer, als man schon von mir dachte) auf metabods unterwegs - das ist eine Seite, auf der man Geschichten über verschiedene Arten von Körpertransformationen von Männern einreichen kann. Manchmal wissen die Leute nicht, was mit ihnen passiert, was der immer auftretenden Erotik (Ist halt 'ne Smut-Seite) einen anrüchigen Anklang bis hin zu body horror gibt. sweet pool geht noch mehr in die Horror-Richtung - diese Geschichte ist irgendwo dazwischen, tendiert aber in Richtung metabods. Tatsächlich hatte ich mir schon, bevor diese Geschichte angekündigt wurde, überlegt, wie eine Art "induziertes" Omegaverse nach dieser Art aussehen würde und wie die einzelnen Empfindungen - intern und extern - beschrieben werden müssten. (metabods ist eher auf schwule Männer ausgelegt mit allen stereotypischen Geschichtselementen, die man sich denken kann, also gibt's ordentlich Muckiwachstum, aber keinen expliziten omegaverse-Tag, nur einen ziemlich verwahrlosten Mpreg-Tag, dessen Geschichten auch nicht sonderlich gut sind, muss ich mal knallhart feststellen) Deswegen hatte ich eigentlich ziemlich hohe Hoffnungen auf diesen Titel, weil er für mich dieses Crossover von zwei Geschichtsstilen, die ich beide mag, symbolisierte, wenn man so will.
Vielleicht konnte er mich deswegen, trotz der vielen Aspekte, die mir gefallen haben, nicht ganz überzeugen. Die Schilderungen der einzelnen körperlichen Veränderungen hätten noch detaillierter sein können und das Zusammenkommen durch die immer stärker werdenden Pheromone noch kleinschrittiger. Nochmal der Vergleich mit sweet pool: Als Nitro Chiral Visual Novel lässt es sich sehr viel mehr Zeit mit der Entfaltung der Geschichte und der körperlichen Änderungen. (Es geht da auch mehr in die Tiefe, was den Grund für die Transformation angeht, aber das kann hier in Band 2 ja noch kommen, deswegen lasse ich da noch ein Urteil aus)
Das ist aber nur eine rein nüchterne Betrachtungsweise. Gefallen hat er mir trotzdem - man merkt bei diesem Titel, dass die Mangaka eine Idee hatte, die sie getrieben hat, sie leidenschaftlich niederzuschreiben, ohne 100%ig auf den Feinschliff einer "ordentlichen" Erzählung zu achten - ich glaube, ich würde selber sehr ähnliche Fehler machen, wenn ich eine Geschichte erzählen würde oder zumindest mache ich bei meinen Protokollen immer diese Fehler
, deswegen fühle ich mich mit der Geschichte ein wenig verbunden - klingt vielleicht ein bisschen strange, na ja.
Jetzt nochmal zur Lichtschwertzensur - in Japan sagt man ja Korrektur oder (passender, finde ich) Modifikation. Wenn modifiziert wird, würde ich am liebsten immer die Modifikation mit schwarzen Strichen haben - weil ich das eher gewöhnt bin, fallen mir die Lichtschwerter auch noch auf. Meistens macht mir das aber nichts aus - besonders, wenn die Geschichte eh softer ist. Da sind die Bettszenen ja nicht das Ziel, sondern eine weitere Möglichkeit, die Dynamik des Paars zu erforschen und da muss es nicht unbedingt unzensiert sein. (Nehmen tu ich's natürlich trotzdem, wenn's das gibt~) Hier verstehe ich die Kritik aber, muss ich sagen. Die physischen Veränderungen werden ja explizit erwähnt - da ist es durchaus schade, dass man halt nichts sehen kann und dass TP da kein unzensiertes Material bekommen hat. (Oder es nicht versucht hat) Die Zeichnungen sind zwar trotzdem sehr schick, aber es hat dann so einen nicht erfüllten "Show, Don't Tell"-Beigeschmack, bei dem ich mir wieder denke: "Das hätte dann als Visual Novel oder sogar nur als Novelle vielleicht noch besser funktioniert"
Freue mich aber auf Band 2 und hoffe, dass die guten Sachen erhalten bleiben und die schlechten noch ausgebügelt werden!!
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