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  1. #26
    Moderator Mangaforen Avatar von Alacrity
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    Wieder sehr schön! Das ist wieder so ein Einblick in die alten Zeiten, die ich verpasst habe und irgendwann aufholen möchte. Beim Stichwort "lange BL-Reihen" habe ich direkt an ein paar Klassiker des Genres gedacht, von denen ich schon gehört hatte. Patalliro fiel mir als Sonderbeispiel ein, aber auch G-Defend, der hier mal gewünscht wurde - 2018 war das, glaube ich - und den ich da unterstützt hatte. Ich wollte ihn erst hier zur Sprache bringen, aber dann habe ich entdeckt, dass die Mangaka 2008 schon im Like-A-Dream-Forum besprochen wurde von einigen bekannten Gesichtern. (Shoutout auch an Sujen~) 2008 - da war ich 10 Jahre alt. Einmal Link folgen für Nostalgieschub und für die Vorstellung von einer Runde Lang-Reihen-Mangas mit sehr schönen Covern, schätze ich~.
    Na ja, solche Sachen wären zwar auch sehr interessant - Patalliro noch ein Stück mehr, weil der so richtungsweisend für BL, aber auch andere Genres war - aber für deine Sachen sind die Lizenzierungschancen noch ein Stück höher natürlich.

    Ich finde auch interessant, dass 2000er BLs, auch wenn sie von unterschiedlichen Mangaka stammen, einen identifizierbaren "Look" haben. Das Haar liegt in abgegrenzten Strähnen und die Körper haben etwas Ausgeblichenes.

    Ich kann das mit der Veränderung der Einstellungen gegenüber Realismus auch voll nachvollziehen. Das war mir früher auch sehr wichtig - heutzutage ist das zwar immer noch interessant, aber ich kann da viel mehr vertragen, bis ich skeptisch werde.
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  2. #27
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    Irgendwie ist es immer ein bisschen peinlich, alte Beiträge von sich selbst zu lesen. Geht das nur mir so?

    Aber danke fürs Rauskramen. Ich merke gerade, dass nicht nur Manga-Serien jemanden in der Vergangenheit schwelgen lassen können, sondern auch alte Chatverläufe. Als ich meinen Senf im Shuu-Morimoto-Thread dazugab, muss ich 18 gewesen sein. Ganz spannend, sich ab und an mit seinem jüngeren Ich zu konfrontieren, aber ein bisschen alt fühle ich mich jetzt auch, lol.

    Ich freue mich übrigens sehr, dass du immer mitliest und kommentierst. In erster Linie betreibe ich den Thread zwar, weil ich selbst Spaß daran habe, aber es ist schön zu sehen, dass von außen auch Interesse besteht. Tatsächlich habe ich schon ein paar angestaubte Werke in der Pipeline (nicht so alt wie "Patalliro" allerdings), die ich irgendwann vorstellen möchte, aber die nächsten Slots sind leider erstmal verplant. Aktuell bin ich sogar ganz gut dabei, sodass die nächste Preview wahrscheinlich gar nicht so lange auf sich warten lassen wird. Ich muss mir nur einen neuen Imagehoster suchen, weil ich meine erlaubte Obergrenze an hochgeladenen Bildern hier im Forum bereits ausgereizt habe.


    Nebenbei noch ein kurzes Update zu "Barbarities":
    Im Thread Englische Lizenzen 2022 wurde es längst bekannt gemacht, aber ich möchte auch an dieser Stelle gerne nochmal erwähnen, dass Seven Seas sich die Rechte an Tsuta Suzukis Manga "Barbarities" gesichert hat, der in den USA ab Januar 2023 in Print und digital erscheinen soll. Wenn kein deutscher Verlag zuschlägt, gibt es dann zumindest schon mal eine englische Ausweichmöglichkeit.


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  3. #28
    Moderator Mangaforen Avatar von Shima
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    Ach da muss man drüber stehen daran erkennt man doch auch wie man sich weiterentwickelt hat.
    Ich bin sehr auf die Ankündigungen die überall anstehen gespannt, vielleicht spare ich mir den ein oder anderen Kauf auf englisch.
    wünscht sich die Light Novel - Reihe: Haikyu!! Shosetsu Ban!!

  4. #29
    Mitglied Avatar von zanagi
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    @Eraclea
    Danke, dass du dir so viel Mühe mit den Posts machst! Ich schreibe zwar nur selten im Forum, aber ich freue mich immer über deine Updates in diesem Thread.

    Bei Kachou Fuugetsu geht es mir übrigens genauso wie dir. Kiriya und Zaizen sind mein absolutes Lieblingspaar, gefolgt von Daiki und Sabato, während mich die anderen beiden Paare nicht so interessiert haben. Ich hoffe eigentlich, dass außer den vier bisherigen noch ein weiteres Pärchen einen eigenen Storyarc bekommt, das in einem der ersten Bände nur kurz aufgetaucht ist. Aber da inzwischen schon neun Bände erschienen sind und die letzten Kapitel von Hitomi und Ito gehandelt haben, sieht es eher so aus, als wäre mit Band 10 (oder 11, wenn noch was zu Daiki und Sabato kommen sollte) Schluss. In der aktuellen und nächsten Ausgabe der Dear+ ist Yuki Shimizu mit einem Jubiläumskapitel zu Ze vertreten, also bin ich gespannt, ob danach zu Kachou Fuugetsu noch irgendwas Neues kommt, oder ob es dann steil aufs Ende zugeht.

  5. #30
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    Hikaru ga Shinda Natsu

    Wie wäre es zum Einstieg mit einem kleinen Gedankenexperiment? Stellt euch vor: Der Mensch, der euch am nächsten steht, verschwindet auf unerklärliche Weise spurlos. Ihr sorgt euch, befürchtet das Schlimmste, sucht verzweifelt und eine Woche später ergreift euch schließlich unendliche Erleichterung, als die vermisste Person plötzlich wieder auftaucht. Doch die anfängliche Freude über deren Rückkehr verwandelt sich schnell in Zweifel, Misstrauen, Angst, denn euer Gefühl sagt euch: Der Mensch, der vor euch steht, ist nicht mehr derjenige, den ihr kanntet.



    Exakt so fühlt sich Protagonist Yoshiki in Ren Mokumokus Horror-BL-Manga „Hikaru ga Shinda Natsu“ – ins Deutsche übertragen etwa „Der Sommer, in dem Hikaru starb“. Yoshikis bester Freund Hikaru kehrt von einem Ausflug in die Berge seines Heimatdorfes nicht zurück und gilt eine Woche lang als verschollen. Nach seiner wundersamen Wiederkehr kann er das Auge seines langjährigen Kumpels nicht lange täuschen. Diesem ist nämlich sofort klar: Äußerlich mag der Junge Hikaru bis aufs Haar gleichen, aber er ist nicht Hikaru, sondern etwas anderes, das dessen Gestalt angenommen hat und dabei ist, seine ganze Identität zu übernehmen.

    „Hikaru ga Shinda Natsu“ erschien ursprünglich als Webserie und ist seit 2021 im Magazin Young Ace Up des japanischen Publishers Kadokawa zu Hause. Eigentlich handelt es sich um einen Seinen-Titel mit Shounen-Ai-Einschlag – bisher zweifelhaftem Einschlag, wenn man ehrlich ist. Zwar gibt es verbale Gefühlsbekundungen, vor allem von einer Seite, jedoch kaum körperliche Annäherungen und definitiv keine klassische Liebesgeschichte. Trotz des aktuell noch schwachen BL-Faktors ist der Manga aber offiziell als Shounen-Ai deklariert und ich finde ihn einfach viel zu außergewöhnlich, um ihn der deutschen Fangemeinde vorzuenthalten.



    Im Grunde lässt die bisher einbändige Reihe einem schon im ersten Kapitel die Kälte in die Glieder fahren und tausend Empfindungen und Fragen durch den Kopf sausen. Was geschah mit dem echten Hikaru? Wie wird Yoshiki mit seinem Verlust umgehen? Was bezweckt die Kreatur? Ist sie für die seltsamen Vorfälle verantwortlich, die sich in letzter Zeit vermehrt im Dorf ereignen?

    Gemessen daran, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt, brilliert die Autorin und Zeichnerin wirklich darin, eine beklemmende und dichte Atmosphäre zu kreieren, zu welcher nicht nur die Abgeschiedenheit des Dorfes, die mitunter unheimlichen Dorfbewohner und die sirrende Sommerhitze beitragen. Besonders markant ist der überbordende Einsatz von Soundwords für die Umgebungsgeräusche innerhalb der Dorfkulisse. Diese werden dem Leser stellenweise so penetrant um die Ohren gehauen, dass man wirklich irgendwann anfängt, das Zirpen der Grillen zu hören und förmlich ins Setting hineingesaugt wird.

    Der Manga vermittelt beim Lesen recht widersprüchliche Gefühle und lässt einen die ganze Zeit zwischen der Furcht vor dem Ungewissen und Mitleid mit beiden Hauptfiguren schwanken. Spannend wird das Ganze nämlich dadurch, dass das ominöse Wesen mit Hikarus Äußerem nicht das Böse in Reinkultur zu sein scheint, sondern mitunter auch erstaunlich menschliche Züge an den Tag legt, mit echten Emotionen konfrontiert wird und fast wie ein Kleinkind viele Dinge zum ersten Mal erlebt und erkundet. Das ändert zwar wenig daran, dass das Szenario unbestreitbar creepy ist, aber allein die Tatsache, dass die Kreatur zu Gefühlen in der Lage ist und mit ihren Erfahrungen wächst, hebt die Geschichte nochmal auf eine ganz andere Ebene.



    „Hikaru ga Shinda Natsu“ ist definitiv ein sonderbares und spezielles Machwerk, das absolut aus der Reihe tanzt und in der BL-Welt seinesgleichen sucht. Vorsicht ist insofern geboten, dass man schnell eine Enttäuschung erlebt, wenn man sich der Serie mit romantisierten Erwartungen nähert. Wer von den üblichen Shounen-Ai- und Yaoi-Titeln die Nase voll hat und mal richtig frischen Wind braucht, der sollte aber unbedingt einen Blick riskieren.


    @zanagi:
    Schön, dass ich dir ein bisschen Freude machen kann. Danke für das große Lob! Es ehrt mich wirklich, dass du für mich sogar deine sonstige Zurückhaltung aufgibst und dich hier zu Wort meldest.

    Dass wir in Sachen „Kachou Fuugetsu“ auf einer Wellenlänge liegen, freut mich ebenfalls. Tatsächlich habe ich den Eindruck, dass wir damit nicht alleine sind und Kiriya x Zaizen auch innerhalb der japanischen Fangemeinde oder bei der Autorin selbst das beliebteste Pairing sind. Dass mein Beitrag zu „Kachou Fuugetsu“ von Bildern der beiden dominiert wird, liegt nur zum Teil an meiner persönlichen Vorliebe. Im Internet findet man einfach mit Abstand das meiste Bildmaterial zu diesem Pärchen.

    Apropos: Ich hoffe, dass die Bilder im neuen Beitrag für alle sichtbar sind. Wenn nicht, gebt mir gerne mal ein Feedback. Dann muss ich mir eine Alternative überlegen.
    Geändert von Eraclea (24.03.2022 um 19:45 Uhr)


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  6. #31
    Moderator Anime- und Mangaforum Avatar von Meister Yupa
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  7. #32
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    Zitat Zitat von Alita Beitrag anzeigen
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    Danke für den Hinweis. Ich hatte es mir schon fast gedacht. Hoffentlich funktioniert es jetzt.


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  8. #33
    Weeaboo Avatar von Miss Morpheus
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    bei mir haben die Bilder schon vorher funktioniert
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  9. #34
    Moderator Anime- und Mangaforum Avatar von Meister Yupa
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    Zitat Zitat von Eraclea Beitrag anzeigen
    Danke für den Hinweis. Ich hatte es mir schon fast gedacht. Hoffentlich funktioniert es jetzt.
    Kann jetzt alle Bilder sehen.

  10. #35
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    One Week Family

    Nach den düsteren Tönen, die wir letzte Woche angeschlagen haben, darf es diesmal wieder etwas Balsam für die geschundene Seele sein. Der fluffige Einzelband „One Week Family“, der mir erst kürzlich über den Weg lief und anfangs nur durch die detailreiche Gestaltung der Farbseiten ins Auge stach, ist im Januar 2022 in Japan herausgekommen – also buchstäblich ein taufrischer Markt-Neuling aus dem Magazin Be x Boy Comics Deluxe des Hauses Libre Shuppan.

    Auch die verantwortliche Mangaka Yatsuhashi fängt gerade erst an, sich in der Branche einen Namen zu machen. Mit ihrer unaufgeregten und herzerwärmenden Showbiz-Geschichte rund um Jungschauspieler Ren Fujimaru liefert sie ein ziemlich solides Debüt ab, das schon sehr vieles richtig macht und in mir den starken Verdacht erweckt, dass man die Künstlerin zukünftig im Auge behalten sollte.

    Die Handlung:
    Für sein nächstes großes Filmprojekt, das dazu beitragen soll, den Schatten seiner vorherigen Parade-Rolle abzuschütteln, muss Hauptfigur Ren mit dem beliebten Kinderstar Yuu Kusaka zusammenarbeiten. Klingt zunächst unproblematisch, stellt sich für das aufstrebende Schauspiel-Talent jedoch als überraschend große Hürde heraus, denn seit einer einprägsamen Erfahrung in der Vergangenheit tut sich Ren extrem schwer im Umgang mit Knirpsen. Um die Film-Produktion zu retten und seiner Kinderscheu entgegenzuwirken, unterbreitet Rens Agent den unkonventionellen Vorschlag, eine Woche mit dem kleinen Yuu zusammenzuwohnen und Zeit zu verbringen. Womit nicht zu rechnen war: In Yuus Manager erkennt Ren sein ehemaliges Idol Kei Haruo wieder. Dieser inspirierte Ren seinerzeit zu seinem heutigen Beruf und kehrte der Schauspielerei vor Jahren aus Gründen den Rücken, die nie in einer offiziellen Stellungnahme bekannt wurden.



    Neben Rens Wunsch, die Ursache für Keis frühzeitigen Berufsaustritt herauszufinden, steht in „One Week Family“ gar nicht so sehr die Romantik im Vordergrund, sondern vielmehr die positive Weiterentwicklung der handlungstragenden Figuren. Vor allem Ren wird mir als ausgesprochen angenehmer Charakter in Erinnerung bleiben, da er in seiner Persönlichkeit nicht festgefahren ist und keineswegs auf der Stelle tritt, sondern immer die Bereitschaft zeigt, ein besserer Mensch zu werden, indem er sein eigenes Verhalten und seine Einstellungen hinterfragt.

    Leider kommt die Liebe angesichts der an sich selbst und durch ihr Umfeld wachsenden Protagonisten fast ein wenig zu kurz. Und überhaupt drängt sich der Eindruck auf, dass die bisherigen Kapitel lediglich eine Art Exposition sind für alles, was noch kommen mag. Der Abschluss der Geschichte bietet reichlich Raum für etwaige Fortsetzungsideen, deswegen könnte ich mir durchaus vorstellen, dass „One Week Family“ je nach Erfolg im Ursprungsland noch vom Einzelband zur Serie avancieren wird. Da das Buch in Japan bereits kurze Zeit nach der Erstveröffentlichung nachgedruckt werden musste, erscheinen mir die Zukunftsaussichten nicht allzu schlecht.

    „One Week Family“ ist jedenfalls ein echter Wohlfühlmanga, der fast schon ein wenig zu glatt daherkommt und dramaturgisch noch ausbaufähig ist. Trotzdem zeigt die Zeichnerin meines Erachtens sowohl visuell als auch erzähltechnisch deutliches Potential. Wenn man am bereits vorhandenen Talent noch ein wenig den Schleifstein ansetzt, sehe ich hier einen Diamanten „in the making“ auf uns zukommen und sehr gute Chancen für richtige BL-Schmuckstücke in der Zukunft. Es fehlen eigentlich nur Kleinigkeiten, um Yatsuhashis Debüt-Geschichte von „gut“ zu „großartig“ zu befördern. Trotz kleinerer Kritikpunkte ist ihr Einstieg in die Manga-Welt zweifellos geglückt.


    Update zu "Kieta Hatsukoi":
    Zum Abschluss würde ich gerne noch eine Flasche Sekt (meinereins trinkt Saft) für den ersten Manga aus diesem Thread köpfen, der es zu einer deutschen Lizenzierung gebracht hat. Eine riesige Überraschung ist das nahende Release von "Kieta Hatsukoi" auf Deutsch nicht, irgendwie habe ich schon früher oder später damit gerechnet. Aber meine Freude ist dennoch unendlich.
    In diesem Sinne: Hoch die Tassen!


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  11. #36
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    Fukou-kun wa Kiss Suru Shika Nai!

    Vor kurzem habe ich mal wieder einen meiner zugegebenermaßen seltenen Ausflüge in die Welt der J-Dramas unternommen und bin dabei zufällig über eine BL-Serie namens „Fukou-kun wa Kiss Suru Shika Nai!“ gestolpert, die aktuell auf dem japanischen Sender MBS ausgestrahlt wird. Die schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller konnte mich noch nicht vollends überzeugen, wenn ich ehrlich bin, aber die Ansätze reichten zumindest, um mein Interesse an der Vorlage zu wecken.



    Im Ursprungsmanga geht es um den bildhübschen und unschuldig anmutenden Studenten Kouta Fukuhara, der offenbar unter dem schlechtesten aller Sterne geboren wurde und dem schon von klein auf ein Unglück nach dem anderen widerfährt. Sobald er einen Fuß vor die Wohnungstür setzt, muss er damit rechnen, von Fahrradfahrern über den Haufen geradelt, in einen Beziehungsstreit verwickelt, falsch verdächtigt oder mit geplatzten Wasserrohren, Hundekotbomben oder sonstigen Abnormitäten konfrontiert zu werden. Möchte er zu einem dringenden Termin, fallen natürlich genau an diesem Tag alle öffentlichen Verkehrslinien aus, die ihn ans Ziel bringen könnten. Unternimmt er an einem heißen Sommertag einen Strandausflug, schlägt das Wetter in dem Augenblick um, wenn seine nackten Füße den Sand berühren. Geht er in den Zoo, wird er von Tieren attackiert oder angeknabbert. Im Grunde vergeht kein Tag, an dem das Pech ihm nicht regelrecht an den Fersen klebt.

    Weil Kouta das Mitleid seiner Mitmenschen nicht mehr ertragen konnte, legte er sich irgendwann eine schillernde, aber oberflächliche Fassade zu und ging seither sozialen Kontakten bestmöglich aus dem Weg, um niemanden in sein andauerndes Unglück hineinzuziehen. Gezeichnet vom Schicksal und mit fragwürdigen Zukunftsaussichten begegnet er seinem Kommilitonen Naoya Shinomiya, der das komplette Gegenteil von ihm zu sein scheint. Wo der geht und steht, scheint nämlich immer die Sonne und wenn ihm Automaten nicht gerade kostenlose Zusatzartikel ausspucken, räumt er Hauptpreise in sämtlichen Lotterien des Landes ab.

    Als Kouta Naoyas wundersame Fähigkeit bemerkt, kommt ihm umgehend der schlaue Gedanke, dessen Glücksüberschuss zu seinem Vorteil auszunutzen. Eine missverständlich ausgedrückte Bitte Koutas klingt in Naoyas Ohren wie ein waschechtes Liebesgeständnis, welches dieser sogar unerwarteterweise erwidert. Und so nimmt das (Un)Glück der beiden seinen Lauf.

    Die Manga-Vorlage, auf der das J-Drama basiert, stammt aus der Feder der Zeichnerin Gamoko Tsuyu und umfasst aktuell zwei Bände. Der Erstveröffentlichung als Webmanga auf Pixiv folgte ab 2020 ein hochoffizielles Release in der b-Boy P! des Publishers Libre. Damit beehrt der Manga dasselbe Magazin wie beispielsweise die Werke von CTK oder auch das großartige „Tashiro-kun, Kimi tte Yatsu wa.“, das genretechnisch in eine ähnliche Kerbe schlägt. „Fukou-kun wa Kiss Suru Shika Nai!“ besticht wie letzteres mit viel Witz und charmanten Charakteren, die mit fortschreitender Story eine immer bessere Chemie miteinander entwickeln.



    Man sollte sich hier keineswegs von den leicht generisch wirkenden Coverbildern täuschen lassen, denn im Grunde verheimlichen diese einige entscheidende Aspekte der Handlung. Äußerlich trägt Kouta zwar ein Fake Smile zur Schau, mit dem er unliebsame Annäherungen weglächelt und Distanz schafft. Innerlich jedoch ist er ein ausgebrannter und entnervter Zyniker, der flucht und über die Ungerechtigkeiten des Lebens zetert. Sein zweites Gesicht, d.h. seine grimmige innere Stimme, die manchmal wie eine schwarze Gewitterwolke über seinem lächelnden Ich schwebt, ist eigentlich auch das, was den Manga besonders macht, wird von den Farbillustrationen aber nur bedingt wiedergegeben.

    Neben seiner verborgenen harschen Art ist zudem seine ungespielte Wertschätzung gegenüber simplen Dingen hervorzuheben. Es ist erstaunlich erfrischend, die ehrliche, kindliche Freude eines Charakters zu erleben, der noch nie ein Softeis essen konnte, ohne dass es aus der Waffel fiel. Situationen, die für jeden normalen Menschen einfach zu bewerkstelligen sind, werden für Kouta zur echten Herausforderung. Doch dank Naoya, der – ganz der fürsorgliche Freund – nonchalant seine Schale knackt und ihm Erfolgserlebnisse verschafft, gewinnt Kouta nach und nach an Selbstvertrauen, sodass mit zunehmendem Handlungsverlauf immer mehr seiner wahren Persönlichkeit nach außen dringt.

    Von meiner Seite gibt’s einen erhobenen Daumen für den Manga und, wenn man über die arg überdrehte Art des J-Drama-Koutas hinwegsehen kann, dazu eine eingeschränkte Empfehlung für die Live-Action-Serie. Lizenzieren wie immer erwünscht.


    Update zu „Tashiro-kun“:
    Weil ich es in diesem Beitrag gerade erwähnt habe, möchte ich noch kurz darauf verweisen, dass im Juli 2022 voraussichtlich der dritte japanische Band von „Tashiro-kun, Kimi tte Yatsu wa.“ erscheint. Auch zu dieser Reihe kann man sich über die Webveröffentlichung auf Pixiv einen guten Einblick ins Innenleben verschaffen und dabei beobachten, wie sich der Zeichenstil über die Zeit kontinuierlich weiterentwickelte. Der Humor hingegen bleibt konsequent derselbe und trifft bei mir einen Nerv.

    Das dritte Cover ziert diesmal mit Sega alias Handsome-kun eine der wichtigsten und lustigsten Nebenfiguren. Auch dieses möchte ich euch nicht vorenthalten:



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  12. #37
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    Hui, das hat mich an den Manga erinnert, den Mia immer gefeiert hatte - Disasters Like Me Too Much. Und das kombiniert mit der griesgrämigen inneren Stimme aus Yes, No Or Maybe~. Sehr interessant.

    Das einzige neue, was ich beisteuern kann, ist der Twitteraccount von einem BL-Magazin, das relativ unbekannt ist - heißt "Mystick" (Link) Den Covern her spezialisiert es sich wohl zumindest teilweise auf Fantasy-BL - fand ich ganz interessant - ich hab' ja schonmal ein paar Magazine verlinkt, die ein bisschen in "Indie"-Richtung gehen, da fügt es sich ganz gut ein, schätze ich.
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  13. #38
    Mitglied Avatar von Lucy Harada
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    Zitat Zitat von Eraclea Beitrag anzeigen
    Es fällt mir echt schwer, meine Liebe in Worte zu fassen. Nichts, was ich sage, wird den beiden Charakteren und ihrer Verbindung auch nur ansatzweise gerecht. Kiriyas und Zaizens Story ist so was von meine Lieblingsgeschichte in „Kachou Fuugetsu“ und darüber hinaus wahrscheinlich in allen Shimizu-Werken, dass beim bloßen Gedanken daran ein irres Glücksgefühl in mir aufsteigt. Das hat den einfachen Grund, dass es meines Erachtens die tiefgreifendste Beziehung ist, welche die Autorin jemals zu Papier gebracht hat. Sie erzählt nicht nur in ein, zwei Rückblicken, was diese Männer geformt hat, sondern lässt uns an allen wichtigen Stationen ihres Lebens teilhaben und zeigt die gesamte Entwicklung von rivalisierenden Kindheitsfreunden mit schweren Päckchen bis hin zum Yakuza-Boss und seinem Anwalt. Obwohl sie alterstechnisch wahrscheinlich die reifsten Charaktere der Reihe sind, zeigen Kiriya und Zaizen auch als Erwachsene deutlich, dass sie sich einige ihrer kindlichen Züge und Verhaltensmuster im Umgang miteinander bewahrt haben. Mag sein, dass ich ein bisschen durch die rosarote Brille gucke, aber die beiden sind einfach großartig. Jeder für sich so unbeschreiblich sympathisch und fast witzig in seiner individuellen Art und im Duo ein Mega-Gespann, das sich gegenseitig guttut. Mein Dank an Shimizu für dieses wunderschöne Pairing geht hiermit raus.
    Hier sprichst du mir aus der Seele. Okay, zugegeben, ich bin erst mit diesem Pairing ist der Manga so wirklich interessant für mich geworden. Ich hatte ein paar Kapitel mit Youmei und Hizuru gelesen, aber als Kiriya und Zaizen in den Vordergrund getreten sind, ist der Funke vollends übergesprungen. Daher kann ich dir in allem nur zustimmen. Die Hintergrundgeschichte und ihre Beziehung zueiander sind so gut ausgearbeitet, dass das schwer zu schlagen ist. In puncto Intimität und Zuneigung ganz klar auf dem Siegertreppchen.

    Ich bin ehrlicherweise auch nur an ihnen interessiert (und an Youmei&Hizuru, da sie mein Einstieg waren). Ob ich den Manga noch von vorne anfange zu lesen, bezweifle ich aber haha

    Und generell finde ich dieses Thread super interessant, vielen Dank für deine Mühe! Ein paar kannte ich schon, auf ein 1-2 neue bin ich dank dieses Threads gestoßen. Immer schön die Meinung anderer zu lesen über Werke, die man schon gelesen hat oder in Betracht gezogen hat, sie zu lesen.
    Mangawünsche: Gakuen Babysitters, Honey (Meguro Amu), Kigurumi Guardians, Yowamushi Danshi, Renai Hajimemasu, Kono Oto Tomare!

  14. #39
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    Stay Gold

    „At that time, in that place, it was GOLD.” – Untertitel von „Stay Gold” (Hideyoshico)

    Welche Zutaten braucht es in einem BL-Manga, um unsere deutschen Verlage komplett zu verschrecken? Sehr große Altersunterschiede zwischen den Hauptfiguren? Verliebte Minderjährige? Verliebte Minderjährige, die noch zur Mittelschule gehen und – Schreck, lass nach! – Gefühle für ihren vierzehn Jahre älteren Onkel haben? Sobald Inzest oder allein die Anmutung dessen in der Formel vorkommt, muss das Werk schon „Solange wir zusammen sind“ (erscheint bei Carlsen Manga) heißen, um eine Chance auf hiesige Lizenzierung zu erhalten. Kommt zu der ohnehin schon haarsträubenden roten Flagge der interfamiliären Liebe ein zu Beginn der Serie gerade mal dreizehnjähriger Protagonist hinzu, entsteht wahrscheinlich eine hochexplosive Mischung, bei der nicht nur Verlagsleute sofort die Finger kreuzen.

    Ja, „Stay Gold“ bricht gleich in der Ausgangslage mehrere Tabus. Warum stelle ich den Manga also überhaupt vor? Das hat einen ganz einfachen Grund: Weil er allen Widrigkeiten zum Trotz unfassbar lesenswert ist und nicht vorschnell verurteilt werden sollte.



    Das bis dato umfassendste Werk der hierzulande bereits durch den Einzelband „Warte auf mich in Udagawa“ (erschienen bei Egmont Manga) bekannten Mangaka Hideyoshico erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen und auf den ersten Blick wild zusammengewürfelten Familie. Yuuji Nakayamas eigensinnige große Stiefschwester lässt in einer Nacht- und Nebelaktion ihre beiden Kinder, die Halbgeschwister Hayato und Kikka, zurück, um mit einem Fischer durchzubrennen und ein freieres Leben auf See zu beginnen. Obwohl ungewollt in die Vaterrolle gedrängt, schafft es der freischaffende und selbst noch junge Yuuji irgendwie, die unerwartete Herausforderung anzunehmen und über Jahre seiner familiären Verantwortung nachzukommen. Zumindest hält er sich exakt so lange für ein fähiges Familienoberhaupt, bis Neffe Hayato im zweiten Jahr der Mittelschule urplötzlich seine rebellische Ader entdeckt, mit frisch blondierten Haaren zu Hause antanzt und dem mit einem Mal völlig überforderten Yuuji aus heiterem Himmel seine romantischen Gefühle offenbart.

    „Stay Gold“ startete bereits 2012 im japanischen Magazin Gateau unter dem Dach von Ichijinsha und wechselte später in die onBLUE des Verlagshauses Shodensha. Im Februar 2021 erschien der letzte Band, die Reihe ist also mittlerweile mit sechs Volumes abgeschlossen. Neben der titelgebenden Story ist unter anderem ein Bonuskapitel zum oben erwähnten Einzelband „Warte auf mich in Udagawa“ enthalten, welchen die Mangaka ebenfalls 2012 startete, der jedoch in eine völlig andere Kerbe schlägt und zumindest mich mit etwas zwiespältigen Eindrücken zurückließ.

    Lustigerweise empfinde ich dieses Hin- und Hergerissen-Sein bei „Stay Gold“ nicht. Dabei neigen Geschichten dieser Art schnell dazu, die gefährliche Schwelle anzukratzen oder zu übertreten, wo die sich anbahnende Romanze sich nur noch furchtbar unangenehm und unnatürlich anfühlt. In meinen Augen gelingt dem Manga allerdings der Spagat, an dem ähnliche Werke scheitern. Es handelt sich hier um eine Coming-of-Age-Story der sensibel erzählten Sorte, die ganz wunderbar die innere Zerrissenheit der Akteure und speziell die von Teenager Hayato einfängt.

    Die Serie gibt wirklich tiefe Einblicke in eine vielleicht gerade aufgrund der komplizierten Konstellation harmonische und eng zusammengeschweißte Familie, deren Verbindung über bestehende Blutsbande hinausgeht, und konfrontiert den Leser durch den zweiten Hauptcharakter Yuuji mit den teilweise ungewöhnlichen Hürden und Schwierigkeiten der Kindererziehung. Plötzlich muss der Herr des Hauses seine eigene Vorstellung von Familie überdenken, seine bisherigen Herangehensweisen in Zweifel ziehen und sich mit Fragen zu Themen auseinandersetzen, die ihm zuvor nie in den Sinn kamen. Seine Verwirrung und Unsicherheit zeigen sich in jeder Geste, während Hayato trotz seiner jungen Jahre schon ziemlich genau weiß, was er will, und seinen Onkel mit seiner vorpreschenden Art gehörig ins Schwitzen bringt.



    Obwohl die Geschichte mit Zeitraffern und Zeitsprüngen arbeitet und teilweise mehrere Monate und später sogar Jahre zwischen den einzelnen Kapiteln vergehen, bekommt man als Leser nicht das Gefühl, dass die Autorin durch die Handlung durchhastet, damit sich möglichst schnell eine richtige, am besten sogar sexuelle Beziehung zwischen Yuuji und Hayato entwickeln kann. Tatsächlich sind die Ansprüche gänzlich anderer Natur: Der Manga hat ein ausgesprochen passend gewähltes, Slice-of-Life-typisches Pacing, er punktet mit Feinfühligkeit und dezent eingesetzten Shounen-Ai-Elementen und schenkt den Charakterfortschritten aller Beteiligten genügend Aufmerksamkeit, um die Entwicklungen glaubhaft und realistisch zu verkaufen.

    Zu den besagten Beteiligten gehören übrigens auch Nebenfiguren wie die altkluge Kikka, mit ihren fünf Jahren das jüngste Familienmitglied und aktuell Kindergartenkind, oder Yuujis Halbbruder Kou, seines Zeichens Womanizer vor dem Herrn und selten ohne weibliche Begleitung anzutreffen. Das Schöne dabei: Diese Figuren laufen nicht nur unbeteiligt nebenher, sondern sind fest in den Alltag und das Leben der Protagonisten integriert und ein wesentlicher Bestandteil des Geschehens.

    Besonders hervorzuheben ist auch die außergewöhnliche Freundschaft, die sich im Laufe der Geschichte zwischen Hayato und Kous langjährigem besten Freund Hidaka entwickelt. Der kann sich nämlich bestens in Hayatos dreizehnjähriges Ich hineinversetzen, weil er genau im selben Alter seine Liebe für Kou entdeckte, die er seither unter Verschluss hält. Mit dem schweigsamen und in seiner heimlichen Obsession fast witzigen Hidaka eröffnet sich die Option auf ein zweites Pairing und ein weiterer interessanter Handlungsstrang, der dem Manga zusätzliche Tiefe verleiht und der Autorin spannende alternative Erzählweisen ermöglicht.

    Hideyoshico wechselt in „Stay Gold“ nicht nur zwischen den Sichtweisen von Hayato und Yuuji, um die Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln erlebbar zu machen, sondern schlüpft auch gerne in vollkommen unerwartete Perspektiven. So wird ein Elterngespräch in Hayatos Mittelschule beispielsweise aus Sicht einer Klassenkameradin wiedergegeben, die Hayato regelmäßig beobachtet, oder Kous Gedanken zur offensichtlichen Homosexualität seines Neffen in Hidakas Gedankenwelt eingebunden, der dabei einen Trip in die Vergangenheit unternimmt und über verpasste Chancen nachdenkt. Die spezielle Erzählweise, die hier zum Tragen kommt, wirkt sehr durchdacht, passt sich aber exzellent in den Manga ein und geht der Autorin ganz natürlich von der Hand.



    Entgegen vorurteilsbehafteter Erwartungen bedient „Stay Gold“ keine zweifelhaften Vorlieben und Fetische, sondern ist ein ziemlich poliertes BL-Schmuckstück, bei dem der erste Anschein sehr trügen kann. Manchmal sollte man eben etwas genauer hinschauen und sich nicht von offensichtlichen Kontrapunkten blenden lassen. Wer bei Manga-Serien wie „Super Lovers“ (hierzulande bei Altraverse) oder „Usagi Drop“ keine schlimmen Bauchschmerzen bekommt, der wird höchstwahrscheinlich mit „Stay Gold“ echtes Glück finden. Wenn man die anfänglichen Bedenken über Bord wirft und sich von einigen sicher absichtlich provokativ gewählten Handlungselementen nicht ins Bockshorn jagen lässt, ist die Reihe sogar ziemlich gut verdaulich, weil sie lediglich mit den Extremen spielt. Ich für meinen Teil würde jedenfalls gerne in Gold investieren und mich sehr freuen, wenn auch Werke wie "Stay Gold" die Chance auf eine deutsche Veröffentlichung bekämen.


    @Alacrity:
    Ich bin immer dankbar für neue Anregungen und Empfehlungen zu Magazinen oder gerne auch zu speziellen Titeln.

    Dein Serien-Vergleich erscheint mir ziemlich passend. Von "Yes, No or Maybe" habe ich zwar nur die Anime-Adaption gesehen, aber da gibt es durchaus Parallelen zu "Fukou-kun". "Disasters Like Me Too Much" möchte ich auch noch irgendwann in diesem Thread besprechen.

    @Lucy Harada:
    Schön, auf einen weiteren Kiriya-Zaizen-Fan zu treffen. Die beiden wären für mich tatsächlich der Hauptgrund, "Kachou Fuugetsu" zu kaufen, sollte es mal in Deutschland erscheinen. Leider kommen sie erst relativ spät in der Handlung dazu, sodass vielleicht einige Leute, die schon vorher das Handtuch werfen, gar nicht mehr in den Genuss kommen.

    Danke dir für das große Lob! Ich versuche hier immer, eine gute Mischung aus bekannten und weniger populären BL-Werken abzubilden. Wenn ich auf ein paar Titel aufmerksam machen konnte, die noch nicht in aller Munde waren, und dir ein, zwei gute Tipps mitgeben konnte, habe ich mein Ziel erreicht.


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    Oni to Tengoku

    Heute habe ich wieder eine ganz besondere Herzensangelegenheit im Gepäck, welcher ich im Voraus mit einer großen Portion Skepsis begegnete, die meine Zweifel aber schnell zerstreuen konnte und mich Präferenzen hat entdecken lassen, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe. Die Rede ist von „Oni to Tengoku“, einer dreibändigen BL-Serie aus der Feder von Kyouko Oyoshikawa, die sich lediglich für das Artwork verantwortlich zeichnete, während die Original-Story dem genialen Kopf von Naomi Aga entsprang. Der Manga lief von 2018 bis 2021 im japanischen Magazin Qpa des Publishers Takeshobo und räumte bereits bei den zehnten Chil-Chil-BL-Awards 2019 den ersten Platz in der Kategorie „Newcomer“ ab. Band 3 wird in Japan als Sequel behandelt und erschien dort unter dem erweiterten Titel „Oni to Tengoku Sai“.



    Worum geht’s? Die Handlung dreht sich um Manabu Tengoku, einen ominösen Schularzt, der in aller Munde und geradezu berühmtberüchtigt dafür ist, angeblich Highschool-Schüler zu verführen. Unter den Jungen der höheren Jahrgänge kursiert schon seit Langem das Gerücht, dass jeder, der wissentlich oder unwillentlich ins Krankenzimmer stolpert, dort seine Unschuld verliert. Als jüngstes Opfer wurde anscheinend Zwölftklässler und Lehrerkind Kasai auserkoren, der im Unterricht neuerdings durch Abwesenheit glänzt und dessen schulische Leistungen zuletzt merklich abfielen. Nach einer Elternbeschwerde geht Kasais etwas unmotiviert und lustlos wirkender Klassenlehrer Atsurou Aoki der Ursache des ständigen Fehlens auf den Grund und tappt dabei völlig nichtsahnend ins Netz der Spinne.

    Der Spinnen-Vergleich ist tatsächlich auch überaus passend für den ersten Protagonisten und Titelgeber des Manga. Weißkittel Tengoku vermittelt eingangs sehr souverän das Bild eines Räubers, der in permanenter Hab-Acht-Stellung darauf lauert, dass potentielle Beute unbedacht sein Revier betritt. Zusätzlich zum Jagdinstinkt kennzeichnet seinen Charakter der absolute Durchblick und die Voraussicht in jedweder Situation sowie sein unbestreitbares Talent dafür, die Psyche seines Gegenübers zu durchdringen und in fremden Menschen zu lesen wie in einem offenen Buch. Mit seinem Scharfsinn und seiner Unverblümtheit ist er irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn anzusiedeln und macht sich einen Heidenspaß daraus, mit dem offensichtlich geringen Erfahrungsschatz von Aoki zu spielen und dessen Prüderie zu kitzeln.

    Im Gegensatz zu Tengoku, dem man ein mysteriöses Sexappeal zuschreiben könnte, verkörpert Aoki den Typus des verbrauchten und abgehalfterten Japanisch-Lehrers in mittleren Jahren, der oft den Weg des geringsten Widerstandes wählt und sich sogar selbst als faul, unzuverlässig und unentschlossen bezeichnet. Hier zeigt sich schon, dass die Reihe durchaus zu Recht dem Genre Psychological zuzuordnen ist, denn Aokis geringes Selbstbewusstsein und seine Neigung dazu, die eigene Person kleinzumachen und seine Einstellungen und Taten schlechtzureden, liegt begründet im Kindesalter und dem Druck seines Elternhauses, unter dem er schon als kleiner Knopf litt und aufwuchs. Die ehemals herabwürdigende Behandlung durch seine Mutter verfolgt ihn bis ins Erwachsenenleben, übt einen unverkennbar negativen Einfluss auf seine Beziehungen zu anderen Menschen aus und scheint vor allem mitverantwortlich dafür, dass er eine große innere Unsicherheit sowie ein gestörtes Verhältnis zum weiblichen Geschlecht entwickelte. Mit selbstbewussten und direkten Personen wie Tengoku weiß Aoki partout nicht umzugehen.



    Im Laufe der Geschichte wird allerdings überdeutlich, dass auch Tengokus Seelenleben nicht komplett intakt zu sein scheint. Obwohl er es mithilfe seiner eigenwilligen Methoden meist schafft, das Innerste anderer Menschen nach außen zu kehren, und seine Patienten dazu bringt, sich erfolgreich ihren Ängsten und Zweifeln zu stellen und somit ihre Selbstfindung voranzutreiben, vermeidet er es tunlichst, seine psychologischen Kniffe gegen sich selbst einzusetzen. So konfrontiert er sich nie mit seinem eigenen Ich oder z.B. der Frage, weshalb er die Liebe für ein überflüssiges Gefühl hält. Die psychologische Komponente in „Oni to Tengoku“ ist wirklich spannend ausgearbeitet und macht wahrscheinlich neben den überzeugend geschriebenen Charakteren den größten Reiz der Serie aus.

    Da Aoki eine leicht masochistische Ader hat und Tengoku manchmal Anflüge von Dominanz ergreifen, spielen BDSM-Praktiken im Erotik-Anteil eine kleine Rolle. Der Manga beschränkt sich aber eher auf harmlosere Spielereien wie Bondage und legt es nie darauf an, eine richtige Sub-Dom-Beziehung zu porträtieren. Für sensible Gemüter sei dennoch eine Warnung ausgesprochen, denn die Übergriffigkeit von Tengoku und das Ausnutzen von Aokis Schwäche kann gerade zu Beginn der Story nicht immer zu hundert Prozent als einvernehmlich bezeichnet werden, obwohl die Anziehungskraft offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruht. Wer Non-Con als rotes Tuch betrachtet, sollte sich den Manga besser genau anschauen, um einschätzen zu können, ob gewisse Inhalte ein Problem darstellen.

    Persönlich fand ich die Dynamik, die sich zwischen den beiden Hauptfiguren entwickelte, keineswegs so düster, wie man zunächst meinen könnte. Der ernste Tenor wird immer wieder von leichtherzigen Momenten und Situationskomik durchbrochen und am Ende des Tages kam ich zu dem Schluss, dass sich Tengoku und Aoki auf eine verschrobene Art und Weise erstaunlich guttun.

    Positiv hervorheben möchte ich noch, dass die Serie gehörig mit dem Klischee des süßen oder sexy Uke aufräumt, denn Aoki ist weder das eine noch das andere. Er ist ein reichlich unspektakulär aussehender Zeitgenosse auf dem besten Weg in Richtung vierzig, dem es auf den ersten und wahrscheinlich auch auf den zweiten Blick komplett an erotischer Ausstrahlung mangelt. Ironischerweise entpuppt er sich im Verlauf der Handlung aber gerade durch diesen Mangel an äußerlich hervorstechenden Attributen, der das Augenmerk umso stärker auf seine Persönlichkeit lenkt, als wesentlich attraktiver als die meisten glattpolierten Schönlinge, die einem sonst in BL-Manga begegnen. Er wirkt wie ein echter, nahbarer Mensch, dessen gesamtes Verhalten und Handeln nicht nur nachvollziehbar ist, sondern auch erfrischend anders. Mich jedenfalls konnte er als Fan gewinnen. Wahrscheinlich ist der Oldtimer mit dem eingefallenen Gesicht auch der Hauptgrund dafür, weshalb die Liebesbeziehung zwischen Aoki und Tengoku sich trotz allen Sträubens und Schubsens zu guter Letzt gesund und harmonisch anfühlt.



    Nach etlichen Kommentaren im Internet war ich der festen Überzeugung, dass „Oni to Tengoku“ ein Machwerk sein muss, das Leser entweder lieben oder hassen lässt. Ich für meinen Teil verspürte eine leichte Vorahnung, die auf letzteres hinwies, und war umso erfreuter, als der Fall eintrat, dem ich weniger Prozente zugeschrieben hatte.

    Für gewöhnlich habe ich eine leichte Antipathie gegen BDSM-Inhalte, selbst wenn sie reduziert eingesetzt werden, und bin allergisch gegen Figuren, die ihren Partner wie Spielzeug behandeln, weil ein möglicher Gefühlswandel dadurch häufig nicht glaubhaft rüberkommt und ich den Charakteren ihre Beziehung schwer abkaufe. „Oni to Tengoku“ schafft es aber irgendwie, mir unliebsame Momente auf ein vertretbares Minimum zu beschränken und mit vielen wunderbaren Szenen auszubalancieren, die mein Herz berühren und mich meine Abneigungen vergessen lassen. Schlussendlich war ich selbst überrascht davon, wie abgöttisch ich den Manga lieben gelernt habe. In all seiner Imperfektion und Komplexität ist „Oni to Tengoku“ womöglich einer der besten BL-Titel, die ich in den letzten Jahren lesen durfte.
    Geändert von Eraclea (02.07.2022 um 20:41 Uhr)


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  16. #41
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    Mitsuya Sensei no Keikakuteki na Edzuke

    Wir steigern uns allmählich alterstechnisch: Vorletztes Mal hatte ich mit Hayato aus „Stay Gold“ den wahrscheinlich jüngsten Protagonisten dieses Threads im Programm und zuletzt beehrte uns Aoki aus „Oni to Tengoku“ mit seiner aufgerundet vierzigjährigen Anwesenheit. Daran anknüpfend soll heute ein BL-Titel für echte Oyaji-Liebhaber im Fokus stehen, dessen Hauptcharakter sogar die – magische oder kritische, sucht’s euch aus! – Fünfziger-Marke überschritten hat.

    „Mitsuya Sensei no Keikakuteki na Edzuke“, zu Deutsch etwa „Mitsuya-senseis geplante Fütterung“ (Copyright: Google Übersetzer), ist der erste Shounen-Ai-Manga der bisher nur durch Shoujo- und Josei-Werke bekannten Mangaka Ayaka Matsumoto und nimmt den Leser wie schon das inhaltlich unabhängige Vorgängerwerk der Zeichnerin mit auf eine kleine kulinarische Reise durch die Gastro-Szene Japans. Die Reihe wird seit 2021 ausschließlich in digitaler Form über die App Manga Yomonga des Herausgebers Bunkasha publiziert und umfasst mittlerweile neun Kapitel; das zehnte und womöglich letzte erscheint voraussichtlich im Juli diesen Jahres.

    Und hiervon handelt das Werk:
    Tomoya Ishida, mit seinen 29 Jahren bereits erfolgreicher Redakteur des Food-Magazins „Sophia Monthly“, der erst kürzlich von Sport- zu Frauenzeitschriften wechselte, erhält von der Chef-Etage kurzfristig den Auftrag, bei einem wichtigen Termin einzuspringen und ein dringend benötigtes Manuskript abzuholen, weil sein Kollege Kubo nach einem Motorrad-Unfall für längere Zeit ausfällt. Leicht überdreht und nervös angesichts der neuen Verantwortung steht Jungspund Ishida schließlich vor der Wohnung von Ayumu Mitsuya (54), seines Zeichens angesehener und mit Preisen überhäufter Culinary Researcher, Koch und Essayist, dem der Ruf vorauseilt, gefährlich und anspruchsvoll zu sein. Darüber hinaus lässt der gute Herr die gesamte Weltbevölkerung unverhohlen wissen, dass er schwul ist, und hat als leidenschaftlicher Rezepte-Entwickler selbst für unerwartete Gäste immer ein gerade neu kreiertes Gericht im Angebot. Doch irgendwie ist Mitsuya-sensei trotzdem anders, als Ishida ihn sich nach allen Beschreibungen und Informationen vorgestellt hat.



    „Mitsuya Sensei no Keikakuteki na Edzuke“ ist ein Manga, bei dem Liebe sprichwörtlich durch den Magen geht und das Thema Essen sowie die Bedeutung ausgewogener, gesunder Mahlzeiten eine zentrale Rolle spielen. Nicht nur ist jedes einzelne Kapitel nach Köstlichkeiten und Küchenspezialitäten aus aller Welt benannt, es gibt auch bei sämtlichen Aufeinandertreffen der beiden Hauptfiguren genussvolle Verköstigungen im Stile eines „Food Wars – Shokugeki no Souma“ (erschienen bei Carlsen Manga) – allerdings ohne die sich entblätternden Körper, denn Ayaka Matsumotos erster Ausflug ins BL-Genre ist tatsächlich ein züchtiger Shounen-Ai- und kein Yaoi-Titel.

    Ob Mitsuya-senseis Absichten genauso züchtig sind oder der reife Mittfünfziger unlautere Ziele verfolgt, lässt sich anfangs schwer einschätzen. Jedenfalls bezirzt er Ishida von der ersten Begegnung an mit seinen famosen Kochkünsten und erfreut sich sichtlich an den überschäumenden, emotionalen Reaktionen des jungen Mannes. Ishida wiederum ist nicht bloß hellauf begeistert von den leckeren Speisen, die ihm regelmäßig aufgetischt werden, sondern auch überaus fasziniert von den weisen Worten des Älteren, die ihn ein ums andere Mal in seiner Berufswahl und seinen persönlichen Entscheidungen bestärken. Schnell wird ihm klar, dass hinter seinem unerwarteten Herzklopfen in Mitsuyas Gegenwart mehr als Bewunderung steckt. Er beginnt, seinen monatlichen Redakteursbesuchen entgegenzufiebern, und möchte den Mann hinter dem bekannten Namen besser kennenlernen.

    Der Manga trägt bis in den letzten Winkel der Geschichte seine Offenheit gegenüber allem Andersartigen und der Liebe im Allgemeinen zur Schau, die bei Autorin und Zeichnerin Matsumoto weder Alter noch Geschlecht kennt. Dabei zeigt er sich gar nicht unbedingt besonders tiefgründig: Eine gescheiterte Sportkarriere Ishidas wird vage angedeutet, während man von Mitsuya lediglich am Rande erfährt, dass er sein Leben lang kein wirkliches Glück mit Männerbekanntschaften hatte. Statt in der Vergangenheit zu wühlen und große Dramen zu eröffnen, konzentriert sich die Serie aber vielmehr auf die wie Teenager umeinander herumtänzelnden Protagonisten und ihre kleinen glücklichen Momente im Hier und Jetzt. Damit ist „Mitsuya Sensei no Keikakuteki na Edzuke“ ein wunderbar gechillter Slice-of-Life-Titel mit außergewöhnlicher Prämisse und einer Spur Selbstironie, den man zum Runterkommen und Entspannen nach einem anstrengenden Arbeitstag in die Hand nehmen kann.
    Geändert von Eraclea (24.06.2022 um 19:57 Uhr)


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    Kouguu no Omega

    Ich gebe zu, dass es eigentlich viel zu früh ist, den heutigen Manga der Wahl vorzustellen. In der kommenden Juli-Ausgabe von Shinshokans Cheri +, die derzeit auch grandiose BL-Werke wie Natsuki Kizus „Given“ oder Isaku Natsumes „Ameiro Paradox“ beheimatet, erscheint demnächst das sechste Kapitel meines Picks namens „Kouguu no Omega“ (engl. „Omega Queen“). Die seit 2021 laufende Serie ist anscheinend auf mehrere Volumes angelegt und besitzt zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal einen Veröffentlichungstermin für den ersten Sammelband.

    Je nachdem, ob die Story in den nächsten Magazin-Ausgaben zu einem überhasteten Abschluss gebracht wird oder mehr Raum zur Entfaltung erhält, kann sich das Ganze entweder noch zum totalen Flop oder zu einem echten Glücksfall entwickeln. Insofern ist es sicherlich mit einem gewissen Risiko verbunden, dem Gesamtwerk ein vorschnelles Eraclea-Gütesiegel zu verleihen, aber die Anfänge der Geschichte erschienen mir tatsächlich so vielversprechend, dass ich einfach ganz optimistisch annehmen will, dass die in Deutschland noch gänzlich unbeachtete Mangaka dahinter den Karren nicht in den Dreck fährt.



    Als sich vor mir das gesamte Setting von Fumi Tsuyuhisas wunderbarem Fantasy-Streich ausbreitete, kamen mir unweigerlich Assoziationen zu Titeln wie „Young Bride’s Story“ oder dem nicht in Deutschland lizenzierten Hakusensha-Shoujo „Soredemo Sekai wa Utsukushii“ in den Sinn. Die Brücke zu „Young Bride’s Story“ (hierzulande bei Tokyopop) erscheint mir zwar fast ein bisschen frevelhaft, da ich Kaoru Moris Meisterstück für einen der besten Seinen-Manga aller Zeiten halte und diese Fußstapfen für „Kouguu no Omega“ definitiv zu groß sind. Aber gewisse inhaltliche Parallelen die Grundpfeiler der Handlung betreffend lassen sich kaum von der Hand weisen. Die Autorin präsentiert uns eine arrangierte Ehe im BL-Gewand, zusätzlich erweitert um den gerade topaktuellen Omegaverse-Faktor, der hier meines Erachtens bestmöglich eingebunden wurde. Die eigentlich viel naheliegendere Gegenüberstellung mit Tamekous „The Male Bride“ (erscheint bei Hayabusa) könnte man auch vornehmen, doch obwohl sich dabei ebenfalls ein paar ähnliche Punkte herausarbeiten ließen, gleichen sich die Werke viel weniger, als man vielleicht meinen würde.

    Damit erstmal genug Vorgeplänkel: Was genau erwartet den Leser nun in „Kouguu no Omega“? Der Manga handelt vom verführerisch schönen und stolzen Omega-Prinzen Ilya, dessen karges, von Schnee bedecktes Heimatland permanent gegen die Armut ankämpft und der aufgrund seines niederen Standes innerhalb der Königsfamilie dem Alpha-Kronprinzen des weit entfernten, wohlhabenden Wüstenstaates Hanu als „Braut“ dargeboten wird. In der Kultur Hanus gelten Omegas als nahezu heilig, während sie in nordischen Gefilden wie Aussätzige behandelt, abgeschoben und verkauft werden. Ein Umstand, der Ilya kaum zu trösten vermag. Doch als wäre die erzwungene politische Heirat mit einem Unbekannten nicht erniedrigend und das unausweichliche Schicksal seines Geschlechts nicht bitter genug, entpuppt sich sein zukünftiger Ehemann Khalid auch noch als rätselhaftes, ernst dreinblickendes Gör, das nach der Krönung und gemeinsamen Hochzeit als König die Verantwortung für ein ganzes Land schultern soll.

    An dieser Stelle kann ich gleich eine durchaus berechtigte Angst nehmen: Keine Sorge, der Manga driftet nicht in die Shotacon-Richtung ab. Dafür trägt die Autorin bereits mit dem Handlungselement Rechnung, welches den Bewohnern des Landes Hanu gemäß altem Brauchtum gebietet, niemals vor dem achtzehnten Lebensjahr Sexualpraktiken nachzugehen. Dementsprechend ist „Kouguu no Omega“ ein bis jetzt komplett jugendfreier Repräsentant des Omegaverse-Universums, was sich absolut positiv auf das Worldbuilding der Serie auswirkt. Auch nimmt die fast gänzliche Abwesenheit der typischen pheromongesteuerten Hitze-Momente, die in ähnlichen Werken oft übergriffige Sexszenen provozieren, den Fokus weg von all der Schicksalsträchtigkeit des Subgenres und lässt den Hauptcharakteren mehr Spielraum und Gelegenheit, sich wirklich als Personen kennenzulernen und erstmal auf platonischer Ebene ungezwungen miteinander zu agieren.



    Zum aktuellen Zeitpunkt erscheint es etwas irreführend, dass die Eröffnungsfarbseite des ersten Kapitels (siehe oben) einen Khalid mit offenbar erwachsenem Aussehen zeigt, wie er in der Geschichte überhaupt nicht vorkommt. Ein möglicher Zeitsprung könnte dahingehend natürlich Abhilfe schaffen und ist wahrscheinlich für den weiteren Storyverlauf angedacht. Momentan bietet es sich handlungstechnisch aber noch nicht an, etliche Jahre zu übergehen, da die Autorin gerade in den letzten Zügen ist, alle Konfliktherde auszuarbeiten und relevante Charaktere einzuführen. Der Spannungsaufbau lässt durchaus erahnen, dass hier der Rahmen für ein umfangreicheres Projekt gelegt werden soll. Zu Beginn springt die Erzählung zwar ohne große Umschweife direkt ins Geschehen, sodass man sich über die Angemessenheit des Erzähltempos streiten könnte. Im Verlauf fühlt sich das Pacing immer noch zackig, aber angemessen an und die Geschichte nimmt sich mehr Zeit für wichtige Szenen oder Charakter-Interaktionen, die sowohl Ilyas als auch Khalids Wesenszüge klar herausstellen.

    Der schöne Ilya, dessen sklavengleiches Leben von Geburt an vorherbestimmt wurde und der nur aus dem Grund noch am Leben ist, weil das Schneekönigreich Romeridall bei seiner Verhökerung auf den Bieter wartete, von dem es sich den größtmöglichen Profit versprach, ist eine zugleich tragische und ermutigende Gestalt. Als dreizehnter Unglücksspross und Schande seiner Familie beschreitet er den ihm zugewiesenen Weg und ist bereit, seine royalen Pflichten zu erfüllen und notfalls als Gebärmutter für einen Fremden herzuhalten. Das heißt jedoch keineswegs, dass er sich einfach in sein Schicksal fügt. Mit seiner Ehrlichkeit und seinem Sarkasmus ist er manchmal etwas zu direkt für die feine königliche Gesellschaft und muss sich zeitweise arg zurücknehmen, um das adlige Volk nicht vor den Kopf zu stoßen. Seine erfrischende Unart, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, sichert ihm aber sofort Khalids Sympathien und vor allem die Unterstützung von Soo-Ya, einer für sein leibliches Wohl zuständigen Palast-Bediensteten, die immer ein offenes Ohr für ihn hat und sich alsbald zu einer engen Freundin entwickelt.

    Obwohl noch in Kinderschuhen steckend bildet Khalid einen interessanten Gegenpol zu Ilya. Er wirkt charakterlich sehr gefestigt, verantwortungsbewusst und strahlt trotz kindlicher Statur die würdevolle Aura eines Herrschers aus. Zudem kann sein Pokerface schwer darüber hinwegtäuschen, dass er mit der Wahl seines Angetrauten in Wahrheit hochzufrieden ist. Er frisst ziemlich schnell einen Narren an Ilya, der mit seiner Intelligenz und Forschheit Khalids Ehrgeiz anstachelt. Zwischen den beiden entstehen schöne Dynamiken, die unter anderem Tharju hervorbringen, den wohl knuddeligsten Tiger, den die Manga-Welt je gesehen hat und der im Glauben der Menschen Hanus als heiliges Tier gilt, das göttlichen Schutz gewähren soll.



    Viele der Omegaverse-Titel auf dem deutschen Markt handeln von harten Schicksalen, tiefen Verletzungen und schwerwiegenden negativen Erfahrungen. Ganz kommt auch „Kouguu no Omega“ nicht um diese Schiene herum. Dramen und Intrigen bahnen sich in Form von Khalids machthungrigem großen Bruder Zain ihren Weg in die Geschichte, dem Zweitgeborenen, der nicht akzeptieren kann, dass sein Vater ihn zum Studium ins Ausland verbannte, während sein jüngerer Bruder jeder Erbfolgeregelung zum Trotz den Thron bestieg.

    Als große Liebhaberin fantastisch geprägter Settings freue ich mich darauf, die Handlung weiterzuverfolgen, und bin gespannt, wohin der Weg von „Kouguu no Omega“ zukünftig führt. Die Reihe besticht aber nicht nur mit ihren Fantasy-Elementen und dem wohldurchdachten Weltaufbau, sondern stellt für mich zugleich eine der positivsten Erfahrungen mit dem Omegaverse dar, die ich nicht nur eingefleischten Fans des Subgenres ans Herz legen würde.


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  18. #43
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    @Shima schau schau das hab ich doch vor paar Tagen gezeigt.
    Das hätte ich auch sehr gern in DE aber ich hab Vermutung das kein Verlag sich traut, wegen dem sehr jungen Khalid.
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  19. #44
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    Ds erinnert mich ein bisschen an 5-nin no Ou, auch eine Reihe die wir sicher nicht bekommen werden weil die Hauptfigur zu jung ist, aber ich finde die eigentliche Story sehr interessant. Da ich die Novel nicht lesen kann importiere ich mir jeweils die Mangabände.
    wünscht sich die Light Novel - Reihe: Haikyu!! Shosetsu Ban!!

  20. #45
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    @Mitsuha:
    Ich bin hoffnungsvoll und würde eine Lizenzierung nicht ausschließen. Wenn Werke wie "Young Bride's Story" auf dem deutschen Markt Fuß fassen können, wo der Protagonist Karluk mit seinen zwölf Jahren die zwanzigjährige Amira heiratet, dann sollte auch "Kouguu no Omega" kein Tabu darstellen, da die Konstellation alterstechnisch sehr ähnlich ist und beide Manga auf ihre Weise sensibel und settinggemäß damit umgehen.

    Zwischen den Protagonisten in "Kouguu no Omega" gibt es keinerlei sexuelle Kontakte. Anders als bei "5-nin no Ou" beispielsweise, weil Shima das gerade passenderweise als Vergleich nennt, wo meines Wissens auch Minderjährige körperlich werden und damit der Shotacon-Aspekt erfüllt ist.


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  21. #46
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    @Eraclea ich kenne 'Young Bride's Story' nicht aber wenn das so ähnlich ist dann hab ich ja doch noch Hoffnung.

    Zwischen den Protagonisten in "Kouguu no Omega" gibt es keinerlei sexuelle Kontakte
    sehr guter Punkt bei einem so jungen Charakter in einer Geschichte und hoffe mal das es nicht abtrifftet in mehr. Da ja 'nur' 5 kapitel gibt. ich denke wenn interesse von Verlagen wie HB besteht, dass da noch gewartet wird, was in der Geschichte noch passiert.

    bei "5-nin no Ou" fand ich auch interessant aber als ich mitbekommen habe das da Shotacon mit im Spiel ist, war ich nicht so begeistert.
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  22. #47
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    Blue Sky Complex

    Ja, ihr habt richtig gelesen: „Blue Sky Complex“ ist der Manga der Stunde. Darauf habt ihr doch gewartet, gebt es zu! Wahrscheinlich fragen sich auch alle Leute, die regelmäßig meinen Thread verfolgen, wo zur Hölle die Preview von „Honto Yajuu“ bleibt, das man genau wie „Blue Sky Complex“ zu den BL-Longrunnern und wohl bekanntesten unlizenzierten Genre-Vertretern der letzten Jahrzehnte zählen könnte. Dazu sage ich nur: Gemach, Gemach, alles zu seiner Zeit.

    Heute soll es erstmal um einen der herausragendsten Slice-of-Life-Titel gehen, den Japans Yaoi-Bereich in jüngster Vergangenheit hervorgebracht hat und dessen bisherige Abwesenheit auf dem deutschen Markt mich vor Rätsel kosmischen Ausmaßes stellt. Ehrlicherweise dachte ich sogar beim Erstellen dieses Threads vor knapp einem Dreivierteljahr, dass ich um diese Titelvorstellung herumkommen würde, weil unsere hiesigen Verlage sich um eine begnadete Mangaka wie Kei Ichikawa reißen müssten und mir mit Sicherheit zuvorkämen. Tja, so kann man sich täuschen. Bis auf das vorsichtige Herantasten durch Egmont, die demnächst Ichikawas Einzelband „Colorful Line“ auf die deutsche Manga-Welt loslassen, sehe ich keinerlei Anzeichen, die auf ein baldiges Release von „Blue Sky Complex“ hindeuten. Also wird heute mal imaginär auf die Fingerchen der Verlagsleute geklopft und die Präsenz dieses unbeachteten Glanzstücks ins Bewusstsein der BL-Liebhaber zurückgebracht.



    Meinen ersten Kontakt mit „Blue Sky Complex“ hatte ich bereits ziemlich zu Beginn, als es noch als Einzelband angedacht und eine Fortsetzung vermutlich nicht mal in Planung war. Die ab 2013 zunächst im Magazin Fig und später in der Cab des Publishers Tokyo Mangasha erscheinende Serie zog mich damals sofort in ihren Bann und machte mir zusammen mit meiner fast zeitgleichen Neuentdeckung Kou Yoneda überdeutlich, was gute von schlechten Slice-of-Life-Werken unterscheidet.

    „Blue Sky Complex“ besitzt die typische Unaufgeregtheit, von der solche realitätsnahen Reihen leben, und dazu diese undefinierbare magische Kraft, welche einen in kleinen Alltäglichkeiten wahrhaft bedeutungsvolle Ereignisse sehen lässt. Genauso unscheinbar wie die zwischenmenschlichen Verstrickungen gestaltet sich auch die Vermittlung von Emotionen, sodass im übertragenen Sinne bereits das Ziel erreicht wird, bevor man als Leser überhaupt merkt, dass man sich auf den Weg eingelassen hat. Der Manga streckt seine Hände in einer zarten, nahezu unbemerkten Geste nach der Seele des Lesers aus und berührt irgendwas im Innersten. Ich hab’s schon damals gefühlt und fühle es auch heute noch.

    Natürlich ist mein persönliches Empfinden keine Garantie dafür, dass die Gefühle bei anderen im selben Ausmaß ankommen. Slice of Life im Allgemeinen hatte in Deutschland schon immer einen schweren Stand. Trotzdem ist es ein von mir sehr geschätztes, oftmals unterschätztes und nicht selten auch zurecht als langatmig kritisiertes Genre, das nicht in allen Menschen tiefe Emotionen auslöst, sondern manchmal nur Fragen aufwirft wie: Was bringt es mir, Leuten dabei zuzugucken, wie sie schweigend nebeneinander in der Bibliothek sitzen? Wo ist die Spannung, wenn über drei Seiten hinweg Personen im Schatten einer Mauer hocken, während sie in einem inneren Monolog ihre Gedanken verarbeiten und ansonsten nichts weiter tun als in der Sommerhitze zu schwitzen? Der Reiz des Alltagslebens in Manga ist für die meisten Käufer wohl ziemlich gering, da sie selbst tagtäglich in der Realität feststecken und manchmal vielleicht gerne ausbrechen würden.

    Wer diese Kontroverse überhaupt nicht verstehen kann und genau wie ich Gefallen an den klitzekleinen Feinheiten einer alltäglichen Erzählung findet, der wird in „Blue Sky Complex“ höchstwahrscheinlich einem der Könige des Slice of Life im BL-Bereich gegenübertreten.



    Die Handlung:
    Oberschüler Motochika Narasaki wird zu Hause ständig von seinen kleinen Geschwistern umschwärmt und verzichtet mittlerweile freiwillig auf seine Nachtruhe, nur um sich etwas Freizeit zu erkämpfen. Die Suche nach einem ruhigen Plätzchen zum Lesen und Entspannen gestaltet sich für den Bücherwurm jedoch schwieriger als gedacht. Da erscheint ihm der Vorschlag eines Lehrers, als Rezeptionist am Empfangstresen der ab vom Schuss gelegenen und wenig genutzten Schulbibliothek zu arbeiten, wie der sprichwörtliche Rettungsanker. Womit Narasaki nicht rechnen konnte: Gleichzeitig darf er den Aufpasser für Natsuki Terashima spielen, einen Rowdy, der ständig mit zerbeultem Gesicht in der Schule aufschlägt und in der Bibliothek aktuell seine Strafe absitzt. Kein Bock, denkt sich Narasaki, und würde am liebsten sofort kehrtmachen. Sein inneres Klischeebild eines typischen Delinquenten wird aber relativ schnell zerschmettert, denn die gemeinsamen Nachmittage, die er mit Terashima in trauter Zweisamkeit und Schweigsamkeit verbringt, bescheren ihm genau das Gefühl von Ruhe, nach dem er sich zuletzt gesehnt hat.

    Schweigsamkeit ist hier sogar wortwörtlich zu verstehen, denn anfangs wechseln die beiden Protagonisten kein einziges Wort miteinander und tauschen weder Begrüßungsfloskeln noch Blicke aus. Terashimas stille, gar nicht rüpelhafte Anwesenheit steht allerdings so im Kontrast zu Narasakis Erwartungen, dass er unwillkürlich zu hinterfragen beginnt, was der andere für ein Mensch ist und ob die kursierenden Gerüchte mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Lustigerweise bekommt man als Leser den Eindruck, dass die beiden Hauptfiguren sich auf die stumme Weise besser kennenlernen, als hätten sie hundert tiefschürfende Gespräche miteinander geführt. Dieses Handlungselement des wortlosen Nebeneinanderher-Existierens lässt den Moment ihrer ersten richtigen Kontaktaufnahme umso bemerkenswerter erscheinen. Die ikonische Szene an den Schließfächern fungiert als echter Eisbrecher, der schließlich die gesamte Gefühlsachterbahn ins Rollen bringt.

    Da die Geschichte ursprünglich als Einzelband angelegt war, spoilere ich nicht wirklich, wenn ich verrate, dass die Protagonisten sich bereits im ersten Band finden und danach ein etabliertes Paar verkörpern, zwischen das kein Blatt mehr passt. Terashima und Narasaki sind ein bisschen wie zwei Teile eines schlecht verarbeiteten Puzzles, die man aus Versehen ineinander verhakt und dann nicht mehr auseinanderbekommt. Auf den ersten Blick unpassend: Der tiefenentspannte Narasaki bildet einen geradezu wandelnden Gegenpol zum frechen Mundwerk und zur kurzen Geduldsspanne Terashimas, der prinzipiell nie die Intention verfolgt, es anderen rechtmachen zu wollen. Beim zweiten Hingucken dann absolut unzertrennlich, denn gerade die Unterschiedlichkeit sorgt für spannende Charakter-Entwicklungen und hebt hervor, wie positiv die beiden sich gegenseitig beeinflussen und wie jeder in Gegenwart des jeweils anderen ein Stück weit zu einem besseren Menschen wird.



    Humoristisch merkt man „Blue Sky Complex“ ein wenig die Einflüsse jener Serien an, mit denen sich Kei Ichikawa in ihrer Schaffensphase als Doujinka intensiv beschäftigte. Vor ihrem offiziellen Debüt widmete die Autorin sich sehr ausgiebig der Verpaarung von Gintoki und Hijikata aus „Gin Tama“, deren Charaktermodelle man in Ichikawas ersten eigenen Publikationen noch vage wiedererkennt. In „Blue Sky Complex“ hat sich die Ähnlichkeit schon merklich abgeschwächt, hier bekommt man höchstens durch vergleichbare Gesichtsausdrücke oder gezielt platzierte Situationskomik manchmal dezente Gin-Tama-Vibes zu spüren.

    Neben der hauptberuflichen Tätigkeit als Mangaka ist Kei Ichikawa selbst heute noch mit Leib und Seele ihrem Doujinshi-Zirkel Hyakkei verbunden. Laut eigener Aussage liebt sie es, ohne Seitenlimits oder sonstige Regularien drauflos zu zeichnen, und nutzt diese freie Publikationsform, um fleißig Bonus-Content zu ihren Werken zu kreieren. Auch zu „Blue Sky Complex“ existieren mittlerweile zahlreiche Zusatzszenen, die etwas abseits des üblichen Geschehens spielen und in der Hauptstory keinen Platz fanden, weil sie die Handlung nicht wesentlich vorangebracht hätten.

    Einige dieser Ausschnitte und Sonderkapitel wurden den japanischen Lesern in Form von Bonusheften verfügbar gemacht, die den bisherigen Limited Editions der Sammelbände beilagen. Zum achten Band, der voraussichtlich im August 2022 erscheinen soll, plant der Publisher Tokyo Mangasha eine weitere Spezialausgabe in begrenzter Stückzahl. Etwas schade ist, dass manche Inhalte bis dato doujin-exklusiv sind. Da diese nichtsdestotrotz sehr liebevoll gestaltet und bereichernd sind und die Charaktere nochmal von einer ganz anderen Seite zeigen, hege ich den Wunschgedanken, dass bisher selbstpublizierte Szenen nach Abschluss der Reihe in einem Zusatzband zusammengefasst werden. Mal sehen, was der Verlag am Ende daraus macht.



    Von Ichikawas Doujinka-Ursprüngen rührt vielleicht auch die etwas schlicht geratene Strichführung ihres Schwarz-Weiß-Artworks her. Preise für den besten Zeichenstil hätte man ihr früher nicht verliehen und manche Gesichtsausdrücke ihrer Protagonisten würde ich selbst jetzt noch als „goofy“ bezeichnen. Trotzdem muss man ihr zugestehen, dass sie sich künstlerisch inzwischen sichtbar weiterentwickelt hat, ohne ihren Wiedererkennungswert und ihre trotz Simplizität schon immer vorhandene Ausdrucksstärke zu verlieren.

    Für die regelmäßigen Publikums- und Jury-Auszeichnungen dürfte aber weniger ihr Artwork als vielmehr die inhaltliche Brillanz ihrer Machwerke verantwortlich sein. „Blue Sky Complex“ war mehrmals in Folge im bekannten Ranking „Kono BL ga Yabai!“ präsent und ist seit 2018 jedes Jahr bei den BL-Awards der Website Chil-Chil vertreten. 2020 belegte die Serie dort z.B. einen starken dritten Platz und wurde lediglich vom erstplatzierten “Twittering Birds Never Fly” und Natsuki Kizus „Given“ abgehängt – beides überragende Titel, hinter denen man sich keinesfalls zu verstecken braucht.

    Ich hoffe sehr, dass die Einzelband-Lizenz bei Egmont keine Eintagsfliege bleibt und Kei Ichikawa bald in Deutschland die Aufmerksamkeit bekommt, die ihr gebührt. Dass „Blue Sky Complex“ bisher unlizenziert ist, muss man schon fast als Schande für die deutsche BL-Szene betrachten. Bitte schnell ändern, liebe Verlage! Der Manga ist nicht geschönt, nicht übertrieben, nicht abgeschwächt und bei aller emotionalen Jugendliebe reifer und realistischer als die meisten anderen Titel, die sich Echtheit auf die Fahne schreiben. Zweifellos ein absolutes Must-Read, das einen Ehrenplatz in jedem Fan-Regal verdient.


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  23. #48
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    Das passt ja sehr gut~. Kei Ichikawa war Ehrengast auf der Fujocon 2022 und ich konnte ihr da bei einem typischen Live-Drawing und Q&A zuschauen. Sie hat da genau einen Punkt thematisiert, den du erwähnt hast - die Realismus-Eskapismus-Dichotomie und wie schwer es manchmal für sie ist, die richtige Balance zu finden. Sie hat ja generell einen fast schon mythologischen Status, wie's mir immer wieder vorkommt, obwohl sie im Vergleich zu manch anderen gar nicht soooo lange schon dabei ist. Liegt bestimmt auch daran, dass BL-Mangakas so selten öffentlich auftreten. (Eigentlich wollte ich beim Panel noch besser aufpassen und mitschreiben, aber die Tage waren mit Panels so vollgepackt, dass ich da schon ziemlich übermüdet war)

    Claire Tomalin hat in ihrer Biographie zu Jane Austen sehr gut zusammengefasst, warum einige meiner bestplatzierten, aber gleichzeitig auch meine schlechtestplatzierten Mangas und auch Romane dem Slice-of-Life-Genre angehören oder auch slow burn, wie man das als Tag bei Fanfictions kennt, indem sie es mit anderen 1790er-Romanen konstrastiert hat, die weder damals beliebt waren, noch heute Klassiker geworden sind: "There is no early Austen novel [...] with a heroine of undeviating saintliness and a hero who carries indeciseveness through five volumes" Eskapistische Titel (Austens Zeit hat z. B. die "sentimental novels" und besonders bekannt "The Monk") bringen meist bessere kurzweilige Unterhaltung, schaffen es aber in geringerer Zahl in die "Best-of"-Klassikerlisten - sie sind aber enorm wichtig, um das Leseverhalten der "kleinen Leute" von früher zu verstehen und werden meist ignoriert - der akademische Fokus liegt auf realistisch-naturalistischen Büchern, die von der oberen Mittelklasse gelesen wurden. (Gerade deswegen finde ich es gut, dass BL als Genre klein genug ist, dass in akademischen Zirkeln auch die "trashigen" Sachen berücksichtigt werden "müssen" - wengier selection bias - ist aber natürlich ein bisschen Off-Topic - hier im Thread geht's ja "nur" um Empfehlungen für normale Leute) SoL-Titel können sich die Zeit nehmen, eine wunderbar ausgefeilte Welt aufzubauen und dutzende Themen zu verarbeiten, haben aber auch das Potential, 400 Seiten mit Wiederholungen und Auf-der-Stelle-treten zu verschwenden. Ein schlechter eskapistischer Titel ist amüsant, ein schlechter SoL-Titel ist langweilig - und letzteres ist meist fataler für's Langzeitgedächtnis.
    Aber das ändert alles nichts daran, dass ein guter SoL-Titel leicht zu einem Favoriten von mir werden kann und ich bin zumindest schon mal auf den Einzelband gespannt~.

    Ich nutze die Gelegenheit mal... Ich hab' eine Empfehlung von einer Twitter-Bekanntschaft, die auch schon einem etwas älteren Semester angehört und die schon einiges erlebt hat, was BL angeht, daher dachte ich, das könnte die Demographie hier im Thread vielleicht interessieren und zwar starte im Opera-Magazin die Mini-Serie "Land of Nod". Opera ist ja generell ein ziemlich hochgestochenes BL-Magazin, wenn man's so ausdrücken will und man merkt, obwohl die Reihe noch nicht angefangen hat oder überhaupt Details bekannt sind, dass da was ganz schön außergewöhnliches passiert. Einmal der Zeichenstil und dann die biblische Referenz - Nod ist Kains Exil, nachdem er Abel getötet hat. Ich denke, den kann man mal im Auge behalten.

    Außerdem hab' ich mal wieder ein Indie-BL-Magazin gefunden (&.Emo), bei dem man merkt, dass da einige deprimierende Titel wohl dabei sind, wenn man im Media-Tab zum 23. Juni zurückgeht. Das aber nur am Rande.
    The content of the story places scars and trauma at the forefront, and as I worked on it, I could tell that it would make a lot of people
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  24. #49
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    Zitat Zitat von Eraclea Beitrag anzeigen
    Einige dieser Ausschnitte und Sonderkapitel wurden den japanischen Lesern in Form von Bonusheften verfügbar gemacht, die den bisherigen Limited Editions der Sammelbände beilagen. Zum achten Band, der voraussichtlich im August 2022 erscheinen soll, plant der Publisher Tokyo Mangasha eine weitere Spezialausgabe in begrenzter Stückzahl. Etwas schade ist, dass manche Inhalte bis dato doujin-exklusiv sind. Da diese nichtsdestotrotz sehr liebevoll gestaltet und bereichernd sind und die Charaktere nochmal von einer ganz anderen Seite zeigen, hege ich den Wunschgedanken, dass bisher selbstpublizierte Szenen nach Abschluss der Reihe in einem Zusatzband zusammengefasst werden. Mal sehen, was der Verlag am Ende daraus macht.
    Die ersten 4 oder 5 Doujinshi, die Ichikawa zu BSC gezeichnet hat, wurden 2019 im Extraband Indigo Blue no Graduation noch mal offiziell vom Verlag veröffentlicht. Ich nehme an, dass mit den Doujinshi, die danach kamen bzw. noch kommen werden, in Zukunft auch so verfahren wird, sobald die Seitenzahl für einen Manga erreicht ist. Die Bonusheftchen, die den Sonderausgaben der regulären Mangabände beiliegen, sind aber offizielle Extras, die sie exklusiv für den jeweiligen Band zeichnet. Die sind also nicht als Doujinshi erhältlich. Zumindest hab ich bisher keine Überschneidungen festgestellt.

    Da es wirklich ziemlich rätselhaft ist, warum BSC noch nicht auf Deutsch erhältlich ist, vermute ich fast, dass es am japanischen Verlag liegt und nicht daran, dass unsere deutschen Verlage nicht versucht hätten, die Lizenz zu bekommen. Ist natürlich nur Spekulation, aber mir fällt auf Anhieb auch kein anderer Manga von Tokyo Mangasha ein, der es schon nach Deutschland geschafft hätte. Ich glaube, Cupid is Struck by Lightning von Minta Suzumaru wird der erste, kann das sein? Dann besteht ja die Hoffnung, dass Hayabusa bereits an der Lizenz dran ist.

  25. #50
    Moderator Mangaforen Avatar von Alacrity
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    Heute teile ich mal ein bisschen von einem Magazin/Verlag, in das ich ein wenig gestolpert bin. Auslöser war der Nachruf an Tsukasa Matsuzaki (Link enthält auch die Reaktionen von anderen Mangakas als Retweets) - einem Vertreter von geikomi und Vorbereiter des Fusionsgenres gachimuchi BL mit gemischter Zielgruppe in Magazinen wie Kinniku Otoko und Nikutaiha - er war auch im gleichen Zirkel wie der noch bekanntere Takeshi Matsu tätig, von dem auch im Westen ein paar Werke erschienen sind. Die Magazine hatten auch frühe Werke von Ike Reibun und Gengoroh Tagame rausgebracht und, wie ich jetzt erfahren habe, gehörten sie alle zum gleichen Verlag: Oakla Shuppan (Ich hatte mich zuerst gewundert, weil das Magazin, das den Nachruf getätigt hat, nichts direkt mit ihm zu tun hatte, aber die genannten Magazine sind nicht mehr aktiv)
    Heute bringt der Verlag drei BL-Magazine raus, deren Ausrichtung eher wieder in die klassische BL-Richtung geht - was verständlich ist, wenn man bedenkt, dass geikomi-Mangaka heutzutage stark im Indie- und Selfpublishing-Bereich vertreten sind. (EDIT: Wobei ich gerade sehe, dass noch mindestens ein solcher Titel im Aqua-Magazin vertreten ist) Die Magazine sind: Enigma, Aqua, und Prism. (Ansonsten bringen sie TL, westliche Romane (Andre Aciman, aber auch generische Action-Titel usw. und Zeitschriften über koreanische, chinesische und taiwanesische Dramen)

    Beim Magazin Enigma an sich habe ich gestaunt, welche Titel sich da alle versammeln. So was merkt man ja gar nicht, wenn man das Muster nicht erkennt. Für uns bekannt sind da:
    Call von Asada Nemiu (bekannt aus onblue/fromred von z.B. My Little Inferno)
    Zwei Stück von Atami Michinoku (Bekannt von Sayonara Red Beryl/Caligula's Love)
    Und Titel von Kasai Uka (Von der Person hab' ich mir hier schonmal was gewünscht)

    Kein einziger Titel ist bis jetzt hier lizenziert, weder aus dem Magazin, noch vom Verlag überhaupt, wenn mich nichts täuscht. Das erstaunt immer wieder - es gibt dutzende Magazine, von denen hier nie etwas erschienen ist und wahrsacheinlich nie etwas erscheinen wird.

    Naja, jedenfalls: Ein Mangaka, zu dem mich die Suche dann schlussendlich geführt hat, ist Kyuushuu Danji, bzw. der Titel, der in Enigma erschienen ist: You are my religion Taiyo ni Dakareta Kyoshi. Die Visual Novels, die ich in der ersten Hälfte des Jahres gespielt hatte, hatten ziemlich oft Religion als Thematik und da hat mich der gleich interessiert. Das Aufeinanderstoßen von christlicher Religion mit amerikanischen Ureinwohnern scheint ein Thema zu sein, also ein wenig eine ernstere Version von Mother's Spirit, schätze ich, aber nur ein Einzelband. (Aktuell schreibt er an einem Manga über eine Lehrerin an einer Jungenschule, sieht auch interessant aus)

    Und als ich dann weiter geschaut habe, was der Mangaka noch geschrieben hat, hat sich herausgestellt, dass das der Autor von Kachou no Kou war - dem Gag-Manga der Mitt-2000er! Ich hab' mir da gleich nochmal die OVA angeschaut und sie mit mehr BL-Erfahrung gleich viel besser verstanden. So schreibt man eine gute Parodie!
    Geändert von Alacrity (27.07.2022 um 22:43 Uhr)
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