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Thema: Just my 2 cents - (nicht ganz so kurze) Reviews von God_W.

  1. #801
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    Pharao 6 – Die Feuer des Meeres



    Nicht nur Pharao selbst hatte seine Agententätigkeit hingeschmissen und sich abgesetzt, auch der Comic selbst war über einen Zeitraum von Zehn Jahren nicht erschienen. Wie es dazu kam, dazu gab es am Ende des vom All Verlag aufgelegten fünften Bandes ein paar Infos nebst Skizzen. Die weiteren Bände werden bei All auch noch erschienen, doch da sich auf meinem Lese-K2 ganz unverhofft noch zwei ältere Softcover der Reihe fanden, bin ich direkt drangeblieben, werde diese aber später sicher auf Hardcoveralben upgraden.


    Zehn Jahre war Pharao raus aus dem Geschäft, doch C.O.B.R.A. und der Nachfolger des „Admirals“ wollen ihren besten Agenten zurückhaben, um die gefährliche Untergrundorganisation „Feuer des Meeres“ zu zerschlagen. Dabei soll eine Videokassette helfen (der MacGuffin des Albums), die wichtige Informationen enthält, und quasi durch Zufall in Pharaos Besitz gelangt ist. Doch wie soll man den unwilligen Superagenten davon überzeugen wieder mitzumischen? Ganz einfach, C.O.B.R.A. entführt seine Adoptivtochter Quijing…


    Eine spannende, aber auch äußerst typische Agentengeschichte, die mit der Adoptivtochter und deren Hintergrund etwas mehr Tiefgang bietet als bislang bei Pharao üblich. Im Gegenzug hat das Artwork, vor allem was Personen angeht, leider etwas nachgelassen. Das ist immer noch ansehnlich, aber nicht mehr so toll wie bei den vorherigen beiden Bänden. Die exotischen Schauplätze sehen allerdings wieder super aus. Diesmal führt uns die Geschichte zu allen wichtigeren Sehenswürdigkeiten Athens, Akropolis inklusive, aber auch in den Norden Griechenlands zu den berühmten Meteoraklöstern, die auch James Bond schon als Kulisse dienen durften („In tödlicher Mission“ mit Roger Moore) und ganz allgemein kommt der ein oder andere Kinohit auf den Seiten nochmal zu neuen Ehren, zumindest im Hintergrund.

    6,5-7/10

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  2. #802
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    Batman ‘89



    Die Batman-Filme von Mastermind Tim Burton haben mich in meiner Kindheit geprägt und zusammen mit der fantastischen Zeichentrickserie der 90er Jahre meine Liebe zum dunklen Ritter begründet. Der zweite Teil, Batmans Rückkehr, ist noch heute mein liebster Batman-Streifen, das Batmobil aus diesen Werken mein bevorzugtes Design des Vehicles und Michelle Pfeiffer für mich die perfekte Catwoman. Danny DeVito lieferte als Pinguin eine Glanzvorstellung ab und Christopher Walken konnte auch ohne Comicvorlage einen perfekten Superbösewicht aus dem Handgelenk schütteln. Dazu das großartige Set-Design und die wunderschöne Weihnachts-Atmosphäre, gepaart mit der etwas entrückten, zeitlosen Optik irgendwo zwischen Industrie-Chic, Moderne und 30er Jahre. Einfach meine perfekte kleine Batman-Welt.


    Eben wegen dieses Weihnachtsfilm-Status haben wir, unser Krümelchen und ich, die beiden Streifen erst kürzlich wieder gesichtet. Die Kleine kennt mittlerweile die vier Batman-Kinofilme von Burton und Schumacher, die komplette Adam West TV-Serie, die 90er Jahre Zeichentrickserie und zwei Staffeln der Trickserie „The Brave and the Bold“. Für sie waren es also Zweitsichtungen. Was war ich stolz wie Oscar, als sie nach Batmans Rückkehr verlauten ließ: „Das ist mein liebster Batman, Papa!“ – Hach, das ist mein Mädchen! Ich muss mich dringend um ein größeres Weihnachtsgeschenk bemühen.

    Joel Schumacher und Warner Brothers gingen mit den beiden folgenden Filmen dann gänzlich andere Wege, was mich damals maximal enttäuschte. Mittlerweile kann ich damit ganz gut leben. Dennoch hätte ich mir schon damals eine adäquate Fortsetzung gewünscht und habe mich entsprechend gefreut, als diese jetzt in Comicform endlich Wirklichkeit wurde. Weihnachtszeit, die beiden vorangegangenen Filme gerade erst wieder genossen, perfekte Voraussetzungen also, um leise Danny Elfmans Batman-Soundtrack aufzulegen und sich in den Lesesessel zu schmiegen.


    Ich will gar nicht groß spoilern, denn das Cover sagt ja schon Einiges aus. Insgesamt wurde der Ton der Filme sehr gut getroffen und ich habe die Lektüre absolut genossen. Autor Sam Hamm verfasste damals das Drehbuch zum ersten Film und steuerte auch zur Rückkehr einige Ideen bei. Wer sich ein wenig in Hollywood auskennt weiß, dass Drehbücher oft einen langen Prozess mit vielen Anpassungen und Änderungen durchlaufen, und sicher wäre das auch bei der hier vorliegenden Geschichte der Fall gewesen. An der ein oder anderen Stelle hätte der Story etwas Feinschliff und Straffung wohl gutgetan und zum Ende hin hätte ein guter Regisseur oder ein Co-Autor sicher noch eine packende, groß angelegte Actionszene als Finale erdacht, aber das ist jammern auf sehr hohem Niveau.

    Es gibt deutlich mehr Dinge, über die ich mich freue, als dass ich Kritikpunkte habe. Die Charaktere und der Grundton sind super getroffen. Harveys Wandlung zu Two-Face ist absolut gelungen und bietet viel psychologischen Tiefgang, Alfred ist grandios und der neue Robin nebst seiner Einführung sind enorm stimmig, hätte ich gerne so gesehen und auch, wie es mit dem Jungen weiter geht! Die Ladies, egal ob Catwoman mit oder Barbara ohne Kostüm, sind klasse und die Fan-Service-Goodies, wie zum Beispiel der Penny, machen einfach Spaß. Jedoch wird auch vor harten Entscheidungen und heftigen Entwicklungen mit endgültigem Ausgang nicht zurückgeschreckt.


    Insgesamt eine starke Fortsetzung, die ich mit minimalen Änderungen auch gerne auf der Leinwand gesehen hätte, dann wäre das Ganze sicher optisch ansprechender gewesen, denn das Artwork von Joe Quinones ist im Grunde mein einziger großer Kritikpunkt, das will mich nämlich nicht so recht gefallen. Zu unrealistisch, zu wenig düster und dreckig, dazu teils seltsame Gesichter, die in der einen Szene an die Schauspieler erinnern, in der nächsten wieder nicht. Das hinterlässt ein etwas billiges, von Unbeständigkeit geprägtes Gesamtbild. Sorry, aber wenn ich bedenke, was da ein Bermejo oder ein Marini hätten draus machen können. *träum*

    Also einen dicken Punkt Abzug fürs Artwork und einen klitzekleinen für die ein oder andere verbesserungswürdige Stelle in der Story. Trotzdem eine klare Empfehlung für Fans der beiden Filme. Mir hat der Band viel Freude bereitet, ich werde ihn sicher noch öfter lesen, immer wenn ich einen Re-Watch der Filme mache, und außerdem habe ich jetzt total Lust bekommen mal wieder mehr von Catwoman zu lesen, denn auch die hatte großartige Auftritte in dem Band.


    8/10

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  3. #803
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    Pharao 7 – Der versunkene Riese (Arboris Titel: Pharaon – Die versunkene Riese)



    Es scheint so, als wären die Pharao-Abenteuer, die nach der langen Pause entstanden sind, enger miteinander verknüpft als die zuvor spielenden Alben, denn die Mission, die im Vorgänger „Die Feuer des Meeres“ begonnen wurde wird hier nahtlos fortgesetzt. Wir befinden uns noch immer in Griechenland, wo Pharao versucht, seine entführte Adoptivtochter Quijing zu befreien. Diese wurde von C.O.B.R.A. entführt, um den Geheimagenten Pharao aus seinem Schläferzustand dazu zu bewegen, in den aktiven Dienst zurückzukehren und die Untergrundorganisation „Die Feuer des Meeres“ zu zerschlagen. Doch COBRA hat Mist gebaut, oder wurde unterwandert, man kann es noch nicht so genau sagen, und so befindet sich Quijing jetzt in der Gewalt der „Feuer des Meeres“.


    Der Rettungseinsatz verschlägt den besorgten Vater wieder zu touristischen Sehenswürdigkeiten, wie den Palast von Knossos auf Kreta, bevor es weiter geht auf nicht kartografierte Inseln. Ganz James Bond like werden tolle Unterwasserlandschaften mit Forschungsstationen und Kampf-U-Booten verschiedenster Größen geboten. Die psychischen Fähigkeiten des Protagonisten kommen ebenfalls wieder dezent zum Einsatz und als es gegen Ende von Doppelagenten hin zu Dreifach- und Vierfachagenten geht, entsteht inmitten einer actionreichen Katastrophe ein heilloses Durcheinander.

    So richtig abgeschlossen fühlt sich das für mich allerdings nicht an, was schade ist, denn wie ich kürzlich erfahren habe wird der bei All erscheinende Band acht nicht die Story abschließen, sondern er enthält bereits früher entstandene Kurzgeschichten und ist im Original als Band 5 erschienen. Oder spielt eine dieser Kurzgeschichten zeitlich hinterher und rundet das alles ab? Vielleicht weiß das ja wer, ansonsten werden wir es erfahren, sobald Ansgar vom All Verlag uns alle mit der Komplettierung der Reihe glücklich macht.


    Sehr unterhaltsam, wendungsreich und optisch ansprechend, wenn auch erzählerisch etwas over the top. Ich freue mich dennoch auf die verbleibenden Kurzgeschichten, ebenso wie auf das Schließen der Lücke (Band 4) und darauf, diesen Schlabberband hier durch das anstehende Hardcover des All-Verlags ersetzen zu dürfen. Neben einigen Fehlern im Innenteil prangt der größte und peinlichste ja direkt auf dem Cover. Falsche Artikelwahl bei der Benennung eines Bandes, das ist ja echt zum Fremdschämen.

    7/10

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  4. #804
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    Catwoman Anthologie



    Sexy Catwoman mit ihrem zwiespältigen Charakter mochte ich schon immer. Ob Julie Newmar in der Adam West Serie, animiert in der 90er Jahre Zeichentrick-Serie oder – absolut fulminant – Michelle Pfeiffer in Batmans Rückkehr. Letzterer brachte mich gerade zu „Batman ‘89“, der zwar nur wenige Auftritte der Katzenlady zu bieten hat, mir aber dennoch wieder enorm Lust drauf gemacht hat noch mehr nächtliche Streifzüge auf samtenen Pfoten beizuwohnen. Glücklicherweise habe ich auf dem Lese-K2 direkt vier Bände mit Selina Kyle in der Hauptrolle ausmachen können. Den Anfang macht diese Anthologie, welche mit knapp 20 Heften einen groben Abriss über nahezu 80 Jahre Katze zu bieten hat, ich bin gespannt!


    1940 – Batman 1: Die Katze
    1940 – Batman 3: Batman gegen die Katzenfrau
    1951 – Batman 65: Catwoman – Kaiserin der Unterwelt
    1952 – Batman 69: Der König der Katzen

    Die vier Stories aus dem Golden Age sind natürlich durch den typisch naiven Storyaufbau geprägt, wie er damals zuhauf zu finden war. Dennoch machen die Geschichten Spaß und haben ihren Reiz, denn einerseits bekommen wir hier nicht nur Catwomans ersten Comicauftritt geboten, sondern es wird schon zu dieser frühen Zeit deutlich, welche zwiegespaltene Beziehung Batman und die Katze zueinander haben. Schon vom ersten Panel an fliegen die Funken zwischen den beiden Maskenträgern und auch wenn sie auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehen verleitet dieses Prickeln beide dazu sich gegenseitig zu unterstützen, sollte es mal wirklich brenzlig werden.

    Zwischendurch macht Catwoman sogar eine interessante charakterliche Entwicklung durch, die durch den Amnesie-Storykniff erklärt wird und ab da versucht sie sogar andere Verbrecher davon zu überzeugen die schiefe Bahn zu verlassen. Trotz allem war die Welt des Comic Code nicht gemacht für eine anzüglich agierende Halbverbrecherin, die mal stiehlt, mal hilft, aber stets den Helden verführerisch um den Finger wickelt. Fazit: 12 Jahre Strafbank für die agile Diebin.


    1966 – Superman’s Girlfriend Lois Lane 70: Catwomans schwarze Magie
    &
    1966 – Superman’s Girlfriend Lois Lane 71: Pech für die schwarze Superkatze

    Catwomans Comeback verdankte sie der Popularität der Adam West TV Serie, doch eine eigene Reihe, oder wenigstens brauchbare Geschichten bekam sie vorerst nicht. Den ersten Teil dieses Doppelschlags kannte ich bereits als Bonus aus Band 148 der DC Comics Graphic Novel Collection (Catwoman – Hochdruck Teil 2) und Mannomann war das ein hanebüchener, naiv-trashiger Nonsens erster Liga. Nicht falsch verstehen, das war schon sehr unterhaltsam auf eine ganz spezielle Art, aber im Vergleich dazu war jede Batman-Folge mit Adam West ein bierernstes, düsteres Actiondrama. Ihr versteht sicher was ich meine. Wenn in den Catakomben die Cataklystischen Bomben explodieren und Superman von Circes (ja, die aus der Odyssee) Zauberstab in eine Superkatze verwandelt wird, da sollte das Hirn irgendwann aussteigen, bevor es zu bleibenden Schäden kommt…

    1977 – DC Super-Stars 17: Jedes Ende führt zu einem Neubeginn
    Hier bekommen wir nicht nur das irgendwann etablierte DC-System mit den unterschiedlichen Erden erklärt, nein, auf diesem ganz speziellen Ausflug nach Erde 2 bekommen wir nach der prunkvollen Trauung von Bruce Wayne und Selina Kyle auch noch die höchst Dramatischen Ereignisse geschildert, die dazu führen, dass Huntress den Plan betritt. Optisch sieht das Ganze schon deutlich detaillierter und aufwändiger aus, als die früheren Geschichten und der Stil ist schon sehr „80er“, was ich zumeist mag.


    1980 – Batman 323: Die Katze, die hoch hinauswill
    „Mister Swamp Thing“ Len Wein schrieb hier eine stimmige Story, die mit ihrem Grundthema der unschuldig verdächtigsten, die auf der Flucht ist, um selbst ihre Unschuld zu beweisen, von Meisterregisseur Alfred Hitchcock inspiriert sein könnte.

    1983 – The Brave and the Bold 197: Die Autobiografie von Bruce Wayne
    Der One-Shot von Autor Alan Brennert bringt auf wenigen Seiten in unglaublich stimmungsvoller Art und Weise den Werdegang von Bruce Wayne und seine Beziehung zu Catwoman auf Erde 2 auf den Punkt. Ein wunderbares Kleinod möchte ich sagen.


    1989 – Catwoman 1: Metamorphose
    1996 – Catwoman 28: Diebstahl in Gesellschaft
    2003 – Batman 617: Hush, Kapitel 10: Das Grab

    Anno 1989 war es endlich so weit, die Katzenlady sollte ihre erste eigene Solo-Serie erhalten. Die zurechtgerückte Origin nach der Crisis on Infinite Earths war dem Zeitgeist entsprechend hart, düster und von einem hoffnungslosen Realismus geprägt. Aus dem brutalen Umfeld der Prostitution im schlimmsten Rotlichtviertel Gothams erhob sich eine neue, deutlich taffere Catwoman, noch immer kriminell, aber dennoch auf dem besten Weg zur Antiheldin.
    Sollte es sich richtig lohnen lässt sie sich auch mal für einen Heist mit verschiedenen Mitverschwörern anheuern. Der Optik nach hat sie über die Jahre einen Teil der Beute in die Muckibude und in Brustimplantate investiert.
    2003 bekam sie vom Dreamteam Jeph Loeb und Jim Lee in der großen Storyline um Hush eine zentrale Rolle zugedacht, in deren Verlauf Selina schlimmeres erleiden musste als jemals zuvor.
    Kurz drauf erreichte der Mythos um die diebische Leisetreterin mit der Kinoauswertung von Pitof ihren absoluten Tiefpunkt. Ja, Hally Berry im Kostüm ist hot, alles Andere an dem Streifen ist zumeist leider mehr als nur peinlich.

    2004 – Catwoman 32: In einer einzigen Nacht
    Das Heft zweigt auf wundervolle Weise die zarte, aber dennoch innige Beziehung zwischen Selina und Bruce auf, bringt die Charaktere auf den Punkt, hat massig bärenstarke Nebenrollen zu bieten, sei es die kleine Holly oder der herausragende, tragische und mit trockenem Humor ausgestattete Hard-Boiled-Noir-Schnüffler Slam Bradley. Nicht umsonst gehört der Run von Ed Brubaker, erst zusammen mit dem großartigen Darwyn Cooke, hier schon mit dem nicht minder starken Sean Phillips zu den meist gefeierten Catwoman-Stories überhaupt, weshalb ich mir den kompletten Run im Anschluss an diese Anthologie zu Gemüte führen werde. Der Busen wieder kleiner ist die Katze dennoch stets sexy, hier aber auch elegant wie selten und äußerst klug.


    2005 – Catwoman: When in Rome 4
    Die Mini-Serie von Loeb und Sale, die erzählerisch zum „Langen Halloween“ gehört ist längst selbst ein Klassiker, und das vollkommen zurecht. Als Teil der DC Graphic Novel Collection habe ich den gesamten Storybogen bereits gelesen, der Auszug hier hat Lust drauf gemacht den Band nochmals aus dem Regal zu ziehen. Hätte man doch nur viiieeeel mehr Zeit…

    2011 – Catwoman 1: …Die Kostüme bleiben größtenteils an…
    2017 – Batman 14: Auf den Dächern, Kapitel 1
    2018 – Batman 37: Superfreunde, Kapitel 2

    Der vierte und letzte größere Abschnitt des Bandes beginnt mit einem weiteren Neustart, was ich persönlich ja immer etwas doof finde, aber gut, es war halt „Flashpoint“ also sei es so. Was Autor Judd Winick und Zeichner Guillem March da auf die Seiten zaubern hat kaum Text, weniger Storygehalt als so mancher Softporno und mutet auch ansonsten an, als könnte man das Heft in diesem Genre verorten, allein Selinas Oberweite ist wieder mindestens zwei Nummern gewachsen. Ja, der Titel ist hier Programm, aber dass Zeichner March auch schon für den Playboy illustrierte ist zweifelsfrei erkennbar. Ist natürlich schön anzusehen, hat aber leider kaum Nährwert.
    „Auf den Dächern“ liefert Tom King dann ein weiteres Zwiegespräch zwischen Bats und Cat, welches nach ebenfalls textarmen Seiten mit vielen Rückblicken wiederum in „körperlicher Auseinandersetzung“ gipfelt.
    Dafür beweist King im äußerst sympatischen Rummelplatzbesuch der „Superfreunde“, dass er die Charaktere perfekt verstanden hat und auch im Kleinen super Stories zu erzählen weiß. Selten einen so schönen Wohlfühl-One-Shot gelesen.


    2018 – Catwoman 1: Copycats, Kapitel 1
    Echt jetzt? SCHON WIEDER eine Nummer eins? Okay, nachdem Kitty die Hochzeit mit Brucie platzen ließ und weggezogen ist kann man das wohl auch im echten Leben als „Neustart“ bezeichnen, also nehmen wir das mal so hin, denn was dafür geboten wird ist schon ein echter Kracher. Autorin und Künstlerin in Personalunion Joëlle Jones konnte mich schon bei ihrer eigenen Serie „Lady Killer“ schwer begeistern und auch hier macht sie einen großartigen Job. Das Artwork wirkt frisch, jung, hat dennoch viel klassischen Style, verströmt ein zeitloses Flair und strotz nur so vor Dynamik und Sexappeal – ganz ohne Mega-Hupen! Dazu eine hochspannende Story mit vom Start weg faszinierender Antagonistin, starker Charakterzeichnung und einem Finale mit Knalleffekt. Schon als ich damals hörte, dass Miss Jones „Catwoman“ übernimmt habe ich überlegt, ob ich da nicht mal einsteigen sollte. Jetzt lockt mich dieses erste Heft schon wieder. Vielleicht sollte ich mir den Run von 2018 fortfolgend doch mal genauer anschauen. Wer hat ihn gelesen und kann was dazu sagen? Empfehlenswert? Lieber doch nicht?


    Hier nochmal der komplette Inhalt des Bandes.


    Das war sie dann auch schon, eine Reise durch 80 Jahre Catwoman-History mit vielen abwechslungsreichen Geschichten aus den unterschiedlichsten Epochen, die den Werdegang, die variantenreichen Stile in Erzählung und Zeichnung sowie die Veränderungen des Charakters der faszinierenden Katzendame hervorragend einfangen. Ob es dem Papiermangel zur Corona-Zeit oder einer bewussten Entscheidung Paninis entspringt ist mir egal, aber das deutlich dickere, leicht matte und raue Papier bringt das Artwork nahezu aller Epochen perfekt zur Geltung, gefällt mir viel, viel besser, als das reinweiße, gestrichene und dünne Papier bei den anderen Anthologien. Klar, der Band wird dadurch auch deutlich dicker, was mich aber nicht stört. Dazu gibt es wirklich reichlich spannende und wissenswerte Fakten, Infos und Hintergründe in reichlichen redaktionellen Beiträgen. Ein wirklich enorm starker Band und einer meiner liebsten DC-Anthologien bislang, auch wenn ich fünf der 19 Geschichten schon kannte.

    8,5-9/10

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  5. #805
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    Swamp Thing – Classic Collection



    Zu meinem Erstkontakt mit Swampie kam ich überraschend früh in meiner Zeit als Comicleser. Eingestiegen bin ich nämlich im Grunde mit drei Reihen – Spawn, Hellboy und Hellblazer. So dauerte es nicht lange bis ich darauf aufmerksam wurde, dass John Constantine seinen ersten Auftritt innerhalb der Neunten Kunst in Alan Moores legendärem Run an Swamp Thing hatte. Klar, dass ich mir das anschauen musste, aber da ich nur ungern halbe Sachen mache wollte ich dann nicht direkt bei Moore einsteigen, sondern auch die Ursprünge von Swamp Thing erkunden, mit Len Wein und vor allem Bernie Wrightson standen ja auch da schon legendäre Namen auf dem Cover. Gesagt getan, so kam ich zu den zwei alten Carlsen Paperbacks mit den frühen Sumpfgeschichten von Wein und Wrightson, anschließend besorgte ich mir die beiden Eaglemoss-Bände aus der DC Graphic Novel Collection mit dem ersten Drittel des Moore Runs und ging auf die Jagd nach den Softcover Ausgaben drei und vier von Panini, die das zweite Drittel der herausragenden Alan Moore Strecke an Swamp Thing enthielten.



    Hier der Inhalt des Bandes detailliert aufgelistet.


    Tja, mit allem Weiteren war dann allerdings erstmal Essig. Diesem Missstand wusste Panini jetzt, nach mehreren Jahrzehnten seit Entstehung der Geschichten, endlich Abhilfe zu schaffen. Der hier vorliegende, fette Omnibus enthält nahezu alles, was vor Moore vom Sumpfding so erschienen ist und der Moore-Run selbst folgt in drei Deluxe-Hardcover-Ausgaben, wahlweise im schicken Sammelschuber. Auch weitere, aktuellere Sumpfding-Bände sind mittlerweile im Soft- und Hardcover verfügbar, ja, es scheinen goldene Zeiten für Fans des Avatars des Grün angebrochen zu sein. Wie heißt es so schön? Gut Ding will Weile haben. In diesem Fall vielleicht aber besser: Hohe Bäume brauchen starke Wurzeln, und die wachsen nun mal mit der Zeit… Jetzt aber los zu meinem Teilweise-Re-Read, Teilweise-1st-Read.


    Als kleines Goodie startet der Wälzer mit Swampies erstem Auftritt in der Popkultur, mit dem One-Shot aus der 92sten Ausgabe von House of Secrets. Selbst damals schon sehr stilvoll erzählt wird schnell klar, weshalb man im Nachgang entschied Swamp Thing mit einer eigenen Serie zu ehren und die Origin nochmal leicht anzupassen. Dann geht es aber richtig los.

    Gleich die ersten Hefte waren für mich, als Freund der großen, klassischen Universal Monster wie Frankenstein, dem Wolfsmenschen und dergleichen, geradezu ein Fest. Immer auch die Horror-Klassiker der Hammer-Studios vor Augen fühle ich mich mit jeder Geschichte mehr und mehr in diese Welt versetzt. Angefangen mit der zwar nicht übermäßig kreativen, aber doch sehr mitreißenden Herkunftsgeschichte des Dings aus den Sümpfen, über den Frankensteinartigen Flickwerk-Mann (was für ein geiler Name!) bis zum Werwolf, dem Monster aus dem Moor. Wieder und wieder rückt das Motiv des nicht per se bösen, sondern tragischen, missverstandenen Monsters in den Fokus, wird auf spannende Weise interpretiert und das tragischste Geschöpf bleibt immer unser neues, grünes Lieblingsgewächs.


    Schon in der zweiten Story um den rachsüchtigen Wissenschaftler, der auf einer Dracula-ähnlichen Burg in den schneebedeckten Balkanbergen haust, bekommt Swampy die Chance wieder in den Wissenschaftler Alec Holland zurück verwandelt zu werden, endlich wieder ein Mensch zu sein. Doch wieviel menschlicher ist es dann, dass er zum Wohle von vielen darauf verzichtet, wie schmerzlich es für ihn auch sein mag. Mit Magie übernimmt der alte Greis den Köper von Swamp Thing und gibt diesem seine menschliche Gestalt zurück. Allerdings will der böse Alte seine neuen Kräfte dazu nutzen das nahe gelegene Dorf und seine Einwohner zu vernichten. Das kann Holland natürlich nicht zulassen und entschließt sich stattdessen die Bürde des Sumpfkörpers wieder zu übernehmen und damit erneut der Einsamkeit anheim zu fallen. Auch die Geschichte über die letzte Hexe der Ravenwinds, folgt mit dem Hexenthema klassischen Motiven, die wieder charmant variiert werden und zu keinem Augenblick langweilig wirken.

    Was mich extrem begeistert ist neben dem wunderbar atmosphärischen Artwork, welches nicht nur wegen dem stimmigen Lettering, sondern auch wegen der wirklich tollen Zeichnungen perfekt zu den klassischen Themen passt, und auch die Emotionen der Charaktere auf den Gesichtern perfekt transportiert, der rote Faden, der sich durch alle Geschichten zieht, so dass es sich wirklich wie ein großer Bogen aus einem Guss anfühlt. Es wird schon nach den ersten Heften wieder klar, weshalb so viele Leute feiern, was Autor Len Wein und Zeichner Berni Wrightson mit Swamp Thing geschaffen haben, unter anderen auch Alan Moore, der ja in Kürze mit seinem großen, hochgelobten Run in meine Leseecke Einzug halten wird. Für den alten Carlsen-Band lieferte er damals sogar ein 5-Seitiges Vorwort.


    Auch die weiteren von Wein und Wrightson erdachten Geschichten zum meist Missverstandenen Spottbild eines Menschen stehen dem ersten Schwung nichts nach. Die Variationen klassischer Horrorelemente wird sachte zurückgefahren, vermutlich um zu starke Wiederholungen zu vermeiden und mehr Abwechslung zu bieten, dafür werden viele Elemente großer Science-Fiction aufgegriffen, was ebenso gut zu Swamp Thing passt und sich genauso Atmosphärisch ins Gesamtbild einfügt.

    Uhrwerk Horror weiß mich direkt zu begeistern, schön auch, dass der Titel in der Neuübersetzung gleich um Längen cooler daherkommt, da er die Reminiszenz an Kubricks Klassiker „A Clockwork Orange“ deutlich besser transportiert, als der alte Carlsen-Titel, auch wenn die Geschichte selbst nicht wirklich was mit Kubricks Film gemein hat. Vielmehr handelt es sich um eine Sci-Fi-Story, die zu Teilen als schöne Hommage an den Klassiker Westworld gesehen werden kann. Wobei, wenn ich recht überlege müsste der Film mit Yul Brynner ja ungefähr zur gleichen Zeit erschienen sein?!? Egal, ist auf jeden Fall eine toller Abstecher, der die Geschichte nahtlos weiterführt.


    Das Finale von A Clockwork Horror ebnet dann den direkten Weg nach Gotham City, wo Swampie seinen alten Freund Matt Cable und Arcanes Tochter retten muss. Natürlich kann so ein großer grüner Sumpfklumpen nicht einfach in der Metropole auftauchen, ohne die Aufmerksamkeit des Mitternachtsdetektivs auf sich zu ziehen. Das die erste Begegnung zwischen den beiden Alpha Männchen mangels Sprachbegabung auf Seiten des Sumpfdinges nicht ganz reibungslos verläuft, war ja abzusehen. Auf jeden Fall eines der charmanteren Cross-Over, unter denen, die ich bislang gelesen habe und vor allem nicht so „krampfhaft“ herbeigeführt, sondern sehr schlüssig aufgebaut.

    Es lauert in Tunnel 13… – könnte direkt der Feder eines Arthur Conan Doyle entsprungen sein, lässt mein Klassiker-Herz wieder Sprünge machen und gipfelt in einem lovecraftschen Finale erster Güte. Einfach wunderbar! Bevor uns in Der Mann der nicht sterben wollte ein grausiges Wiedersehen mit einem totgeglaubten Widersacher erwartet, bei dem auch noch ganz nebenbei die Sklaverei in den Südstaaten mit abgehandelt wird, bekommen wir mit Er kam von jenseits des Himmels nochmal eine volle Ladung Sci-Fi erster Güte, wo wieder mal klar wird, dass die schlimmsten Bedrohungen oft nicht von außen kommen, sondern unsere eigenen Vorurteile unser größter Feind sein können.


    So weit der Run von Dream-Team Wein & Wrightson. Was freue ich mich auf die Frankenstein-Ausgabe mit den Zeichnungen von Letzterem, die in Kürze veröffentlicht wird! Davon abgesehen sei jedem der hier Blut geleckt hat der Creepy-Band mit seinen Arbeiten (Splitter) wärmstens empfohlen! Ein kleines Problem ist für mich natürlich, dass ich an der ganzen Geschichte bis hier von meiner Seite so gut wie nix zu kritteln habe, außer, dass die Geschichten ein paar mehr eigene Ideen vermissen lassen und die Origin-Story selbst auch recht typisch daherkommt. Das gibt noch minimal Luft nach oben, aber bis hierhin wäre ich schon bei einer 9/10, was es für alles Kommende nur schwierig machen kann.

    Um es kurz und direkt zu sagen: So gut wurde das klassische Bronze-Age Swamp Thing nie wieder. Wirklich vorwerfen würde ich das der Reihe nach diesem bärenstarken Einstieg allerdings nicht. So lassen sich die folgenden Ausgaben in mehrere größere Abschnitte einteilen, die ich nicht mehr so detailliert beleuchten werde wie W&Ws erste Hefte.


    Len Wein bleibt der Reihe als Autor vorerst noch ein paar Hefte lang enthalten, was man an den klassischen Horrorelementen mit emotionalem Einschlag glasklar erkennt. Den Zeichenstift übernimmt Nestor Redondo, dessen Stil zwar klar anders als der von Wrightson daherkommt, aber dennoch sehr gut aussieht. Redondo wollte sich nach Wrightsons meisterlichen Bildern sicher keine Blöße geben und hat detailreich und ausdrucksstark abgeliefert.

    Das tut er auch weiterhin, wenn nach Heft #1 3 David Micheline den Autorenjob übernimmt. Der kann an die Qualität von Weins Geschichten aber leider gar nicht anknüpfen. Die erste Story um die entstellten Kinder geht ja noch, dann wird es aber nach und nach wirklich deutlich schwächer, wirkt uninspiriert und wiederholend. Nach nur fünf Heften übernimmt Gerry Conway die Schreibarbeit für die Hefte #1 9+20 und dessen Indianerstory fand ich sogar ganz gut. Zurück bei Micheline wird es in Heft #21 dann schon deutlich abgespaced und abgedreht. Bei der „Salomo-Seuche“ im nächsten Heft lässt er dann wieder etwas Tragik und Kritik an der Menschheit einfließen, bevor Swampie von Conway in #23 endlich wieder seine menschliche Gestalt zurückbekommt! Ja, Alec Holland ist wieder da! Allerdings nur um nach Heft #24 (gezeichnet nicht mehr ganz so chic von Ernie Chua und Fred Carrillo) für eine ganze Weile in der Versenkung zu verschwinden.


    Wie es nach Alecs Rückverwandlung weiterging wurde offenbar nie richtig aufgelöst, denn damit brach die Reihe im September 1976 ab. Als es im Mai 1982 mit „Saga of the Swamp Thing“ #1 wieder los ging schuf Martin Pasco eine größere, leider allenfalls durchschnittliche Storyline über ein dämonisiertes Kind, um welches sich Swamp Thing kümmern möchte. Das Ganze erinnerte mich streckenweise in groben Zügen stark an Stephen Kings „Feuerkind“. Leider deutlich weniger spannend und als dann auch recht krampfhaft noch Nazis mit reingebracht wurden kam auch noch ein unfreiwillig komischer Trashfaktor dazu. Nein, diese ganze 13 Hefte umspannende Saga konnte mich leider nicht wirklich überzeugen, war streckenweise sogar richtiggehend langweilig und das Artwork von Tom Yeates gehört mit Abstand zum Schlechtesten, was man an Swampie bis dato zu sehen bekam. Schade drum.

    Ab Nr. 14 übernimmt dann kurzzeitig Dan Mishkin, der nicht nur den Phantom Stranger mit reinbringt, sondern eine ganz passable Allegorie zu Swampies eigenem Schicksal, aber auch zu Wells „Der Unsichtbare“ schafft, wo ein Wissenschaftler nach einer weitreichenden körperlichen Veränderung dem Macht-Wahn verfällt. Gezeichnet wird der Zweiteiler von Bo & Scott Hampton, leider nur marginal besser als Yeates zuvor.


    Dann passiert etwas Überraschendes und Großartiges. Ein Mann namens Martin Pasko übernimmt die Schreibfeder und versucht nicht nur die etwas wüste Vergangenheit des Sumpfdinges ein wenig zusammenzuraffen und wieder auf Spur zu bringen, nein, mit Abbey Arcane und Matt Cable bringt er auch zwei liebgewonnene alte Bekannte zurück in die Show, und das sogar auf schlüssige und äußerst spannende Art und Weise. Als größter Wow-Effekt entpuppt sich aber nicht die endlich wieder spannende Geschichte, sondern das überragende, hochdetaillierte und vor Horrorelemten nur so strotzende Artwork von zwei Zeichnern namens Stephen Bissette und John Totleben. Was für Bilder! Welch tolle Panel-Aufteilungen und was für abgefahrene Kreaturen da auf die Seiten gezaubert werden.

    Wie es in Bälde unter der Ägide von Alan Moore in Sachen Artwork mit den Jungs weitergeht weiß ich ja bereits aus den alten Carlsen-Bänden, da freue ich mich also schon immens drauf. Zuvor bietet der über 930 Seiten starke Classic-Swampie als Abschluss jedoch noch das Annual #1 , in welchem nach dem Drehbuch von Wes Craven dessen trashiger Swamp Thing Film als Comic adaptiert wurde. Nach Texten von Bruce Jones und mit Zeichnungen von Mark Texeira und Tony DeZuniga ist ein optisch nicht schlechter, aber storytechnisch recht platter und trashiger Monster-Flic entstanden, also vergleichbar mit dem Film, nur dass der wiederum auch optisch enorm billig daherkommt. Für Trashfans aber allemal einen Blick wert, ebenso wie die noch wirrere Fortsetzung mit der wunderschönen Heather Locklear, in die ich mich schon als Kind verliebte, als meine Eltern Wiederholungen von T. J. Hooker und Denver Clan schauten.



    Die beiden Swamp Thing Filme, Wes Cravens Variante auf Blauscheibe, die Fortsetzung auf DVD. Deutlich besser gelungen ist die zehnteilige Streaming-Serie von 2019, die leider nach nur einer Staffel eingestellt wurde.


    Insgesamt bin ich enorm froh, jetzt das gesamtheitliche Bronze Age Swamp Thing sichten zu können, auch wenn nicht alles Gold war was glänzte, so doch zumindest Bronze. Bockstarker Start mit großartigen Bildern und Geschichten, zwischendurch oft nur durchschnittlich und etwas schwächelnd konnte das Finale wieder überzeugen und macht Lust auf mehr, was mit dem Moore-Run in Kürze folgen wird. Als kurioses Goodie kann man die Filmadaption ansehen. Also doch ein sehr gelungenes Gesamtpaket, wenn auch nicht durchgehend famos.

    7,5/10

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  6. #806
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    Catwoman von Ed Brubaker 1



    Los geht’s mit dem ersten von drei Bänden, die den wohl stärksten Run an Catwoman beinhalten, den es bislang gegeben hat. Einen großen Teil kannte ich bereits durch einige Ausgaben der DC Graphic Novel Collection oder den Zeichner Darwyn Cooke gewidmeten Band Batman – Ego und andere Geschichten, jedoch kein Grund für mich die tollen, zumeist recht geerdeten Crime-Stories nicht nochmal in Gänze zu genießen.


    Der Inhalt des Bandes.


    „Selinas grosser Coup“ wurde als eigenständiger One-Shot (oder Graphic Novel, wie man möchte) konzipiert und bildet hier den Startschuss. Nach einem exotischen Opener wird uns hier ein astreines, spannend inszeniertes und perfekt konstruiertes Heist-Movie allererster Güte geboten. Dabei kommt der geerdete Brubaker-Style keineswegs zu kurz und die Charaktere sind zu großen Teilen sehr cool herausgearbeitet. Hervorzuheben ist dabei der etwas griesgrämige Privatschnüffler Slam Bradley.


    “Slam Bradley: Spur der Katzenfrau 1-4”
    Tadaa, Slam Bradley is in da house. Der obercoole Privatdetektiv alter Schule hat direkt noch seinen eigenen Mehrteiler bekommen. Der Clou an der Sache ist, dass die Ereignisse aus „Selinas großer Coup“ hier nochmals parallel aus der Sicht des kernigen Schnüfflers erzählt werden. Das wirkt wie aus einem Guss und ich hatte stets das Gefühl, dass Autor Ed Brubaker an der Sache sogar noch mehr Spaß hatte, als an der Hauptgeschichte. Die klassische Noire-Style Gangster/Detective Story mit lakonischem Humor und einem Hauch von Tragik ist genau Brubakers Kragenweite und trifft zu 100% meinen Geschmack.

    Von Darwyn Cooke und Cameron Stewart wurde das alles in einem echt stylischen Stil irgendwo zwischen Klassik und Noir mit kräftiger Kolorierung in Szene gesetzt. Auf den ersten Blick vielleicht gewöhnungsbedürftig, wird aber von Seite zu Seite besser und faszinierender. Hat vor allem Wiedererkennungswert!


    Die nächsten abschließenden beiden Vierteiler „Kraftlos“ und „Verkleidungen“ setzen den großartigen Run gekonnt fort, bzw. starten ihn erst so richtig, denn jetzt bekommen wir endlich mehr Einblick in Selinas „Tagesgeschäft“, ihr Viertel und die Menschen mit denen sie sich umgibt und/oder herumschlagen muss. Neben den jeweiligen Hauptstories gibt es da reihenweise stimmige Nebenplots und Charakterzeichnungen, die mal humorvoll, mal tragisch - mal actionreich, mal dramatisch daherkommen. „Kraftlos“ handelt im Kern von einem blutrünstigen Monster wider Willen, einer Serienkillerhatz und bietet einen äußerst humorvollen (schön trocken) Auftritt von Bats. „Verkleidungen“ ist ein hochspannender Polizei-Thriller rund um korrupte Cops, der seinen besten Vertretern auf der Kinoleinwand in nichts nachsteht. Zusätzlich wird darin ein größerer Antagonist, ein Drahtzieher hinter den Reihen angetriggert. Man darf gespannt sein! Der One-Shot zwischen den beiden Vierteilern, „Die Sandkorn-Theorie“, ist eine brutal starke Anti-Drogen-Geschichte, die ebenfalls bereits auf den „großen Mann“ im Hintergrund verweist. Da kommt wohl Übles auf die Katze zu.


    Was soll ich groß schreiben? Geniale Geschichten, glaubhafte Charaktere, tolles Artwork, nicht nur von Cooke, sondern auch Allred, Stewart, Rader und Burchett liefern zumeist ab, immer in einem eigenen, aber zur Katze passenden Stil. Ich steh einfach auf den Brubaker-Style. Bodenständige, düstere Crime-Stories, die auch vollkommen ohne Superhelden auskommen könnten und schlüssig in die Umgebung von Gotham City integriert wurden. Überraschend hard boiled und kaltblütig kommen die Fälle daher, verbreiten dadurch aber auch einen kühlen Realismus, der perfekt zur Szenerie passt. Mittendrin Selina im Audrey Hepburn-Stil. Passt wie die Faust aufs Auge.

    9-9,5/10

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  7. #807
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    Wir haben ja hier an anderen Stellen schon mehrfach beide was zu "Selinas großer Coup" und "Slam Bradley..." geschrieben. Daher nur nochmal kurz: Ich war von dem Band auch extrem begeistert. Habe dann sogar meine Softcover-Variante verkauft und mir nochmal die Hardcover-Variante bestellt. Und sowas kommt bei mir vielleicht mal alle 50 Comicbände vor.

  8. #808
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    Ich hab meine Eaglemoss-Bücher unter den Mann gebracht und freue mich jetzt auch die nächsten beiden Bände. Stecke schon mitten im zweiten.
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  9. #809
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    Swamp Thing von Alan Moore 1 (Deluxe Edition)



    Endlich habe ich die Zeit gefunden mich erneut auf den ersten Band des Runs von Comic-Koryphäe Alan Moore an Swamp Thing zu stürzen. Ich hatte den Inhalt dieser ersten Deluxe Edition bereits vor einigen Jahren in Form der Eaglemoss Hardcover aus der DC Graphic Novel Collection gelesen, wusste also welch geniales Stück Neunte Kunst auf mich zukommt. Damals brodelte die Gerüchteküche zu einer anstehenden Neuveröffentlichung, vielleicht im Zuge der damals noch angekündigten Streaming-Serie, schon gewaltig, jetzt ist es endlich so weit, und der Moore Run am Sumpfding liegt erstmals in Gänze auf Deutsch vor.

    Markantester Unterschied von den alten Ausgaben zur neuen Deluxe-Variante ist neben der deutlich angewachsenen Größe natürlich die neue Kolorierung, welche das Artwork erfahren hat. Um es gleich vorweg zu sagen: Ich fand das Artwork bei den alten Ausgaben schlicht genial und musste mich hier erstmal umgewöhnen. Im Nachhinein betrachtet ist es aber so, dass mir die neue Farbgebung insgesamt nochmal deutlich besser gefällt, als die Ursprüngliche. Das ist zwar nicht in jedem Panel und auch nicht auf jeder Seite so, aber gesamtheitlich gesehen bevorzuge ich persönlich die jetzige Optik. Zur Vergleichbarkeit für alle Interessierten habe ich meine alten Rezi-Fotos der Eaglemoss-Ausgabe nochmal herausgekramt und in der neuen Deluxe die gleichen Seiten abfotografiert. Deshalb findet Ihr nachfolgend während der Rezi also immer erst die ursprüngliche und anschließend die aktuelle Variante, um Euch selbst ein Bild machen zu können. Der Band beginnt mit Heft #20, einer Zusammenführung loser Enden, die bei Eaglemoss nicht enthalten war und den aktuellen Status herleitet, bevor wir uns mit „Die Anatomie-Stunde“ in die „richtige“ Story stürzen.


    Gleich bei der ersten Seite gibt es den besonderen Umstand, dass die Seitenaufteilung bei den beiden Versionen unterschiedlich ist. Was bei Eaglemoss eine Doppelseite war ist in der Deluxe auf zwei unterschiedlichen Seiten.



    Swamp Thing liegt auf Eis, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Von paramilitärischen Truppen gestellt und von Kugeln durchsiebt wurde er tiefgekühlt und befindet sich jetzt in einem Labor in Washington. Der exzentrische Wissenschaftler Woodrue wurde vom mächtigen Magnaten Sunderland damit beauftragt alle Erkenntnisse über Swamp Thing und die bioregenerative Formel, die es zu dem machten was es ist, zu erlangen, die ihm von Nutzen sein können. Allerdings ist Woodrue kein gewöhnlicher Wissenschaftler, er ist der Floronic Man, ebenfalls ein Pflanzenwesen, dass sich tagsüber mit Hautspray überzieht und somit menschlich aussieht. Als Woodrue einige extrem überraschende Entdeckungen über Swampie zu Tage fördert, wird er von Sunderland gefeuert, da dieser die Erkenntnisse zu seinem eigenen Vorteil nutzen will. Allerdings hat er die Rechnung da ohne den Floronic Man gemacht, der kurzerhand die Kühlkammer abschaltet und so einen verletzten, verwirrten und über die Maßen zornigen Swampie von der Leine lässt…

    Ich will jetzt wirklich nicht zu viel verraten, denn die Erfahrung, dieses Sahnestück der neunten Kunst zu entdecken, sollte jeder Comicliebhaber selber machen.

    Wie der aufgebrachte Swampie ob der Erkenntnisse des Floronic Man psychisch total aus den Angeln gehoben wird, sich dann in sich zurückzieht und beschließt, in den Sümpfen Louisianas mit der Natur zu verschmelzen und seinen inneren Frieden zu suchen. Wie ihn seine Freunde Abby und Cable dort aufspüren und wegen seiner Verwandlung in tiefe Trauer versinken. Welchen beinahe schon epischen Kampf das Swamp Thing mit seinen inneren Dämonen auszufechten hat, während der Floronic Man in der freien Welt für Angst und Schrecken sorgt, ja gar eine globale Katastrophe heraufbeschwört, der selbst die Justice League hilflos gegenübersteht. Und natürlich wie es zum finalen Showdown zwischen den beiden Pflanzenwesen kommt und wie es unserem Sumpfding gelingt das Ruder nochmal rumzureißen.


    All das ist so perfekt inszeniert und vor allem mit solch erzählerischer Tiefe und Kraft versehen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Die Story funktioniert auf so vielen Ebenen, wird zwar verschachtelt erzählt, tritt dann aber so glasklar mit so vielen Botschaften bestückt an die Oberfläche, dass es eine wahre Freude ist. Und das sind gerade mal die ersten paar der enthaltenen Hefte.


    Die Story, die die nächsten drei Hefte umfasst startet mit „Der Schlaf der Vernunft“ und könnte ebenso gut direkt einem Hellblazer-Run entsprungen sein, was bei mir extrem positiv ist! Swamp Things Freundin Abby, mittlerweile die Frau von Cable, tritt einen neuen Job an, und zwar in einem Waisenhaus. Dort lernt sie den verstörten Jungen Paul kennen.

    Wie man im Verlauf der Geschichte erfährt haben dessen Eltern wohl beim Herumspielen mit einem Ouija-Brett versehentlich einen Dämon in unsere Welt gelassen, der sich von der Angst der Menschen ernährt und sie zum Zwecke der Nahrungsbeschaffung, denn sein Hunger ist unersättlich, mit ihren schrecklichsten Urängsten konfrontiert. Auf diesem Wege kam es wohl auch zum verfrühten Ableben der Eltern. Es dauert eine Weile bis Abby ahnt, dass etwas Furchtbares vor sich geht und sie schließlich Swamp Thing um Hilfe bittet. Doch nicht nur Swampie ist auf dem Weg zum Angstfresser, nein auch ein anderer, weitaus höher angesiedelter Höllenbewohner hat sich auf die Erde begeben um seinen Untertanen wieder dahin zurück zu holen, wo er hingehört. Da bleibt eine Begegnung mit Swampy natürlich nicht aus. Es versteht sich von selbst, dass dieses Aufeinandertreffen auch schnell mal in einer Katastrophe enden kann und auch Kollateralschäden nicht auszuschließen sind. So hat auch Swampies Freund Cable seinen Preis zu zahlen.


    Das Spiel mit den Urängsten gelingt hier meisterhaft und das ist wieder nur die Vordergründigste der vielen Schichten, die Alan Moores komplexe Erzählweise zu bieten hat. Es gibt so viel zu entdecken und die Beziehungen zwischen den Charakteren sind so hervorragend herausgearbeitet, dass es so gut wie nichts zu kritisieren gibt. Es gibt wahrlich Zwiebeln die ob der Vielschichtigkeit dieser beiden Stories vor Neid erblassen.


    Als Einziges, winzig kleines Wermutströpfchen könnte ich anmerken, dass die Kontinuität zu den Anfängen von Len Wein und Bernie Wrightson nicht zu 100% gewahrt bleibt. Denn schon in Swamp Thing #2 wurde Holland von Arcane ja kurzfristig wieder zurück in einen Menschen verwandelt. Das passt jetzt aber leider nicht so ganz zu Moores (ganz nebenbei gesagt ziemlich genialem) Kunstgriff, der die größte Storywendung bzw. Überraschung des Bandes bietet. Alle eingeweihten wissen schon was ich meine, allen anderen will ich den Spaß an dieser Stelle nicht verderben.

    Jetzt starten wir schon in die zweite Hälfte des über 450 Seiten starken Bandes, die weiterhin atemberaubend, kongenial und erinnerungswürdig ist. Die Hefte genießen einen absolut legendären Ruf, der ist zu 100% gerechtfertigt und kommt nicht von ungefähr. Ich persönlich finde die zweite Hälfte sogar nochmal minimal besser als den Start. Ich kann meine Begeisterung kaum zügeln und feiere dieses gute Stück hier einfach euphorisch.


    Die nächsten fünf Kapitel bilden eine große, zusammenhängende Story, die damit beginnt, wie Swampie endgültig mit seiner Vergangenheit abschließt

    indem er akzeptiert, dass er nicht Alec Holland ist, dessen sterbliche Überreste im Sumpf aufstöbert und zur letzten Ruhe bettet. Nachdem dieses Kapitel, auch zeichnerisch extrem vielschichtig gestaltet, zugeschlagen wurde, beginnt das Grauen, und zwar gewaltig. Schon der Einstieg ist wirklich verstörend, jedoch bekommen wir den wahren Horror, mit dem sich Swampies gute Freundin Abby konfrontiert sieht, nur häppchenweise vom Autor serviert. Dennoch ist es ein von Grusel und Grauen vollgepackter weg, bis an dem Punkt angelangt sind, an dem Abby gewahr wird, dass ihr einst liebevoller Ehemann Matt Cable schon lange nicht mehr der ist, der er zu sein scheint.

    Immer tiefer und tiefer werden wir in wahnwitzigen Bildern hineingesogen in den Abgrund, bis das ganze Konstrukt in einem brutalen und äußerst tragischen Finale Gipfelt, das für Swamp Thing den Verlust all seiner Freunde auf der Welt bedeutet. Doch Swampy wäre nicht der, der er ist, wenn er sich kampflos in dieses Schicksal ergeben und seine Freunde dem ewigen Leid überlassen würde. So macht er sich auf gefährlichen Pfaden auf den Weg in die Unterwelt um Abby den Dämonen zu entreißen. Dazu wählt er den Weg über das Grün, in das er sich im Teil eins schon einmal begeben hatte um sich von seiner weltlichen Existenz zu lösen. Welche Abenteuer er dort erlebt, und wie selbige illustriert wurden ist nahezu unübertrefflich.



    Nach dieser, fünfteiligen Story folgt mit Heft #32 – POG – ein, naja, Highlight ist eigentlich nicht das richtige Wort, denn es ist keine laute Story, aber eben eine, die Gefühle weckt, und zwar sehr starke. Spannend, lustig, traurig, putzig und vor allem richtig schön ist die Geschichte, die mich am Ende doch traurig und voller Mitgefühl zurücklässt. Crackajack Jackson hat das im alten Panini Forum mal perfekt beschrieben, deshalb will ich mich hier gar nicht weiter drüber auslassen, sondern bedanke mich ganz lieb bei ihm für die Empfehlung dieser Geschichte, die wirklich jeder mal gelesen haben sollte.


    Zuletzt erwartet uns eine Traum-Grusel-Story, die direkt einem klassischen, atmosphärischen Horror-Streifen entsprungen sein könnte. Viele bekannte Versatzstücke werden hier absolut perfekt mit Swamp Things erster Origin-Story aus der House of Secrets-Reihe verwoben und auch die Welt von Neil Gaimans Sandman streifen wir. Es ist beinahe unverschämt, wie perfekt es Moore hier gelingt, alle Mythen um Swamp Thing, die teilweise ja nach dem Neustart der Reihe etwas abseits als One-Shot standen, in seinen Run einzubinden, und das Gesamtwerk somit in eine unerwartete Harmonie zu bringen, also ein Gleichgewicht zu schaffen, dass für mich als Leser ungemein befriedigend wirkt. Und da Herr Moore das alles wohl noch immer nicht harmonisch genug war, kommt ganz am Ende auch die Romantik nicht zu kurz.

    Ich kann kaum in Worte fassen wie unglaublich begeistert ich vom gesamten Artwork bin. Das ist ganz großes Kino und passt so perfekt zu Swampie wie man es sich nur wünschen kann. In wirklich wunderschönen, teils auch verstörenden Bildern wird Alan Moores Fantasie eindrucksvoll zum Leben erweckt. Egal, ob vom Autor oder vom Zeichnerteam die Rede ist, hier kam einfach zusammen, was zusammengehört und es wurde wahrlich Großes erschaffen. Was Stephen Bissette und John Totleben hier für ein Feuerwerk abbrennen ist unglaublich. Auch Zwischenzeichner, wie beispielsweise Shawn McManus machen einen tollen Job und ihre Zeichnungen transportieren viel Gefühl, aber an die echt außerordentliche Leistung von Bissette und Totleben reichen sie nicht ganz heran.




    Jetzt kommt ein sehr interessanter Vergleich, denn es wurde diesmal sogar die Panelaufteilung komplett geändert. Die linke Seite des alten Fotos ist jetzt auf die rechte Seite gewandert, aber die rechte Seite ist richtig spannend, denn diese Panels wurden bei der Deluxe Ausgabe in Reihe geschaltet über die folgende Doppelseite verteilt, was zusammen mit den Panels darunter ein wunderschönes Gesamtbild ergibt:






    Überdies bietet diese Deluxe-Ausgabe noch weit über 30 Seiten fettes Bonusmaterial. Natürlich in Form von Zeichnungen und Skizzen, aber auch Skriptseiten von Moore, Fotos und vor allem ganz viel informativer Text von Stephen R. Bissette. Da wird die Mythologie auch ein Stück weit entmythologisiert, aber den Gesamteindruck dieses perfekten Gesamtpaketes, einfach eines überragenden Werkes, wertet das nur nochmal ein Stück weit auf.

    10/10

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    Geändert von God_W. (30.12.2022 um 14:13 Uhr)
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  10. #810
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    Catwoman von Ed Brubaker 2



    Okay, ich muss mich mal etwas kürzer halten, wenn der Rezi-Stapel bis zum Jahreswechsel noch leer werden soll. Deshalb in aller Kürze nur ein paar Worte zum zweiten Catwoman-Brocken (immerhin über 400 Seiten). Der Band enthält die Hefte Catwoman #10-24 sowie die Catwoman Secret Files vom November 2002 und schließt nahtlos an den ersten Band an, zu dessen Finale schon klar wurde, wen die Katze da mächtig verärgert hat.


    Dieser Ober-Antagonist entpuppt sich als absolut sadistischer Psychopath und führt zu einer der heftigsten Szenen, die ich in einem Mainstream-Comic bislang gelesen habe. Das führt sogar so weit, dass Selinas Schwester, die sie gerade erst wieder zurückgewonnen hat, nicht nur körperlich gefoltert, sondern seelisch gebrochen und ihre Psyche unwiederbringlich zerstört wird. Richtig harter Tobak!

    Wie Selina zuvor einer alten Freundin hilft und versucht im Viertel Gutes zu tun, wie ihre ganzen Bemühungen diesbezüglich sabotiert und schließlich zunichte gemacht werden, das erleben wir vor diesem Schlüsselereignis. Danach versucht Catwoman nicht nur die Scherben zusammenzukehren, sondern auch selbst wieder auf die Beine zu kommen und schließlich ihre Freundin Holly für alle Eventualitäten zu trainieren (oder trainieren zu lassen).


    Meisterlich schreibt Brubaker hier ebenso perfekte, hammerharte Crime-Kost, wie er auch das Seelenleben der Charaktere beleuchtet und die Beziehungen dieser untereinander weiterentwickelt. Sei es zwischen Selina und Holly, zwischen Holly und deren Freundin, Katze zu Fledermaus und vor allem Catwomans Beziehung zu Slam Bradley. Über letztere ist selbst der Mitternachtsdetektiv nicht ganz glücklich, was zu einem spannenden Aufeinandertreffen der beiden Männer in Selinas Leben führt.

    Optisch ist das alles von einem ganzen Heer von Zeichnern zumeist ziemlich gut umgesetzt, allerdings wird nur selten die Klasse von Darwyn Cooke erreicht, ein kleiner Abzug im Vergleich zum Erstling ist hier also schon gerechtfertigt.


    9/10

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  11. #811
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    Swamp Thing von Alan Moore 2 (Deluxe Edition)



    Das zweite Deluxe Paket rund um den grünen Sumpfling ist mit knapp 470 Seiten wieder schön dick geraten. Die Handlung der einzelnen Geschichten werde ich diesmal echt nur ganz grob umreißen um nicht zu viel zu spoilern. Jeder Comic- oder gar Moore-Fan sollte sich die exzellente Sammlung schauriger Geschichten sowieso zulegen.

    Gleich zum Einstieg gelingt Moore mit der zweiteiligen Story um den wohl wahnsinnigen, schwer kranken, absolut süchtigen und ganz sicher sehr hässlichen Typen namens Atomfresse ein kleines Meisterwerk. Der sehr gefährliche und äußerst tödliche Zeitgenosse richtet all das Übel, dass von ihm ausgeht nur unfreiwillig an, er weiß es nicht besser und bringt dennoch nur Tod und Zerstörung. Eine wunderbar vielschichtige Schauermär zwischen Trash und Tragik, wie nur Alan Moore sie schreiben kann, ohne ins Lächerliche abzudriften. Höchst gefühlvoll und mit vielen Botschaften, von denen der Umweltgedanke nur die Vordergründigste ist, führt uns Moore zu Beginn dieses Bandes zurück in den Sumpf. Leider ist ausgerechnet „Atomfresse“ einer der wenigen Fälle, bei denen mir die Originalkolorierung besser gefallen hat, weil der Typ da einfach kranker (im Sinne von ungesünder) aussah. Das Beispielbild zeigt das hoffentlich. Im Gegenzug gefällt mir die linke Seite mit dem Lagerfeuer in der Deluxe Ausgabe deutlich besser, als die ursprüngliche Version, da kommt einfach viel mehr Stimmung auf. Diesmal vergleichen wir also Panini alt mit der neuen Deluxe von Panini, die ersten Bilder sind immer die ursprüngliche Fassung, darauf folgt dann die Deluxe-Variante.


    Es ist so weit! John Constantine is in da House! Erster Auftritt des Hallblazers und ja, er ist direkt von Beginn an ein riesen *********. Ich liebe es! Mal wieder (oder eigentlich ja zum ersten mal) erleben wir, wie ein Mensch der sich ihm verbunden fühlt das zeitliche segnet. Es ist scheinbar von Anfang an nie gesund gewesen, mit Constantine befreundet zu sein. Scheinbar droht der Welt aber noch viel größeres Unheil und deshalb nimmt der Hellblazer Kontakt zu Swamp Thing auf, schickt diesen auf eine aberwitzige Rundreise zu Orten die ein Touri niemals freiwillig besuchen würde und ganz nebenbei hilft er Swampy dadurch dabei, seine Fähigkeiten zu entdecken und weiter zu entwickeln.

    Die erste Zwischenstation auf Swampies Reise stellt eine versunkene Stadt dar, die gewissenhaften Swampie-Lesern bereits bekannt ist. Mich hat es sehr gefreut, diesen Hintergrund bei meiner zweiten Moore-Lektüre jetzt auch zu erkennen, denn der Autor bezieht sich hier auf eine Story aus dem Classic Omnibus. In dem zum Biotop verkommenen Städtchen haust eine Art Wasserleichen-Vampire, die sich nirgendwo auf der Welt so stark vermehren wie an diesem Ort, und daran ist unser Swamp Thing nicht ganz unschuldig. Teilweise richtig gruselig, ein bisschen eklig, gespickt mit kleinen Lovecraft-Anleihen und mit einem hervorragenden Opener, der die erinnerungswürdige Blutegel-Szene aus Stephen Kings „Die Leiche“ (Stand by me) variiert.


    Nach einer Werwolf-Story der ganz anderen Art, in die auch noch ein äußerst interessantes, historisches Ritual eingeflochten wurde, aus dem hier der Fluch der Lykanthropie erwächst, zeigt Constantine wieder, was für ein manipulativer Mistkerl er sein kann.

    Im großen Finale wird das Ur-Amerikanische Thema der Sklaverei erneut aufgegriffen, welches von den Schöpfern Len Wein und Berni Wrightson im Classic Omnibus schonmal behandelt wurde. Allerdings muss man Moore lassen, dass er das Thema viel umfassender behandelt. Da wird von Liebschaften zwischen Sklaven und Weißen, bitterbösem Rassismus und dessen brutalen Folgen über heutige Auswüchse des selbigen und auch dem Gegenteil, dem heutzutage ab und an vorkommenden, privilegierten Schwarzen, der noch immer auf die Sklaven- und Rassismus-Karte pocht, fast alles geboten. Dazu kommen untote, ruhelose Geister, Bannkreise aus Salz und ganz viel ätzende Kritik an der Filmindustrie. All das und vermutlich hab ich doch nur die Hälfte aller angeschnittenen Themen mitbekommen.


    Hier wird wirklich ganz große Kunst geboten, die auch noch eng mit einigen meiner Lieblingsthemen verknüpft serviert wird. Sicher ein Meilenstein der Comic-Kunst den ich noch öfter zur Hand nehmen werde, wobei ich aber anmerken muss, dass das Artwork des Vorgänger-Bandes einige brillante und herausragende Szenen mehr zu bieten hatte, als wir hier bislang serviert bekommen. Man merkt schon deutlich, wenn Bissette und Totleben, teils mit Veitch, nicht am Ruder sind.

    Die zweite Hälfte des Bandes kann von den Storys her groß in zwei Abschnitte unterteilt werden. Zuerst kommen die drei Swamp Thing Hefte #43-45, die jeweils recht eigenständige Stories erzählen, bevor mit „Offenbarungen“ ein großer, fünfteiliger Storybogen eingeleitet wird, der sich zu einem fulminanten Finale emporschraubt.


    Mit „Fallobst“ steht gleich wieder ein Knaller auf dem Programm in dem, ganz typisch Moore, gleich ein ganzer Schwung an tollen Themen bearbeitet wird. Es geht um einen Althippie mit Grundkenntnissen in der Wissenschaft, der im Sumpf eine Knolle findet, und zwar eine, wie sie an Swampy wachsen. Zu Hause angekommen ist er gerade dabei die Frucht zu analysieren, als er Besuch von einem Freund bekommt, der ihn um schmerzstillende Drogen bittet, um seiner schwerkranken Frau den Abschied von der Welt zu erleichtern. Nach einigem Hin und Her gibt er ihm ein „Stück Swampy“ mit. Es dauert aber nicht lange, bis es erneut an der Tür klopft und ein früherer Bekannter, jetzt ekelhafter Mistkerl, vor der Tür steht und Drogen verlangt. Schlussendlich stiehlt er mehr oder weniger einen Teil der Wurzel.

    Die unterschiedlichen Auswirkungen auf die beiden Konsumenten und das Zusammenspiel zwischen Droge und Psyche wird im Rest der Handlung Thematisiert, genauso wie die Frage, ob sich der Althippie auch selbst einen Trip gönnt, oder doch lieber nicht. Wundervoll, wie hier mit Drogenkonsum, seinen möglichen Auswirkungen, aber auch Möglichkeiten gespielt wird. Die Frage der Sterbehilfe wird ebenso aufgegriffen wie der Ansatz, ob gewisse Drogen auf uns anders wirken, weil wir eine andere Einstellung oder Gesinnung haben. Schlussendlich bleibt noch die Frage, inwieweit man sich seines eigenen, vermeintlich guten Charakters sicher sein kann. Schon allein mit dieser Story beweist Moore wieder, dass er auf ein paar wenigen Seiten vielschichtigere Aspekte aus einer Story herausschälen kann, als Andere in einer ganzen Anthologie. Das sollte als Beispiel für die herausragende Qualität aller Stories genügen, den Rest werde ich ein wenig kürzer abhandeln.


    Beim „Schwarzen Mann“ handelt es sich um eine creepy Serienkiller-Story in der uns Moore eine Reise in die Abgründe der Seele beschert. Nebenbei wird Swampys Gefühlsleben genauer beleuchtet und auch Batman kommt kurz zur Stippvisite vorbei, bevor wir uns bei „Geistertanz“ in ein abgelegenes Horrorhaus wagen, in dem es nicht nur echt gruselig und blutig zu geht, sondern auch der Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern aufs Tableau gepackt wird.

    Jetzt startet die letzte große Story und ich freu mich riesig, dass mein Lieblingsegomane John Constantine eine zentrale Rolle spielen darf. Schon zuvor hatte der Trickster das Swamp Thing auf eine Odyssee zu den verschiedensten, aufkeimenden Schrecken geschickt. Jetzt wird klar, dass das lediglich zur Vorbereitung diente, quasi eine Art Training darstellte, denn es gilt etwas weitaus größeres aufzuhalten, als nur einen Werwolf oder ein paar Vampire. Eine Multiversen umspannende Krise bahnt sich an, die „Crisis on Infinity Earths“, und ein Jahrhunderte alter Geheimbund, die Brujeria, wollen dieses Ereignis für sich nutzen um eine alles Vernichtende Entität zu erwecken. Manche glauben, es sei die Ewige Finsternis, andere wiederum erwarten die Rückkehr Satans, ich bevorzuge die Theorie vom alten Ben, der überzeugt ist die Erweckung Cthulhus stünde bevor.


    Wie dem auch sei, dieser Bedrohung können sich Swamp Thing und Constantine nicht alleine stellen und versammeln nach und nach eine illustre (und abgedrehte) Truppe um sich, um das Ende aller Welten zu verhindern. Der geneigte DC-Leser feiert hier ein großes Wiedersehen mit vielen bekannten und beliebten Charakteren. Allerdings nicht bevor Constantine noch ein altes Versprechen einlöst. Er hatte Swampy Antworten über seine Existenz, sein Dasein versprochen und die soll er jetzt bei seinen Artgenossen, dem Konzil der Bäume erhalten.

    Ein wahrer Rundumschlag, den Alan Moore in der Finalen Story dieses zweiten Deluxe-Bandes ausführt. Ein Sammelsurium vor Kreativität sprühender Ideen, der ein Ende findet, das man schön als Abschluss stehen lassen kann, auch wenn ich mich natürlich über den Rest des Moore-Runs extrem freue und demnach umgehend den finalen dritten Band aus dem schicken Schuber ziehen werde.


    Ich wurde bis hierher jedenfalls nicht enttäuscht und das famose Finale, welches ich erwartete, habe ich auch bekommen, selbst wenn ich kein ausgemachter Fan von diesem ganzen Krisen-Gedöns bin. Einziger Mini-Kritikpunkt ist vielleicht, dass das Artwork beim vorangegangenen Band etwas mehr wie aus einem Guss gewirkt, und mir persönlich dadurch minimal besser gefallen hat. Liegt sicher an den vielen beteiligten Zeichnern, aber wie gesagt, das ist Jammern auf ganz ganz hohem Niveau.

    Dafür gibt es wieder reichlich geniales Bonusmaterial, wie etwa beispielhaft ein komplettes Heft, hier „Der Fluch“, also die Werwolfstory, mit den original Bleistiftzeichnungen Seite für Seite Moores Originaltext, quasi seinem ausführlichen Drehbuch gegenübergestellt. Ist schon wahnsinn, wie detailliert Moore bei sowas vorgeht, bzw. damals vermutlich durch die Entfernung zu den Kollegen auch vorgehen musste. Zum Abschluss lässt es sich auch John Totleben nicht nehmen, noch ein paar Zeilen und Anekdoten zum Besten zu geben. Was für ein großartiges Gesamtpaket!

    9-9,5/10

    Stay tuned, vielleicht bekomme ich Band drei morgen noch fertig gelesen und ein paar Zeilen dazu zusammengetippt.

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (31.12.2022 um 03:14 Uhr)
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  12. #812
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    Catwoman von Ed Brubaker 3



    Der dritte und letzte Ausflug mit der Katzenlady geht ähnlich stark weiter, wie wir es von den Vorgängern gewohnt waren. Die Hefte hatte ich alle bereits in den beiden Eaglemoss-Bänden „Hochdruck 1+2“ während meines „Kriegsspiele“-Batman-Reads gelesen, wusste also was auf mich zukommt.

    The Cat is back in Town! Nach ihrem Sieg über Black Mask brauchte Selina eine Auszeit, unternahm eine „Spritztour“, ist jetzt aber wieder zurück im East End von Gotham, ihrer Hood sozusagen. Sie muss feststellen, dass die „Absetzung“ von Black Mask die Gegend keinesfalls sicherer gemacht hat, denn der Pinguin und einige andere Gangster streiten sich um die Vorherrschaft in dem Gebiet, erpressen Schutzgeld, verticken Drogen, betreiben allerlei mehr illegale Geschäfte in der Gegend und schrecken auch vor Mord nicht zurück. Klar, dass die Katze das nicht hinnimmt und den Gangstern wie eine Furie in die Parade fährt. Das wiederum lässt die Bande sich zusammenraufen und einen Mann engagieren, der sich der Sache annehmen soll. Ein Mann namens Zeiss…


    Wow, bärenstarker Einstieg, der nicht nur düster, sondern auch überraschend brutal daherkommt! Dazu ist mit Slam Bradley ein Nebencharakter am Start, der sich mittlerweile zu meinen Lieblingen aus der Katzenwelt entwickelt hat. Nicht nur das, der Mann bekommt auch noch mehr Tiefe und eigene Probleme verpasst, taucht doch sein Sohn in Gotham auf. Auch Catwomans neue Assistentin Holly und deren Lebensgefährtin sind stark eingebunden, der neue Bösewicht ist ein bedrohlicher Knüller und auch die alte Geschichte mit den ägyptischen Kulten wird wieder aufgegriffen. Das Finale zur Mitte des Bandes ist zum Nägelkauen und weckt massive Vorfreude auf die zweite Hälfte.

    Diese beginnt mit einer guten Nachricht – Catwoman lebt (wer hätte es gedacht?). Nicht nur das, sie ist auch wieder genesen, was schon deutlich seltsamer ist, und befindet sich an einem märchenhaften Ort wie aus 1001 Nacht. Natürlich hat das mit den ägyptischen Kulten zu tun und, dass die Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit bereits laufen bringt weitere Probleme mit sich. Richtig interessant wird es aber erst wieder nach Selinas Rückkehr in die Straßen Gothams, wo neben einer wundervollen Nacht mit Bruce Wayne auch ihre Assistentin wartet, die während Catwomans Abwesenheit scheinbar ein klein wenig Mist gebaut hat. Slam Bradley versucht sich mit seinem Junior auszusöhnen und Selina verschafft einer Witwe die Möglichkeit zur Rache, außerdem versucht sie die Verbrecherbosse in ihre Schranken zu weisen und aus dem East End rauszubekommen, was vielleicht nicht die Klügste Entscheidung war, denn auch jemand anderes hat die Ereignisse im ersten Band überlebt und befindet sich auf dem Weg der Besserung…


    Das kleine Ägypten-Intermezzo in dem einen Heft war ganz nett, konnte mich aber nicht so wirklich mitreißen. Da hat mir die Rückkehr in die Stadt mit der kleinen Verschnaufpause zusammen mit Bruce deutlich besser gefallen. Alles was danach kam war wieder ganz großes Storytelling mit all den großen Bedrohungen und vor allem mit den vielen kleinen, besonderen Momenten, die Brubaker für wirklich jeden Charakter bereithält. Der Mann ist einfach ein Spitzenautor. Die große Action startet dann im weiteren Verlauf während des Kriegsspiele-Event, und genau da liegt die große Krux, also um genau zu sein eines der beiden dicken Problemchen des Bandes.

    Es wäre klar besser gewesen, hätte Brubaker an der Katze alleine weitermachen dürfen, ohne die „Kriegsspiele“ bedienen zwischenrein bedienen zu müssen. Das wirkt alles ziemlich holprig, lässt Tiefe vermissen und vermittelt tatsächlich das Gefühl, dass es Brubaker etwas geärgert hat, da mitziehen zu müssen. Schade, der großartige Run hätte wahrlich einen runderen Ausklang verdient gehabt. Nicht falsch verstehen, das ist noch immer besser als vieles, was man an Superhelden-Standardkost so aufgetischt bekommt, aber im Vergleich zum Rest des Runs fällt es leider klar ab.


    Zweites Thema ist das Artwork von Paul Gulacy, welches für mich sehr leblos, fast wachsfigurenartig wirkt. Sieht äußerst digital und unterkühlt aus und passt somit ganz und gar nicht zu dem geschwungenen, eher comichaften Style mit dicken Strichen und klassischem Style, wie es die ersten beiden Bände so meisterlich auf den Seiten gezeigt haben. Gesichter kann Gulacy irgendwie gar nicht glaubhaft darstellen, vor allem wenn sie lachen, und warum zum Teufel sieht Slam plötzlich in jedem zweiten Panel aus wie ein berühmter Filmstar vergangener Tage? (Ich komm gerade nicht drauf, ist es Dean Martin?).

    Positiv erwähnen will ich aber noch den Einsatz von Sean Phillips als Vorzeichner beim dem Bruce/Selina-Heft nach dem Ägypten-Ausflug. Seine Arbeit schätze ich seit „Sleeper“ (Ebenfalls mit Brubaker, bei Cross Cult erschienen) sehr und auch hier hat er die Reihe direkt nochmal aufgewertet, quasi einen halben Punkt wieder zurückgeholt.


    Also ja, es gibt zum Ende hin ein paar Stolpersteine, optisch wie erzählerisch, aber die versperren keineswegs den Blick auf einen herausragenden, wenn nicht sogar tatsächlich den besten Catwoman-Run aller Zeiten. Ein Comic der nicht nur für DC- oder Superhelden-Fans taugt, sondern auch für all jene, die einfach Freude an spannenden Detektivstorys mit starken Charakteren und coolem Look haben eine klare Empfehlung. Vorwissen aus dem Bat-Kosmos ist nahezu nicht erforderlich, auch wenn es an der ein oder anderen Stelle sicher für ein klein wenig mehr Frede sorgt, aber man muss echt nix wissen, wenn man loslegt, um mit der Reihe eine geile Zeit zu haben, dafür sorgen schon die stimmigen, einseitigen Vorworte zu Beginn eines jeden der drei Bände.

    8/10

    PS: Die Person die dachte, das wäre ein geiles Cover für eine teurere, limitierte HC-Ausgabe – tja, die werde ich in diesem Leben wohl auch nicht mehr verstehen.

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (31.12.2022 um 00:20 Uhr)
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  13. #813
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    Swamp Thing von Alan Moore 3 (Deluxe Edition)



    Das Jahr neigt sich dem Ende, und auch wenn es gesellschaftlich, gesundheitlich und weltpolitisch außerordentlich katastrophale 365 Tage waren, so gab es doch zumindest an der Comicfront kaum etwas auszusetzen, außer vielleicht, dass der ein oder andere Band um ein paar Wochen oder Monate verschoben wurde. Für mich gab es eine riesige Menge äußerst abwechslungsreicher Geschichten in zum teil wunderschön gestalteten Bänden, die regelmäßig eine Flucht aus der realen Welt ermöglichten. Eines der absoluten Highlights haben wir hier, denn nach vielen Jahrzehnten des Wartens liegt endlich Alan Moores legendäre Swamp Thing Strecke zum allerersten mal komplett in deutscher Sprache vor. Dazu hat Panini dem geneigten Fan sogar noch die Möglichkeit freigestellt dieses Set wahrlich außergewöhnlicher Geschichten in einem schicken Sammelschuber unterzubringen. Nicht billig, aber doch eine angemessene Aufwertung für dieses Set wirklich außergewöhnlicher Comics. Hier jetzt also die letzte Runde durch den Sumpf – oder durch Gotham – oder durchs All…

    Krise Abgewendet, also kehren Deadman, der Phantom Stranger und Swampie endlich zurück nach Hause. Nur seine geliebte Abby findet er dort nicht vor, denn die wurde quasi wegen „Unzucht mit Grünzeug“ vor Gericht gestellt, kam auf Kaution frei und flüchtete nach Gotham City. Die Anonymität der Großstadt hat nur leider nicht geholfen, weshalb sie jetzt dort einsitzt. Das findet Swamp Thing selbstredend gar nicht witzig und entfesselt in den Häuserschluchten von Batmans Schutzgebiet die grüne Hölle…


    Am Ende dieser mehrere Hefte umspannenden Grünzeug-Apokalypse steht der

    vermeintliche Tod von Swamp Thing. Ein Schocker für nahezu alle Beteiligten, vor allem Batman und Abby selbst. Doch Swamp Thing, der aufgrund einer Frequenzwandlung seines inneren Grüns nicht mehr mit der Erde kompatibel ist rettete sich in die Weiten des Alls, wo er erstmal hilflos umhertreibt.



    Die folgenden Hefte umspannen eine abwechslungsreiche, aber auch abgedrehte und teils abstrakte Odyssee, deren Stil Moore später in seiner Karriere noch öfter aufgreifen wird. Wem wie mir die letzten Hefte von Deluxe Band Nummer zwei und die ersten Hefte dieses Bandes schon ein wenig zu typisch Superheldenmäßig waren, der bekommt jetzt Kontrastprogramm erster Güte geboten.

    Swamp Thing hat Glück, als körperlose Entität hätte es ihm genauso gut passieren können bis zur Unendlichkeit durch die Schwärze des Alls zu treiben, doch zum Glück trifft der Geist des Sumpfdings auf eine Welt mit kompatiblem Schwingungen, eine Rhapsodie in Blau, wo er sich in Einsamkeit und Selbstmitleid ergeht und schließlich einen „Blauen Himmel“ schafft. Als er sich dieser Illusion und des Selbstbetruges bewusst wird wagt er einen Sprung ins Ungewisse…

    …und landet auf dem Planeten Rann, wo die Pflanzenwelt in kräftigem Rot erwächst, die Bewohner unter einer Dürre zu leiden haben, die sie durch einen atomaren Konflikt selbst verursachten und überraschenderweise auch ein Mensch namens Adam Strange zugegen ist, der die örtliche Prinzessin ehelichen möchte. All das sorgt natürlich erstmal für Verwirrung und führt zu handfestem Zwist. Dass die Thanagarer auch noch mitmischen macht die Sache nicht unkomplizierter.


    Die Aussicht auf einem von intelligenten Pflanzen bewohnten Planeten Hilfe für sein Frequenzproblem zu bekommen schürt die Hoffnung in Swamp Things Geist und so macht er sich auf den Weg gen J586. Währenddessen durchlebt Abby auf der Erde unsägliche Trauer und versucht durch die Arbeit in einem Altersheim wieder einen Anker in ihrem Leben zu finden. Dort läuft allerdings auch nicht alles harmonisch ab und dem Tod ist man hier sowieso näher als an vielen anderen Orten.

    Im berühmten, optisch äußerst experimentellen Heft #60 wird Swampies Reise urplötzlich gestoppt, als er mit einem weiblichen Wesen einer Techno-Rasse kollidiert. Dieses mechanische Lebewesen fürchtete schon es sei das Letzte seiner Art und könnte seinen Lebens-Sinn, die Fortpflanzung, niemals vollziehen. Unbändiger Drang, wie der von laichenden Lachsen, lässt das Weibchen die teilweise Kompatibilität mit Swamp Things Entität erkennen und so finden Wandlungen, Übergänge und Verschmelzungen statt, an deren Ende der Grüne Sumpfling, vermutlich ziemlich unfreiwillig, ganz nebenbei zum Vater einer neuen, bislang nie dagewesenen Zwitter-Rasse wird, einem Volk von biomechanischen Techno-Göttern sozusagen. Dass diese Embryos in späteren Stories noch von keinem anderen DC-Autoren aufgegriffen wurden wundert mich allerdings.


    Ein sehr spezielles Heft mit einer außergewöhnlichen Entstehungsgeschichte, die im erneut reichhaltigen Bonusmaterial des Bandes von John Totleben ausführlich geschildert wird. Überhaupt sind die Anhänge äußerst empfehlenswert! Da kommen auch Rick Veitch und der neue Kolorist Steve Oliff zu Wort, was das Gesamtpaket wieder wunderbar abrundet.

    Zuvor sorgt Alec auf dem Pflanzenplaneten J586 unfreiwillig für eine waschechte Katastrophe, bevor er endlich den Weg nach Hause antreten kann. Abby hat sich derweil etwas gefangen und festgestellt, dass man sich am besten selbst aus einem seelischen Abgrund ziehen kann, wenn man jemanden findet, der noch weit tiefer in einem solchen versunken und dessen Seele noch nachhaltiger geschädigt, ja geradezu zersplittert ist. Ihrer alte Freundin Liz ist ein Schicksal widerfahren, wie man es niemandem wünscht. In dem grandiosen Heft gelingt Moore auf perfekte Weise die grausigen Auswirkungen von Manipulation, Phobien und Zwangsneurosen auf die Seiten zubringen.


    Am Ende wird dann zum Glück doch noch alles gut, beinahe schon zu märchenhaft, der freundliche Althippie mit Ökobotschaft bekommt ein paar herzerwärmende Auftritte, das Wiedersehen zwischen Abby und Swamp Thing darf Moore typisch sexuell ausschlachten, wie er es so gerne tut, und als Bonus gibt es noch die Story, in der Swampie Superman helfen darf, welche während des Bandes bereits Erwähnung fand.

    Große Bilder, doch zumeist nicht so grandios wie zu Beginn des Runs. Außergewöhnliches Storytelling, doch nicht so stimmig wie in der ersten Hälfte von Moores Swamp Thing Saga. Dafür sind mir einige Passagen zu nah am Mainstream und Teile des Weltraumausfluges einfach zu verschwurbelt, psychedelisch, freigeistig und abstrakt, also so wie Moore es später öfter tat, als er freie Hand hatte. Die ideale Gratwanderung dazwischen gelingt ihm hier nur noch selten was das Finale für mich von „herausragend“ leider nur zu „sehr gut“ herabstuft. Nichtsdestotrotz bleibt Alan Moores Swamp Thing ein außergewöhnliches Kleinod, nicht nur bei US-Superhelden oder Horrorcomics, sondern in der Neunten Kunst ganz allgemein. Vielen Dank Panini, dass wir diese 1.340 Seiten in einer so tollen Edition endlich in unseren Händen halten dürfen.


    7,5-8/10

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  14. #814
    Mitglied Avatar von God_W.
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    So, das soll es für dieses Jahr gewesen sein. 296 Comics gelesen und rezensiert, davon 72 Softcover (Paperbacks und Hefte), der Rest waren Hardcover-Bücher (darunter auch 7 Omnibus-Ausgaben). Kommendes Jahr wird vermutlich etwas weniger gelesen, also an Comics, will mich mal wieder einigen "normalen" Büchern widmen und da lese ich vergleichsweise langsam. Dennoch werden hier natürlich auch weiterhin regelmäßig Rezis kommen, vor allem zum meinem geplanten Haupt-Read "Garth Ennis vs. Brian K. Vaughan", der wohl fließend übergehen wird in "Garth Ennis vs. Warren Ellis". Mal schauen wie weit ich damit komme.

    Euch auf alle Fälle einen guten Rutsch in ein hoffentlich famoses 2023! Rutscht gut rein, aber nicht aus und schaut auch nächstes Jahr ab und an mal hier vorbei und lasst Eure Meinungen da! Bis dahin, gehabt Euch wohl!

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (31.12.2022 um 20:25 Uhr)
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  15. #815
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    Dir und allen anderen auch einen guten Rutsch!

    Zu Deinen Runs in 2023 kann ich mich zumindest bei den Boys und Y the last man beteiligen.

  16. #816
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    Danke!

    The Boys hab ich schon durch und rezensiert, die kommen also nicht schon wieder dran. Sorry.
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  17. #817
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    Der Herr der Ringe (J. R. R. Tolkien)

    Viele Jahre fristete das Brettspiel „Der Ringkrieg - 2. Edition“ ein unbespieltes Dasein in meinem Keller. Kurz vor Weihnachten vergangenes Jahr war es endlich so weit, ein Freund und ich haben uns endlich mal Zeit genommen und einen großartigen und spannenden Spieletag verbracht. Seitdem bin ich wieder voll im „Herr der Ringe“-Fieber. An Weihnachten begann ich dann direkt mal wieder mit der Lektüre des Buchs. Das hatte ich vor Jahren nach der Sichtung der Kinofassung der drei Peter Jackson Filme schon einmal gelesen, muss aber sagen, dass ich mir gerade im Mittelteil recht schwer getan habe dran zu bleiben. Gerade die Szenen mit Frodo und Sam, also im Grunde die zweite Hälfte von „Die zwei Türme“ hat sich gezogen wie Kaugummi. Die Anhänge, die in meiner einbändigen Ausgabe mit abgedruckt wurden, hatte ich damals gleich weggelassen.

    Seltsamerweise hatte ich diese Probleme diesmal so gut wie gar nicht. Klar, die Sprache ist alles andere als modern, aber das verstärkt den realistischen Mythologie-Charakter der Erzählung ja nur und ja, nach heutigen Maßstäben geht unsere große, epische Heldenreise geradezu gemächlich voran, was meines Erachtens aber mehr Tiefe verleiht und die Mühsal, die unsere Gefährten zu tragen haben nur umso greifbarer macht. Schlachten und Gefechte werden in deutlich unblutigerem Detailgrad geschildert, als es heutzutage der Fall wäre, aber auch hier sage ich: Gedärme, Gliedmaßen und blutige Effekthascherei voll sadistischer Brutalität waren damals natürlich noch nicht en vogue, aber wie man sieht hatte Tolkien das einfach nicht nötig, um eine zeitlos fesselnde Geschichte in einer unglaublich detailliert ausgearbeiteten Welt zu erzählen.

    Für jemanden wie mich, der die Bücher erst nach den Filmen für sich entdeckt hat, sind die Unterschiede zwischen beiden Medien natürlich ebenso interessant wie für alteingesessene Fans der Buchvorlage. Gesamtheitlich gesehen muss ich sagen, dass Jackson hier trotz der Auslassungen und Änderungen nahezu perfekt abgeliefert hat, denn was in Büchern hervorragend funktioniert wirkt auf der großen Leinwand noch lange nicht fesselnd und schlüssig. Auch eine TV-Serie hätte ganz anders agieren können, als man es mit Kinofilmen muss. Wenn ein cineastisches Erlebnis keinen klaren Höhepunkt bietet ist der Zuschauer zumeist unzufrieden, weshalb gerade der Ausklang des Herrn der Ringe für eine 1:1 Wiedergabe im Kino denkbar ungeeignet ist. Da rechne ich es Peter Jackson schon hoch an, dass er sich nach der Schlacht um Minas Tirith und der Vernichtung des Rings überhaupt noch so viel Zeit genommen hat, um die Reise gebührend ausklingen zu lassen.

    An der Stelle die Rückgewinnung des Auenlandes einzubauen wäre absolut unpassend und als Kinoerlebnis störend gewesen. Nicht falsch verstehen, ich habe das wieder supergerne gelesen und fand es sowohl humorvoll als auch spannend und da der „Herr der Ringe“ ja durchaus als Auszughafte Erzählung aus einer mehrere Zeitalter umspannenden Mythologie gesehen werden kann ist das auch überhaupt kein Thema. Hätte vermutlich sogar als eine Folge einer TV-Serie sehr gut funktioniert, aber eben nicht als Nachklapp nach dem eigentlichen Finale eines Films. Dass Saruman, so gefährlich wie er auch nach seiner Niederlage noch ist, einfach unbehelligt losziehen durfte empfand ich übrigens auch im Buch schon als äußerst unlogisch und einen der schwächsten Momente der knapp 1.300 Seiten. Jacksons Lösung hat mir da echt gut gefallen.

    Ankreiden möchte ich dem Filmemacher auf alle Fälle die Streichung von Tom Bombadil. Ob das wirklich nur der Spieldauer geschuldet war, oder vielleicht sogar Budgetgründe hatte, denn das war im Vergleich zur erbrachten Leistung wahrlich nicht üppig, auch wenn es erstmal so klingt, kann ich nicht beurteilen, aber schade ist es allemal. Eine weitere markante Änderung betrifft die Armee der Untoten, die der Regisseur schon ziemlich seltsam interpretiert, und auch am falschen Platz eingesetzt hat. Dass es filmisch enorm viel Tempo herausgenommen und vielleicht nicht gut funktioniert hätte von den Untoten nur die Flusslande (Lebennin) befreien zu lassen, um dort dann ein Heer von bislang unterdrückten Menschen zusammenzusuchen, die anschließend auf den Korsarenschiffen zum Pelennor fahren um unterstützend tätig zu werden kann ich verstehen, sehr schwierig umzusetzen. Aber grüne Geister, die im Eilgang alles platt machen und die Stadt von Feinden säubern? Das liest sich doch deutlich anders (eine farblich eher so graue Mischung zwischen Geistern und zerfledderten Zombies mit roten Augen), da haben sie Designtechnisch schon SEHR frei gearbeitet.

    Aber egal, an Silvester und in der ersten Januar-Woche haben wir die Langfassungen der drei Filme mal wieder gesehen, Krümelchen zum ersten mal, und wir waren erneut begeistert. Einfach zeitlose Fantasy-Meisterwerke die ihresgleichen suchen. Wie Jackson den ein oder anderen zusätzlichen dramaturgischen Höhepunkt eingebaut hat, es ihm gelang die Schlacht von Helms Klamm stimmig und packend auszuschmücken, wie er die Rolle der Ladies behutsam vergrößern konnte und an etlichen Stellen Texte und Hintergrundinformationen aus eigentlich weggelassenen Passagen einfließen ließ, sodass der Grundgedanke des Werkes stets geehrt wird und erhalten bleibt, das ist wahrlich und im wahrsten Sinne des Wortes ganz ganz großes Kino.

    Noch ein paar Zeilen zu einigen Versionen des Buches: Ich habe den Herrn der Ringe erstmal als in Leinen gebundene Gesamtausgabe inklusive Anhänge in zweifarbigem Druck mit zwei Lesebändchen und zwei herausnehmbaren, ausklappbaren Landkarten gelesen. Das ist die rote Version, die ich oben fotografiert habe. Auch meine jetzige, zweite Lesung erfolgte zu großen Teilen in diesem Buch, welches die Übersetzung von Margaret Carroux enthält. Ich war jetzt aber dermaßen im HdR-Fieber, dass ich auch Lust auf etwas Neues hatte und habe mir noch weitere Varianten besorgt.

    2017 erschien zu Tolkiens 125stem Geburtstag eine Ausgabe mit 50 Illustrationen von Alan Lee, dessen Zeichnungen und Gemälde Designvorlagen für viele Teile der Filme bildeten. Ebenfalls in Leinen gebunden und in einem Leinenschuber kommt die 88€ teure Luxusausgabe daher deren größter Vorteil wohl das etwas größere Format ist, denn da Der Herr der Ringe in der Carroux Übersetzung seit Jahren mit gleichen Seitenzahlen abgedruckt wird um zu Angaben in Sekundärliteratur zu passen, hat die vergrößerte Ausgaben nicht weniger Seiten, sondern größere Schrift, was Menschen mit schwächeren Augen deutlich zugutekommt.

    Diese Ausgabe habe ich nicht, allerdings erschien vergangenes Jahr zum gleichen Preis eine weitere Luxusausgabe in gleichem Format, ebenfalls mit Leineneinband, ausklappbaren Karten (etwas größer als bei meiner älteren roten Ausgabe oben), zwei Lesebändchen und sogar mit Elbenschrift auf dem farbigen Buchschnitt. Highlight sind hierbei aber sicherlich die Illustrationen, diesmal nicht von Alan Lee, sondern es handelt sich um die alten Zeichnungen, die John Ronald Reuel Tolkien selbst zu seinem Werk anfertigte. Auch von ihm skizzierte Karten, das Tor zu Moria, vom Autor angefertigte Dokumente etc… sind als Illustrationen enthalten. Sogar der Schutzumschlag wurde ausgestanzt, um das große Auge auf dem Leineneinband freizulegen. Eine wirklich gelungene Ausgabe, mit der ich die Lesung diesmal auch beendete. Gerade bei den Anhängen, welche ich diesmal zum ersten mal gelesen habe, fand ich das ganz gut, denn die häufigen Fußnoten sind ja nochmal kleiner gedruckt, was bei meiner alten Ausgabe schon ziemlich klein war und ich aktuell Augentropfen nehmen muss, weshalb ich nicht zu 100% gestochen scharf sehe. Hier ein paar Fotos der Ausgabe:







    Wer es lieber kompakter und handlicher hat, für den hat die Hobbit-Presse vergangenes Jahr eine weitere luxuriöse Ausgabe rausgehauen, die bei gleichem Format wie meine alte Ausgabe nochmal dünner und leichter daherkommt. Es ist ja immer vom „Roten Buch“ die Rede, weshalb ich meine alte Variante ganz gerne hatte, doch jetzt wurden die 1.296 Seiten (Alle drei Bücher inklusive der Anhänge) auf feinstem Dünndruckpapier zwischen edles, dunkelrotes Leder mit zweifarbiger Prägung gepackt, dazu natürlich die obligatorischen zwei Lesebändchen, die beiden Karten und zum Schutz ein schicker Schuber. Diesmal wurde der Schuber gestanzt, denn auch auf dem Leder wurde das große Auge aufgeprägt. Die Ausgabe kommt ohne Illustrationen daher, jedoch passt dazu perfekt das Buch „Die Kunst des Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien“, welches sich ausschließlich auf die Zeichnungen des Mittelerde-Erfinders konzentriert und sogar noch mehr Illustrationen von Tolkien selbst enthält als die 88€-Ausgabe (180 statt 32), in größerem Format daherkommt, was den Bildern deutlich zuträglich ist, und natürlich bietet das 240 Seiten starke Hardcover im Schuber reichlich begleitenden und erläuternden Text zum Artwork. Die Kombi mit diesen beiden Bänden würde ich aktuell also als ideale Ausgabe bezeichnen, wenn man es buchtechnisch edel mag, aber auch die Illustrationen es Autors selbst genießen möchte. Natürlich nochmal ein wenig teurer (128€ für die Lederausgabe, 30€ für den Kunstband). Hier ein paar Fotos:







    Alle diese Ausgaben enthalten die Carroux-Übersetzung. Die viel gescholtene Krege-Variante hatten wir auch mal im Haus, die hat meine Gattin in Form der drei grünen Softcover im Schuber damals mit in die Ehe gebracht. Ich hatte die auch mal angefangen, konnte die aber vor allem wegen dem nervigen und unpassend klingenden „Chef“, wie Sam Frodo statt „mein Herr“ stets betitelte, nicht lesen. Jetzt habe ich bei meiner aktuellen Lesung dem guten Mann auch nochmal eine kleine Chance eingeräumt, denn die meisten anderen Bücher aus der Welt von Mittelerde wurde ja eh von ihm übersetzt und ich muss sagen, alle Passagen, in denen Frodo und Sam nicht vorkommen (und die ich jetzt testweise parallel gelesen habe) klingen echt gut. Ein „klassischer Flow“, keine zwanghaft wirkende Modernisierung, harmonischer Klang – echt nicht schlecht wie ich finde! Jetzt habe ich kürzlich gelesen, dass seine Übersetzung des Herrn der Ringe in den neusten Veröffentlichungen überarbeitet wurde und kleinere Änderungen stattgefunden haben. Unter anderem wurde der „Chef“ wohl komplett eliminiert. Wenn sich jetzt jemand also eine aktuelle Auflage der grünen Taschenbücher im Schuber (oder einzeln) holt, oder die Taschenbuchvariante, die zum Erscheinen der Amazon-Serie „Die Ringe der Macht“ erschienen ist, dann kommt er in den Genuss einer wirklich guten Übertragung, auch wenn nicht Margaret Carroux vorne drauf bzw. drin steht, man muss halt nur auf die Auflage schauen. 2022 kam die 13. Auflage der grünen Bände raus, ob erst diese oder schon einige Auflagen davor dahingehend geändert wurden weiß ich allerdings nicht.

    Bei mir geht es jetzt mit dem Silmarillion weiter, welches ich beim ersten Versuch nach rund 50 Seiten abgebrochen habe, denn die Informations- und Namenflut mit Bibelcharakter ohne spannende Erzählung haben mich schier erschlagen. Jetzt will ich es nochmal wagen und glaube besser gerüstet zu sein. Zum einen bin ich noch voll im Hype, habe gerade „Die Ringe der Macht“ gesehen und auch das alte Echtzeitstrategie-Game „Schlacht um Mittelerde“ mal wieder installiert, zweitens habe ich diesmal die Anhänge des Herrn der Ringe gelesen, die meines Erachtens schon so grob in diese Richtung gehen, eine Art „Silmarillion light“ vielleicht?, und mir ab einem gewissen Punkt außerordentlich gut gefallen haben. Drittens bin ich ja ein bekennender Hardcover-Fan und nehme gebundene Ausgaben einfach lieber zur Hand, also habe ich mein altes, nahezu ungelesenes Taschenbuch gegen eine der schicken, gebundenen Ausgaben ersetzt. Bin gespannt, ob es diesmal runder läuft!

    Das waren meine Gedanken zum Herrn der Ringe, einem Standard-Werk der Fantasy welches in Sachen Worldbuilding seinesgleichen sucht, da kommt wohl nicht mal Frank Herbert mit seinem Wüstenplaneten ran, denn der hat vielleicht eine ähnlich umfassende Mythologie und Zeitspanne mit Stammbäumen etc. entwickelt, doch eigene Sprachen, Kalender, Schöpfungsgeschichte usw. das ist noch mal eine andere Hausnummer. Dennoch ist das Buch selbst nicht ganz ohne Längen und sicherlich nicht perfekt – aber fast.

    9,5-10/10

    VG, God_W.



    Nachtrag: 2012 wurde die Krege-Übertragung wohl überarbeitet und (meines Erachtens) verbessert. Es sollten also schon einige Auflagen dieser Version auf dem Markt sein, also in der dreibändigen grünen Ausgabe und natürlich auch die aktuelle Ausgabe mit passender Optik zur neuen Amazon-Serie.
    Geändert von God_W. (16.01.2023 um 15:12 Uhr)
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  18. #818
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    Aus heutiger Sicht muss ich auch sagen, dass diese übermächtige Untotenarmee eine etwas unglückliche Entscheidung von Jackson war. Ist aber wohl auch so ziemlich der einzige Schwachpunkt in den Filmen und der gewaltige Rest ist ja trotzdem einfach nur großartig.
    Tom Bombadil habe ich aber in den Filmen tatsächlich nie vermisst. Diesen Abschnitt fand ich auch in den Büchern immer schon etwas langweilig und überflüssig.
    Insgesamt war ich ja damals ein wenig enttäuscht, als ich den ersten Film im Kino gesehen hatte (ich kannte die Bücher vorher schon). Aber die Extended Versionen haben mich dann wieder vollauf mit Jackson versöhnt. Auch bei diesen fehlen immer noch so einige Inhalte, aber ich denke auch, dass noch mehr Figuren die Filme aus dramaturgischer Sicht nur wieder zu sehr aufgebläht hätten.
    Und das etwas andere Ende in den Filmen gefiel mir damals auch nicht wirklich. Aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt ...
    Es gibt ja auch bei den Filmen - durchaus zu Recht - diesen Kritikpunkt, dass das Film-Ende "etwas" zu lang geraten ist. In den Büchern, muss ich dann aber auch zugeben, ist es ja sogar noch um einiges extremer. Den ...

    Kampf ums Auenland

    ... fand ich damals auch bei den Büchern schon als Ende als viel zu lang und einfach auch als etwas lang-weilig.
    Naja, ist wohl auch der eigentliche Grund, warum sich wohl recht viele Leser eher schwer tun mit dem Herrn der Ringe. Allein schon am Anfang schreibt Tolkien ja erst einmal gefühlte 50 Seiten nur über die Tradition des Pfeife-Rauchens im Auenland. Letztlich machen diese Längen natürlich auch die Epik dieses Mammutwerks aus, aber als Leser benötigt man da wohl auch erst einmal eine gewisse Muße.

    Hier auch mal ein recht anschaulicher Vergleich zwischen den verschiedenen Übersetzungen (Caroux, Krege, Krege-neu):
    https://www.hobbitpresse.de/2019/02/...aehrigen-fans/
    Ich kann auch weiterhin mit der Krege-Übersetzung nichs anfangen. Z.B. heisst es statt "Chef" in der Überarbeitung nun "Master". Das klingt für mich immer noch nicht stimmig und ist für mich auch gar kein richtiges Deutsch. "Schling- und schluckfreudig" ist auch immer noch drin ... Also nee, nee danke, muss ich nicht haben.


    Und mein Tipp: Das Silmarillion muss man meiner Meinung nach nicht gelesen haben. Wie du schon schreibst, ist das Buch einfach vollkommen überladen mit Figuren, Ortschaften, usw. Es gibt ein, zwei ganz nette Geschichten zwischendurch, aber 99 Prozent vom Buch hat man nach dem Lesen sowieso gleich wieder vergessen. Weil sich sowieso kein Mensch diesen Berg an Informationen merken kann.

  19. #819
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    Ganz klar, im Fantasy-Genre bleiben die Filme weiter unerreicht und sind für mich bei jeder Sichtung eine klare 10/10. Alles was da gejammert und gekrittelt wird (wenn auch berechtigt) findet auf äußerst hohem Niveau statt.

    Als "Überflüssig" kann man in den Büchern vieles abtun, was aber natürlich immer auf Kosten der Tiefe und des Worldbuildings gehen würde. Ich mag die Bombadil-Passage sehr gerne und finde sie auch nicht langweilig, ebenso habe ich die Rückgewinnung des Auenlandes wieder sehr gerne gelesen, aber wie Du sagst, der eigentlich so schon zu lange Schluss hätte das in filmischer Form sicher nicht verkraftet.

    Mit der Muße hast Du absolut recht. Man muss es lesen WOLLEN und auch richtig LUST drauf haben, sonst kann es nicht klappen, denn ein leicht zu lesender, sprachlich simpler und von Hochspannung befeuerter Pageturner ist Herr der Ringe absolut nicht.

    Das "Master" wurde jetzt quasi 1:1 aus dem Englischen übernommen wenn ich das richtig verstanden habe. Finde ich persönlich als eingedeutschtes Wort jetzt auch nicht schlecht. DC Leser kommen mit "Master Bruce" ja auch schon seit vielen Jahrzehnten gut klar. Schling- und Schluckfreudig finde ich sogar sehr gelungen, auch wenn ich das bis eben noch gar nicht kannte. Aber wie gesagt, ich selbst habe auch nur die Carroux Übersetzung hier.

    Man "muss" ja im Prinzip fast nix und ich kann Deine Warnung natürlich absolut nachvollziehen, aber ich bin aktuell so im Fokus, dass ich einfach Bock habe mehr von Tolkiens Welt und dem Drumherum kennenzulernen und zu lernen. Dass da nicht alle Namen und Schauplätze 1:1 hängen bleiben ist klar, aber der grobe Werdegang und die ein oder andere größere Geschichte sicher schon, das habe ich jetzt schon gemerkt. Hattest Du die Anhänge zum Herrn der Ringe auch gelesen? Da ist ja auch schon ganz viel kurz angerissen. Ich kann auch jetzt schon sagen, dass es mir meine neue Silmarillion-Auflage schon deutlich einfacher gemacht hat reinzukommen, denn im Vergleich zu meinem alten Taschenbuch, welches ich ja nicht wirklich gelesen habe, nimmt mich eine sehr stimmige und außerordentlich gut erklärende Einleitung von Tolkien selbst (ein langer Auszug aus einem seiner Briefe) schon gut an die Hand und führt vergleichsweise einfach und verständlich ins Thema ein. Die Kinder Húrins werde ich an passender Stelle einschieben, denn die Story ist wohl um einiges umfangreicher, als ihre kurze Fassung im Silmarillion.
    Geändert von God_W. (18.02.2023 um 20:24 Uhr)
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  20. #820
    Mitglied Avatar von LaLe
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    Zum Vergleich mal eine Frage. Was bitte, sind blanke Augen?
    [SIGPIC][/SIGPIC]

  21. #821
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Klare, helle (vielleicht auch blaue) Augen hätte ich gesagt, Gerade bei Frodo kommt das im Film bei mehreren Szenen gut rüber finde ich. Heston wurde in Planet der Affen ja auch stets als "Blankauge" bezeichnet.

    Wenn ich mir diese Vergleiche so ansehe muss ich sagen, dass ich die neu überarbeitete Krege-Übersetzung sehr gut finde. Sicher nicht perfekt, aber das ist Carroux in meinen Augen auch nicht. Ich mag die Carroux Übersetzung sehr gerne, habe sie ja gerade zum zweiten mal gelesen. Aber das sie sich streckenweise nicht so leicht weg liest und etwas schwerfällig und ungelenk daherkommt kann man nicht bestreiten. Natürlich liegt das an der eher sklavischen Worttreue dem Originaltext gegenüber. Auch wenn mir nicht alle Anpassungen von Krege zusagen (von den Passagen die ich bislang kenne), muss ich doch zugestehen, dass mir "Köter" und "räudiges Fell" in dem Zusammenhang nicht nur einfacher über die Lippen geht, sondern der Situation entsprechend auch passender erscheint.

    "Schling- und schlucktüchtig" mag weder damals wie heute geläufig wirken, diese "Wortschöpfung" gefällt mir aber echt gut muss ich sagen.

    Vielleicht mag ja der Dantes Verlagsrabe mal seine Ansicht zu der Thematik teilen? Würde mich brennend interessieren! @JRN : Hast Du Lust?
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  22. #822
    Mitglied Avatar von JRN
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    @God_W. :

    An der Lust soll es nicht scheitern ... aber wozu genau möchtest Du die Meinung der conspiracy of ravens einholen?

    Ich selbst bin übrigens nach wie vor im Besitz derjenigen Ausgaben, die ich 1979 gelesen habe [und die leider dabei sind, auseinanderzufallen] ... also Der kleine Hobbit in der Übersetzung von Walter Scherf und Der Herr der Ringe in der Carroux-Übersetzung [und in der giftgrünen Heinz-Edelmann-Box]. Seither greife ich beim Wiederlesen lieber zum Originaltext ... aber nicht wegen der Qualität der Übersetzungen. Die haben für mich einen nostalgischen Wert, den sie in diesem Leben auch nicht mehr verlieren werden ...



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  23. #823
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Da Du von Fach bist hätte mich Deine vergleichende Meinungen zu beiden Übersetzungen halt interessiert, oder was Du in gewissen Passagen vielleicht anders gemacht hättest. Aber wenn Du Dich mit Kreges Variante noch weniger beschäftigt hast als ich macht das wohl nicht viel Sinn.
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  24. #824
    Mitglied Avatar von JRN
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    @God_W. :

    Für solche „Vergleiche“ bin ich denkbar schlecht geeignet ... in der Regel gefallen mir die verschiedenen Zugänge unterschiedlicher Übersetzerinnen und Übersetzer gleich gut.
    Es sei denn, sie sind grob fehlerhaft [wie einige „Sherlock Holmes“- oder „Miss Marple“-Übersetzungen, zu denen ich mich mal warnend geäußert habe ... oder die Übersetzung von „A Study in Emerald“, aus der Spring-Heeled-Jack herausgeschrieben worden ist].

    Und „etwas anders machen“ ... das würde nur passieren, wenn ich einen Auftrag hätte ...
    Ich habe ja für 303 vier Zeilen aus The Hobbit übersetzen müssen ... und habe dann hinterher festgestellt, dass ich mich erstaunlich eng an den Wortlaut von Scherf gehalten habe, als hätten sich seine Formulierungen in jungen Jahren sehr tief in meine Hirnwindungen eingebrannt. Und die veränderten Wörter sind nicht einer Kritik an Scherfs Wortwahl geschuldet, sondern eher der Stimmigkeit zu dem neuen Kontext, in den Ennis die Zeilen gestellt hat.

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  25. #825
    Mitglied Avatar von Hahlebopp
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    Zitat Zitat von God_W. Beitrag anzeigen
    Hattest Du die Anhänge zum Herrn der Ringe auch gelesen?
    Ist schon ewig her - war bei mir auch noch die alte dreibändige Ausgabe im grünen Schuber. Aber wenn ich mich recht entsinne, wurde dort insbesondere Streichers Herkunft nochmal etwas ausführlicher beschrieben. Ja, solche kleinen Details sind dann natürlich schon interessant.
    ... Mh, wenn ich jetzt so drüber nachdenke ... Dieses große Gesamtbild, welches ich heute von der Geschichte Mittelerdes habe ... Also dass am Anfang Eru der Eine die Ainur erschuf, Melkor dann von diesen abfiel und Sauron eigentlich nurmehr ein Schatten Melkors ist; von der Spinne Kankra, welche den Weltenbaum verschlang; dass es weit später noch ein zweites Zeitalter gab und der Herr der Ringe tatsächlich erst im dritten Zeitalter spielt; usw. usf. .... Jaaa, also wenn ich da so drüber nachdenke - diese ganzen Infos/Erinnerungen habe ich wohl weit eher dem Silmarillion zu verdanken und nicht den Herr der Ringe Büchern.
    Mensch, tatsächlich, da kommt doch so einiges zusammen das ich heute nicht missen möchte.
    Ich kann mich allerdings auch noch recht gut entsinnen, dass ich damals am Ende vom Silmarillion heilfroh war, es "endlich" durch zu haben. Es ist ja leider einfach keine gute Geschichte, praktisch gar keine Geschichte, und hat vielmehr einen recht sperrigen Sachbuchcharakter. Aber - das muss ich ebenfalls zugeben - immerhin ein Sachbuch in einer oftmals sehr schönen Sprache.
    Damals war's dann aber bei mir auch ganz genauso. Ich hatte den Herrn der Ringe gelesen und war dann so angefixt, dass ich unbedingt auch das Silmarillion haben und lesen musste - sobald ich auch nur das erste mal davon gehört hatte. Kann dich also dahingehend, auf jeden Fall, gut verstehen.

    Da fällt mir auch gerade ein, dass ich vor einiger Zeit auch mal über "Das Buch der verschollenen Geschichten" gestolpert bin und mir die Beschreibung zum Buch - eine kurze inhaltliche Einführung - sprachlich unglaublich gut gefiel. Aber ich hatte mich dann doch gegen einen Kauf entschieden, da mir immer noch das "anstrengende" Silmarillion durch den Hinterkopf spukte ... Mhmhmh, vielleicht sollte ich das ja doch nochmal überdenken ...


    Und auch noch kurz zu den Übersetzungen:
    Natürlich ist auch die Carroux-Übersetzung nicht perfekt. Aber das ist ja meist so und liegt in der Natur der Sache - Zeitdruck, Wirtschaftlichkeit usw.
    "Master Wayne" ist dann tatsächlich auch ein gutes Gegen-Argument. Hat dann vielleicht doch auch einfach sehr viel mit Gewohnheit zu tun. Wenn man etwas sehr lange kennt, mag man es vielleicht einfach nicht mehr anders hören.
    Wobei ich diese alte Sprache und generell auch alte Bücher mit einem altertümlichen Deutsch ohnehin sehr mag. Verstehe auch gar nicht, warum man da etwas "zeitgemäßer" machen muss.
    Hier dann auch mal ein schönes Kleinod - gefunden an anderer Stelle - also nicht von mir:
    Naja, ich finde „alte“ Sprachen nun nicht so schlimm, ich muss sie nicht modernisiert haben, wo landen wir dann 2022 ? Aaaaalder isch hab cooles Schwert was erst voll krass kaputt war und nun durch die krassen Spitzohren wieder ganz ist, ist fast besser, isch schwöööre Digger.

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