Kein Dummer so dumm, dass er es nicht merkte. Der aus dem dritten Stock, zum Beispiel, ging sogar zur Abendschule, hoffte auf ein angeregtes neues Gehirnzellenwachstum; der arme Alte aus dem Erdgeschoss auf eine solide Grundrente, die hässliche Dame unterm Dach setzte auf ihre Schönheits-OP. Der Kirchgänger, der seit Tagen mit dem Tode rang, auf ein ewiges Leben.

Nur die Bescheuerte aus der Wohnung direkt neben meiner, dachte nicht daran, nach Unbescheuertheit zu streben. Sie benutzte nach wie vor einen Nachttopf, kippte ihn morgens aus dem Fenster, und meinte, es blühe Nostalgie.
Aber sie hatte Glück, so einen christlichen Nachbarn wie mich zu haben, der das Gebot beherzigte, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Und so konfiszierte ich ihren Nachttopf ihr zuliebe und aus Liebe zu mir selbst.

Am selben Tag noch schoss die Dame mir ins Knie und so nahm ich ihren Revolver ebenfalls in Verwahrung.

Als sie mir dann spontan noch ein Auge auskratzte, desertierte ich zum Agnostiker.

Dann plötzlich sprach sie mit Engelszunge:
“Schauen Sie nur raus, unten vorm Fenster, die vielen Blumen.”
Sie hatte sie begossen, weil sie im Schutze des Hauses sehr wenig Regen abbekamen und natürlich mit Leitungswasser.

Sofort hörte die Stelle an meinem Knie auf zu schmerzen, wohin sie mich mit der Erbsenpistole beschossen hatte und mein Auge war auch noch drin. Ich hatte wohl ein wenig dramatisiert - ganz schön bescheuert.

Dann warf sie mir diesen unwiderstehlichen Schmuseblick zu und ich wusste - es war Frühling.