Finix Comics - Das Warten hat ein Ende

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Ergebnis 451 bis 475 von 483

Thema: Mit Mantel und Degen

  1. #451
    Mitglied Avatar von El Duderino
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    Nachdem die Serie ja schon enorm viele Vorschusslorbeeren bekam, war es gestern auch bei mir soweit: Mein erstes Finix Album wanderte in meine Sammlung.

    Und schon als ich den Klappentext las, zauberte sich mir ein Grinser auf mein Gesicht, dass ich auch beim Lesen des ersten Kapitels nicht mehr los bekam(Kapitel 2 ist auch bald dran).
    Unglaublich locker flockige, mit viel Wortwitz gewürzte Abenteuergeschichte, begleitet von ebenso wunderbaren Zeichnungen!
    Und was sind das nur für sympathische Hauptfiguren? Dabei tue ich mir eigentlich immer schwer, wenn Tiere in einem halbwegs realistischen Setting agieren, aber hier passt das einfach wie ein Degen ins Auge!

    Nach dem Genuss des ersten Teils weiß ich jetzt schon, dass ich mir die nächsten bald zulegen muss. Und Garulfo und der Indien Schwindel werden nun auch mal genauer beäugt, wenn dort genauso beschwingt geschrieben wird.

  2. #452
    Moderator Avatar von m.baumgaertner
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    Zitat Zitat von El Duderino Beitrag anzeigen
    Nach dem Genuss des ersten Teils weiß ich jetzt schon, dass ich mir die nächsten bald zulegen muss. Und Garulfo und der Indien Schwindel werden nun auch mal genauer beäugt, wenn dort genauso beschwingt geschrieben wird.
    Du wirst es nicht bereuen.. Beide Geschichten sind fantastisch!

    Den indienschwindel fand ich etwas komplexer zu lesen.. Aber andererseits durch die Erzählweise auch etwas spannender.

  3. #453
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    Der Neid sei mit El Duderino der diese Meisterwerke, Humor Schmankerln der Extraklasse noch lesen und entdecken darf.
    Grossartig wenn man mit das Beste was das Medium zu bieten hat. noch vor sich hat.

  4. #454
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    Ich habe mir jetzt erst den sechsten Band der GA zu Gemüte geführt, nachdem ich schon seit Jahrzehnten begeistert von der eigentlichen Serie (also Bände 1-5 der GA) bin -- mit dem ersten Band habe ich irgendwann zwischen 1995 und 1999 angefangen, und seither gehört diese Serie in meine Top xy. Der Zweiteiler um Eusebius ist ein bisschen weniger turbulent und gaglastig als die Kernserie. Ich hatte stark das Gefühl, dass Ayroles hier schon sehr mit den Themen vom Indienschwindel beschäftigt war. Die sozialen Verhältnisse, Herrschaft, Intrige, Unterdrückung, Gaunerei und Verbrechen rücken in den Vordergrund, und wie in der Kernserie und später auch im Indienschwindel folgt Ayroles der Idee des barocken Welttheaters -- mit Masbou hat er dabei einen hervorragenden Bühnenbildner und Regisseur. Die Hauptfigur könnte aus einem Stück von Molière mit dem Namen "Der unheilbare Moralist" oder "Der merkbefreite Optimist" stammen. Diese wird mit allerlei Gaunern, Mördern, Intriganten, Despoten konfrontiert, gegen die der stets hoffnungslos unterlegene Hase Eusebius stets seine moralische Weltsicht behauptet, wodurch ein sehr komischer, aber auch sozialkritisch melancholischer Effekt entsteht. Außerdem greift Ayroles auch noch zum barocken Sujet des Verkleidungs- und Verwechslungsdramas, da die Handlung vor allem der zweiten Hälfte unter anderem auf den Verwirrungen basiert, die dadurch entstehen, dass Eusebius' zwielichtiger Bruder ihm auf ein Haar gleicht. Selbst mit einer Puppe des Puppentheaters wird er zuweilen verwechselt, eine für Ayroles typisch selbstreferenzielle Volte des Theatermotivs. Solche Elemente sowie die vielen Anspielungen auf die Kernserie, aber auch auf Rostands Cyrano (auch wieder ein Theaterstück, wenn auch nicht aus der Epoche Molières, aber diese ausgiebig aufgreifend) machen einen großen Reiz des Comics aus. (Selbst eine Rollenspielanspielung versteckt sich in einem der Panels, wie ich zu meiner Freude entdeckt habe.)

    Trotz oder gerade wegen der Komödienhaftigkeit bleibt bei der Lektüre auch immer ein bisschen echte Sozialkritik hängen, das ist kein Abenteuern nur um des Abenteuerns willen, sondern da schwingt immer auf sehr angenehme und unterhaltsame Weise mit, dass die Autoren sich bei all der historischen Recherche und der Auseinandersetzung mit der (Theater)Kunst des Barock auch Gedanken über die Verfasstheit der Welt machen. Und gleichzeitig funktioniert das barocke Welttheater einwandfrei als flotter, spannender und humorvoller Abenteuercomic. Und Eusebius ist und bleibt zum Knuddeln! Grafisch ist die Knuddeligkeit hinreißend umgesetzt, wird aber nicht zu Tode geritten, sondern erzählerisch klug und sinnvoll dosiert.

    Ich kann nur hoffen, dass Ayroles noch weitere Comic-Projekte im Barockzeitalter am Start hat. So wünsche ich mir meine Comiclektüre. Spannend, unterhaltsam, anrührend, heiter, anspielungsreich und intellektuell anregend.

  5. #455
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    Zitat Zitat von kormoran Beitrag anzeigen
    Ich habe mir jetzt erst den sechsten Band der GA zu Gemüte geführt, nachdem ich schon seit Jahrzehnten begeistert von der eigentlichen Serie (also Bände 1-5 der GA) bin -- mit dem ersten Band habe ich irgendwann zwischen 1995 und 1999 angefangen, und seither gehört diese Serie in meine Top xy. Der Zweiteiler um Eusebius ist ein bisschen weniger turbulent und gaglastig als die Kernserie. Ich hatte stark das Gefühl, dass Ayroles hier schon sehr mit den Themen vom Indienschwindel beschäftigt war. Die sozialen Verhältnisse, Herrschaft, Intrige, Unterdrückung, Gaunerei und Verbrechen rücken in den Vordergrund, und wie in der Kernserie und später auch im Indienschwindel folgt Ayroles der Idee des barocken Welttheaters -- mit Masbou hat er dabei einen hervorragenden Bühnenbildner und Regisseur. Die Hauptfigur könnte aus einem Stück von Molière mit dem Namen "Der unheilbare Moralist" oder "Der merkbefreite Optimist" stammen. Diese wird mit allerlei Gaunern, Mördern, Intriganten, Despoten konfrontiert, gegen die der stets hoffnungslos unterlegene Hase Eusebius stets seine moralische Weltsicht behauptet, wodurch ein sehr komischer, aber auch sozialkritisch melancholischer Effekt entsteht. Außerdem greift Ayroles auch noch zum barocken Sujet des Verkleidungs- und Verwechslungsdramas, da die Handlung vor allem der zweiten Hälfte unter anderem auf den Verwirrungen basiert, die dadurch entstehen, dass Eusebius' zwielichtiger Bruder ihm auf ein Haar gleicht. Selbst mit einer Puppe des Puppentheaters wird er zuweilen verwechselt, eine für Ayroles typisch selbstreferenzielle Volte des Theatermotivs. Solche Elemente sowie die vielen Anspielungen auf die Kernserie, aber auch auf Rostands Cyrano (auch wieder ein Theaterstück, wenn auch nicht aus der Epoche Molières, aber diese ausgiebig aufgreifend) machen einen großen Reiz des Comics aus. (Selbst eine Rollenspielanspielung versteckt sich in einem der Panels, wie ich zu meiner Freude entdeckt habe.)

    Trotz oder gerade wegen der Komödienhaftigkeit bleibt bei der Lektüre auch immer ein bisschen echte Sozialkritik hängen, das ist kein Abenteuern nur um des Abenteuerns willen, sondern da schwingt immer auf sehr angenehme und unterhaltsame Weise mit, dass die Autoren sich bei all der historischen Recherche und der Auseinandersetzung mit der (Theater)Kunst des Barock auch Gedanken über die Verfasstheit der Welt machen. Und gleichzeitig funktioniert das barocke Welttheater einwandfrei als flotter, spannender und humorvoller Abenteuercomic. Und Eusebius ist und bleibt zum Knuddeln! Grafisch ist die Knuddeligkeit hinreißend umgesetzt, wird aber nicht zu Tode geritten, sondern erzählerisch klug und sinnvoll dosiert.

    Ich kann nur hoffen, dass Ayroles noch weitere Comic-Projekte im Barockzeitalter am Start hat. So wünsche ich mir meine Comiclektüre. Spannend, unterhaltsam, anrührend, heiter, anspielungsreich und intellektuell anregend.
    Kann mich hier nur vollinhaltlich anschließen! Danke für diese treffende Analyse.

  6. #456
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Ich weiß, ich bin ein wenig spät dran, meine vollständige Sammlung der Finix-Bände von "Mit Mantel und Degen" zu präsentieren.



    Aber diese Serie hat es mehr als verdient, immer wieder hochgelobt zu werden. Jetzt, wo ich die Serie endlich vollständig von Finix habe (ja, ich habe mir viel Zeit gelassen und immer so nebenbei einen Band bestellt - meine Carlsen Alben liegen ja auch noch hier rum), fange ich nochmal, so zum dritten oder vierten Male von Vorne an. Selbst beim dritten oder vierten Lesen muss ich immer noch herzhaft über einige Situationen laut lachen. Eusebius ist zu köstlich, ich liebe diesen kleinen weißen Hasen einfach. Wr findet den nicht zum Knuddeln? Gerade zur Weihnahctszeit finde ich die Abenteuer so herzerfrischend. Schon der erste Doppelband ist einfach nur fantastisch, als da sind:

    Unsere selbstlosen Helden: Fuchs und Wolf mit den imposanten Namen, die ich mir nie merken werde. Einer stolzer als der andere, ob Franzose oder Spanier. Ein Hase zum Liebhaben. Ein Maure, der sich mit einem Spanier zusammentun muss (Geschichtskenntnisse schaden hier nicht). Ein Geizhals mit einem verdorbenen Sohn. Die feurige Zigeunerin (sorry, ist halt so). Eine Schatzkarte und die Piraten, alle verfolgt von dem Galeeren-Kapitän.

    Der Doppelband hat alles, was ein "altmodischer" (sorry, im positiven Sinne gemeint) Abenteuerroman enthalten muss. Mische alle Zutaten, die du jemals in einem Abenteuerfilm/-roman zur Mantel und Degenepoche gesehen oder gelesen hast, rühre es um, tue viel Humor dabei und fertig ist das beste Stück, das es geben kann.

    Und zeichnerisch ist es ebenfalls eine Wonne:









    Ich habe in Erinnerung, dass jemand vom Lesen abgehalten worden ist, weil hier Tiere die Hauptpersonen sind. Das macht hier aber gerade den besonderen Reiz aus. Die Eigenarten von Wolf und Fuchs und ihr Status in der Fabel oder im Märchen werden hier desöfteren hochgenommen. Einfach köstlich.

    Rudernde Grüße
    Martin

  7. #457
    Mitglied Avatar von El Duderino
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    Ich kann das besondere der Serie auch noch einmal bestätigen. Sehe, mein Post von 2020 ist ja noch recht aktuell vertreten hier im Thread, in der Zwischenzeit habe ich natürlich die gesamte Reihe gelesen und kann wirklich sagen: Ein wundervolles Werk! Vor allem die geschliffenen und humorvollen Dialoge, die sympathischen Figuren, die flotte Handlung, die wunderschönen Zeichnungen, aber natürlich auch die Aufmachung von Finix...hier passt einfach alles!

    Und jetzt sollte ich mir mal langsam wirklich auch den "Indien Schwindel" oder "Garulfo" holen...

  8. #458
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von El Duderino Beitrag anzeigen
    ...

    Und jetzt sollte ich mir mal langsam wirklich auch den "Indien Schwindel" oder "Garulfo" holen...
    Jetzt aber mal flott! Das sind die perfekten Alben auch für Weihnachten. Einfach fantastisch, was da abgeht.

    Ciao
    Martin

  9. #459
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    Mittlerweile hat sich auch die Literaturwissenschaft der Serie angenommen.
    Ein französischer Doktorand der Uni Straßburg arbeitet gerade an einer vergleichenden Studie des französischen Orginals mit der deutschsprachigen Edition

  10. #460
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Interessant. Was mich noch interessieren würde, ist, wieviele Anspielungen drin sind, die ich nicht verstehe (alle! ). Gibt´s dazu auch irgendwas?

    Ciao
    Martin

  11. #461
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    Die Anspielung auf Fontaines Fabeln hast Du ja schon. Dass die unterschiedlichen Gemüter von Spaniern und Franzosen aufeinandertreffen, wurde auch auf barocken Bühnen dargestellt, zum Beispiel im Teil "Les sauvages" in "Les indes galantes" von Rameau. Überhaupt das Verhältnis von "Wilden" und "Europäern" war ein damals häufig auftretendes Thema in Literatur, Theater und Oper und findet sich dann ja auch noch im "Candide" von Voltaire. Auch Türken und Janitscharen sind festes Inventar barocken Theaters, und folgerichtig wird dann auch irgendwo in der Serie der "Marche des turcs" von Lully zitiert. Sehr viel ist von Cyrano "geklaut", Gedichte, Balkonszenen, die Reise zum Mond, die Nase und natürlich der Fechtmeister. Das wären so diejenigen Anspielungen, die ich mitbekommen habe und an die ich mich erinnere.

  12. #462
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    @kormoran

    Vielen Dank. Das klingt ja schon mal super. Damit muss ich mich mal näher beschäftigen Aber zur Zeit genieße ich einfach nur die Alben.

    Fabelhafte Grüße
    Martin

  13. #463
    CF Unterstützer Avatar von Gagel
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    Zitat Zitat von Ollih Beitrag anzeigen
    Mittlerweile hat sich auch die Literaturwissenschaft der Serie angenommen.
    Ein französischer Doktorand der Uni Straßburg arbeitet gerade an einer vergleichenden Studie des französischen Orginals mit der deutschsprachigen Edition
    Und Finix veröffentlich die Dissertation!

  14. #464
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    Zitat Zitat von Gagel Beitrag anzeigen
    Und Finix veröffentlich die Dissertation!
    Oui! 'orst wird die wunderübsche Zeichnungen dazu machen!

  15. #465
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von Borusse Beitrag anzeigen
    Oui! 'orst wird die wunderübsche Zeichnungen dazu machen!
    Gekauft!

  16. #466
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Mit Mantel und Degen - Anspielungen auf Kultur und Geschichte

    Angeregt durch kormorans Ausführungen zu den Anspielungen in den Bänden, möchte ich mal anfangen zu sammeln:

    1. "Der Geizige, der seinen Schatz verlor
    (französisch: L'Avare qui a perdu son trésor)

    ist die 20. Fabel im vierten Buch der Fabelsammlung des französischen Dichters Jean de La Fontaine. Die Grundlage bildet eine Fabel des Äsop, wie der Dichter in der Einleitung erwähnt.

    Ein geiziger Mann vergrub aus Angst vor Diebstahl seinen Goldschatz auf einem Acker. Ein Totengräber beobachtete, wie der Geizige diesen Platz oft besuchte, und grub daraufhin an der Stelle, fand und hob den Schatz. Als der Bestohlene den Verlust bemerkte, weinte und klagte er laut. Ein vorbeigehender Wanderer hörte sein Jammern und fragte nach dem Grund. Er wunderte sich darüber, dass der Geizige das Gold fern von zu Hause aufbewahrt hatte, statt es in seiner Nähe zu haben und sich von Zeit zu Zeit daran zu bedienen. Als der Geizige ihm erzählte, dass er den Schatz nie angerührt habe, entgegnete der Wanderer: „So legt ’nen Stein an seine Stelle, der hat für Euch denselben Wert!“


    Der Geizige ist natürlich Herr Cenile. Er will von seinem Reichtum noch nicht mal was hergeben, als es um seinen Sohn geht. Vielmehr heuert er unsere beiden Helden an, die sich selbstlos ohne Lohn in das Abenteuer stürzen, um ihm zu helfen. Sein Geld dient also nur zur Aufbewahrung. Und dann geht es auch noch um einen Schatz, den er unbedingt, ohne irgendwelche Einbußen, in seinen Besitz zu gelangen.

    2. "Vom Sterngucker, der in einen Brunnen fiel (französisch: L’Astrologue qui se laisse tomber dans un puits)

    ist die 13. Fabel im zweiten Buch der Fabelsammlung des französischen Dichters Jean de La Fontaine. Die eigentliche Erzählung der Fabel, die zum ersten Mal von Platon in Theaitetos (174a) und auch schon bei Äsop überliefert ist, besteht aus nur vier Versen:

    Ein Astrolog fiel in den Brunnen einst.
    Da sagten sie zu ihm: „Du armes Wesen,
    siehst nicht, was dir zu Füßen ist, und meinst,
    du könntest droben hoch am Himmel lesen!“

    Die Fabel ist eine Abrechnung mit allen Abenteurern und Illusionisten, ob sie sich selber oder andere täuschen; Der Erzähler regt sich zutiefst über sie auf (je m’emporte un peu trop), sie sind für ihn nur „Windbeutel und Scharlatane“. Der Spekulant, der ins Wasser fiel, ist für den Dichter der Inbegriff aller Träumer."


    Der Mondstein fällt in den Brunnen, aus dem er vom Saltiel Ben Bezalel , dem Gelehrten herausgeholt wird.

    3. Ein Tier im Mond (französisch: Un Animal dans la lune)

    ist die 18. Fabel im siebten Buch der Fabelsammlung des französischen Dichters Jean de La Fontaine.[1] In der Fabel „Un animal dans la lune“ handelt der Dichter zwei auf den ersten Blick denkbar weit voneinander entfernte Gedanken nacheinander ab: einerseits die Beteiligung der Sinne und des Verstandes an der Sinneswahrnehmung, andererseits den Wunsch nach Frieden, damit Wissenschaften und Kunst blühen können (was La Fontaine sehr am Herzen lag).

    La Fontaine ließ sich zu dieser besonderen Fabel von einem Vorfall inspirieren, der sich 1677 in London ereignet hatte. Der Gelehrte Paul Neal, ein Mitglied der Royal Society, hatte behauptet, mit einem Teleskop ein riesiges Tier auf dem Mond gesichtet zu haben, das einem Elefanten gleiche. Diese Sensation wurde mit viel Fanfare veröffentlicht. Als das Teleskop jedoch abmontiert und geöffnet wurde, stellte sich heraus, dass er in Wirklichkeit den winzigen Flügel einer Fliege und eine kleine Maus gesehen hatte, die in der Linse des Instruments gefangen waren. Dieser Vorfall wurde von Samuel Butler in einem Gedicht mit dem Titel Der Elefant auf dem Mond karikiert.


    Quelle der Zitate: Liste der Fabeln von La Fontaine


    Ohne den Tipp von kormoran hätte ich das nicht gefunden.

    Jetzt gibbet Frühstück. Deshalb geht es später weiter mit dem Fligenden Holländer und Shakespeare

    Fabelhafte Grüße
    Martin

  17. #467
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Wer frz. kann oder es sich übersetzen lassen will, kann auch hier einiges finden. Müsste auch in einem der älteren Postings stehen

    https://www.decape.askell.com/histoire_albums.php

  18. #468
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von Simulacrum Beitrag anzeigen
    Wer frz. kann oder es sich übersetzen lassen will, kann auch hier einiges finden. Müsste auch in einem der älteren Postings stehen

    https://www.decape.askell.com/histoire_albums.php
    Vielen Dank für den Link. Über diese Seite war ich wohl auch schon gestolpert, als ich nach dem Namen von Cenile, dem Geizigen, suchte; aber so tief war ich da noch nicht eingetaucht. Band 1 wird fast Panel für Panel, aber zumindest fast Seite für Seite auseinandergenommen worden. Für die restlichen Bände habe ich es leider (noch) nicht gefunden. Es lohnt sich auf jeden Fall füer alle, die die weiteren Hintergründe erforschen wollen.

    Auf den ersten Blick habe ich insbesondere auch Verweise auf Moliere und die Fabeln gefunden, aber nicht konkret auf die Fabeln des französischen Dichters Jean de La Fontaine. Vielleicht sind die in Frankreich bekannter als in D, sodass da nicht explizit drauf hingewiesen werden muss. Hier danke ich also noch einmal kormoran für den Hinweis.

    Doch zurück zu meiner Ankündigung auf Shakespeare und den fliegenden Holländer einzugehen:

    1. Balkonszene (Akt I, Seite 25 ff - GA 1)

    Sobald man einen Balkon sieht und sich zwei Liebende anschmachten, weiß jeder sofort Bescheid, worum es geht:

    "Bei dieser Szene handelt es sich um eine der berühmtesten Szenen des ganzen Stückes. Immer wenn von Romeo und Julia die Rede ist, wird an die bekannte Balkonszene gedacht. Wenn man sie in die anderen Szenen des Stückes einordnet, stellt man fest, dass diese Szene dazu dient die unerschöpfliche und große Liebe zwischen den Hauptcharaktären aufzuzeigen. Die Szene ist charakteristisch für den gesamten zweiten Akt, in dem die junge Liebe im Vordergrund steht und der auch dazu dient dem Publikum die Innigkeit zwischen dem Paar zu zeigen."

    Quelle: zweiter-akt-zweite-szene.html


    2. Armand mit dem Totenschädel in der Hand (Akt III, Seite 7 der GA 2)

    "Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage."

    Jeder weiß sofort, dass es aus Hamlet ist.

    „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ (auf Englisch To be, or not to be, that is the question) ist ein Zitat aus der Tragödie Hamlet, Prinz von Dänemark von William Shakespeare, 3. Aufzug, 1. Szene. In dem Stück beginnt der Protagonist Hamlet mit diesem Satz einen Monolog, in dem er darüber nachdenkt, dass er vor entschlossenem Handeln Scheu hat, weil er trotz seiner Todessehnsucht und seines Weltschmerzes Angst vor dem Tod hat. Die Zerrissenheit der Figur wird in diesem Monolog, der weder der emotionalen Tragik noch des philosophischen Tiefgangs entbehrt, deutlich.

    Zitiert wird der Satz in Situationen, die für jemanden existenziell von Bedeutung sind.[1]

    Sehr häufig wird der Monolog fälschlich mit der Friedhofszene (5. Akt, 1. Szene) in Verbindung gebracht, in der Hamlet den Totenschädel des früheren Hofnarren Yorick in der Hand hält und einen weniger bekannten Monolog deklamiert („Ach, armer Yorick! Ich kannt ihn, Horatio…“).

    Quelle: wiki/Sein_oder_Nichtsein,_das_ist_hier_die_Frage

    Armand Raynal de Maupertuis ist ein Angsthase (Sorry, dagegen ist Eusebius mehr als mutig). In vielen Situationen ist er derjenige, der sich fürchtet. Das kommt mit dem Hamlet Zitat sehr gut zum Ausdruck und passt zu seiner Figur.

    Exkurs (Herkunft der Namen kann man auch in der verlinkten Seite finden):

    "Guillaume-Thomas François Raynal, auch Abbé Raynal[1] (* 12. April 1713 in Lapanouse in der Rouergue; † 6. März 1796 in Passy), war ein französischer Schriftsteller. Er wurde durch seine Geschichte zweier Indien (1770) berühmt, eine der meistgelesenen Schriften der Spätaufklärung."

    Quelle: wiki Guillaume_Thomas_Francois_Raynal

    Pierre Louis Moreau de Maupertuis (* 28. September 1698[1] in Saint-Jouan-des-Guérets (Saint-Malo); † 27. Juli 1759 in Basel) war ein französischer Mathematiker, Geodät, Astronom, Naturforscher und Philosoph, der das Prinzip der kleinsten Wirkung entdeckte.

    Quelle: wiki - Pierre_Louis_Moreau_de_Maupertuis

    Die verlinkte Seite verrät uns auch etwas zu Don Lope de Villalobos y Sangrin, was ich hier nur reinkopiere, mit der automatischen Übersetzungsfunktion vom Firefox:

    "Don Lopes Name ist eng mit seinem Zustand verbunden: Hang bedeutet "Wolf" und Villalobos als "Stadt der Wölfe".
    "Sangrin" erinnert an Blut, ein Wort, das "Blut" bedeutet und in der Devise "Carne y sangre", wörtlich "Boldish and blood" wiederholt.
    Aber wie Armands ist Lopes Name auch von Renarts Roman inspiriert: Das Teilchen "y Sangrin" spielt direkt auf Ysengrin the Wolf an, Renart the Pup's unglücklicher Comper.

    Die "Renart Romance" ist eine Reihe mittelalterlicher Geschichten und Fabeln, die teilweise Jehan dem Epicier (Renart le gegen vered) und Rutebeuf (Romance of Renart) zu verdanken sind.
    Die Geschichte zeigt zwei Begleiter, einen Wolf und einen Fuchs, die mit Bosheit und Vertäuschung in der menschlichen Welt konkurrieren.

    Es sollte beachtet werden, dass es einen Lopez de Villalobos gab.
    Als großer Navigator und Entdecker in der Linie des Magellan und Vasco da Gama war er im 16. Jahrhundert der Entdecker der Philippinen und der Insel Luzon."

    Quelle: https://www.decape.askell.com/Persos/Lope.php

    3. Der Fliegende Holländer (Akt 2, Seite 96 ff - GA 1)

    Die Sage vom Fliegenden Holländer handelt von einem Kapitän, der durch einen Fluch dazu verdammt worden ist, bis zum jüngsten Tag mit seinem Gespensterschiff auf dem Meer umherzuirren, ohne in einen Hafen einlaufen oder Erlösung im Tod finden zu können.

    Das Schiff selbst soll unglaubliche Fähigkeiten besitzen. So soll es gegen den Sturm, bei absoluter Flaute oder auch rückwärts segeln können. Es erscheint in der Luft schwebend oder taucht plötzlich aus den Tiefen des Meeres auf. Die Segel sind blutig rot oder erscheinen rot wie von Glut angestrahlt, oder es tanzen Elmsfeuer geisterhaft um den Mast und der Rumpf ist schwarz wie die Hölle. Von der Besatzung ist niemand zu sehen oder man sieht ihre Leichen an Deck oder sie besteht aus lebenden Toten."

    Quelle: wiki/Fliegender_Holländer_(Sage)

    Ich finde es fantastisch, wie dem Leser hier eine natürliche Erklärung der Sage präsentiert wird. Diese kommt als Rationalist von Armand.

    Immer noch begeisterte Grüße
    Martin

  19. #469
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    1. Der Geizige von Moliere

    Auch bei Moliere spielt der Geizige eine Hauptrolle:

    "Der Geizige (Originaltitel: L’Avare ou l’École du mensonge, früher auch als Der Geizhals übersetzt) ist eine Komödie von Molière in fünf Akten und in Prosaform, die am 9. September 1668 im Théâtre du Palais-Royal uraufgeführt wurde. Molière nahm für das Stück wesentliche Anleihen bei der Komödie Aulularia des römischen Dichters Plautus.

    In L’Avare wird der Typ des reich gewordenen, aber engstirnig und geizig gebliebenen Bürgers karikiert, der seine lebensfrohen und konsumfreudigen Kinder fast erstickt."


    Quelle: wiki/Der_Geizige


    2. Seleniten

    Unsere Helden treffen auf die Seleniten, die mit ihrer Schatzkarte in allen auf der Erde vertretenen Sprachen die Schatzjäger angelockt haben.

    "Die ersten Menschen auf dem Mond ist ein Roman des britischen Schriftstellers Herbert George Wells. Das Buch wurde zum ersten Mal 1901 unter dem Titel The First Men in the Moon veröffentlicht. Im Bruns Verlag gab es im Jahr 1905 die deutsche Erstveröffentlichung unter dem Titel Die ersten Menschen im Mond.

    Auf der Suche nach der Kugel stoßen sie auf eine Herde Mondkühe, die von ameisen-ähnlichen Mondmenschen bewacht werden. Die Mondmenschen werden von Cavor und Bedford als Seleniten bezeichnet (nach der griechischen Mondgöttin Selene)."


    Quelle: wiki/Die_ersten_Menschen_auf_dem_Mond

    3. Zitat aus dem Faust-Monolog

    Im Theaterstück bei den Seleniten wird dann noch aus dem Faust-Monolog zitiert:

    Faust Monolog

    Habe nun, ach! Philosophie,
    Juristerei and Medizin,
    Und leider auch Theologie
    Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
    Da steh' ich nun, ich armer Tor,
    Und bin so klug als wie zuvor!

    Heiße Magister, heiße Doktor gar,
    Und ziehe schon an die zehen Jahr'
    Herauf, herab und quer und krumm
    Meine Schüler an der Nase herum -
    Und sehe, dass wir nichts wissen können!


    Das aufgeführte Theaterstück erinnert stark an Moliere bzw. dann auch an die hier enthaltene Geschichte. Eien wirklich schöne Verschachtelung: Ein Comic angelehtn an ein Theaterstück, in dem ein entsprechendes Theaterstück aufgeführt wird. Köstlich! Chapeau. Besser geht es nicht.

    4. Biblische Geschichte "Jona und der Wal"

    Zur Vervollständigung noch der große Fisch und Jona, der verschlungen wird. Nicht nur Eusebius und Kader haben dieses Schicksal erlitten. Ach der Krake war auch dabei.

    "Gott erteilt Jona den Auftrag der Stadt Ninive den Untergang zu verkündigen. Doch Jona fürchtet diese Aufgabe und begibt sich auf die Flucht. Daraufhin schickt Gott einen gewaltigen Sturm und das Schiff des flüchtenden Jona gerät in Seenot. Das Unwetter beruhigt sich erst, als die Seeleute Jona über Bord geworfen haben und er von einem großen Fisch verschlungen wurde. Im Leib des Fisches fleht Jona um Gnade und nach drei Tagen gibt Gott ihn aus seiner Gefangenschaft frei. Nun gehorcht Jona und verkündigt der Stadt Ninive die göttliche Botschaft. Doch König und Einwohner wenden sich von ihrem Unrecht ab und erflehen Gnade, die Gott ihnen gewährt und so bleibt die Stadt letztlich verschont."

    Fäustliche Grüße
    Martin
    Geändert von Martin 37 (09.12.2023 um 19:45 Uhr)

  20. #470
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    Weiß nicht mehr, ob der Link hier schon einmal gepostet wurde, jedenfalls auch sehr interessant, um ein paar der unzähligen Referenzen zu entdecken, das Interview mit Ayroles nach dem 6. Band aus 2005

    http://nerial.free.fr/artelio/artelio/spip_052.html

  21. #471
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Vielen Dank für den Link. Ich habe mal die erste Antwort von Ayroles durch einen Übersetzer gejagt:

    Sicherlich beginnen wir zu Beginn mit etwas sehr Theatralischem, mit einer Mise en abyme, wie sie im 17. Jahrhundert üblich war, da wir diesen Vorgang in den Stücken dieser Zeit immer wieder finden; zum Beispiel in „L’impromptu de Versailles“ von Molière. Auch Rostand verweist in seinem Cyrano de Bergerac auf diese Tradition, indem er sein Stück mit einer Aufführung eröffnet. Ich wollte ein überaus theatralisches erstes Album machen, aber es stimmt, dass es von dem Moment an, in dem die Geschichte Venedig verlässt, einen Ortsbruch und das Auftauchen einer anderen Logik gibt, die mehr mit dem maritimen Abenteuer und der Mythologie der Geschichten von zu tun hat Piraterie, wie zum Beispiel der Fliegende Holländer. Bis Band 5 hatte ich nicht den Eindruck einer störenden Heterogenität. Als sich die Szene erweiterte, hatte ich, wie Sie richtig bemerkt haben, eher den Eindruck, immer noch Theater zu haben, aber gewürzt mit Abenteuer, obwohl ich wusste, dass die Behandlung des Letzteren ohnehin theatralisch war. Für mich war die Schatzsuche in Band 4 so etwas wie eine Pflichtpassage; Die Codes der Piratengeschichte wurden auf ein theatralisches Thema aufgepfropft, mit der Inszenierung eines Stücks im Stück und der Erkundung hinter den Kulissen: Probe, Backstage, Maschinen... Es gibt Bände, in denen die theatralische Seite dominiert , andere, bei denen das Abenteuer Vorrang vor dem Rest hat, ohne dass ich mich vorher dafür entschieden habe. Aber je weiter ich in der Geschichte vorankomme, desto schwieriger wird es für mich zu improvisieren. Eine echte Pause gibt es in der Mitte von Band 6; Wenn die Helden zu Pferd in die freie Natur aufbrechen, meine ich eindeutig, dass wir uns auf etwas Kinematografischeres zubewegen, und das ist auch der Grund, warum wir keine Chorszene wie in den anderen Alben finden. Dies wird in Band 7 noch zunehmen, auch wenn ich mich für eine weniger lineare Struktur entschieden habe. Anschließend wird Band 8 das Theater wirklich hinter sich lassen und sich in Richtung Epos und Fantasy mit einer Reihe von Schlachten verlagern, und Band 9 wird endlich wieder an die romantischen Crossovers anknüpfen. Was mir beim Schreiben als Anker dient, ist, dass sich die Protagonisten auch in der Fantasie immer wie Theaterfiguren verhalten müssen."

    Quelle



    Das ist eine sehr schöne Zusammenfassung seines Gesamtwerkes.


    Zur Zeit schaue ich zuviel Doctor Who (Matt Smith Doctor - siehe Unterforum - , so dass ich hier ein wenig hinterherhinke. Aber Fortsetzung folgt



    Einen schönen Adventssonntag wünsche ich
    Martin

  22. #472
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    Die Autoren/ Interviewer hatte dort auch eine schöne Rezi hinterlassen, Übersetzung mit Chrome

    Von Cape und Crocs oder der Eleganz des Lachens

    Ein frommer Wolf, ein poetischer Fuchs, ein rückgratloser Blonder, flankiert von seinem Diener, ein geiziger und lüsterner Vater, eine entführte Frau, eine Zigeunerin, ein Janitscharen, einst ein Abgesandter, heute ein Korsar, ein sehr niedliches Kaninchen, ein Ordensritter von Malta, ein sehr böser Gelehrter, ein Sklave, der kein Sklave mehr ist, ein launischer Prinz, eine giftige Blondine und dann Piraten, die das Schießpulver nicht erfunden haben, Kannibalen, Seleniten in Trümmern ... Alles, was diese schönen Menschen auf die Bühne riefen von De cape et de crocs !
    Alain Ayroles und Jean-Luc Masbou lernten sich an der Angoulême School of Fine Arts kennen. Sie werden zu unzertrennlichen Rollenspielbegleitern und erschaffen gemeinsam Tales und Racontars . Vor dem Hintergrund eines parallelen 17. Jahrhunderts in Europa vermischt dieses Universum fröhlich Märchen mit Geschichten über Piraten und Verwegenheit. Ayroles verfeinert seine Beherrschung des Drehbuchs als Spielleiter, während Masbou mit viel Sinn für Theatralik einen „spanischen Wolf, der alles heilt“ spielt, wobei der „irische Selbstjustizfuchs“ von einem gemeinsamen Freund gespielt wird. Auch Eusebius existierte zu dieser Zeit bereits, ebenso wie der ehrgeizige Amphibie Garulfo..

    .
    Nachdem Masbou für verschiedene Projekte mehrere Ablehnungen von Verlagen erlitten hatte, bat er seinen Freund, ihm ein Drehbuch zu schreiben. Beide beschlossen, ihr Material aus Contes et Racontars zu beziehen , sei es die Charaktere, bestimmte Handlungsstränge oder humorvolle Situationen, die sie während ihrer Spiele erlebten. Ayroles möchte das Motiv der Schatzsuche bearbeiten. Wie er sehr bescheiden zugibt, sind es Molière und seine Fourberies de Scapin , die ihm den unglaublichen Ausgangspunkt für seine Intrige liefern.

    Anschließend zeichnete Masbou drei Tafeln, die sie dem Verleger Guy Delcourt überreichten, der sofort begeistert war. Die Serie wurde 1995 ins Leben gerufen. Zwischen „Das Geheimnis der Janitscharen“ , dem Eröffnungsband, der sofort von einem informierten Publikum begrüßt wurde, und der Veröffentlichung von „ Luna incognita“ im Jahr 2004 werden die Abenteuer von Don Lope de Villabos y Sangrin und Armand Raynal de Maupertuis zu sehen sein Ihr Ruf wuchs in Frankreich und anderswo (Deutschland, Niederlande, Dänemark, Italien).

    Ein wohlverdienter Erfolg für ein schillerndes Werk, das erzählerische Virtuosität, Liebe zum Detail, Schreibfinesse und humanistische Fantasie vereint. Zeichnung und Farbgebung von Jean-Luc Masbou machen es zu einem ständigen Wunderobjekt für das Auge. Aber mehr noch: Der Atem des Epos, der barocke Wahnsinn des 17. Jahrhunderts, die seltsamsten Mythologien verleihen De Cape de de Crocs einen Ton, schaffen eine einzigartige und jubelnde Atmosphäre. Ein referenzielles Universum, wenn es jemals eines gab, aber immer kohärent, aufgebaut auf einer kollektiven Vorstellungskraft aus Duellen, Elan, Seeschlachten, sprechenden Tieren ... Alain Ayroles eignet sich tausendundeine Inspirationen, tausendundeine Wünsche wieder an.

    Der Autor ist natürlich ein Klassiker. Es geht ihm nicht darum, neue Formen zu identifizieren, sondern vielmehr darum, abgenutzte Muster im Lichte seiner eigenen Sensibilität neu zu betrachten. Aber Ayroles erweist sich als beeindruckender Schmuggler, dessen Comic-Praxis, zumindest in De cape et de crocs , als reizvolle Aktualisierung einer Tradition (Theater, Commedia dell'arte , Abenteuergeschichte) und einer europäischen Kultur des Grand Siècle erlebt wird Erbe (unter anderem).

    In dieser Hinsicht ist es nicht unerheblich, dass sich der Autor auf das Rabelais-Erbe beruft (wir verweisen in diesem Punkt direkt auf das Interview , das Ayroles uns gegeben hat).
    Bitte belassen Sie es daher nicht bei der unvorsichtigen Betrachtung einer gut gemachten Unterhaltung: „ De cape et de crocs“ ist ein Werk von Reichtum, das andere Aufmerksamkeit erfordert – die wir in dieser Datei speziell entwickeln möchten.
    http://nerial.free.fr/artelio/artelio/spip_053.html


    PS:
    Und eine sehr ausführliche im Jahr davor: http://nerial.free.fr/artelio/artelio/spip_228.html
    Geändert von Simulacrum (10.12.2023 um 08:33 Uhr)

  23. #473
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    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen

    2. Seleniten

    Unsere Helden treffen auf die Seleniten, die mit ihrer Schatzkarte in allen auf der Erde vertretenen Sprachen die Schatzjäger angelockt haben.

    "Die ersten Menschen auf dem Mond ist ein Roman des britischen Schriftstellers Herbert George Wells. Das Buch wurde zum ersten Mal 1901 unter dem Titel The First Men in the Moon veröffentlicht. Im Bruns Verlag gab es im Jahr 1905 die deutsche Erstveröffentlichung unter dem Titel Die ersten Menschen im Mond.

    Auf der Suche nach der Kugel stoßen sie auf eine Herde Mondkühe, die von ameisen-ähnlichen Mondmenschen bewacht werden. Die Mondmenschen werden von Cavor und Bedford als Seleniten bezeichnet (nach der griechischen Mondgöttin Selene)."


    Quelle: wiki/Die_ersten_Menschen_auf_dem_Mond
    Mit Wells dürfte das wenig zu tun haben, mir erscheint es mehr als offensichtlich, dass die ganze Mondreise inklusive der Seleniten von Cyranos "Reise zum Mond" inspiriert ist, und wenn ich mich recht erinnere, treffen die Helden auf dem Mond doch auch den Fechtmeister aka Cyrano.

  24. #474
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    Zitat Zitat von kormoran Beitrag anzeigen
    Mit Wells dürfte das wenig zu tun haben, mir erscheint es mehr als offensichtlich, dass die ganze Mondreise inklusive der Seleniten von Cyranos "Reise zum Mond" inspiriert ist, und wenn ich mich recht erinnere, treffen die Helden auf dem Mond doch auch den Fechtmeister aka Cyrano.
    Danke für den Hinweis. Cyrano de Bergerac kommt bei mir auch noch vor. Ich bin schließlich erst am Anfang meiner Studien über das Werk.

    Das Zitat mit Wells habe ich auf die Schnelle rausgesucht, weil es die Herkunft des Namens der Seleniten so schön erklärt: Griechische Mondgöttin Selene. Ich kann mich nicht mehr so richtig dran erinnern, da ich es erst gestern gelesen habe, wer vom Mond in den Brunnen gefallen sein könnte.

    Dankende Grüße
    Martin

  25. #475
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    Bei der Reise zum Mond wird der Äther erwähnt. Damit wird eine zu dieser Zeit geltende physikalische Erklärung aufgegriffen, die erst mit Einsteins Relativitätstheorie überholt war.

    Äther - Der Äther (deutsch ‚der (blaue) Himmel‘) ist eine hypothetische Substanz, die im ausgehenden 17. Jahrhundert als Medium für die Ausbreitung von Licht postuliert wurde.

    In diesem Album wird zudem Cyrano de Bergerac, wie bereits kormoran ausgeführt hat, ausdrücklich mit seinem Buch von den Protagonisten erwähnt.

    Konkret wird darauf Bezug genommen (hervorgehoben durch die Markierung):

    "Im Land der Tiermenschen gibt es zwei Sprachen, eine für die Vornehmen und eine für das einfache Volk. Erstere besteht aus einer musikartigen Aneinanderreihung von Tönen, Letztere aus reinen Körperbewegungen. Der Hunger wird einfach durch das Einatmen köstlicher Düfte gestillt, Rechnungen werden durch Gedichte bezahlt, und die Söhne erziehen die Väter. Kriege werden durch gelehrte Dispute oder das Los entschieden, das Tragen prunkvoller Kleider wird als Schmach betrachtet. Menschen mit großer Nase gelten als edel, geistvoll und höflich, kurznasige Jungen werden von Priestern entmannt, damit sie sich nicht fortpflanzen können. Jeder Mann darf sexuell über jede Frau verfügen und umgekehrt."

    Quelle: zusammenfassung/reise-zum-mond-und-zur-sonne/4405

    Interpretationsansätze

    "Reise zum Mond und zur Sonne setzt den religiösen Überzeugungen und Vorurteilen sowie den autoritären Herrschaftsstrukturen des 17. Jahrhunderts ein für die damalige Zeit nonkonformistisches, aufklärerisches Menschenbild entgegen.

    Der Roman verteidigt mit den Mitteln der Phantasie, der Ironie und der parodistischen Zuspitzung Bergeracs weltanschauliche Positionen: die Freiheit des Individuums, die vorurteilslose Vernunft, das naturwissenschaftliche Denken und ein modernes Bild des Universums.

    Der von Bergerac beschriebene Kosmos setzt keine Metaphysik und keinen Schöpfer voraus, hinter der Ironie und den zahlreichen parodistischen Passagen des Werkes steckt letztlich ein atheistisches Weltbild. Dazu passt auch, dass zahlreiche religiöse Dogmen, wie die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele, der Wiederauferstehung am Tag des jüngsten Gerichts oder die Schöpfungsgeschichte, in Frage gestellt werden.

    Die menschliche Arroganz, sich für die "Krone der Schöpfung" zu halten und die Tiere als seelenlose Wesen zu betrachten, die bedenkenlos ausgebeutet werden können, wird radikal kritisiert und ins Lächerliche gezogen. Bergerac vertritt ein antianthropozentrisches Weltbild.

    Der restriktiven Sexualmoral der Kirche setzt Bergerac eine Haltung entgegen, die die Triebbefriedigung als natürliches individuelles Recht betrachtet.

    Die Staaten auf Mond und Sonne sind keine Idealgesellschaften, vielmehr spiegeln sie in ironischer Umkehr oder Übersteigerung menschliche Schwächen und politische Fehlentwicklungen auf der Erde wider.

    Obwohl die Schilderung der Technik zu einem großen Teil phantastisch überdreht ist, erweist sich Bergerac bei der Beschreibung einiger Maschinen (z. B. Hörbuch, Nachtsichtgerät) geradezu als Prophet."


    Quelle: s. o.


    "In seinen Romanen verpackte Cyrano sein materialistisches, jeder Metaphysik und Bigotterie abholdes Weltbild in eine vergnüglich zu lesende Science Fiction-Geschichte, in der der Ich-Erzähler zwei Reisen in außerirdische Welten unternimmt, eine auf den Mond und eine auf die Sonne. 'Science'-'Fiction' sind die beiden Romane im Wortsinn: Cyrano verpackte die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts in eine unterhaltende Geschichte. Darin diskutiert der Ich-Erzähler mit den Bewohnern des Mondes und der Sonne über damals noch so heikle Fragen wie das heliozentrische Weltbild, die psychosomatische Konstitution der Körper, die geleugnete Unsterblichkeit der Seele, die Absurdität der Schöpfungsgeschichte oder die doch sehr zweifelhafte Existenz Gottes. Dass der Ich-Erzähler dabei durchaus die tradierten Positionen vertritt, für Gott und den überkommenen Aristotelismus eintritt, hindert nicht, dass damalige und heutige Leser leicht die eigentliche Meinung des Autors herauslesen können, auch wenn Cyrano den schlimmsten Freidenker unter den Mondbewohnern am Ende der "Reise zum Mond" vom Teufel in die Hölle abholen lässt."

    Quelle: literaturkritik.de


    Bisher kannte ich die Details zu Bergerac nicht, muss ich hier gestehen. Aber nach dem, was ich jetzt gerade über die "Reise zum Mond" gelesen habe, müsste es wie die Faust auf mein Auge passen (und wahrscheinlich bei vielen anderen auch). Auf deutsch ist da wieder schlecht dran zu kommen.

    Salü
    Martin

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