Zitat von
Elif
Abgesehen vom reinen Zeitaufwand ist es auch einfach so, dass man mit einer gewissen zeichnerischen Qualität relativ schnell an einen Punkt kommt, an dem sich kommerzielle Aufträge häufen. In der Hinsicht hat es wirklich einen Vorteil, das Zeichnen als Handwerk zu erlernen, weil ein paar Sekunden reichen, um ein Einzelbild zu beurteilen, während ein Autor deutlich mehr Aufmerksamkeitsspanne von potentiell interessierten Lesern und letztlich Kunden braucht und dadurch auch bei professioneller Qualität durchaus einige Jahre erfolglos bleiben kann. Entsprechend sind aber einfach auch viele der Leute, die früher auf reiner Spaß- und Hobbybasis einzelne Bilder und Geschichten gezeichnet haben, inzwischen haupt- oder nebenberufliche Illustratoren (o.Ä.) und haben nach einigen Stunden beruflichen Zeichnens jeden Tag natürlich weniger Energie übrig, um sich noch großartig mit Spaßsachen zu beschäftigen. Es ist ja nicht nur in dem Bereich so, wenn einen spätestens nach dem Studium die berufliche Realität einholt und dann vielleicht noch eine Familie dazukommt, dann geht es doch den meisten Menschen so, dass sie viel weniger Freizeit übrig haben, um sich rein aus Leidenschaft in so ein umfangreiches Projekt zu stürzen. Meiner Erfahrung nach läuft es wirklich meistens so, dass man als Hobbyzeichner entweder irgendwann zum Profizeichner wird, oder ganz aufhört bzw. die zeichnerische Aktivität extrem einschränkt, weil das Leben sich eben in eine andere Richtung entwickelt.
Bei der Frage nach Partnerschaft vs. Entlohnung kann man sich aber auch andersherum fragen: möchte der Autor einen Partner, mit dem er zusammen eine Geschichte entwickelt, oder möchte er nur einen Dienstleister für den Part, den er selbst mangels handwerklicher Fähigkeiten nicht machen kann? Wenn ein Autor jemanden möchte, der sein Skript 1:1 so umsetzt, wie er es selbst tun würde, und auch kein Interesse daran hat, dass der Zeichner sich inhaltlich einbringt, dann hat das auch nichts mit einem gemeinsamen Spaßprojekt zu tun, sondern ist dann schlicht und ergreifend ein Auftrag. Und bei der so häufig gehörten Formulierung "ich hab ein Skript geschrieben, ich brauch nur jemanden, der es zeichnen kann", klingt das doch eher, als würde eine ausführende Hand gesucht, kein gleichberechtigter kreativer Partner.
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