DasCover ist bereits, wie eigentlich alle Cover der Mangareihe, wunderschön und farblich sehr einprägsam gestaltet, das ist vermutlich der einzige Punkt, in der der Manga die Novel in meinen Augen übertrifft. Dass die beiden heiraten und Kinder bekommen wusste ich schon durch den ein oder anderen Spoiler, ich werde aber gleich nochmal darauf eingehen, warum das wunderbar ist im Hinsicht auf Storytelling und Fanservice.
Der Manga war aufgrund der Tatsache, dass er weder eine 1:1-Adaption noch eine eigene Geschichte, sondern eine zersprengte Neufassung der Novelvorlage mit teilweise neuem (Fanfic-)Content, zeitlich vertauschten Ereignissen und loserem roten Faden war, immer ein wenig inkohärent und sprunghaft, und das merkt man jetzt auch im letzten Band. Es passiert alles nicht so ganz nachvollziehbar, das kann man als Kritik einstufen, ich fand diese Art der Adaption aber fabelhaft durchdacht und ungemein effektiv, denn so erleben Neuleser als auch Novelkenner die Geschichte gänzlich neu.
Der letzte Konflikt wurde gut gelöst, was mir bezüglich Holo aber hier wieder stark aufgefallen ist, ist dass Novel-Holo sich über den Kurs des Manga auch sehr stark von Novelholo abgespalten hat. Natürlich nicht in einer AnimeHolo-Weise, die einer vergewaltigung und Unverschämtheit gleichkommt, eher in einer weichen und etwas verwaschenen Weise. Es kann natürlich sein, dass Holo im letzten Band der Reihe dann auch plötzlich so sentimental, romantisch und überschwänglich ist, ich bezweifle das aber eher. In jedem fall war es herzerwärmend, Mangaholo so zu sehen, und da sie sich schon seit geraumer Zeit verändert hat, ist das auch in Ordnung. Sie war immer weniger weise, zugeschnürt und ernst als Novel-Holo.
Jetzt will ich aber zu meinem Hauptgrund für diesen Post und meine überschwängliche Liebe und Begeisterung für den Manga als ganzes kommen: Das Ende und die Heirat. Die Beziehung von Lawrence und Holo. Diese überaus komplexe, schwierige und tropelose Beziehung ist in der Novel alles. In der Mangaumsetzung ist sie bedeutend weicher und weniger komplex, auch hier merkt man aber bis zum Schluss ungemein erfrischend, dass beide erwachsene, reife Personen sind und sich auch so lieben.
Wie leid sind wir alle es, das endlose herumdrucksen, zicken und wanken pubertärer Teenager. Wie leid sind wir das große Aufhebens um ein Küsschen oder jedwege romantische Geste. Wie leid sind wir überkitschte Edge-Dialoge, die aus der Feder einer elfjährigen Twilight-Fanfic-Autorin zu kommen scheinen. Bei Spice & Wolf findet man davon wenig, weil beide Protagonisten eine Reife haben, die den meisten Mangacharakteren abgeht.
Das mündet in einer Heirat, die explizit zu sehen ist und in aller Form zelebriert wird. Wir sehen die Planung, die Ausführung, das Nachspiel, und damit nicht genug, wird der ultimative und doch logische Fanservice betrieben, zu diesem Anlass nochmal ALLE relevanten Nebencharaktere einzubeziehen, MIT einem TIMESKIP, der dem ganzen noch die Krone der Freude aufsetzt, wir sehen zahlreiche, gealterte Charaktere wieder, die wir über 16 Manga und 17 Novelbände begleitet haben, wie sie miteinander agieren und reden, besser KANN man einen Manga nicht abschließen. Wir sehen, wie Lawrence und Holo sich küssen, nicht auf die verdammte Wange oder angedeutet oder verschüchtert, sondern auf den Mund wie es sich gehört. Und damit ist IMMER NOCH nicht Schluss, wir bekommen nochmal eine After-Szene mit ALLEN, inklusive dem Ehepaar.
Das Medium Manga krankt an dem Problem, seine Geschichten befrriedigend abzuschließen. Jeder von euch, der schon eine Weile Manga liest, weiß das - Vom unangeklündigten, plötzlichen Ende auf der letzten Seite, bis zum offenen Ende, der bloßen Andeutung wie es weitergeht oder einem faulen Interpretations-Ende ist das Feld der Mangaabschlüsse reich bestückt an unbefriedigendem Einheitsbrei, der immer zu früh, zu schnell, zu grob seine Reihen abschließt, ohne Charaktere, die man manchmal seit Jahren begleitet, die letzte Ehre zu erweisen. Selbst so etwas Seltenes wie Love Hina, das ebenfalls eine Hochzeit inszeniet, bekommt das nach 14 Bänden des nervtötenden, romantischen Hin-und-Hers nicht hin ohne wieder alles ins Lächerliche zu ziehen und einen Gag draus zu machen.
Spice & Wolf begeht diese Unverschämtheit nicht, es erweist ausnahmslos jedem Nebencharakter die volle Ehre, lässt die zentrale Romanze konsequent in einer Hochzeit aufgeht und suhlt sich im Fanservice, der einen den Manga glücklich und zufrieden schließen lässt. Es verbindet gutes Writing mit durchdachtem Fanservice und einem runden Abschluss für jeden Leser. Genau so sollte man Geschichten abschließen, so sollten Romanzen enden, nicht in einem scheiß Zwischentöne-Wolkenpanorama-Abschlusspanel oder einem "Mal sehen was die Zukunft bringt"-Zwinkern. Ich habe euren scheiß Manga nicht 20 Bände lang gekauft und die Romanze der nervtötenden Protagonisten verfolgt um dann von euch mit so einer inkonsequenten Scheiße abgestaubt zu werden.
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