Rezension von: Marcus Koppers

Jason Aaron lässt den Leser ebenso im Unklaren, wie seine Hauptfigur. Zu Beginn der Handlung ist wenig klar. Wie ist Wolverine in diese Lage gekommen und was geht in der Irrenanstalt vor? Stück für Stück kommt der Leser der Wahrheit näher und Wolverines Verwicklung in die Angelegenheit wird in wohl dosierten und gut platzierten Rückblenden offenbart. Dadurch liest sich Geistesgestört recht spannend. Doch mit fortschreitender Handlung wird der Stoff, der sich auch für einen Thriller geeignet hätte, immer abstruser. Hier wäre etwas mehr Realismus die deutlich bessere Wahl gewesen und die Handlung wäre nicht ins Lächerliche abgerutscht. Dies können leider auch die prominenten Gaststars von den X-Men nicht retten.
Aarons Betrachtung von Wolverine ist jedoch nicht vollkommen sinnlos. Durch eine aus dem Waffe X Experiment übrig gebliebene Programmierung legt der Autor den Grundstein für weitere Geschichten. In den Therapiesitzungen, in denen Logan versucht seinen verwirrten Geist zu klären, beweist der Autor, dass er die Hintergründe von Wolverine wie seine Westentasche kennt. Die angedeuteten Episoden aus Logans Erinnerungen sind eine echte Freude für langjährige Fans und wecken auch beim Leser Assoziationen zu einigen fast vergessenen Abenteuern des rauen Kanadiers.
Yanick Paquette versteht es wirklich, Wolverines animalische Seite glaubhaft darzustellen. Auch seine Zeichnungen des Dunwich Sanatoriums sind detailreiche Studien einer grauenhaften Anstalt. Leider hat der Künstler einen Hang zur exzessiven Gewaltdarstellung. Immer wieder werden Gliedmaßen abgetrennt oder Personen auf ganzseitigen Bildern regelrecht ausgeweidet. Darüber hinaus fließt eine nicht unerheblicher Menge Blut. Hier muss sich der Comic nicht hinter der aktuellen Welle von Folterhorrorfilmen verstecken. Es entsteht der Eindruck, als wollte der Künstler mit seinen drastischen Gewaltdarstellungen von der zunehmend merkwürdig [ Weiter geht es in der Rezension selbst... ]

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