Cap & Trade: Emissionsrechtehandel als Lösung des Klimaproblems?

[Thomas_Palme]

Hallo miteinander!

Einige Teilnehmerländer des Kopenhagener Klimagipfels haben sich für einen weltweiten Handel mit Emissionsrechten für CO2 und anderen Treibhausgasen eingesetzt - und sind vorläufig gescheitert. Dennoch gibt es bereits regionale Systeme des Handels mit Verschmutzungsrechten, siehe z.B.
http://de.wikipedia.org/wiki/Emissionsrechtehandel

Die amerikanische Bezeichnung "Cap & Trade" - also, "Beschränken und Handeln" - beschreibt die Funktion des Systems recht gut:
- Die Regierung bestimmt wieviel des Treibhausgases emittiert werden darf: das ist der "cap"-Teil
- Die Unternehmen bekommen dann Verschmutzungsrechte (entweder zugewiesen oder p. Auktion)
- Danach können die Unternehmen mit den Zertifikaten handeln ("trade")

Die Idee dahinter ist, dass der Staat selbst nicht wissen kann welche Unternehmen am einfachsten ihren Ausstoss verringern können. Deshalb beschränkt sich der Staat darauf das große Ausstoßziel festzuschreiben. Wenn nun ein Unternehmen sehr kostengünstig den Ausstoß von CO2 reduzierne kann (neue Technik...), dann können sie die Zertifikate an andere Unternehmen verkaufen, bei denen es nicht lohnenswert ist.
Das Endergebnis ist die "effiziente" (= kostengünstigste) Internalisierung der Treibhausgaseffekte.

Obwohl "Cap & Trade" auf dem Papier gut aussieht und sich auch in der Realität bislang sehr gut geschlagen hat (vom "sauren Regen" hört man auch deshalb nix mehr, weil der Giftstoffausstoss dank Emissionsrechtehandel stark gesenkt werden konnte - siehe http://www.america.gov/st/energy-eng...02676e-02.html ), hat sich die Idee bislang nicht in größerem Maße durchsetzen können.

Was denkt Ihr, warum das so ist?
Ist es die Zuteilung der ersten Emissionsrechte?
Ist es das mulmige Gefühl, das Unternehmen Profit durch Verschmutzungsrechte haben können?
Wäre ein weltweites System unfair, weil Entwicklungsländer sich die Rechte nicht leisten könnten?
Sind Steuern oder einfache Regulierungen besser geeignet?

Was denkt ihr - wie kann man den Treibhausgasausstoss am einfachsten reduzieren?


T.

[Lemurianer]

Das große Problem am Emissionshandel ist, dass sobald ein Staat sich nicht daran hält, die Firmen in diesem Staat einen immensen Vorteil gegenüber den Staaten haben, die den Emissionshandel streng durchsetzen. Gleiches gilt, wenn ein Land seinen Firmen mehr Verschmutzung erlaubt als die anderen Länder.

[Aeonra]

Hat nicht sogar letztens nen Hackerangriff bei ner Emmissionshandelsstelle irgendwas von rund 50 Mio Gewinn für die Computernerds abgeworfen?
Irgendwie ist sowas doch unsinnig. Das Problem, nämlich die Emmissionen werden durch den Handel ja nicht unbedingt verringert, sondern nur verlagert. Arme Länder mit kaum Emmissionen verticken dann ihre Zertifikate an grosse Verschmutzerstaaten, damit die wie gehabt weiter Dreck in die Luft blasen können.

[Thomas_Palme]

Das Problem, nämlich die Emmissionen werden durch den Handel ja nicht unbedingt verringert, sondern nur verlagert. Arme Länder mit kaum Emmissionen verticken dann ihre Zertifikate an grosse Verschmutzerstaaten, damit die wie gehabt weiter Dreck in die Luft blasen können.

Naja, es kommt drauf an, wieviel Zertifikate es global gibt. Wäre ja nicht so, dass dann arme Länder Zertifikate drucken könnten wie sie wollen... (in einem globalen Emissionshandel).

Aber richtig: der Handel verringert die Emissionen nicht, sondern die staatlich festgelegte Menge an handelbaren Zertifikaten.

[FilthyAssistant]

Aber richtig: der Handel verringert die Emissionen nicht

aber er verteuert sie. bzw. haben dadurch emissionen zum ersten mal einen monetären wert und somit entsteht ein anreiz, emissionen und damit geld einzusparen. so die theorie...

[Thomas_Palme]

aber er verteuert sie. bzw. haben dadurch emissionen zum ersten mal einen monetären wert und somit entsteht ein anreiz, emissionen und damit geld einzusparen. so die theorie...

Richtig.
Steuern würden das aber - in der Theorie - genau so gut hinbekommen. Man bräuchte dann keine Emissionsagentur etc.