Hallo zusammen,
heute erscheint der zweite Band der Serie Beastars von Itagaki Paru. Der Titel erscheint derzeit im Magazin Shūkan Shōnen Champion beim Verlag Akita Shoten. Er gefällt mir sehr gut und erhält in Japan auch sehr gute Rezensionen.
Beastars von Itagaki Paru
erscheint beim Verlag Akita Shoten
bisher 2 Bände, fortlaufend
Erscheinungsjahr: 2017
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Inhaltsangabe:
In dieser Welt leben fleisch- und pflanzenfressende Tiere alltäglich zusammen. Eine Welt voller Ängste, voller Wünsche und Liebe. Legoshi ist ein Wolf und Mitglied des Theaterklubs der Cherriton-Schule. Obwohl er die fruchteinflößende Gestalt eines solchen Raubtiers hat, besitzt er eigentlich einen sehr empfindlichen und einfühlsamen Charakter. Für ihn und die vielen anderen Tiere der Schule entfaltet sich ein dramatisches Schauspiel inmitten blühender Jugend.
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Kurze Anmerkung:
Der Titel beginnt damit, dass ein guter Freund von Legoshi, ein Alpaka, von einem Fleischfresser ermordet wird. Natürlich fällt der Verdacht zuächst auf "den großen bösen Wolf". Ein Umstand, den der schüchterne und im Umgang mit anderen wenig versierte Junge nicht unbedingt aus der Welt zu schaffen vermag. Der Charakter des Wolfes treibt die Geschichte meiner Meinung auch hervorragend voran. Er mag Insekten, ist wortkarg aber guten Herzens, ängstlich und furchteinflössend zugleich, dieser Kontrast ist sicher nicht neu im Konzept, aber schön in Szene gesetzt. Ein Charakter, den im Hintergrund bleiben will, im Theaterclub, wo alle auf der großen Bühne stehen wollen. Es macht den riesigen Wolf zu einem ziemlichen Sympathieträger, in dem sich sicher viele Leser wiederfinden können. Das Lamm fürchtet gemeinhin den Wolf. Und Legoshi sieht sich, verzeiht das Wortspiel, ganz gerne als Opferlamm, das von allen gemieden und gefürchtet wird, vielleicht auch, weil er in sich einen beängstigenden Urtrieb aufkeimen spürt. Es geht in dem Titel um essentielle Fragen des Zusammenlebens, um Ausgrenzung, Vorurteile, all das, was man von einer solchen Prämisse erwarten darf. Es geht auch um die Frage, ob man sich wirklich ändern kann, ob man anders sein kann oder immer das bleibt, was die Natur für einen vorgesehen hat. Ob es überhaupt sinnvoll ist, dagegen anzukämpfen. Um Instinkte. Um Triebe. Platziert in ein altbekanntes Setting, eine Schule, genauer, einen Schultheaterclub, jedoch ungewohnt dekoriert mit allen möglichen anthropomorphisierten Tieren, was dem Ganzen die nötige Originalität verleiht, gleichzeitig bringt es auch eine schöne Metaphorik mit sich, rund um das "Maske tragen und das schauspielern in der Gesellschaft". Der vor einigen Monaten veröffentlichte Disney-Animationsfilm Zootopia, der dem einen oder anderen vielleicht bekannt sein sollte, greift eine ähnliche Thematik auf, wenn auch etwas anders aufgearbeitet.
Hervorheben möchte ich noch den mich sehr ansprechenden Zeichenstil, der die Gemüter jedoch sicher spalten wird. Er ist skizzenhaft, fein, wenig detailliert, versprüht aber eine gewisse Leichtigkeit und einen "kunstvollen Charme". Man erkennt die Szenen und trotzdem greift alles ineinander und wirkt geschäftig. Manche Bilder, wenn der Wolf in den Vollmond schaut oder nach einem Pflanzenfresser hetzt, da sind sehr schöne Panels dabei, wirklich.
Ich kann den Titel all denjenigen empfehlen, die ein schönes, ungewöhnliches Krimi-Jugenddrama über gesellschaftliche Akzeptanz und Selbstfindung lesen wollen. An der ungewohnten Optik sollte man sich nicht stören, sondern versuchen, die einzigartige, eher an einen westlichen Comic erinnernde Atmosphäre, die unter Zuhilfenahme der sehr individuellen Tiercharaktere, entsteht, zu genießen. Ein toller Titel, der hoffentlich zeitnah auch im Westen lizenziert wird. In Frankreich kann ich den Titel in ein paar Monaten auf jeden Fall sehen, da der Zeichenstil dort auch mal etwas ungewöhnlicher sein darf, wenn es in den Verlagskatalog passt, bspw. bei den Verlagen Komikku, Casterman oder Glénat, dann wahrscheinlich unter der
Seinen-Sparte. Für Deutschland bin ich weniger optimistisch, wobei ich mir aufgrund der originellen Gestaltung auch grundsätzlich einen BD oder Graphic Novel-Verlag als Lizenznehmer vorstellen könnte.
PS. Die Inhaltsangabe ist von mir übersetzt und entspricht der des japanischen Verlags Akita Shoten. Die Eigennamen können in einer etwaigen offiziellen Übersetzung daher abweichen.