Zitat von
Gagel
Nun war ich auch im Nest. Und gerne wäre ich noch länger in Notre-Dame-Des-Lacs geblieben, mindestens 9 weitere Bände, bei Marie, um die und ihr Magasin Géneral sich alles dreht und Serge, durch den alles ins Rollen kommt, der Papa wird, ohne Vater zu sein; bei Gaetan, der einfältig und doch so klug ist und dessen verborgene Talente erwachen; bei dem jungen Pastor Réjean, der zu sich selber findet und Noel, dem bärbeißigen Alten, der mit Gott nicht am Hut hat und dennoch ein enger Freund von Réjean wird; bei Alcide, dem klein gewachsenen Schuster, der berührende Gedichte schreibt und die schönsten Damenschuhe herstellt (und die Liebe einer Witwe gewinnt); bei Michel, der seine Frau bis zum Umfallen durch den Matsch trägt; und bei allen anderen, auch den Schwestern Gladu, die gar keine alten Jungfern und Schwestern sondern früh von ihren Männern betrogene und verwitwete und frömmelnde Schwägerinnen sind, die genau so wie alle anderen eine Entwicklung durchmachen, deren Katalysator Marie und Serge sind, und erkennen, das Veränderungen nichts Schlechtes sein müssen, wenn man sie gemeinsam erlebt, auch wenn diese Erkenntnis manchmal langsam reifen muss wie bei Lucienne, die bei einem abendlichen Gespräch mit ihren Töchtern erst meint, sie sei zu alt geworden für all die neuen Sitten im Dorf ("Nun hör aber mal Mama, als du jung warst, wolltest du da nicht auch, dass die Dinge sich ändern..?") und der Erinnerung an ihre eigene Jugend (" Hi, hi! Du hast schon recht, Marcelline, dein Vater und ich haben uns die irrsten Geschichten ausgedacht, um uns in unserem Versteck hinter der Kirche zu treffen!") die Wahrheit erkennt: "Das heißt, früher war es eigentlich genauso, Mama, nur das dein früher unser jetzt ist!"
Es war schön bei diesen Menschen, die erkennen, dass es keine Sünde ist, im Leben Freude zu haben und nach Glück zu streben, die die Liebe finden oder wieder finden. Und es war schön mit Ente, Hund und Katze, die immer wieder durchs Bild tollen oder gar eine eigenes Panel für sich haben - und mit Roger Roger, dem Bärenjungen, der einer der Gladuschwestern unter den Rock kriecht und sie ... aber das müsst ihr selber lesen und sehen, hi, hi. ... Und es war schön, in diesen 9 Bänden von Felix begleitet zu werden, dem Mann von Marie, der ganz zu Anfang stirbt und zu Grabe getragen wird, und der die Veränderungen im Nest und im Leben der Bewohner und ganz besonders Marie betrachtet und zunächst gar nicht damit einverstanden ist, aber am Ende erkennt, das es gut so war und das er in Frieden gehen kann.
Manchmal habe ich Tränen gelacht, manchmal war ich zu Tränen gerührt. Nie war es albern oder kitschig. Es ist als hätte ich neue Freunde gefunden.
Wer "Das Nest" noch nicht kennt, sollte die Ausgaben für diese liebevoll erzählte und gezeichnete Geschichte nicht scheuen, auch wenn die vergriffenen Bände nicht günstig angeboten werden. Wer die Bände hat, sollte sie mal wieder hervor holen und sich erneut in sie vertiefen. Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Durchgang.