Das 1963er
Spirou-Weihnachtsheft habe ich vorgestern so ausführlich vorgestellt, weil es eine neue Phase Spezial-Hefte zum Fest einleitet. Zum einen haben diese jetzt fast das Doppelte an Seiten eines früheren Spezials, zum anderen erhöht die
Spirou-Redaktion nicht einfach die Seitenzahl der Fortsetzungsgeschichten, um den zusätzlichen Raum zu füllen, sondern präsentiert sehr, sehr viele Kurzgeschichten, zunächst mit Weihnachtsbezug, später auch ohne. Die kann und will ich nicht lückenlos aufzählen, drum werde ich mich auf Kurioses, High- und vielleicht auch mal ein Lowlight(s) usw., kurz: aus diesem oder jenem Grund Erwähnenswertes, konzentrieren.
1964 und 1965 erfreut
Eddy Paape die
Oncle Paul-Leser zum letzten Mal mit einer Geschichte zum Fest (
hier die 1964er über Captain Cooks Entdeckung der Weihnachts-Inseln). Der Zeichner wechselt bald darauf zum Magazin Tintin, für das er wenig über ein Jahr später einen gewissen
Luc Orient zeichnen wird.
Paape gestaltete in folgenden Jahren den Oncle-Paul-Weihnachtscomic: 1951-1954, 1960, 1962 (keine Geschichte mit Weihnachtsbezug, 1964, 1965, also 8 von 14mal, in einer Ausgabe gab's keinen
Oncle Paul.
Verli hat mich mit seinem Comic
Der Engel und der Museumswächter ein bisschen an die
Nachts im Museum-Filme erinnert.
Statuen werden zum Leben erweckt, porträtierte Personen steigen aus ihren Bildern usw. Allesamt gehen sie auf die Jagd nach einem Einbrecher, der die Krone einer zum Leben erweckten Königinnen-Statue entwendet hat.
Jijé und
Devos setzen in
Les Méchants de Noel zwei Halbstarke in Szene, die zum Feste etwas Böses anstellen wollen und dabei nicht nur scheitern. Ein paar Zufälle lassen obendrein all ihre "Opfer" denken, die Burschen wären edle Samariter. Witzige Grundidee, etwas unglaubwürdig in der Umsetzung.
Und dann wäre da
Maurice Ponson de Tillieux, wie sich der
Jeff Jordan-Autor für seine Weihnachtsstory in Anspielung an den Schriftsteller Ponson du Terrail nennt.
Unter den bisher von mir gelesenen Weihnachtscomics sind die besseren nicht nur sentimental, sondern mindestens noch ein bisschen drollig. Aber diese Story schießt den Vogel ab.
La porteuse de dindes ist eine großartige Satire auf Kitschromane mit überraschenden Wendungen, völlig edlen und bitterbösen Menschen. Auf vier Seiten wird gnadenlos so ziemlich jegliches Klischee durch den Kakao gezogen, was einem zum Thema nur einfallen kann und wird die typische Handlung einer solchen Geschichte völlig umgedreht: Die junge Heldin flieht aus einem reichen Elternhaus, erlebt einige haarsträubende Abenteuer, um dann am Ende zufällig ihren wahren Vater, einen Clochard, wiederzusehen und schließlich gerührt vor Glück in seine Arme zu fallen.
Brillant!
Die jüngeren Leser dürften ob dieser Geschichte allerdings etwas irritiert gewesen sein.
Für die Freunde der neunten Kunst hält das 1964er
Spirou-Weihnachtsheft noch eine Überraschung parat. Auf 14 Seiten stellen
Vankeer und ein gewisser
Morris Comics von
Wilhelm Busch bis hin zum
Phantom vor. Die in dieser Nummer gestartete Rubrik sollte dem
Spirou-Leser bis 1967 Nachhilfe-Unterricht zur Geschichte der Comics erteilen. Beneidenswert! Hatten wir etwas vergleichbares? Doch erst in den 1970ern.
Und jetzt wird's spannend: ich habe schon gelesen, dass
Morris den Begriff "Neunte Kunst" ersonnen haben soll. Es ist aber auch immer wieder von
Francis Lacassin die Rede.
Lacassin soll - so habe ich eben ergoogelt,
den Begriff erst 1971 "geprägt" haben (hat er ihn bereits vorher erfunden?), dann ist aber auch von 1962 die Rede ... weiß jemand mehr?
1965
Fast könnte man meinen, weil in der Weihnachtsnummer des Jahres 1965 ausnahmsweise wenig Peyo ist, wurde der
König Prosper erfunden. Als Ersatz für
Johan-lose Zeiten.
Und dann ist da noch die
Lustige Lilli-
Story mit dem Wunschbrunnen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich die in meiner Kindheit gelesen habe, in einer Ausgabe der FF Extra-Reihe.
Sophie - wie die junge Dame im Original heißt - sollte recht zuverlässig in den Weihnachtsnummern auftreten. Mit ihren festlichen Kurzgeschichten schafft sie einen Hattrick, von 1965 bis 1967 ist sie mit je einer vertreten.
In der1966er Nummer erfahren wir auch, wer der Gestalter des von ihr so häufig besuchten Parks ist:
Yvan Lebarbu, Yvan der Bärtige, heißt übersetz wohl: Delporte (auch, wenn der auf dem Denkmal ihm nicht soooo ähnlich sieht, wahrscheinlich ein Vorfahre).
1966
Ein nicht unbedingt übersichtliches, aber grafisch dennoch interessantes
Inhaltsverzeichnis finden die Leser auf Seite 2. Steht zwar nicht drauf von wem, muss vom Zeichenstil aber
Ryssack sein.
Nachdem der Held mit den mit Abstand häufigsten Mini-récits,
Bobo, uns 1964 und
1965 mit kleinformatigen Weihnachtsgeschichten erfreut, wartet er 1966 mit einer
Story im Magazinformat auf. Den 1966er Mini-récit bestreitet dafür der
Baron.
Hier noch eine interessante Doppelseite aus dem Kalender für das Folgejahr mit
Spirou, Gaston, dem Marsu, Lucky Luke und anderen.
Und für alle, die zu viel Zeit und Spaß am Puzzeln haben, etwas, dass sich - so glaube ich - von selbst erklärt. Viel Spaß beim Zusammensetzen! :D
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