Freut uns, das zu hören!
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Freut uns, das zu hören!
Hallo
Da ja bereits einige Zeit vergangen ist (knapp 2 Jahre) ...
Wie sind denn momentan die Pläne für einen Sammelband 4 und/oder 6??
Herzliche Grüße aus Germering
Maximilian Wolf
Hallo Maximilian,
damit haben wir es offen gesagt nicht super eilig. Die Publikation der Canardo-Sammelbände ist vorrangig darin begründet, vergriffene Alben, die wir einzeln nicht nochmal nachdrucken würden, trotzdem irgendwie lieferbar zu halten.
Angefangen hatten wir ja mit den gar nicht bei uns erschienenen Folgen 1-9. Den Sammelband 5 haben wir dann vorgezogen, da zwei der darin enthaltenen Bände vergriffen waren.
Es ist nun auch nicht so, dass uns die Sammelbände aus den Händen gerissen werden. Unsere Programmplätze für Bücher sind begrenzt und da machen wir dann lieber Sachen, die so nicht mehr zu haben sind, als etwas zu duplizieren, das noch lieferbar ist.
Uns ist natürlich klar, dass man gerne alles einheitlich im Regal hat, aber diesen Wunsch müssen wir eben gegen andere Faktoren abwiegen.
Wenn du also alle Canardo-Geschichten lesen möchtest, dann wirst du entweder sehr geduldig sein müssen oder du liest die neueren Bände doch als Einzelalbum.
Viele Grüße,
Philipp
Hallo Philipp
Herzlichen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort.
Ich zähle mich zu den Sammel-Freaks - und werde dann wohl warten (müssen).
Aber in der Zwischenzeit hole ich mir den Rest des Programms :D
Herzliche Grüße aus Germering
Maximilian Wolf
Alles klar :)
Eine traurige Nachricht hat mich soeben erreicht . Benoit Sokal Ist gestern den 28.5 verstorbenen . Möge er in Frieden ruhen .
Ja, wir haben es auch eben erfahren, eine traurige Nachricht!
Mit 66 Jahren. Weiß jemand Genaueres dazu? Litt der großartige Künstler leicht an einer langwierigen Krankheit? Heutzutage stirbt man ja nicht "so einfach" in diesem "geringen" Alter. Unglaublich.
In dem frz. Artikel, den ich im Aquarica-Thread verlinkt habe, stand, dass er schon länger erkrankt war. Quelle war wohl Schuiten.
"Der Belgier starb nach langer Krankheit in Reims (Frankreich), wo er viele Jahre gelebt hatte, so sein Freund François Schuiten, der mit ihm für den Comic "Aquarica" (2017) zusammengearbeitet hatte."
https://www.lalibre.be/culture/livre...78e20c6010e364
Ist bekannt, ob er an einem neuen Werk gearbeitet hat, wenn ja an was und wie weit das fortgeschritten ist?
Ist ja comictechnisch nicht mehr viel gekommen, die letzten Jahre. Auch bei Canardo war er nur noch Co-Autor. Und der letzte Band ist schon 3 Jahre her, ohne dass bisher ein Neuer
angekündigt wurde.
https://www.bedetheque.com/auteur-24...al-Benoit.html
Auf jeden Fall konnte kein anderer Künstler so gut Melancholie im Comic darstellen.
Naja, er hat am 2. Teil von Aquarica (Splitter) gezeichnet, den nun Schuiten beenden wird.
Ah o.k., danke.
Oh man, Canardo hatte so einen immensen Einfluss auf mich, obwohl ich nur ein kleines Bild hinten in den Carlsen Alben gesehen hatte. Diese Ente ist ein Grund meiner Comicleidenschaft.
Danke Benoit Sokal.
Die ersten fünf Canardo-Alben plus einige der früheren schwarzweißen Kurzgeschichten gehören immer noch zu meinen absoluten Lieblingscomics. Niemand konnte im Comicbereich so herrlich melancholische Geschichten schreiben und durch die Zeichnungen bekamen die dann noch eine einzigartige Atmosphäre. "Weiße Vögel sterben leise" war vielleicht der Höhepunkt, nach dem es nur noch bergab gehen konnte. Die weiteren Alben der Serie fielen für mich deutlich ab, auch wenn es noch ein paar durchaus gute darunter gab.
Die Kraa-Trilogie war dann für mich noch mal so eine Sokal-Wiederentdeckung in einem ganz ähnlichen Stil wie die frühen Canardos. Ich hab inzwischen auch "Wie Blätter im Sturm" und "De man die niet meer schreef" im Regal stehen, seine zwei One-Shots. In den letzten Jahrzehnten hat er sich ja wohl mehr Games gewidmet als Comics, weil man mit ersteren inzwischen auch mehr Geld verdienen kann. Für Fans des frankobelgischen Comics wird er aber immer der Mann bleiben, der uns eine der genialsten Detektivfiguren der Comicgeschichte geschenkt hat.
Interessant ist auch die Entwicklung der Serie. Die Kurzgeschichten kann man ja noch als Spielwiese des Künstlers ansehen, in denen mehrere Sachen ausprobiert werden. Canardo ist ja am Anfang noch ein gewöhnliches Tier auf dem Bauernhof, das nach einem mysteriösen Mord einfach anfängt zu ermitteln.
Zwischendrin stirbt die Ente sogar und sein angepasster, bürgerlicher Bruder übernimmt die Rolle.
Dann gibt es mehrere Phasen
- Band 1-6 sind mehr eine Mischung aus Abenteuer und Drama als klassische Detektivserie, das im klassischen Underground-Milieu stattfindet (witzig auch wie die Ente im ersten Band so gut wie nicht auftaucht und der Hund Fridolin die eigentliche Hauptrolle inne hat);
auch wird viel gereist (u.a. in Band 2 nach Russland und in Band 5 in einen fiktiven südamerikanischen Staat)
- von Band 7-9 ändert sich dann der Stil hin zu mehr zum Krimi; auch der Zeichenstil ist nicht mehr so düster, aber auch nicht mehr so detailliert; die Ursprünge sind jedoch noch erkennbar
- ab Band 10 ist es dann eine ganz andere Serie; die Zeichnungen werden immer simpler und mit liebloser Computerkolorierung überzogen und die Handlung ist meist klassischer Krimi (wobei doch ein paar relativ gute Alben dabei sind: U.a. "Sterbenswörtchen", "Schwarze Flut" oder "Opas Asche")
Mein Erstkontakt mit Carnado war der Kurzcomic im John-Lennon-Hommage-Band. Spätestens seit dem Panel, in dem Carnado in den Himmel blickt und anlässlich des tödlichen Attentats auf Lennon fragt 'Mein Gott, wo war bloß Superman?', hatte er mich.
Es ist der Sohn, nicht der Bruder. Aber ja, im Kurzgeschichtenband machen die Figur und die ganze Serie eine rasante Entwicklung durch. Die Anthropomorphisierung der Figur(en) schreitet in den ersten Geschichten schnell voran. Anfangs vögelt Canardo ja sogar noch eine Gummiente, als ihn seine Freundin nicht ranlässt. Später ist er dann eher in der Größe eines kleinen Menschen, also etwa wie die Ducks im Vergleich zu den hundenasigen Entenhausenern. Die Menschen verschwinden dann nach Album 4 ganz aus seiner Welt. Zwischendurch ist er mal kurz bei der Polizei (daher wohl der Inspektor-Titel), dann Privatdetektiv. Dann bringt er sich um und sein Sohn übernimmt Job, Trenchcoat, Whiskyflasche und Lebensstil. ;) Sokal hatte anfangs erkennbar noch kein klares Konzept oder Worldbuilding vor Augen, es entwickelt sich von Geschichte zu Geschichte auf den Seiten von A Suivre.
Ich fand Band 6 dann schon wesentlich uninteressanter und auch oberflächlicher gezeichnet als die davor. Interessant, dass du den späteren Bruch in den Alben zwischen Band 9 und 10 festmachst. Dazwischen war ja auch die lange Pause. Die Frage wäre, ob Sokal ab der Wiederaufnahme mit Album 10 überhaupt noch zeichnerisch beteiligt war oder ob das nicht alles schon seit Assistent übernommen hatte. Tatsache ist, dass das Artwork danach lazy wird: nicht nur die fehlenden Details und die Kolorierung, manchmal werden ja auch einfach fast identische Panels mehrmals reinkopiert. Die Lust an der Serie war erkennbar bei den Künstlern nicht mehr da. Manche Geschichten sind auch einfach 08/15-Whodunnits ohne Charme oder Atmosphäre (z.B. Album 12). Da lese ich lieber die frühen noch zum x-ten Mal.
Die ganze Geschichte wirkt aber auf mich so, als hätte er da einfach Canardos aus einer fertigen Albengeschichte reinkopiert und neue Sprechblasen dazugefügt.
Inzwischen habe ich die Reihe bis Band 11 erneut gelesen. Der Rest folgt diese Woche noch. 1-6 kann ich uneingeschränkt empfehlen. Ab 7 wird das ganze irgendwie Routine mit klassischen Detektivgeschichten.
Zu den Kurzgeschichten "Eine schöne Flasche":
Carlsen hat laut Impressum aus dem Niederländischen übersetzt, Schreiber & Leser aus dem Französischen. Was ist die Originalsprache? Damit meine ich nicht die Sprache der Erstveröffentlichung sondern die Sprache, in der der Autor die Geschichten erschaffen hat.
In der frz. Wikipedia steht, die Originalsprache sei französisch.
https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Cana...dessin%C3%A9e)
Habe noch ein kleines Video zu Sokal und einigen seiner Alben gemacht, die so in meiner Sammlung rumstehen. Gestern gleich noch mal "Ein schöner Tod" gelesen, das war damals mein erstes Canardo-Album, nachdem ich mir vorher "Der aufrechte Hund" als Carlsen Pocket gekauft hatte (leider grausig ummontiert und beschnitten). Funktioniert auch heute und beim xten Lesen noch.
Scahde, ruhe er in Frieden.
Seine Werke überdauern ihn. Von Canardo bis Syberia und Paradise.
Als Erzähler bildstarker, melancholischer Geschichten mit schwarzem Humor war er sehr stark!
Da Sokal die Zeichnungen schon lange an einen Kollegen abgegeben hat und nach meinem Verständnis zum Schluss auch die Geschichten teils von seinem Sohn übernommen wurde, könnte ich mir sogar eine Fortsetzung der Reihe vorstellen.
Als Comic oder in einer anderen Kunstform. Allerdings weiß ich nicht, ob das in Sokals Interesse wäre (Stichwort belgische Schule) und ob die Reihe noch stark genug ist, also noch ausreichend Anhänger dafür hat.
Das aus aktuellem Anlass erneute Lesen der Reihe habe ich jetzt abgeschlossen. In Band 19 "Opas Asche" sind auf S.44 (Signierseitennummer 42) zwei Details merkwürdig:
1)
Panel 2 spricht von einem "Maschinengewehr". Panels 4 + 6 zeigen ein Sturmgewehr.
Das kann bedeuten, dass die Jugendlichen sich nicht auskennen.
2)
Panel 4 zeigt eine unmögliche Körperhaltung.
Das Gewehr befindet sich rechts vom Kopf und in der rechten Schulter. Die rechte Hand hält den Handschutz, gehört aber an den Griff. So kann keiner Schießen.
Panel 6 hingegen zeigt die korrekte Körperhaltung für Linksschützen.