Andy Morgan - letzter Teil
"Zu dritt werden sie also zu einem Team, dem man natürlich auch Gangster von Format entgegensetzen muß: Eine markante Figur ist hier Shang-Tung, der Teufelsgeneral, den die Cormoran-Crew nach der ersten Begegnung tot geglaubt hatte und der in "An der Grenze zur Hölle" seinen zweiten großen Auftritt hat: Ali kommt dahinter, daß er hinter den Intrigen steckt, mittels derer Andy und Barney in das Straflager Suong-Bay eingeliefert werden. Da es Andy Morgan war, der damals die Truppen des Teufelsgenerals aufgerieben hatte, hat Shan-Tung handfeste Motive für seine Rache.
Das Prinzip des besiegten aber dennoch in einem späteren Abenteuer wieder auftauchenden Erzschurken gehört zu den traditionellen Erzählrepertoires der klassischen frankobelgischen Abenteuer-Comics. So findet sich der Gangster Olrik in Blake und Mortimer, Arbaces in Alix oder Axel Borg in L. Frank. In Andy Morgan tritt der literarisch überhöhte Widersacher aber schnell in den Hintergrund und wird durch einen anderen "Feind" ersetzt, die Natur: Eine gigantische Muräne in "Das Urteil des Taifuns" oder ein ausbrechender Vulkan in "Pest an Bord" werden zu lebensbedrohenden Gefahren für die drei Freunde. Ob es der lebensfeindliche Urwald ist, die Flammenhölle auf Caranoa, die Hitze und Trockenheit der Wüste in "Die Wüste brennt" oder "Das grüne Gold der Berge" oder die zufrierende See vor Nordkanada: Immer wieder muß Moragn mit aller Kraft gegen die noch ungebrochene Gewalt der Natur angehen.
Der Ort des Geschehens gerät dabei nie zum funktionslosen Hintergrund, sondern durch ihn wird der Fortlauf der Ereignisse bestimmt - egal, ob es dabei darum geht, wie in "An der Grenze zur Hölle" oder "Die Nebelfestung" ein bestimmtes Ziel zu erreichen, oder ob sich die Handlung wie in "Das Himmelfahrtskommando" an ein und derselben Stelle abspielt (wie hier eben auf einem eingefrorenen Frachter)."
_____________________Ende des Zitats___________________
Andreas C. Knigge, a. a. O.
Das war´s ersteinmal zu Andy Morgan. Mal sehen, was ich zu anderen Serien noch finden kann (z. B. Valerian, Lucky Luke, Blueberry, Corto Maltese). Dann habe ich noch den Artikel von Andreas C. Knigge "Das Ende einer Ära" vom Sept. / Okt. 1980 in Comixene 32 gefunden. Welche Ära er damit beschreibt, könnt Ihr Euch bestimmt denken. Und in der Ausgabe 31 der Comixene ist ein Interview mit Rolf Kauka abgedruckt, wo er sich auch ganz kurz zu seinem Intermezzo bei Koralle äußert.
Aber wie es nun mal immer so schön heißt:
Fortsetzung folgt....
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Martin
Das Ende einer Ära - 2. Teil
"Bereits im Herbst 1971 waren die Vorbereitungen für den Start eines Comic-Titels im zum Springer-Konzern gehörenden Koralle-Verlag angelaufen, so daß am 13. April 1972 mit der Nr. 17 das erste Heft im Magazinformat mit 52 farbigen Kupfertiefdruckseiten zum Preis von 1 Mark 50 und einer Druckauflage von 440.000 Exemplaren erscheinen konnte. Hohe Rabattsätze für die Kioskverkäufer sollten eine gute Plazierung zwischen den Konkurrenzobjekten erzielen. Das Münchner Institut für Jugendforschung hatte herausgefunden, daß die jugendlichen Leser am Kiosk gerne mal ein agressives Wort wie "Zack" loswerden würden, und so war der Hefttitel entstanden. Mit gewaltigem Werbeaufwand wurde das Heft auf den Markt geschoben. Die Kosten für Radio- und Fernsehspots und ganzseitige Farbanzeigen in auflagestarken Springer-Objekten schätzen Werbefachleute auf über 10 Millionen Mark. Und während Spiegel, Konkret und das Gewerkschaftsjugendmagazin "ran" sich in mehrseitigen Artikeln kritisch über die "neueste Waffe der Springer-Gruppe" äußerten ("Axel Cäsar liebt´s brutal", "Bildzeitung" für Kinder") brachen die Springer eigenen Zeitungen wie Welt am Sonntag, Welt, Hamburger Abendblatt in überschwengliches Lob aus ("Unterhaltung mit Niveau", Comic in neuer Form", "Geistreiche Serien")."
____________________Ende des Zitats___________________
Andreas C. Knigge, a. a. O.
Fortsetzung folgt ...
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Martin
Das Ende einer Ära - 3. Teil
"Erstes Zack - Heft
Das Comic-Material stammte aus Frankreich und Belgien von den Verlagen Lombard und Dargaud, die zuvor schon das Ehapa-Objekt MV-Comix beliefert hatten. Die Auswahl der Serien in den ersten Ausgaben kann als durchaus gelungen bezeichnet werden, da man auf das international erfolgreiche Material aus allen Genres zurückgreifen konnte. In einer Selbstdarstellung des Koralle-Verlages hieß es: "ES ist eine erstaunliche Tatsache, daß bis zum Start von Zack das Comic-Material der beiden großen Verlage Lombard (Brüssel) und Dargaud (Paris) nur zu einem winizigen Bruchteil in Deutschland genutzt wurde. Die Redaktion sah sich deshalb vor die erfreuliche Aufgabe gestellt, aus einem riesigen Angebot internationalen Spitzen-Comicmaterials die besten Serien für den deutschen Markt auswählen zu können."
Im ersten Halbjahr deckten Leutnant Blueberry und Comanche den Western-Bereich ab, Dany Futuro und Luc Orient den SF-Bereich und Andy Morgan den Abenteuerbereich. Technik-Serien sind Mick Tangy und michel Vaillant und Howard Flynn und Jugurtha sind Serien mit hsitorischen Inhalten. Neben der Reihe Section R, die die Erlebnisse zweier Sportreporter schildert, wurde der Heftinhalt mit Funnys und Semi-Funnys wie Boogie und Woogie, Umpah Pah, Pancho Bomba und Kasimir aufgelockert. Da das Material im Gegensatz zu Frankreich und Belgien in sehr rascher Folge veröffentlicht wurde - 6 bis 10 Seiten pro Heft waren die Regel - und auch die neue Albumreihe Zack Comic Box im Spätsommer 1972 mit drei rasch nacheinander erschienenen Titeln angelaufen war, mußte man das Serienrepertoir schon bald erweitern. Hinzu kamen Bruno Brazil, Rick Master und Sven Jannsen aus dem Abenteuergenre. Mit Lucky Luke sicherte man sich den berühmten Western-Funny von Morris und Goscinny und mit Raumschiff Enterprise als Lizenzabdruck aus den USA versuchte man sich an den Fernseherfolg dieser Serie anzuhängen.
Dennoch war abzusehen, daß das Material der populären frankobelgischen Serien bei dieser raschen Publikationsweise nicht ewig reichen würde und man begann deshalb auch mit einer eigenen Produktion: In Heft 25 des Jahres 1973 lief die Serie Barracuda um die beiden Taucher Jan und Eric von Albert Weinberg an, der bereits seit Anfang des Jahres mit seinem Flieger Dan Cooper in Zack vertreten war, und nur wenige Hefte später erschien die erste Folge von Turi und Tolk. Dieser von Dieter Kalenbach ins Leben gerufene Comic schildert die Erlebnisse des Lappenjungen Turi, seines Adlers Tolk und seines Großvaters Pavva-Troms auf ihren Rentiertrecks durch Lappland. Der 1937 in Düsseldorf geborene Kalenbach hatte seine Arbeiten bei Film und Fernsehen immer wieder unterbrochen, um ausgedehnte Reisen z. B. in den Balkan oder durch Skaninavien zu unternehmen. Von einer dieser Reisen brachte er die Idee zu einer Comic-Serie über die letzten Nomaden Europas mit und als ihm wenig später eine der ersten Ausgaben von Zack in die Hände fiel, vereinbarte er kurzerhand einen Termin mit Redaktionsleiter Ralf Kläsener. Das erste Abenteuer hatte einen Umfang von 56 Seiten und das Script stammte noch von Erka (=R.K. = Ralf Kläsener). Später wurden die Geschichten kürzer, um möglichst abgeschlossen in Zack und dem neuen Begleitobjekt Zack Parade im Taschenbuchformat erscheinen zu können. Turi und Tolk gehört nicht nur zeichnerisch und farblich (Kalenbach coloriert in der Regel selbst) zu den ganz wenigen wirklich guten Comics deutscher Herkunft, sondern auch die Geschichten, die er später auch selbst verfaßte, zeugen von einem tiefen Verständnis für den Kulturkreis, in dem Kalenbach seinen "Helden" Turi agieren läßt und einer starken Bewunderung des Verhältnisses der Lappen zur Natur."
____________________Ende des Titats___________________
Andreas C. Knigge, a. a. O.
Fortsetzung folgt ...
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Martin
Das Ende einer Ära - 5. Teil
"Das Jahr 1974 war das Jahr der Experimente und leider auch das qualitativen Niedergangs von Zack. Um die steigenden Produktionskosten aufzufangen, verzichtete man ab Heft 18 auf einen festen Umschlag, wodurch man nach einmaligen Lesen meist schon fliegende Blätter in der Hand hatte. Inhaltlich versuchte man dieses Manko durch Sammelabenteuer (Storys mit drei Fortsetzungen ließen sich aus der Heftmitte heraustrennen und konnten in einer speziellen Sammelmappe abgeheftet werden), die Veröffentlichung ganzer Alben als abgeschlossenes Abenteuer in einem Heft sowie Doppelnummern mit 92 Seiten zum Preis von 3 Mark auszugleichen. Doch das konnte die sinkende Auflage ebensowenig stoppen wie die Hinzunahme von Hal Fosters Prinz Eisenherz und der Serie Kung Fu parallel zu der Fernsehserie mit David Carradine oder die Umstellung auf 14tägiges Erscheinen ab Oktober 75.
Doch es ließ sich noch schlimmer machen: Rolf Kauka, der seinen Verlag 1974 verkauft hatte und mit einem fünfjährigen Konkurrenzverbot belegt war, schleuste seine ehemaligen Mitarbeiter Peter Wiechmann, Alfred Kipka und Peter Puls in den Koralle-Verlag ein. die ab Anfang des Jahres 1976 mit Kauka-eigenen Serien wie Manila, Andrax, Sam Tomato und Capitan Terror die Leser gänzlich vergrämten. (Auch die Begleitobjekte wurden mit Kauka-Material gefüllt: Capitan Terror erschien als Zack Comic Box und in der Zack Parade wurden Kuma, Galveston, Manila, die Pichelsteiner, Billy Press, Andrax und Sam Tomato veröffentlicht.) Daß Zack dann auch noch den neuen Titel Super-Zack erhielt, war schlichtweg eine Frechheit, denn die wenigen guten frankobelgischen Serien, die neben Kauka-Material und B-Funnys von Lombard noch erschienen, waren grauenhaft gekürzt und zurechtgeschnitten. "Der Austausch des Serienmaterials kam etwa dem Austausch der Leserschaft gleich, und so etwas geht nicht", meint Ralf Kläsener heute dazu.
Nach 11 Heften war der Spuk jedoch vorbei und schon mit Heft 14/1976 wurde mit dem wiedereingesetzten Chefredakteur Ralf Kläsener eine grundlegende redaktionelle Umgestaltung vorgenommen: Der Heftumfang wurde auf 64 Seiten angehoben, das Heft bekam seinen festen Umschlag und man erhöhte dafür den Verkaufspreis auf 2 Mark 50. Man knüpfte wieder an das alte Serienmaterial an, griff lange nicht erschienene Serien wie Mick Tangy und Jugurtha wieder auf und nahm auch die Agentenserie Bob Morane hinzu. Die einzelnen Abenteuer wurden von nun an in noch weniger Fortsetzungen aufgeteilt, so daß 15 bis 20 Seiten pro Serie im Heft keine Besonderheit waren. Außerdem baute man die Zack-Clubs, mit denen man eine stärkere Leser-Produkt-Bindung bewirken wollte, mit Erfolg aus: Die Zack-Club-Zeitung mit Zeichner- und Serien-Interna, Leserbriefen und natürlich reichlich Werbung wurde zuletzt an 70.000 Adressen verschickt!"
_____________________Ende des Zitats___________________
Andreas C. Knigge, a. a. O.
Fortsetzung folgt ...
Ciao
Martin