Zitat von
HerrHase
Ich bin mit V&V auch lange nicht richtig warm geworden, vor allem weil mir die Storys oft zu platt sozialkritisch waren. Da wurde die Botschaft manchmal mit dem Holzhammer vermittelt, etwa indem am Ende eine Figur direkt so etwas ausspricht wie "In einer Welt, in der solche [reichen und mächtigen] Menschen ihre Runden drehen, möchte ich nicht leben." Da fehlte eigentlich nur noch der Textkasten "Achtung: Author's Voice!".
Da ich im Zuge des Filmstarts einige frühe Alben neu oder erstmals gelesen habe, hat sich meine Meinung doch deutlich verbessert. Der Metro/Brooklyn-Zweiteiler wirkte am Stück gelesen wesentlich besser. Einige frühe Geschichten sind mit ihren gesellschaftskritischen Elementen richtig stark, "Willkommen auf Alflolol" ist einfach auch heute noch wahnsinnig treffend. Da hat sich in knapp 50 Jahren leider in unserer relaen Welt wenig verbessert, was die Ausbeutung der Erde und die Unterdrückung indigener Völker angeht. Natürlich ist die Serie sehr stark ein Kind ihrer Entstehungszeit, quasi 68er-Weltanschauung in Sci-Fi-Form verpackt. Das heißt aber nicht, das sie heute nicht mehr funktionieren würde.
Die Zeichnungen wirken tatsächlich oft ein bisschen schwammig. Das ist praktisch das Gegenteil von klarer Linie. Ich mag aber, wie Mezieres oft in ein, zwei Bildern ganze Welten entstehen lässt (in Verbindung mit den beschreibenden Texten). Das ist oft gar nicht besonders stark ausgearbeitet, sondern einfach ein Startpunkt, um die eigene Phantasie anzuregen. Am besten finde ich die Serie eh dann, wenn es wie ein innerer Trip wird, die eigentliche Handlung nebensächlich wird und es mehr um die innere Reise der Protagonisten geht wie in "Botschafter der Schatten". Luc Besson hat das übrigens perfekt verstanden und in entsprechende bewegte Bilder umgesetzt.
Christins Alben mit Bilal finde ich hingegen wirklich furchtbar platt, weil die Botschaften dort auch noch bierernst rübergebracht werden.