Zitat von
dino1
Gaston 22, Le Retour de Lagaffe, Delaf, Dupuis
Gaston, ein Chaot, Aktivist und Erfinder, setzt die Redaktion des Verlags Dupuis unter ständigen Druck, seine Erfindungen und Missgeschicke treiben aber auch Ordnungshüter und noch viele andere in den Wahnsinn.
Wir alle kennen ja die Figur des verrückten Büroboten, der dieser Tätigkeit aber wenig erfolgreich nachgeht, geschaffen von Franquin und Delporte.
Leider ist der Meister ja schon vor geraumer Zeit verstorben, sodass sich ein neuer Künstler angeschickt hat die Abenteuer, oder besser Ausrutscher unseres 'Helden' fortzuführen. Das hat durchaus einen Geschmack, denn ich bin mir nicht sicher ob Franquin tatsächlich eine Fortsetzung seines Lieblings gewünscht hätte, zumindest seine Tochter ist dagegen und so klagte man sich durch die Instanzen.
Persönlich war ich auch absolut anti, habe mehrmals hier getönt, dass ich dieses Album nicht erwerben werde und bin ganz kläglich an meinen eigenen Vorsätzen gescheitert. Ja, ich bin ein Umfaller. Was soll ich sagen? Mir gefällt mein Handeln nach wie vor nicht, aber, natürlich muss ich mich jetzt reinwaschen, zumindest für mich eine Absolution erschreiben. Klar, interessiert hier sicher keinen, aber dazu kann ich dann das Forum immerhin nutzen.
Es ist nämlich so, dass ich neulich mal wieder ein Spirou gekauft habe, mache das ab und an mal, und im Heft war eben auch eine Seite von Gaston. Die hat mir schon gefallen und dann las ich noch eine wohlwollende Kritik im Carlsen Thread. Bin dann weich geworden und habe den Band geordert und die Gags sind teilweise einfach sehr, sehr geil. Jedenfalls mich haben sie ziemlich erheitert, nicht so, dass ich jetzt schallend gelacht hätte, das mache ich eh so gut wie nie egal von wem die Comics sind, aber es gab einige Gags wo ich schon zumindest ein oder zwei Lacher hatte, vielleicht auch mehr.
Delaf gelingt es gekonnt z.B. Spider-Man Anleihen in Gaston zu verbraten ohne das es peinlich oder anbiedernd wirkt. Seine Lacher Dichte war bei mir enorm hoch und deshalb, wenn auch mit Bauchschmerzen, würde ich doch jedem der Gaston mag empfehlen mal einen Blick zu riskieren. Kommt auch bald auf Deutsch.
Grafisch ist Delaf nicht auf Höhe von Franquin, aber das ist sowieso niemand, von daher passt das, seine Zeichnungen sind aber dynamisch mit schönen Details und netten Ideen, überaus gelungen und ich würde sie schon sehr weit oben im Funnybereich ansiedeln. Kleines Manko, ein wenig Schwung und Lebendigkeit verliert er durch das Zeichnen auf dem Tablet. So ganz kann das Digitale noch nicht an die analoge Welt reichen, das ist insgesamt sehr 'clean' und aufgeräumt. Das Schicksal teilt er mit dem Boule und Bill Zeichner, der auch digital arbeitet. Ich zeichne selber auf dem iPad, von daher kenne ich die Problematik.
Auch inhaltlich fehlt schon viel von dem Anarchismus der eigentlich so gut wie jeden Gaston Gag durchdringt, manche natürlich stärker als andere. Da spielt dann der jeweilige Schöpfer schon eine wichtige Rolle.
So komme ich mal zum Ende dieser schwierigen Besprechung, einerseits bemängele ich wirklich bei jeder Gelegenheit, dass man Figuren einfach auch mal mit ihrem Schöpfer sterben lassen sollte, sie engen ein, schnüren Kreative in ein Korsett, lassen uns keine neue Wege beschreiten, dann greife ich aber doch zu Asterix, lese super gern Blake und Mortimer, und jetzt auch noch Gaston, was meine Argumentation ad absurdum führt.
Meine Empfehlung bekommt Band 22 aber trotz allem. :rolleyes: Ob Delaf auf Dauer mit der eher auf Slapstick statt auf anarchische Gags setzenden Arbeit bei mir durchkommt werden wir sehen.