Zitat von
Jano
Als Außenstehender stellt sich das Ganze aber so dar: Unabhängig davon, ob einem ein Titel nun gefällt oder nicht: die Eigenproduktionen kommen deutlich regelmäßiger als die Lizenztitel. Das kann man als Verleger ja handhaben, wie man möchte, aber die regelmäßig vorgebrachte Argumentation, dass die Veröffentlichung der Eigenproduktionen keinen Einfluss auf das Erscheinen/Nichterscheinen von Lizenztiteln hat, ist für Unbeteiligte ... und für mich auch aus Verlegersicht ... etwas dubios und wirr. Geld ist Geld und für eine Eigenproduktion fallen genauso Druckkosten an wie für einen Lizenztitel. Wenn dann in anderen Threads davon berichtet wird, dass bereits fertig gedruckte Bände nicht geliefert werden, weil sie nicht bezahlt werden (können?), liegt für Leute, die auf diese warten, eben die Schlussfolgerung nahe, dass das Geld, das mit dem Druck der vermeintlich unverkäuflichen Eigenproduktionen "verschwendet" wird, besser in diese Bände investiert würde, die sich dann potenziell (ob nun nur als Fanwunschdenken oder auch in Wirklichkeit) besser verkaufen, wodurch wieder Geld für neue Titel reinkommt.
Bis jetzt wurde hier im Forum in den Jahren, die ich hier mitlese, diese These noch nie entkräftet. Es heißt zwar, dass die Veröffentlichung der Eigenproduktionen die Lizenztitel nicht verzögern, aber wie gesagt: Geld ist Geld. Die Spekulationen von einigen, dass die Eigenproduktionskünstler ihre Bände selbst finanzieren, ist ja offensichtlich falsch, und von daher ist das Ganze schlichtweg von außen betrachtet etwas ... äh ... dubios, sofern die entsprechenden Deutschcomics nicht von irgendwelchen staatlichen Kunstfördergeldern subventioniert werden, von denen man nichts weiß.
Sicher, bei den Eigenproduktionen fallen keine Lizenzkosten an und auch keine 10+ EUR Dateigebühr pro Seite. Aber die deutschen Künstler werden ja, wenn sie einen Vertrag haben, anscheinend ebenfalls (vorab) bezahlt und ein angemessenes Seitenhonorar von den üblichen 80 bis 150 Euro pro Seite (so zumindest bei Disney-Comics ... bei Alben, die deutlich länger dauern, kann das natürlich noch deutlich drüber liegen) - nur fürs Zeichnen allein! - läuft letztlich sogar auf deutlich höhere Kosten hinaus als ein Lizenztitel. Im Endeffekt ist das Künstlerhonorar für die Grundaussage aber auch völlig belanglos: Selbst wenn es nur 500 Euro oder gar nichts pro Band gibt, fallen immer noch dieselben Druckkosten an, die für ein vergleichbares internationales Album anfallen.
Die Forderung, dieses Geld lieber in Titel zu investieren, mit denen man solche Absatzzahlen potenziell auch erreichen könnte, ist also aus Sicht eines neutralen Beobachters durchaus verständlich.