Zitat von
moriturus
Ihr holt hier teilweise aber sehr weit aus. Warum die Dinge wurden wie sie sind, ist historisch betrachtet sicher interessant, nur ändern sie nichts an der gegenwärtigen Lage. Es bringt überhaupt nichts, unterschiedliche historische Perspektiven gegeneinander abzuwägen, letztlich holt die Realität uns ein, egal wie, warum und von wem verschuldet.
Ich versuche einen klaren Blick zu wahren, was nicht immer leicht ist, weil Berichterstattung der Geschehnisse oft gegen Pro und Kontra gewichtet wird, wirklich objektiver Journalismus gefühlt abnimmt und viele Berichte eine Färbung tragen. Fakt ist, dass viel Volk unterwegs ist. Fakt ist auch, dass viel Volk berechtigte Gründe dafür hat. Zu allerletzt ist es Fakt, dass niemand eine wirkliche Lösung hat und nur der Mangel verwaltet wird.
Grundsätzlich bin ich dafür, dass jedem Menschen in Not geholfen wird, frei nach Victor Hugo. Auf der anderen Seite bin ich nicht so naiv anzunehmen, dass es bei jedem Asylsuchendem auch so ist. Jene, welche vor Krieg und Terror fliehen, soll Unterschlupf gewährt werden. Der pure Pragmatismus wird dazu führen, dass irgendwann Grenzen geschlossen werden, es wird zwangsläufig dazu kommen, der Ansturm ist zu groß. Und aus meiner Sicht ist es verantwortungslos, Menschen in Not abzuweisen, nur weil andere, die nicht aus Not zu uns fanden, Kapazitäten belegen.
Ebenso verantwortungslos waren einige Aussagen unserer Politiker, die Kanzlerin vorne weg. Es gäbe keine Obergrenze der Aufnahme. Ich nehme ihr es aus menschlicher Sicht nicht krumm, eher würde ich es befürworten, aber sie versprach etwas, was unmöglich zu halten ist. Menschen die zu uns kommen, müssen untergebracht werden, versorgt und betreut werden. Das geht nur in einem bestimmten Maß, welches schon überschritten wurde. Was wird aus den Menschen, die in dieser Hoffnung ihr Hab und Gut aufgewendet haben, um hierher zu kommen und letztendlich abgewiesen werden? Entschuldigung, das Boot ist voll, schwimmt bitte nach Hause?
Und dann gab es noch etwas, was mich verwundert hat. Im direkten Umfeld meiner Kollegen, durfte ich mir einige Dinge anhören, die ich nicht wahr haben wollte. Da wurde über Flüchtlinge derart rassistisch hergezogen, dass es mir die Sprache verschlug. Und es waren nicht einige wenige, sondern mehr der Tenor. Ich kam mir auf der Arbeit vor, wie auf einem NPD Parteitag. Sehr befremdlich und vielmehr noch, sehr traurig. Viele von meinen Arbeitskollegen sind christlich sehr involviert, haben die Kernbotschaft ihrer Religion aber wohl nicht verstanden. Sonntäglicher Kirchgang und Kirchenchor reichen nicht aus, um ein guter Mensch zu sein.