So wie das Un(ter)bewusste sich nicht auf Dauer verdrängen lässt, so wird der von der Norm abweichende Aussenseiter - sei es Carrie oder Leatherface aus TCM - irgendwann aus seiner durch Repression erzwungenen Isolation ausbrechen. Gerade Leatherface hat in dem 2013er "Texas Chainsaw" (einer direkten Fortsetzung des Hooper-Originals von 1974) eine erstaunliche Wandlung durchgemacht. In dem Bertz & Fischer-Buch "Splatter Movies - Essays zum modernen Horrorfilm" gibt es eine wunderbare Analyse der berüchtigten Chucky-Reihe, die völlig schlüssig aufzeigt, wie die Mörderpuppe und ihre Braut einen Gegenentwurf zur "heteronormativen" Familie darstellen - eine ätzend satirische Alptraum-Antwort auf die von den braven Republikanern und fundamentalistischen Christen vertretenen amerikanischen
family values.
Völlig klar wird das endgültig in den TV-Serien "True Blood" und noch mehr "American Horror Story", die die ganze Zeit tonnenweise Subtext transportieren und bei denen das Horror-Genre eigentlich nur ein Aufhänger ist.
Die Tage läuft übrigens Cronenbergs "Die Brut" auf Arte. Cronenberg hat den völlig zurecht als seine Antwort auf den im selben Jahr erschienenen "Kramer gegen Kramer" bezeichnet. "Kramer" war ja ohnehin eine Mogelpackung, nämlich seinerseits eine durchaus fragwürdige Antwort auf die 70er-Feminismusfilm-Welle, wo all das, was normalerweise die Frau "durchmachte", jetzt in kompletter Verdrehung der Geschlechter (und Realität) auf Dustin Hoffman projiziert wird.
Zum Subtext des modernen Horrorfilms siehe auch diesen sehr schönen Artikel von Georg Seeßlen auf Zeit Online:
http://www.zeit.de/kultur/film/2015-...talismus-essay