Wenn aus der Verbindung von Sharif und Christie eine Tushingham hervorgeht...das ist schon deprimierend genug :) Ich kann Christie übrigens nicht leiden. Nicht böse sein ;)
Druckbare Version
Wenn aus der Verbindung von Sharif und Christie eine Tushingham hervorgeht...das ist schon deprimierend genug :) Ich kann Christie übrigens nicht leiden. Nicht böse sein ;)
Wenn es hier ein Ranking gäbe, vielleicht Platz 1:
Der Mann, der zweimal lebte (Seconds)
USA, 1966 Regie: John Frankenheimer
mit Rock Hudson, Salome Jens, Will Geer
- Von allem angeödeter Geschäftsmann geht auf das Angebot einer dubiosen Firma ein, ihn mit einer neuen Identität auszustatten. Sein Tod wird gefakt und via plastischer Chirurgie sieht er nun aus wie Rock Hudson. Sein neues Leben beginnt vielversprechend, mit einer sexy Liebschaft (die sich als Agentin der Firma herausstellt) und einer für '66 gewagten Orgien-Sequenz bei einem Wein-Bacchanal. Doch Hudsons kryptische Träume vom Beginn des Films hören nicht auf, und seine unerklärliche Melancholie holt ihn wieder ein. Auf einer Party hat er einen öffentlichen Nervenzusammenbruch. Die Company ist von dieser Negativ-Werbung nicht angetan, und so kommt es zu dem schier unglaublichen Ende, was neben dem Finale von "Rosemary's Baby" und "Witchfinder General" (s.o.) wohl als der hysterischste Schluss der Filmgeschichte nominiert werden kann.
- Hudson hatte hier offenbar Probleme, eine Trennlinie zwischen seiner Rolle und seinem Privatleben (als "versteckter" Homosexueller) zu ziehen; es kam bei der Party-Szene zu einem echten Zusammenbruch des angetrunkenen Hudson. Auch das wahnsinnige Geschrei am Ende war nicht nur gespielt. (s. Kapitel in Cult Movies 3/Danny Peary)
- Frankenheimers "The Manchurian Candidate" war schon dark, das hier ist sein Meisterstück. Alle Einzeldisziplinen sind herausragend gelöst, mit Karriere-Höhepunkten z.B. auch von Kameramann James Wong Howe und Komponist Jerry Goldsmith (von Regisseur und Hauptdarsteller ganz zu schweigen).
- Zitat aus Cult Movies 3: "Seconds is quite possibly the most depressing film ever made - it is a film of unrelieved despair. Lewis John Carlino, its scriptwriter admits 'it's almost too painful to watch'".
http://www.imdb.com/title/tt0060955/?ref_=nv_sr_4
In Rosemarys Baby fängt die Schlusssequenz hysterisch an, richtig, mit der Messer bewaffneten Farrow. Aber wie dann allmählich die Stimmung kippt und es sich eine normale, von jeglicher Bedrohung bereinigte Atmosphäre entwickelt, das ist von Polanski meisterhaft inszeniert.
Sehnsucht
Deutschland, 2006 Regie: Valeska Grisebach
mit Andreas Müller, Ilka Welz, Anett Dornbusch
- Es ist rein äußerlich die alte Geschichte: Boy meets Girl, Anbetende (oder Ehefrau, weiß nicht mehr genau) von Boy gerät in Psycho-Krise, Girl unternimmt Selbstmordversuch. Wobei insbesondere Boy und Anbetende lupenreine Provinzpomeranzen sind, die sich durch ganzheitliche Unscheinbarkeit auszeichnen. Und doch ist es hier so, als ob man zum ersten mal eine tragische Liebesgeschichte sehen würde. Die Regisseurin verzichtet - im Stile der "Berliner Schule" - kategorisch auf alle Schnörkel und Klischees, weshalb dieses vor dem Hintergrund eines bierseligen Feuerwehrfests stattfindende Alltagsdrama den Zuschauer mit nie gekannter Wucht erwischt. Ein schwerwiegender Geheim-Tipp!
The Broken Circle Breakdown
Belgien/Niederlande, 2012 Regie: Felix van Groeningen
mit Veerle Baetens, Johan Heldenbergh
- Es gab in letzter Zeit nicht viele Meisterwerke, hier ist nochmal eins: Dieses todtraurige Drama um ein unkonventionelles Paar und seine kranke Tochter ist nicht linear erzählt, in allen Belangen großartig realisiert und dürfte kaum jemanden unbeeinträchtigt lassen. Obwohl heftig, ein Werk von großer Schönheit.
http://www.imdb.com/title/tt2024519/?ref_=nv_sr_1
Spider
Kanada, 2002 Regie: David Cronenberg
mit Ralph Fiennes, Miranda Richardson, Lynn Redgrave, Gabriel Byrne
- Wohl Cronenbergs schwierigster Film. Ralph Fiennes als Schizophrener, der allmählich realisiert, dass er seine eigene Mutter getötet hat.
- Byrne stieß in die menschlichen Abgründe auch in der hervorragenden HBO-Serie "In Treatment" vor.
http://www.imdb.com/title/tt0278731/?ref_=fn_al_tt_1
Gesichter (Faces) von John Cassavetes
Es ist (finde ich) geradezu schmerzhaft, den anzusehen. Ein beeindruckender Film mit der wunderbaren, großartigen, anbetungswürdigen Gena Rowlands.
Es gibt noch mehr Filme von Cassavetes, die geradezu schonungslos direkt sind. Echte Schauspielerfilme.
Martyrs
Kanada/Frankreich, 2008 Regie: Pascal Laugier
mit Morjana Alaoui,Mylène Jampanoï
- Dieses Teil darf man getrost zu den wirklich verstörenden Filmen der jüngeren Geschichte zählen, wie z.B. auch Takashi Miikes "Audition" oder David Slades "Hard Candy". Wenn selbst abgebrühte Horror-Freunde anfangen zu fluchen wie die Kesselflicker (s. diverse Foren), dann ist kontroverses Zeug im Anmarsch.
- Es beginnt mit einem Mädel, das offenbar in einer Art Kellerverlies gefangen gehalten wird, dann fliehen kann und sich schließlich in einem Waisenhaus mit einer anderen Insassin, die sich liebevoll um den Neuzugang kümmert, anfreundet. Zeitsprung: Wir sehen eine ganz normale frankokanadische Familie beim Frühstück, die Atmosphäre ist etwas angespannt, und dann klingelt's an der Haustür... Hier muss die Inhaltsangabe abbrechen, denn es ist zu empfehlen, so wenig wie möglich über den Film zu wissen, bevor man sich ihn zu Gemüte führt. Es hält sich bisweilen das Gerücht, das Werk gehöre einem gewissen, hochgradig übel beleumundeten Subgenre an; das ist aber durchaus falsch, denn "Martyrs" setzt weitaus mehr auf psychologischen Terror und kann wohl als in die Annalen gehend "denkwürdig" bezeichnet werden.
- Ähnlich wie in seinem nächsten Werk "The Tall Man" legt Laugier eine völlig falsche Fährte und lässt den Plot nach ca. der Hälfte der Laufzeit scheinbar seinem "natürlichen" Ende zulaufen, weshalb der darauffolgende Richtungswechsel umso heftiger reinknallt. Was die Struktur angeht, so wäre Hitchcock vermutlich stolz gewesen.
http://www.imdb.com/title/tt1029234/?ref_=fn_al_tt_1
The Last House On The Left
USA, 2009 Regie: Dennis Iliadis
mit Garret Dillahunt, Monica Potter, Tony Goldwyn, Aaron Paul
- Das Remake des berüchtigten Machwerks von Wes Craven (das ich nicht gesehen habe), welches sich wieder exploitativ, aber auch irgendwie ernsthaft das Handlungsgerüst von Ingmar Bergmans "Die Jungfrauenquelle" zu Nutze macht. Asoziale Vergewaltiger suchen unwissentlich bei den Eltern der Opfer Unterschlupf. Das Ende ist hammerhart.
- Dillahunt überzeugt wie schon in der HBO-Serie "Deadwood" als total abgefuckter Abschaum der Menschheit.
http://www.imdb.com/title/tt0844708/?ref_=nv_sr_1
In The Company Of Men
USA, 1997 Regie: Neil LaBute
mit Aaron Eckhart, Matt Malloy, Stacey Edwards
- Ein kleiner, realistischer Einblick in die Verkommenheit der Menschheit; in gewisser Verwandtschaft zum genialen "Glengarry Glen Ross". Zwei Yuppie-Ärsche machen sich daran, sich an der Frauenwelt zu rächen, und suchen sich dafür das vermeintlich verletzlichste Opfer aus, eine taubstumme Sekretärin, die sie zunächst verführen und dann fallenlassen wollen, um so ihr Leben zu ruinieren. Ein grandioser Film mit einem bitterbösen Ende.
http://www.imdb.com/title/tt0119361/?ref_=nv_sr_1
Einige besonders grimme Exemplare des Psychiatrie-Films:
Lilith
USA, 1964 Regie: Robert Rossen
mit Warren Beatty, Jean Seberg, Peter Fonda, Gene Hackman
- Besonders tragisch vor dem Hintergrund, dass Seberg 1979 unter dubiosen Umständen - sie fühlte sich wg. einer angeblichen Liaison mit einem Black-Panther-Mitglied vom FBI verfolgt - Selbstmord beging (Zitat aus dem Abschiedsbrief: "Forgive me. I can no longer live with my nerves.")
Ich hab' dir nie einen Rosengarten versprochen (I Never Promised You A Rose Garden)
USA, 1977 Regie: Anthony Page
mit Kathleen Quinlan, Bibi Andersson
- Vermutlich das einzige ernsthafte Drama, das Roger Corman je produzierte. Kathleen Quinlan ist phänomenal als jugendliche Schizophrene.
...und in diesem Kontext auch passend, wiewohl nicht in der Psychiatrie spielend:
Wie in einem Spiegel (Såsom I En Spegel)
Schweden, 1961 Regie: Ingmar Bergman
mit Harriet Andersson, Max von Sydow
Irreversibel (Irréversible)
Frankreich, 2002 Regie: Gaspar Noé
mit Monica Bellucci, Vincent Cassel
- Quasi der Startschuss für die neue französische Härte. Eine Vergewaltigung und die Folgen, rückwärts erzählt, so dass der Film da endet, wo er chronologisch eigentlich beginnt: auf der grünen Wiese, beim Kennenlernen.
- Dieses delirierend-verstörende Werk fanden nicht wenige hart am Rande des Erträglichen.
http://www.imdb.com/title/tt0290673/?ref_=nv_sr_1
Mitnichten. Weißer Terror (The Intruder, aka Shame) von 1962 hat Corman nicht nur produziert, sondern auch inszeniert. William Shatner spielt darin grandios einen üblen rassistischen Aufwiegler. Eine seiner besten darstellerischen Leistungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Weißer_Terror_(Film)
Okay, Laurence Harvey. Hat ihm nicht geholfen.
Die San Fernando Filme mit dem Ex-Freund von Sondra Locke. An sich sind die ja nicht deprimierend. Deprimierend ist nur, dass seine Karriere auch diesen Kack unbeschadet überstanden hat.
Come again?
Eastwood hat sich wohl zu einem der großen zeitgenössischen US-Regisseure entwickelt, das ist imho der heutige John Ford.
Erbarmungslos (Unforgiven/1992) - einer der besten Western aller Zeiten und in den letzten 30 Jahren neben "Schindlers Liste" für mich auch der beste Oscar-Gewinner in der Sparte "Bester Film" (wenn "Boyhood" dieses Jahr gewonnen hätte, wäre dies der 3. ebenbürtige)
Letters From Iwo Jima (2006) - für mich einer 3 oder 4 besten Filme des letzten Jahrzehnts
Erbarmungslos ist ein guter solider Western, und hat auch mir (das hat mich selbst überrascht) gefallen, auch wenn er bei der Abrechnunge am Ende in seine stereotype Mimik zurück fällt. Seinen übrigen Regiearbeiten kann Ich nichts abgewinnen (Ganz übel Eiger Sanction) und die Lobeshymnen darüber sind mir ein Rätsel, wie z.B. bei Million Dollar Baby. Aber bevor alles über mich zusammenbricht: Thunderbolt und Lightfoot gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen...
"The Eiger Sanction" oder auch "The Rookie" sind natürlich 08/15. Es gibt aber eine immense thematische und qualitative Konsistenz und die gelegentlichen Meisterwerke, wie neben "Million Dollar Baby" auch noch "Mystic River". Das ist mehr, als man von den meisten heutigen Regisseuren behaupten kann.
Das ist dann wirklich deprimierend.