Zitat von
Fridolin Kiesewetter
Auch ohne Corona hätten die Versandhändler die GCT-Hefte im Mai verschickt, wie immer ganz ohne Gedrängel und ohne Hautkontakt. Weshalb dürfen sie das jetzt bitteschön nicht tun? Der Versand ist doch sehr wohl Corona-konform.
Viele Comic-Händler verkünden dieser Tage stolz: „Hurra, endlich bekommen wir wieder Comic-Hefte aus den USA! Kommt alle her!“ Müsste man deren Verkauf nicht auch auf den Herbst verschieben, wenn die hier vorgetragenen Scheinargumente ernst gemeint wären?
Das Problem sind etliche Krämerseelen unter den Händlern, die nicht begreifen wollen, dass man 2020 leider Events nicht so durchführen kann wie gestern und vorgestern. Das sture Beharren auf dem „Konzept vom GCT als Großkampftag“ ist im Pandemie-Jahr einfach unverantwortlich. Wie sollen Abstandsregeln und die maximale Besucherzahl pro Quadratmeter in den meist engen Comicläden eingehalten werden? Jeder Comicfan, der die GCT-Hefte via Postboten geliefert bekommt, nimmt Druck vom Kessel.
Tombola, Kaffee & Kuchen (falls überhaupt vorhanden, meistens eher nicht) sind nur das Beiwerk, die Zielgruppe interessiert sich primär für die GCT-Hefte. Doch der Horizont reicht in der von Kleinstunternehmen geprägten Comicbranche leider oft nicht bis zur Zielgruppenorientierung. Die Kundenperspektive fällt bei der Verschiebung des Vertriebs der GCT-Hefte auf dem St. Nimmerleinstag völlig unter den Tisch. Comicfans und vor allem Gelegenheitsleser sind jedoch keine brave Schafherde, sondern mündige Kunden, deren Budget heftig umkämpft ist, und Comics stehen dabei im harten Wettbewerb zu Streaminganbietern, zum Smartphone und vielen anderen Unterhaltungsangeboten, die meist deutlich preisgünstiger sind.
34 tolle GCT-Hefte sollen Begehrlichkeiten wecken und zum Kauf von schönen Comics animieren. Projektiert für Mai 2020, fertig gedruckt und bezahlt, schmoren die GCT-Hefte jetzt monatelang in einer Lagerhalle und niemand weiß, bis wann – was für eine Farce.