Zitat:
Man könnte Fake News Fake News sein lassen und sich mit echten Nachrichten beschäftigen, die sind schlimm genug. Sieben junge Männer haben offenbar versucht, einen wohnungslosen Menschen anzuzünden. Die Tatverdächtigen sind Flüchtlinge aus Syrien und Libyen, einige davon polizeibekannt, unter anderem wegen Körperverletzung. Diese Tat hat über die Menschenverachtung hinaus große symbolische Wucht: Weihnachten, ein vollkommen wehrloser, schlafender Obdachloser, junge, männliche Flüchtlinge aus muslimischen Kulturkreisen und eine Videoaufnahme der mutmaßlichen Täter nach der Tat, die eine ausgelassen herumtollende Truppe zeigt: weniger Empathie geht kaum.
...
Die Gründe für diese Empörung sind neben der Berliner Tat - eben nicht nur Fake News, sondern dass es in letzter Zeit relativ häufig aufsehenerregende Fälle gab, bei denen Menschen mit ausländischer Herkunft beteiligt waren. Der islamistische Anschlag in Berlin mit zwölf Toten, verübt von einem tunesischen Mann. Ein Mann türkisch-kurdischer Herkunft schleift seine Ex-Partnerin am Seil hinter dem Auto her. Vergewaltigung und Mord in Freiburg, mutmaßlich durch einen afghanischen Flüchtling. Zuvor die gewalttätigen Silvestermobs in Köln und in anderen Städten, bei denen der Verdacht auf junge Männer aus Nordafrika fiel. Syrer, Libyer, Tunesier, türkisch-kurdische Herkunft, Afghane, Nordafrikaner.
...
Wenn man Rechten und Rechtsextremen etwas entgegensetzen möchte, wenn man wie ich glaubt, dass die einzige Chance ist, die Debatten auch im Netz in liberaldemokratische Fahrwasser zurückzuführen, dann muss ein Kurswechsel bei der Art der Argumentation stattfinden. Und dabei, fürchte ich, muss man in schmerzhafte Bereiche vordringen. Die Notwendigkeit für diesen Kurswechsel hat mit sozialen Medien zu tun, vor allem aber mit Daten, deren Veröffentlichung und Interpretation.
...
Ein Blick in die Ferne hilft, das eigene Umfeld zu verstehen. In Australien gibt es (wie fast überall) eine Epidemie häuslicher Gewalt gegen Frauen. Im November 2016 fand dazu ein überparteilicher Politikgipfel statt, bei dem eine Abordnung von Aborigines empfangen wurde. Denn indigene Frauen sind unfassbare 34-mal häufiger Opfer häuslicher Gewalt als nichtindigene Australierinnen. 34-mal häufiger. Diese Zahl klingt kaum fassbar, aber auch unabhängige Fact Checker halten sie für realistisch.
Daraus ergeben sich drängende Fragen, die mit einem gewissen Abstand (16.000 Kilometer) vielleicht einfacher zu beantworten sind: Wie kann man mit diesen Fakten umgehen, ohne rassistisch zu argumentieren? Wie kann man gegen diese Gewaltepidemie mit angemessenen Mitteln ankämpfen, ohne Aborigines vorzuverurteilen? Wie also geht man mit einer Datenlage um, die auf ein massives Problem innerhalb einer Bevölkerungsgruppe oder Minderheit hinweist? Platt gefragt: Kann die Realität rassistisch sein?
Die Polizei im rot-grün regierten Nordrhein-Westfalen stellt zur Kriminalitätsentwicklung umfangreiches Datenmaterial zur Verfügung, auch Statistiken über nichtdeutsche Tatverdächtige. Die Zahlen sind hart: für 38% der Tötungsdelikte gibt es nichtdeutsche Tatverdächtige, für 41% der Raubdelikte und Autodiebstähle, 48% der Wohnungseinbrüche und für heftige 80% der Taschendiebstähle.