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Frizz Das Magazin Leipzig:
FRIZZ zum Lesen:
https://leipzig-frizz.de/
"„Comics sind kein Kinderkram.“"
Interview mit mir:
https://www.facebook.com/FrizzLeipzi...BMQ6r5ruegK2Nl
Das MOSAIK - Die Abrafaxe ist (ostdeutscher) Kult. Waren es früher die Digedags, sind es heute die Abrafaxe. Fast genauso legendär ist der Comicstammtisch Leipzig oder das Fanmagazin „alex“, das der Leipziger Thomas Wilde herausgibt. Grund genug, bei Wilde nachzufragen
Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen?
Ich bin Jahrgang 1958, Englischlehrer und kann im Oktober 2022 in Rente gehen und mein Hobby Comics, insbesondere das Mosaik, vollends ausleben. Das Mosaik begleitet mich schon mein ganzes Leben, ich leite den Leipziger Fanclub, gebe ein Fanmagazin namens „alex“ zum Heft heraus und habe schon Mosaik-Ausstellungen gestaltet. Es vergeht nicht ein einziger Tag, an dem ich nicht in irgendeiner Weise mit den Mosaik-Helden (Digedags und Abrafaxe) zu tun habe. Zu unserem monatlichen Comicstammtisch kann man mich treffen. Dort sind nicht nur Leipziger, sondern auch Fans aus Halle, Dresden, Magdeburg oder Wolfen anwesend.
Wir leben in Zeiten, in denen es Printprodukte schwer haben. Geht es dem Mosaik gut, wissen Sie das?
Das Mosaik ist das meistverkaufte deutsche Comicheft, das liegt auch daran, dass die „Tradition“ des Mosaik-Lesens oft von Generation zu Generation weitergegeben wird. Schön auch, dass das Mosaik bis heute ohne die branchenüblichen Gimmicks (billiges Kleinstspielzeuge) auskommt. Das Heft, das seit vielen Jahren nun in Berlin-Westend produziert wird, arbeitet mit fest angestellten, seit Jahren erfahrenen Zeichnern und sorgt somit auch für Kontinuität. Das Mosaik hatte nach der Wende Glück, dass es nicht den Weg der meisten anderen ostdeutschen Printprodukte gehen musste, da ein westdeutscher Werbeagenturleiter, Klaus Schleiter, das Heft bei der Treuhand vor der Liquidation retten konnte und es bis heute erfolgreich führt und auf erfolgreiche Wege leitet. Dazu kommt, dass man sich besonders in Ostdeutschland auf eine treue und enthusiastische Fangemeinde stützen kann. Fanclubs existieren beispielsweise in Leipzig, Dresden, Rostock oder Berlin. Nicht zu vergessen: Das Mosaik ist bis heute in den Herzen vieler „ostdeutscher“ Künstler. Ich habe Interviews mit beispielsweise Wolfgang Lippert, Knorkator, Gregor Gysi oder Dirk Zöllner zum Thema führen dürfen. Da traf sich auch mein musikalischer, fußballerischer, politischer und comicalischer Geschmack.
Wie kamen Sie zum Mosaik? Und warum reizt es Sie bis heute?
Ich hatte das sprichwörtliche unwahrscheinliche Glück, dass meine Oma, bei der ich aufwuchs, gute „Beziehungen“ zum örtlichen Zeitschriftenladen im Dorf hatte und meine Mutter später am Zeitungskiosk in Wolfen arbeitete. Somit war ich „dauerversorgt“. Nach 1989 war es ja dann einfach sehr leicht, ein Abonnement abzuschließen. Und auch, wenn das viele „Erwachsene“ eventuell belächeln oder nicht verstehen mögen: Comics sind eben schon lange nicht mehr ein belächelter „Kinderkram“. Viele Dinge aus der Physik, der Geschichte oder der Geografie habe ich tatsächlich erst mithilfe des Mosaik und der Reisen der Abrafaxe und der Digedags kennen gelernt. Und diese Aussage höre ich immer wieder von ganz vielen Leuten. Oft sehe ich auch Menschen vor dem Zeitschriftenregal im Supermarkt und höre: „Ooooch, gugge ma, das Mosaik gibt`s ja immer noch!“ Tja, ist so, in der Tat.
Ist das eine bedingungslose Liebe? Oder hatten Sie in der Vergangenheit auch mal etwas am Mosaik auszusetzen?
Ich weiß nicht. Es gab Zeiten, da war ich so zwischen 16 und 22, da waren mir andere Dinge wichtiger. Aber wie ein reumütiger Hund oder ein fremdgegangener Ehemann bin ich so mit Mitte 20 zurück zum Mosaik gekommen. Und die Sucht nach guter Comic-Unterhaltung hat mich bis heute nicht mehr verlassen. Und das ist gut so. Natürlich versuche ich, die Leidenschaft an meinen Sohn und meine Enkelinnen weiterzureichen. Die Welt ist heute comicmäßig bunter geworden, aber nicht alles, was bunt ist, ist auch gut. Das Mosaik hingegen bleibt seinen Prinzipien zum Glück stets treu: Vermittlung von in Wissen verpackter guter, spannender Unterhaltung.
In den Leserbriefen im Mosaik fällt auf, dass es (fast) ausschließlich die Väter sind, die ihren Kindern das Heft weitergeben. War Mosaik zu DDR-Zeiten ein „Männerding“?
Das hat nichts mit dem Heft singulär zu tun, ist in der Tat aber auch mir etwas unerklärlich, jedoch wahr. Nicht nur Mosaik allein, auch andere Comics leiden darunter. Besucht man Messen wie den alle zwei Jahre stattfindenden Comic-Salon in Erlangen oder auch unseren oben erwähnten Leipziger Comicstammtisch, muss man irgendwie zu dem Schluss kommen, Comics seien eine Männerdomäne. Eine Ausnahme bilden da aber seit nunmehr Jahrzehnten die LiebhaberInnen der Manga-Szene, die nach Fernost nun lange auch schon Europa und Deutschland erreicht hat.
Wissen Sie, ob das Mosaik mittlerweile in den alten Bundesländern Fuß gefasst hat?
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Ein Blick in Kioske zwischen München und Hamburg reicht aus, um zu erkennen: Was der Altbundesländerbewohner nicht kennt, liest/kauft er (erst einmal) nicht. Wer sich einmal ein Herz fasst und das Mosaik testet, der bleibt dann auch dabei. Aber die große Fanschar rekrutiert sich immer noch zwischen Ostsee, Spree und Elbe.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Mosaiks?
Auch wenn das komisch klingt: Dass es einmal mich überleben wird, dass meine Erben und Nachfolger sehen, welchen wahrhaftigen Schatz sie da erben und dass im Jahre 3022 innerhalb der gesamtdeutschen Landesgrenzen jeder Mensch die Abrafaxe kennt, vielleicht auch nur von einem Tablet oder von einem Gerät her, was dann folgt. Toi, toi, toi!
Comicstammtisch Leipzig, jeden ersten Freitag im Monat, Gartengaststätte Siegismund in der Philipp-Rosenthal-Straße 51 b, ab 19 Uhr,
Mosaik-Forum unter
www.mosaikforum.xobor.de
Fanclub unter:
www.fanclubalex.de
Text: Mathias Schulze, Bilder: Thomas Wilde
BU: Zwei Mosaik-Freunde unter sich: Thomas Wilde und Wolfgang Lippert.
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