Zitat von
Uhrviech
Ich habe das schon einmal an anderer Stelle geschrieben … also mich hat das Lindner-Buch nicht enttäuscht. Vermutlich weil bestimmte Details aus dem Leben von Hannes Hegen mich persönlich weit weniger interessant als für andere und natürlich auch für wissenschaftlich arbeitende Biografen sind. Es ist das, was Hegen neben seinem Werk selbst der Nachwelt von sich preisgeben wollte plus das, was Bernd Lindner zu diesem Zeitpunkt recherchieren konnte oder auch wollte. Weniger Biografie aus Autobiografie und ich finde es ausgesprochen gut, dass es zu Lebzeiten Hegens noch die Möglichkeit und Autorisation gab, solch ein Buch entstehen zu lassen. Wir wissen doch alle wie unzugänglich Hegen war und mir machte es nicht sehr viel Freude, mir die Informationen zu Leben und Werk aus diversen Büchern, Büchlein oder Artikeln aus dem Forum zusammenzustoppeln. Und viele dieser Quellen würde ich ebenfalls einseitige Betrachtung einstufen wollen. Wer Lindners Buch am Ende als eine Hegen-Bibel betrachten möchte … ok, dann mag er es tun. Ich sehe Johannes Hegenbarth nach wie vor als eine Person, die auf Dauer einen festen Platz in der deutschen Kultur- und Comicgeschichte einnehmen wird. Und da wird es auch normal und auch wichtig sein, dass wissenschaftlich arbeitende Biografen andere Werke über den Künstler veröffentlichen werden als B. Lindner es tat. Aber auch die werden wieder streitbar sein, denn trotz bester Recherche wird jeder Biograf seine subjektive Betrachtung von Person und Werk mit einbeziehen – und sei es nur als Hypothese oder Andeutung. Ich werde auf jeden Fall einer alternativen Biografie offen gegenüberstehen, gerne auch von einem Autor Reiner Grünberg. Ob ich persönlich weitere Biografien für so spannend halten werde, dass sie dann auch als gelegentliches Nachschlagewerk Verwendung finden können, das wird dann eher am Konzept des jeweiligen Buches liegen. Momentan fällt mir jedoch die Vorstellung noch schwer, dass mir eine reine Biografie das vorliegende Buch ersetzen könnte.
Mich persönlich hat die Person Johannes Hegenbarth, Details seiner Biografie und des Lebenslaufs eigentlich nie wirklich tief berührt. Das taten immer nur die Geschichten und Zeichnungen selbst, die er zusammen mit seinem Kollektiv schuf. Aber das geht mir mit anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Kunst nicht anders. Ich benötige auch keinen Hegen-Mythos, weshalb ich auch keine Bange vor einer „Enthüllungsbiografie“ habe, sondern sie ganz im Gegenteil als Literaturbereicherung herbeisehne. Eine ernsthafte wissenschaftlich fundierte Biografie des Künstlers Johannes Hegenbarth kann seine bedeutende Stellung in der Kulturgeschichte nur fester zementieren.