Bloß nicht Leserreporter beim Südkurier werden
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am 23.07.2012 um 19:46 (28089 Hits)
Es ist schon interessant, was man so alles entdeckt, wenn man durch die Gegend surft. Der Südkurier, die lokale Tageszeitung, bietet seinen Lesern nun also an Leserreporter zu werden. Das hat die Zeitung wohl von der Bild abgeschaut.
Man muss sich das mal vorstellen: Der Südkurier legt schon seit vielen Jahren keinen gesteigerten Wert auf Qualität bei Fotos. Wenn man sich einmal anschaut, wie schlecht die auf suedkurier.de veröffentlichten Fotografien sind, stellt man sich schon die Frage, wieso man ein visuelles Medium einsetzt aber nicht dafür sorgt es auch gut zu bestücken. Die Fotos haben oft Farbstiche und sind auch gerne mal unscharf. Das ist auch kein Wunder. Erstens bezahlt der Südkurier auch seinen echten Mitarbeitern sehr wenig Geld für die Fotos. Zweitens haben diese selten die Ausbildung und das nötige Equipment dabei, um überhaupt gute Fotos zu machen.
Kompaktkameras sieht man schon einmal oder aber Systemkameras, meistens ohne externen Blitz. Die Wenigsten werden schon einmal etwas von Weißabgleich gehört haben oder Ausleuchtung oder schlicht und ergreifend von Belichtungszeiten und Blendeneinstellungen. Die Fotos sind dementsprechend schlecht.
Hat derjenige Reporter doch etwas Ahnung von der Fotografie und eine gute Ausrüstung dabei, werden seine Bemühungen durch einen automatischen Filter beim Südkurier direkt zunichte gemacht. Warum dieser überhaupt zum Einsatz kommt, wenn er doch erkennbar die meisten Dinge verschlimmbessert, ist schleierhaft.
Doch kommen wir zurück zu den Leserreportern. Die normalen Reporter verdienen also ohnehin schlecht. Der Südkurier sucht nun nach Leserreportern, die deren Arbeit machen sollen. Die sollen Artikel einsenden. Natürlich ohne Honorar. Einmal davon abgesehen, dass journalistische Regeln bei Lesern Nebensache sein dürften, sollte man sich einmal die Bedigungen ansehen, die man bei den eingesendeten Fotos akzeptieren muss:
"Wer ein Foto an SÜDKURIER Online schickt bzw. hochlädt erklärt, sämtliche Rechte hieran zu besitzen und überträgt dem SÜDKURIER Medienhaus alle Rechte zur Veröffentlichung in allen Medien, insbesondere zur Bearbeitung, Archivierung und Weiterveräußerung."
Die Rechte zur Veröffentlichung sind ja normal. Schließlich soll der Südkurier das Bild veröffentlichen können. Warum aber bitte schön in allen Medien? Internet und Druck würden ausreichen. Denn der Südkurier betreibt keinen Fernsehsender und kein Radio. Mal davon abgesehen, dass die Verwendung eines Fotos im Radio sowieso Schwachsinn wäre. Das Unsinnige und gleichzeitig unverschämte ist aber die Weiterveräußerung. Der Südkurier darf das Bild also weiter verkaufen und will dafür dann auch noch 50 % der Einnahmen einstreichen: "In diesem Fall erhält der Urheber des Fotos 50% des Weiterverkaufsverlöses." Ein kostenlos erhaltenes und verwendetes Bild darf also weiter verkauft werden.
Sicherlich ist es so, dass ein Anteil von 50 % bei Online Bildagenturen durchaus marktüblich ist, wenn man einen exklusiven Vertrieb eingeht. Aber die Bildagenturen verkaufen nur und verwenden das Bild nicht für die eigenen Belange ohne Honorar. Das ist - kurz gesagt - eine Unverschämtheit. Die Bedingungen sollten dringend überarbeitet werden, wenn man das weiter anbieten will. Oder aber es sollte niemand Leserreporter werden.
Es sollte aber ruhig auch die Frage erlaubt sein, wie sinnvoll diese Leserreporter sind. Sie lassen nun einmal jegliche journalistische Ausbildung vermissen. Und die Notgeilheit der Leute auf Sensationen sollte einfach nicht ausgenutzt werden. Was dabei heraus kommt kann man ja immer wieder in der schlechtesten Art und Weise bei der Bild erleben. Jedes einigermaßen seriöse Blatt sollte das nicht unterstützen.