Gebabbelte Infos

Ein wenig ungläubig waren schon unsere Blicke, als am 3.8.2009 die folgende Mail bei uns eintraf:

Hallo liebe Leute,

ich möchte euch mitteilen, das ihr auf den Zensurindex von der privatwirtschaftlichen Software "sitekiosk" steht, die z.B. in der Stadtbibliothek Münster auf den öffentlich zugänglichen Internetrechnern installiert wurde. Wenn ihr gerade in Laune seid, macht doch ruhig mal "Dampf" , z.B. bei der Stadtbibliothek.

Bei der Site, die angesprochen war, handelte es sich um Splashcomics.de. Splashcomics führt das ICRA-Label, wir achten stets darauf, dass wir nach Möglichkeit FSK 12 einhalten und da kommt schon ein wenig Verwunderung auf, wenn eine solche Nachricht eintrifft.

Zunächst einmal haben wir uns an den Hersteller „Provisio“ selbst gewandt. Bei einem Telefonat wurden wir darum gebeten eine E-Mail-Anfrage zu stellen. Zur Sicherheit fragten wir gleich den ganzen Straus an Domains an, aus denen die Splashpages bestehen. Unterdessen sahen wir uns auch einmal auf deren Website um. In der Produktbeschreibung ist von einer „Deaktivierung von unerwünschten Webseiten“ die Rede. Was an Splashcomics wohl unerwünscht sein soll, das war zu diesem Zeitpunkt noch die große Preisfrage. Wie man auf diesen Index gerät, warum man nicht informiert wird, war und ist die zweite große Preisfrage. Bisher haben wir dazu noch keine Antwort erhalten.

In Zeiten in denen sogar der Staat offen Zensur betreibt (man muss sich nur Ursula von der Leyens Zensurgesetz anschauen) scheinen jedenfalls auch Privatfirmen so manche schwarze Liste zu führen und selbst so harmlose Angebote wie Splashcomics können auf solche Listen geraten. Das stimmt uns hier in der Redaktion doch sehr nachdenklich.

Noch nachdenklicher stimmte uns dann das, was uns der Techniker der Stadtbücherei erzählte. Denn dort hatten wir auch nachgefragt. Der konnte erst einmal bestätigen, dass wir wohl mal auf dem Index standen, aber nur kurzfristig und der Zugriff inzwischen wieder funktionierte. Er vermutete, dass es eine Kombination aus zwei Dingen gewesen sein könnte: Die Google-Anzeigen und die Verwendung des Wortes „Sex“ auf unserer Startseite. Und in der Tat hatten wir einmal einen Artikel online, in dem wir uns über eine Frau lustig machten, die sich über den sexlastigen Spider-Man mokierte. Das Wort „Sex“ als Ausschlusskriterium für einen Kinderschutzfilter? Nun, dann dürfte ja „Bild Online“ ständig ausgeschlossen werden. Immerhin: Wir wurden nur im Jugendbereich ausgeschlossen, es gibt weitere Kioske, bei denen kein Filter aktiv ist. Das ist immerhin etwas. Aber Sex, Comics und Googleanzeigen haben zumindest zur zeitweisen Sperre geführt.

Lustig ist dabei noch, dass in der Gemeindebücherei in Lauchringen, in der ich selbst ab und zu etwas mache und in der meine Frau tätig ist, gerade das Buch über Sexualaufklärung immer wieder verschwindet und an den unmöglichsten Plätzen wieder auftaucht, auch auf der Toilette. Könnte es also sein, dass Jugendliche in Bibliotheken eher andere Ansätze finden, um sich aufzuklären, als dies ausgerechnet an einem Kiosk-Computer zu tun, den man ja sowieso nicht von der Stelle bewegen kann (weil fest installiert)? Wäre doch mal einen näheren Gedanken wert.

Ob jetzt auch das Comicforum auf dem Index landen wird? Oft genug habe ich ja hier über Sex geschrieben und Google-Anzeigen gibt es hier auch ab und zu… ;-)

Übrigens hat der EDV-Verantwortliche versprochen unsere Sites auf eine Whitelist zu setzen. Vielleicht macht das Provisio ja auch.